Ii c ,ll di N cz, HItNN Gedruckt uud herausgegeben von Arnold Puwell e, iu der Süd 6reu Straße, zwiicheu dcr Franklin- und Ctwsnut - Enaße. Jahrg. I s, ganze Nnm. 525. Bedingungen:— Der 7l.iber.llc' erscheint jeden Dienstag auf einen, großen Snpenal - Bogen mit schönen Vettern gedruckt. Der Lubseriptions - Preis ist Ein Thaler des lahrS, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wo in, Vaufe des Znhre? nicht bezahlt, den, werten >?> angerechnet. Für kürzere Zeit als <> Monate w>rd lein Unterschreibe angenommen, und etwaige Vlnstündigungen werden nu" dann angenommen, wenn sie einen Monat vor M'lauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein gerückt. Unterschreiben, in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Persendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe!'. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden. Der Platzkvmmattdant von -Yamlnlrg, oder drei Schauspieler in tausend Aengsie» sVon Lheodor Drobisch.^ Eben war die Vorstellung des Schau spielö: „die Soldaten" von Arresto auf dem Altonaer Theater beendigt und die im Stück beschäftigt gewesenen Darsteller in dem Ankleidezimmer »och im Ausziehen begriffen, als eine Nachricht eintraf, wel che auf sämmtlichr Mitglieder der Bühne wie ein Donnerschlag wirkte. König Christian der 7. von Dänemark war plötz lich zu Rendsburg verschieden und die des halb eingetretene Landestrauer führte das Verbot mit sich, dasi deßhalb die Theater auf ein Jahr geschlossen werden sollten, Altona, auf dänischem Gebiet, war al so mit inbegriffen und der Direktor Al brecht sah sich deshalb in die traurige Nothwendigkeit verseht, sämmtliche Mit glieder der Altonaer Bühne zu entlassen, wo augenblicklich viele der grössten Noth und dem Elende preisgegeben wurde». Jetzt gingen nun Anfragen um Engage ment nach allen vier Winden, lind wer ei uiges Geld auftreiben konnte, schnüite das Bündel lind suchte sich wieder ein Uli terkommen zu verschaffen. Rath - und thatlos standen drei Mit glieder dieser Bühne beisammen und be >iell)en sich, was in so verhangniswoller Lage anzufangen. Der erste dieser verzweifelten Mimen war Arresto, Verfasser des Milirärstücto „die Soldaten," früher Direktor inSchwe rin. Er war Familienvater und deßhalb in besonders bedrängter Lage. Der zwei te hieß Leo und der dritte des welkenden Kleeblattes Röppke. Arresto war ein höchst zärtlicher Fa milienvater, der mit Leib und Seele an seinem Weibe, der später verehlichten Schauspielerin Bachmann hing, welche im Jahre zu Delitsch starb. Mit Wehmutl) betrachtete er sein Kind, seine einzige Tochter sjetzt an den Schauspieler Ludwig Wollrade und sann, wie er bald wieder eine Existenz znmWohl der Seinigen gründen könne. Leo war ein höchst sonderlicher Kauz. Er hatte die fixe Idee, in seinem Leibe beherberge er einen Bar und einen Hahn. Der Bär brumme von Zeit zu Zeit ganz entsetzlich und der Hahn habe nur selten eine Stunde, wo er das Krähen unterlas se. Nichts vermochte diesen Gedanken zu bannen, so sehr sich auch seineCollegen und befreundete Aerzte Mühe gaben, un sern Leo davon zu befreien. Alle Mittel schlugen fehl, Pez brummte fort und der Hahn hielt durchaus nicht seinen Schna bel. Röppke, ein guter Komiker und sonst nicht ohne Bildung, da er auch, was zu jener Zeit viel sagen wollte, französich sprach und schrieb, war ein Charakter vol ler Widersprüche. Obgleich er in augen scheinlicherTodesgefahr fest und unerschüt terlich zu stehen vermochte, so beherrschte ihn dennoch oft eine wahrhaft lächerliche Furcht vor Gespenstern. Zu Zeiten war er freigebig oft verschwenderisch, und dann wieder einHarpagon, dessen Geiz an wah re Schmutzigkeit grenzte. Nachdem diese Trias hinlänglich über-! legt, auf welche Art dem Mangel vorzu beugen und wiederum eineThätigkeit zum Heil ihrer zerrütteten Finanzen zu gewin nen sei, machte Arresto den Vorschlag: beim Senat der Stadt Hamburg schuft lich und mündlich einzukommen, daß man ihnen erlaube, auf dem Hamburger Ber ge in irgend einem geeigneten Lokale the atralische Vorstellungen veranstalten zu dürfen. Arresto und Röppke legten Hand ans Werk, fertigten die Bittschrift an den S enat und unternahmen sonst alle Wegc zur Erreichung ihres Zweckes. Nur Leo fei erte, weil —sein Hahn krähte und sein Bär brummte. Das beabsichtigte Unternehmen gelang; Schauspieler waren augenblicklich gefun- Wer Liberale Äcobacliter Und Berks, Monkgemery und Schuylkill Cannties allgemeiner Anzeiger. den und an einem schönen Sonntage wur den die Vorstellungen auf dem Humbur ger Berge in der sogenanntrn Bachus balle eröffnet. In pecuniärer Hinsicht stellten sich die Vorstellungen so ziemlich gut heraus, obgleich der damalige Krieg und die politischen Bewegungen der dra matischen Kunst nicht sondellich günstig waren. Da nahte der Geburtstag des Prinzen von Poilte Corvo, spätern Kö nigs von Schwedin; diese Gelegenheit durfte nicht spurlockvolübergehen, zumal sich der Prinz in Hamburg befand. „Kinder!" säuselte Arresto „laßt uns Anstalt machen, denn hier ist etwas zu ge winnen, wir gehen nicht leer aus."—Die Hauptmitglieder derßühne kamen zusam men und es ward beschlossen, eine 'Art Festspiel zu arangiren, wo natürlich Ar resto in seinem Element war. Er hielt Wort und dichtete cinen pom pösen Prolog mit Ehören, wo Blumen, Lampen lind TranSparentS mit inbegrif fen waren. Nach Beendigung des Pro logs sollte Zieglers Schauspiel: „der Lo rbeerkranz" in Scene gehen, denn Arresto war höchst wacker in Militärrollen nnd suchte zu jener Zeit vornehmlich Stücke in Scene zu setzen, wo der Militärstand höchlich gepriesen wird, weil er dadurch Zufluß von Seiten der Soldateska erwar tete und sich der Hoffnung hingab, daß der Prinz an diesem Tage sein Theater be suchen werde. Der Prinz init seiner Suite ein Extra Honorar, ein volles HauS, daS ganze Per sonal jnbelte, selbst Leo, der in diesemAw genblicke das Brummen seines Bären vergaß. Der Prolog war fertig, Arresto hatte sich alle Mühe gegeben, um etwas Aus gezeichnetes zu liefern. Jetzt wurde vor geschlagen, daß der Theaterzettel für den Prinzen auf Atlas gedruckt,- das Manu script des Prologs in Maroquin gebunden und beides Seiner Durchlaucht übergeben werde. Jetzt entstand nun aber die Frage, wer beides dem Prinzen übergeben sollten. — Leo ward in Betracht seiner Persönlichkeit besonders zu diesem wichtigen Amte erko ren. Obgleich er diese Ehre theilhaftig werden wollte, so hatte er doch vieles da wider einzuwenden, weshalb man auch nicht weiter in ihn drang, da, wie Arresto bemerkte, inmitte der.Rede an den Prinzen der Hahn seine Stimme erheben könnte. Für Arresto, als deu Dichter des Prologs, wollte sich diese zarte Angelegenheit auch nicht eignen, und so viel die Wahl auf Röppke. Ich? der Komiker? „entgegnete sel biger." „Nein, Kinder, das geht unmög lich, denn mehrereOfsiziere aus des Prin zen Umgebung kennen mich nur als Lu stigmacher, und da könnte der ganzeErnst zum Geier gehen." Nach vielen Bitten gab er dem Wun sche nach und an gedachtem wichtigen Ta ge sah man Röppke befrackt und ange than mit weißen Handschuhen zum Prin zen fahren. Dasselbst angemeldet und vorgelassen trat er mit tiefer Reverenz zu dem hohen Geburtstagsmann und sprach i „DurchlauchtigsterPrinz! ?llle> gnädigster Prinz und Herr! Verzeihen Durchlaucht, daß einJüngerThalienö es wagt, inHoch dero Nähe zu treten und Hochdenselben sowohl das Manuscript eines zu diesem feierlichen Tage verfaßten Prologs, so wie den Theaterzettel in tiefster Devotion zu Dero Ansicht und Gebrauch submissest zu überreichen. Milde und Barmherzig keit sind die schönsten Perlen in der Kro ne eines Herrschers. Ueberglücklich wür den wir uns schätzen, wenn Durchlaucht geruhen wollten, die heutige Vorstellung bei unsererßühne durch Dero hohe Gege nwart zu verherrlichen." Mit größter Freundlichkeit nahm der Prinz das Manuskript und den auf At las gedruckten Theaterzettel entgegen und sprach: ~Es würde mir sehr angenehm sein, die Vorstellung zu besuchen, wenn nicht überhäufige wichtige Geschäfte mich "Vvillig zu loben und obne Furcht zu tadeln." Dienstag denAetober, 18 455. daran verhinderten, doch werde ich »leinen Adjudairten schicken. „Adjcu" Röppke eilte mit dieser Nachricht in's Theater,wo jetztAlle horchten,was d,Prinz gesagt.— Der Adjutant konit ? Hurrah! Das ist eben so gut, denn da sendetDnrch lauchr sicher einige Luisdor mit. Ha! wie werden sich die am Stadttheater är gern, daß wir dein hohen Herrn und Ge bieter solche Aufmerksamkeit erwiesen. Jetzt, Kinder! rief Arresto, noch einmal die schwierigsten Scenen probirt, damit heut' Abend ja alleS klappt. Sie, Zim mermann, rief er znm Souffleur, schla gen Sie mir nur das erste Wort an, den ich kann meine Rolle auf's „lind." Jetzt begann die vierte Probe zu Zieg lers „Lorberkranz," welchem man hellte auf dem Zettel noch das Anhängsel verlie hen : ~Die Macht der Gesetze." Für unsere Zeit dürfte dieses Stück nicht passen, denn die Lehre desselben ist: „Subordination ist ein großes Wort! Es achtet nichtGeburt nndTtand lind sprengt die starken Bande der Natur wie dünne Fäden ab." Alle männliche Personen dieses Stücks sind Soldateil, es geht zu wie in einer Wachstube. Alle Augenbli cke kommt ein anderer Mensch, legt die Hand an die Stirn, bildet ein Angen schirmdach und sagt—daß er nichts zu sa geil habe. Martialischeßilder und Spra che von der ersten bis zur letzten Scene. Sämmtliche Schauspieler waren heute Feuer und Flamme, denn Arresto über wachte die Probe mit ganz besonderer Strenge und Sorgfalt. Der Abend nahte heran; der Adjutant erschien und nahm den mit Sammt über schlagend! Platz ein. Es war überfüllt und die Vorstellung war eine höchst ge lungene zu nennen, da Schauspieler wie Theatermeister heute ganz besonders der Erfüllung ihrer Pflichten oblagen. Schon war der Vorhang gefallen und die im Stück beschäftigten Mimen wollten sich eben der Gardrobe entledigen, als der Theaterdiener todtenbleich hereinstürzte. Er wollte sprechen, aber der Schreck hat te seine Zunge gelähmt. Da erklang es plötzlich vor der Thür; „Sacre nom de dieu!" und in demselben Augenblick er schien ein französischer Corporal mit vier MannWache, welcher auf Arresto, Röpp ke und Leo zutrat uud sie arretirte. Ar resto und Röppke boten ihre ganze fran zösische Sprachkenntniß auf, selbst Leo warf mit einigen Brocken um sich, es half aber nichts, der Sohn vom Strand der Seine strich seinen gewaltigen Schnurr bart und drohte im Fall längern Verzu ges mit Gewalt. Man denke sich die Bestürung der Anwesenden. Arresto's Frau, welche im Stück die Gräsin losepha gespielt, sicl ihrem Mann fast ohnmächtig in die Ar me. Leo wollte sich nebst Röppke und Arresto erst des Costüms entledigen. Non non MouSsieur! donnerte der Barsche, und so wurden die armen drei Mimen ge schmückt und im Costüm von dem militäri schen .Quartett in die Mitte genommen und auf die Wache transportirr. Ein höchst trauriges Nachspiel. Kein Mensch konnte ahnen, was hier im Wer ke und die Veranlassung zur Arretur ge geben, wie sehr man sich auch die Kopfe zerbrach. Zitternd und mit scheuen Schritten gi n gen die erschrockenen Menschendarsteller ihrem Ziele entgegen. Sie vergaßen al les um sich her, sogar Leo seinen krähen den Hahn, obgleich der Weg über den Gänsemarkt ging. Anf der Wache angelangt übergab der Unteroffizier die drei Arrestanten dem wachhabenden Offizier, welcher bei ihrem Erscheinen sich von seinein Stuhl erhob und sie freundlich empsieng. Mein Herr! nahm Arresto das Wort, „wenn wir eine Bitte wagen dürfen, so ist es die, uns gefälligst zu sagen, aus wel chem Grunde man uns hierhergeführt, da wir uns durchaus keiner Schuld bewußt sind." ~Es thut mir leid, meine Herren! Ih nen sagen zu müssen, daß Sie sich auf Befehl des Platzkommandanten von Ham burg hier befinden, welcher ihre Arretur nur deshalb bewirkt, weil bei Ihnen heu te eine Vorstellung in Scene gegangen, >vo ein Prinz verhaftet wird und dies als eine Beleidigung für die Person Sr. Durchlaucht angesehen worden ist." Himmel! welch ein Schreck überfiel die armen Schauspieler. Alle» Dreien wur de ein Behältniß angewiesen. Da stan den sie in dunkler Nacht; zwei Stühle und eine harte Pritsche. —Arresto ergriff die Hände seiner Freunde und rief: ~Der Himmel schütze Weib und Kind ; wir sind geliefert." „Geliefert?" schrie Röppke, indem er beinahe vor Schreck in's Knie sank. ~Ja! geliefert. Unser Loos, ach! ich ahne es, ja, es ist bestimmt, kein Zweifels wir werden erschossen." ~Erschossen?" Jetzt sing Röppke bit terlich an zu weinen lind schluchzte immer: ~Ach, du meineGüte! Erschossen! Ich ein Mann—in den besten lahren." Leo war ruhig. Er hatte die Hände geschlossen, drehte ruhig einen Daum über den andern und sprach: „Wie der Him mel will. Sterben ist unser Loos. Ein Schuß aus einer Flinte auf mich, auf meinen Leib. Wie Gott will. Wenn sie nur den Bär und den Hahn recht gut treffen. Es sollte mich ärgern, wenn ich niedergeschossen würde und der Bär hum pelte so mir nichts dir nichts von dannen." Nach langem Hin- und Herreden, nach gegenseitigen Tröstungen legten sich alle Drei nieder. Arresto war am niederge schlagensten. Der Platzkommandant aus Hamburg ! Ach ! was hat Hamburg nicht schon Alles von dessen Willkühr erlitten. Gebt Acht! meine Freunde, wir haben heute zum letzten Male in diesem Leben Theater gespielt. „Der verwünschte Lorberkranz !" heul te Röppke. „Ja.' die Macht der Gese tze, wir werden sie kennen lernen. Wir sterben als Märtyrer für die Kunst, für die deutsche Bühne. „Meine Frau! mein Kind!" seufzte Arresto; „mein Bär, mein Hahn!" krächzte Leo. — So war schon längst Mit ternacht vorüber Die Glockenschläge vom Nicolai - und Petrithurm drangen mäch tig an's Ohr der Gefangenen. Schon brach der Morgen an und jeder vernehm bare Fußtritt dä'uchte ihnen ein Schritt vom Boten des Todes. Ihre Zelle war höchst dunkel denn dasLicht siel nur spär lich durch ein kleines Kappfensterchen. Bereits war die neunte Stunde vorüber, die Ungeduld auf das höchste getrieben, da Haid zehnUhr, wer ermißt ihren Schreck, da ertönt plötzlich draußen Trommelwir bel. Wie aus einem Munde ertönt es von allen Dreien: „Jetzt werden wir er schossen !"—Arresto vergoß eine Thräne, Leo verbarg sein Gesicht in'S Schnupf tuch, Röppke heulte überlaut. Da erschallen Schritte. Das Schlüs selbund des Wärters rasselt. daS Wirbeln der Trommeln raunt auf's neue an ihre Ohren. Krach, die Thür fällt in's Schloß, der Wärter öffnet und herein tritt—der Adjutant deS Prinzen. „Meine Herren!" ruft er mit leutseli ger Stimme, indem er Arresto die Hand »eicht, „es waltet hier ein Mißverständnis, und ich bedaure ungemein, daß man Ih nen eine so unangenehme Nacht hier an diesem Orte bereitet. Mein Bericht hat dem Hr. Platzkommandanten so wie Sr. Durchlaucht vollkommene Aufklärung ge geben. Sie sind frei und im Namen Sr. Durchlaucht ist mir die Weisung geworden, Ihnen für die erwiesene Aufmerksamkeit ein kleinesCadeau zu überbringen." Hier mit legte er ein Röllchen mit dreißig Na poleonSdor auf den Tisch und konnte sich beim Anblick Röppkens fast des Lachens nicht erwehren, den durch das Verwischen der Schminke mit der schwarzen Farbe, womit er sichAbends zuvor einen Schnur rbart gemalt, sah er eher einem Essenkeh- Laufende Nummer 7. rcr ähnlich. Man denke sich die Frende der in Todesangst gewesenen und nun er retteten Mimen, welche jetzt mit dreißig Goldfüchsen aus dem Gefängniß heraus fuhren. Arresto und Leo nahmen augenblicklich cinen Wagen, um so schnell als möglich nach Hause zu gelangen, denn des Ersten Sehnsucht nach Weib und Kind war groß. Röppke aber mit seinem großen Haar beutel, dem war jetzt die Welt zu enge, viel weniger eine Droschke. Mit dem AuSrufe der Maria Stuart: ~Laß mich der neuen Freiheit genießen, laß mich ein Kind sein, sei es mit!" stürzte er zur Hauptwache hinaus und langte so zum Ergötzen des ganzen Hamburger Ber ges in der BachuShaUe an. Hurrah! da war große Freude! er wurde umarmt und abgeschmatzt, als wenn er eben mit einem Schiff auS Surinam zurückgekehrt wäre. Arresto ließ gleich mehre Flaschen Wein holen, welche ein wohlhabender Hamburg erKaufmann und großer Thea tereuthusiast freiwillig spendete. Alle die zufällig anwesenden Mitglieder der Büh ne mußten Theil nehmen; selbst dem Soufleur wurde etwas von ~Hierbleiben!" zugeflüstert; sagar der Theatermeister bohrte eine Flasche an. Als sie so fröhlich beisammen saßen, wendete sich Arresto zu Leo und sprach : ~Eure Partie, die Rolle des Prinzen im gestrigen Stück, ist recht hübsch, aber hier die Rolle des Prinzen ist weit glünzen der." Er zeigte hier auf das Paketchen mit den Goldstücken, welche jetzt getheilt wurden. Leos Hypochonder war gänzlich gewichen. Der Platzkommandant von Hamburg war ein trefflicher Arzt und die Hauptwache eine höchst wirksame Heil anstalt für ihn gewesen. Waren es die Bajonette, vor denen der Bär Reißaus genommen, oder das ominöse Wirbeln der Trommeln, vor welchem der Mousieur Kikriki geflohen ; man weiß cs nicht, denn als Leo die zehn NapoleonSdor empfangen und damit etliche Bären losgemacht, die er hier und da angebunden, da war auch sein Bär mit verschwunden und hat sich nie wieder sehen lassen. O. Correepeiidkiir. Die fünf Punkte in Neu-Flork. Wer hat nicht von den fünfPunkten (tlic: live I>l>lntki) in Neu Bork gehört? Wie von Palais Royal in Paris. Der bloße Na me jedoch dieser beiden Lokalitäten, laßt Wenige vermuthen, daß die Gräuel und der Abschanm der Civilisation in diesen ihren Kulminationspunkte enthalten ist. Palais Royal ist das große Giftgeschwür von Frankreich, welches von Zeit zu Zeit seinen Unrath über alle seine Provinzen ausspritzt. Die fünfPunkte sind der ver pestete Ableiter der Moralität von Neu- Aork. In No. 7 Littlewaterstraße ist ein Ge bäude, die „Chimneysweeper Halle" ge nannt, in welcher Farbige wohnen. In einer der Ecken von Eroß - und Oran gcstraßen wohnen funfundneunzig schwar ze und weiße H —n, in dem untern Theil eines Hintergebäudes, und an einem an dern Orte als bekannt, sind acht zig. In No. 10 lind 12 Mulberrystraße, sind in einem Hintergebäude Einhundert und zwei Wohnungen, von denen jede Stube gewöhnlich sechs Personen enthält, andere von acht bis zu zehn Personen. Ungefähr KWPersonen wohnen aus zwei Lotten, und zu No. !).> Croßstraßc beste hen die Einwohner aus zweiundfünfzig Männern, zweiundsiebenzig Frauen und Einhundert und fünf und dreißig Kindern. Wem schaudertS nicht vor diesem Bilde der Armuth des Eleudes und des Lasters in dem Herzen der reichsten, mächtigsten, blühendsten und—christlichsten Stadt die ser großen Republick. Leider ist dieses nur ein kleiner Theil des Jammers wel che unsere gerühmte Aufklärung in ihrem Fortschritte mit sich führt. Am 30. Sept. brannten in Quebek, Unter Canada, 14 Häuser nieder.
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