Abgeblitzt. Lieschen Schmid war ein kluges, hübsches und liebenswürdiges Mäd chen. außerdem als einzige Tochter des reichen Tuchfabrilanten Balthasar Schmid im Besitze ein«r stattlich«» Mitgift, so daß es nicht zu verwun dern war, wenn zahlreiche Verehrer das leckere Goldfischchen umschwärme tei» Der hübscheste unter diesen hieß Felix Walter und war Photograph. er gefällige Manieren befaß, so war Dieses freundschaftliche Verhältniß erhielt aber plötzlich einen Stoß. Schuld daran war Herr Micha«! Klee spitz, der einzige Sohn einer Jugend in die Familie des Tuchfabrikanten hineinplatzte. Der Zweck dieses Besu ch«? war nicht schwer zu errathen. ordentlich reich und hätte es gern ge sehen, wenn ihr Michael das vermö gende Fräulein Liebchen als seine in den Augen eines Mädchens begeh renswerth machen, schien belanglos, denn der oberst« Grundsatz im Klee spitzschen Hause war Geld und wied«r Geld. Geld schien ihnen der Schlüssel zu allen Erfolgen zu fein. Auch die Mutter Lieschens fand an dem geplanten Viindniß Gefallen und nahm sich vor. es mit allen Mitteln zu fördern. Und das fiel schwer ins Ge wicht. Denn wenn auch Papa Schmid die Herzensneigung seines Töchter chens zu dem ihm viel sympalifcheren jungen Photographen vollkommen bil ligte, so war doch die Hauptperson in der Familie die Frau Mama, und auch Lieschen wagte es nicht, sich den bestimmten Wünschen ihrer Mutter zu widersetzen. Aber sie fühlte schon jetzt, daß eine Ehe mit dem ihr verhaßten Kleespitz sie tief unglücklich machen Felix tröstete sie, so gut er es ver mochte. „Es wird und muß sich ein Ausweg finden !" sagte er. „Deine Mutter kann auf die Dauer nicht blind sein gegen die wahren Motive einer solchen Hei rath; ist sie auch momentan durch die äußeren Vortheile dieser Verbindung bethört, so ist sie doch bei aller Stren ge und Voreingenoinmmenheit eine viel zu rechtlich denkende Frau, um das Herzensglück ihrer Tochter einem Manne zu opfern, der ihrer nicht wür dig ist. Und ihr darüber die Augen zu öffnen, soll mein eifrigstes Bemü hen fein." Eine leichte Aufgabe war das frei lich nicht, die'sich Herr Felix Walter da gestellt hatte, denn Frau Schmid war sehr argwöhnisch in Bezug auf eine derartige Absicht, und nur ganz handgreifliche Beweise hätten sie um stimmen können. Aber der Zufall kam Felix auch hier zu Hilfe und zwar in Gestalt einer Erbtante des alten Schmid. Diese, die in der benachbar ten Residenzstadt wohnte, wurde Plötzlich bedenklich krank und die Rücksicht auf das Prädikat „Erb" nö thigt« das Ehepaar Schmid, ohne Zeitverlust an das Krankenlager der „Tante" zu eilen; allerdings nicht ohne eine gewisse Beunruhigung sei tens der Frau Schmid, denn sie muß te ja ihr Töchterchen allein daheim lassen. Aber schließlich kannte sie ihr Lieschen als folgsames Kind, und so schärfte sie ihr denn mit ganz beson derem Nachdruck ein, während der Ab wesenheit der Eltern keinerlei Besuche zu empfangen. Kaum aber war das Ehepaar Schmid auf der Bahn, so klopfte Herr Felix Walter an die verbotene Pforte. „Das Fräulein ist nicht zu Hause," sagte die alte -Therese, ein gutmüthi ges, aber beschränktes Geschöpf, da» schon ewundzwanzig Jahren in „Ich komme auch nicht zum Fräu lein, sondern zu Ihnen, Jungfer The rese," gab Felix mit einer galanten Verbeugung zurück. „Zu mir?" fragte diese mit er staunter und zugleich mißtrauischer Miene. „Jawohl, Jungfer Therese!" Ich Das Gesicht des alten Mädchens strahlte. „Ach Gott, Herr Walter," rief sie, ich bin noch niemals nicht auf einem Maskenball gewesen!" „Na, sehen Sie," ermunterte sie " d st hl d ASd ck oon vorhin wich einer kläglichen Zag haftigkeit „ich weiß ja gar nicht, ?b mich das Fräulein fortlassen wird. nicht!" ruhigt," tröstete sie Felix, „Sie dür fen dem Fräulein nur sagen, daß ich i« meinem Atelier. Als Photograph braucht man derlei Sachen, wie Sie. wissen. Es ist ein eleganter, rothseide- ner Domino mit einem feschen Kopf „O, sind svirkl^ich stimmte Felix zu und entfernte sich wieder, sehr zufrieden mit dem Erfolg seiner Operation. Felix am gleichen Tische Platz. geS Gesicht. Herr Kleespitz," leitete er das Gespräch ein. „Ach, da soll man auch nicht ," warf Herr Michael ein, „'s ist doch «ine ganz verwünscht alberne Gefchich radezu grausam von wegen äh, Sie Herr Kleespitz hatte keine Ahnung davon, daß Felix und Lieschen sich g«rn hatten, auch fühlt« er sich in sei ner Position viel zu sich«, als daß ihm auch nur ein Gedanke an die Ri valität des „armen" Verwandten ge kommen wäre. „Was mich betrifft," nahm Felix d«n Faden auf, „so werde ich Fräulein Lieschen wahrscheinlich heute abend noch sehen und mich im Walzertakte mit ihr drehen!" Kleespitz gab es einen Ruck, er sah den Pfiffig vor sich hinlächelnden Fe lix verdutzt ins Gesicht. „Ich verstehe Sie nicht, lieber Wal ter," sagte er, und man sah es ihm an, daß er die Wahrheit sprach. „Die Sache ist ganz einfach die," fuhr Walter gleichmüthig fort, „daß Fräulein Lieschen gern einmal heim lich einen Maskenball besuchen möchte. Durch die Abwesenheit ihrer Eltern bietet sich ihr nun eine vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit, und da heute abend in den Rosensälen ein Ball abgehalten wird, dürfte sie sicher dort zu finden sein." „A Pah!" warf Kleespitz etwas be ruhigt ein, „das ist nur so eine Kom bination von Ihnen, die alte Therese wird sicher nicht zulassen, daß sie aus dem Hause geht." „Dienstboten sind leicht herumzu kriegen," entgegnete Felix und was meine Kombinationen anbetrift, so gründen sie sich diesmal auf eine sehr reelle Unterlage. Vor kaum einer Stunde ging ich nämlich an ihrem Hause vorüber und sah, wie ein mir belannter Bursche aus «inem Masken verleihgeschäft im Begriff stand, das selbe zu betreten. „Da sind Sie falsch," rief ich ihm zu, „hier ist niemand zu Hause."» „O, doch," erwiderte er mit ver schmitzten Lächeln und öffnete einen Karton, in dem ein prachtvoller, ro ther Domino nebst einem etwas auf fallenden Kopfputz lag. Ich wußte ge nug und fragte darum auch nicht wei- Fräulein Siesel .... . fragte stotternd Kleespitz. Walter zuckte die Achseln. „Glauben Sie vielleicht, daß der kostbare Staat für die alte Therese bestimmt war?" Nein, das war sicher nicht der Fall, kalkuliert« jetzt auch Kleespitz, und F«lix mußte entschieden recht haben >mit seiner Vermuthung. , ! „Unerhört," fuhr Kleespitz grimmig ! auf, „ich werde sofort zu ihr eilen und den." „Sie vergessen, daß sie keine Besu che annehmen darf, nicht einmal die ! Kleespitz sah ein, daß Felix recht lich einbilden, die ganze Nacht mit ihr tanzen zu können," schrie er auf gebracht und ohne eine Antwort ab zuwarten, fuhr er fort: „Aber ich weiß, was ich thue, ich gehe selbst auf den Maskenball und werde gewisser . maßen den Schmidschen Schutzengel spielen." verständliche Idee, lieber Kleespitz." gab lachend der schlaue Walter zurück, „deswegen erzählte ich Ihnen ja auch „Ja, wirklich." pflichtek Kleespitz dener Domino mit einem etwas auf fallenden Kopfputz," rief Felix und entfernte sich, auch hier äußerst zufrie- Einige Stunden später durchschritt der schwarzbefrackte Kleespitz das schöne Maske," führte er sich bei der- ! selben ein. lachte. „Es ist uniitz. Deine Stimme zu verstellen, ich weiß ja doch, wer Du bist," flüsterte der schlaue Kleespitz. „Wirklich?" kam es schelmisch und eben noch niemals nicht auf einem „Ich weiß Du bist «in braves Mäd chen," erwiderte Kleespitz und sonst mit keinem anderen, auch nicht mit Herrn Walter, der dort eifersüchtig in der Ecke sitzt; zweitens „Einverstanden!" wiederholte der Domino und seufzte erleichtert auf. Und so geschah es auch. Den gan zen Abend ließ der verliebte Kleespitz den rothseidenen Domino nicht von seiner Seite und mit Ungeduld er wartete er, bei einer Flasche Cham pagner sitzend, die Mitternachtsstunde. Und kaum hatte diese noch ausgeschla gen. da spitzte er auch die Lippen und flötete: „Nun aber mein Kiißchen, sü ßer Schatz!" „Hier ist er," sagte bereitwillig der süße Schatz, sich demaskierend, und Kleespitz war einer kleinen Ohnmacht nahe, als er die welken Lippen der al ten Therese auf den seinen fühlte. Hin ter dem Pärchen aber stand Felix Walter und lachte fröhlich in sich hinein. Einige Tage nach dem Balle, als das Ehepaar wieder von seiner Reise zurückgekehrt war, erhielt Frau Schmid einen Brief. Sie öffnete ihn, fand aber nichts darin als einige Photographien. Nichtsdestoweniger aber betrachtete sie diese mit lebhaftem Interesse und schloß sie dann sorg fältig ein. „Du, Balthasar," sagte sie am an deren Morgen zu ihrem Manne, „ich glaube, der junge Kleespitz ist doch nicht der richtige Gatte für unser Lieschen." „Das glaube ich schon lange," er widerte Herr Schmid, und spitzte die Ohren. „Und da wie es scheint, Lieschen Herrn Walter ernstlich in ihr Herz ge schlossen hat, so wollen wir ihm in Gottes Namen unser Mädel geben. Das heißt, wenn Du einverstanden bist." „Das bin ich schon seit allem An fang," beeilte sis Herr Schmid zu sa gen. „Aber da Du für den zungen Kleespitz so eingenommen warst, 50.." „Schweig, mir, bitte, von dem!" herrschte ihn die strenge Gattin an, „ich sagte es Dir ja, er ist kein Mann für unsere Tochter." Das glückliche Lieschen konnte sich zwar die rasche Wandlung ihrer Mut ter nicht erklären, als ihr aber Felix bei der Verlobung heimlich eine Blitz lichtaufnahme wies, die ihren ehema ligen Verehrer zeigte, wie er einen ihr wohlbekannten Domino küßte, da be griff sie den Zusammenhing. „A," sagte sie ihrem glückstrahlen den Felix ins Ohr, „Herr Kleespitz ist also ganz gründlich .abgeblitzt'!" ««»» selten« »trche. In Stiviehall bei Coventry, Eng land, befindet sich eine Kirche, die von de Hülfe erbaut würd«. war «in Steinmetz John Green aus Coventry, der sich im Jahre 181 k) an diese eigen artige und schwierige Aufgabe machte und sie sieben Jahre später vollendete. Diese Kirche dürste das einzige derar tige Gebäude in der Welt sein, das von einem einzigen Manne erbaut wurde. »t« »,ft« ihre» Wille» dek«m. „Mama!" rief die kleine Elsie, als sie im Bette lag und unten im Eß was zu trinken." „Du sollst schlafen, Elsie!" antwor tete die Mutter, die Besuch hatte, är- - , z t ' k !" verstehen? Glaubhafter Eifer.^ besuchend): „Was ist das? Du liegst mit den Kleidern im Bette?" Stu- Tantt Claras Schätze. tante. Sie wohnte in einem Vorort Berlins weit draußen, wo, wie man zu sagen pflegt, die Füchse einander gute Nacht sagen, und wo die Woh nungen billig sind. Dort hatte sie zwei Stübchen zur Wohnung mit «iner kleinen Küche, in der sie selbst sich ihr nicht allzu reich liches Essen bereitete. Und wenn auch Tante Clara gern von ihrer „Be dienung" zu sprechen pflegte, so war's doch um diese auch nur so bescheiden bestellt: eine Frau kam des Morgens auf ein paar Stunden, um der alten Dame das „Gröbste" der Hausarbeit selbst zu bereiten. Und doch besaß Tante Clara Schätze, wahrhaftige Schätze, die man chem schon begehrenswerth erschienen waren. Darin besteht ja doch das eigentliche Wesen eines Schatzes, daß sein Besitz anderen werthvoll und erstreben-wür dig erscheint. Das schönste Schloß in einer Einöde, in der Niemand woh straße des Lebens; Gold und Edel steine sind werthvoller als viele Dinge, die weit seltener und schwerer zu haben sind als jene, nur weil die Leute sich gerne damit schmücken. Und so besaß auch Tante Clara trotz ihres einfachen Haushaltes, in dem sie das bescheidenste Leben-führte, ein paar Schätze, die sie sich aus besse ren Zeilen in dieses Vorstadt-Idyll gerettet hatte. Ja, auch Tante Clara hatte einst freundlichere Tage kennen gelernt. Die alte Dame war einst eine „gefeierte Schönheit," freilich gefeiert nur in dem engen Kreise der Gesellschaft einer Provinzialstadt, wo sie als Gat tin eines höheren Beamten ein Haus ausmachen durfte und umworben wurde von allen denen, die sich von ihres Gatten Gunst einige Vortheile versprachen. Die weißen Haare, die jetzt ihre spitzen Züge umrahmten, waren einst goldblond, und diese selbst waren da mals von einer Schönheit, deren letz ter blasser Schimmer sie nur manch mal noch aufleuchten ließen, wenn Tante Clara mit wohlgefälligem Be hagen von jenen besseren Zeiten er zählte, und wenn sie ihre Schätze vor führen konnte, die ja aus jener Glanz zeit ihres Lebens stammten. Ihr Gatte war jung gestorben, und wenn daß sie aus dem angekämmtcn Haar zwei dicke Zöpfe sich noch fischten las sen konnte. mehr tragen und benutzen könnend Als ihr Gatte gestorben war, als sie plötzlich Wichen aus de^m ! Haar, das ihr zwar noch immer in ! Fülle vom Scheitel hing, passen woll j ten. !und Fülle hatten und mit denen sie daher wohl in ihrer einfachen Weise verkehren konnte. Und diese Verwandten, Cousinen und Nichten, deren Kinder schon auch dann und wann einmal da drau ßen in ihrer kleinen Wohnung im Vorort. brachten anderer Wünsche zu erfüllen, sie hatte ja ihre Schätze, die Zeugen ihrer Glanzzeit. Sich von ihnen dauernd trennen, hätte sie um alles in der Welt nicht fertig gebracht, sie selbst zu benutzen, dazu fehlte ihr bei ihrer ein fachen Lebensführung jede Gelegen heit, sie anderen leihen, daß diese vornehmen Gesellschaften, zu denen die Granatkette bereits gekommen war, und von den Künstlerfesten, die sen Festen wußte Tante Clara so leb haft zu berichten, als ob sie selbst und nicht nur ihre Schätze dabei gewesen wären. Die Abenteurer unter ihren Schä tzen waren die goldblonden Zöpfe. Wenn Tante Clara von den Erleb nissen dieses Schatzes zu erzählen be gann, dann konnte sie kaum ein Ende Bühne betreten", diese Zöpfe. Eine Schauspielerin hatte sie sich einmal , ausgeliehen und hatte mit ihnen sogar Gastspielreisen gemacht, und scho nungslos erzählte die alte, weißhaa rige Tante Clara, daß die Schauspie lerin ihren großen Erfolg aus den Gastspielen nicht zum mindesten ihren, Tante Claras, goldblonden Zöpfen zu danken habe. Sogar verliebt habe sich ein Graf in dieses Haar und habe die Schauspielerin mit seinen Anträ gen verfolgt. Ja, und das war ihr Haar, Tante Claras Haar; auf ihrem Scheitel war es einst gewachsen,auch ihr hatten einst die Männer Schmeicheleien ge sagt und ihr des schöneik Haares hal ber gehuldigt, sogar ein Kronprinz von Preußen. Freilich, auch den anderen Schätzen der Tante Clara hatte es nicht an mancherlei Erfolgen gefehlt. Der Fächer ist einst sogar gemalt worden. Er wurde „verewigt auf ei nem wirklichen Gemälde", wie Tante Clara immer mit Wichtigkeit berich tete. Ein Maler, dessen Atelier in der Nähe ihrer Wohnung lag. hatte an einem großen Bild gemalt und dazu „hatte er den Fächer ganz noth wendig gebraucht," wie Tante Clara erzählte. „Er hätte ohne den Fächer nicht das Bild malen können, hat er immer gesagt", so fügte sie stolz jeder mal hinzu. zu erzählen. gar bald herausgefühlt, wie sich die alte Dame immer freute, wenn sie zu . ihr kamen, um sich einen ihrer Schätze auszuleihen. Wie gern erzählte sie dann die „Erlebnisse" dieses Schatzes und wie gern ließ sie sich selbst dann später, wenn der Gegenstand zurückge- Geschichte dieses Schatzes eine Berei cherung erfahren hatte. Und es waren gar liebe Verwandte Claras für ihre Schätze erkennend, sie immer wieder von Zeit zu Zeit, um die liebe Alte zu erfreuen, sich von ihr dies und jenes ausliehen, unter herrlichsten und glänzendsten Erleb nisse erzählten. hatten jeden Glanz verloren, der Pa riser Fächer war ganz grau geworden. in die kunstvolle Schnitzerei der ver gilbten Elfenbeinbrosche hatte sich Altersstaub gesetzt, und die Granat all das Leben an Freuden So war wohl Jahr um Jahr ver gangen. Da hatte doch einmal eine Groß nichte Tante Claras das Verlangen, nach der lieben Alten zu sehen. Viel leicht hatte auch irgendeine Besorgung sie in die Nähe von Tante Claras Wohnung geführt. Und als sie anllopfte an die Thür von Tante Claras Wohnung, da war es ihr ganz eigen zu Muthe; sie hörte auch nicht das gewohnte „Herein!" der Alten. Aber eine Nachbarin stürzte aus ihrer Wohnung und flü sterte: „Ruhig!" Und dann erzählte die Nachbarin, daß es schlecht stehe um Tante Claras Gesundheit. Dann beide leise die Thür auf. Da lag Tante Clara im Bett und lächelte der Besucherin freundlich entgegen. Auf einem blendend weißen Bette lag die Alte, und blitzsauber war das Nachtgewand, das sie angelegt hatte. So hatte sie sich niederlegt, um zu sterben. Und dazu hatte sie alle ihre Schätze sich angelegt. Die goldblon den Zöpfe hatte sie auf ihrem weißen Scheitel befestigt, und die Brosche steckte am Busen im Nachtgewand, die Granatlette war um den Hals gelegt, und mit dem Pariser Fächer spielten die knöchernen Finger der Sterben- Glückselig lächelte die Alte im Schmucke dieser Habseligleiten, und ein Lächeln umspielte noch ihren Mund, als ihm schon der letzte Lebensathem entflohen war. Vielleicht erzählte sie in den Gefilden der Seli gen die Geschichte ihrer Schätze. Man legte sie mit dem Schmuck in den Sarg; so ward sie zur letzten Ruhe bestattet. «i» «m»eta»»f««« «ietz. In vielen märlischen Städten führt der am Waffer oder in der Näh« einer sumpfigen Niederung gelegene Stadttheil den Namen Kietz, z. B. in Spandau, Potsdam, Freienwalde, Küstrin, Sonnenburg, Biefenthal, ja in dem wafferarmen Werneuchen. Auch einige märlisch« Dörfer (Berge bei Nauen, Birlenwerder bei Ora nienburg usw.) b«sitzen einen Kietz. Ferner kommen in Pommern (Wol lin) Kietz- vor. Der Name stammt aus dem Wendischen und wird von Kaiza. Ki»a (Fischerhlltte) abgleitet. w Ortschaften mit ge mischter Bevölkerung den wendischen Theil der Niederlassung, deren Be wohner sich vorzugsweise mit der Fi scheret beschäftigten, aber auch im Acker- und Gartenbau wohlerfahren waren. Trotzdem sahen die Deut schen häusig mit Verachtung auf die Reste der wendischen Bevölkerung herab, und noch heute gilt allerorts die Redewendung „er wohnt auf dem Kietz" als eine Schmähung. Dieser. Umstand hat im Jahre ISOS die Be wohner des Kietzes in Birlenwerder veranlaßt, die offizielle Umnennung des Kietzes zu beantragen. Seit Kurzem hat der dortige Amtsvorste her den historischen Namen in ..Wer der" umgetauft und die Straßen schilder dementsprechend ändern las sen. Da die Städte ihre Kietze bis her nicht verleugnet haben, lag auch kein genügender Grund vor, und es bleibt zu hoffen, daß der alte Name dem Gedächtniß deS Volles nicht »er»
Significant historical Pennsylvania newspapers