Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schnylkill Camuies allgemeiner Anzeiger. MeilViNg, Venn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Snd 6ten Straße, zwischen derHrauklm- und Ckcsnut - Straße Jahrg. 8, ganze Nnm. SN«. edingungen: Der Alberalc ZZrobaclrtcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der «-übscriptions - Preis ist Ein Thaler dcs Zahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Zahrev nicht bezahlt, dem werden Hl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als « Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf dcs Eubseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein» gerückt. Unterschreiben, in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der llnterschreiber. Briese und dcrgl. müssen postfre > eingesandt werden. Awei Verbreehei». ne russische Novelle v. Dupre de St. Maure. l^Fortsctzililg/I Entschlossen, an keinem Orte zu ver elen, so lange er auf italienischem 801 l ll wäre, reiste er durch das prächtige om mit der Gleichgültigkeit, mit welcher ! Reisender durch einen Flecken von Nie rbretagne eilt. Vor der Einfahrt er >rak er nicht wenig, als der Postillion i seiner Frage, in welches Hotel er ihn ingen sollte, über seine lakonische Ant ort: nach der Post, sich sehr wunderte, mn die Römer sind solcher Geringschät lng ihrer Capitale nicht gewöhnt. Um doch allen Verdacht von sich abzuwen ?n, setzte er in einem leichten Tone hin l: „Mein Freund, ich kenne Rom be ?its vollkommen, und habe in Neapel üchtige Geschäfte, deshalb ich keinen Au enblick versäumen darf." ruzione !a Lxee!>en2», entgegnete der Schwa er. Hinter Rom verweilte Kustroff auf er ersten Station eine halbe Stunde, um in Mittagsmahl einzunehmen, die erste Kahlzeit, die er nach dem Tode seiner Ge ieterin hielt, denn bis dahin hatten Ge oissensbisse, Furcht und Freude ihn nicht m Hunger denken lassen. Sein Stre bn ging vorzüglich dahin, Neapel zu er reichen, wo er erst die Frucht seines Ver gehens zu genießen hoffen durfte, denn >is jetzt saß er auf seinem Schatze, ohne ich durch die Ansicht von dessen Werthe berzeugen zu können. Diese Unwissen eit marterte ihn fürchterlich und machte hn oft die Länge des italienischen Stic els verfluchten. Seit drei Tagen beständig allein, hat e er über seine Lage nachgedacht, und Ver lelte sich das Gefährliche derselben nicht. Rehr habsüchtig als eitel, sah er ein, daß r künftig ohne Aufsehen zu machen reisen, ein Vermögen den Blicken Aller verber ;en, und zu keinem Verdachte Veranlas ung geben müsse ; denn da ihn die ge ingste Jnconsequenz verrathen konnte, so >urfte er nur unerwartet einem Russen be- gegnen, und er war entlarvt und verloren. Zr beschloß daher sich nach einem wohl überlegten Plane zu benehmen, den er auch mit einer solchen Geschicklichkeit und Ausdauer und einer so großen Verstellung Ausführte, wie sie glücklicher Weise bei großen Verbrechern selten vorkommt. In Neapel angelangt, stieg Kustroff, da es nicht gut zu vermeiden war, in ei-! nem der ersten Gasthöfe ab. Er benahm sich aber dabei sehr vorsichtig, und erkun- digte sich erst, nach mehrern unbedeuten- den Fragen, bei den Aufwärtern, die sei ne Sachen auf sein Zimmer gebracht hat-! ten, ganz unbefangen scheinend, ob kein Russe im Hause logirt? und auf ihre, verneinde Antwort ging er, kaum imStan de, seine Frende über die erhaltene gute Nachricht zu verbergen, schnell zu der neu en Frage über i wie sich die zn-unk Dnn n» nenne, die jetzt inNeapel furm-e machte Die Zeit bis zum Abendessen wendete er dazu an, alle Winkel und Tapeten sei nes Zimmers genau zu untersuchen. In einem Flügel des Hauses logirend, be merkte er mit Vergnügen, daß seinSchlaf zimmer, hinter dem Wohnzimmer zwei massive Mauern, also keine falsche Zwi schenwand, keine gefährliche Nachbarschaft geheimen Ausgang und heimliche Treppe hatte. Hierüber beruhigt, stieg er eine Treppe höher und fand dorr einen sehr großen Boden. DaS Abendessen welches er auf sein Zimmer bestellt hatte, kürzte er möglichst ab, um der excellent» is, exeellen?» no der Aufwärter, deren er sich nicht für wür dig hielt, bald los zu werden, und mit dem innigsten Vergnügen vernahm er ihr ie licissims noNe, das tausendmal wieder holte Lebewohl der italienischen Abendge sellschaften. Er verschloß hierauf seinZim mer, und in die Schlafkammer sich verfü gend, die er eben so verwahrte, steckte er sechs Lichter an, um bei dem Geschäft, das er nun vornehmen wollte, dessen sehen zu können. Dieses war nämlich kein ande- res, als das Inventarium von den Felles! sen und Behältern aufzunehmen, um sich von deren Inhalt in genaue Kenntniß zu setzen. Die russischen Damen reisen nicht mit so wenig Gepäck, als die englischen Ladys; letztere sorgen nur für das Nothwendige und vernachlässigen den Luxus; die rus sischen Damen hingegen nehmen ihre gan ze große Toilette mit auf Reisen. Da die unglückliche Füstin mehre Höfe zu be suchen beabsichtigt hatte, so hatte sie all' ihr Geschmeide mitgenommen. Kustroff, eben so förmlich wie eine Gerichtsperson, die ein Mobilien-Jnventarium aufnimmt, welches verkauft werden soll, stellte die vorgefundenen Gegenstände in einer be wudernswürdigen Ordnung vor sich auf, und gewann es selbst über sich, diejenigen, die seine Neugierde am meisten in An spruch nehmen mußten, vor jetzt noch nicht näher in Augenschein zu nehmen. Zueist legte er auf das Bell die Kleider, daSPelz werk, das Leinen-Zeug und den Putz sei ner unglücklichen Gebieterin. Bei dem Anblick dieser Gegenstände entschlüpfte seiner Brust unwillkührlich ein Senfzer. Zufällig siel sein Auge, gerade als er das letzte Kleidungsstück weglegte, auf einen Spiegel und er erschrak über seine Blässe und verstörten Züge, erholte sich jedoch bald wieder, als er sich an einen Tisch ge setzt und daS Schmuckkästchen geöffnet hatte. Der Tisch funkelte von dem Feuer der Diamanten, Rubine, Saphire und ei ner Menge kostbarer Steine an Diademen, Gürteln, Kämmen, Hals- und Armbän dern, Ohrgehängen - Agraffen, Ringen, Chiffern und allen den Dingen, welche die Kunst zum Vergnügen der Frauen erfun den hat. Kustroff, von dem Glänze die ser Reichthümer wie geblendet, blieb er eine ganze Stunde im Anschauen dersel ben versunken. „Dies Alles ist nun Dein, sagte er mit vor Freude halb er stickter Stimme, Du bist nun reich frei und unabhängig." Er wollte hinzuset zen „und glücklich," aber er vermochte die ses Wort nicht über die Zunge zu brin gen, da es von einer, zwischen Vergnügen und Schmerz getheilten, Beklemmung sei ner Brust, zurückgedrängt wurde, aber seine Augen rollten mit Blitzesschnelle von einem Gegenstand auf den andern, und schienen zur Auffassung deS köstlichen An blicks nicht hinlängliche Stärke zu besit zen. Als er sich sattsam an dem Anschau en gelabt hatte, nahm er die funkelnden Steine in die Hand, veränderte ihre Stel lung, und legte sie in Haufen zusammen, um ihren Schimmer zu vermehren. Die ser Triumph der Lüsternheit war für ihn um so berauschender, da er den Werth der Diamanten von einem seiner genauen Be kannten, einem Genuesen, dessen Vater ein Juweelenhändler war, kennen gelernt hatte und also den Werth seines neuen Vermögens ziemlich genau taxiren konnte. Diese Schätzung erforderte lange Berech nungen und häufige Anforderungen an sein Gedächtniß ; zuletzt kam er jedoch zu dem Resultate, daß der gesammte Schmuck in Geld angesetzt, eine Summe von 90 biß 100,000 Rubel geben würde; ohne sonderliche Hast öffnete er hierauf die klei ne Kiste mir dem Reifesilber, in welcher sich auch ein grüner sammtner Beutel mit 500 Goldstücken befanden, der ihn reich lich für die dem Rolando gezahlten 200 Zechinen entschädigte, die er zur Berichti gung der laufenden Ausgaben und zur Bezahlung der Post von der Fürstin er halten hatte. Nach Schließung des langen Inventa riums legte er Alles wieder in gehöriger Ordnung in das Schmuckkästchen und in die Schachteln, und verschloß Alles in sei ne Komode nachdem er es sorgfältig be deckt hatte. Aus den Kleidungsstücken seiner Gebieterin machte er mehre Packete, denn er sah ein, wie nöthig es für ihn sei, sich aller dieser ihm Gefahr bringenden Sachen zu entledigen. Er hatte selbst nicht einmal den Wunsch, sie zu versilbern, da ihm kein Mittel einfiel, sie ohne Ge- "'willig zu loben und ohne Lurcht zu tadeln." Dienstag den <i. April, fahr los zu werden. Bei Untersuchung des Hauses hatte er auf dem Boden einen Haufen alter aufgegebener Mobilien und zerbrochener Kisten unter dem Dache ste hen sehen, und sogleich beschlossen, alle die Sachen, von denen er sich zu befreien wünschte, unter diesen Trümmern zu ver bergen. Nachts 2 Uhr öffnete er daher leise die Thür, und dachdem er sich über zeugt hatte, daß im Gasthofe Alles im tiefsten Schlafe liege, stieg er mit einer Blendlaterne und der Hälfte der Sachen auf den Boden, kam dann zurück, um das Uebrige zu holen, und legte Alles m alle Kisten, die er sorgfältig mit einem Hau fen zerschlagener Bretter und alten Lum pen bedeckte. Nach diesem für seine Ru he so wichtigen Geschäfte, ging er unbe merkt wieder auf sein Zimmer. Wäre nun auch zufällig Jemand auf den Ge danken gekommen, in diesem alten Plun der zu kramen, und hätte die Packete ge funden, so fragte es sich nun : Seit wie lange lagen sie da? Wer hatte sie dahin gelegt? Lagen sie nicht schon lange da? und der Verdacht konnte auf einen Rei senden ohne weibliche Begleitung nicht leicht fallen. Früh Morgens ging Kustroff zu dem Wirthe herunter und sagte ihm, daß er seinen Wagen weil er sich nach einem nach Smyrna segelnden Schiffe umsehen müs se, verkaufen wollte. Die Wirthe ergrei fen bekanntlich jede Gelegenheit eifrig, wo sie an den Vortheilen eines Handels die ser Art Theil nehmen können. Der Wirth war daher auch sofort bereit, bei diesem Geschäft Mittelsmann zu werden, und schickte sogleich nach seinem Sattler. Es gebe, sagte er, im Königreiche beider Sicilien keinen rechtlichern Mann. Der Sattler kam, besah die Berline, einen sehr hübschen, aber einfachen Wagen, ohne Wappen und Chiffre; nach der Versiche rung des Sattlers aber sollte er eine Men ge von Fehlern haben, die er nicht hatte, wobei er den Verkäufer mit einer Menge von Kunstausdrücken und Redensarten überschüttete, die der neapolitanischen Zu nge sehr geläufig sind: „Danken Sie es, sagte er unter Anderm, der hl. Jungfrau, daß sie unbeschädigt nachNeapel gekommen sind; Lun miraeulci! uns evs» «tuzieir (ja! Das Ende war daß er den dritten Theil des Werthes dafür bot. Kustroff sah recht gut, daß er es mit 2 Gaunern zu thun hatte, demohnerachtet aber leiste te er ihnen nur schwachen Widerstand, denn es lag ihm zu viel daran, sich aller der Sachen zu entäußern, die ihn verdäch tig machen konnten. Sobald das Geld bezahlt war, fuhr der Sattler mit der Berline frohlockend ab, und ihr Verkäu fer sah sie mit einem Vergnügen sich aus seinen Augen verlieren, welches demjeni gen gleich kam, das ein Anwalt empfindet, dem es gelingt, beim Durchlaufen eines Aktenpackets eine wichtige Schrift, die sei ner übernommenen Sache einen Übeln Ausgang geben konnte, heimlich bei Seite zu schaffen. Im Verlaufe dieses Tages sah sich Kustroff nach einem bescheidenern Wirths haus? um, und bestellte bei einem geschick ten Tischler mehre flache Hausirkästchen zum Jnweelenhandel mit geheimen dop pelten Böden; dann ging er zu einem Trödler, von dem er einen alten Rock von abgetragenem karmoisinrothen Sammt u. eine blonde in's rothgelbe schillernde Pe rücke erhandelte. Am nächsten Tage wa ren seine Kästchen fertig, und er kam mit zwei Lazaroni's nach dem Hotel zurück, um seine Sachen abzuholen. Dem Wir the sagte er, daß, da das Schiff bereits se gelfertig sei, er bei Tagesanbruch an Bord gehen würde. Er verfügte sich darauf in sein Zimmer, zog den alten erhandel ten Rock an, über welchen er einen weiten Mantel warf, und machte sich mit seinen Sachen nach dem kleinsten Wirthshause auf den Weg, wo er sich für einen polni schen Juden ausgab, der auf den Juwee lenhandel reise. Sein Anzug und seine Perücke liehen diesen Worten um so mehr anscheinende Wahrheit, da er die näselnde Stimme dieser Leute teuschend damit ver bunden. Als Kustroff sah, daß man ihn ohne Weiteres für das nahm, was er nicht war, so wendete er die nächsten Tage da zu an, eine Menge kleiner Edelsteine ein zukaufen, um damit die beiden ersten Be hälter seiner Juweelenkästchen zu füllen. Der dritte war so sehr versteckt, daß es fast unmöglich war, sein Dasein zu ah nen. Er schiffte sich hierauf auf einer genuesischen Felucke ein, die nach Palermo abging und Tags darauf entschwand Ne apel's schönes Gestade seinen Blicken. Glücklich in Siciliens reicher Haupt stadt angelangt und jetzt in dem Anzüge eines Juden und mit dessen Schlichen ver traut, durfte er es keck wagen, in die Pa läste der Großen zu treten und ihnen sei ne Edelsteine zum Kauf anzubieten. Als er sich allmälig ihr Vertrauen erworben hatte, zeigte er ihnen auch aus dem gehei men Behälter einen Halsschmuck, einen Ring oder Armbänder, und in kurzer Zeit entledigte er sich so mehrer Stücke, zu sehr Huten Preisen. Da der Verkauf der klei nen Bijouterien ebenfalls großen Gewinn abwarf, so beschloß Kustroff, diesem Han del sich ganz zu widmen und das durch ein Verbrechen erlangte Vermögen auf eine rechtliche Art zu vermehren. Nach zweimonatlichem Aufenthalt in Palermo schiffte er sich nach Eadix ein und reiste von dort über Sevilla und Toledo nach Madrid. In diesen vier Städten halte er das Glück, alle seine Brillanten sehr vortheilhaft an den Mann zu brin gen. Dies bewog ihn, in Madrid eine Menge Juweelen zu kaufen, die er in Pa ris und London wieder absetzte. London war der Endpunkt seiner Reisen, aber nicht seiner HandelSunternehinungen, die über sein Erwarten glücklich ausfiel. Die russischen Großen finden an England we nig Geschmack, und bereisen es daher sel ten ; dies bestimmte Kustroff, seinen fe sten Wohnsitz in diesem Lande zu nehmen, wo er weniger, als in andern europäischen Hauptstädten mit seinen Landsleuten zu sammen zu treffen fürchten durfte, denn er konnte es sich nicht verhehlen, daß Je mand, der ihn in Moskau gesehen, wo er sich 6 Monate mit der Fürstin aufgehal ten hatte, ihn, ohnerachtet seiner rothgel ben Perücke, wohl würde wieder erkennen können. Die Zeit kam ihm jedoch zu Hülfe und befreiet? ihn allmählig von dieser Besorgniß. So verflossen 3V Jahre. Kustroff war ein großer Juweelenhändler und ein reicher Mann geworden. War er nun glücklich? nein! Zwei gewaltige Gefühle quälten ihn unaufhörlich ; Gewissensbisse zerrissen sein Herz unausgesetzt, und ver gebens strebte er die Erinnerung an das Kastaniengehölz bei Bologna aus seinem Gedächtnisse zu entfernen; allnächtlich stand ein blutentes Fantom vor seinem Bette und oft sah er diese furchtbare Er scheinung selbst am hellen Tage, und das letzte Aechzen des Schlachtopferü traf sein Ohr, ja diese schrecklichen Töne vernahm er selbst mitten in einem Festgelage; die leiseste Anspielung auf heimlichen Mord im Theater, machte ihn fliehen, als hätte ihn plötzlich ein Pfeil durchbohrt. Bei seinen Verhältnissen mit den Menschen versetzte ihn Alles, was nur im mindesten Beziehung auf sein Verbrechen hatte, in unbeschreibliche Trauer. Nicht weniger marternd war für ihn der Anblick tugend hafter Personen und die Heiterkeit, die ih nen die Tugend gewährte. Seitdem sei ne eigene Erfahrung ihn gelehrt hatte, daß man auch ohne Verbrechen reich wer den kann, sah er auf den Anfang seines Vermögens nur mit Abschen, und hätte er es vermocht, den desselben, welchen er einer Mordthat verdankte, von dem Ue brigen zu trennen, um das Letztere ruhig zu genießen, so würde er sich für den glück lichsten Menschen gehalten haben. Eine weniger starke Ursache seines Kum mers war seine Entfernung vom Vater lande. Auch das Heimweh quälte ihn; Laufende Nummer 32. er fühlte schmerzlich die Entbehrung der nordischen Sitten und Gebräuche und selbst der Strenge des Klima's. Letztere beherrschte seine Einbildungskraft derma ßen, daß er vor Freude außer sich war, wenn ein starker Schneefall ihm die Teu schung des Bodens seiner Geburt und sei nes theuren Vaterlandes vor Augen stell te. Lassen wir ihn sich mit diesen heim lichen Leiden quälen und versetzen wir unö nun in das Land, das sie veranlaßte. Im südlichen Theile des Gouvernements Kaluga, war der Gutsherr Woronitcheff seinen Eltern in dem Besitze eines sehr schönen Landgutes von 2000 Leibeigenen nachgefolgt. Der junge Mann war von ungestümen, jähzornigem u. stolzem Cha rakter. Man hatte sich vergebens bemüht, seine aufbrausende leidenschaftliche Hitze durch Sanftmuth zu mildern ; als einzi ger Sohn mißbrauchte er die väterliche Nachsicht, und die Bauern beweinten auf richtig den frühen Verlust ihrer geachte ten Herrschaft, da sie vorhersahen, daß der Sohn sie nicht mit der Gerechtigkeitsliebe und der schützenden Güte, welcher sie sich bisher zu erfreuen gehabt, behandeln wür de. Woronitcheff war kein Freund deS Landlebens und die reizenden Gemälde der schönen Natur sprachen sein Herz nicht an. Schon vor dem Tode seiner Eltern machte er häufige Reisen nach den beiden Hauptstädten und er nahm sich vor, so bald er frei sein würde, fremde Länder zu sehen. Vergebens stellte ihm sein alter Oberintendant ehrerbietig vor, daß, da seine Güter nicht schuldenfrei wären, eS gerathen sein dürfte, bevor er eine kost spielige Reise unternähme, die darauf haf tenden Schulden zu tilgen; er schloß ihm kurz den Mund mir den Worten : „Mein Vater hat seine Bauern zu sehr geschont, das ist eine Albernheit; sie sind dadurch reich geworden, laß sie das Gestohlene wieder herausgeben, erhöhe den Obrok; in Zeit von 6 Wochen muß ich Geld ha ben, hörst Du! ich muß es haben, Deine Sache ist es, es herbeizuschaffen." Der Outpravitel verneigte sich seufzend; das Geld war zur vorgeschriebenen Zeit be reit, und Woronitcheff reiste nach Italien. Zwischen Modena und Bologna brach die Achse seines Wagens, und er sah sich genöthigt, die Nacht in einer Dorfschenke, wo auch zugleich die Post war, zu bleiben. Dieses Unglück war groß für ihn, denn er fürchtete nichts mehr als die Langewei le. Was thun, was anfangen von A dends 7 Uhr bis zur Tischzeit? Er maß sein Zimmer mit großen Schritten eine lange Zeit, rief seinen Leuten, um sie hun dertmal das Nämliche zu fragen, ließ den Wirth heraufkommen, bestellte die Gerich te, die er essen wollte und bestellte sie wie der ab. Zuletzt konnte er in seinem ein samen Zimmer nicht mehr ausdauern und ging herunter, um sich durch ein Gespräch mit den Leuten des Hauses zu zerstreuen. In einem großen an die Küche stoßenden Zimmer bemerkte er eine zahlreiche Ver sammlung junger Burschen uud Mägde, nebst einer alten Frau. Die Mutter Dorothea, die Hausfrau, saß in einem Lehnstuhl, dessen abgenutztes Leder und gothische Form sein Alter bekundeten, so daß es leicht zu erkennen war, daß seit länger als einem Jahrhunderte Großmut ter, Mutter und Tochter auf diesem re spektabel» Sitz Platz genommen hatten. Dorothea, mit der Kunkel in der Hand, ging in der Arbeit als Muster voran, und die um sie in einem Halbkreise herumsit zenden jungen Mädchen flochten Stroh, welches die jungen Burschen für sie zu recht machten; kurz, es war eine Dorfa bendgesellschaft. Aus der aufmerksamen und gespannten Miene aller Physiogno mien schloß unser Reisender, daß hier Räuber und Geistergeschichten erzählt werden müßten, und so verhielt es sich wirklich. Bfgielig an der Unterhaltung Theil zu nehmen, trat er in die Versamm lung ein. Die alte Großmutter bat ihn höflich, Platz zu nehmen, und Francisco, der Ludimagister des Dorfes, war, auS
Significant historical Pennsylvania newspapers