Und Berks, Momgomcry und Schuylkill Caunries allgemeiner Anzeiger ZK eavi n g, Penn. Gedruckt und herausgegeben vonA r nold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und CKesttUt' Straße. Jahrg. 12, gan;e Nnm. ;?»2. <A»S dem Jllnstr. Untei Haltungs-Blatte.) Der Postillion Novelle. (Fortskpun.q.) Vor dem Posthause zu M. hielt eine stattliche Reisekalesche. Das frisch vor gelegte Doppelpaar wohlgepflegter Heng ste schnob ungeduldig und sog die kühle Abendluft begierig ein, und der Post knecht lehnte schon am Sattelgaule, die lange Peitsche in der Hand, indeß der Wagenmeister aus seiner schmutzigenßüch je noch die Wagenräder tränkte, und da bei neugierig nach dem in Gold und bun ten Farben gemalten Wappen schielte, welches von der Wagenthür herab trotz der Dämmerung zu seinen Augen herüber schimmerte. Eine Staffelte trabte jetzt auS dem Thorwege des Posthauses heraus, und an der Extra vorbei reitend rief der alte steife Postknecht dem jungerfPostillion zu : „Komm glücklich nach, Kamerad! Ich will Quartier bestellen."—„Fritz auf ein Wort!" rief plötzlich der auS seiner Ru- he erwachende Postillion, und war mit - zwei Schritten neben dem weilenden fettenreiter. „Wenn du im weißen Bär I vorkehrest, so grüße mir heimlich die Jung- j fer vom Hause, und sprich ;u ihr, über morgen wäre die Woche zu Ende, und sie möchte das wohl bedenken."—„Schelm !" lachte der alte Reiter. „Nun ich weiß ja Bescheid, und gönne dem jungen Volke,! was ich selbst gehabt. Soll richtig ab- gegeben werden." —Dahin trabte er und der Postillion sah ihm trübsinnig nach, und ging dann wieder zu seinen Pferden zurück, nahm die Zügel und klatschte meh rere Male mir der kräftigen P.itsche durch die Luft, w.ßhalb die unruhigen, doch gut gezogenen Thiere zusammenschössen, die Köpfe geradeaus stellten und sich fest an einander schlössen, wie vernünftig zur Ab fahrt sich bereitend. „Mußt schon Geduld haben," sprach der Wagenmkister an ihm vorübergehend, „hast lustige Passagiere, die eben noch die zweite Flasche Champagner knallen ließen. Aber vornehm sind sie, und hau nur tüch tig darauf los, in der Nacht thut ein bis chen Schweiß den Gäulen nichts, und solche Herren fliegen gern über das Pfla ster hin, stößt'S tüchtig, schüttelt's ihnen den vollen Magen zurecht, und macht'S Hirn wieder nüchtern. Drei blanke Gul den geb ich dir für s Trinkgeld." Der Postillion antwortete nicht, mach te auch kein fröhlich Gesicht dabei, wie seines Gleichen wohl zu thun pflegen bei solcher Prophezeiung. Nach einer Wei le trat der Livreejäger aus der Thür des Posthauses, öffnete den Wagenschlag und ihm folgten bald Reisenden von dem Postmeister bekompUmentirt. Beide wa ren Männer von gereiftem Alter, doch schien der Größere einige Jahre älter durch die große, haarlose Stirn, welche sich nach hinten in eine Glatze verlänger te, die von einem dichten Kranze seiner, fast schon silbergrauer Haare umgeben war, und die der Fremde bei dem Heraus treten in die Abendluft mit einem runden purpurfarbenen Sammetkäppchen bedeck te. Als sie sich zum Einsteigen bereite ten, trat der Andere, der einen feinen Jagdüberrock trug, zuvor an die Pferde. „Schöne Thiere. Postmeister," sagte er mit Lebhaftigkeit und leichter Zunge, „da sitzt fremdes Blut in HalS und Fuß. Aber Schwager, du bist noch so ein jun ges Bürschchen, und unterstehst dich solch muthigen Postzug zu commandiren, und dazu durch die Nacht, und all ihren Sa tansspuk?"— Der Postillion zog respekt voll seinen Hut, als er sich aber zur schul digen Antwort gegen die Herren wandte, traf sein Auge auf den größeren Fremden und das imposante Aeußere desselben, das bleiche edle Angesicht, gehoben durch das Schwarze seiner Kleidung, unter welcher Orden sichtbar funkellen besonders aber das dunkle, auffallend große Auge, wel» cheS über die gebogene Nase blitzte, und starr auf ihm zu hafte« schien, drückte das freie Wort, das ihm schon auf den Lippen schwebte, zurück. Der Postmei ster säumte nicht an seiner Statt zu spre chen. „Ich stehe für ihn, Herr Oberjäger- Meister," sagte er devot, in meinem Stal le gibts keinen sicherern Kutscher und kei nen bessern Hornbläser. Ich wette er lenkt die zwölf königlichen Isabellen durch alle Querstraßen der Residenz so kunstge recht, wie der königliche Stallmeister und würde im Hoforchester, wo man die Horn duoS besonders lieben soll, seinem Platze Ehre machen. Wollen Sie die Nacht im Wagen wach bleiben, um sich an den Gespensterformen des Fichtenwaldes zu er götzen, so bläset er mir seiner Radawats ka oder Tiroler Hopser Ihnen jedes Mor pheuekorn vom Auge; wünschen Sie in der Wagenecke zu schlummern, so dürfen Sie nur befehlen, und das preußische Mantellied oder „schlafe mein Prinzchen" und andere melodische AdagioS werden wie sanfte Opiate Sie zur Ruhe fördern." „Also ein wahres Postillion Genie!" lachte der adelige Nimrod. „Aber wir sind ja bei Ihnen, Postmeisterchen, immer an das Besondere gewöhnt. Gute Pfer de, rascheßeförderung, höflichen Empfang billige Zeche kenne ich in ihrem Hause seit zwanzig Jahren, welche man auf hundert Meilen weit bei Ihresgleichen oft verge bens sucht. Nun mein junger Schwager fahre brav und vorsichtig, damit wir mor gen in der Residenz nicht mit geschunde nen Nasen und blankgeschlagenen Augen der Hof Fete Schande machen, und blase lustige Weisen, damit wir die Molestien und Unhöflichsten der Gebirgsstraße Möglichst vergessen, und vok rundwadigen Ballettänzerinnen träumen können." Der Postillion setzte den Fuß in den Bügel, und schwang sich so leicht in den Sattel, als hätte er eS auf der Pariser Reitbahn gelernt, so daß die Passagiere ihm Beifall zunickend, ohne fernere Sor ge in ihre Kalesche stiegen. Der Livree jäger bestieg den Kutschbock, lehnte seine Büchse zwischen die Knie, und die ange klatschten Hengste zogen im raschen Tra be den Wagen über das rauhe Pflaster des Städtchens in das Freie hinaus. Die Nacht stieg langsam auf, sternen klar und still. So lange daS letzte schwa che Licht in Westen die Gegenstände er kennbar machte, schauten die Reisenden, Jeder für sich in einzelne Betrachtungen versenkt, aus dem nur halbbedeckten Wa gen auf die Gegend hinaus, die zu den schönsten Deutschlands gehörte, und im steten Wechsel der herrlichen Höhen und lachenden Thäler dem Auge die manigfal tigste Ergötzung darbot. Als aber der neidische Schleier der Nacht die Schönhei ten der Natur verhüllte, lehnten beide sich bequem in den Wagen zurück, und der sanguinische Oberjägermeister unterbrach die Schweigsamkeit gar bald. „Sind Sie zufrieden mein sinstererßa ron, mit unserm Postillion ?!' fragte er. „Was mich betrifft, so muß ich bekennen, daß ich dem Postmeister eine Abbitte zu thun habe. Ich hielt seine Lobrede auf den jungen Menschen für einen windigen Posaunenstvß, mit welchem die Herren an den Heerstraßen gar zu gern die Klagen und Besorgnisse der Passagiere zu über täuben suchen. Sein Wort war eine Wahrheit, und die Fertigkeit des Bur schen auf diesen bergichten, nicht gefahr losen Wegen verdiente einen ehrenvoller» Posten, und wüßte ich, daß er frei wäre von den Gewohnheits Untugenden seines Standes, dem Dienste des Bachus und der Göttin Pandemos, möchte ich ihn dem Oberstallmeister empfehlen." „Aber Sie antworren nicht, Baron!" plapperte er nach kurzer Pause Weiler. „Je länger wir mit einander reisen, je mehr seit Ihr in sichtlicher Melancholie versunken, und die Residenz wird Ihr Va terland nicht an Ihnen zu erkennen ver mögen. Ueberlassen Sie den Spleen je nen Söhnen dtö überseeischen Jnsellandeö "IVlllig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den «. Febrnar, IBSI. iu deren Adern der schwere Porter und nicht der göttliche Geist des Ehampagners moussirt. Gedenken Sie der schönen Ta ge, die wir vor zwei Decennien unter eben diesem Himmel am Hofe des galantesten aller Konige verlebten, gedenken Sie der Freuden und Abenteuer, welche wir theil ten, und bringen Sie diesem Lande einen freundlichen Wiedersehens Gruß in der Erinnerung an die schöne Jugendzeit, welche für unS freilich nicht wiederkehrt." „Ich gedenke!" antwortete der Baron sehr ernst und fast eintönig. „Ich füh le, daß sie nicht wiederkehren kann, daß sie dahin ist, und darum ist meine Zunge gelähmt, meine Brnst beklommen. Wohl habe ich diese Gegend wieder erkannt, und alte Wunden bluten neu, wie des Mör derS Nähe der Leiche seines Opfers fri sche Blutstropfen entlockt." ~Sie wählen grausige Bilder, lieber Freund" siel der Qberjägermeister lebhaft ein. „Wäre ich kein Waidmann, so wür de mir solch Nachtgespräch Herzklopfen machen, denn die Fichten dort sehen einer Horde schwarzer Jäger sehr ähnlich, und jene einzelne Eiche mit den abgestorbenen Unterzweigen ähnelt einem Riesen, der gleich der bekannten strafenden Schloß jungfrau seine zerschneidenden Arme nach unS ausbieitet. „Verzeihen Sie mir. Graf, wenn ich ihren guten Humor trübe, aber ich kann nicht anders," antwortete der Baron nicht ohne Schärfe. ..Als ich diese Berge zu letzt sah—o hätte ich sie nie gesehen, nie mein liebes Vaterland verlassen! —Als ich diese Berge zuletzt sah, saß meine theu re Hortense an meiner Seite." Der Baron sprach die letzten Worte mir so schmerzlichem Ausdrucke, daß sein Nachbar, von dem Gewicht derselben er griffen. vergebens nach einer Erwiederung suchte, und verstummend in die Nacht hinaus starrte. Der Baron fühlte den. Vorwurf, welchen er unwillkührlich dem Freunde gemacht, und fuhr nun selbst gutmachend zu reden fort. „Meine Hör tense kam, wie Sie wissen, von dieser letz ten Reise auf Deutschlands Boden krank in der Heimarb an, und nur der wohl thätige Tod heilte sie von dieser Krank' heit. O Freund was der rasche Flug der Weltgeschichte, was der heimliche Kampf der Intriguen des Hofes mich hatte vergessen machen, ist Alles wieder hell und schneidend geworden, und selbst der Postillion, der Ihr Interesse so schnell und seltsam zu gewinnen wußte, hat mei ne Seele verwundet, denn er ähnelt im Wüchse und in den Gesichtszügen auffal lend meinem Henry, der bei Algier viel leicht in dieser Nacht von den krummen Säbeln arabischer Horden bedräuet wird." „Hören Sie, Baron !" entgegnete der Graf rasch, um dem ihn ineommodiren den Trauertexte eine andere Richtung zu geben. „Der Bursch hat ein feines Ge hör, ist galant gegen Sie und will seiner Aenlichkeit Ehre machen. Er bläset die Marseillaise trefflich, und das Echo accom pagnirt ihn echt romantisch." „Doch was wird das ?" rief der Ba ron, indem sie eine Weile gehorcht, und stellte sich mit Aengstlichkeit hoch auf im Wagen. „Warum verstummt das Horn so plötzlich? Was ist mit den Pferden!" Francois, herab, es gibt ein Unglück!— Wilm hatte seit dem Abschiedsmorgen gar traurige Tage verlebt. Gewissens bisse quälten ihn, und seine Seele war so bedrückt, als hätte er selbst jene Mord; that begangen. Aber bald wurde diese Qual von einem noch größeren Schmerze betäubt. Er hatte sich von seinein Mäd chen losgerissen für immer, er mußte ihr entsagen, denn wenn sie auch den Vater zur Flucht in ein fremdes Land bewog, konnte er ihr folgen? hätte er ruhig, glücklich sein können in der Nähe deS Mordgesellen ? Und das war der Schenk wirth, wenn er auch nicht selbst Hand an gelegt er hatte die That gewußt, hatte Wacht gestanden, ohne seine Mitwissen schaft würden die Bösewichter nimmer so dreist in der Blutnacht gewirthschaftet ha ben. Tiefste Finsterniß lag anf dem Geiste deS guten Bnrschen, all sein Hof fen anf LebenSglück war in jener Nacht begraben worden mit dem unglücklichen Tom, denn er hatte die schöne Line wahr haft geliebt, und sie war seine erste, ein zige Liebe gewesen ; diese Liebe war die Sonne seines Daseins geworden, war ge keimt in seinem Knabenalter, war gereift in dem Jüngling, sie gehörte zu seinem Wesen, wie Luft und Licht schien sie sei ner Existenz unentbchrlich. MehrereMa-- le kam ihm der sündige Gedanke, diese Qual schnell zu enden im rauschenden Flus se oder im verschwiegenen See, aber er trug reine Gottesfurcht im Busen, und der frühe Umgang mit dem frommen Mädchen hatte den leichtfertigen Trotz und die wüste Heftigkeit der Menschen seines Alters und Standes abgeschliffen, ehe sie sich festgesetzt als gefährlicher, im mer wachsender Giftkeim. Er verlor alle seine Munterkeit, schlich wie ein bleicher Träumer an seine Geschäf te, und hätte der strenge Ordnungssinn des Postmeisters, die Furcht vor seinen Verweisen ihn nicht gewaltsam aufrecht erhalten, krank wäre der vom Geiste aus zerrüttete Körper zusammengebrochen. Als er den Befehl zu dieser Fahrt em pfing, sträubte sich sein innerstes Gefühl dagegen, und er sprach den Wunsch aus mit einem Kameraden zu tauschen, doch der Postmeister, der so gut er sonst mit ' seinen Leuten umging nie die Regel än derte oder einen Befehl zurück nahm, und dem heute gerade die Ehre seines Stalles vor einem der ersten Hofherren seines Fürsten am Herzen lag, wiederholte den Befehl, und der arme Bursch, vom Ge fühle seiner Schuld gegen den Wohlthä ter eingeschüchtert, schirrte die Hengste an und nahm mit Ergebung in sein Ge schick die Zügel. Auf der ersten Hälfte des Weges gelang es ihm, seiner Gedan ken Herr zu werden, indem die muthigen Thiere ihm zu schaffen machten, als je doch die Straße jetzt hügeliger wurde, die dampfenden Rosse geduldiger seiner Lei tung und seiner Peitsche gehorchten, als jetzt die bekannten Holzwinkel und Berg spitzen seiner Heimath aus dem Dunkel hervorstiegen, als er dort fern sogar den Lichtschein aus dem Hause, wo die Gelieb te weinte, zu erblicken vermeinte, und als er sich dachte, wie fremd und verstoßen er vor der bekannten Thür vorbei traben müsse, da fuhr es ihm wie sengende Blit ze durch das Herz und Hirn, und sich zu be täuben blies er den täuschendsten Kriegs marsch den er kannte, in sein Horn. Langsam ging es bergauf, und er hatte dem Vorderspann die Zügel nachgelassen, da gewahrte er plötzlich eine fremde Ge stalt mitten vor den Pferden, die aus dem Boden gewachsen schien. Er sah, wie der Nachtmensch die vorder» Hengste kräf tig bei den Zügeln packte, gewaltsam zur Seite riß, so daß ihre Köpfe seinem Sat tel ganz nahe kamen. Ein weißer Kittel deckte den ungezogenen Störenfried, sein Gesicht war schwarz wie ein Mohrenant litz, und als er jetzt kaum zwei Schritte von ihm den Arm dräuend gegen ihn aus streckte nnd mit einer dumpfen Stimme rief: „Keinen Lant, Schwager, und her unter vom Sattel, oder der Teufel holt Dich ohne Gnade!"—Da fuhr er zusam men wie vom lähmenden Wetterstrahle getroffen, denn er kannte die Stimme, er erkannte im Sternenlichte die stämmige, jetzt noch riesiger scheinende Gestalt. Indessen waren hinter ihm die Passa giere in keinen geringern Schrecken ge worfen worden. So wie der Wagen hielt, stürzte ein halbes Dutzend verdäch tiger Waldmenschen aus dem Busche, der zu beiden Seiten die Heerstraße einzäun te, gegen die Kalesche, und ihr unverständ liches Gebrüll ließ über ihre böse Absicht keinen Zweifel übrig. Die beiden Rei senden waren im Wagen d rinnen aufge sprungen, doch die Ueberraschung schien ihnen die Besonnenheit für einen Augen- Laufende Nnmmer 2S blick genommen zu haben und der Anblick mehrerer blinkender Flintenlä'ufe warf sie auf den Sitz zurück. „Keine Umstände, und keine unnütze Gegenwehr," rief einer der Straßenrit» ter, die sämmtlich in weiße Kittel geklei det waren und die Gesichter geschwärzt hatten, und in dieser gleichmäßigen Uni« form noch furchtbarer erschienen. „Aus gestiegen, Geld und Gut heraus, soll das Leben salvirt bleiben. Wer eine Hand aufhebt ist des Todes!" Furcht ergriffen sah der Postillion rück wärts, auch die Stimme hatte er erkannt; er sah den braven Jäger auf dem Kutsch bock aufgestanden, wie er den Kolben fei ner Büchse an die Schulter drückte, er sah wie der, welcher so eben gesprochen schneller losbrannte und der Jäger getrof fen zurücksank, er sah den Baron sein Terzerol abfeuern auf die Feinde, und Alles, was jetzt kommen mußte, in seiner erhitzten Phantasie erblickend, hob er sich in Verzweiflung auf dem Sattel, und schlug, da es doch einmal das Leben galt, mit der Peitsche nach dem, der die Pferde hielt, ohne die Schwäche dieser Waffe zu bedenken. Er mußte gut getroffen haben denn der stämmige Riese that einen gräß lichen Schrei und taumelte zur Seite, drückte jedoch im Falle noch sein Hand gewehr auf ihn ab. Das Herumreißen des Vordergespan nes mit kräftigem Zügel, das Antreiben der Rosse, durch Sporn und Peitsche, war das Werk eines Augenblicks, und da« hin rollte der Wagen wie im SturmeL fluge, doch fühlten die betäubten Passa giere, wie die Räder sich hoben und krach» ! ten, als wenn sie Seinhaufen zermalmten, und hörten mit Entsetzen ein wildes Ge» heul hinter sich her, das aber immer fer ner tönte und endlich verstummte. Kei wagte einen Laut zu sprechen und der Ba ron hatte sich auf den Rücksitz geworfen und hielt den stöhnenden Jäger bei den Schultern fest und stützte den Kopf deZ treuen Dieners. So flog die Kalesche über Stock und Stein, Hügel hinauf, Hügel herab, unter dem steten Peitschen knall und lautem Zuruf des braven Postil lions durch Busch und Wald, bis endlich an einer Ecke ein Haus sichtbar wurde, Licht darin schimmerte und menschliche Gestalten vor demselben die letzte Furcht der Reisenden verscheuchten. „Halt an, braver rief der Graf. „Wir müssen einkehren, sonst stirbt uns der Francois unter den Hän den. Halt an, ich kenne das Haus, hier sind wir außer aller Gefahr." „Um Gott nicht hier, Gnaden!" ent gegnete der Postillion mit sichtlich beben der Stimme. „Fort, bis zur nächsten Station. Die Pferde halten schon auS und auch ich mit Gott." Neuerdings peitschte er aufdie dampfen» den Thiere, aber eine fremde Stimme hinderte feine wohlgemeinte Absicht. Bist du betrunken oder blind, du toller OchS von einem Kutscher?" schrie ein schwar zer Reiter, als die vordersten Hengste zwischen einen Haufen dastehender Sat» telpferde geriethen, die nur von einigen Reitern gekoppelt gehalten wurden, und, durch den heftigen Anlauf in Uuordnung gerathen, sich bäumten und schlugen und kaum von den starken Führern gebändigt werden konnten. Wer tobt so ohne Ver stand in die Nacht hinein!" setzte er zornig hinzu und ließ eine blanke Klinge durch durch die Luft blitzen. „Reiß deine Pferde zurück, oder ich will dich zusammenfuch teln, daß du nüchtern werden sollst, ehe du aus dem Sattel kommst." Thut ihm nichts, wer Ihr auch sein möget,—rief der Graf aus dem Wagen, —das Licht von der HauSflur muß ihn geblendet haben, und er verdient Lohn ohne Gleichen, denn er hat uns eben auS einer Gefahr gerettet, in der bei meiner Ehre! alle seines Gleichen den eigenen Kopf nicht gewagt haben würden für fremdes Leben. Straßenräuber überfi«, len uns, kein, Biertelstunde von hie». lS»res»tz«ns folg»?
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