Meadlng, Drnn. Gedruckt uud herausgegeben von Zl rnoldPuw e ll e, lu der Süd 6len Straße, Ecke der Sherry Alley. Beh m' s Wirthshaus-Hofe gegenüber. Jahrg. ganze Nnm. S«»7. Be dingun g e n. Der ZUVerillr nrobacllter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subseriptions-Preis ist El n Tha l e r des Zahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden -Kl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als tt Monat wird kein Unterschreibe.- angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann anae, nommen, wen sie einen Monat vor Ablauf des >Lubscriptionc'-?e>mins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt Un» in hiesiger Stadt wird Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Träger, auf Kosten der Unterschreibe.-. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. Der Pirat und der Kreuzer. Die Mannschaft lachte über Peters Prophezeiung ; doch ging das Lachen nicht so von Herzen, wie gewöhnlich. Stunde auf Stunde verstrich; der Abend kam heran, und immer war der Wind noch günstig. Peter und noch einige Matro sen gingen hinab, ihren Grog zu holen. Pat Larkins konnte nicht unterlassen, ihm eins anzuhängen. „Nun," sagt' er la chend, „woher bläst t der Wind?" Aus Norden," antwortete Peter trocken. „Und des Ebers Rüssel steht nach Süden!" rief Pat. „Zum Teufel, das ist unmög lich, Mensch! Wie kann das Schwein seinen Rüssel nach Süden wenden, und den Wind auS Norden sehen, ohne ein klein wenig zu schielen?" Peter machte ein geheimnißvolleS Ge sicht, und sagte mit einem verächtlichen Blick auf Pat: „Was kann man von einem Iren auch anders erwarten, als einen Bären. Nun, um dir zu beweisen, daß du nicht mehr Hirn im Schädel hast, als dein Hinterstever, so will ich dir das Ding ein wenig klar machen. Ich bin schon manches Jahr zur See gewesen, und habe stets genau auf alle Anzeigen gemerkt, die auf Veränderung des Wet ters deuten. Daß ein Schwein den Wind sieht, ist so gewiß, daß alle eure Astrolo gen und Philosophen es nicht wegdiöpu tiren könnten. Unser Schwein schaute, wie ihr Alle wißt, gerade nach Süden, und sicher hätten wir binnen zwei Stun den den Wind von dorther gehabt, wäre mir nicht zu rechter Zeit noch ein Mittel eingefallen." „Und daö wäre?" fragte Pat. „Nun," sagte Peter, "ich nahm das Schwein in meine Arme, und drehte ihm den Kopf rund herum, daß der Rüssel ge rade nach Norden stand." Pat und die gesammte Mannschaft brachen in ein lautesGelächtcr aus. „Lacht ihr nur," brummte Peter höhnisch, „aber verlaßt euch darauf, hätte ich daö nicht gethan, so wären wir bei Tagesanbruch um einige hundert Meilen zurückgeschlagen worden. Und übrigens seid Ihr, Mister Pat Larkins, gar nicht der Mann darnach, mich, mein Pensum und meine Grammatik zu überhören. Was habt Ihr nicht erst für ein sauberes Stück gemacht, als un ser Schiff frisch aufgetackelt war, und wir so sehr von Besuchen belästigt wurden, daß der Kapitän erklärte, niemand mehr an Bord lassen zu können. Nun wahr lich, das war doch der beste Bär, den man sich nur denken kann." „Den Teufel, war's ein Bär erwie derte Pat, „ich gab eine deutliche, bestimm te und rasche Antwort anf eine einfache Frage, wie meine Kameraden entscheiden sollen. Uuser Schiff lag am Damm und, alle unsere Leute waren am Lande, den Kapitän, mich und den Steuermann aus genommen. Kapitän und Steuermann waren unten im Schiff, und sahen in den Karten nach, und ich war auf dem Deck, um Red' und Antwort zu geben. Kommt euch auf ein Mal ein großer dicker Herr daher, mit einem Kopf so dick eingepudert, als ob's ihm darauf geschneit hätte, und frägt: „Kann ich das Schiff besehen?" - —Nein, sage ich, das kann jetzt gerade nicht sein.— „Und warum nicht?" sagt er.—Weil kein Mensch an Bord ist, sage ich, als der Kapitän, und der ist gerade an's Land gangen. Jetzt frage ich euch, ist das ein Bär?" Ein schallendes Gelächter brach los, und das Schiffsvolk versprach sich noch tausend Spaß, so lange Peter u. der Ire erzürnt gegen einander waren. Plymouth-Sund war jetzt nur noch ei nigeMeilen entfernt, u. man ging vor An ker, um zwei Offiziere an Bord zu nehmen, Verwandte des Kapitäns, die diesen zu begleiten wünschten. Bald ging man wie der unter Segel; der Wind war steifer Nordnordost. Peter stand am Steuer; daS Schiff fuhr eben, mit ausgeworfenem Senkblei, durch einen engen Canal, und Der Liberale Beobachter Und Berks, Monlgomery und Schuylkill Caunt.es allgemeiner Anzeiger.^ Peter war, der vielen Klippen wegen, sehr? aufmerksam. Einer der beiden Offiziere stand sorglos am Compaßhäuschen und pfiff: „li, nie lirittanin." Peter blickte einige Mal nach ihm hin, konnte aber endlich seinen Unmnth nicht mehr zähmen und sagte: „Sir, pfeift doch nicht." „Nicht pfeifen?" rief der Offizier, „was ist denn dabei Böses ?"—„Vielleicht gerade jetzt sehr viel!" versetzte Peter. „Nun wahrlich, das ist albern," sagte der Offizier, „Ihr müßt ein eigner Mensch sein ; denn noch sind s keine zwei Stunden, als Ihr selbst pfifft." „Das kann wohl sein," erwiederte Peter, „aber damals hat ten wir auch keinen Wind, und jetzt ha ben wir mehr, als wir brauchen." —„Wie? rief der Offizier," hat denn das Pfeifen Einfluß auf den Wind?" „Gewiß," war Peters Antwort. „Pfeife niemals, wenn der Wind stark weht; herrscht aber Windstille, so kannst du nach gefallen den Wind herbei pfeifen'" Der Offizier lächelte, machte rechts um, ging in die Kajüte, und überließ es Petern mit dem Wind zurecht zu kommen. s § § Die edlen Gäste in Jsioorens Hause wohnten nach der Vermählung einem glänzenden Feste bei, das bis spät in die Nacht dauerte. Die Neuvermählten stie gen dann in Brazio's Equipage, die sie in dessen Wohnung brachte. Am nächsten Morgen erhielten sie Besuch von Jsido rens Vater der dem jungen Ehemanne die bedungene Mitgift einhändigte. Ein Monat war dem neuen Ehepaar in ungestörter Ruhe verstrichen, als einst spät am Abend ein Diener zu Brazio ein trat und einen Fremden meldete, der seinen Namen zu sagen weigere, und augenblick lich vorgelassen zu werden wünsche. Bra zio erbleichte; es war schon spät sollte les vielleicht ein anderer Spieler sein, der ebenfalls Beistand von ihm erpressen woll te? Er wußte nicht, was er denken sollte. Schon war er entschlossen, den Besuch ab weisen zu lassen, als er sich noch zu rech ter Zeit erinnerte, daß das Feigheit ver rathen würde und war es, wie er fürchtete, so konnte nur Entschlossenheit helfen. Er ging also hinab in ein Zimmer neben dem Saal, und vor ihm saß Juan. Erstaunt blickte Brazio auf den unerwarteten Be such und sagte: „Nun, waö soll's? Hast du die verlaugte Hülfe nicht erhalten? Warum noch ferner mich belästigen?" „Signor Brazio," entgegnete Juan mit höhnischer Förmlichkeit, „ich versteht Sie nicht. Ich halte einen freundlichen Will kommen erwartet, da ich mich so lebhaft für Ihr Wohl intcressire; weil Sie aber ungeduldig scheinen, so will ich Ihnen un verweilt die Ursache meines Besuches ent decken. Sie werden das Glück nicht ver gessen haben, das Sie mit den bewußten falschen Würfeln am Spieltisch hatten; wir lachten damals herzlich über die ge rupften Gimpel, und ließen uns nicht träu men, daß wir entdeckt werden würden." "Ja, entdeckt," fuhr Juan fort. „Du bist betroffen ;du erbleichst? Doch hast du noch nichts zu fürchten; deine Sicherheit hängt von deinem Benehmen ab. Jetzt höre —man hat entdeckt, daß die falschen Würfel von dir herkamen, und heute A bend noch war dir von einigen der Ge plünderten ein Besuch zugedacht. Mir ging deine Lage zu Herzen ; du bist eben erst mit einer jungen liebenswürdigen Frau verbunden worden; ich habe weder Kind noch Kegel, und ein Unglück, das mich betrifft, schadet niemand sonst. Ich be schloß also, der Freundschaft mich zu op fern. Geradezu leugnete ich, daß du um die falschen Würfel gewußt, und bekannte mit zerknirschter Miene, daß ich der Schul dige sei." „Edler Freund," rief Brazio aus, „ein so großmüthiges Opfer soll nicht unbe lohnt bleiben!" „Es ist auch meine Absicht nicht, un belohnt von dir zu scheiden," erwiederte Juan mit Nachdruck, "und eben dies ist der Zweck meines Besuchs. Um Zeit zu "N?illig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den 22. Juli, Is<;. sparen, habe ich eine Schrift aufgesetzt, die du nur zu unterzeichuen brauchst, und unser Geschäft ist abgemacht." „Was enthält dies Papier?" fragte Brazio. „Es ist," war die Antwort, "eine Anerkennung gewisser Verpflichtungen ge gen mich, und eine einfache Verschreibung deines halben Vermögens." „Tollhäusler fuhr Brazio wüthend auf. „Lieber wollte ich mein Brod vor den Thüren betteln; mich lieber auf die Galeeren schicken lassen, als solche Bedin gungen eingehen." „Erhitzt Euch nicht, Sennor Brazio," sagte Juan. „Ich bin ganz kalt, wie Ihr seht. Unterzeichnet Ihr dieses Pa pier uicht, so geschehe Euch, wie Ihr ge sagt. Guten Abend, Sennor. Ich wer de Euch nicht weiter belästigen. Ich kenne noch ein Dutzend Gesellen Eurer Schlechtigkeit, diesen will ich Eure Address? geben; sie werden sich freuen, Euch zu sehen, und ohne Zweifel glücklicher sein, als ich." Juan schritt der Thüre zu. „Halt Elender!" rief Brazio, indem er den Degen aus der Scheide riß; „glaubst du meiner gerechten Rache zu entrinnen? Dein Leben ist in meiner Gewalt, und diesen Augenblick —" „Sachte, sachte, Sennor Brazio," ver setzte Juan; „bleibt nur kalt, wie ich es bin. Euer Degen ist gewiß ein scharfes Argument; aber ich habe zwei Freunde bei mir, Euer Sterbegeläut sein wird." bei diesen Worten zog er ein Paar Pistolen aus der Tasche, die er Bra zio entgegen hielt. Die beiden Verzweifelten standen ein ander gegenüber ; es war eine Skizze aus dem Leben gegriffen zwei Tiger, mit funkelnden Blicken, einer des andernStär ke bemessend. Beide blieben in Verthei digungsstand. Endlich brach Juan das Schweigen. „Brazio," sagte er, "du siehst, ich bin zu vorsichtig, als daß ich mein Leben auf's Spiel setzen sollte; denn ich kenne dich gut genug, um zu wissen, daß du wohl im Stande bist, Freunden, ! die zu- tief in deine Karte gesehen haben, ein ewiges Schweigen aufzulegen. Un terzeichne diese Schrift, oder ich gehe au genblicklich zu dem Alkalden. An mei nem Leber» liegt mir nichts, und gern wer de ich das Schaffst besteigen, wenn es in deiner Gesellschaft geschehen kann. Ich trage einen Brief an Alvarez bei mir, der ein Bekenntniß aller unserer schlechten Streiche enthält, und du begreifst wohl, daß dieser, der dir ohnehin nicht hold ist, seit du Jsidorens Hand und Vermögen ihm weggekapert hast, Alles thun würde, um dich zu verderben." „Verlaß mich!" rief Brazio ; „ein an dermal wollen wir dies in Ordnung brin gen." „Nein, jetzt," entgegnete Juan. „Ohne dieses Papier gehe ich nicht von hinnen. Eure Unterschrift, Sennor; die Zeit ist gemessen. Wählt also ; unterzeichnet, oder seid elend für immer!" „O daß alles Unheil, was es in der Schöpfung gibt, auf dein Haupt herab stürzte, du Teufel!" rief Brazio aus, als er die Feder ergriff. „Die Unterschrift!" wiederholte Juan, indem er mit höhnischem Grinsen auf das Papier deutete, „oder Eure eigenen Be dienten sollen die ersten sein, denen ich den Charakter ihres Herrn und Meisters im wahren Lichte zeige'" Zitternd vor Wuth unterzeichnete Bra zio das Papier, riß dann die Thür auf und rief: „Geh, Elender, und laß dich nie mehr vor mir sehen!" „Euer Wunsch sei erfüllt, Sennor," erwiederte Juan, indem er das Papier ruhig zusammenlegte. „Ich werde nicht selbst kommen, wenn ich je wieder Geld brauchen sollte, sondern immer meinen Freund Alvarez Euren Ftebenbuhler senden." Mit diesen Worten rannteer auf die Straße und war im Nu verschwun- > den. Brazio schickte alle seine Leute zur Ruhe, eilte in sein Kabinet, nahm ein Paar Pi- Stolen, warf den Mantel über, und eilte durch eine Hinterthür des Gartens aus dem Hause, indem er Juan noch einzuho len und Rache an ihm zu nehmen hoffte. Von dem Augenblick an, als er das Pa pier unterzeichnet hatte, stand auch der Entschluß fest bei ihm, daß Juan nicht länger leben, und die Früchte seines Rau bes genießen sollte. Brazio wußte recht gut, welcher Gefahr er sich bei solchem Unternehmen aussetzte, da Juan mächtige Verwandte in Spanien harte; deßhalb wollte er sein Opfer heimlich dem Tod in die Arme liefern. Aber auch Juan hatte vorsichtig gehandelt, indem er seinem Die ner ein Schreiben zurück gelassen, mit dem strengen Befehl, es an Alvarez zu über geben, wenn er bis Mitternacht nicht wie derkehren sollte. Der Inhalt dieses Schrei bens war, daß, wenn Juan binnen einer Stunde nicht zu Alvarez kommen würde, dieser daraus zu schließen habe, er sei von Brazio ermordet worden. Es war fast Mitternacht, als Brazio die Straße erreichte. Er horchte einige Augenblicke, Alles war ruhig; er ging weiter und stand dann plötzlich stille, denn in geringer Entfernung ließen sich Fuß tritte hören. Nasch sprang er hinter ei nen in der Nähe stehenden Pfeiler, die Tritte kamen näher es war Juan. „Stirb niederträchtiger Schurke!" rief Brazio, indem er eine Pistole auf ihn ab feuerte. Juan taumelte und siel. Bra zio, riß ihm sogleich den Rock auf, und zog das Papier heraus, das er genöthigt gewesen war, zu unterschreiben. Der Schuß hatte einige Nachbarn aufgeweckt, und da Brazio wohl wußte, daß seine Sicherheit davon abhing, seine Wohnung zu erreichen, ehe man seine Abwesenheit bemerkte, so nahm er die abgeschossene Pistole vom Boden auf, und eilte davon. Ungesehen kam er durch die Gartenpforte und von da in sein Zimmer, ohne daß ir gend Jemand im Hause seine Entfernung auch nur geahnet hätte. Da Jnan um Mitternacht nicht nach Hause gekommen war, so gab sein Diener den Brief an Alvarez ab, der sich zwei Stunden später mit mehreren Freunden auf den Weg machte, den Vermißten zu suchen. Bald stießen sie auf mehren Menschen, die sich um einen Todten gesanV mclt hatten; sie traten näher, und er kannten zu ihrem Staunen und Schrecken den Leichnam Juans. Laut beschuldigten die Freunde Brazio des Mordes, und einer unter ihnen, der das AuSsehn eines See manns hatte, hob die Pistole auf, die er zu erkennen schien. „Brazio!" rief er aus, „dieser Name ist mir bekannt." Augenblicklich wollten Alvarez und die Freunde nach Brazio's Hause stürmen, wurden aber von dem Seemann zurück gehalten. „Nicht so eilig," sagte er, „die ser Mord ist von einem geheimnißvollen Schleier umhüllt, und es dürfte euch schwer werden, Brazio des Mordes zu überwei sen. Ich kenne ihn; laßt mich allein zu ihm, und es wird mir vielleicht gelingen, ihm die Larve abzureißen." Alvarez und die Freunde waren es zu frieden, und Ovieda (so hieß der Seemann) begab sich am nächsten Morgen, in Bra zio's Wohnung, wo er nicht ohne Mühe Einlaß erhielt. „Freund," hub Ovieda an, als Brazio bleich, wankenden Schritts und mit schüch ternem Blick in s Zimmer trat, „erinnerst du dich meiner Züge nicht mehr? Hast du deinen alten Bekannten Ovieda vergessen?" Brazio trat entsetzt zurück. „Nun," fuhr Ovieda fort, „du hast nichts von mir zu fürchten. Ich kümmere mich wenig mehr um die Angelegenheiten auf dem festen Lande; seit zehn Jahren bin ich nicht mehr da gewesen. Ich habe das weite Meer zu meinem Aufenthalt erkoren; ein so schönes Schiff, als jemals eines die Wellen durchschnitt, ist mein Eigenthum, und auf diesem denkeich zu leben und zu sterben. Doch, meine Zeit ist gemessen; vor Nachts noch muß ich an Bord sein. Ich bin gekommen, dich vor Gefahr zu Laufende Nummer 47. warnen. Sind wir allein ? Kann uns Nie mand hören?" „Nein," erwiederte Brazio, „sprich lei se, und wir sind vor Lauschern sicher." — „So höre denn," fuhr Ovieda fort, „Juan ist ermordet worden, und man hat dich in Werdacht." „Mich ?" rief Brazio erschüttert. „Mei neDiener können mir bezeugen, daß ich den ganzen Abend nicht auS dem Hause kommen bin." „Das glaub ich gern," entgegnete Ovieda, „allein ein Umstand zeugt gegen dich. Diese frisch abgeschos-- sene Pistole, die neben dem Leichnam lag, trägt auf einer Silberplatte deinen Na men." Brazio stand regungslos. Ovieda hatte wahr gesprochen ; denn in dem Augenblick, als Brazio dem Todten daö Papier ab nahm, sielen seine Pistolen heraus, und er nahm in der Dunkelheit eine von denen luanS für die seinige. „Sennor Brazio," sagte Ovieda, „Ihr seht, ich weiß Alles, und bin der einzige, der Euch zum Mörder stempeln kann. Doch will ich nicht unbillig sein. Es bringt mir keinen Vortheil, wenn ich Euch das Schassot besteigen sehe; ich kann aber auch eine so herrliche Gelegenheit, als die jetzige, nicht ungenützt vorübergehen las sen. Ihr seid reich; theilt Euer Ver mögen mit mir, wie ich Euch gethan, und ich will Euch für diesmal vor Euren Fein den verbergen. Alvarez würde Alles dar um geben, könnte er sich den Beweis verschaffen, den ich besitze, und gern gäbe er 1t),000 Piaster darum, Euch auf dem Schaffote zu sehen. Ich rette Euch für diese Summe. Doch die Zeit drängt; nehmt Euren Mantel und Hut und folgt mir in meine Wohnung, ich will indeß forschen, ob Juan vielleicht noch lebt, und ob er nicht etwa den Namen seines Mör ders genannt hat." Brazio that wie ihm geheißen worden, und befand sich bald in Ovieda's Woh nung am Meersufer. Dem schlauen See mann lag wenig daran, ob Brazio gen wurde oder nicht, wenn er keinen Vortheil dabei hatte; hier aber bot sich ihm die Aussicht, zwei Fliegen mit einem Schlage zu treffen. Er suchte Alvarez und erklärte ihm, daß er hinlänglichen gegen Brazio habe, diesen jedoch nur mittheilen werde, wenn er 5000 Pi aster dafür empfange. Alvarez staunte über diese Forderung und wollte nichts davon wissen. „Thor," versetzte er, „weißt du denn nicht, daß ich nur einige Alguazils nehmen und den Mörder ergreifen lassen darf?" „Wohl wahr," sagte Ovieda, „wo wirst du ihn aber finden?" —„Woan- ders, als in feincm'Hause ?" war die Ant wort. Ovieda lächelte. „Sachte, sachte, Sen-- nor," sagte er, „welcher Mensch wird wohl geduldig warten, bis die Haltihn feste kommen, ihn zu holen ? Und Brazio ist zu schlau, als daß er, nach dem was vorgefallen, zu Hause bleiben sollte." ~Wo muß ich ihn also suchen?" rief Alvarez ungeduldig. „Wo s Euch gefällt," entgegnete O vieda mit spöttischem Grinsen. „Wollt Ihr aber herausrücken, so schickt nur zu mir, und ich werde es Euch sagen." Mit diesen Worten schied er von Alvarez, wü thend über dessen Hartnäckigkeit, und ging zu Brazio zurück, um von dessen Leichtgläubigkeit Nutzen zu ziehen. Juan war, ohne ein Wort zu sprechen, wenige Minuten nach dem Schuß gestorben, waö aber Ovieda sich wohl hütete, dem ängst lich harrenden Brazio zu entdecken. „Schlimme Nachricht," rief er aus, als er zu dem Verborgenen ins Zimmer trat, „Juan lebt noch, und hat dich des Mord versuchs beschuldigt. Das Gericht nimmt eben seine Aussagen auf, weil die Aerzte erklären, er werde den nächsten Tag nicht erleben. Du bist hier keine zwölf Stun den sicher, mußt also mit Einbruch der Nacht fort und dich in einem sichern Schlupfwinkel verbergen. Bor?lllem aber
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