Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. MeaViNg, Wenn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwe ll c, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Cherry Alley Vch m' 6 WirtlMans-Hof gegenüber. Jahrg. «, ganze Nnm. 288. Bed ingun g e n. Der Tldernle zzeolmckter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mir schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Tl)a l e r des Zahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Hl SU angerechnet. Für kürzere Zeit als tt Monat wird kein Unterschreibet- angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange nommen, wen sie einen Monat vor Ablauf des Subscriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Un» terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung porrofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiben und Mittheilungen müssen postfre i eingesandt werden. Zur Unterhaltung und Belehrung. Traugott und Nvschen, Fortsetzung. Beruhigter ging der unglückliche Jüng ling seinem Schicksale entgegen, da der Himmel sein Gebet erhört und die Blut schuld von ihm genommen hatte. Er wur de vorder Hand in festen Gewahrsam ge bracht, nach einigen Tagen aber in das Criminal-Gefängniß der nä'chstbelegenen Stadt abgeführt. Untröstlich war die Mutter des Armen, untröstlich das bedau ernswerthe Röschen. Es gab nur Weni ge, die nicht inniges Mitleid für den gu ten Traugott fühlten und seine That nicht entschuldigten, besonders als die nähern Umstände offenkundig wurden, indem der andere Müllergeselle reumüthig bekannte, daß er vom Junker bestochen worden sei, diesem Alles zu verrathen, was irgend in! der Mühle vorgehe, und daß er daher auch heimlich berichtet habe, daß Röschen ohne Begleitung über Land gehen werde, wo nach Ludwig seine Maßregeln genommen, und ihm außerdem noch befohlen habe, dem Traugott allerlei in den Weg zu le gen, damit er mit der Arbeit nicht fertig werde, und entweder gar nicht, oder doch recht spät dem Liebchen entgegenkommen könne. Wenn auch durch dieses Geständ niß die Schändlichkeit des Junkers, dem ohnehin Jedermann alles Böse zutraute, recht klar an den Tag kam, so vermochte doch Niemand das Geschick des armen Traugott zu wenden. Vergebens erbot sich Meister Steffen zur Erlegung einer hohen Cautions-Summe; er wurde zu rückgewiesen, denn die Familie von Bieb rach betrieb die Sache mit unversöhnlicher Feindseligkeit, obgleich der Vorfall keine schlimmere Folgen hatte, als daß dem Jun ker die Empfangene Kopfwunde einige Tage lang schmerzte, und derselbe einige Wochen hindurch das Bett hüten mußte. Weitere Gefahr war nach der einstimmi gen Versicherung der Aerzte für denKran ken durchaus nicht zu fürchten. Dennoch hatte dieser dem armen Traugott schwere Rache zugeschworen, und die gnädige Frau Mama, die über diesen Punkt mit ihrem lieben Sohne übereinstimmend dachte, setz te alle Triebfedern ihres Einflusses in Be wegung, um dem verhaßten Müllerbuben eine recht böse Zukunft zu bereiten. Sie bedachte nicht, daß Ludwig selbst der Ur heber seines ihm widerfahrnen Unglücks war. Eben so wenig kam es diesem zu Sinnen, daß er der bei weitem Strafbare re sei. Er konnte sich nicht überreden, daß er schlecht und verabscheuungswürdig ge handelt habe; denn seiner Ansicht nach war ja der Nichtadlige nur ein verächtliches Mittelwesen zwischen Thier und Mensch, dessen Rechte zu ehren der Höhergeborne nicht nöthig habe. Frau von Biebrach hatte einflußreiche Verwandte. Ihr ältester Bruder war Landrath in dem weiten Bezirke, zu wel chem auch Erlau gehörte; ihr jüngerer Bruder hatte es durch die Gunst des am Staatsruder stehenden Kriegsministers bis zum Obersten und Commandör eines Re giments gebracht, das in der Festung Kronstein in Garnison lag. Außerdem hatte Ludwigs Mutter noch einen Onkel, welcher einer der höchsten Justiz-Beamten im Herzogthume war. Diese Connexio nen sollten der stolzen und rachsüchtigen Frau jetzt dazu dienen, den Beleidiger ih res Sohnes recht unglücklich zu machen, und ihm ein Leben voll Schmach und E lend zu bereiten. Traugott schmachtete nun in einem schlechten Kerker, und ward nicht viel bes ser behandelt, als ein überwiesener Mör- Seine Verhöre wurden mit der höch sten Strenge geführt; aber er fürchtete dieselben nicht; im Gegentheil, er freute sich darauf, denn er bekam dann fast jedes mal Bekannte aus seinem lieben Erlau zu die größtentheils zu seinen Gunsten Zeugniß gaben; ein paarmal sogar ward ihm vor Gericht der Anblick seines theu ren RöSchenS. In sein Gefängniß aber durfte Niemand, nicht einmal seine Mutter. Da aus seiner eigenen, höchst einfachen und treuen Erzählung aller Thatsachen, so wie aus den Aussagen der andern ab gehörten Personen, ja selbst aus der deS Junkers klar wurde, daß Jnquisit nicht mit Wissen und Willen darauf ausgegangen sei, seinen Nebenbuhler zu tödten oder nur zu verletzen, sondern daß er sein Vergehen nur im Ausbruche seines gereizten Zornes verübt, und in Betracht dessen, daß dassel be keine unglückliche Folgen gehabt habe, erkannten die Richter dem Jnculpaten die gesetzliche Strafe von einjähriger strenger Haft auf der Festung, ohne weitere kör perliche Züchtigung zu. Er wurde nach dem Orte seiner Bestim mung abgeführt, ohne noch einmal seine Lieben sehen oder von ihnen Abschied neh men zu dürfen. Ohne Murren fügte er sich in die Entscheidung des Gerichts; er fand dieselbe nicht ungerecht; denn ob gleich er seine That keineswegs für ver dammungßwürdig hielt, so sah er doch ein daß dieselbe nicht unbestraft bleiben dürfe. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß ein Jahr ja bald vorübergehen, und daß nach überstandenen Leiden die Freude der Wie dervereinigung um so süßer sein würde. "Mein Röschen wird mir treu und hold bleiben," so rief er sich zu, "denn ich leide ja ihretwillen; und alle die Redlichen, die mir sonst wohl wollten, werden mich mei ner Strafe wegen nicht beschimpft und ehrlos halten: ich werde wieder geachtet und geliebt in ihrer Mitte stehen." Wohl ihm, daß die Hoffnung ihm die trübe Gegenwart erheiterte, und ihm den düstern Aufenthalt, der ihn jetzt umfing, leidlicher machte. Ach, nur zu bald beun ruhigten ihn in seiner thatenlosen Einsam keit, trotz dieser Hoffnung, bange Zweifel. Er bedachte, wie jetzt durch seine unfrei- willige Abwesenheit dem Junker ein frei es Feld für dessen schändliche Entwürfe geöffnet worden sei, wie RoSchen nun den verloren habe, der am treusten für sie ge wacht, und sie, die eigne Gefahr nicht ach tend, gegen alle Nachstellungen geschützt. "Sie wird nun gewiß die äußerste Vor sicht beobachten," sagte er dann, seine Un ruhe beschwichtigend, zu sich selbst; "und bedroht sie dessen ungeachtet der schändli che Versucher, dann wird der dort Oben, der die fromme Unschuld beschirmt, ihr ei nen andern Retter senden." Nicht schnell, wie er gehofft, sondern im Schneckengange verstrich sein Strafjahr. Ach, nur für den Glücklichen ist die Zeit eine schnellfüßige Tänzerin, die im Fluge vorüberschwebt; dem Leidenden, der sehn suchtsvoll das Ende seiner Plagen herbei wünscht, ist sie ein Last tragendes Saum thier, das bedächtig seine Schritte mißt, und lieber still stehen, als weiter gehen möchte. Endlich waren die letzten Tage des 12- ten Monats gekommen, und Traugott sah mit jeder Stunde der Ankündigung seiner Freiheit entgegen. Wirklich trat auch ei nes Morgens eine Gerichtsperson in das düstre Gemach und kündigte dem Gefan genen an, daß nun seine Strafzeit vorüber sei, und er hiermit aus der Haft entlassen werde, daß er sich aber, erhaltenem hohen Befehle zu Folge, sogleich gerades Weges nach der Kreisstadt Weißen heim aufzuma chen habe, um sich bis übermorgen Vor mittag zu der dort stattfindenden jährli chen Cantons-Revue zu stellen. So wurde dem Armen die Freude, nach der er sich so lange gesehnt, auch noch ver kümmert. Er fürchtete zwar nicht, daß man ihn zumMllitärdienste ausheben wer de, denn es bestand in seinem Vaterlande hinsichtlich der Cantonal Verfassung ein mildes Gesetz, nach welchem nur in Kriegs zeiten, oder im Frieden nur in seltenen Fällen, der einzige Sohn einer unbemit telten und betagten Wittwe dem Dienst zwange unterworfen sein sollte. Wenn nun auch Traugott erwarten durfte, daß man ihn, sobald er dem erhaltenen Befeh le Genüge geleistet, ungehindert weiter ziehen lassen würde, so war seinem Sehn- "'willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den li. März, I8«s suchterfüllten Herzen doch schon der Ver lust einiger Tage höchst unangenehm, denn er verzögerte ihm die Freude des Wieder sehens. Uebrigens fiel ihm der erhaltene Befehl, sich zur Cantons-Revue zu stellen, nicht besonders auf, denn er hatte das Al ter erreicht, in welchem jeder in diesem Lan de geborene Jüngling sich einer solchen Aufforderung unterwerfen mußte. DaS damalige Zeitalter hatte noch nicht denßiesenschritt vom Barbarismus zur Ci vilisation gethan, der in den nächstfolgen den Jahrzehnten geschehen ist. Wenn gleich hier und da, besonders in den mitt lern Ständen, schon der Geist der Aufklä rung gegen die alten Vorurtheile siegreich ankämpfte, so war dieses Ringen doch noch nicht allgemein geworden, und Viele konn ten sich von dem verjährten Prinzipe, wo nach Ehre und Menschenwürde nicht ein Gemeingut, sondern ein Monopol für ge wisse Klassen der Gesellschaft waren, durch aus noch nicht losreißen. Allgemein herrschte noch die Meinung, daß für den Niedriggebornen einzig nur Sklavenfurcht der Hebel sei, durch welche man ihn zur Erfülluug seiner Pflichten bringen könne. Am allerschärfsten wurde dieser Grundsatz bei dem Militär in Anwendung gebracht. Das Loos eines gemeinen Soldaten war von dem eines Sträflings sehr wenig ver schieden, bisweilen sogar noch härter. Ein kleines Vergehen, wenn auch nur aus Un geschicklichkeit entsprungen, zog dem, der es sich zu Schulden kommen lassen, manch mal eine entehrende und unmenschliche Be handlung zu. Das inhaltschwere Wort Subordination wurde zu einer furchtbaren A usdehnung gebracht, und öff nete gallsüchtigen und menschenfeindlichen Befehlshabern ein weites Feld für ihre grausame Willkühr. Kein Wunder also, daß die Landeskinder das Schicksal, Sol dat zu werden, alsein schreckliches ansa i hen, besonders da die Dienstzeit nicht ge setzlich b.stimmt war, und ihre Dauer oft ein halbes Menschenalter in sich faßte. Welche Bestürzung mußte nicht den ar men Traugott überfallen, als ihn, der nun am Ziele seines Mißgeschicks zu sein glaub te und heitern Tagen entgegen sah, der Landrath plötzlich in die Reihen der aus gehobenen Rekruten stellte. So erschrok ken der arme Jüngling auch war, so über wand er doch in diesem entscheidenden Au genblicke, der daS ganze Gebäude seiner Hoffnungen mit einem Male zu zerschmet tern drohte, seine angeborne Schüchtern heit, und hatte den Muth, in bescheidener Rede daran zu erinnern, daß zu seinen Gunsten ein Gesetz spreche, welches den einzigen Sohn einer betagten Wittwe von der Militärpflichtigkeit ausnehme. Der Landrath sah ihn mit finstern Blicken an, und erwiederte rauh und zornig: Dies Gesetz kommt Unruhestiftern und halben Mordern, wie Du einer bist, nicht zu stat ten. Hat die ausgestandene Strafe dein heißes Blut noch nicht abgekühlt, vorwit ziger Bursch? Kein Wort mehr! Du fügst dich in dein verdientes Geschick, und unterstehst dich nicht noch einmal, deine Obern zurechtweisen zu wollen! Traugott schwieg und schaute düster vor sich nieder, denn vor ihm lag eine freuden leere Zukunft; alle die schonen Bilder, die seine hoffende Seele bisher hervorgerufen, und durch die er sich in seiner traurigen Einsamkeit ermuthigt und zur Ausdauer gestärkt hatte, sie lös ten sich jetzt, statt sich, wie er gehofft, zu verwirklichen, in trügerische Nebelgestalten auf. Statt in den Kreis der Lieben zu eilen, wohin sein Herz sich so lange schon gesehnt hatte, mußte er in den Reihen seiner Un glücksgefährten den Weg nach der Festung Krön stein antreten. Es blieb ihm kaum so viel Zeit übrig, zwei junge Bursche aus Erlau, die er bei der Cantons-Revue ge sehen, aufzusuchen, und sie zu bitten, da heim sein trauriges Geschick zu verkünden. In der Festung angekommen, ließ man ihn sogleich die Uniform anziehen und schwören, dem Dienste des Herzogs treu und ergeben zu bleiben, und unter allen Umständen strengen und unbedingten Ge horsam zu üben. Der arme Jüngling fühlte bald den traurigen Zustand seines neuen drückenden Verhältnisses. Er war zwar dem Namen nach fr'ei, der That nach aber ein Gefangener, denn er durfte nicht zur Sla.t hinaus. Diese Vergünstigung wurde nur geprüften Soldaten zugestan den ; die militärische Despotie forderte be sonders von den Rekruten strenge Skla verei. Der Chef des Regiments, Oberst von Fersen, war der Bruder des Landraths und der Frau von Biebrach. Er hatte, ehe noch Traugott in seiner Garnison ankam, langst beschlossen, diesen in seine besonde re Affektion zu nehmen, das hieß, ihn be sonders schlecht zu behandeln. Eine sol che Gefälligkeit, gegen welche sich sein Charakter auch keineswegs sträubte,glaub te er seinen Blutsfreunden nicht abschla gen zu dürfen. Das Erste was er in die ser Hinsicht that, war, daß er den Empfoh lenen unter die Aufsicht eines Unteroffi ziers stellte, der sich durch seine große Nei gung zum Prügelaustheilen den Beina men deS Stockknechtes erworben hatte. Dieser tyrannische Tyrannen-Diener, ein Liebling seines gleichgesinntenDkefs, nahm nun den armen Traugott ins Gebet, das heißt, er lehrte ihn das Exercitium. Bei der geringsten Ungeschicklichkeit, die der Schüler sich zu Schulden kommen ließ, em pfing er von seinem bärenwüthigen Leh rer Stoße ins Gesicht und vor die Brust, oder sei» Rücken mußte auch wohl gar das schwere Gewicht des Stockes fühlen. Daß in solchen Lehrstunden sein Ohr weiter nichts als kränkende und beschimpfende Ausdrücke vernahm, das verstand sich schon von selbst, und mußte als eine Kleinigkeit betrachtet werden. So viele Mühe der geplagte Rekrur sich auch gab, so weit er an Geschicklichkeit und körperlicher Ge wandtheit seine mit ihm zugleich cxerciren den Gefährten übertraf, >o konnte er es doch seinem Zuchtmeister nie recht machen nie dessen Zufriedenheit erwerben. Wie unglücklich der Arme sich fühlre, kann nur Der ermessen, welcher einen Theil seines Lebens in drückender Knechtschaft verseufz te, und erst in unbestimmter ferner Zeit das Ende dieses elenden Zustandes hoffen durfte. Wenn des Tages Oual vorüber war, und der von Anstrengungen und Mi ß erschöpfte Jüngling sich auf sein schlechtes Ruhelager niederwarf, um durch ein Paar Stunden Erholung neue Kraft zu neuer Pein zu sammeln, da be tete er vorher still um einen frühen Tod, da nun doch sein Glück hienieden zerstört sei. Gewöhnlich überraschte dann der Traumgott den Ermüdeten, bevor dieser noch sein Gebet vollendet hatte, und führ te ihn, um ihn für die Leiden des Tages einigermaßen zu entschädigen in das schö ne Thal von Erlau zurück, wo liebe, freundliche Gestalten ihm grüßend entge gen kamen. 'Über desto schmerzlicher war sein Elwachen nach süßer Täuschung zur Wuklichkeit. Nach einigen Wochen hatte er seine mi litärische Lehrzeit überstanden, und die Kunst, die er in seinem Stande üben muß te, war ihm eingeprügelt worden. Mit sanfter Duldung hatte er alle an ihm ver übte Barbareien ertragen, hoffend, daß nun seine Lage ein wenig erträglicher wer den würde. Aber diese Hoffnung war abermals eine trügerische. Der Haupt mann seiner Compagnie, obgleich derselbe sonst nicht den Ruf eines bösen Mannes hatte, zeigte sich doch bald gegen ihn, den Unschuldigen, der Niemanden beleidigte, der gegen Jeden dienstwillig und guther zig war, als ein strenger, sogar oft unge rechter Oberer. Wenn er Anderen wirk liche Dienstvergehen durchschlüpfen ließ, so mußte Traugott für ein kleines Verse hen, für eine mechanische Unfertigkeit schwer büßen. Mit willigem Ohr hörte der Kapitän die fast täglich sich wiederho lenden Lügen-Berichte des feindseligen U nteroffiziers an, und machte diesem dann die Freude, den fälschlich Angeklagten züch- Laufende Nummer 28. tigeu zu dürfen. Selten verging eine Woche, in welcher der verfolgte Jüngling nicht die bittersten Kränkungen oder har te Mißhandlungen von seinem Peiniger erlitt. Dadurch wurde, so sanft und schüch tern er auch war, doch am Ende das Maß seiner Geduld erschöpft, und er faßte den Muth, bei dem Chef des Regiments Ge rechtigkeit nachzusuchen. Er trug, da er der Feder einigermaßen mächtig war, sei ne Beschwerden mit geziemender Beschei denheit in einer schriftlichen Vorstellung dem Obersten vor, und bat demüthig um dessen Schutz gegen so auffallende Unge, rechtigkeiten. Doch der arme Jüngling wußte nicht, daß dieselben von diesem Ma nne ausgingen. Wie leicht zu erachten ist, machte er durch einen solchen Schritt das Uebel nur noch ärger. Der Commandör ließ ihn rufen, nannte ihn einen Unruh stifter, einen boshaften Querulanten, der seine Vorgesetzten, die nur ihre Pflicht er füllten, verleumden wolle, und erkannte ihm für solche subordinationswidrige Frec hheit einen dreiwöchentlichen strengen Ar, reft und 30 Stockprügel zu. Der Unterdrückte sandte einen fragen den Blick zum Himmel aber dieser gab keine Antwort. Mit der düstern Resig nation eineü Verzweiflungsvollen ertrug Traugott nun die neue ungerechte Strafe, und sah fortan noch größern Barbareien entgegen, denn nun harten ja seine Peini ger noch cinen Grund, ihn zu hassen, und ihm ihr Uebergewicht recht nachdrücklich fühlen zu lassen. Er irrte nicht: sein Verhältniß hatte sich noch verschlimmert, und die Chikanen, deren Spielball er schon immer gewesen war, häuften sich von Tag zu Tage. Er war jetzt so unglücklich, daß er die Zeit seiner einjährigen gefänglichen Haft aIS eine glückliche pries. Zwar der Freiheit beraubt, war er doch menschlicher behandelt worden. Auch hatte ihm ja da mals noch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft gelächelt und seinen Duldermuth gestärkt. Diese Hoffnung war nun ganz in ihm untergegangen. Er sah wohl ein, daß man ihn lange noch nicht freilassen werde. Nur der Tod konnte ihn seiner unerträglichen Sklaverei entreißen, oder eine glückliche Flucht. Der Gedanke an Desertion beschäftigte ihn jetzt fortwäh rend. "Zersprenge die drückenden Ketten, in die man dich Unschuldigen schmiedete!" so sprach er zu sich selbst ; "was wagst du denn auch Gefährliches dabei ? Wenn dein kühner Schritt nicht gelingt, wenn sie dich tinfangen, wird man dich wohl viel här ter bestrafen, als bisher, da du noch nichts verbrachst? Und wenn dich die Unmen schen zu Tode hauen ließen, was verlörst du denn an diesem elenden Leben ? Und wenn nun deine Flucht gelänge, und das ist nicht unwahrscheinlich, denn die Gren ze ist nicht fern, dann wärst du frei, dann könntest du noch einmal glücklich werden! Glücklich? du dürftest ja dann nie dein Vaterland wieder betreten, nie dein liebes Erlau wiedersehen? Ach, du kanst ja, so lange die Sklvenkette dich drückt, auch nicht in den Kreis der Deinen wiederkeh ren, wenigstens nicht mit frohem Herzen, denn du müßtest ja nach kurzer Freude zu rück in diese Hölle. Darum ist es für dich Unglücklichen besser, du siehst dasThal deiner Heimath niemals wieder. Vielleicht winkt dir in der Ferne ein Glück, was dir im Vaterlande nie mehr lächeln wird. Vielleicht, du verstehst ja dein Gewerbe, kannst du dir durch Fleiß und Sparsam keit in einigen Jahren ein Sümmchen er werben, das zureicht, um eine Windmüh le zu kaufen. Und dieS ist wohl nicht un möglich, besonders wenn meine gute ter zu mir kommt, und ihr kleines Vermö gen mit meinen Ersparnissen vereint. Und wenn dann Röschen mir noch treu geblie ben ist, und mit dem Loose zuftieden sein will, das ich ihr zu bieten vermag dan» könnte ich auch im fremden Lande ein recht glücklicher Mensch werden. Aber ist auch Röschen mir wohl noch treu, oder hat sie den armen, vom Schicksal Verfolgten, ver gessen nein, das hat sie gewiß nicht!—
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