N e ÄiN g, UtNN. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu m e ll e, in der Süd Kren Straße, zwischen derHranklin- und Chesnnt - Straße Jahrg. 8, ganze Nnm. Mvedingungen: Der A,iber«lle Ltvbatlltre erscheint jeden Dienstag auf eine»! großen Luperial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions - Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährlicher > Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden Gl sl> angerechnet. Für kürzere Zeit alö « Monate wird kein Unterschreibe? angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur > dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subferiptlons«Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. 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Ich lasse Ihnen die Wahl zwischen dem Ausspruch der Gerichte, die Sie auf das Strengste bestrafen würden, und dem Spruche eines minder harten Nachbars." „Was mei- > nen Sie, Herr Woronitcheff?" „Was Sie recht gut wissen, Herr Paradekin, übrigens stehe ich auch nicht an, mich deut licher auszusprechen. Wählen Sie mich zu Ihrem Richter, wenn Ihnen daran liegt daß ich meine Anklage aufgebe, und un terwerfen Sie sich unbedingt meinem Aus spruche." „Wie lautet der?" „Er lautet so: Habsucht veranlaßte das Ver brechen, und so muß dasselbe durch ein Op fer an Geld gesühnt werden."—„Ah! ich hätte Sie schon frührr errathen sollen. Welche Summe verlangen Sie ? ...."- -„Hundert tausend Rubel." „Wie! Woronitcheff, wo denken Sie hin? Das ist ja mehr, als. .. —„Nicht eine Kopeke weniger, mein lieber Nachbar. Das Geld muß spätestens in 8 Tagen ge zahlt sein. Für diesen Preis mache ich mich verbindlich, bei jedem Eidschwur, wel chen Sie mir anfzulegen belieben werden, das Geheimniß nicht zu entdecken und die schriftlichen Beweist Ihres Verbrechens vor Jhrfn Augen zu verbrennen.,, —"Hr. Woronitcheff, wenn ich auch dieses Opfer bringen wollte, so bin ich es doch nicht im Stande; es geht über meine Kräfte." „Nichts ist unmöglich, wenn die Ehre und daS Leben auf dem Spiele steht. Beden ken Sie, daß die Knute und schwere Ar beiten in den Bergwerken eine noch her bere und härtere Sühne sind, als ein Op fer an Geld. Wie viel Verbrecher würden sich glücklich preisen, wenn sie die Strafe für das Blut, das sie vergossen um den Preis ihres ganzen Vermögens abkaufen könnten. Ich verlange von Ihnen ja vielleicht nur den dritten Theil Ihres Ver mögens, und diesen Handel nicht einzuge hen, würde von Ihnen höchst thöricht sein. Von dem Augenblick an, wo Woronit cheff mit seiner gemeinen Verkäuflichkeil hervorrückte, und wo nach der leidenschaft lichenScene die sanftere Sprache eines ab zuschließenden Handels folgte, hatte sich Paradekin wieder völlig gefaßt und sein Geist allmälig die gewohnte Energie wie dergewonnen. Die Gegengenwart eines so schlechten Menschen schreckte ihn nicht mehr, und er sagte daher: „Was wollen Sie fortwährend mit dem vergossenen Blute? Habe ich denn den Mord gestan den, dessen Sie mich beschuldigen? durch Ihre Drohungen und den Ton, den Sie gegen mich annehmen, außer Fassung ge bracht, habe ich mich einen Augenblick in die außerordentliche Lage, in welche Ihr Haß mich urplötzlich versetzt, nicht finden können. Die Unschuld ist nicht davor gesichert, zu erschrecken. Kann ich vor dem Gerichte nicht diesen Augenblick der Schwäche, den Sie belieben ein Geständ niß zu nennen, läugnen? Sie haben, wie Sie sagen, Beweise; aber wo sind Ihre Zeugen? Ich denke, sie sind wohl etwas weit von uns. Welches Gewicht kann man auf die Aehnlichkeit einer Handschrift legen? Kann sie nicht blos nachgemacht sein, um mich in s Verderben zu stürzen? Begreifen Sie endlich nicht, daß seitdem diese Dame verschwunden, 30 Jahre ver flossen sind?"—„lch verstehe, Sie berei ten sich jetzt schon zu Ihrer arglistigen Vertheidigung." „Warum sollte ich nicht? Um offenherzig mit Ihnen zu re- Wer Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. den ; sollten Woronitcheff's Worte wohl mehr Glauben bei den Richtern finden, als die Meinigen ?"—„Sehr vernünftig! Wahrscheinlich hoffen Sie auch noch durch die Verjährung sich zu retten? Die wer den Sie aber vergebens in Anspruch neh men, denn es gibt Verbrechen, bei welchen darauf keine Rücksicht genommen wird, und ein solches ist das Ihrige, das weder das Gericht, noch der Souverän begnadi gen kann. Bedenken Sie, daß meine An klage Sie wieder in den Skavenstand stürzt, aus welchem Sie nur durch das Verbrechen gestiegen sind; dieses nur, und der Name, den Sie jetzt führen, und un ter welchen, Sie Ihren früheren verber gen, hat sie demselben entzogen. Beden ken Sie, daß ich das einzige Tribunal bin, von dem Sie Rettung erwarten dürfen, und unterwerfen Sie sich demselben." „Und wenn ich mich demselben durchaus unterwerfen müßte, wer bürgt mir denn für die Nechtskräftigkeit eineö Vertrages mit Ihnen?" Bie diesen Worten faßte Paradekin seinen Gegner fest in s Auge, und gewahrte in seiner Miene so viel Falschheit und Spott, daß er nicht länger in Ungewißheit blieb, wozu er sich ent schließen sollte; und mit einer Würde, vor der Woronitcheff verstummte, fuhr er fort: „Herr Woronitch.'ff, ich nehme Ihren Vorschlag nicht an ; er streitet gegen mein Gewissen, und selbst in dem Falle, daß ich mich selbst für einen Verbrecher hielte, würden meine Grundsätze mir nicht erlau ben, denselben anzunehmen; ich würde mich lieber dem Ausspruche des Tribunals unterwerfen, als daß ich meine Schuld noch dadurch vergrößerte, daß ich zu einer nie drigen Spekulation die Hand böte. Dieß ist mein unerschütterlicher Entschluß. Wer den Sie mein Ankläger; das können Sie; aber mein Richter tonnen Sie nicht wer den ; dafür erkenne ich nur die, welche die Landesgesetze eingesetzt haben." „Sie haben sich von Ihrer Betroffenheit noch nicht erhohlt, mein lieber Herr Nachbar, und sprechen, wie ein Neunter, der in sein Verderben rennt. Ich bin kaltblüti ger, und sehe die Sache von der Seite an, von der Sie sie ansehen werden, wenn Ih re große Leidenschaftlichkeit sich gelegt ha ! ben wird. Lassen Sie mich morgen Ih ren Entschluß wissen ; ich werde dann mein Benehmen darnach einrichten. Verhar ren Sie bei Ihrem Entschlüsse, und wol len Sie Ihr eigner Henker werden, so ge he ich nach Petersburg, um die Sache bei dem Justizminister anhängig zu machen, ihm das mitzutheilen, was mir die alte Dorothea vertraut hat, und ihm unver werfliche Beweise vorzulegen; auch werde ich die Verwandten der ermordeten Für stin aufsuchen und sie gegen Sie in Be wegung setzen; um dies zu bewirken, brau che ich ihnen nur zu svgen, daß Sie sehr reich sind, und Ihre Reichthümer ihnen gehören. Sie sehen, ich benehme mich gar nicht wie ein Verräther. .. Sie ant worten nichts? Wie soll ich Ihr Schwei gen deuten ?" —„Als Bestätigung meiner Erklärung. Kennten Sie mich genauer, so würden Sie wissen, daß mein Entschluß unwiederruflich ist, sobald meine Grund sätze mich dazu bestimmten." „Ihre Grundsätze! Ach! Unglücklicher, e» innere Dich doch an die Vergangenheit! Nun, ich lasse Dir 24 Stunden Zeit zum Ueberlegen ; bedenke, daß Dich auf der einen Seite ein ruhiges und geachtetes Al ter, und auf der andern die Schande der Strafe und schwere Arbeit in den Berg werken erwarten, ich wiederhole es, beden ke das und wähle." Nach diesen Wor ten entfernte sich Woronitcheff auf dem selben Wege, den er gekommen, und ging nach seinem Wagen zurück. Nach Woronitcheff's Entfernung blieb Paradekin lange Zeit eine Beute des tie fen Schmerzes, dem er fast unterlag, denn diese so lange und leidenschaftliche Scene hatte alle Wunden seines Herzens von neuem geöffnet und sein zwar zuweilen eingeschläfertes aber nie zum völligen Schweigen gebrachtes Gewissen war in sei- "IVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den 27. April, ner ganzen Stärke erwacht; vielleicht war es noch stechender, als daS Entsetzen, das er bei diesem so eben erlebten Auftritt empfinden mußte. Die Religion, diese mächtige Trösterin bei allen uns überkomm menen widrigen Ereignissen zu Hülfe ru fend, stieg er in seine Kapelle hinab, und sich zu den Füßen des Erlösers niederwer fend, demüthigte er sich vor der Gottheit, flehte die Barmherzigkeit des Himmels inbrünstig an, und trug ihm seine Leiden die er erduldet und die ihm noch bevor ständen mitzerknirschten Herzen vor. Mit ten in seinem inbrünstigen Gebete erleichter te ein Strom von Thränen seine Qual. Dann verließ er gestärkt die Kapelle, sich dem Sturme gefaßt preisgebend, der über feinem Haupte loszubrechen in Begriff war. Um sich Paradekin's muthigen Ent schluß zu erklären, die Geheimhaltung sei nes Verbrechens, das ihn zu Grunde rich ten konnte, nicht zu erkaufen, ist es nöthig, den Leser über seine Person näher aufzu klären. Er wird gefunden haben, daß in einem und demselben Individuum zwei durchaus verschiedene Gemüther ihren Sitz hatten. Der eine Mensch war bekannt lich ein Leibeigener, ein Diener, dessen Ge müth in seiner Jugend durch schlechte Ge sellschaften war vergiftet worden. Seine Erziehung war in vieler Hinsicht weit sorgfältiger gewesen, als sie bei dieser Klasse von Menschen gewöhnlich ist. Er hatte mit seinen jungen Herren, die der Tod früh wegraffte, an dem Unterrichte in der französischen, englischen, deutschen und italienischen Sprache Theil genom men, und den Grund zu einigen andern Kenntnissen gelegt, die bei seiner schnellen Auffassung und Hellem Kopfe leicht Wur zeln schlugen. In einem Alter von 25 Jahren fühlte er bei dieser Erziehung das Bittere seiner Geburt. Von der Sehn sucht beherrscht, sich frei zu machen, und von dem Durste nach Golde gequält, er lag seine Ergebenheit und seine Treue ge gen seine Herrschast der lockenden Gele genheit, Beides zu erlangen, und er wur de zur Vollziehung des Verbrechens um so leichter vermocht da er gegen die Ent deckung desselben sich völlig gesichert hielt. Aus der Art und Weise, wie er die That in undurchdringlichen Schleier hüllte konn te man bereits seine Klugheit und die Fe stigkeit seines Vorsatzes ersehen. Der ungeheure Erfolg seines Handels eröffnete ihm eine neue Laufbahn; der Verbrecher wurde nun ein Biedermann : „Mein Gott, sagt er oft zu sich, da es so ' leicht ist, auf geradem Wege reich zu wer den, warum mußte ich mich mit einem Ver brechen belastet, das mich zu Boden drückt und mir immer fort mein Leben und allen Genuß meines Vermögens verbittert? Von diesem Augenblick an wollte er, durch ! eine in dem Herzen der Bösen sehr selte ne Umwandlung, wieder zur Ehre und Tugend zurückkehren; er gab sich selbst das Wort, ein redlicher Handelsmann zu werden, und er hielt es. Ein gewissen hafter Beobachter seiner Verpflichtungen, und sich nicht das Mindeste'erlaubend, das gegen Rechtlichkeit stritt, erwarb er sich allgemein Achtung und Vertrauen. Hat te Jemand Etwas zu verkaufen, so brach te er's ihm, überzeugt, daß er dessen Werth nicht zu gering anschage; gab es eineHoch zeit, so wurde bei ihm der Schmuck ge kauft, und er war es auch, der die Steine aus einem altmodigen Geschmeide heraus nahm und sie neu fassen mußte; bei je dem zweifelhaften Falle in seinem Geschäf te entschied sein Ausspruch; zu allen Ta xationen von Juweelen wurde er hinzuge zogen. So beförderte seine strenge Recht lichkeit seine Wohlhabenheit nur noch mehr und sein beständiger Verkehr mit der gu ten Gesellschaft veredelte nicht nur seine Sitten, sondern bewirkte auch, daß sein Hauptstreben darauf gerichtet war, sich die Achtung der guten Menschen zu erwer ben. Freigebig, großmüthig und mild thätig, wie es die Russen von Natur sind, verwendete er einen großen Theil seines Gewinnes zum Besten der Nothleidenden, die er selbst aufsuchte. London, wo er sei nen Wohnsitz aufschlug, wurde der gehei me Schauplatz seiner Wohlthätigkeit, wel eher sich besonders auch seine unglücklichen Landsleute zu erfreuen hatten, wiewohl die Klugheit ihm gebot, sie nicht öffentlich dafür anzuerkennen. Die letzten Jahre besonders hatte er einen alten Herrn, Na mens Paradekin unterstützt, einen Greis, der durch thörichten Aufwand im Auslan de sich schon vor vielen Jahren zu Grun de gerichtet hatte. Gerührt durch Kust roff's Wohlthaten und die Sorgfalt, wo mit er ihn in seinen alten Tagen erfreute, wünschte der bejahrte Russe, daß er seinen Namen aufgebe und den seinigen auehmen möchte, und hinterließ ihm zu dem Ende bei seinem Tode alle seine Papiere und Ur kunden. Nach dessen Ableben erfüllte Kustroff endlich sein sehnliches Verlangen, sein Vaterland wieder zu sehen, und sich daselbst unter den angenommenen Namen Paradekin ein Landgut, in einem von sei nem Geburtsort entfernt liegenden Gou vernement, zu kaufen. Als der Ankauf sich ohne Schwierigkeit gemacht hatte, fing der neue Gutsherr seine wunderliche Lebensart an ; seine Eingezogenheit war weniger eine Folge des Wunsches, Gefah ren zu entgehen, die für ihn nicht mehr zu bestehen schienen, als seines großen Hanges zur Einsamkeit; die Zerstreuun gen der Welt widerstrebten seinem Hange zur immerwährenden Thätigkeit. So war der Mann beschaffen, den ein uner- Hölter Zufall seinem ruhigen Landleben und der rührenden Verehrung seiner Un tergebenen zu entreißen drohete. Nehmen wir nun den Faden der Er zählung wieder auf und versetzen uns in die fast verzweiflungsvolle Lage deS ent larvten Verbrechers. Das Alter konnte Paradekin's Kraft geschwächt haben; a ber von der schnellen Uebersicht, welche die Nähe einer drohenden Gefahr ermißt, und ihm Mittel an die Hand gibt, sich dersel ben zu entziehen, hatte es ihm nichts ge raubt; wiewohl durch die plötzlich und un versehens ihn getroffenen Beschuldigungen seines Feindes ungemein beunruhigt, hat te er doch sogleich eingesehen, daß er sich auf dessen Schwüre und bloße Zusicherun gen nicht verlassen könne. „Wenn ich nun auch mit Aufopferung von vielem Golde, die Vernichtung der mir Gefahr drohen den und in seinen Händen befindlichen Schrift erlange, sagte er zu sich selbst, wer steht mir denn für neue Forderungen von ihm? Bei dem ersten Mahnen seiner Gläubiger, bei dem ersten Verluste im Spiele wird der habsüchtige Mensch seine Drohungen und Erpressungen erneuern; mein Vermögen wird sich völlig in der Gewalt des falschen Mannes befinden, und habe ich es zuletzt durch wiederholtes Er kaufen seines Schweigens erschöpft, so wird der Wüthende mich dennoch angeben und mich in einen Eriminalprozeß verwik keln, von dem er jetzt mich zu befreien be hauptet. So würde ich in den letzten Tagen meines Lebens das Spielwerk sei ner wüthenden Habsucht werden; lieber will ich mich der Strenge der Gesetze selbst überliefern. Es sprechen für mich 30 Jahre der Reue, und einige gute Hand lungen ; das Geschick entscheide!" Da am nächsten Tage keine Botschaft von Paradekin bei Woronitcheff anlangte, so schickte der ungeduldig Aufbrausende seinen Intendanten zu ihm, mit dem Auf trage, zur Antwort bloß I a oder Nein von ihm abzoholen; weiter nichts. Die Antwort war noch lakonischer als die Frage. Sie war: „Nein!" Gregorieff ritt damit schnell zurück, um sie seinem Herrn getreulich zu überbrin gen, der darüber in schreckliche Wuth ge riet!) und fürchterlich fluchte. Selbst der Intendant bekam dabei seinen Theil, denn er sollte Schuld an der Antwort sein. Da rauf wurde er eiligst weggeschickt, um den Neisewagen in Stand setzen zu lassen, in dem er den nächsten Morgen verreisen wolle. Durch seine plötzliche Abreise hoff te er den Nachbar zu schrecken und ihn zu Laufende Nummer SS. dem verlangten Opfer zu bewegen. A bends wurde Gregorieff in das Eabinet seines Herrn gerufen, um dessen Befehle in seiner gewöhnlichen Weise zu empfan gen. „Höre genau, cliu-ak (einfältiger Tölpel,) und wehe Dir! wenn Du nicht pünktlich thust, was ich Dir befehle. Ich habeledecmann gesagt, daß ich sehr schnell reisen und Tag und Nacht fahren würde, Du sollst aber wissen, daß ich nur sehr kleine Tagereisen machen will. Hier haft Du meine Reiseroute, auf der alle Post stationen und Nachtquartiere angegeben sind; schickt Herr Paradekin, mit dem ich wegen eines großen Geschäftes in Unter handlung stehe, herüber, so muß Andreas Alexiowitsch mir augenblicklich nachreisen, und mich eiligst aufsuchen: das nöthige Reisegeld sollst Du ihm zustellen; nun geh' und laß mich um 6 Uhr wecken." Den nächsten Morgen reiste Woronit cheff ab. Er hatte berechnet, daß er um 8 Uhr vor Paradekin's Hause sein wür de ; dies war gerade die Stunde, wo die ser in seinen Gewohnheiten sehr pünktli che Mann die Messe hörte. Es ist be reits erwähnt, daß die Kapelle in einem von den Hausflügeln lag; die Hauptthür derselben ging nach der Landstraße heraus. Woronitcheff ließ halten und ging in die Kirche. Paradekin ließ sich dadurch in seinem Gebete nicht stören; nach dem Got- tesdienste entfernte sich die Domestiken durch die Hauptthür. In dem Augen blick, wo sich ihr Herr anschickte, nach sei nem Zimmer zurückzukehren, redete ihn Woronitcheff mit den Worten an : „Ich reise nach Petersburg; Sie sehen hier meinen Reisewagen! Haben Sie mir kei nen Auftrag dahin mitzugeben, Hr. Pa radekin; (den Namen ironisch betonend.)" —„lch gebe nur meinen Leuten Aufträ ge, mein Herr! glückliche Reise! Gottes Wille geschehe!"—„Herr Kust..., Hr. Paradekin wollte ich sagen, kann sich auf meinen Eifer, und auf meinen guten Wil len, ihm zu dienen, verlassen." Mit die sen Worten verließ er die Kapelle, und stieg in seinen Wagen, der sich pfeilschnell entfernte. Da ihm bei dieser kurzen Un terredung Paradekin's ruhiger und resig nirter Ton aufgefallen war, so fing er bei nahe an zu zweifeln, daß er werde zurück gerufen werden, änderte jedoch vor der Hand noch nichts in seinem Reiseplane. Sein Haß, der bisher noch durch seine Habsucht niedergedrückt war, erlangte a ber seit diesem Augenblick das völlige Ue bergewicht und er tröstete sich über den Verlust der 100,000 Rubel mit der Aus sicht der Strafe, womit Kustroff werde belegt werden, mit der Publicität, die er einem großen Verbrechen geben und mit der Achtung, die für ihn als Angeber daraus erwachsen werde. Nach seines Todfeindes Verschwinden war Paradekin starr vor Schreck und Ab scheu. Im Hause Gottes in dem Augen blick überfallen, wo die Seele sich durch Gebet alles Jrrdischen zu entledigen sucht, hatte er mit Würde und als Mann ge antwortet, der sich seinem bösen Geschick unterwirft; nun unterlag er demselben aber auch fast, und von der peinlichsten Unruhe gequält schleppte er sich mühsam nach einem Zimmer im obern Stock des Hauses, wo er die Straße nach den beiden Hauptstädten übersehen konnte, und wo er den Wagen seines Feindes im Fluge dahin eilen sah. Er hätte gewünscht, ihn zurückhalten zu können; sein Entschluß wankte, er ging herab, befahl seinen Leu ten das schnellste Pferd zu satteln, und ei» nen Augenblick nachher nahm er den Be fehl zurück. Endlich, beschämt, die Un ruhe und Angst seines Herzens vor seinen Leuten blicken zu lassen, nahm er sich zu sammen und tiefe Verachtung seines Ver folgers stählte seinen ersten Entschluß. Allmählig wurde er ruhiger, und um nicht neuen Anfällen der Unentschlossenheit zu unterliegen, verließ er seine Wohnung und begab sich tief in ein Gehölz, über die Ver theidigungsmlttel sinnend, von denen er werde Gebrauch machen können. Oorts. f.
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