Oer Liberale Beobachter, Und Berks. Momgomcry und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger. 5K eadi N S, Denn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwelle, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße. Jahrg. 12, ganze Nnm. l (Aus dein Jllustr. U»te»haltnnz6-Blakte.) Der Postillion. Novelle. (Fortsetzung.) Die Stimmen vom Hause verdeutlich ten sich immer mehr, und bald näherten sich die ihm leider zu bekannten Gestalten dem offenen Pförtchen seines Verstecks. Es war der lange Tom ohne Hut und Wams, derauf den Müller Wolf und den Holzwärter Rephahn gestützt und fast von ihnen getragen, sichtbar wurde. Auf den ersten Blick erkannte man, daß der junge Mensch bis zur Sinnlosigkeit betrunken war, denn er hielt sich kaum mehr aufrecht, die Beine schleiften nach, die Knie brachen ein, sein Äopf schwankte von einer Seite zur andern, und seine Zunge stammelte halb verständlich nur. ~Gieb dich zufrieden Brüderchen," sprach der Müller mit einem fürchtbar freundlichen Tone, wir bringen dich zu Bett, und du sollst tüchtig ausschlafen. Morgen leeren wir den Rest der Flasche, und dann fallen die Knochen wieder frisch, lauter volle Augen " „Ja zu Bett die Treppe hinauf — Jungfer Line soll vorleuchten !" stammelte der Trunkenbold. „Bezahle Alles dop pelt—wie ein Prinz" —und rhat dabei ei nen Luftgriff nach seiner Tasche. „WaS Jungfern du Narr! So wie du bist, kannst du dich vor keinem Schätz chen sehen lassen !" antwortete der Müller mit höhnischer Erbitterung, und den ma gern, leichten Menschen einem Kinde gleich aufnehmend, setzte er ihn mit einem Schwünge auf den Schlachttisch, indeß der nachgekommene Schlachter Hunger land die Pforte des Schlachthauses völlig zuzog.— 'Es war ein unheimlicher Anblick wie Ver Sinnverwirrle Tom da saß im vollen Mondscheine mit kreideweißem Gesicht, und mit glanzlosen GlaSaugen verwundert seine guten Kameraden und Spielgesellen anstarrte. ~DaS ist mein Bett nicht, —daö ist hart, wie Stein ;—ich will in die rechte Kammer!" stotterte Tom, der wie von einer lichten Ahnung belebt, kräftiger sich los zu machen versuchte, jedoch durch die starken Hände seiner Führer verhindert wurde. Der alte Müller winkte jetzt be deutungsvoll dem bucklichten Schlachter, der hinter dem Kopfe des Trunkenbolds stand, ein langes Messer hervorzog, jedoch unschlüssig die Hand sinken ließ. „Bist du ein Meister. Hungerland?" fragte der Müller mit gräßlicher Stimme. „Memme, ist denn ein Stück Vieh weni ger wie dieser Lump?" Und mit einem Griffe der Rechten riß er dem Schlachter das Mordinstrument aus der Hand, faßte mit der Linken die Stirn des Opfers, drückte den Trunkenen gewaltsam zurück auf den Blocktisch und—der Stahl zisch te in der Gurgel des Unglücklichen.— Sechs Fäuste streckten sich sofort aus, die Wehr des Gemordeten zu unterdrücken und seine röchelnde Stimme zu verlöschen. Wilm halte mit Entsetzen der Scene zugesehen ; es drängte ihn hervorzustür zen, aber seine Gliedmaßen waren wie vom Starrkrämpfe sein Haar sträubte sich, kalter Schweiß brach auf seiner Stirne aus, und mit Gewalt mußte er den Angstschrei hinabkämpfen, als der Todesstoß geschah. „Rührte sich da Jemand im Winkel ?" fragte der Müller grimmig zurückblickend, ohne die blutigen Hände loszulassen. „Es ist der Hund," antwortete der Holzwärter, „er hat sein Nachtquartier auf der Wolldecke genommen." Kunstgerecht sing der Schlachter unter deß das Blut in einem Timer auf, und als nun der Ermordete kein Zeichen des Lebens mehr merken ließ, visitirten die Mörder alle Taschen seines Kamisols und seiner Beinkleider, und die reiche blanke Beute, siel in den Hut des Müllers, der mit grimmiger Lust sie schüttelte und er klingen ließ. „Samiel gesegn' eö!" lachte der riesi- ge Unmensch dabei. „Aber dir gebührte > eine Portion Stockfisch, du jämmerlicher Zwerg;" setzte er hinzu, und klopfte dem Schlachter auf den Höcker. „Hätte ge meint, du könntest besser Blut sehen, so wirst du es nicht weit über dein Hunger land hinaus bringen." „Ein Mensch ist doch kein Schwein," erwiederte der Gescholtene kleinlaut, seine Hände scheu betrachtend. „Nun, du Hauptkalb/' höhnte der Müller, „so mach dich davon, und trage den Hut und den Rock des armen Sün ders an den See und wirf s ins Schilf, daß die Wasserjungfer unsere Schuld übernimmt. Hier ist Toms HauSschlüs sel; die alte Magd schläft fest, wir müs sen unser Werk noch krönen, denn diese Lumperei im Hute wäre zu geringer Lohn dafür, daß wir dem armen Schelm Dok tor, Medizin und Todtengräbergebühr er spart haben. Wo lassen wir aber bis da den Siebenschläfer? —Der Mond scheint ihm doch zu grob in s Gesicht und möch te ihn stören im Traume von dem acht zehner Pasch." „Dort ist der Schlachttrog," sagte Rephahn, „darin kann er liegen, bis ich ihn abhole und zum Walde trage, wo sein weiches Bett schon aufgedeckt wartet." Beide gingen rasch auf den Winkel zu. WilmS Herz stand still ; er flüsterte ein Stoßgebet, denn er sah seine letzte Stunde vor sich. Da fuhr der Hund, welcher bis dahin still vor dem Troge ge legen hatte, wie wüthend in die Höhe und gegen die Feinde, die funkelnden Au gen und die weißen gewaltigen Fangzäh ne zeigend. „DaS Messer her !" rief erboßt der Müller. „Kalt gemacht die Bestie, die den Verräther spielen will!" Der Holzwärter riß den tollen Men schen zurück. „Wage dich nicht hin/' sagte er hastig, „der Nero zwingt unserer zwei, und wird sich so leicht nicht von sei nem Lager treiben lassen. Laß den Kal ten liegen, wo er liegt; was schadets? in einer Stunde sind wir wieder da, und so lange verschließen wir die Thür, Gevat ter Martin kann unterdeß dem Hunde ei nen andern Platz anweisen, wenn er lär men sollte." Der Müller fluchte dem Thiere, das wieder still geworden, aber noch immer kampflustig da stand, einige Donnerwer ter zu, dann gingen Alle; die Thüre ward verschlossen, und Grabesstille herrsch te bald in der grauenvollen Klause. Tief Athem schöpfend sammelte Wilm Besinnung und Karft, aber es dauerte lange, ehe er den Muth und die Fähig keit fühlte, sein Versteck zu verlassen. Als er hervortrat, leckte der Hund seine Hand, und er schrak zusammen, > als ihn deS treuen Thieres kalte Schnauze berührte. Wie irr sah er umher nach Rettung su chend, da siel sein Blick auf die blutige Leiche mit dem Kalkgesichte und der gräß lich klaffenden Wunde. Mit Schauder wandte er sich ab, höllische Gestalten schie nen ihm aus den Winkeln zu treten und mit feurigen Klauen nach ihm zu greifen, nach dem Monde blickte er auf, als wolle er den Himmel zu Hülfe rufen, da fand sein Blick die Rettung bietende Oeffnung und er sprang hinzu, kletterte wie ein ge jagtes Wild, an der Lehmwand hinauf und schwang sich glücklich in die offene Luke und von dort in den Garten hinab. Einen Augenglick lag er zwischen den Kohlpflanzen, die ihn weich aufgenommen, da traf sein Ohr das Geheul des Hundes, der aus dem Schlachthause ihm nachwin selte und an der Wand kratzte. Mit höchstem Zwang» seines ermatteten, zer nichteten Leibes raffte er sich auf und im Hazfluge stürzte er durch den Garten, durch den Wald, durch die Aecker, bis er ohnmächtig, einem kalten Todten gleich, vor der Hütte niedersank worin das auf ihn harrende Lämpchen der Mutter Ilse düster und dem Verlöschen nahe leuchtete. Die alte Hirtenfrau schalt am andern "IVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den 28. Januar, 18S1. Morgen, als sie ihres Pflegesohns Bett unberührt gefunden, tüchtig auf die Nach tschwärmerei. Auf ihren Krückenstock ge lehnt, kam sie in das Gärtchen gehumpelt wo er auf der rauhen Bank unter dem Fliederbusche saß, und prediget lange über die Unbesonneuheit der Jugend, die weder die eigene Gesundheit noch den guten Na men unbescholtener Mädchen beachte, wenn das Blut in Gährung gekommenaber die Blodsichtige sah nicht das entstellte Gesicht und die stieren verloschenen Au gen ihres Lieblings, und nahm sein Schweigen für Reue und Versprechen der Besseruug. Wilm hatte einen schweren Kampf gekämpft. Als er wieder zu sich gekom men, und der Geist die Schwäche des Körpers bezwungen hatte, däuchten ihn Anfangs die Ereignisse der Nacht wie ein schwerer Traum, und er mußte sich lange besinnen, bis er das Entsetzliche, was er erlebt, als Wirklichkeit erkannte. Wie heiße Kohlen brannte aber jetzt die klare Erinnerung auf seinem Herzen, und die ersten Strahlen der Sonne fan den ihn knieend an der Ruhebank, zer knirscht von Selbstvorwürfen und wie ein Verbrecher sich anklagend und zum Himmel um Vergebung flehend. Wa rum hatte er sich nicht aus seinem Ver steck hervorgesiürzt und die Rettung ver sucht ? Warum war er nicht ins Dorf geeilt, warum hatte er nicht durch einen Feuerruf die Bauern aus den Bettsn ge hetzt, warum hatte er nicht ohne Zögern den Vogt geweckt, und so wenigstens die zweite Frevelthat verhütet, und den An schlag der Schändlichen zu Nichte gemacht? Er fühlte sich wie vernichtet durch seine Feigheit, seine Unentschlossenheit; es war ihm, als sei er dadurch ein ewig gebrand. markier Theilnehmer eines schauderhaften Verbrechens geworden. Und als nun gar die getreue Nachbarin erschien, wel che der kranken Hirtin täglich zusprach und nach ihren Bedürfnissen sah, und als diese jetzt erzählte, daß der reiche Tom sein Sündenleben selbst im Wasser geen det, daß man seine Kleidungsstücke am Ufer des Sees gefunden, daß aber zu gleich räthselhafter Weise seine ganze Baarschaft und'was an Silber und werth vollen Sachen noch gestern im Hause ge wesen, Nachts ohne sichtlichen Einbruch verschwunden, da steigerte sich seine Ge wissenspein bis zum Wahnsinn hinauf. Er nur konnte dieses Räthsel lösen, aber sein Zeugniß gegen solche unbescholtene, ja wohlhabende Hausbesitzer konnte an gefochten werden, und er selbst in den schwersten Verdacht gerathen, wenn diese ihic Schuld auf den armen, unbeschützten Postknecht zurückschoben. Und nun gar seine Zusammenkunft mit dem schuldlosen Mädchen; welchen Schimpf mußte sie auf die Heißgeliebte häufen?--Und war nicht Linens Vater unter den Schuldigen ? —Mußte er nicht auch ihn dem Henker zustoßen, und wurden nicht alle seine Hoff nungen auf LebenSglück, wurde nicht Li nens ganze Zukunft vernichtet, wenn das schwere Wort der Anklage von seinen Lip pen gefallen und irgend ein Lebender es vernommen?— Lange kämpfte der junge Bursche, da trat vor seine Phantasie all das Unheil, welches noch durch diese Blutbündner künftig geschehen konnte, und fest wurde sein Entschluß,—das Mädchen nie wieder zu sehen, zur Stunde den Rückmarsch zu seinem Herrn, dem Postmeister, anzu treten, und diesem erfahrenen, weltklugen Manne Alles zu entdecken. — Kaum hatte er bei sich diesen Entschluß festgestellt, so bemühte sich das hämische Schicksal ihn wieder umzustoßen. Eine Stimme erklang vor der Hütte, die ihm nur zu bekannt war, und sein Herz zu anderer Stunde mit Entzücken erfüllt ha ben würde; ein gelber Strohut schimmer te durch die Hecke, und ehe ihn sein er schrockenes Herz zur Flucht bestimmt, stand mit hochgerötheten Wangen daS schöne Mädchen aus der schrecklichenSchen- ke schon vor ihm. Mit beiden Händen . faßte sie seine zur Abwehr vorgestreckte kalte Hand, und die lebhafteste Freude leuchtete aus ihren Augen. „Da bist du ja, Wilm!" sagte sie recht herzlich. „O, nun ist Alles gut, und die angstvolle Nacht ist vergessen. Was habe ich gelitten, und mich gequält! Denn als die Trunkenbolde wieder im Hause waren, und ich zum Schlachthause zurückkam, fand ich's verschlossen und der Nero heulte fürchterlich von inwendig her. Ich ging in das Haus den Schlüssel zu suchen, der dich erlösen konnte, da traf ich auf dem Vorplatz den Vater Martin und mit drohenden Scheltworten, wie er sie nie gegen mich gebraucht, trieb dieser mich hinauf in die Kammer, und verrie gelte selbst von außen, mich eine freche sittenlose Dirne scheltend. Ich glaubte uns verrathen, dich in ihren Händen, und weinte die ganze Nacht. Doch heute früh fand ich den Vater freundlicher als je, und als ich vorsichtig einen unbeachte ten Augenblick benutzte, fand ich das Ver steck offen, und mein furchtsames Auge bemerkte Blutflecken auf dem weißen Ti sche. Nun trieb es mich her, von Angst gepeitscht; doch du bist da, gesund und unverletzt, wenn auch bleich von dem Schrecken. Nicht wahr, sie haben dir nichts zu leide gethan ?" Sie schlang die Arme um den Gelieb ten, und drückte ihn an ihre wogende Brust; er aber stand wie eine leblose Bildsäule in ihrer Umarmung, wehwü thig hing sein Blick an ihrem rosigen Ge sichte, und der fast schon niedergekämpfte Schmerz des Verlustes stieg jetzt mit Doppelqual neu in ihm empor. „Nein mir haben sie nichts gethan," sagte er mit dumpfer Stimme, die wie aus einem Grabe klang; „aber einen Schnitt haben sie gethan durch unsere Liebe, mitten hindurch durch unsere ver wachsenen Herzen, und das Blut, wel ches du gesehen, trennt uns auf immer!" „Du bist krank, du sprichst wie im Fieber!" rief sie beklommen, indem sie sich auf die Bank setzte und ihn neben sich zog. „O, scherze nicht so bös! Er zähle mir was dir begegnet, und wie du entkamst." Schwer lastete der Augenblick auf ihm aber es war ihm klar, daß er ihr den bit tern Kelch nicht vorenthalten konnte, und es drängte ihn seine Brust zu erleichtern von einer Bürde, die allein getragen, ihn erdrücken mußte. Langsam und eintönig gleich einem Jahrmarkt-Erzähler enthüll te er das blutige Abenteuer der letzten Nacht, seine Stimme verrieth kein Mit leid mehr an dem Unglücklichen, keinen Abscheu mehr vor den Mördern, selbst keine Theilnahme an dem Eindrucke, den seine Worte auf die bewegte ZuHörerin machen mußten. „Wilm, und das sahest du Alles mit deinen wirklichen Augen ? rief das Mäd chen mit gefalteten Händen, und wurde leichenblaß. Der Vater war aber nicht dabei?" fuhr sie mit tödtlicher Beängsti« gung fort. „Der Vater war nicht am Bluttische," antwortete Wilm mit starren, am Boden haftendenßlicken, „aber ich sah ihn Wacht stehen, und die Mörder nannten ihn, als wüßte er um ihr Nachtstück." „Nein, nein, Wilm !" rief das Mäd chen wieder, und umfaßte ihn wie im Krämpfe des Herzens, nein, das kannst du nicht glauben, vom Vater deiner Line. Und wenn du es glaubst, was wirst du thun?" fuhr sie schneller fragend fort. . „Gott hat mich dahin gestellt, daß ich das Blut sehen, und dafür zeugen soll!" antwortete der Jüngling bewegt, und hob den matten Blick zum Himmel. „In die Stadt muß ich gehen, und die Mörder nennen!" Einen Kreisch that daß Mädchen, der ihm durchs Herz schnitt, und ihn wie im Dezember-Frost schüttelte. „Wilm," sprach sie dann lebhaft, „daß kannst du nicht, daß sollst du nicht. Wenn die Bö- Laufende Rummer 22. sewichter es erführen, ehe man sie fest machte, oder wenn sie sich durchlögen, dann wärest du ja keinen Augenblick dei nes Lebens sicher, und sie würden dich schrecklicher schlachten als den Tom. Wilm, was geht's dich an, überlasse Gott die Rache, er findet die Bösen gewiß und zur rechten Zeit." „Und willst du auf dein Herz nehmen, auf deine Seele nehmen all das Blut, daS das sie noch vergießen können von heute an? Willst du so als ihre Mitschuldige dastehen vor Gott?" fragte Wilm ernst und finster. „Schrecklich," stöhnte das Mädchen. „Aber den Vater kannst du ja nicht nen nen, deine Zunge würde ja lahm werden, ehe deiner Line ehrlicher Name vor Ge richt hinauf käme. Und thätest du es nicht, würden es die Mörder thun, der grimmige Wolf würde den Mitschuldigen nicht verschonen, selbst verloren würde er wie ein Satan sich freuen, den Vater und mich zu verderben und sich an dir, dem Angeber zu rächen. O Wilm was sollte dann aus unserer Liebe werden?" Der arme, gequälte Bursche drückte sein Gesicht in ihr reiches Blondhaar und sagte weich : „Wir sind zwei recht un glückliche Menschen, du und ich, und wir haben das doch beide sicherlich nicht ver dient. Aber steht nicht in der Schrift, die Kinder sollen büßen der Väter Schuld bis inS vierte Glied. Auch mein Vater mag ein arger Sünder gewesen sein. Und arme Line, von unserer Liebe darfst du nicht mehr sprechen, das ist vorbei, die ist verscharrt mir dem blutigen Tom im Walde in der tiefsten Grube. Sie ist verloren, und wir sind verloren.^ „So liebst du mich nicht mehr ? So willst du mich verderben, die ich so man ches trug um dich, und dir nichts als Lie be gethan mein Lebenlang?" fragte sie met Heftigkeit. „Frage mich so vor Gott, wenn wir bei ihm uns einst wiedersehen," antworte tet? Wilm mit tiefem Gefühl, „dann will ich dir antworten." Da sprang sie vom Sitze auf, stürzte sich vor ihm auf die Knie, und schlang gewaltsam ihre Arme um seinen Leib. „Nein, Wilm." rief sie, „ich lasse dich nicht, bis du mir geschworen, stumm zu sein und nichts zu verrathen. Nur eine Woche lang sollst du schweigen, daß ich bis dahin meinen Vater retten kann. Ich will ihm schreiben mit falscher Hand schrift, ich will selbst reden mit ihm, er soll sein Hab und Gut zusammen nehmen soll sich flüchten mit mir weit über die Berge, über das Meer. Du kannst nachkommen, uns suchen, wo Niemand uns kennt. Wilm, denke dir den Vater deiner Braut, wie sie ihn hinschleifen auf dem Karren zum Rabensteine, wie er sitzt auf dem rothen Stuhle, wie das lange Messer zischt, sein Kopf fällt; Wilm, dein Mädchen stirbt in derselben Stunde und käme der Tod nicht, Wilm, deine Braut würde ihn suchen, ein Stich ins Herz, ein Sprung in den See, würde ih rer Qual ein Ende machen, und dich wür de sie als ihren Mörder verklagen bei Gott-" Erschöpft sank sie zu seinen Füßen nieder, riß sich aber sogleich wieder hoch auf, und warf sich laut schluchzend an sei« nen Hals und bedeckte seinen Mund, sei ne Wangen und seine Augen mit wilden Küssen. „Wilm." rief sie dabei, „fei gnädig, sei ein Mensch, ein Christ, tödte dein Mädchen nicht, das gern ihr Herz blut geben würde für dich; sitze nicht da, stumm und kalt, sei barmherzig, damit Gott dir barmherzig sein möge." Kalter Schweiß bedeckte deß JunglingS Stirne, Fieberfrost war in allen seinen Gebeinen. „Gott vergebe dir'S wenn wir Unrecht thun," sagte er erschüttert. „Es ist meine Gewissensruhe, es ist mei ne Seele selbst, di- ich der Liebe opfere. Ja, eine Woche will ich schweigen, der Himmel gebe mir Kraft, bis dahin ,u le ben "
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