i Morgenrot. ich glaube bestimmt, das ist ein Knnstwerk, wie man es nicht leicht zum zweiten Male sehen wird." che», die ich im letzten Herbst gese hen: wenig erhöhte Hügel, Kreuz ster waren. Inschriften ten Regiment", „Pier Kameraden", «!)S Kameraden" Ruhe statten von Russen, die nur ein dün ner Ast bezeichnet; ein wahrer Fried hof im Park des Gutes Mühlen, wo Freund und Feind friedlich neben einander in blumengeschmücktcn Gräbern schlummert. lieber den jungen Leutnant schien eine trauervolle Erinnerung gekom men. „Ja," suhr er sort, „unser Kom pagnwführer war sehr beliebt: als und als wir an dem Denkmal vor beikamen, sagte er zu mir: „Wer weih, sür wen ich das nächste ma chen werde." lind am Abend Hans' Stimme wollte brechen »legten wir ihn selbst daneben." Wir schwiegen eine Weile. Ich cmpsand, wie die beiden jungen Leu- Lied gewahnt wurden. „Leuchtest mir zum frühen Tod?" Ein Dichter hatte das vor einem Jahrhundert gefühlt und ausge sprochen. So grüben sich über Tod .ch H g) g s g „Eltern. Geschwister nicht, er war der einzige Sohn. Ja, soviel Talent und Liebenswürdigkeit ist nun sür immer ausgelöscht. Was Mein Mitgefühl machte HanS vertraulich. Er zögerte ein wenig, türlich vom Reginient aus nachhause geschickt. Später, als mal der Un terstand geräumt wurde, sand sich dies Bildchen. Er hat es manchmal vor sich stehen gehabt und angeguckt, ehe er einschlief. Das Mädel muh ihm sehr lieb gewesen sein." geliebten Udo" stand aus der Rück seite in kindlicher Schrift. Darun ter die Adresse: Elsbeth Müller, Linienstraße. „Ich dachte schon da ich ein mal in Perlin bin: ich wollte sie wenn er noch hätte sprechen können." „Es wird ihr wohltun," bestätigte ich warm. Doch Hans kam nicht dazu. Ein eben znm Leutnant be- geil, die ihr Liebstes beweinten. Kurz war das Glück dauernd nur der Schmerz. Oder nichts? Ver weht der Nachhall von Udo Leit gebs seiner Persönlichkeit im Ge der Linienstraße. Elsbeth Müller Kummer verwüstet. Herb und ties zogen sich Falten um den kindlichen Mund. Nein, vergessen war der Künstler nicht, der die Spuren der hört, in Stein sestznhalten gesucht , hatte. Hilst es, wenn ich jammern und kla- ! gen wollte. Er hat mich gelehrt, das alles einen höheren Zweck hat in der Welt, unser Leiden und Stre ben und Sehnen. Man lebt niit solchem Menschen nicht umsonst ii» Freundschast. Ich mag früher sehr dumm gewesen sein, aber er hielt So sprach lhren Jammer sah die Nacht. „Er hat Ihnen von seinen» Be sten geschenkt," sprach ich. „Das hat er. Von denen, die .bei armen Mädchen bloß ein billi ges Vergnügen suchen, n«r er nicht. Wen er lieb hatte, der war ihm auch ciu Mensch wie er selbst, lind wenn seine Eltern nicht so sehr dagegen gewesen wären, hätte er mich auch srüher geheiratet." „Früher Sie sind —?" „Kriegsgetraut." Und nun stürz ten doch die Tränen slromweise aus ihren Augen. Denn dies Wort sprach es ganz aus, was sie verlo ren hatte. Und die Eltern saßen nun ein sam und beraubt und hätten viel leicht ein Pfand haben können von ihrem Einzigen, wenn sie Verstehen bewiese» „Eins weih ich bloß nicht," hob Elsbeth Müller an, und ihre Augen blickten schüchtern sorschend „Mutter sagt, ich müßte mich jetzt bei Udos Eltern melde» sie woh neu in Dresden. Ich hätt's sonst nie getan, aber " sie stockte. „Weil sie srüher nichts von Jh. nc» wissen wollten?" „Eben. Und wenn nun Udo nicht mehr ist, was Helsen mir die an dern? ES ist nur —" Ich verstand: öffnete die Arme. Da sank sie mir an die Brust, und in ihr glück- und trotzdurchbebtes Weinen hinein sprach ich mahnende Worte, daß Udos Sein angeknüpft habe bei den Einsamen in Dresden, und daß es ihre Pflicht sei, den ge rissenen Faden aufzunehmen und feinem Vermächtnis den Segen des Hauses nicht zu entziehen, das ihn als so seinen und gute» Menschen in die Welt entlassen hatte. Sie nickte, sie versprach. „Er hat es ja immer gesagt. Wir leben nicht für uns allein. Wir sind Tropfen im Strom. Was heute vergeht, kommt einmal wieder in anderer Gestalt." Es war. als ob ein fernes Licht mich grüßte. Udo Leitgelb hatte seinen letzten Atemzug verhaiicht und schon keimte ein neues Wesen, das Geist sein würde von seinem Geist. Was auch der mörderischste aller Kriege an Werten vernichtet, wieviel mühsam Errichtetes er ein reißt, unter den Trümmern blik ke» goldene Schätze auf, die verbor gen harrten, daß sie ausgemünzt wurden, und deren Tag jetzt heran naht. Morgenrot! Morgenrot! Be flügelt schritt ich heim. Nimmt nichts geschenkt! Der bekannte Doktor Heim in Ber lin wurde eines Tages zu einem We ber in der Wilhelmsstraße gerufen, woselbst er die Frau schwer krant und in der bittersten Armut fand. Er verschreibt die Medizin und gibt dem Mann Geld zur Anfertigung. Dies wiederholt er, so oft er kommt. Der Zustand der Frau bessert sich, sie be darf jedoch der Stärkung, Heim schenkt deshalb dem Manne dann und wann eine Flasche Wein aus sei nem Keller. So vergehen sechs Wo chen, »nd die Frau wird endlich ge sund. Da klopst es, eben als der Geheimrat ausfahren will, eines Morgens an seiner Tür; der Ehe mann der Genesenen tritt herein und fragte ihn. was er schuldig sei. Heim antwortete ihm, er solle es nur gut sein lassen. „Ne!" meinte der Weber, „da ken nen Sie mir noch nicht, Herr Je heimrat! Jeschenkt wird nichts je sonst?""' ' """ „Laß Er nur sein!" rust lachend Doktor Heim und will gehen. »Ne, ne!" antwortet der biedere Handwerker und hielt ihn fest, „ick muß det erst abmachen!" „Nun, geb' Er mir einen Taler!" sagt zum Scherze der Arzt. ..Einen Thaler?" ruft erstaunt der Biedermann aus, während er in die Westentasche greift. .Ick dächte, zehn Jroschen wär' wohl ooch jenuch!" Damit legt er das herabtaxierte Honorar auf den Tisch und geht mit dem Bewußtsein von bannen, den Arzt über Gebühr für feine Leistung honoriert zu haben. Einezärtliche Gattin. Beamtensrau (zum Vorgesetzten ihres Mannes): „Ter Herr Rat ha ben meinen! Mann nahegelegt, sich pensionieren zu lassen..." „Ist auch's richtigste. Frau Hu ben bei seinem hohen Atter und seiner körperlichen Gebrechlichkeit uns nur im Wege herum!" recht, Herr Rat!" O diese Kinder! „Aber, Ella, was fällt Dir den» ein. alle die Reste aus dem Likörgläschen zu trinken? Wenn das Deine Mama sieht?" „Ach, liebe Tante, Mama hätte die Reste doch alle wieder in die Li körflasche zurückgeschüttct!" Ein Genießer. „Mei' Häuserlist hin! Vasussa! Aber guat ! hat's g'schmeckt!" Die Nlekanten des Krhkchs. ten die Einwohner des Dorfes auch ihre Pflicht. Sie nährten die gefrä ßige», riejeiihajten Tiere gut und hegten und pflegten sie nach besten Hamada» ailsingen, zu murre» und zu klagen. Und sie schimpften auf die Elefanten und suchte» »ach einem und lästigen Tiere entledigen könn ten. ohne das Mißfallen des Herr schers zu erregen. Nach vielem Hin und Her be schlossen sie endlich, eine Abordnung in die Hauptstadt des Reiches zu stndcn und dort den Emir anzusle- Heu, daß er die Gnade und Gerech tigkeit hätte, seine Tiere sür zwei weitere Jahre au einen anderen Ort zu senden. Zu diesein Zwecke suchten die Ha madaner ihren Scheich, den Dorf älteste», ans und unter'reiteten ihm ihren Entschluß, indem sie ihn baten, die geplante Abordnung zu sichren und ihre Wünsche dem Herrscher vorzutragen. Vergebens hält ihnen der Scheich das Gefährliche ihres Unternehmens vor, vergebens warnt er sie vor dem Zorn des Schahs die Bauern wollen nicht auf ihren Aeltesten hö re». So tief sind sie von der Be rechtigung ihrer Wünsche und von der Gerechtigkeit des Schahs über zengt. Und sie bestürmten den Scheich so lange mit Bitten, bis dieser endlich die Führung der Abordnung zu übernehmen versprach. Ani folgenden Morgen, kurz nach Sonnenanfgang, machten sich also einige dreißig Bauern mit dem Scheich an der Spitze im Gänse marsch nach der Hauptstadt Taschkent ouf. Der Scheich, der feine besten Klei der angezogen, seinen größten Tur ban uingeblindcn hatte, war voll der Wichtigkeit seiner Ausgabe durch druiigen und überlegte, mit welchen Worten er den Emir am besten an reden könne. So gelangte der Zug Us vor die Hauptstadt. In seine Gedanken versunken, den Kopf tief geneigt, ging der Scheich seines Weges, ohne darauf zu achten, was um ihn her vorging, und ohne sich um die Abordnung zu kümmern, deren Wortsührer er am Hose des Königs sein wote. Am Stadttheater begegneten un fere Bauern einer großen Menge von Menschen, die schweigend um einen Galgen herumspczierten, an deiii ein bärtiger Mann baumelte. Bei den Vorübergehenden erkun digten sie sich, welches Verbrechen der Gehängte begangen hätte, und man slüsterte ihnen ins Ohr: „Er hatte gewagt, eine Handlung des Schahs zu tadeln!" Als die biederen Hamadaner das hörten, überlief sie eine Gänsehaut und ei» Teil vo» ihnen blieb hinter dem Zuge zurück, um sich aus aller lei Umwegen wieder in das Dorf zurückzufchleichen. Die andere» zogen weiter in die Stadt hinein. Da sahen sie, wie die Beamten des Staatsschatzes gerade ein Lager herrlicher Schals mit Be schlag belegten und den Eigentümer gefesselt absllhrten. Sie fragten einen Eselstreiber, der, die Hände in den weiten Hosen- Ursache und erfuhren, daß der Schal- Händler sich den Zorn des Fürsten zugezogen, weil er ihm ohne Erlaub iiis eine Antwort gegeben hatte. Als das die Dörfler vernahmen, schlichen sich wieder einige von ihnen davon und verschwanden in dem Menschengeschwirr der Hauptstraße. Auf dem Marktplatz angelangt, mußten die übrige» es niitansehen, wie gerade ein hoher Würdenträger enthauptet wurde, der am selben Morgen uuvorsichtigerweisfe einem Befehle des Schahs widersprochen hatte. Da machte sich ein dritter Teil der Scheich aber sah von alledem nichts, sondern schritt würdig und tief in Gedanken dem Tore des Palastes zu. Während er sich nun hier dem Türhüter zuwandte und diesem sein Begehren vortrug, betrachtete der letzte Rest des Zuges einen Leichnam, gelt hatte und der an der Brust ei »en Zettel trug mit der Inschrift: „Das ist die Strafe aller derer, die den Befehlen des Königs nicht Gehorsam leisten!" > Da verschwanden auch die wenigen Hamadaner, die von der stolzen Ab ordnung noch übrig geblieben waren, in einem stillen Nebengäßchen. Mittlerweile brachte ein Sklave dem Scheich die Nachricht, daß der Schah ihn erwarte. Man führte ihn in den Palast, und vor dem Throne des Herrschers wirst sich der Scheich zu Boden und berührt dreimal mit der Stirn ehrfurchtsvoll die Erde. Dan» erhebt er sich und sagt: „Die Abordnung, die ich die Ehre habe zu geleiten —" Bei diesen Wor ten drehte er sich »im, um seine Be gleiter vorzustellen. Aber wie groß war sein Erstaune», als er sich ganz allein der erhabenen Majestät des Herrschers gegenüber sehen mußte. Dennoch verlor der Scheich keinen Augenblick seine Fassung und suhr ruhig in seiner Rede sort: „Enre Majestät haben nämlich die Gnade gehabt, unserem Dorfe Ha madan die Pflege zweier herrlicher Elefanten anzuvertrauen. Da diese Elesantcn nun dank der ausgezeich neten Lust unserer Gärten und der »nermüdlichen Sorgsalt ihrer Wäch ter sich einer beispieosen Gesundheit erfreuen, und da dies ferner eine hohe Ehre und Auszeichnung für das ganze Dorf ist, so wagen es die Einwohner von Hamadan, Euer Ma jestät durch meinen bescheidenen Mund die untertänige Bitte vorzu tragen, ihnen nicht mir die beiden Elesanten zu belassen, sondern ihnen außerdem noch die Pflege und Er haltung von zwei weiteren anzuver trauen." Der Schah war von der Rede des Scheichs nicht wenig befriedigt. Er entließ ch» reich beschenkt und bewies nächsten Tage zwei neue Elefanten sandte, von deren Gefräßigkeit und Wildheit man noch heute in Haina dan erzählt. Unfreiwilliger Gewinn. Den preußischen Offizieren war es bekanntlich, auch als die Spielhöllen »och in den deutschen Bädern gedul cet waren, verboten, ihr Glück da selbst zu versuchen. Ein junger Leutnant hatte trotzdem und obgleich König Friedrich Wilhelm IV. sich gerade zur Kur in Baden-Baden aushielt, die Verwegenheit, allerdings in Zivilkleidung, eine Summe von zehn Friedrichsdor am Roulette zu setzen. Die Farbe kam auch zwei mal heraus, und der Leutnant wollte eben vergnügt die vierzig Goldstücke einstreichen, als sein Blick bei einer zufälligen Wendung des Kopfes plötzlich auf den König siel, der sich seiner sonstigen Gewohnheit entgegen eingefunden hatte, um dem Spiele zuzusehen. Natürlich durste es der Offizier unter diesen Umständen nicht wagen, das Geld an sich zu nehmen. Steif und unbeweglich blieb er da stehen, in großer Angst, daß die Ku gel beim nächsten Male eine andere Farbe bezeichnen und so seinen Ge winn illusorisch machen könne Aber dieselbe Farbe kam zum dritten, vier ten und fünften Male, der Leutnant hatte also 32V Friedrichdor gewon nen. Da machte Friedrich Wilhelm, der es wohl bemerkt hatte, wie der junge Mann vorhin pointierte, dessen peinlicher Lage mit den Worten ein Ende: „Sie, ziehen Sie Ihr Geld ein und machen Sie sich schnell da von, ehe ich Sie bemerkt hab«: das Glück möchte Ihnen doch auf die Dauer nicht so gewogen bleiben!" Gute Antwort. Don Ruh Gomez de Silva, der spanische Gesandte am Hofe Hein diesem selbst im Garten von Fon iainebleau umhergeführt. Der Kö nig zeigte ihm vorzüglichen Kohl,- der Gesandt? zuckte die Achseln. „Im Escurial", sagte er, „ziehen wir Kohlpflanzen, in deren Schatten eine Kompagnie Reiter ausruhen kann." «Ja, ja." versetzte Heinrich, „die' Natur bringt Wunderbares hervor. Mit solchen Kohlstauden können wir nicht aufwarten,- aber ich habe den Befehl gegeben, einen Topf herzustel len, der so hoch wie der Notre-Dame von Paris ist." Der Gesandte fragte betroffen: „Und wozu?" „Um Euren Kohl darin kochen zu lassen," lautete die Antwort Hein »ichs SV. Teure Blume«. Kurz bevor sich der Graf Wald horst m Bayern wegen kolossaler Schulden gegen zwei Millionen Gulden genötigt sah, das Weite zu suchen, beehrte ihn König Ludwig I. mit seinem Besuche. Der Gras unterließ nicht, während er den hohen Herrn in seinen feenhaft eingerich. leten Treibhäusern umherführte, den selben um ein kleines Darlehen von 5000 Gulden anzugehen, welches der König wohl oder übel bewilligen mußte. Als sich der Monarch ent -sernte, dankte ihm der Graf warm für die Ehre seines Besuches. „Nicht doch." entgegnete der König, „ich bin im Gegenteil Ihnen verpflichtet, denn sie zeigten mir soeben die teuersten und kostbarsten Blumen, die ich je mals gesehen habe." Die hellgrünen Oberhemden. Es stand bei Frau Fredrichs fest: hr Mann mußte ein Dutzend hell grün-karierte Oderhemden haben. Herr Fredrichs hatte eine» Bclanttte» na mens Osterbein, der früher Proku rist in einer Wäfchefabrik en gros gewesen war. Gebrüder F. <k M. Franz hießen die Leute. Durch Herrn Osierlicins Vermittlung be kamen Fredrichs in der großen Wä schefabrik alles zu Engrospreisen. Ein ganz gutes Hemd, das anders wo seine zwöls Mark kostete, bekam iiia» da sicher schon für acht Mark. Paul hatte nächsten Sonntag Ge burtstag. Wenn er also jetzt mit dem nötigen blauen Lappen herausrückte, konnte sie ihm, das heißt: er sich. burtStag schenken... Vierundzwanzig Stunden nach dem Frau Fredrichs diese Erwägung vorgenommen hatte, stand sie im Kontor der Firma Gebrüder F. öc M. Franz. Einer der Ehess begrüßte sie und sragte sie diensteisrig nach ihren Wünschen: sobald :r aber ge hört hatte, daß es sich um einen „Privat-Einkaus" handelte, ries er einen Lehrling herbei. „Dieser junge Mann wird Sie bedienen, meine Dame..." Und als Frau Fred richs den kleinen Lehrling etwas mißtrauisch von der Seite ansah, fügte er hinzu: „Ein sehr tüchtiger junger Mann: er wird Sie gewiß zu Ihrer Zufriedenheit bedienen."— Der Lehrling war natürlich der jüngste und dümmste im Hause. Frau Fredrichs blied allein mit dem dummen Lehrling, einer Mu stcrkarje, einer Preisliste und einem Lieferüngsbuch. Aus der Preisliste ersah sie, daß der von dekn Gatten widerstrebend bewilligte blaue Lap pen für ein Dutzend gerade reiche» würde. Auf der Muslerkarle erblickte sie zu ihrer größten Befriedigung die himinlifchsten zartgrünen Karos. Aber das LieierungSbuch machte alle frohen Hoffnungen wieder zu schände», denn aus dessen Blättern destillierte ihr der kleine Lehrling die ilnwiderstehliche Tatsache, daß der srüheste Lieferungsteemi» „heute in zwei Monaten" sei. Selbst die großen Kunden müßten so lange warten. Frau Fredrichs hatte ge meint, daß so ein paar Hemden doch überhaupt fix und sertig auf Lager liegen müßten. „Lagerware, Jetzt in der Hochsaison!?!?" sagte der kleine Lehrling. Dafür hatte er bloß ein mitleidiges Achselzucken. Da der Geburtstag ihres Gatten sich unniöglich um zwei Monate hin ausschieben ließ, entschloß sich Frau Friedrichs, den Einkauf anstatt in der Fabrik lieber in einem Waren- Haus vorzunehmen. Sie verabschied dcte sich kurz von dem kleinen Lehr> liesj und dann zufrieden an seine, Frühstücksslulle weiterkante, die ei wegen dieses Bagatelleinkauss Haiti im Stiche lassen müssen Frau Fredrichs war wütend au diese» Herrn Osterbein, der ihr im nier davon vorgeschwärmt hatte, ivil billig man einkause, wenn man vor Cugrosgeschäften beziehe! Wenn sü diesen Herrn Osterbein nächstens wieder treffen würde, na, dem wollte sie aber einmal tüchtig ihre Mei> nnng sagen. Ucbrigeiis jawohl da drüben war ja auch die Schirm-Engros-Fabrik, die ihr die> ser Herr Osterbein cinpfohlen hatte. Selbstverständlich wird da die gleicht Lottenvirtschast sein. Da sie doch ge. Rade mitten dri» ist in Berlin C und im Aerger über „Engro-Z".Einkäufe, n>ie wäre es, wenn sie sich diese Schirmfabrik gleich auch einmal vo» innen ansehen würde? Tann kann der gute Herr Osterbein nächstens für seine Schirm-Engros-Empseh lung auch gleich seinen wohlverdien ten Sens mit abbekommen... Aber die Schirmfabrik bereitete Frau Fredrichs eine angenehme Enttäuschung: alle Lager wohlassor tiert, alles schick und verlockend preiswert: allerdings schienen die Leute nur aus Dameuschirme ein gerichtet zu sein; da war aber auch alles so reizend! Als Frau Fred richs die Treppe hinabstieg, hatte sie sür sich und ihre beiden Töchterchen entzückende Schirme gekauft. Aller dings würde da! Geld jetzt nicht mehr sür ein Dutzend Hemden rei chen. Aber wenn man etwas billi gere nähme und nur acht Stück? Na ja, aber das wäre auch das min deste; das mußte sein, und zwar so fort; denn die durchgeschabten Stel len unter den Idioten-Kragen, die »lachten jede» Aufschub unmöglich. Also gleich in das nächste Waren haus I „Bitte, ich suche heute Oberhem „Sehr wohl, gnädige Frau..." »Ach nein, nicht blai., rot auch nicht. Grün!" »Grüüüün?? Aber gnädi ge Frau,' wer wird denn grüüüne Oberhemden tragen?!" (Die grünen sind nämlich infolge der lebhaften Nachfrage ansverkanst). .Alle unsere Bekannte» tragen grüne Oberhemden.- . «Ja, wenn ich aber doch nun wel che haben möchte?" „Wir führen keine grünen Ober hemden, gnädige Frau. Grün läßt sich absolut nicht waschen Wir sich ren nur reelle Ware." Der Rayonchef, der zufällig vor übergeht, nähert sich dem Verkäufer und slüstert ihm etwas ins Ohr. Darauf sagt dieser in vcllig verän dertem Tonsall zu seiner Kundin: «Das heißt gnädige Fran Hemden haben wollen . . . eine» Augenblick, bitte." Er tanchl iinler und verschwindet hinter dem Laden tisch: Frau Fredrichs hört ihn nicht mehr, sie hört »nr »och Schub käste» aus- und zuknarre:-. «Ja, wenn grün aber doch so im modern ist . . versucht sie einzu wenden. „Ach, so sehr unmodern ist gri'm schließlich nicht," schallt es aus dem Orkus herauf. „Ja, und wenn sich grün nun doch so schlecht wäscht?" «Ach, wissen Sie, gnädige Frau, dos Grün, das wir führen, das wäscht sich ausgezeichnet!" Und damit erschienen vier oder fünf Oberhemden, die in ihre»! bes sere» Tagen vielleicht wirklich ein mal grün waren, ober im Schaufen ster von unbarmherzigen Sonnen strahlen jämmerlich ausgebleicht wurde» »nd jetzt in der Farbe etwa ein Gemisch von Spülwasser und Bratheringssauce kopieren. Frau Fredrichs verzichtet. Ein Gedanke: „Wie lange würde denn Maßan sertignng dauern?" „Drei Tage." Frau Fredrichs atmet guf. „Nur zuerst.müßte i wir wie kvmmen, und die kriegen wir viel leicht Ende nächsten Monats." Frau Fredrichs klappt wieder zu sammcn. Lasset alle Hoffnung fah ren, ihr, die ihr hellgrün karierte Hemden suchet! Oder vielleicht in einem andern Geschäst? Jdensalls will Frau. Fredrichs von dem Ve» taufen. Sie wählt also »asch sür sich eine» hübsche» Blusenshlips und sür den Jungen einm blauen, waschech- Gcschäst. und ein Zweipsennigstuck: das war der Rest des blauen Lappens, für den ihm die grünen Hemden zum Geburtstag geschenkt werden soll ten.... Mann/ das war das einzige, was Frau Fredrichs herausbrachte: dann zerfloß sie in einen Tränen- Matrosenanzug ergoß, bis der grüne Balkontisch marineblaue Flecken be kam. Als sich Frau Fredrichs wieder so weit erholt hatte, um ihrem Mann das wichtigste berichten zu können nämlich: daß sie heule kein Mittag gegessen habe da meinte er in seiner Herzlosigkeit: „Na, und die durchgeschabten Stellen an den weißen Hemden?" „O —" entgegnete sie, indem sie ihre Tränen trocknete, „das habe ich mir ganz fein überlegt: Wenn du von jetzt ab deine Krawatten anstatt lang einfach breit bindest, dann sieht von den durchgeschabten Stellen kein Mensch etwas I" «Und wo bleibt mein Geburts tagsgeschenk?" wagte er noch einzu wenden. wollten schon wieder kommen, „deine schönste Freude sollte doch sein, wenn deine Frau und deine Kinder sich srcueu. Verstehst du, öu Sie besann sich auf einen passen den Ausdruck, so etwa „Barbar" oder „Tyrann". Aber er schnitt ihr das Wort ab. „Ich verstehe," sagte er. „Und die Oberhemden bestelle ich mir mor gen selber. Bei Gebrüder F. <k M. Franz. „Aber Paul! da wird es ja Win ter, bis du sie kriegst." „Schadet nichts," sagte er. „Paßt «akz nett; ich schenke sie dir und den Kindern zu .Weihnachten."
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