M r aÄin s, Nenn. Gedruckt und herausgegeben von ArII o l d Pllwcll e, in der Süd Kien Srmße, Ecke der Cherry ?lllev. «c l> lII' s Wlichsl,Ms-Hoft gcgentikr. Jahrg. <», ganze Nnm. 28». idedi ngung e n. Der Nwerale Ueobackter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial-Gogen mit schönen Vettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist sinTh a l e r des welker Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 5U angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein ttnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkü ndiaum.cn werden nur d?»>, . n ,/. nommen, wen sie einen Monat vor 'Ablauf des Subscnptiono-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und'für den qcwohnlichen Vreiö eindrückt lln. terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere «erjendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden Zur Unterhaltung und Belehrung. Traugott und Röschen, Fortsetzung. Von Tag zu Tage wurde ihm seinVer hältniß unerträglicher, und immer größer sein Verlangen, sich dem unleidlichenDruk ke so bald als möglich zu entziehen. Er hatte nur nicht den Muth, das Wagniß allein zu bestehen, besonders weil er der Gegend rings umher durchaus nicht kundig war. Sich einem oder dem andern Ka meraden zu vertrauen, oder gar einen der selben zur Mitgenossenschaft bei dem Aben theuer aufzufordern, schien ihm zu gefähr lich zu sein; denn er konnte leicht an den Unrechten gerathen, der zum Verräther an ihm wurde. Darum schien es ihm rath sam, sein Vorhaben zu verschweigen, und mit der Ausführung desselben zu warten, bis die Zeit deS großen Manövers heran genaht sein würde, wo alsdann auch die Garnison von Kronstein auf das Land hin ausrückte und gleich den übrigen Regimen tern ein Lager im freien Felde bezog. Bei dieser Gelegenheit, meinte Traugott, wür de, besonders auf dem Marsche, eine Flucht am leichtesten zu bewerkstelligen sein. Der Zufall schien ihm jedoch noch früher die Hand bieten zu wollen. An einem schönen, warmen Sonntag Nachmittage ging Traugott ein wenig Lustwandeln. Er wählte auch heute, wie gewöhnlich, einsam gelegene Plätze um neu Erinnerungen an die Vergangenheit nachhängen zu können ; denn der trauugen Gegenwart entrückte sein Geist sich gern, so oft er eS nur vermochte. Heute jedoch fand der Jüngling einen Ort, den er we gen seiner Abgelegenheit am liebsten zu besuchen pflegte, nicht ganz leer. Ein jun ger Soldat, der auch nicht zu den Günst lingen der Befehlshaber geHorte, und gleich Traugott schon mehremale entweder ganz unschuldig, oder um geringer Fehler wil len, unbarmherzig gestraft worden war, ging dort, wie eS schien, sehr gedankenvoll auf und nieder, und bemerkte anfänglich den Kommenden nicht. Dieser wollte, theils um nicht zu stören, theils auch, um allein zu sein, still vorüber wandeln. Aber da blickte der Soldat zufällig empor, und wurde seinen Schicksals - Kameraden ge wahr. "Sieh da Fränzel! rief er, Dn kommst mir wie gerufen ; mit Dir habe ich schon lange einmal ein Wort im Vertrau en reden wollen; in der Kaserne aber läßt sich das nicht thun, und sonst sieht man Dich ja nirgends; denn Du besuchst keine der Erholungs-Oerter, wo wir Andern in den Paar Stunden, die der Dienst, uns Il ling läßt, unsre Qual zu vergessen suchen." Ich würde sie dort auch nicht vergessen, erwiederte Traugott. "Hast Recht, Bruder! sagte der Ande re ; wer so gehudelt wird, wie wir Beide, der kann nirgends Freude finden. Mich wundert es schon lange, wie Du, der Du immerwährend der Sündenbock sein mußt, die nichtswürdige Behandlung noch so ge duldig erträgst. Mich haben sie seit ein par Wochen erst auf dem Zuge, weil ich von Hause nichts mehr geschickt erhalte, und also dem Feldwebel und dem Unterof fizier nicht mehr die Taschen füllen kann. Aber der Teufel soll mich holen, ich bin's schon überdrüssig, und ich habe Mühe, mich zu bezwingen, daß mir die Galle nicht überläuft!" Was hilft unsere Entrüstung, Freund Rolf, entgegnete Traugott; sie erschwert uns nur unser trauriges Geschick! Du weißt ja, wie's mir ergangen ist, daß ich mich beklagt habe, daß ich im Gefühl meiner Menschenwürde mir endlich den Muth herausnahm, Gerechtigkeit zu for dern. Habe ich sie denn gefunden ? Ha be ich meine Lage nicht verschlimmert? "ES ist wahr, erwiederte Rolf, Gerech tigkeit muß man bei diesen Menschenquä lern, bei diesen geadelten Henkern nicht su chen, noch weniger Billigkeit und Nach sicht ; aber man muß ein Wagestück nicht scheuen, sich ihrer Geissel zu entziehen. Gelingt es, so hat man AlleS gewonnen, Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomcry und Schuylkitl Cauntics allgemeiner ?lnze,ger.^ denn man ist frei; mißglückt es, nun, dann hat man eben so viel nicht verloren, und die Strafe des Gassenlaufens wird auch noch auszuhalten sein, da man doch so viel schon ertragen hat. Wie wär's Unglücks Kamerad, wenn wir zusammen den Ver such machten, zu entwischen? Sei auf richtig gegen mich, wie ich es gegen Dich bin! Hast Du noch nie an Desertion ge > dacht ?" Ja, Rolf, das hab' ich, und noch täg lich denk' ich daran; aber ich fürchte, daß ich nicht glücklich entkommen werde, denn ich bin der Gegend nicht kundig und es fehlt mir überhaupt zu einem solchen Un ternehmen an der nöthigen Verschmitzt -5 heit und Entschlossenheit. I "Ei nun, die Eourage wird sich sin ! den, so bald nur die günstige Gelegenheit da ist, und daS bic-chen Schlauheit, das bei der Sache unentbehrlich ist, glaube ich wohl zu besitzen. Schlag ein, Schicksals-Ge fährte ! wir desernren zusammen ; ich wer de schon die schickliche Zeit ablauern ; ha ben wir nur erst dies Teufelsnest ein par Meilen weit im Rücken, dann ist mir gar nicht bange; ich kenne in der Umgegend alle Schliche, und eine halbe Stunde von der Grenze liegt das Dorf, in welchem ich geboren bin. Dort finden wir wohl, wenn die Verfolger uns auch beinahe auf den Fersen sind, einen Zufluchtsort, odereiner meiner alten Freunde schafft unS schnell hinüber ins Nachbarland, wo ich auch ei nige Bekannte habe. Also die Hand her, Bruder Fränzel! Wir werden entweder zusammen frei, oder kommen zusammen inS Lazareth, um uns die Spießruthen- Wunden heilen zu lassen. Wir theilen jetzt schon ein Schicksal; denn Einer wie der Andere wird nach der Möglichkeit ge schoren ; laß uns also in jeder Hinsicht gu te Kameradschaft halten." Traugott schlug wehmüthig lächelnd ein, und war im Stillen erfreut, daß er, waS schon seit einiger Zeit sein Wunsch ge wesen war, einen Theilnehmer seiner Ge sinnungen gefunden halte. Rolf hatte eS übernommen, die günsti ge Gelegenheit zur Entweichung auszu spähn, und die nöthigen Vorbereitungen zu treffen, denn er war gewandter und entschlossener, als Traugott, und halte auch in Kronstein auögebrcicetcreßekanntschaft. Dieser sah nun hoffenv, aber auch mit Aengstlichkeit einer Nachricht von seinem Verbündeten entgegen ; aber ehe ihm die se zukam, überraschte ihn eine andere, die geeignet war, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Er erhielt nämlich einen Brief, und erkannte sogleich an der Adres se Röschens Handschrift. Vor Freude zitternd erbrach er das Siegel; ach, er hat-! te ja von der Geliebten, und von Allen, die ihm theuer waren, so lange nichts vernom-1 men. Wie den dürstenden Wanderer, der lange in der dürren Steppe umherirrte, der unverhoffte Anblick einer Quelle schon erquickt, noch ehe er sich an ihr laben kann, eben so erfreut war Traugott, so überaus glücklich und beseligt fühlte er sich, als sein Auge über die lieben bekannten Schrift lichen hinschweifte. Lange konnte er vor freudiger Unruhe nicht dazu kommen, das, was die Geliebte geschrieben, zusammen hängend zu lesen. Endlich, als das Meer seiner Empfindungen weniger stürmisch wogte, überflog er mit flüchtigem Auge den Brief, zuletzt aber haftete es auf jedem Worte eine Weile. "Mein guter, innig geliebter Traugott! so lautete der Inhalt, ich zweifle, daß mein Schreiben, welches ich vor beinahe einem halben Jahre durch einen reisenden Mül ler an Dich sandte, Dir zugekommen ist, denn die letzten Zeilen, die ich von Dir las, enthalten einen sanften Vorwurf über mein fortwährendes Stillschweigen. —Ach, mein theurer Freund, seit Du von mir getrennt bist, habe auch ich nicht einen frohen Tag verlebt; ich weine viel, sehr viel um Dich ; wenn ich erwache, dann bist Du mein er ster Gedanke, und es ist mir als müßte ich Dich suchen überall. Und wenn ich mir zurufe: Du findest ihn nicht, er ist weit, "Lvillig zu loben und ohne Lurcht zu tadeln." Dienstag den 18. März, viele, viele Meilen weit, und seufzt unter hartem Drucke, ach da möchte meine Brust zerspringen vor großem Weh. Bis weilen schelten mich dann auch wohl meine Pflegeeltern, und sprechen: Mädchen, ü bertreibe eS nicht mit deinem Leide; solche Unmäßigkeit im Trauern ist sündlich und unchristlich; sei gutes Muths und erwarte die Zeit ; es wird Alles besser werden! Da zwinge ich mich denn auch, etwas hei terer auszusehen; aber ich bin es nicht; denn wie könnt' ich wohl zufrieden sein, da ich weiß, wie schlecht eS Dir Armen geht und wie tyrannisch man Dich behandelt. Du hast mir zwar nichts davon geschrie ben, weil Du mich nicht beunruhigen, mei nen Kummer nicht vermehren willst; aber ich habe es erfahren; denn der bose Jun ker Ludwig hört nicht auf, davon zu prah len, daß er der Urheber Deines jetzigen Elends sei, daß er nun sein Müthchen an Dir kühle, und noch mehr kühlen wolle. Mehremale hat er erzählt, wie sein Onkel, der Oberste Deines Regiments, Dich zu sammenpi ügeln lasse. Ach Traugott,wenn ich bedenke, baß dies wahr ist, und leider wird eö keine Lüge sein ; deun tausend an dere Beispiele machen es nur zu glaublich, ach, da möchte mein Herz brechen! Der abscheuliche Junker, den ich nun erst recht aus tiefster Seele hasse Gott möge mir die Sünde verzeihen! hört noch nicht auf, mir nachzustellen. Doch seine nichts würdigen Bemühungen sind vergebens ge wesen ; er hat bei all seinem bösen Willen noch keinen zweiten Streich ausführen kön nen, wie der war, welcher der Anfang Dei nes Mißgeschicks wurde. Aber ich lebe auch gleich einer Gefangenen, und verlas se nur höchst selten die Mühle; es gefällt mir nirgends, als zu Hause; alle Feste, alle Vergnügungen sind mir zuwider, denn Du kannst sie ja nicht mit mir theilen. — Daher kommt eS, daß der häßliche Ludwig keine Gelegenheit findet, sich mir zu nä hern, und seine Anschläge auszuführen; denn daß er Böses gegen mich im Sinne hat, das weiß ich nur allzu genau. Bald werde ich jedoch von dem garstigen Men schen befreit werden. Ich würde mich dar über freuen, wenn ich nicht Deinetwegen noch mehr zittern müßte. Erschrick nicht, lieber Traugott, aber mache Dich auf et was schlimmes gefaßt. Dein Feind, der Junker, kommt in kurzer Zeit nach Kron stein, um in seines Onkels Regiment als Offizier einzutreten. Das einförmige Landleben sagt seinem wilden, unsteten Sinne nicht mehr zu; auch stimmt er nicht mehr recht mit seiner Mutter; es heißt, die gnädige Frau nehme sich manchmal die Freiheit, ihm nachdrückliche Vorstellungen wegen seiner liederlichen Wirthschaft zu machen, und ihm vorzuwerfen, daß, seit er sich die Herrschaft angemaßt habe, Alles den Krebsgang gehe. Es sollen ärgerli che Austritte im Schlosse vorgefallen sein ; das herrschaftliche Gesinde wagt nur nicht, laut davon zu sprechen. Gewiß ist aber, daß Ludwig in Militärdienste, und zwar nach Kronstein geht. Ach, armer, guter Traugott, was wirst Du von ihm zu lei den haben, wie wird der schadenfrohe Mensch Dich seine Rache fühlen lassen! Doch trage Dein Mißgeschick nur noch eine Zeit lang imt Geduld ; wir hoffen, daß es bald endigen wird. Ja, lieber, theurer Freund, wir haben Aussicht, Dich aus dem Joche, das so schwer Dich drückt, zu erlö sen. Vielleicht erinnerst Du dich noch, daß unser guter Vater Steffen manchmal von einem seiner Vettern und Jugendgespielen Namens Lebrecht, erzählte, mit dem er einst in vertrauter Freundschaft gelebt, von den» er aber seit vielen Jahren nichts mehr vernommen hatte. Dieser Lebrecht hat nun endlich geschrieben. Er ist nach langem UmHerreisen in sein Vaterland zu rückgekehrt, und hat einen bedeutenden Posten in der Residenzstadt erhalten. Freundlich gedenkt er noch meines guten Vetters, ladet ihn zum Besuch ein, und verspricht auch, im nächsten Sommer auf einige Tage nach Erlau zu kommen. Auf diesen Jugendfreund baut nun unser Pfle- i Gevater die Hoffnung, Dich frei zu ma chen. Er will an ihn schreiben, oder viel leicht selbst nach der Hauptstadt reisen, und ihn bitten, daß er deinen Abschid er wirke, was Hr. Lebrecht gewiß im Stan de ist; denn er soll einer der Ersten bei der Kriegs - Kanzlei sein. Der gute Vater Stessen würde sich gewiß auch schon auf gemacht haben, wenn er nicht so gefährlich krank gewesen wäre. Acht Wochen hat er am hitzigen Fieber darnieder gelegen, und wir haben Alle gefürchtet, daß er ster ben würde, so schlecht stand es mit ihm. Aber Gott hat unser Flehen erhört und ihn uns wieder geschenkt. Die Krankheit ist gewichen und mein Wohlthäter nun wieder außer aller Gefahr. Aber schwach ist er noch und darf die Stube nicht ver lassen. Doch wir sind schon sehr froh, daß wir ihn so weit haben. Er läßt Dich vielmal grüßen und Dir sagen, Du sollest auf Gott vertrauen, und nur noch eine Weile geduldig aushalten, Dein hartes Schicksal würde, wenn unsre Hoffnung nicht trügt, wohl bald sich wenden. Und nun lebe wohl, mein trauter, lieber Freund. Auch Deine gute Mutter, die uns oft be sucht, und manche Thräne Deinetwillen weint, grüßt dich viel tausendmal, eben so meine Muhme, die gute Frau Steffen, und der ehrliche Schulmeister, Dein alter Lehrer. Ihnen Allen geht Dein Leiden nahe, und sie wünschen Dich bald daraus erlös t und wieder hier zu sehen. Von mir aber sei versichert, daß ich dies am sehn lichsten wünsche. Gott sei mit Dir, mein Herzens-Traugott, und gebe Dir Muth und Kraft! Schreibe mir bald wieder und glaube fest, daß meine Liebe zu Dir unverändert bleiben wird. Deine treue Freundin Rose. Diesem Briefe war noch ein Packet bei gefügt, welches neue Wäsche und einige Dukaten, theils ein Geschenk von Meister Steffen, theils die fromme Gabe der müt terlichen Liebe, enthielt. Traugott war über das, was er gelesen, freudig gerührt. Den Vorsatz, zu entfliehen, den er seit längerer Zeit genährt hatte, gab er jetzt auf, obwohl er noch schlimmen Tagen ent gegen sah. Denn die Nachricht, daß sein Feind, der Junker Ludwig, zum Regimen ts kommen werde, hatte ihm keinen gerin gen Schreck verursacht. Dennoch beschloß der schon vielfach gekränkte und mißhan delte Jüngling auch die neuen Ehikanen, Demüthigungen und Verfolgungen, die er mit Gewißheit erwarten mußte, mit Ge duld zu ertragen, und sich ihnen nicht durch gesetzwidrige Flucht zu entziehen. Sein Röschen hatte ihn ja gebeten, auszuhar ren, sie hatte ihm ja eine baldige Erlösung verheißen und hätte ihm mit Ludwigs Ankunft in Kronstein die Hölle selbst ge droht, er wäre ihr nicht entsprungen, auch wenn er dieS ohne Gefahr gekonnt hätte. Einige Tage darauf kam Rolf zu ihm auf die Stube und holte ihn zu einem Spaziergange ab. "Der günstige Zeit punkt, auf den wir schon so lange warten, so begann er, als sich Beide allein sahen, ist jetzt nahe. Künftigen Sonntag wol len wir ausreißen, Kamerad! MeinVet ter, ein wackrer Kerl, der gute Pferde und Wagen hat, ist vorgestern mit Heuliefe rung hier gewesen. Ich habe ihm mein Elend geklagt, und ihn, als er gerührt wurde, breit geschlagen, daß er uns zur Flucht behülflich sein will. Er wird auf den Sonntag Abend mit seinem Fuhrwer ke eine halbe Meile von hier, beimWirths Hause "zum letzten Kreuzer'' halten und uns erwarten. Wir schlendern, als ob wir in eine Schenke der Vorstadt gingen, des Nachmittags ganz unbefangen zum Thor hinaus seit einigen Wochen hat man uns ja diese Vergünstigung zugestanden, und sind wir nur erst im Freien, dann werden uns unsre langen Beine bald zum Wirthshause tragen, wo mein Better auf uns harrt. Jfkr raschen Trabe geht eö dann über Stock und Block von dannen, und wenn des Abends um 9 Uhr der Un teroffizier die Runde macht und unsertwe gen Lärm schlägt, dann sind wir nicht mehr Laufende Nummer 2S. weit von der Grenze. Nun was sagst du dazu, Herzensbruder? Bin ich nicht ein Teufelskerl? Ader du verziehst ja dein sauertöpfisches Geficht nicht einmal zu ei nem freundlichen Lächeln, und ich dachte, du würdest hoch aufspringen vor Freude über meine gute Botschaft." Rolfs Verwunderung stieg noch mehr, und verwandelte sich in Unmuth, als Tra ugott ihm erwiederte, daß er ihn nicht be« gleiten werde. "Ich hätte doch nicht ge. glaubt, daß du so ein feiger Wicht wärest, sagte der Unwillige; vorher schienst du wer weiß wie tolldreist zu sein, wenn wir von unserm Vorhaben sprachen, und nun, da der ent>cheidende Tag sich nähert, ist deine Courage zum T ,du Hasenherz!" Verkenne mich nicht, mein Freund, er wiederte Traugott, nicht Furcht, nicht Feigheit halten mich ab, dein gewagtes A bcntheuer mit dir zu theilen; es ist die Bitte meines treuen Mädchens, die Bitte einer guten Mutter und der Zuruf biede rer Menschen, die an meinem Schicksale Theil nehmen, es ist die Aussicht, auf ge setzmäßige und nicht gefahrvolle Weise aus meiner Sklaverei erlöst zu werden. Doch fürchte deshalb nicht, Kamerad, daß ich dich verrathen werde. Ich will dir zu deiner Flucht behülflich sein, so viel ich kann, und sie dann verheimlichen, so lange es mög lich ist ; denn ich habe dich gewiß vonHer« zen lieb, und wünsche, daß es dir recht gut gehen möge; aber daß ich dich begleiten und dein Schicksal theilen sott, das verlan ge jetzt nicht mehr von mir; denn ich Hof« fe ja, wenn auch erst nach einigen schwe» ren Prüfungen, mein verlornes Glück wie der zu finden. (Fortsetzung folgt.) Kaltblütigkeit. Säm Slick erzählt: Unser nächster Nachbar war Peleg Sanford. Dieser alte Herr und seine ganze Familie waren die leidenschaftlichsten Leute, die je lebten, das heißt wenn sie wollten; sie konnten aber auch ihre Hitze bändigen und so kalt sein wie eine Gurke. Eines A bends befahl der alte Peleg, wie man ihn hieß, seinem Sohne Gucorn, einem I4jäh» rigen Knaben, hinzugehen und einen Hin» terklotz für das Feuer hereinzuholen. Wie man weiß,ist ein Hinterklotz das groß« te Stück Holz, was wan finden oder tra, gen kann, es nimmt einen tüchtigen Kerl, einen ordentlichen zu heben. Als Gucom nun fortging, den Befehl des Allen aus. zurichten, rückte der Letztere die Kohle» nach vorne u. machte einen recht hübschen Platz für den Klotz zurecht. Nach eini gen Minuten kommt Gucom mit einem kleinen Stock zurück, welchen er ans Feuer wirft. Darauf wird der alte Peleg so wüthend, daß er, ohne ein Wort zu reden, die Peitsche ergreift und den Knaben or dentlich abschmiert.—"Nun, sagte er dar auf. geh'zurück und bringe einen ordentli» chen Hinterklotz!" Gucom war vom al» ten Stamme bis zum Rückgrad, und ohne ein Wort zu sagen, ging er hinaus, aber nicht zum Holzschoppen, sondern in die weite Welt. Acht Lahre wanderte er her» um, bis er seine 22 Jahre zählte, also sein eigener Herr war, dann kam es ihm plötz lich in den Kopf, 'mal heim zu gehen, um zu sehen, was die Alten machten, denn sie wußten nicht, ob er todt oder lebend sei. Als er nun bei dem väterlichen Hause an« kam, war es Abend, die Lampen brannten, das Feuer flackerte auf dem Heerde und durch's Fenster sah er den alten Squire in seinem Sorgenstuhle sich wärmen, ge« rade so. wie vor 8 Jahren, als er ihn so unbarmherzig geprügelt hatte. So. was thut Gucom? Er nimmt den größten Stamm, den er finden kann (er war in der Zeit ein sechs Fuß hoher, starker Bursche geworden) und die Thüre aufreißend, mar schirt er mit dem Holze auf der Schulter hinein und seinen Vater ansehend, spricht er: "Vater, ich habe dir den Hinterklotz hereingebracht!" Onkel Peleg war über« rascht; er traute seinen Augen kaum» daß
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