N? Ralll vom UnuM. i Roman von H. ». Erlin. (12. Forlsetzung.) Von Falkenhagen das Scheiden schwer? N«in, kein Selbstbetrug! Ein heimliches Warten und Hoffen, als letzten Abschied von 'ihr nehmen als müßte Angelika zurückkehren nach dem Ulmenhose. Dorthin zurück Angelika hatte keine Ruhe daheim, kein Interesse für die beabsichtigte gemeinsame Sommerreise. Das ele gante Nordseebad, das ihr so ver lockend erschienen war, hatte seinen Reiz v«rlor«n. Die kahlen DUnen ziige, wie waren sie öde im Vergleich zu dem sanftgeschwellten Abhang der grünen Wiesen des Ulinenhoses und das Tosen der Wogen, wieviel weniger würde es zu ihr sprechen, als das' leise Plätschern der Wellen in dem Bach, darüber die Weiden sich neigten. Und all di« Bekanntschaften, die sie dort machen würde, all die Huldigungen, die vielleicht ihrer war teten, wogen sie wohl den heimlich .sanften Druck «iner bebenden Män nerhand auf, galten sie wohl so viel wie ein einziger Blick aus zwei dunk len Augen Augen, die aus allem beneidenswerthen Reichthum heraus, hinweg von der eleganten Frau, hin überschwtisten zu ihr, nur sie suchen nur sie sehen würden wenn si« es wollte. Sie wollte es nicht. Aber mußte sie daraum auf das verzich- Glück bereitete. Der Konsul machte ein befremdetes Gesicht, als Angelita schüchtern den Wunsch äuß«rte. Seine Augen Hes sen Grabe hin? Sie senkte den Kopf, als er in gütigem Tone zu ihr sprach, sie von Röthe überzogen: „Ich möchte doch vielleicht nicht dortbleiben, aber doch noch einmal dahingehen b«vvr wir reisen —" Zum letzten Male den Weg durch den Wald von Faltenhagen wandern, bis dahin, wo das Buchen grün sich lichtete, wo der Wiesen grund sich aufthat und am Bach der schmale Pfad hinlief zum Ulmenhofe. Zum letzten Male den Blick hinüber wenden, in seinem Herzen den letzten Abschieds von ihr, dieser Zum letzten Male und dann zurück nach Falkenhagen, zu seinem Weibe! Madeleines Hand fassen und es ihr sagen: Am Waldrand war Hartmut ste hen geblieben. Doch seine Augen wanderten weiter, den schmalen Pfad Tag. gewahrt hat, fliehen, solange es noch Zeit ist, sieghaft bleiben, wo nahes Unterliegen droht! Umkehren, wie Pflicht und Ehre es ihm g«bi«ten! Aber langsam, wie in Fesseln schreitend, bewegten sich seine Füße, gingen gingen vorwärts, wohin die Liebe ihn zog. Der weiche Wiesengrund fängt sei ne Schritte auf; Angelika merkt noch immer nicht sein Nahen. Ohne sich zu rühren, sitzt sie da. das feine Oval Gesichtes ihm zugekehrt. Fest und hart ist sein Fuß plötz lich aufgetreten, als trete er etwas nieder. Und sie fährt zusammen, stößt «inen leisen Schrei aus »nd sich ih»>. zu. Tvdten Seele vielleicht, die ihr kind licher Glaube oroben in dem lichten Himmel sucht, zu dem voll Sehnwät ihre Augen sich hoben, statt lachend über die Erd« zu schauen. Musste er so ihr Wort verstehen, so noch einmal die Erinnerung an sie mit sich nehmen, die ihn nicht freigeben würde mit ihrem quälenden, heimlich anklagenden „durch deine Schuld!" Am VacheSrand, zu ihren Füßen, hat Hartmut sich niedergelassen. „Angelika, mir ist. als sollte ich Ihnen heute Lebewohl sagen für alle Zeiten," ruft er. „Aber zuvor lassen Sie uns einmal zueinander sprechen, wie wir noch nie gesprochen haben, frei von Scheu und ohne flüsterte sie: „Was soll ich Ihnen sagen?" „Nur mir Antwort geben, wenn ich muß: Trauern Sie noch immer .n gleicher schmerzlicher Sehnsucht um den Todten? Glauben Sie noch nicht, daß Sie eines Tages überwinden vergessen werden?" Abirehrend hebt sie die Hände ge gen ihn. Er beißt die Zähne zusammen. Selbst das Wort vermag sie nicht zu hören, das von Vergessen redet. Trotzdem fragt er weiter: „Soll Jhr ganzes Leben, all Ihre Jugend nur dieser einen Liebe nach trauern, die im Grabe ruht?" „Liebe —sie spricht das Wort nach, als hätten ihre Lippen es noch nie gekannt. Und in ihren Augen liegt etwas Starres, ein Grausen fast, das Grausen jener letzten Wochen, wenn der langsam Sterbende mit sei nen erkaltenden Fingern nach ihr ge tastet, wenn seine kalten Lippen nach ihrem lebendigen Hauche verlangt hat ten. Und an ihrem starren Blick hängt ein anderer, als ob er etwas aus ih le Wahrheit dessen, was da in ihren Zügen ringt, was entsetzt aus ihren Augen schaut und was nicht Lie be ist! HÜrtmut hat sich zu ihr gebeugt, „Angelika warum wurden Sie meines Bruders Frau?" „Weil ich gut machen wollte und weil er mir leid that." Sie hat es hervorgestoßen, hervor geschluchzt, von seinem Willen be zwungen, sie, die keines eigenen Wil lens Kraft kennt. Vor ihr thut sich dunkelgähnend ein Abgrund auf, und er ruft ihr zu: „Gutmachen was denn? Was? Meine Schuld? Mein Verbrechen? „Weil es doch um mich geschah und weil weil ich doch wußie, was keiner weiß „Was wissen Sie, Angelika?" Die Stimme versagte ihm fast. Wie im Wirbel bewegt sich sein Den ken. Die Wahrheit wußte si« die? hatte Oswald die ihr be kannt? „Was wissen Sie, Angelika?" Seine abermalige Frage zwingt sie zur Antwort, und stockend flüstert „Wie es geschah was Sie tha ten thun wollten warum er fliehen mußte denn ich wie sie ihn in das Haus getragen hatten da in Ihrem Zimmer am Boden die Pistole ich .hob sie auf. habe sie versteckt und habe keinem, keinem etwas davon gesagt und habe doch immer ein Gefühl gehabt, als wäre ich mitschuldig geworden —" „Angelika" «in dumpser Laut, ein Schluchzen —, „Mitschuldig an meiner Schuld und geopfert, um meine Schuld zu sühnen ist es so. Angelika?" Kein Ja, kein Nein. Sie hält die gefalteten Hände gegen die Lip pen gepreßt, als wolle sie so diese schließen. Da zieht er ihre Hände herab uyd fragt mit unnatürlicher Ruhe: „Angelika, wenn Si« nicht aus Lie be meines Bruders Weib geworden sind wen haben Sie denn geliebt?" Kein Wort, nur ein schwach ver hallender Laut und ein Blick, der ihm alles verräth. „Mich, Angelika mich —?" Sein Haupt ist auf die Brust ge sunken. Dann hebt er den Blick wie der langsam und schwer zu ihr. und mit brechender Stimme fragt er: „Und heute heute?" Ihre Augen blickten scheu zu ihm auf, gluthrothe Scham bedeckte ihre Sie hatte es herausgestoßen, sich fahren „Was habe ich gethan o Gott, was hab«n Sie mich thun lassen!" Voll zitternder Furcht ihn abweh rend, floh sie von ihm hinweg. Er starrt dem lichten Kleide nach, um ihn her wird es dunkel, und nur eines blieb bei ihm zurück in der Einsamkeit: ihr «ntsetztes Erinnern: i „Madeleine —" j Wie vom Sturm getragen, eilt er nach Falkenhagen zurück. AmFenster steht Madeleine und harrt aus sein Kommen. Durch di« Thor fahrt tritt er herein mit eilenden Schritten, die langsamer werden, zö gernd stocken, als er vor sich das Haus sieht, darin sein Weib seiner wart«t. Vom Fenster weg ist Madeleine in das Nebenzimmer geeilt, hin zu dem Flügel; sie beginnt zu spielen. Jhr reiches Hausgewand aus wun breitet sich über dem zarten Grau d«s 'Teppich aus. Ein kleiner Aus schnitt, von einer stumpfen Goldborde edlen Nackenlinie frei. D«r Kopf mit dem klassisch feinen Profil ist leicht geneigt, wie herabgezogen von dem Hartmut schon «inmal auf La malta voll entzückter Ergriffenheit ge lauscht hat spielt es mit jeder Fiber ihres Wesens, mit jedem Puls schlag ihres Herzens, um ihn her beizurufen, um in feiner Seele einen den Töne, er steht lauschend auf der Schwelle, und sein« Augen sind fist gebannt auf der vornehmen Frauen gestalt. Alles, was er je für sie em pfunden, womit er sie empor geho ben hat über gewöhnlicherer Frauen Art, quillt in ihm auf, drängt hin ! len^hel'fen^" Er stürzt vor ihr nied-r, drückt den ' Kopf in ihren Schoß und murmelt: ! „Madeleine —" I Unter ihren Händen verhallten die Töne mit einer Dissonanz, und in ihr jubelt es auf wie klingende, singende > Seligkeit, wie jauchzendes Glück, un ter dem fast das Herz zerspring«» will. Er, nach dem ihr« Seele ge rufen, er ist gekommen! Sie hat ihn wieder, hält ihn ihn, der der ihr« sein will nur der ihre „Hartmut Du Liebster, Liebster Du!" ! Sie hat seinen Kopf mit beiden Händen zurückgebogen, neigt sich über ihn, senkt tief den Blick in fei ne Augen, sieht sieht das Fleh?n darin, den Hilfeschrei, d«r nun von seinen Lippen bricht: ! „Madeleine, Du mein bester Freund, ' mein getreuer Kamerad sei es mir jetzt in dieser Stunde!" Von seinem Kopf sind ihr« Hän de zurückgesunken, über ihren Augen haben die Lider sich geschlossen so sitzt sie starr und bleich. Keine Frage ist nöthig. Sie weiß, was ihm geschehen ist, was ihn so zu ihr führt. ! „Du kommst von Angelika?" „Ja, ich komme von ihr. Ohne daß ich sie suchte, ihr begegnen wollte, i traf ich sie." Seine Hände, die in ihr«m Schoße ruhen, schiebt sie sacht von sich, steht auf, tritt langsam "von ihm hinweg zu d«m Fenster, dessen schweren Sammetvorhang si« schließt, und dann läßt sie sich, der dämmerigen Hell« den Rücken zugekehrt, in einen hoch lehnigen Sessel gleiten. Von da klingt ihre Stimm« zu ihm weich laß uns beide den rechten Weg su chen, der aus dieser Wirrniß heraus führt." Die gute Stimm« gut aus Gu te, nicht aus Schwächlichkeit Güte, die Stärk« ist, Kraft Mehr noch als ihre Worte hört er die Stimme, fühlt ihren Klang. „Den rechten Weg, es gibt nur ei nen einzigen noch nach heute. Ma beide es glaubten. Was auf dem Ulmenhofe Unglückliches geschah, das hat nicht nur ein Opfer gefordert Angelika wurde das zweite wur de es, weil si« glaubte, gut machen, mein Verbrechen war." „Hartmut!" dicht vor ihm steht Madeleine, und ihre Finger um klammern sein«» Arm. Angelika ist Deines Bruders Frau geworden -- „Zu einem andern." ~Und dieser andere Du. Hart mut?" heute sie selbst?" „Frage nicht, Madeleine, suche zu begreifen. Sei gut. fei groß! Du allein bi>l es, die helfen kann." „Ich will Dir helfen. Sprich, In ihm drängen sich die Gedanken, wie er «s ihr sagen, es umkleiden soll, daß es nicht allzu rauh, zu unver mittelt trifft. Und dann löfen^sich de: „Gib mich frei!" Madeleine weicht von ihm zurück und streckt die Hände in starrer Ab „Das dieses Letzt« forderst Du von mir von Deinem Weibe?" Er sieht, was er ihr anthut, und das H-rz krampst sich ihm zusammen, „Vergib mir, Madeleine, was ich an Dir sündige, aber ich kann, ich kann ja nicht anders! Ich habe ge gen diese Liebe gekämpft, es war vergeblich. Sie ist in mich hinein gewachsen, und ich kann die Wurzeln »ich', herausreißen, ohne mich selbst Ties in die Lippen hinein hat Ma deleine die Zähne gegraben, den Schmerz hinabzuzwingen, der sich äch zend Bahn brechen will. Dann steht sie wieder vor Hartmul, hat aus sein« Schultern dir Hände gelegt, als w?l!e si- an 'hm rütteln, daß die klare Be sinnung ihm zurückkehre. „Warst Du so unglücklich an mci >!«r Seite, Hartmut? Habe ich Dir nichts gegeben, was Dir auch gegen mich Pflichten auferlegt? Was willst Du denn? Unsere Ehe lösen, um -ine neue mit Angelika einzug«h«n? Und glaubst Du denn, daß Du darin Dein Glück finden würdest, mit dem Be wußtsein, was Du mir angethan?" „Und wenn es nie wieder «in Glück für mich gäbe, ab«r ich kann «in Leben der Lüge nicht länger er tragen! Wie sollen wir denn weiter leben miteinander nach dieser Stunde? Unsere Ehe hätte nie sein dürfen, denn sie ist auf einem Irrthum auf- Madeleine sei gut, sei groß laß uns den Irrthum lösen gib mich frei!" „Nein!" Ein Wort wie eine eherne Mauer. „Und abermals nein „Nein! Ich halte fest an Dir denn Du bist mein! Mein durch das Recht meiner Liebe. Und bevor ich nicht erkannt habe, daß über dieser eine andere, höhere steht, von der Dir ein besseres Glück kommen muß, als ich es je Dir bringen könnte, gebe ich Dich nicht frei. Du kannst Dich von mir mit Gewalt lösen frei willig aber lasse ich Dich nicht " Ihr Gesicht ist weiß und starr, ihre Gestalt hochaufgerichtet, wie si«. an ihm vorbeischreitend, ihn verläßt. Dann ist sie in ihrem Zimmer al lein. Noch immer liegt aus ihrem Gesicht der Wille: „Ich halte Dich und zwing« Dich doch noch dereinst Zwingen? Läßt sich Liebe denn erzwingen? Erzeugt jeder Zwang nicht Haß und Widerwillen? Hilfesuchend streckt sie die Arme aus, und ihr Muth und Stolz, der Glaube an di« Macht ihrer Liebe ge räth ins Wanken. Laut aufschluch zend in haltlosem Jammer sinkt sie 21. Kapitel. Auf dem Divan seines Zimmers hatt« Hartmut die Nacht verbracht. Nun faß er an seinem Schreibtisch, wollen. Wie ein Hohn erschien ihm jetzt diese leidenschaftliche Bitte. Sei- Das Weib, das er liebte, an sich Welt hinaus! Wohl hatte es ihm Blatt genommen und wieder zerris sen. die' Fetzen in seiner Hand zusam menballend. rer Seele g«worden. Ein Wille te ihr den Weg. Sie pochte an ihres Thür und wem das Schreiben gegolten hal te. Sie grollte ihm nicht! Sie tann te ihn zu gut und wußte, daß er diesen Kamps auf seine Weise vollen- Hartmut" mit tieser Bewegung erfaßte sie seine Hand „laß uns nicht beide am Gestern scheitern. Ich will Dir Hilfen in allem, will nichts von Dir verlangen, als Deinen Glau be» an meine Liebe. Hartmut, zer trümmere nicht die Wirklichkeit um einen Traum." Sie war an ihm niedergeglittcn und umfing ihn mit ihren Armen. Aber er schwieg noch immer. Müde und schwer sank seine Hand auf ihren Kopf. „Sprich doch zu mir! Ich ertrag« schluchzend stieß sie es hervor, und da wandte er ihr d«n brennen den Blick zu. „Ja doch, Madeleine es ist >a gut laß das alles jetzt —" „Nein. Hartmut, es ist nicht gut. Es muß doch irgend etwas geschehen. Geh doch für eine Zeit von hier fort, ohne mich, allein. Reise, wohin Du willst, so lange Du willst!" Reisen fort allein —. Sekundenlang zog es wi« frische Le benshoffnung durch sein Hirn; dann aber überkam es ihn: Reisen er! Mit dem von seiner Frau wohlgefüll ten Portemonnaie! Ein bitteres Lä cheln umzog seinen Mund. „Sorge doch nicht um mich! Ich werde schon mit mir fertig wer den so oder so —" Eine herzbeklemmende Angst ergriff Madeleine, ein« dunlleAhnung drohen den Unheils, und doch vermochte sie ruhigen, festen Tones zu sprechen. „Ich lasse Dich jetzt allein, Hart muth. Vielleicht kommt uns dann die rechte Klarheit Über unser- Zu kunft." Er nickte vor sich hin. „Ja, ja wi« Du es willst." Die Worte tönten ihr nach wie Grabgeläute. „Wie Du es willst." Er hatte nur die Schulter gebeugt, wi« einer, der sich darin ergeben hat. fortan fei ne Kette zu tragen. Und diese Ket tc ist jhr« Liebe. Brennende Scham wühlte in ihr. Und-Empö rung flammte auf g«gen die, welche frevelnd so viel Unheil schuf und viel leicht mehr noch schaffen würde, wenn nicht eilte fest« Hand ihr den Weg wies. Eine feste Hand. Auf ihre eige ne Rechte blickte Mad«leine nieder. Die war wohl fest, zwang wilde Pferde, beherrschte jed« Waffe und wußte doch sanft schmerzende Wunden zu pflegen Die Hand vermochte es wohl auch, ein thöricht Kind auf den Pfad der Pflicht zurückzuführen! Sie wollte Angelika sehen und spre chen; dann würd« sie wissen, was zu geschehen hatte. Angelika saß wie gewöhnlich um diese Morgenstunde mit dem Rittmei ster aus der Veranda, als einer der Handwerker, die an dem Neubau ar beiteten, ihr ein geschlossenes Billet übergab mit der mündlichen Bestel lung, eine Dame warte draußen vor dem Hofe auf sie. Ein Blick auf die ihr bekannte Schrift, und Angeli ka wurde weiß wie das Tischtuch, darauf sich ihre Hand stützte. „Ich komme sofort," stammelte sie, und fragend blickte der Rittmeister beim Klang ihrer Stimme in ihr verstör tes Gesicht. Si« zwang sich zu einem Lächeln, während sie den Brief in di: Tasche schob. „Eine Dame Ulla von Holfen stein entschuldige. Vater..." Und ehe «r etwas erwidern konnte, war sie die Verandastufen hinunterge huscht. Nicht direkt nach dem Hofthore zu wendete sie di- Schritte! sondern bog um di« Ecke des Hauses, wo sie nie mand sah, und dort zerriß sie mit zitternden Fingern den Umschlag des Briefes. Die Buchstaben tanzten vor ihren Augen. „Ich muß Sie sprechen. Angelika. Was mich dazu «ranlaßt, wissen Sie, und gerade darum werden Sie unse re Begegnung nicht vermeiden, son dern sie wünschen, wie ich sie wlln sche. M d«l ' Was nun beginnen um Gott Madeleine wußte war gekom men, Rechenschaft zu fordern. Wo her wußte sie es? Hatte er sie vielleicht sogar seiner Frau verrathen doch nein, er liebte sie ja Aber dann mußte er sie doch auch vor Madelein« schützen! Ihre Ge danken verwirrten sich, und schwin delnd, mit unsicherem Schritte ging sie zum Thor. Von der Bank, die draußen unter den Ulmen stand, hat Madeleine sich erhoben und sieht der zögernd näher kommenden Gestalt mit ernstem, grü ßendem Blick entgegen. „Es ist recht von Ihnen, daß Sie meiner Bitte gefolgt sind, Angelika, und dieser Unterredung zwischen uns „Aber warum soll'.? ich denn, Frau Madeleine? Im Gegentheil ich freu« mich. Sie wiederzusehen." Nichts wandelt sich in Mudeleines Mienen. steht, bis Madeleine mit Stimme fragte: „Angelika, ist es wahr, li«ben Sie meinen Mann?" Dieser so unvermittelten Frage ist sie nicht gewachsen. Sie findet keine Erwiderung. Si« starrt Madeleine „Antworten Sie mir! Ich bin zu Ihnen gekommen, um von Ihnen zu hören, ob es wahr ist, daß Sie mei nen Gatten lieben." Leben kehrt in Angelikas Gesicht zurück. „Wie können Sie mich fragen? Ich begreife ja überhaupt gar nicht —" tastend fährt sie über Stirn und Wangen „Si« müssen da etwas mißverstanden haben, oder ich weiß, ich verstehe nicht! Ich traf gestern zufällig mit Herrn Bravand zusammen wirklich ganz zufällig" fährt sie eindringlicher fort, als müsse sie einem Zweifel begegnen „ich saß am Bache unter den Wei den —" Mit rauhem „Lassen Sie Ein zelheiten," unterbricht Madeleine das abgerissene Stammeln „und bl- Wahrheit gemäß die Frage, die ich an Sie gerichtet habe. Ich Will Ihnen nicht zürnen, wie auch Ihre Antwort ausfallen mög«, wenn Si: den Muth der Ehrlichkeit besitzen." „Aber was wollen Sie denn nur von mir? Was soll ich denn nur gethan haben?" de vor das Gesicht gepreßt. „Ich ha be doch gar nichts weiter gesagt, als daß ich Oswalds Frau geworden. ' weil er mich so dauerte, nicht weil , dann auf meine Worte folgte, daran war doch ich nicht schuld, sondern er! 5 Ihr Ihr Mann. Und daß er Ihnen das nun Oder haben Sie uns nur gesehen, Madeleine!" Nur gesehen! Unsägliche Ver achtung. unsägliche Bitterkeit prägt sich in ihrem Gesicht aus, und klingt in ihrem Tone wieder, der hart und eisig ist. „Ich habe nichts gesehen. Angelika. Aber ein rechter Mann sagt es wohl selbst seiner Frau, wenn eine andere ihm bekennt, daß sie ihn liebe." „Aber das habe ich ihm ja gar nicht gesagt!" schreit sie mit zittern den Lippen. „Es ist bloß alles so gekommen, weil ich weil ich immer so unglücklich bin, wenn ich an alles zurückdenke, was ich schon in meiner Jugend durchmachen mußt«." Und es perlt Thrän« um Thräne aus den schönen Nixenaugen. Madeleine nimmt keine Notiz davon; sie sitzt in steinerner Ruhe da. und Frage um Frag« richtet sie an die Fassungslose. > „Hätte mein Mann wirklich kein Recht gehabt zu seiner Annahme, An gelika?" . bejahend das Haupt. I „Ich habe ihn immer lieber gehabt, als als —" Der Name des anderen will nicht über ihre Lippen und sie würgt ihn en Sie doch wahr gegen mich, Kind." Madeleine hat plötzlich die kleinen Händen Angelikas gefaßt und hält si« fest in d«n ihren. „Ich komme ja nicht als Richten» zu Ihnen, ich will ja nur auch Sie hören, nachdem „Wenn ich mich ihm damit verra then habe! Ich dachte mir nichts Bö ses dabei. Er ist verheirathet, liebt Sie. wenigstens mußt« ich das doch annehmen." „Also hätten Sie sich ihm weniger verrathen, wäre er frei gewesen, An gelika?" „Ich weiß es nicht. Ach, Made „Sagen Sie mir doch, was ich thun soll! Ich will Ihnen ja kein Herze leid bereiten." „Würden Sie denn über Jhr eige nes Leid hinUberkommen. Angelika wenn ich Ihnen sage. Sie'müssen d«r höchsten Pflicht gehorchen, di« für unZ alle von Ihnen fordert, jeden Gedan ken an einen Mann zu ersticken, der Ihnen nicht ang«hören kann, weil —" „Angehören?" Fast entsetzt ist sie emporgezuckt! Ich glaubte, ich wär« ihm gleichgül» hat. und erst, als es zu spät war, da erkannte ich —" In Gluth getaucht bricht sie ab, „Welch ein Unrecht! Ich soll mich trifft ihn ganz allein die Schuld!" (Fortsetzung folgt.) Für Vir Küche. Gefüllt« Gurken Zuthaten: beln, Petersilie. Man schä't di: Seiii außer Kapern und Citroii.'usasr daran und rührt dies« Mass« gu! Nun schält man die Gurk.'n, schneidet gössen und die Suppe mit geriebenem, extra servirkn Parmesankäs« zu Tisch gegeben. Gebackener H«cht. Der Hecht wird gut gereinigt, gespalten und in Stücke geschnitten. Dann macht man Schnitt an Schnitt der Breite nach» doch nur durch die obere Haut, und salzt st«. Nach 1/2 Stunde trocknet man sie ab. w«ndet sie in Ei und Weißbrodkrumen, für «inen gewöhn lichen Tisch in Mehl um und läßt sie in einer osefnen Pfanne, worin reich > lich Butter oder Backfett gekocht und ! still geworden, groß und hellbraun werden. Damit der Fisch nicht wie j der weich werde, darf man ihn nicht ! früher backen, bis es Zeit ist, ihn zur > Tafel zu geben. Kalbszungen - Ragout. Kalbszungen werden in Fleischbrühe nicht ganz weich gekocht, abgezogen, in Rothwein mit etwas Bratenjus kurz weich gedämpft und in viereckige I Stücke geschnitten. Einige Champig nons und kleine, in Butter gebacken« Farceklößchen werden zugegeben. Vom Z Fond wird mit brauner Vorraths- sauce und etwas Tomatenpüree eine > dickliche Sauce angerührt. Diese wird an das Ragout gegeben, aufge ! kocht und die fertige Speis« in einer tiefen Schüssel in einem Reisrand ! gerichtet. ! Gefüllt« Kartoffeln. Uebrig gebliebenes Bratenfleisch wird mit etwas Petersilie fein gewiegt und in Butter gedämpft; wenn erkaltet, werd«» Salz und Pfeffer, etwas sauere Sahne und drei Eier dazu ge rührt. Große, runde Kartoffeln werden geschält und auf einer Seite gerade geschnitten, daß sie stehen,, ebenso wird die entgegengesetzt« Seit« abgeschnitten. Die Kartoffeln werden mit einem Löffelbohrer ausg<höhlt. Die Fülle wird eingefüllt und die Kartoffeln im Bratofen langsam ge dämpft, bis di« Brühe eing«cämpft ist. Sind sie dann mit etwas Butt«r engebraten, löscht man sie mit Bra tensauce ab und richtet sie mit «iner Buttersauce an. Semmel - Pudding mit Vanille. (Verwendung altbacke meln werden von der Kruste befreit und gewogen. Etwa Pfund da von weicht man in U Pint Milch ein und zerdrückt dies mit einer kleinen Reibkeule zu Brei. Inzwischen hat man Pfund süße Mandeln ge schält und gerieben oder gestoßen und ein« kleine Stange Vanille mit Zucker feingestoßkn. Nun rührt man etwa Pfund Butter schaumig, fügt nach und nach unter beständigem Rühren nach d«r gl«ich«n S«ite 7 Eidotter, die Mantxln, 1-3 Pfund feinen Zucker, die Semintlmasse, die Vanille und. etwas geriebene gesiebt« Semmel da-- zu, rührt alles noch 15 Minuten» mischt schnell das zu steiftm Schn«e geschlagene Einxiß dazu, füllt die Masse in di« ausgestrichene und be streute Puddingform und läßt den Pudding I>/K Stunden im Wasser- Kaltes Rindfleisch mit pikanter Sauce. Man schneidet das vollständig erkaltete Fleisch in möglichst feine Schnittchen und legt sie schichtweise in folgende Sauce: Vier Eier werden hart gekocht, auA rohen Eies, drei fein gehackten Sar dellen. einem Theelöffel seinem Senf, dem Safte «iner Citrone, etwas Salz. Pfeffer. ein«r Prise Staubzucker, Oel und Essig wird eine dicke Sauce be reitet, die man durch ein Sieb streicht. In eine tiefe Schüssel legt man eine Schicht Fleisch, darauf ein« Schicht Sauce und abwechselnd so fort, bis all«s verbraucht ist. Den Schluß bil det eine Schicht Sauce. Vor 24 Stunden soll das Fleisch nicht genos- Stehen an Wohlgeschmack. Dieselbe Sauc« kann man iib«r jeden kalte»
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