ZTeavlns, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6reu Straße, Ecke der Cherry Alley. Veh m' 6 Winhsbatts-Hofe gegenüber. Jahrg. «, ganze Nun». 2SR. Bedingungen. Der Nlberklle zzeobnclner erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der SubscriplionS-Preis ist EI n Thaler des welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 50 angerechnet, ssür kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschr-iber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange. nommen, we« sie «inen Monat vor Ablauf des «übscriptions-Terminö geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Un terschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung poriofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen p o st 112 r e i eingesandt werden. Traugott und Röschen, Fortsetzung. Obgleich die Treppen schon ansingen zu brennen, so eilte Traugott, die Gefahr nicht achtend, doch hinauf. Er war im Hause genau bekannt, und fand, obschon der Dampf alle Gegenstände umhüllte, bald das Zimmer, an dessen Fensterbrü stung er vorhin den verlassenen Knaben gesehn. Dicker Rauch und Flammen wehr ten hier dem wackern Jünglinge den Ein gang, aber er trotzte dem Verderben, das sich ihm entgegenwälzte. Sein nasses Ta schentuch vor das Gesicht haltend, stürzte er sich durch die qualmendenMassen in das Gemach, an dessen Wänden das Feuer schon hinflackerte. Da lag das Kind sei nes Peinigers betäubt zu Boden gesunken ; aber noch hatten unsichtbare Schutzengel ihre Hände über dasselbe gehalten, und den züngelnden Gluthen gewehrt, es zu berüh ren, bis daß der Retter komme und es be freie. "Gelobt sei Gott!" rief Traugott, als er den Knaben noch unversehrt erblick te, nahm ihn schnell auf seine Arme und eilte zurück. Aber die Gefahren halten sich gemehrt, und er halte im Hinabstei gen mit größern Hindernissen zu kämpfen, als vorher ; ein par Mal mußte er mitten durch die Flammen springen. Doch die Allmacht schirmte ihn und ließ ihn seine schöne That vollbringen. Ein Jubelge schrei empfing den Edeln, als er mit sei ner dem Feuertode abgerungenen Beute aus dem brennenden Hause hervo: stürzte. Zu der, vor wenig Augenblicken noch in Verzweiflung jammernden, jetzt aber in Wonne aufjauchzenden Mutter eilte er hin; aber er konnte sie nicht erreichen; von Schmerz überwältigt sank er ohnmäch tig nieder. Haar, Gesicht und Hände wa ren mit Brandwunden bedeckt, die Kleider an allen Orten versengt; es kostete Mü he, ihn ins Leben zurückzurufen. Als er die Augen aufschlug, knieten die danken den Eltern und Geschwister des geretteten Knaben um ihn herum; die Mutter hielt den schon verloren gewesenen und wieder geschenkten Sohn auf ihren Armen und bedeckte ihn mit Küssen, während ihr Blick bisweilen forschend auf dem Edeln ruhte, der ihr diese Wonne bereitet hatte. Nau den aber drückte die Hand des Erwachen den an seine Brust, und stammelte in gro ßer Rührung: ''Mensch, in Dir wohnt eine Engelsseele! Ich habe Dir viel Bö ses gethan, und wie hast Du mir vergol ten !" Ludwig hatte sich beschämt hinweg geschlichen, um nicht Zeuge dieser Scene zu sein. In seinem Innern gehrte der Aerger über den Triumph deS Verhaßten. Sein böses Herz hätte lieber gewünscht, daß der Bruder seiner Braut in den Flam men umgekommen, als gerade von diesem Traugott gerettet worden wäre. "Und nun dem Buben noch," so rief der Jun ker grollend zu sich selbst, "aus meiner Tasche den versprochenen Lohn der fünf zig Dukaten zu geben! Nein, das ist zum Rasendwerden! Was für ein Narr bin ich doch gewesen, mich von der Großmuth so hinreißen zu lassen !" Hätte er in die Zukunft blicken können, so würde er sich über diesen Punkt bald beruhigt haben, um seinen Unmuth andern Dingen zu widmen. Das Haus, welches die Familie des Ca pitäns jetzt bezog, nahm auch den verwun deten Traugott auf. Der Oberst hatte zwar angeordnet, daß man den Kranken in das Lazarett) bringe; er mußte aber doch den Vorstellungen des dankbaren Räuden endlich nachgeben, der darauf bestand, daß der Retter seines KindeS mit der größten Sorgfalt gepflegt werde. Er setzte sich oft selbst an daS Bette deS für ihn leiden den JünglingS, sah nach dessen Verbände, und ermahnte den Arzt, weder Mühe noch Kosten zu sparen, um den Wackern bald wieder zu heilen. "Ich habe Dich oft hart behandelt, mein Sohn," sagte er eines Tages zu dem Kranken, "aber glaube mir, nicht aus eigenem Antriebe. Der Oberst der dir nicht wohl will, hatte dich mir als einen bösen, verstockten Buben geschildert, Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.^ und mir aufgetragen, gegen dich stets un erbittlich zu sein, dir nicht das kleinste Ver gehen ungestraft hingehen zu lassen. Es reuet mich jetzt, daß ich, gegen meine besse re,Ueberzeugung allzugefällig gewesen bin. Sei versichert, daß ich in Zukunft zu ver güten suchen werde, waS ich sonst unge rechterweise dir zu viel gethan habe. Aber wie ist es gekommen, wackrer Junge, daß du dir so sehr den Haß unsres Ehefs zu gezogen, und was hast du gethan, daß du vorweg in ihm eine so schlechte Meinung erregt hast? Auch der Neffe des Herrn von Fersen, der Lieutenant von Biebrach, scheint sehr gegen dich eingenommen." Ach Herr Hauptmann, erwiederte Trau golt, durch Naudens Freundlichkeit zutrau lich gemacht, von ihm kommt all mein Un glück her. Gegen den Obersten habe ich mich nie vergangen, nie etwas gethan, was ihn nur zum Unwillen hätte reizen kön nen. Aber ich bin bei ihm verläumdet worden; seine Verwandten haben ihn ge gen mich aufgebracht, und schüren aus unchristlicher Rachsucht gewiß noch immer das Feuer an. Verzeihen Sie mir, Herr Hauptmann, wenn ich der Ankläger eines jungen Mannes werde, den Sie gewiß lieb haben, weil Sie ihn zu Ihrem Schwieger söhne machen wollen; Aber da Sie mich aufgefordert hab.n, Ihnen die Ursache anzugeben, warum ich so verfolgt »verde, so glaube ich es mir selbst und der Wahr heit schuldig zu sein, Ihnen durch Mitthei lung einiger Begebenheiten aus meinem früheren Leben den verlangten Aufschluß zu geben. Und hiermit erzählte er aufrichtig und wahr, durch welche Gelegenheit er sich schon als Knabe die Feindschaft des Junkers v. Biebrach zugezogen habe, und wie dersel nachher der Störer seines Friedens und seines Glücks geworden sei, und ihn zu ei ner That gereizt habe, deren traurige Fol gen für ihn, den Thäter, noch nicht geen det hätten. Mit warmer Theilnahme hatte der Ea pitän zugehört. Die Erzählung Trau gotts trug so wenig das Gepräge der ge hässigen Verläumdung, und war so frei von jedem Selbstlobe oder der Beschöni gung der eigenen Fehler, daß Räuden an der treuen Wahrheit durchaus nicht zwei feln konnte. Auch fand er, als er nach denkend im Zimmer auf und nieder ging, daß der Charakter des Lieutenants von Biebrach nur zu sehr die Beschuldigungen rechtfertige, die der verfolgte Jüngling in der Mittheilung seiner Jugendgeschichte ausgesprochen hatte. Denn Ludwig hat te während seines Hierseins nie den gro ben Stolz und die rohe Brutalität ver leugnen können, die er daheim bei jeder Gelegenheit gezeigt. Und damit Räuden einen neuen schlagenden Beweis erhalte, fügte es der Zufall, daß der Lieutenant ge rade in dieser Stunde kommen und sein unzartes Gemüth recht klar an den Tag legen mußte. "Mein Besuch gilt heute nicht Ihnen allein," so sagte er im Eintreten zu dem Capitän, "sondern auch diesem da!" Hier wies er auf Traugott, und fuhr zu ihm gewendet fort: "Ich verhieß demje nigen, welcher das Kind des Herrn Haupt manns aus dem brennenden Hause holen würde, eine Belohnung von fünfzig Du katen ; du haft sie dir verdient, hier nimm sie." Er sagte dies mit einem so stolzen und wegwerfenden Tone und begleitete denselben mit so verächtlichen Blicken, daß man deutlich wahrnehmen konnte, Miß muth und Aerger sprechen aus ihm, und er erfülle nur Ehrenhalber, aber unfrei willig, sein Versprechen. Traugott wies die Gabe des Hochmuths zurück. — Mein Leben mag zwar wenig Werth haben, ant wortete er empfindlich, aber für Geld ist es mir, doch nicht feil; darum, Herr Lieu tenant, stecken Sie ihre Dukaten nur wie der ein. "Nach Belieben, Monsieur!" erwieder te dieser hämisch lächelnd; "nehme Er's nur nicht übel; ich konnte nicht vermu then, daß Er so viel lj'konneur "Lvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag dent. April, lii'«». im Leibe hat; Menschen gemeincrAbkunft, l wie Er, pflegen sonst in dergleichen Ful len keinen Fuß zu rühren, wenn sie nicht Geld sehen." Traugott schwieg; aber eine Thräne des verletzten Gefühls rann über seine Wan gen. Der Hauptmann sah dies, und ward über die Beleidigung, die dem Retter sei nes Kindes widerfuhr, empört. Herr Lieutenant, sagte er in einem etwas bittern Tone, Sie kränken mich, wenn Sie die sen braven Jüngling kränken. Im Dien ste sind Sie sein Vorgesetzter, und somit höher gestellt, als er; hier ist aber nur von dem Verhältniß des Menschen zum Menschen die Rede, und es ist wohl kaum zweifelhaft, wer da auf einer höhern Stu fe steht. Der Lieutenant biß sich in die Lippen, und der Zorn schien ihm den Mund zu verschließen. "Herr Eapitän,'' sing er endlich an, und die innere Wuth machte seine Stimme zittern ; "'ich will nicht Hof fen, daß Sie irgend einen Vergleich zwi schen mir und diesem Bauerjungen machen, und mich wohl gar gegen ihn zurücksetzen wollen. Das wäre eine Beleidigung, die ich als Offizier in Herzoglichen Kriegs diensten und besonders als Edelmann nicht stillschweigend hinnehmen könnte. Sie sprachen sich freilich nicht ganz bestimmt aus: allein schon die Zweideutigkeit wür de mich zu gerechtem Zorne reizen, wenn nicht die Rücksicht daß ich Ilmen als mei nen künftigen Schwiegervater einigeScho nung schuldig bin, mir einige Mäßigung anempföhle." Thun Sie sich dieserhalb keinen Zwang an, Herr von Biebrach, erwiederte der Ca pitän erhitzt; wir sind ja noch gar nicht so weit mir einander. Der Junker stutzte. — "Ich werde mir, sagte er, nächstens eine nähere Erklärung ausbitten, aber nicht in Gegenwart dieses Burschen." Sie soll Ihnen werden, so bald Sie be lieben, erwiederte Nauden. Uebrigens er suche ich Sie, sich meinetwegen nicht in Unkosten zu setzen; bin ich gleich ein Ab gebrannter, so ist mir doch immer noch ge nug geblieben, um denjenigen, der sich so hohe Ansprüche auf meine Dankbarkeit er worben hat, belohnen zu können, wenn seine edle That sich irgend belohnen ließe. Der Lieutenant empfahl sich, und wcnf im Weggehen noch einen wüthenden Blick auf Traugott. Er war kaum fort, als Frau v. Räuden und ihre älteste Tochter ins Zimmer traten. "Was hast Du mit dem Herrn v. Biebrach gehabtfragte die Erstere ihren Mann ; "ich hörte in der Nebenstube einen ziemlich lauten Wort wechsel." Ich habe, erwiederte der Capitän, über den saubern Lieutenant aus dem Munde dieses wackern Burschen Dinge erfahren, die mich mit Erstaunen und Unwillen er füllten. Bisher hielt ich den jungen Herrn für einen etwas rohen und verzogenen Landjunker, und hoffte, sein rauhes und wenig einnehmendes Betragen werde sich mit der Zeit und durch die Umgebungen, in denen er künftig leben würde, abschleifen. Das, was mir der gute Traugott aber er zählt hat, läßt auf ein böses, sehr böses Herz schließen. Und meine so eben mit dem Lieutenant stattgehabte Unterhaltung hat meine schlimme Meinung nur zu schnell gerechtfertigt. Ich fürchte, unser Kind würde unglücklich werden, wenn die pro jektirte Verbindung mit diesem Biebrach zu Stande käme. "O mein Vater," rief Justine, die Toch ter, "Du sprichst aus meinem Herzen Ich will es Dir gestehen, daß ich von An fang an eine geheime Abneigung gegen den Junker empfunden habe; sein rauhes Aeußere, sein Mangel an Zartgefühl, den ich bald wahrzunehmen Gelegenheit ge habt, haben mich von ihm zurückgestoßen, und ich mußte mir stets Gewalt anthun, um ihn nur leidlich zu finden. Aus kind lichem Gehorsam hätte ich mich indessen in die Wahl gefügt, die meine guten El tern getroffen hatten. Doch nun, da mein Vater mein Gefühl theilt, hoffe ich, daß ich nicht wider meine Neigung eine Ehe schließen darf, an die ich nie ohne innern Widerwillen gedacht habe." Räuden schloß gerührt die Tochter in seine Arme.— Du gutes, böses Kind, sag te er, kanntest Du deinen Vater nicht besser, als daß du glauben konntest, er wer de solch ein Opfer von dir verlangen? Nein, Justine, ich werde dich zu keiner Heirath zwingen, und zum zweiten Mal bin ich dem wackern Traugott Dank schul dig, denn durch ihn wurden mir die Au gen geöffnet. Als Ludwig das nächste Mal kam, fand er, daß Alle ihr Betragen gegen ihn geän dert hatten. Er empfahl sich den Frau en mit einem stolzen Trotze, der seinen Aerger nur schlecht verbarg. Im Weg gehen bat er den Eapitän um eine kurze Ulerredung. Als dieselbe zu Ende war, verließ er mit zornglühendem Gesicht das Haus, um es nicht wieder zu betreten. — Eine solche Beschämung hatte der ver wohnte Sodn des Glücks noch nicht er fahren. "Wie werden meine Kameraden, die mir schon gratulnt und mich gewiß im Stillen vielfach beneidet haben, jetze la chen, wenn es herauskommt, daß aus der ganzen Heirathsgeschichte nichts wird! Und ist an diesem Unheil nicht wieder der ver.. . Müllerbube schuld, bin ich nicht wieder gedemülhigt durch ihn ! Doch Ge duld nur, ich will dir s vergelten, verhaß ter Mensch ! Aber wird ihn Räuden nicht gegen mich schützen? Verflucht! Auch meine Rache kann ich nicht einmal mehr so kühlen, wie ehedem!" Er eilte, noch von Wuth eifüllt, zu sei nem Oheim, und erzählte ihm den ganzen Hergang der Begebenheiten. Der Oberst war höchst erzürnt auf den Hauptmann. ''Er soll dir nicht ungestraft die Beschä mung bereitet haben, sagte er zu seinem Neffen, ich will ihm schon ankommen. Ich habe früher nie recht mit ihm ge stimmt, und seine Giundsätze haben oft den meinigen widerstritten. Erst in neu erer Zeit haben wir uns einander wieder freundschaftlich genähert, und ich glaubte ihn ganz zum Freunde gewonnen zu ha ben, denn er hat mir manche Gefälligkeit erwiesen. Doch nun hat er Alles wieder niedergerissen, was er baute, und er soll fühlen, wen er sich zum unversöhnlichen Feinde gemacht hat. Morgen schon will ich an meinen Schwager, den Präsidenten beim Kuegs'Departement schreiben, und ihm vorstellen, daß zwischen mir und Räu den Mißhelligkeiten obwalteten, die nicht ausgeglichen werden könnten und nur zu ärgerlichen Auftritten führen müßten; es wäre daher am Besten, wenn der Haupt mann anders wohin versetzt würde. Der Präsident wird mir ohne Zweifel willfah ren ; dem Räuden spiele ich dadurch einen Streich, den er nicht so leicht vergessen wird ; denn ich weiß, daß er nur höchst un gern diesen Platz verläßt, weil er und sei ne Frau viele Verwandte hier haben, und weil er seine Jugendzeit hier verlebte. Der dir verhaßte Bursche aber verliert somit seine Stütze, und seine Großthat wird ihm weiter keinen Segen bungen, denn er steht dann wieder allein und unsrer WiUkühr ausgesetzt." Ludwig fand den Plan seines Oheims ganz vortrefflich, und bat nur um die bal dige Ausführung. Sein rachsüchtiges Herz wurde durch diese Aussicht für den Verlust der Liebe entschädigt; es war zu unzart, um diesen Verlust tief zu fühlen. Mit Traugotts Genesung ging eS in dessen nur langsam von Statten ; er hat te der Brandwunden viele und nicht unbe deutende ; besonders aber litt er an den Augen. Doch ertrug er seine Schmerzen diesmal nicht wie sonst mit düstrer Resig nation, sondern mit freudiger Geduld; denn er duldete ja um eines schönen Zwek kes willen und ihn lohnte ein erhebendes Bewußtsein. Die freundliche Theilnahme der Raudenschen Familie that seinem Her zen unaussprechlich wohl, und er sehnte sich gar nicht so sehr nach der schleunigen Laufende Nnminer SI Wiederkehr seiner Gesundheit: denn mit ihr mußte er ja auch wieder in das drük kende Joch seines Sklavendienstes zurück treten. Ihm genügte die Versicherung, daß keine seiner Verletzungen den edleren Theilen des Körpers geschadet habe, und baß sein Augenübel von keinen nachtheili» gen Folgen sein werde. Als er e> fuhr, daß die Verbindung zwi schen dem Junker und Justinen rückgän gig geworden sei, wünschte er dem Mäd chen Glück; aber sein gutes Herz empfand keine Schadenfreude an seines Feindes Beschämung. Es waren nun beinahe acht Wochen seit dem Brande verflossen, da erklärte derße giments-Arzt ihn für hergestellt und zum Dienste wieder fähig. Gern hätte Räu den ihm noch einige Zeit zur Erholung ausgewirkt; aber der Oberst wollte hier von nichts hören. Bald sollte der Capitän die Feindselig keiten seines Ehefs noch empfindlicher füh len ; denn er empfing ein Schreiben von der Kriegs - Kanzlei, welches die Anzeige von seiner Versetzung in einen kleinen, sehr unangenehm und ungesund gelegenen Ort enthielt. Räuden erkannte die Hand der Rache, aber er war stolz genug, seinen Aerger zu verbergen, und sich zu stellen, als sei diese Veränderung ihm nicht zuwider. Mit thränenden Augen sah Traugott die Familie scheiden, die sich ihm so dank bar bewiesen, und bei der er für die Zu kunft einen Zufluchtsort gefunden zu ha ben glaubte. "Sei gewiß, ich werde dich nicht vergessen, braver Junge! sagte der Hauptmann, als er von ihm Abschied nahm; "auch fern von dir werde ich dei ner eingedenk sein." Nun kamen für den auf's Neue ver lassenen Jüngling wieder böse Tage. Sein Feind Ludwig suchte, um ihn nur strafen und mißhandeln zu können, oft die Gelegenheit gewaltsam herbeizuziehen; denn Traugott benahm sich so tadellos, daß nur ein höchst ungerechter und gehäs siger Vorgesetzter, wie der Lieutenant war, ihn straffällig finden konnte. Der Arme wurde nun seines Lebens wieder recht über drüssig ; denn unerträglich wären die stets sich häufenden Ehikanen, denen er bloßge stellt war. Dazu kam noch, daß ein Brief von Röechen ihm die Hoffnung raubte, an die er seit langer Zeit, wenn ihn der harte Druck des Schicksals muthlos ma chen wollte, vertrauend festgehalten hatte. DasSchreiben enthielt unter andern gleich grilligern Nachrichten auch folgende: "Vorgestern brachte uns ein aus dem Stättchen Maifeld zurückkommender Bo te einen Brief, welcher seit ein Paar Ta gen auf dem dortigen Postamte lag. Va ter Steffen erkannte an der Aufschrift schon die Hand seines Freundes in der Re» sidenz. Ach, wir waren Alle so erfreut; denn wir erwarteten, daß der Inhalt unS in Betreff Deiner recht Frohes verkündi gen würde. Aber ach, unsre Freude ver wandelte sich bald in Betrübniß; denn Herr Lebrecht schrieb, daß es ihm, so viel Mühe er sich auch gegeben habe, doch nicht möglich sei, den Wunsch seines lieben lu gendgcfährten zu erfüllen, indem ihm der Präsident des Kriegs-Departements seine Bitte um Loslassung des zu Kronstein in Garnison stehenden Soldaten Traugott Fränzel zu zweienmalen rund abgeschlagen habe. Er weiß sich den Grund dieser dem Präsidenten sonst nicht eignen Ungefällig keit nicht zu erklären, indem es das erste mal sei, daß dieser ihm ein Gesuch hart verweigert habe, weshalb er vermuthen müsse, daß Fränzel eine» hochgestellten Feind habe." —Röschens Brief enthielt nun ferner nichts als Klagen, die dem ar men, ohnehin schon gebeugten Traugott das Herz nur noch schwerer machten. Da hin war nun»auch noch das Letzte, was ihn bisher all,in in seinem Elende aufgerichtet hatte. Er verzweifelte nunmehr an aller Hülfe und überließ sich ganz seiner Trost losigkeit. Tausendmal gedachte er der Warnungen Rolfs : Du hattest Recht, es trifft alles zu. (Fortsetzung folgt.)
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