Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schnylkitl Cannties allgemeiner Anzeiger. Meaving, Dienn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, m der Süd 6ten Straße, zwischen der Franfliil- und Cbesuul - Slrab'e Jahrg. 8, ganze Nnin. SNS. edinAungen:—Der Niberille Zstobilrlltcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions - Preis ist Tin Thaler des Zahl'S, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe deS Jahres niclit bezahlt, dem werden Kl 50 angerechnet Für kürzere Zeit als V Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Auffündigunaen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf deß Subseriptions-Termins gestehen und gleickzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein» gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfrei' eingesandt werden Awei Verbrechen. ne russisch« Novelle v. Dupre de St. Maure. Unter der Regierung der Kaiserin Eli beth, kam die Wittwe eines russischen ürsten, von ihren Gütern im nördlichen heile des Gouvernements Nowgorod, ank nach Moskau, um einen dortigen rühmten Arzt zu Rathe zu ziehen. — >ieser behandelte die Kranke 6 Monate ng auf verschiedene Weise und erklärte iletzt, nachdem er alle Mittel erschöpft ttte, daß nur ein längerer Aufenthalt im idlichen Europa sie ganz wieder Herste!- n könne. Die Fürstin reiste darauf nfang Mai's mit ihrer Kammerfrau nd einem 30 Jahre alten Bedienten über iew und Krakau nach Wien, wo sie 3 üonate blieb. Hier verschlimmerte sich var die Krankheit nicht, aber die Ner nderung des Clima's brachte auch noch ?ine sichtliche Besserung in ihrem schwäch chen Zustande hervor, und sie beschloß aher nach Neapel zu gehen, und denWin ?r daselbst zuzubringen. Die Reise mach e sie über Triest und Venedig. Kust off, ihr Diener, war ein gewandter, ver ländiger und beherzter Bursche; imHau e seiner Gebieterin geboren und erzogen, »alte er nie Anlaß zu Klagen gegeben, ind die Fürstin hatte ihn deshalb und oeil er fertig italienisch sprach, zu ihrem öegleiter gewählt. Kustroff besaß viel »atürlichen Verstand, er war aber auch »ösartig, und ein zu häufiger Aufenthalt n beiden Hauptstädten, schlechte Gesell- Haften, zu viel Kenntnisse für seinen vtand und ein gränzenloserEhrgeiz mach en ihn zu einem sehr gefährlichen Meu chen. Durch strenge Hausdisciplin in schranken gehalten, hatte er jedoch seine ehlerhaften Neigungen unter dem An chein von Treue bis zu dem Augenblick u verbergen gewußt, wo unerwartete Um iände denselben freien Ausbruch verstär kten. Die Kammerfrau wurde in Italien zlötzlich sehr krank, und die Fürstin, wei he viel von ihr hielt, sah sich daher ge nöthigt, in einem kleinen Dorfe, einige Stunden von Bologna zu bleiben, und einen Arzt auS der nächsten Stadt kom men zu lassen. Dieser erklärte sie, nach achttägiger Behandlung, zwar außer Ge- Mzhr, zeigte der Fürstin aber zugleich an, «aß die Genesung nur langsam vorschrei ten, und die Kranke vor drei Wochen nicht im Stande sein würde, die Reise fortzu setzen. Sie beschloß darauf, die Kammer frau in dem nur 8 bis II) Meilen ent fernten Bologna um so lieber zu erwar ten, da sie auf die Sorgfalt ihrer guten Wirthsleute für die Kranke zählen konn te, und der Tag der Abreise wurde festge setzt. Kustroff mußte, auf Befehl seiner Gebieterin, für die Kammerfrau schriftli che Verhandlungs-Befehle aufsetzen, in welcher auch der Gasthof nicht unbemerkt blieb, wo sie ihre Herrschaft finden würde. Das nöthige Geld wurde ihr zurückgelas sen, kurz, es ward nichts versäumt, was die Kranke beruhigen konnte. In der Umgegend sah man sich vergebens nach ei ner Person um, welche auf eine kurze Zeit die Stelle der Kammerfrau bei der Für stin hätte vertreten kännen, und Kustroff blieb daher ihr einziger Begleiter. Die ser Umstand bestimmte diesen bisher im mer noch schwankenden Menschen zu dem Werbrechen, seine Wohlthäterin aus dem Wege zu räumen. Der Wirth der Schenke des kleinen Dorfes war zugleich Posthalter, und un ter dessen Knechten befand sich einer von den Räubern, die früher um die Engpäs se der Appeninen gelagert waren, der aber schon etwas bejahrt, die den Räubern be willigte Amnestie benutzt hakte, um ein rechtlicheres und weniger gefährlicher Ge schäft zu ergreifen. Seinem Herrn wa ren seine früheren Verhältnisse unbekannt, seine Kameraden aber nannten ihn den alten Sünder. Rolando, so hieß der Postknecht, fuhr die Reisenden mit vieler Gewandtheit, die er früher mit noch größerer Dreistigkeit angegriffen hatte. Da seine Standesveränderung nur Folge der Furcht war, so hatte er zwar aufgehört ein Räuber zu sein, ohne aber deßhalb nun ein rechtlicher Mensch zu wer den; er ruhte jetzt von Verbrechen aus, aber diese Ruhe war nicht nach seinem Sinne, und drei- oder viermal täglich ei nen und denselben Weg zu machen, muß te für ihn, der an gefahrvolle Abeuteuer gewohnt war, unerträglich sein. Oft wunderte er sich selbst über denGleichmuth, womit er jetzt 2 oder 3 als Trinkgeld von den Reisenden empfing, da er in seinen schönen Tagen kühn einen Postwagen angegriffen und trotzig alle Kostbarkeiten desselben gefordert hatte. Bösewichter werden gleich tugendhaften Menschen durch einer geheimen Instinkt zu einander hingezogen. Kustroff errieth Rolando's Charakter; beide suchten ein ander ; einige Flaschen Wein brachten sie bald näher zusammen und beforderten ih re vertraulichen Mittheilungen. Der P ostillion rückte mit seinen Geständnisse zu erst heraus, und nun durfte Kustroff auf seine Theilnahme bei seinem verruchten Vorhaben zählen. Rolando war spät Abends weggefahren, um einen Wagen bis zur nächsten Station zu bringen, und Kustroff wartete auf seine Rückkehr, die gegen Mitternacht erfolgte. Als Rolan do die Pferde besorgt hatte, gab Kustroff ihm einen Wink, ihm zu folgen, und führ te ihn nach seinem Zimmer, wo des Ein geführten Blick vergnügt auf einen mit kaltem Braten, 4 Flaschen Wein und dem Rest einer Pastete besetzten Tisch fiel. Der Postknecht hatte selbst in den Zeiten seiner ehemaligen Größe kaum ein so köst liches Mahl vor sich gehabt. Man setzte sich zu Tische. Anfangs brachte der ver schlagene Kustroff das Gespräch bloß auf gleichgültige Gegenstände, als aber seines Tischgenossen Appetit gestillt, und die Fla schen bis auf die letzte Hälfte der vierten geleert waren, sagte der Russe halblaut in vertraulichem Tone: „Braver Rolando, wie viel Personen hast Du denn in Dei nem Leben schon umgebracht?" Welch' eine ungereimte Frage! der President des Raths der Zehnte würde sich zweimal be denken, sie an mich zu richten, wenn ich jemals die Ehre haben sollte, vor diesen erpediten Erzellenzen zu erscheinen. Werde nicht ungehalten, Rolando, Du stehst hier nicht vor einem Tribunale, son dern bist bei einem Freunde zu Gaste und der Wein befördert die Offenherzigkeit weit besser, als das Verhör eines Rich ters ; komm, sag' mir die Zahl Deiner Heldenthaten. —Bei meiner Treue, damit darf ich eben nicht groß thun ; ich bin von Natur zu gutherzig und habe immer ei nen Widerwillen gegen unnütze Mordtha ten gehabt. Mehr geldsüchtig als grau sam, habe ich bloß die sich widersetzenden und schwer mit dem Gelde herausrücken den Reisenden etwas unsanft behandelt. Bei diesen Worten fing er an, aus den Fingern nachzuzählen : „Ich Hab's, mein Herr Neugieriger, in den zwanzig Feld zügen, die ich in beiden Calabrien und auf dem Col de Tenda gemacht, der Teufel soll mich holen! wenn ich mehr als eilf Un glückliche Gott oder dem Teufel zugeschickt habe; und noch dazu ohne sie zu quälen, in dieser Hinsicht haben sie mir nichts vor zuwerfen." —Nun, so schlage ich Dir noch einen vor, um das Dutzend voll zu ma chen; Gefahr läufst Du dabei nicht, da für stehe ich mit meinem Kopfe:—Wie! was verlangst Du, Kind des Nordens? Beabsichtigst Du, dieses alte Gewissen wieder aufzurütteln, welches auf den gu ten Weg zurückzubringen, mir nicht leicht geworden ist? Höre, Freund, Dein Wein ist vortrefflich und Du hast mich wie ei nen großen Herrn bewirthet, aber seitdem ich mich zurückgezogen habe, bin ich träge und furchtsam geworden; zähle daher nicht auf mich. Bei meiner Treue, man würde schön empfangen werden, wenn man einem alten Offizier, der sich auf sein Schloß zurückgezogen hat, wo er nun sei ne Pfeife ruhig hinter dem Ofen schmaucht "LVillig zu loben und ohne Lurche zu tadeln." Dienstag den s«. März, 1847. u. seinen Pfarrer durch Erzählung seiner Großthatetn in der Schlacht einschläfert, den Vorschlag thun wollte, noch einen o-! der zwei Feldzüge mitzumachen. Nun, ich bin auch ein Held, der sich zurückgezo gen hat. Seitdem dieser nervigte Arm sich herabgelassen hat, zu seinem beschei denen Geschäft eine Peitsche in der Luft zu schwingen, um den Lauf von 3 schlech ten Gäulen zu beschleunigen, solltest Du da nicht glauben, daß er zu der edeln Füh- rnng des Dolches und der Pistolen unfä- z hig geworden sei? Weil ich einmal daS Glück gehabt habe, meinen Körper nicht an der häßlichen Maschine.... hängen zu sehen, so will ich nun auch das Ver- gnügen kosten, das man empfinden soll, wenn man in seinem Bette stirbt. Ja, aber bevor Du dieses Vergnügens theil-! haft wirst, wirst Du Deinen elende Eri- stenz auf den Landstraßen hinschleppen, ivo Du dem Ungemach der Witterung und ! den Schmähungen der Reisenden ausae-! setzt bist. Rolando, Du besitzest Nichts —Vielleicht noch weniger als das. Dank der Mißgunst des Spiels und dem Dieb' stähle meiner spitzbübischen Kameraden habe ich den Ertrag von zehnjähriger Ar beit verloren.—Nun, wenn also eine letz te Waffenthat, von der Klugheit geleitet und von dem Geheimniß umhüllt, Dir dazu behülflich wäre, Deine letzten Tage ruhig zu verleben, würdest Du sie zurück weisen ? Bei diesen letzten Worten zog Kustroff, ohne auf Antwort zu warten, aus seinem Gurt ein Argument, von dem er sich mehr versprach als von seiner Be redsamkeit, nämlich eine Rolle von 200 Zechinen, die er auf dem Tische umher streute, damit sie auf Rolando um so mehr Wirkung thun sollten. Dieser verschlang sie mit den Augen und mit vorgestrecktem Halse, um sie genauer zu sehen, zog er seine Hände von dem Tische, da er der, Gewalt der Gewohnheit zu unterliegen und das schon wegzunehmen fürchtete, was er noch nicht verdient hatte. Sein Schweigen dauerte einige Minuten, als aber der Russe diese stumme Scene für lang genug erachtete, nahm er kaltblütig die Goldstücke wieder zu sich, that sie in die .Rolle, und steckte sie zu Rolando's großem der traurig und nach denkend wurde, so vergnügt und belebter vor der Erscheinung des Goldes auch ge wesen war, wieder in den Gurt. Warum hast Du mir diesen Schatz ge wiesen ? rief er mißmuthig; geschah es nicht, um mich dadurch zu reizen, eine Sünde zu begehen?—lm Gegentheil, es geschah, um Dir eine Ansicht von dem zu geben, was Du in Besitz haben kannst, versetzte Kustroff heiter, denn es hängt nur von Dir ab, morgen oder noch lieber heute schon, diese Geldrolle die Deinige zu nennen, sie enthält 200 Goldstücke, richtig gezählt. WaS soll ich dafür thun? Nichts besonderes. —Nun, was den ?—Warte, rück näher, denn die Mau ern der Wirthshauszimmer haben Ohren .... So! nun höre: Du kennst meine Herrschaft ?—Gewiß. —Sie ist sehr blaß. —Wie eine Todte.—Sehr mager.—Das ist wahr; sie hangt ja fast nur noch in der Haut und an den Knochen. Ja, es schmerzt Einem, sie so zu sehen ; ach, Ro lando ! sie ist nicht zu retten, und kann nur noch drei Monate leben; der wiencr Doktor hat es mir nicht verhelt, in drei Monaten allerhöchstenö habe ich das Un glück, sie zu verlieren. Das nennst Du ein Unglück?—Ja, weil ich dann Nichtö bekomme, gar Nichts. Du kennst die Undankbarkeit der Herrschaften ; es küm mert sie wenig, was nach ihrem Tode aus uns wird; unsere russischen Damen zumal weisen den Gedanken an den Tod weit von sich und thun, als wenn sie niemals mit ihm Bekanntschaft machen müßten. Weißt Du, was geschehen wird, wenn ich nicht vorbaue ? Meine Gebieterin ist noch nicht so schwach, daß sie nicht noch Florenz sollte erreichen können und dort angelangt, wird sie wie eine Lampe erlöschen, der es an Oel gebricht; dann wird eine Wolke von Raben über uns Herstürzen, d. h. Gerichtspersonen, die Alles, dessen sie hab haft werden können, an sich nehmen und das Uebrige versiegeln werden; und was werden sie mir lassen? ein schwarzes Kleid zur Trauer und Augen, um zu weinen! Eine schöne Erbschaft, in der That! Ja, so geht es wirklich zu in unserm schö nen Italien. In Italien und überall. Meine Gebieterin hat keine Kinder, ich thue Niemand Unrecht; alle ihre Erben sind reich; übrigens hat sie auch nicht Viel bei sich ; aber das, was für sie Nichts ist .... Merkst Du nachgerade, was ich will?—Ja, beim hl. Januarius ! ich fan ge an, Dich zu verstehen." Hierauf sa hen die beiden Tischgenossen einander mit einem höllischen Lächeln an, und leerten die letzte Flasche Syrakuser indem sie mit den Gläsern anstießen und gleichsam ei nen Toast auf den Tod ausbrachten. Da Du mich errathen hast, nahm Kust roff wieder das Wort, so brauchen wir uns nur einander zu verständigen, denn Alles ist vorhergesehen und berechnet, und Dei ne alte Erfahrung wird finden, daß ich Nichtö außer Acht gelassen hrbe. Wir reisen heute um N Uhr, die Kammerfrau bleibt hier. Ich weißes. —Du wirst fahren nicht wahr? —Nichts ist leichter, als das. Sollte zufällig an mir nicht die Reihe sein, so wird mir mein Kamerad die seinige für ein Trinkgeld gern abtre ten. —Bravissimo! Sag' mir, ist zwischen hier und der nächsten Station nicht ein dichtes Gehölz, in welches man fahren könnte? Drei für eins. Gut! Du wirst schon das dichteste wählen. Die Mittagsstunde ist uns günstig, dann ist die Landstraße unbesucht, weil ganz Ita lien Mittagsruhe halt. Jetzt höre wei ter : mitten im Gebüsch mußt Du plötz lich halten und Deine nur mit Pulver ge ladene Pistole auf mich abfeuern, ich wer de dann, als wäre ich todtlich getroffen vom Bocke herabfallen und bis zu dem Augenblick unbeweglich liegen bleiben, wo Du mit diesem Dolche .... Hier heilt Kustroff inne, als wäre seine Zunge ge lähmt. —Nun weiter! versetzte Rolando. —Nein, ich habe Dir genug gesagt; Dei ne Erfahrenheit.... Wie! während Du im Gräfe liegst und Dich todt stellst, soll ich allein das Stück Arbeit verrichten? so ist's, denn ich könnte die Hand nicht an die Fürstin legen; wir Russen sind von Jugend auf sehr an 'Achtung ge gen unsere Herrschaft gewöhnt! s)ettu lii I)i»Lco ! Das ist mir ein lusti ger Scrupel. Achtung gegen diejenigen haben, die man dem Tode weiht! Das ist Thorheit, mein Junge! Thorheit so viel Du willst, aber ich kann den Stoß nicht thun, und so wird sie in ihren letzten Augenblicken nicht mit dem Gedanken aus der Welt gehen können, daß ihr eigener Sklave ihr Mörder ist Kustroff s Stimme verrieth bei diesen Worten eine plötzliche Rührung, die er aber bald nie derkämpfte und dann mit fester Stimme fortfuhr: „Rolando, sprich, kann ich auf Dich rechnen? Warum nicht, denn Du bist es ja, der bezahlt.... Ich beschwö re Dich aber, Rolando, laß es die Sache eines Augenblicks sein und quäle sie nicht. Sei ruhig, ich habe Dir schon gesagt, daß ich human bin." Kustroff, der von Rolando neue Einwürfe befürchtete, stand jetzt schnell auf, und zahlte ihm zehn Goldstücke pränumerando. „Ich höre im Hause Jemand gehen, sagte er hierauf, schleich Dich leise in Deinen Stall, und wenn Du Dein Bette erreicht hast, so schnarche tüchtig." So schieden die bei den Bösewichter. Um 9 Uhr hörte die Fürstin, obschon sie eine eifrige Freundin des griecheschen Cultus war, die Messe in der Pfarrkirche und betete inbrünstig. Bei der Rückkehr sah sie ihre Kammerfrau noch einmal, und empfahl sie der Wirthin von Neuem. Die gute Frau weinte vor Dankbarkeit und aus Schmerz, sie abreisen zu sehen. Um II Uhr, als Alles bereit war, stieg sie in den Wagen ; Kustroff nahm fchw«. Laufende Nmnmer ZK. gend seinen Platz auf dem Bock ein, und da Rolando seinen drei Gäulen die Peit sche fühlen ließ, so flog die Kutsche schnell dahin. lllö sich Rolando nach Kustroff umblick te, ersah er aus der düsteren Miene des selben, daß es bei der abgesprochenen Sa che verbleibe. Bald sahe man nun rechts von der Landstraße sich ein Gehölz hin ziehen, Rolando wieö darauf hin und lenk te seine Pferde nach dieser Richtung, die das dichte Gewölbe der wilden Kastanien bäume bald erreichten. Da die Vorhän ge im Wagen niedergelassen waren, so würde die ohnehin schlummernde Fürstin die veränderte Richtung des Wagens nicht gewahr. Eine Viertelstunde nachher hat te die Unglückliche zu leben aufgehört. Die Mordscene erfolgte genau so, wie sie war verabredet worden, und um so drei ster, da sich dem Blicke der beiden Mör der oben auf der Anhöhe wo man die Landstraße weithin ganz übersehen konn te, weder ein Wagen, noch eine lebende Seele gezeigt hatte. Der entseelte Kör per wurde in eine kleine Schlucht geschafft und mit trockenem Laube bedeckt. Kust roff verschloß den Wagen sorgfältig, zahl te dem Postillion das verheißene Blutgeld, nahm dann wieder seinen Sitz auf dem Bocke ein, und bat seinen Führer, nun im stärksten Trott nach der nächsten Station !zu fahren, um seinen Mitverbrecher so ! bald als möglich los zu werden. Bei der Einfahrt in das Dorf, wo um. gespannt werden sollte, verkündete der ! Postillion durch das Knallen seiner Peit- sche, die Ankunft der Extrapost, um den ! Pferdewechsel zu beschleunigen. Während dieses geschah empfahl der kluge Kustroff dem neuen Wagenführer, ein geräuschlo ses Benehmen, damit seine Herrschaft, ' welche schlafe, nicht erwache. Aber diese ! Vorsicht war ganz überflissig, denn keine Menschenklasse ist wohl unbekümmerter, als die Postleute, indem die Menge der ' durchkommenden Reisenden bei ihnen alle Neugierde erstickt. Nach einigen Minu. ten waren frische Pferde vorgelegt. Kust roff und Rolando fanden es nicht gera then, förmlich Abschied von einander zu nehmen, und nur, als die Pferde anzogen, warfen sie sich einen Blick zu, der ihre beiderseitige Zufriedenheit mit einander zu erkennen gab. Kustroff spornte seinen neuen Führer durch das Versprechen ei nesguten Trinkgeldes zur Eile an, und in Italien, und wie überall, ist dieses ein Mittel, um wie der Wind zu fliegen. Bei Einbruch der Nacht befand sich der Ver brecher schon weit von dem Schauplatze seines Verbrechens, und seine Angst min» derte sich bei jedem Umspann. Gegen 1 l Uhr in einer stocksinstern Nacht auf einer ! Station angelangt, stieg er während deS Umspannens in den Wagen, und da ihn der neue Postillion nicht hatte vom Bocke steigen sehen, so konnte es ihm nicht auf ! fallen. Von diesem Augenblick an gab der nun völlig beruhigte Kustroff die Be dientenrolle ganz auf, und sein Ton und sein Benehmen waren nun das eines Rei senden, der auf das schnellste weiter ge schafft werden will, und dafür gut bezahlt. folgt,) Herr von Manteufel hörte einmal den Superintendenten Wettengel predigen.— Die Predigt gefiel ihm so, daß er darauf folgende Verse machte: „Wenn wir auf Erden Engel hätten, So wollt' ich wohl mit ihnen wetten: Wer schöner Gottes Lob erhebt Sie oder du, deß Wort belebt ?" Darauf antwortete ihm der Prediger: „O wäre jeder Mann ein Teufel Dem Namen nach, wie du es bist, So wär' auch jeder ohne Zweifel Ein guter Engel und ein Christ." Manteufel erwiederte zuletzt: „Wollt' ich das Wortspiel weiter treiben, Würd' mir zuletzt nur Schande bleiben, Drum will ich mich in meiner Schwach. heit beugen, Denn wo ein Engel spricht, da muß der Teufel schweigen»"
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