Gin ' Gefährlicher Mlljch Humoreske von Emil Peschkau. Dr. Hans Heinrich Lotichius, Di rektor einer Genossenschast mit be dingter Haftpflicht und Billenbesitzer, war auf dem Heimwege begriffen. Da er am Bahnhof keinen Wagen gefunden mußte er trotz des mehr von seinem Regenschirm herun tertropfte. Aber was war das? Plötzlich nahm das wohlgenährte der kaum hundert Schritte nach rechts die Villa Lotichius lag, machte er ein paar hastige Schritte in steckte sich hinter dem Gebüsch des sondern aus billiger Wachsleinwand bestand. Er blickte von Zeit zu Zeit auffallend ängstlich nach den beiden Augen seines Schülers, im Hause der Herrschaft. Na warte! Als Herr Lotichius den peinlichen von, und erst als er nach einer ganz flüchtigen Begrüßung seiner Frau sein Allerheiliges betrat, Trotzdem nahm er jetzt sofort den Kassenschlüssel zur und über zeugte sich, daß wirklich lein Ein griff erfolgt war. Da klopfte es dacht. Bielleicht handelte es sich we ! der um Marie, noch um die eiserne , Kasse, sondern um Flory! Vielleicht war Marie nur die Vertraute eines ' Verhältnisses, das hinter seinem Rücken und den, Rücken der Mutter! angesponnen wurde! Und je mehr er j mehr wurde ihm dieser neue schreck > liche Verdacht zur Gewißheit. Der Hungerleider, der so schüchtern und' harmlos tat, hatte es faustdick hinter > den Ohren, er spekulierte auf die! Tochter deS Hauses, auf die Tochter! einer Villa, die 75.000 Gulden ge lostet hatte! Flory aber in ihrem j gefährlich gewordenen Alter > »Papa!" stammelte sie endlich. nachdem sie auch wieder höchst verdächtig den Türriegel vorge „Jch dachte mir's!" siel er ihr sam beliimpsend, ins Wort, und Flory starrte ihn plötzlich ganz miß trauisch an. „Du dach —lest dir's!" .T— ja!" „Sprachst du mit ihm?" „Ich sah ihn nur von weitem. Wie ein Verbrecher spioniert er herum —" Flory horchte aus, schlug aber dann plötzlich wieder ganz verschämt nicht, Papa," meinte sie. „Was lann schließlich der arme Mensch dasür, daß er sich verliebt hat! Er war ja auch durchaus nicht frech. Nur daß er eben so weit ging! Daß er dm Mut sand, was ich ihm gar nicht zugetraut hätte! Ich war im Bor garten, als er eben sort wollte, und während er sonst nur ganz scheu den Hut zieht, sprach er mich heute an, obwohl er ohnedies schon sast eine Stunde länger bei Maxel ge blieben war, als sonst. Zuerst fragte er auch nur nach dir und ob du ge sund bist. Dann aber erklärte er mir —" „Seine Liebe —?" „Ach nein, Papa, das traute er sich doch nicht. Allerlei aus der Bo tanik erklärte er mir. Aber dabei wurde er immer wärmer, wollte gar nicht aufhören, pflückte mir einen ganzen Strauß zusammen und ver sicherte endlich sehr feurig, daß es ihm das größte Vergnügen bereiten würde, mir den ganzen Garten bo tanisch zu erklären, und daß ich ihn dann erst recht lieb haben würde." „Daß du ihn dann erst recht lieb ?" „Ja, Papa. Mir kam das natür lich auch sehr verdächtig vor. Und da ich plötzlich fürchtete, er könnte sich zu viel einbilden, bat ich ihn, mich zu entschuldigen, ich müsse ausgehen. Und dann lief ich davon ins Haus zurück." Herr Lotichius hatte sich erhoben, und jetzt ging er noch immer sehr erregt mit großen Schritten aus und ab. Wenn der Hauslehrer Flory erwarten wollte, dann war ja das Spionieren erklärt. Aber warum dann das Davonlausen? Und die Sache mit Marie. Das stimmte jetzt nicht recht. Handelte es sich vielleicht um einen ganz gefährlichen Menschen, um einen Don Juan, der sowohl nach Flory wie nach Marie seine Angel auswarf?" „Wir sprechen über die Sache noch," sagte er endlich. „Du hast ja sehr korrekt gehandelt. Und dein Herz, das ist doch nicht etwa —" „Aber Papa!" fuhr sie erglühend auf. „Ich weiß doch, was ich mir schuldig bin." „Dann ist's ja gut. Geh jetzt, Kind. T —ja! Ich muß noch ein dringendes Geschäft erledigen." Eine Minute später trat er in das Zimmer seiner Frau und schob dort den Türriegel vor, was Frau Loti chius veranlaßte, von ihrem Erker plätzchen hervorzuspringen, als wäre Augen auszutratzen. Er aber faßte sie, mit einem Versuch zu lächeln, am Kinn und sagte begütigend: „Ich „Ich wollte auch mit dir über ihn sprechen," stammelte die Erregte. „Es fällt mir ja nicht leicht, weil ich dich nicht unnötig beunruhigen möchte. Wenn du aber beabsichtigst, mir eine Eifersuchtsszene zu machen —" „Eine Eiferfuchts^ene?" Er starrte Ze an, als wäre ihm plötzlich ein Gespenst erschienen, und dann lachte er auf. Ihr aber flössen jetzt die Tränen über die Wangen Erst gestern stand wieder so ein Fall Und was den Doktor betrifft, so hat er sich zum mindesten heute sehr auf ernst. „Mindestens eine Viertelstunde lang hat er mich aufgehalten, nachdem er mit Maxel fertig war. Und dann fing er plötzlich davon an, daß Maxel nichts von Bildern verstehe. Er emp fahl, mir ein Abonnement im Kllnst lerhaufe, wozu eben noch günstige Ge legenheit, da vorgestern der Erste ge wesen ist. Ich könnte >!s ja auch selber ausnützen, meint« er, es sei täglich Konzert dort und kurz ge sagt, Heinrich, es ist nicht anders, er hosst mich dort zu finden, er denkt an Rendezvous aber was machst Herr Lotichius war zu dem Klin gellnopf geeilt und jetzt schob er den Riegel zurück. „Ich muß diesen Don Juan ent larven," schrie er auf. .Er ist viel- leicht noch gefährlicher, als ich denke. So ein Heuchler, so ein .... Was hatten Sie sich denn so lange mit dem Doktor zu unterhalten?" Marie sah ihn erst erstaunt an, dann aber funkelten ihre Augen sast „Ich kann den Herrn doch nicht hinauswerfen," antwortete sie schnip pisch. „Unterhalten hab' ich mich nicht mit ihm." „Hat er Ihnen vielleicht Botanik vorgetragen? Oder Kunstgeschichte?" „Bewahre! Um Rat hat er mich gleich wieder übel. Ihr habt eben die Liebe im Kopf. T —ja! Aber ich will ihm jetzt sofort fein Geld schicken. Gezappelt hat er ge nug darum, der arme Ker1....!" Alt-Nürnberger Steckbrief. „Ich Wolfang Herr von Stuben berg erbiet allen und jeden, in was Landt und Städt sie sint, mein willig Dienst und Grus, wie sich gegen aim jeden gepührt, zuvor. Ich laß Euch wissen, daß mir ain Schloscr mit Na men Maister Valtein auß der Gefang knus lhumen ist. der selbig dan mit Mörderey eschrien, darumbh er fängk lich angenommen ist worden. Darauf ist mein freuntlich Bit und Begehrn an menigklich, er sey hoch oder nider Stands, geystlich oder w-ltlich, die mit diesem meinem Briefs ersuecht werden, daß menigllich den obgemelten Schlo ser auf mein Khost und Zerung an nemen wolt, und mit Gefanglnus woll verwarn. So gelob ich aim jeden, der solich Annemen tuet, daß ich der Sach nachlhumen will, wie sich ge pührt, und das so drauf geht, gehör lich bezaln will. Des zu warer Ur khund geb ich aim jeden, der den vor gemelten Schloser angenumen hat, diese Belhantnus mit meinem zurugl ausgetruckhten Petschaft verwertiget und aygner Hant unterschriben, die gebn ist an Sanct Dionus Tag im 22. Jan. 1673 zu Nürnberg. Wolf richter". Kluger Elephant. Im Welt-Museum zu Philadelphia der im Leben unter dem Namen Bijou bekannt war und das klügste Tier sei ner Rasse gewes» sein soll. Erst in seinem sechzigsten Lebensjahre ent deckte man seine großen Fähigkeiten. Er befand sich damals im Zirkus ei ner amerilanifchen Wandergssell schast, aber am zweiten Tage nach der Eröffnung wurde Bijou vermißt, man suchte vergeblich nach ihm, kein Mensch hatte den Entwichenen ge sehen. Da fand man ihn endlich im Pferdestall, damit beschäftigt, die Pferde zu waschen und zu bürsten. Erstaunen ergriff die Zuschauer. Bijou aber ließ sich nicht stören, von einem Pferd ging er zum anoeren, und wenn das Wasser in seinem Kü- des Wassersasses und schöpfte neuen Vorrat. Die Pferde ließen sich die Behandlung durch den neumodi schen Stallknecht ruhig gefallen. Die Lösung dieses Rätsels wurde bald ge sunden. In seiner früheren Stellung war nämlich Bijous Quartier der Pferdestall, wo man ihn stark gefes selt hielt. Dieser Umstand hinderte ihn, die Arbeiten, welche er den Stall knechten abgesehen, selbst auszufüh ren, jetzt aber hatte er nun die erste Gelegenheit benutzt, sein Geschick zu zeigen. Künftig wusch er die Pferde, kämmte sie und legte ihnen das Ge- Jhr Reichtum. Luise gegeben wurden, hatte man auch die Gattin dieses Kaufmannes eingeladen. Der Kaiser hielt die Musterung sämtlicher anwesenden Damen und blieb wie von ungefähr ihren Namen nennen zu lassen. „Man behauptet", sagte er darauf, zu ihr gewendet, „daß Sie sehr reich sind". «Ja, Sire", entgegnete sie schnell, „ich habe zehn Kinder". Napoleon lächelte beifällig, und von der Anleihe war keine Rede mehr. Parsikal. Eine tragikomische Erinnerung aus Banreuth von Alex v. Bosse. „Ach. nun geben sie den „Parsi- und beschwor mich, ich sollte mit ihr nach Bayreuth reisen. „Ich denke es mir reizend, gerade erklärte mich freudig bereit, sie zu begleiten, denn Frau von Kalinsky war mir bisher als eine heitere und liebenswürdige Persönlichkeit be kannt gewesen, doch man muß mit kennen zu lernen, das ist eine alte Wahrheit, die zu erproben ich bald Gelegenheit sand. Wir reisten also seelenvergnügt von Berlin ab. Unser Kupee war dicht besetzt, aber mir war es ge lungen, einen bequemen Fensterplatz zu ergattern, und ich konnte zufrie den sein. So dachte ich wenigstens. Kaum aber hatte unser Zug das Weichbild der Stadt verlassen, so begann Frau Agathe unruhig zu werden, und endlich bat sie mich, doch den Platz mit ihr zu wechseln. Sie vertrüge es nicht, rückwärts zu fahren, sitze außerdem so gern am Fenster. Da gab ich gutmütig mei nen schönen Fensterplatz aus und lente Tomen, die nach Marienbad reisten. Doch kaum saß ich, mußte ich Frau von Kalinskys Reisetasche herunterlangen, die sich jetzt über einer Weile bat mich meine liebe Reisegefährtin in süßestem Ton: „Ach, liebste Frau von der Heidt, würde es Ihne» sehr unangenehm sein, sür uns eine Flasche Gießhüb ler aus dem Speisewagen zu holen? Ich muß etwas trinken, soll mir nicht schlecht werden, aber ich kann nicht selbst gehen, denn mir wird so leicht schwindlig in einem schnell fahrenden Zuge, und da könnte ich mich im Korridor stoßen." Natürlich wollte ich nicht riskie ren, daß es Fran Agathe schlecht würde, und so machte ich mich nach dem Speisewagen auf, der sich am entgegengesetzten Ende des langen Zuges befand. Die Waggons schwankten entsetzlich, und mit meh reren blauen Flecken am Leibe kam ich von meiner Mission zurück. Daun nahte die Essenszeit, aber Frau Agathe wollte nicht mit mir in den Speisewagen gehen, einmal weil ihr, wie gesagt, das Gehen im fahrenden nicht bekömmlich gemeinsame Speisen unsiimpathisch doch so liebenswürdig zu sei» und dasür zu sorgen, daß ihr möglich schnell ein Beessteak in ihr Abteil ge bracht würde. „Ich bin ganz ausgehungert," sagte sie, „und wenn ich nicht sehr Während das Mittagessen serviert wurde, hatte natürlich keiner der »tellncr Zeit, die Knpees konnten erst nach beendeter Mahlzeit bedient werden. Ich fürchtete, daß meine arme Neisegeiiossin es so lange nicht würde aushalten können, und ent schloß mich seufzend, ihr das Beef steak selbst zu bringen, was meine „Wirklich zu liebenswürdig!" rief Frau Agathe. „Aber haben Sie denn! gar nicht daran gedacht, mir auch ein halbes Fläschchen Wein mitzubrin gen, liebste Frau von der Heidt?" Frau gewesen sein. Ich war schon ganz abgehetzt, aber Frau Agathe verlangte alle Dienste so liebens unmöglich, ihr ungefällig etwas ab zuschlagen. Endlich kamen wir in Bayreuth an. „Ach, liebste Frau von der Heidt," rief aufgeregt Frau Agathe, als Erfüllungsziel langgehegten Wun sches: Morgen sollte ich den „Parsi sal" hören! Kammer, in der sich nichts besand, als ein Bett, ein Waschtisch und zwei wackelige Stühle. Sogar ein Spie inerchen wohnen! Bedenken Sie mein vieles Gepäck!" Mit einem Wort, sie legte encr- „Was —? Aber Sie werden mich doch nicht allein ins Festspielhaus gerlich, mein Hexenschuß wäre Ein bildung, ich müßte mich ganz ein fach zusammennehmen, aber den Ge fallen konnte ich ihr nicht tun, so gern ich es gewollt hätte. Ich schluck te Aspirin, trank heiße Limonade, und hosste dadurch in einigen Tagen reisesähig zu werden; höher gingen sür jetzt meine Wünsche nicht. Frau Agathe mußte sich ins Un vermeidliche sügen und begann schon frühzeitig sich für die Borstel follte ihr raten, ob ich die weiße, oder die mauvesarbene, oder doch fall Ich weinte heiße Tränen der Wut, aber schließlich schlies ich über meinen Gram ein und lag bereits die bösen Neigungen meines Her zens. „War es schön? Hat die Vorstel ich verhältnismäßig freundlich. Frau Agathe zog die Brauen hoch und machte ein Gesicht, wie ein spreizte die übrigen Finger. „Wissen Sie, Liebste —sagte sie langsam und jedes Wort abwägend, hätte doch wohl die niauvefarbenL Toilette anlegen sollen!" „Gute Nacht!" sagte ich grob und gaiiier hätte sein können! Kosaken. Der Schulze von Buch, einem städ tischen Gute an der Stettiner Bahn, kimnte im Jahre 1761> ein Lied voir belagerten, kamen am 7. Oktober früh zunächst sieben Kosaken nach Buch und plünderten die Bauern Tors heimzukehren. Spargel-Esse«. Ein Fachblatt der Gastronomie be- Jn den »Kulturländern" wird der Spargel ungeschnitten gegessen. Jir England werden vielfach überhaupt tigung des Wohlgeschmacks mit der Gabel gegessen werden. Besser ist die Methode immerhin als die andere. Bogen nicht sehr zu der Freude der Umgebung umherspritzt. Das beste ist. den Spargel an seinem Ende mit Hand eine Gabel unter das vordere Ende zu schieben und dieses „schwan ke" aber leckere Gebäude zum Munde zu führen. Hierzu ist zu bemerken, daß der schöne Spargel, vorausgesetzt, daß er recht zart und frisch ist, getrost mit Messer und Gabel gegessen werden kann, ohne durch das Metall an sei nem Wohlgeschmack zu verlieren.
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