ZKeading, Venn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Süd 6ten Straße, Ecke der Sherry Alley. Vch m' 6 Wirthshaus-Hofe gegenüber. « Jahrg. «, ganze Rnm. 'ngun g e n. Der L.lber»le zzeobsckter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscrivtions-Meis ist Ein Tka l e r des i« Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Vi St. angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschobt und etwaige Au d n n..! ""Ablauf des Subs-riptions-Termins geschehen und gleichzeitig all- Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnt U.' terschrechernin hiesiger «tadt wird d.e Zeitung porrofre. geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen muss.-., Postf r e i .n^ Traugott und Röschen, Fortsetzung. Er reichte ihm Röschens Brief. "Gu te und schlimme Aussichten," sagte Rolf, nachdem er gelesen hatte, "doch die schlim men kommen zunächst und sind gewiß, in dessen die guten noch fern und unwahr scheinlich sind. Ich an deiner Stelle wür de die erste Gelegenheit, frei zu werden, nicht von mir weisen. Mir scheinen die Hoffnungen, mit denen Femliebchen und die Ihrigen Dich und sich selber trösten, noch sehr auf Sand gebaut zu sein. Man kennt die guten Freunde in der Residenz; an schönen Worten und Versicherungen lassen sie es nicht fehlen, aber wenn es da zu kommt, wirklich etwas zu thun, dann sind sie selten zu Hause. Und nun beden ke, was Dir hier für herrliche Tage lä cheln, wenn dein Busenfreund, der neuge backene Herr Lieutenant, dich erst unter die Fuchtel nehmen wird. Du hast der Gön ner hier schon genug, die dafür sorgen, daß dir der Kamm nicht wächst. Und was mir eben einfällt werden sie dich nicht gehörig inS Gebet nehmen, wenn ich, woran gar nicht zu zweifeln ist, glücklich entwische? Und gewiß werden sie das denn es ist kein Geheimniß bei der Kom pagnie, daß wir Zwei seit einiger Zeit gu te Kameradschaft gehalten und viel mit ein ander zu thun gehabt haben. Gib Acht, sie gehen dir zu Leibe, und wenn du dich verschnappst, und wenn sie dir beweisen können, daß du meine Fucht gewußt und sie verschwiegen hast, dann mußt du deine Freundschaft für mich schwer büßen. Wahrhaftig, du bist in größerer Gefahr, wenn du hier bleibst, als wenn du mein Wagestück theilst.'' Sei es, erwiederte. Traugott, ich werde aushalten, wie bisher. Komme über mich, was da wolle, ich will die frohen Hoffnun gen meiner Lieben nicht selbst vernichten. Und von diesem Entschlüsse ließ er sich nicht abbringen, was auch Rolf dagegen einwenden und vorstellen mochte. Dieser gab endlich seine Bekehrungsversuche auf, da er sah, wie wenig sie fruchteten. Miß müthig trennte er sich heute von dem Ab trünnigen, den er dennoch lieb hatte, und den er wegen des ihm bevorstehendenSchick sals aufrichtig bedauerte. Der Sonntag kam heran. Als die Soldaten von der Parade nach Hause gin gen, gesellte sich Rolf zu seinem Freunde, drückte ihm noch einmül die Hand und sag te ihm mit leiser Stimme Lebewohl! Traugott bemerkte an ihm eine Rührung, die er dem sonst leichtsinnigen Burschen nicht zugetraut hätte. Aber auch er war sehr bewegt, es fiel ihm schwer, sein Ge fühl in sein Inneres zurückzudrängen, doch es zu äußern war hier weder Ort noch Zeit. Er mußte sich daher begnügen, den Händedruck des scheidenden Freundes zu erwiedern, und mit einem wehmüthigen Blicke Abschied zu nehmen. Doch dieser in Thränen schwimmende Blick sagte mehr, als Worte vermocht hätten. Am Nachmittage ging Traugott nicht aus. Es war ihm lieb, daß alle seine Stubenkameraden sich nach und nach weg begaben, und er allein zurückblieb, denn eine unbeschreibliche, mit jeder Minute stei gende Angst erwachte in ihm. Unruhig schritt er in dem groß«! Gemache auf und nieder. Es bemächtigt sich unsrer, wenn wir ei nen Menschen, der uns theuer ist, auf ei nem gefahrvollen Wege wissen, ein Gefühl, welches peinlicher ist, als das, was der Be drohte selbst empfindet. Dieser, wenn er auch nicht zu den Beherzten gehört, wird in dem Augenblicke der Entscheidung durch die Vorstellung, daß er der Nothwendig keit gehorchen müsse, gewissermaßen ermu thigt, seine Thätigkeit ist auf das Höchste gespannt, sein Verhängniß erfaßt ihn gleichsam mit gewaltigem Arme und treibt ihn vorwärts, er hat, von der Macht des Moments gedrängt, nicht mehr Zeit, über die Gefahr nachzudenken, und so ist die Bangigkeit, wenn sie auch in ihm rege wird, doch nicht das ihm allein beherrschen- Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.^ de Gefühl. Wir aber, die wir Muße ge nug haben, das Bedenkliche seiner Lage mit ruhigerem Blicke zu überschauen, wer den von dieser Bangigkeit durch nichts Anderes abgezogen. Traugott folgte in Gedanken allen Schritten und Tritten seines Kameraden, an das eigene ihn bedrohende Geschick dachte der gute, theilnehmende Jüngling nicht; er empfand nur Angst für den Flüchtling. Mit jedem Stundenschlage mehrte sich diese, denn immer näher rück te die Zeit, wo man den Fehlenden vermis sen und zu seiner Verfolgung schreiten würde. Wie weit mag Rolf jetzt sein? rief er sich unaufhörlich zu, ob er glücklich das Wirthshaus erreicht und ob sein Vet ter Wort gehalten haben mag? Bei jedem sonst unbeachteten Geräusch schrak er auf und glaubte, man bringe den eingefangenen Desertör zurück; aber sei ne Furcht bestätigte sich nicht. Es schlug endlich acht Uhr, die Stubenkameraden ka men nach und nach von ihren Vergnügun gen zurück, und nicht lange nachher kam auch der die Runde machende Unteroffizier. Es währte jetzt keine 1l) Minuten mehr, so wurde der Name Rolf mit überlauter Stimme mehrmals gerufen, und da keine Antwort erfolgte, Alles in Allarm gesetzt. Die Trommeln wirbelten, Husaren saßen auf und trabten bald, daß das Straßen pflaster erdröhnte, zur Verfolgung des Flüchtigen zum Thore hinaus; von den Wällen aber donnerten drei Kanonenschüs se, ein Zeichen für die Landleute, den De sertör einzufangen, denn wer ihn brachte, erhielt zehn Thaler Belohnung. Daß bei diesen geräuschvollen Veran staltungen Traugotts Angst immer höher stieg, bedarf keiner Frage; als aber die Nacht verging, ohne daß die Einbringung des Entflohenen erfolgte, als die ausge sandten Reiter unverrichteter Sache wieder zurückkehrten, da dankte der gutmüthige Jüngling mit freudigem Herzen dem Him mel für des Freundes Rettung. Doch sein frohes Gefühl ward bald durch gerechte Besorgniß für sein eigenes Ich verdrängt. Er hatte sein stilles Gebet noch nicht been det, als er zum Obersten gerufen wurde. Böses ahnend, folgte er der Ordonanz und fand den Regiments-Chef umgeben von seinen Majoren und Hauptleuten ; auch der Auditor fehlte nicht. Traugott ahnte gleich bei seinem Eintritt in die Versamm lung, daß hier ein peinliches Verhör statt finden, und daß er die unglückliche Haupt person dabei sein würde. Obgleich Schli mmes befürchtend, ergriff ihn doch keine ü bermäßige Bangigkeit; er fühlte sich durch das Bewußtsein, um der Freundschaft willen zu leiden, gehoben. Als er aber seine Augen aufzuschlagen und in dem Kreise umherzuschauen wagte, bebte er doch erschrocken zusammen, denn er gewahrte seinen ärgsten Feind, den Urheber aller sei ner Leiden, nämlich den Junker von Bieb rach, unter den versammelten Offizieren. Noch einige Minuten sprach der Oberst von Fersen mit dem Auditör, dann trat er mit einem durchbohrenden Blicke schnell vor Traugott hin und rief ihm mit donnern der Stimme zu : "Bekenne, Kerl!'daß du mit dem desertirten Rolf im Einver ständnisse gewesen bist und um sein Vor haben gewußt hast. Leugne nicht, deine Kameraden und die Unteroffiziere wissen, daß du dich sehr an ihn angeschlossen hast, erst gestern haben Einige gesehen, wie er heimlich mit dir geflüstert hat, als ihr von der Parade heimginget, auch wollen die Bursche die täglich um dich sind, eine scheue Aengstlichkeit an dir bemerkt haben. Dar um bekenne, oder ich werde Mittel finden, dich zum Geständniß zu bringen." Traugott vermochte nicht zu antworten. Er fühlte daß die Vermuthungen seines strengen Inquisitors nur allzurichtig wa ren. Zwar konnten diese Vermuthungen noch für keinen Beweis gelten, und man hatte auch überhaupt keinen Beweis gegen ihn; der Beschuldigte hätte sich also durch ein keckes Ableugnen des Vergehens, daS man ihm vorwarf, vielleicht »veiß brennen "IVillig zu loben und ohne Lurche zu tadeln." Dienstag den 2S. März, RB4S. können, aber er hatte zu einer Lüge kei nen Muth. "Du schweigst? fuhr der Oberst nach einer Pause fort; nun, dein Verstummen ist auch eine Antwort. Rede, warum hast du das Verbrechen Rotfs nicht angezeigt, da du es doch wußtest?" In diesem Augenblicke wich die Ban gigkeit, die seit der barschen Anrede seines Chefs dem Jünglinge die Zunge gefesselt hatte, dem Bewußtsein einer erhebenden Selbstwürde. Er fühlte, daß er, der Be klagte, schon halb Verdammte, moralisch höher stehe, als sein Richter, und dieses Gefühl gab ihm den Muth zu sprechen wieder. Weil ich, antwortete er mit fe sten, aber bescheidenem Tone auf die Fra ge des Commandörs: nicht zum Verrä ther an dem werden mochte, der mir seine Freundschaft und sein Vertrauen ge schenkt hatte. "Der Dienst leidet solche Freundschaft nicht, erwiederte der Oberst, er muß allen andern Rücksichten vorgehen. Darum wirst du, da du die Pflicht eines Soldaten verletzt hast, deine Thorheit büßen. Der Heuchler wird nicht viel geringer bestraft als der Thäter. Man bringe ihn nach der Hauptwache; übermorgen soll er sei nen Lohn bekommen!" Einige der Offiziere, wie auch der Au ditör, erhoben das Wort zur Fürbitte für den Armen; aber der Oberst wies sie mit einem kurzen und barrschen Nein! zurück. Traugott wurde abgeführt. Das Be wußtsein, um desFreundes willen zu leiden, gab ihm die Kraft, ohne Zagen der näch sten Zukunft entgegen zu blicken. Am fol genden Tage verkündete ihm der Profoß und sein Unteroffizier, daß er zum sechs maligen Gassenlaufen"- verurtheilt worden sei, und daß diese Strafe morgen an ihm vollzogen werden würde. Traugott er schrak nicht, er hatte ja von seinen Peini gern nichts als Unmenschlichkeit erwartet. Einen kleinen Trost, eine schwache Genug thuung fand er darin, daß selbst die rohen Menschen, die ihn von seinem bevorstehen den Geschick benachrichtigten, sich über die unerhörte Strenge wunderten, mit welcher man wegen eines Vergehens, das in an dern Fällen schon oft mit Stillschweigen übergangen worden war, gegen ihn ver fuhr. "Fürchte dich nicht allzusehr, Ka merad !" sagte der Profoß, ihm Muth einsprechend, "deine zur Execution beor derten Kameraden, werden es schon gnäoig mit dir machen ; sie sind dir alle gewogen und haben Mitleid mit dir." Am nächsten Morgen um 7 Uhr wur de der arme Sträfling zu seinem bittern Gange abgeholt. Auf dem Exerzierplat ze anlangend, begrüßte ihn Trommelwir bel und der gellende Ton der Peifen, die beiden eine Gasse bildenden Reihen stan den schon schlagfertig und erwarteten das Zeichen, um ihre langen Spießruthen zu schwingen. Bitterer als das Vorgefühl des bevorstehenden Schmerzes war für den armen Traugott die Demüthigung, daß sein Feind Ludwig neben dem Capitän Räuden stand, welcher dasCommando hat te. Mit hämischer Freude sah der rach süchtige Junker dem Opfer seiner schändli chen Kabalen entgegen. Der die Menschenheit entwürdigende Strafakt begann. Die Soldaten, welche heut zu Zuchtmeister - Diensten bestimmt waren, aber eben keinen Beruf zu dieser Würde fühlten, besonders weil sie durch die Härte und Ungerechtigkeit, mit welcher man ihren Kameraden behandelte, empört wurden, zeigten eben nicht den besten Wil len, den armen Jüngling, den sie Alle lieb hatten, die höchste Potenz ihrer Muskel kraft fühlen zu lassen; obgleich sie weit ausholten, so ließen sie ihre Streiche doch *Au»n Gassenlaufen wurde» eine gewisse Anzahl Soldaten in zwei Reihen aufgestellt, und Jeder von ihnen mit einem etwa finger dicken Stecken, auch Ruthe genastt, versehen ; durch diese mußte der Verurtheilte hindurch gehen und erhielt von jedem Einzelnen einen Gereich über den bloßen Rücken. Es war die gewöhnliche militärische Gtrafart, ist aber i schon vor emigen dreißig Jahren abgeschafft. nur so schwach als möglich auf seinen Rücken fallen. Ludwig, der mit dem scharfen Auge des Hasses jeden Umstand beobachtete, bemerkte beim dritten Gange Traugotts diese Schonung, und theilte sei ne Wahrnehmungen dem weniger auf merksamen Capitän mit. "Wollt ihr Ker le wohl zuhauen!" schnaubte dieser die Soldaten an ; "kein Erbarmen mit dem Hunde; ich laß ihn von vorn anfangen, wenn ihm nicht bald die Schwülen plat zen." Mehr als der jetzt stärker werden de Schmerz thaten diese barbarischen Aeu. Berungen, und daß denselben folgende Hohngelächter des Lieutenants von Bieb rach dem gegeißelten Jünglinge wehe. Doch er duldete und schwieg, nicht ein Kla gelaut kam über seine Lippen. Als er die Strafe überstanden hatte und man ihn abführte, sahen seine Kameraden, die nur gezwungen seine Züchtiger gewesen waren, ihm mit Blicken des Mitleids und der Theilnahme nach; obgleich diese Menschen größtentheils rohe Burschen waren, so gab es dcch keinen unter ihnen, der nicht über die satanische Schadenfreude des Lieute nants und über die Herzlosigkeit des Hauptmanns, der sich noch nie so tyran nisch als heute gezeigt hatte, den lebhafte sten Unwillen empfunden hätte. Traugott wurde in'ö Lazareth gebracht; hier besuchten ihn viele seiner Kameraden, und gaben ihm ihr Mitleid und ihre Theil nahme auf das Lebhafteste zu erkennen. Auch der Wundarzt behandelte ihn freund lich und sanft, und schien ihm das Unrecht vergüten zu wolltN, was dem Armen von seinen tyrannischen Obern angethan wor den war. Nach zehn Tagen konnte Trau gott das Krankenhaus wieder verlassen und seinen Dienst aufs Neue antreten. Er kam, wie er ganz richtig geahnet hatte, un ter das Kommando seines Feindes Ludwig, und erfuhr nun täglich die ausgesuchtesten Chikanen. Ja, dieser Elende entblödete sich nicht, ihm, als er ihn einst zu sich auf sein Zimmer beschieden hatte, unter vier Augen geradezu zu sagen : wie es nun sei ne größte Freude sei, ihn unter die Fuch tel bekommen zu haben. "Sei versichert, setzte er noch hinzu, ich werde es dir geden ken, daß du einst mein glücklicher Neben buhler gewesen bist, und deine damaligen Vorzüge sollen dir jetzt theuer zu stehen kommen!' Und daß diese schändliche Aeußerung keine leere Doohung war, davon hatte sich Traugott zu überzeugen täglich Gelegen heit, und manchmal sagte er, im Stillen sich Vorwürfe machend : Du hättest doch wohl besser gethan, dem Rathe Rolfs zu folgen. Alles, was der kluge Bursche dir prophezeiht hat, ist bisher eingetroffen. Hättest du nach seinem Willen gethan, so wärest du jetzt in Freiheit und Sicherheit, und nicht mehr die immerwährende Ziehl scheibe ungerechter Willkühr und unver söhnlichen Hasses. Doch harre nur noch eine eine kurze Zeit aus ; dein Röschen hat dich ja darum gebeten, und dir eine bessere Zukunft verheißen. Es war etwa dre-i Monate seit Ludwigs Ankunft in Kronstein verflossen, als sich allgemein das Gerücht verbreitete, daß die ser sich um die älteste Tochter des Haupt manns v. Räuden bewerbe. Der Oberst v. Fersen stimmte sehr für diese Verbin dung, da der Capitän ein reicher Mann und überdies ein sehr geschätzter Offizier war. Die Verlobung war bereits festge setzt worden; aber ein unglückliches, nicht vorhergesehenes Ereigniß war schuld, daß sie auf unbestimmte Zeit aufgeschoben wer den mußte. Es brach nämlich in einer Nacht in dem Hause, welches Räuden be wohnte, ein schnelles und heftiges Feuer aus. Ehe die ersten Anstalten zum Lö schen getroffen waren, stand schon das gan ze Gebäude, von unten, wo sich der Brand stoff zuerst entwickelt hatte, bis oben zum Giebel des Daches in Flammen. Ohne etwas von ihren Habseligkeiten zu retten, stürzten alle die unglücklichen Bewohner des Hauses, halb angekleidet, so wie sie aus den Betten gesprungen waren, auf die Laufende Rummer 34V Straße, unter ihnen auch der Hauptmann, seine Frau und die beiden Töchter. Lud« wig der schnell herbeigeeilt war, empfing sie mit den Zeichen der rührendsten Theil nahme, und wollte sie aus dem Getümmel an einen sichern Ort bringen. Plötzlich vermißte Frau von Räuden ihr jüngstes Kind, einen Knaben von 5 Jahren, die höchste Freude des Baters. Dieses hat te in einem Nebenzimmer bei der Wärte rin geschlafen, und man hatte im ersten Schreck Beide außer Acht gelassen. Nach anhaltendem Rufen kam wohl die Kinder frau heulend herbeigestürzt, aber ach, sie hatte den Knaben nicht bei sich. Auf die ängstlichen Fragen der Eltern gab sie un ter Thränen und Jammern zur Antwort, daß, als sie durch den Lärm geweckt wor den sei und die Gefahr gesehn habe, Angst und Schreck ihr alle Besinnung geraubt hätten, so daß sie, ohne des Kindes zu ge» denken, davon gerannt sei, und noch mit genauer Noth ihr Leben gerettet habe. — Erstarrt standen Eltern und Geschwister bei dem Berichte deS Weibes; dann ran gen sie verzweiflungsvoll die Hände, und schauten unterJammergeschrei in das bren nende Gebäude, aus dessen Oeffnungen dicker Rauch, mit Flammenblitzen unter mischt, hervorqualmte. Da zeigte sich an einem Fenster des zweiten Stockwerks eine kleine menschliche Gestalt, und rief mit ei ner gellenden Stimme nach Vater und Mutter. Es war der kleine Knabe, der vor Angst nicht mehr wußte, wo er hin sollte. Er schien auf die Straße hinab springen zu wollen, aber die Furcht vor der grausen Höhe hielt ihn wieder zurück ; hinter ihm leuchtete des schrecklichen, alle Fesseln zerbrechenden Elementes Gluth, und es sah aus, als züngle die Beutegie rige schon nach ihren Opfer. Welch ein fürchterlicher Anblick für die Eltern, den Liebling dem entsetzlichen To de nahe zu sehen, und ihm keine Hülfe bringen zu können. Die Mutter zerrauf te in wilder Verzweiflung ihr Haar, und der Töchter kreischendes Jammergeschrei erfüllte die Luft. Räuden, von Vater angst getrieben, wollte der Gefahr sich noch einmal aussetzen, um das geliebte Kind wo möglich zu retten, aber sein gichtgeschwollener Fuß, an den er bis jetzt gar nicht gedacht hatte, hemmte seine Kraft. Er stürzte von heftigem Schmerz durch zuckt, zu Boden. Ludwig hob ihn empor und unterstützte ihn. "Fünfzig Duka ten dem Wackern, der das Kind herunter holt!" so rief der Junker von Biebrach mit lauter Stimme; aber Keinen lockte der Preis. "Nicht für tausend!" gaben Einige der Umstehenden zur Antwort; "wer sich da hineinwagt, ist des gewissen Todes!" Da schaute Räuden mit einem Blicke der innersten Vernichtung zu den Wolken hinauf; denn er dachte seiner vor Kurzem gegen einen Unschuldigen bewiesenen Un menschlichkeit und erkannte nun die stra fende Gerechtigkeit. Ihm war, als flü sterte ihm eine furchtbare Stimme die von ihm damals gesprochenen Worte: "Kein Erbarmen mit dem Hunde!" ins Ohr. - "Rächender Gott!" rief er mit emporge hobenem Arme, "ich habe diese Qual ver dient ; was aber hat der unschuldige Wurm gethan, der jetzt auf entsetzliche Weise sein junges Leben enden muß?" Und siehe, der, dem er einst ein Teufel gewesen war, erschien ihm jetzt als einEn gel des Himmels. Traugott, der edle Jüngling, sprang plötzlich aus der Menge hervor; er war ganz durchnäßt; denn er hatte sich zum Behufe seines Vorhabens schnell in einen Wasserbehälter geworfen. "Wenn Gott mir beisteht, so bringe ich Ihnen Ihr Kind !" so rief er dem Haupt mann im Vorbeieilen zu, und stürzte in daS Haus. "Der Allmächtige schuhe den Kühnen! ' so erscholl es aus dem Munde vieler Umstehenden; doch an den Wunsch knüpfte sich die Hoffnung nicht an, und Jedermann zweifelte, daß der muthigeßet ter glücklich wiederkehren werde; denn na he schien der Einsturz des von dem gefrä«
Significant historical Pennsylvania newspapers