Der Liberale Äeobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger. Me»lV l n 9, Venn. Gedruckt uud herausgegeben von Arnold Pu lv elle, iu der Süd 6ren Straße, Zlvncheu der Franklin- und Cbcsllllt - Straße Jahrg. 8, ganze Nun». Bedingungen: —Der B.lber.l!r Ijtvb.icKttr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Luperial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der SubscriptionS - Preis ist Ein Thaler d.s Jahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Zahres nicht bezahlt, dem werden Hl 5» angerechnet- Für kürzere Zeit als ti Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Tcrinins geschehen und gleichzemg alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis «in» gerückt. 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Woronitcheff, zu der Zeit At) Jahre alt, war, wie bereits erwähnt, ei gensinnig und grillenhaft; sein Reisen beförderte diese Untugenden in einem ho heni Grabe, dabei machte er gern mehr den Großthuer, als sich mit seinem Ver- mögen vertrug ; in Italien kaufte er eine Menge Gebilde und Kunstsachen, wobei er um so mehr betrogen wurde, da er sich für einen großen Kunstkenner hielt. Von Paris schickte er prächtige Möbel nach Hause, und meinte damit den Neid seiner Nachbarn zu erregen. Der Intendant erlaubte sich einigemal in seinenßriefen ehr erbietige Vorstellungen über die Schwie rigkeit, Geld anzuschaffen, erhielt zur A nt wort aber nur lakonisch gebietende Droh briefe. Bie seiner Zurückkunft benahm er sich gegen Jedermann hart und gegen den ar men Outpravitel höchst undankbar. Dieser klagte bitterlich darüber, daß er einen so bösen Herrn habe; als Leibeigener band ihn aber daS Schicksal an dieses Joch, und er mußte geduldig Alles über sich ergehen lassen, bis der Tod ihn befreien würde. Jetzt erst erfuhr Woronitcheff, daß er ei nen neuen Nachbar an einem Herrn P a radekin bekommen habe, einen Mann, .den Niemand in der Gegend kenne, und der ein nur einige Werste von ihm ent ferntes sehr schönes Landgut gekauft habe. Er wunderte sich nicht wenig über Alles daS, waS man ihm von den Sonderbarkei ten dieses Mannes erzählte, der weder Besuche habe annehmen, noch mit irgend einem seiner Nachbarn eine Verbindung anknüpfen wollen, indem er ihre Einla dungen immer höflich ablehne, sein Gebiet selten verlasse, und mit einer Aengstlich keit, die man sich durchaus nicht erklären könne, es vermeide, sich vor Jemand sehen zu lassen. Im ersten Jahre sei dieser ge heimnißvolle Sonderling der fast einzige Gegenstand des allgemeinen Gespräches gewesen, nachher aber habe man sich um ihn nicht weiter bekümmert. Ungewöhn liche Sonderbarkeiten lassen die Menschen nicht leicht unbeachten, sondern verfolgen und strafen sie durch übele Nachreden und muthwillige Streiche, die sie ihnen spie len. Kehrt sich aber der Sonderling nicht daran und bleibt fortdauernd bei seiner Weise, so ermüdet er am Ende seine Geg ner, und sie lassen ab, ihn mit ihrem Spo tten zu verfolgen. Als daher Woronit cheff zurückkam, hatten Paradekin'S Son derbarkeiten schon längst aufgehört, das Gespräch und die Zielscheibe des Spottes der Umgegend zu sein, um so mehr, da sein sonderbares Treiben auch eine sehr lobenswerthe Seite hatte, die ihm allge meine Achtung erwerben mußte. Der neue Gutsherr verbesserte nämlich alljähr lich daS Schicksal seiner Leibeigenen; sei' ne Herrschaft über sie war väterlich und sanft; er forderte wenig von ihnen und gab ihnen viel; auch sprachen seine Un tergebenen nur mit Liebe und Dankbarkeit von ihm, und dieses Lob schallte in der ganzen Gegend wieder. Woronitcheff hörte Alles dieses mit bitterem Verdruß, denn Paradekins sanfte und edele Behand lung seiner Untergebenen war ein stiller Tadel der seinigen. Eine Art v. Schimpf, den er sich durch sein eiteles Großsprechen ! zuzog, steigerte seine feindliche Stimmung gegen diesen Nachbar auf's Höchste. Als er sich nämlich eines Tages in ei ner zahlreichen Gesellschaft befand, that er derselben seine Absicht kund, Paradekin einen Besuch abzustatten, und fügte hin zu, daß dieser ihn nicht nur annehmen, sondern auch in die freundschaftlichsten Verhältnisse mit ihm treten werde. Ue berall bot man ihm darauf eine Wette an, daß dieß nicht geschehen würde. Er war aber nicht der Maun, der sich dadurch ab schrecken ließ. Den nächsten Tag verfüg te er sich zu dem unsichbaren Nachbar und bat, daß man ihn melden möchte. Der Intendant entschuldigte seinen Herrn in den achtungsvollsten Ausdrücken. Dar auf nahm Woronitcheff einen gebieteri schen Ton an, und behauptete, daß er dem Herrn Paradekin eine wichtige Mitthei lung zu machen habe. Der Outpravitel ging, neue Verhaltungsbefehle zu holen, kam aber einen Augenblick nachher mit der bestimmten Weisung zurück, daß sein Herr keine Besuche annehme, und wenn man ihm etwas mitzutheilen habe, dieses schrift ! lich geschehen müsse, denn nichts in der Wclr werde ihn von seiner einmal ange nommenen Weise abbringen. Vergebens tobte der ungestüme Woronitcheff; das ganze Personal des Hauses war herbeige kommen und schien entschlossen, ihm nach drücklich Widerstand zu leisten, wenn er es wagen würde, mit Gewalt in die Zim mer ihres Herrn einzudringen. Zuletzt einsehend, daß er hier nichts ausrichten werde, entfernte er sich drohend und mit wüthendem Haß im Herzen gegen einen ihn von Person ganz unbekannten Mann. Er wünschte nichts sehnlicher, als Gele genheit zu finden, für diesen Schimpf sich öffentlich zu rächen. Paradekin gab sei nem Gegner aber keine Blöße. Bald nachher wurde Woronitcheff durch häufi ge Reisen nach Petersburg und Moskau, wo er die Winter zubrachte, von seiner seltsamen Nachbegierde abgezogen, und zu letzt vergaß er es ganz, daß er seinen Nach bar haßte. So verflossen ! Jahre, ohne daß zwi schen den beiden Nachbarn die mindeste Verbindung Statt gehabt hätte. Wäh rend dieser Zeit kamen in der Gegend ü ber Woronitcheff übele Gerüchte im Um lauf, ja man sprach selbst von einem Cri minalprozeß, den das Tribunal über ihn verhängen werde, indeß kam es dazu nicht. Paradekin, der von aller Welt abgeschnit ten auf seinem schönen Gute lebte, sich nur mit der Verwaltung desselben beschäftigte und wahrhaft fromm und mildthätig seine übrige Zeit der Andacht widmete, erfuhr von diesen Gerüchten nichts. Brach aber irgendwo Feuer aus, oder drohte eine plötz liche Überschwemmung, Verheerung, so waren er und seine Leute immer zuerst auf dem Platze der Gefahr, dann war es nicht mehr der Misanthrop, der menschenscheue Paradekin, sondern ein dreister, unerschrok kener Mann, der sich kühn in die augen scheinlichste Lebensgefahr stürzte, um dem Tode ein Opfer zu entreißen. Von ei nem Herrn angeführt, den sie anbeteten, thaten seineLeute Wunder, u. es war nichts ungewöhnliches, daß Gutsbesitzer in ihren Versammlungen das Geständniß ableg ten : „Ohne Paradekin's Beistand wäre jetzt mein Dorf ein Aschenhaufen." An dere versicherten: „Dieser Mann ist ein wahrer Salamander, er stürzte sich in das Feuer, ohne sich ein Haar zu versengen/' Der gemeine Mann endlich wollte gesehen haben, wie der heilige Basilius mit dem Kreuze in der Hand, ihn geschützt. War die Gefahr vorüber, so warf sich Parade kin auf ein Pferd, und eilte pfeilschnell seiner Behausung zu, wo er wieder der alte Menschenscheue wtirde, und man ihn weder sah noch hörte. > Machte ungünstige Witterung die Feld arbeiten sehr dringend, so pflegten die Gutsbesitzer einander wohl mit ihren Leu ten auszuhelfen. In dem Jahre, wovon jetzt die Rede sein wird, hatte das Gou vernement Kaluga durch anhaltendes star- "'willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag denOA, April, RBÄ7. kes Regenwetter ungemein gelitten, und die Aernte stand in Gefahr verloren zu gehen, weshalb jeder Gutsbesitzer den Bei stand seines Nachbarn in Anspruch nahm, um die Einbringung des Getreides zu be schleunigen. Paradekin war darin am weitesten gekommen, weil seine Leute, aus Liebe zu ihrem Herrn, unausgesetzt flei ßig und thätig bei der Arbeit gewesen waren. Mit Woronitcheff s Bauern war dies, aus leicht zu errathendem Grunde' nicht der Fall, und er am meisten zurück. Da er nun auf den Beistand seiner übri gen Nachbarn nicht rechnen durfte, indem sie für sich selbst vollauf zu thun hatten, so hoffte er, das; sein geheimnißvotterNach bar die obenerwähnte lächerliche Scene vergessen haben würde, und bat dieser schriftlich, ihn mit seinen Leuten zu helfen. Paradekin hatte zwar seine Zudringlich keit nicht vergessen, aber zu wohldenkend, um ihm seinen Beistand abzuschlagen, ant wortete er: „Er werde ihm morgen mit Anbruch des Tages lilXI Bauern schicken.' Bel'm Lesen von Paradekin's Billet empfindet Woronitcheff etwas, das er sich nicht erklären kann. Die Buchstaben, ob gleich leserlich, haben eine so seltsame Form, daß sie ihm ungewöhnlich auffallen; je mehr er sie ansieht, um so mehr erregen sie seine Aufmerksamkeit. Auf seinem Stuhle sinnt er über den Eindruck, den diese Schriftzüge auf ihn machen; nicht lange, so steht er anf und geht mir gro ßen Schritten im Zimmer herum : ~Diese ! Handschrift soll ich kennen, sagte er; ich habe sie schon gesehen, aber wo ? bei wel cher Gelegenheit? Wann? Ich bekomme von dem menschenscheuen Paradekin zum eisten Mal etwas Schriftliches, und den . noch kenne ich diese Züge, sie fallen mir ungewöhnlich auf; sie erinnern mich an ein merkwürdiges Ereigniß. Seit der Zurückkunft von seiner Reise hatte ihn so vielerlei beschäftigt, so mancherlei Besorg nisse hatten ihn beunruhigt, daß die An forderung an sein Gedächtniß lange ohne Antwort blieb. Die Begierde jedoch, das Gewölk zu zerstreuen, welches dasselbe um hüllte, bewog ihn die letzten zehn Jahre seines Lebens Jahr für Jahr die Muste rung passiren zu lassen, wobei er metho disch zu Werke ging, indem er auch nicht die kleinste ihm zugestoßene Begebenheit außer Acht ließ. Plötzlich, wie von einem Blitzstrahl erhellt, eilt er in ein Zimmer, das zur Bibliothek und Kanzelei diente, durchsuchte eifrig die Repositorien, wirft ungeduldig ungeheure Acktenpackete, die seit drei Generationen hier ruhig lag>m, auf den Boden; trampelt wüthend mit den Füßen, erboßt über diese leblosen Ge genstände und findet endlich mitten unter den das Zimmer verdunkelnden Staubwol ken, ein kleines mit einem schwarzem Ban de zugebundenes Päckchen, das nämliche, was er von Dorothea, seiner alten italie nischen Wirthin, erhalten hatte. Jetzt kehrt er freudetrunken in sein Zimmer zu rück ; er lös't das Band, und das Erste, das ihm in die Augen fällt, ist die von dem Kammerdiener für die Kammerfrau der Fürstin geschriebene Instruktion. Er hält Paradekin's Willet dagegen. Die Jndentität der Handschrift ist, augen scheinlich, es ist dieselbe Person, es ist die nämliche Hand! Kustroff ist es, der das Billet geschrieben hat. Woronitcheff ju belt laut; eine höllische Freude blitzt aus seinen Augen; er wird nicht müde, die Schriftzüge zu betrachten, die seinem Haß gegen einen Nachbar, dessen Wohlstand und guter Ruf er beneidet, gute Dienste leisten sollen. Ha! ruft er, nun habe ich dich, geheimnißvoller Paradekin! Der Wille des Himmels, ein unbegreifliches Ungefähr macht mich zum Herrn über dein Schicksal, Überbeine künftige Ruhe; du sollst sie mir theuer bezahlen diese Ru he.... Ich wi11.... Ja! Dieses Pa pier verräth den blutigen Ursprung dei nes Vermögens ! Welches Glück für mich, daß ich dich entlarven und dem Arme der Gerechtigkeit überliefern kann ! daß es in meiner Macht steht, dein ruhiges Alter durch Enthüllung einer Mordthat zu be-, schimpfen, welche die Nacht der Zeit ver grub! Die Enthüllung dieseö tiefen Ge heimnisses wird vielleicht dazu dienen, mei nem zerrütteten Vermögen wieder aufzu helfen .... Aber ich will Nichts überei len ; die Freude über ein unerwartetes Glück soll mich nicht zu übereilten Schrit ten verleiten; ich will mich maßigen und meinen Haß mit noch mächtigern Interes sen in Einklang bringen. Um sich mehr zu sammeln, und ruhig zu überlegen, wie er sich bei dieser Sache benehmen konnte, geht er in seinen Park und nachdem er Alles erwogeu hat, kehrt er zurück, aber zu ungeduldig, auch nur eine Minute zu verlieren, forderte er seine Droschke. In wenig Augenblicken fuhr sie vor, Woronitcheff warf sich in den Wa gen und rief dem Kutscher zu: Zu Dom Paradekin. 'Dieser, der falsch gehört zu haben glaubt, wendet sich um. Der Be fehl, wird mit donnernder Stimme wie derholt und der Wagen nimmt die Rich tung nach dessen Gute. Dießinal richte te Woronitcheff cS so ein, daß Paradekin nicht unsichtbar für ihn blieb, denn da er sich noch recht gut erinnerte, wie er das erste Mal abgeführt worden, so hütete er sich wohl, geradezu zu gehen und um Vor lassung zu bitten, sondern er ließ seinen Wagen ohnweit des Wohnhauses im Ge holz halten, befahl dem Kutscher, auf ihn zu warten, und indem er den großen Ein gangsweg zum Hause verließ, bog er, um nicht bemerkt zu werden, in einen pfad ein, der nach einem Grasplatz vor der Ostseite des Hauses führte. Sorgfältig die Wege nach den Hofen und dem Tbor platze vermeidend, wo sich das Gesinde aufhält, schlich er nun nach der Kapelle und gelangte durch eine Seitenthür nach der geheimen Treppe, welche Paradekin herabstieg, wenn er dem Gottesdienste bei wohnte. Diese genaue Kenntniß des Lo kals verdankte Woronitcheff den Erzäh lungen von den wunderlichen Grillen sei nes Nachbars. Oben bei der kleinen Treppe angelangt, öffnete er schnell die Thür und stand Paradekin gegenüber, der bestürzt über sein Eindringen ihm nicht verhehlte, wie unangenehm ihm dasselbe sei. „Wie, mein Herr!" sagte er, „Sie sind so unhöflich, mit Gewalt zu mir zu dringen und mich zu überfallen, das heißt meine Güte schlecht belohnen; morgen sollten ZW Bauern...." „Von Ihren Bauern ist jetzt nicht die Rede, unterbrach ihn Woronitcheff, es betrifft jetzt andere Dinge als eine elende Erndte." „Sie habcn also mein Billet nicht erhalten?" —„Ja, ja ! nur ruhig ! es ist in meinen Händen, daS Billet, welches der Himmel Ihnen eingab, zu schreiben, es zum Werk zeug Ihres Verderbens zu machen." Paradekin wunderte sich Anfangs nicht über den drohenden Ton seines Nachbars, der als ein heftiger und stolzer Mann be kannt war. „Gehen Sie, mein Herr, rief er mit fester Stimme; gehen Sie au genblicklich, ich habe Nichts mit Ihnen zu thun, und Ihr sonderbares Betragen ü berhebt mich aller Rücksichten." ~Jch soll gehen, Elender! versetzte Woronit cheff, die Arme über die Brust kreuzend; an Dir ist es, aus einem Hause zu gehen, das Du nur einem feigen Morde und dem Diebstahle, als Folge desselben „Was wollen Sie, mein Herr mit ei ner eben so lächerlichen als abscheulichen Beschuldigung sagen? entfernen Sie sich, sage ich Ihnen, oder Sie zwingen mich, die Rechte der Gastfreundschaft bei Seite zu setzen, die für denjenigen nicht besteht, der das Asyl eines rechtschaffenen Mannes auf eine unwürdige Alt verletzt." —„Sag vielmehr eines verrichten Bösewichts. Was mich anlangt, so wisse, daß ich weder Dich, noch Deine Leute furchte, o, gebe doch der Himmel, daß sie alle hier gegenwar tig wären, um ihnen das Verbrechen und die Schändlichkeit ihres Herrn zu enthül len!" „Mein Herr, daö heißt mich zu sehr beschimpfen und...." —„Schweig, schweig? sage ich; diese Arroganz ist jetzt Laufende Nummer SÄ. > nicht mehr an der Zeit; jetzt gleich wirst Du, sobald Du mich völlig ausgehört > hast, hier zu meinen Füßen liegen, und mein Mitleid anflehen ; Du wirst in mir den Herrn über Dein Vermögen, Deine Ehre und Dein Leben erkennen."—„lch, Sie anflehen! Nie! Wäre ich unglück lich genug, Sie zu fürchten, sc» weiß ich zu gut, daß von einem solchen Menschen, wie Sie, nichts zu hoffen ist/' Jetzt trat Woronitcheff seinem Feinde näher, und sich bemühend, seinen Zügen eine Rnhe zu geben, welche sie nur noch schrecklicher machten, sagte er leise: „Höre Kustroff, denn so heißest Du eigentlich, was hast Du vor AO Jahren mit der Fürstin vor genommen, die Du nach Italien begleite test ; Sie ist nach ihrem Vaterland? nicht zurückgekommen; was hast Du mit ihr gemacht? Antworte!"— Bei dieser star ken Aufforderung war Paradekin wie vom Blitze getroffen, und konnte seinem Fein de sein Erblassen nicht verbergen; sich je doch bald wieder fassend, antwortete er: „Von welcher Fürstin sprechen Sie? Ich war nie in Italien." —„Nein, Herr Pa radekin war nie in Italien, wohl aber hat Kustroff, der Leibeigene und Diener einer russischen Fürstin, seine Gebieterin dahin begleitet, und dieser Diener bist Du."— „Mein Herr, aus meinem Benehmen, meiner Umgebung und besonders aus dem meinem Stande angemessenen Betragen ist eS leicht zu ersehen, daß ich niemals Jemands Diener war; das ist eine neue Schmach. Ich wiederhole Ihnen, daß ich diese Unterhaltung satt habe; ich werde ihr ein Ende machen " —„Du weichst meiner Anklage aus, Scheinheiliger! gut! so will ich denn für Dich antworten : Du hast die Fürstin auf der Straße von Bo logna,zwischen den Poststationen L og o scuro und Polesella ermordet. Dieses schöne Haus, diese großen Lände reien und die Menge von Leibeigenen, die Dir gehorchen, das Alles ist der Blutpreis für Deine unglückliche Gebieterin; wie wohl es lange her ist, daß dieses Blut ver gossen wurde, so ist es doch nicht derge stalt verwischt, daß es nicht gegen Dich schreien sollte. Ich bin über den Schau platz der Schandthat gereist, und dort wurde sie mir entdeckt. Die Vorsehung hat mich zu Deinem Ankläger gewählt, und morgen wirst Du vor die Richter ge schleppt." Obgleich Paradekins Betroffenheit mit jeder Minute stärker wurde, so erwiederte er dennoch mit schwacher Stimme: „Die schändliche Verläumdung, durch die Sie meinen guten Ruf zu verderben beabsich tigen, erfüllt mich mehr mit Unwillen, alö daß ich mich darüber wundere, da ich weiß, daß Sie feindselig gegen mich gesinnt sind; aber ist dies nicht auch der Fall mit allen Ihren Nachbarn? Uebrigens Beschuldi gungen ohne Beweise " „Ohne Beweise! wiederholte Woronitcheff mit dem schrecklichsten Hohngelächter, glaubst Du denn, daß ich jetzt Dir gegenüber ste hen würde, wenn ich die nicht hätte? Kust roff, Du erinnerst Dich doch des Post knechts, der Dir bei der Mordthat half? des Rolando? Da Du beim Erwähnen dieses Namens erblassest, so ist er Deinem Gedächtnisse noch gegenwärtig; nun-wei ter ! erkennst Du auch diese mit Deiner Verbrecher - Hand geschriebene Schrift ? sie ist die für die kranke Kammerfrau zu rückgelassene Instruktion mit Deinem Na men. Deine Handschrift hat sich seitdem nicht geändert, dieß beweißt das gestern von Dir erhaltene Billet; nun sag' noch, wenn Dri kannst, daß es mir an Bewei sen fehle!" Die letzten Worte vernahm Paradekin nicht mehr; bei dem Namen Rolando und dem Erkennen der unseligen Schrift war er bewußtlos in seinen Lehn stuhl zurückgesunken. Woronitcheff tri umphirte, Paradekin's Ohnmacht war ein stilles Eingeftandniß seines Verbrechens, und er hütete sich wohl, Hülfe herbeizu rufen, denn Zeugen konnten seinem Bor haben nur Nachtheil bringen; er hielt dem Ohnmächtigen seinen Flakon unter die
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