Aus der Sinai-Halbinsel Tie militärische Lage auf einem entfernten Kriegsschauplatz. Der Kriegsberichterstatter Major 5u BoiS schreibt in der .Neue» Zü richer Zeitung": Die Ereignisse aus dem entlegenen Kriegsschauplatz auf der Sinai- Halbinsel sind im allgemeinen wenig bekannt, denn Engländer wie Tür ken vermeiden, näher« Angaben zu machen. Da ich beinahe den ganzen November in diesen Gegenden oer brachte, dürste es die Leser interessie ren, darüber einige Ausschilisse zu erhalten. Die Wüste von Sinai ist keine gleichförmige Gegend; sie besieht bald aus ungeheuren Sanddünen, die der geringste Wind in Bewegung setzt und die dann alles zudecken, bald aus niedrigem felsigem Gebirge und schließlich aus sanstgewölbtem Hü gelland mit sandigem Lehmboden, Die Vegetans» ist spärlich und be steht in zwerghaftem Gebüsch und wenigen BLumchen. In geschürten Lagen und in der Nähe des Meeres bedeckt im Frühjahr ein magerer Pflanzenwuchs den Boden. Die größte Schwierigkeit für militärische Operationen bietet der Wasserman -gel, denn es gibt nur wenige Zieh brunnen, deren Wasser überdies sast immer etwas salzig ist und oft so- Wllste an das Netz der syrischen Ei senbahoen anschließt. Dieser Schie- nenstrang ist in der Richtung des Kanals durch eine gute Straße ver längert; ferner wurden auch an al len wichtigen Haltestellen Brunnen gegraben. Im Februar 1918 versuchten die Türken mit zwei Divisionen einen Handstreich, um sich in den Besitz des Kanals zu setzen. Rasch den Mittelpuntt der Wüste durchschrei tend, gelangten sie bis an den Kanal, den einige Einheiten sogar durch queren tonnten; doch war es ihnen unmöglich, sich dort zu halten. Da man in der Wüste nicht marschieren kann, ohne gesehen zu weroen, be merkten die Engländer die Bewe gung und sammelten an dem be drohten Punkt starke Reserven. Da der Wassermangel ein Verbleiben am Im August 1016 versuchten die hauptsächlich reichlicher und mit ge sünderem Wasser versehen ist, als das Innere der Wüste. Diese Ex pedition ereichte den Kanal bei Katie, konnte als Herr des Meeres mit sei nen Schifssgeschiitzen den ganzen Etappenweg der Türken bestreichen, gehen bis El Arisch, 160 Kilometer aus dem Rückzug befindlichen Trup pen nicht mehr dem Meer entlang. sondern nach dem Innern der Si nai-Halbinsel und besonders in der Richtung von Hasir, dem Endpunkt ihrer Eisenbahn, dirigiert hatten, bis wohin die Engländer nicht gelangen konnten. Wenn der englische Vor marsch dem Meer entlang leicht ge wesen war, so änderte sich dies im Innern der Wüste, w» die fehlenden Wege, der Wassermang«! und der bewegliche Sand ihnen' große Schwie rigkeiten bereiteten. Für die Türken war die Lage im Gegenteil jetzt an oers, denn je mehr sie sich ihrer Ei senbahn näherten, desto leichter ge staltete sich ihr Nachschub. Die Engländer konnten also nur geringe Truppenmengen nach dem Innern der Wüste senden, und ihr Vordrin gen scheint zum Stillstand gekom men zu sein. Die augenblickliche Lage läßt sich folgendermaßen zu sammenfassen: Die Engländer hal ten den Küstenstrich bis nahe an di« ehemalige türkisch-ägyptische Grenze, Ivo die Türken ihnen «inen ernsten Widerstand entgegensetzen. Im In nern der Sinai-Halbinsel halten diese dank ihrer Bahn noch einen Teil des alten ägyptischen Territo riums besetzt und bedrohen zugleich die rechte Flank der Engländer, die ihren Vormarsch längs der Küste nicht fortsetzen können, bis sie die Türken von ihren Stellungen im Innern zurückgedrängt und ihre Bahn unterbrochen haben. Der Vormarsch der Engländer wird um so schwieriger, je mehr sie sich vom Meere entsernen. Sie müssen für diese Unternehmung viel Truppen und Material abgegeben haben. Die Einnahme Bagdads steht in Wechselwirkung zum englischen Vor marsch auf der Sinai-Halbinsel; sie bildet, besonders in moralischer Hin sicht, ein Ereignis von großer Be deutung. Bagdad ist ein sehr wich tiges Handelszentrum und strate gisch der Schlüssel zu einem T«i! der Verbindungen mit Persien. Es war den Engländern ein Leichles, unter Benützung des vom Meer bis Bagdad für große Dampser schiff baren Tigris zahlreiche Truppen und Material bis nach Bagdad zu brin gen; dagegen mußten die Türken ungefähr LOO Kilometer zurücklegen, um an diese Front zu gelangen, wo bei ihnen keine Eisenbahn und zu dieser Jahreszeit völlig ungangbare Wege zur Beifügung standen, die man gesehen haben muß, um die Unmöglichkeit zu erkennen, Verstär kungen heranzubringen. Di« Eng länder hatten also den Augenblick ihres Angrisses gut gewählt. Strom aufwärts von Bagdad ist der Tigris nicht mehr schiffbar, die Engländer werden also ihr Bordring-n schwer lich viel weiter sortsetzen können, da dies auf immer größere Schwierig keiten stoßen wird, während die Ver teidigung für die Türken immer leichter wird; es ergeben sich also ungefähr die gleichen Bedingungen, wie auf der Sinai-Halbinsel. Die Einnahme Bagdads bedeutet einen Vorstoß von 150 Km. in einem Lan de von geringem militärischen Wert. Von Bagdad bis Konstantinopel sind noch 2200 Km. und 900 bis Aleppo, vem ersten strategischen Punkt, der sür die Türken durch eine Eisenbahn mit ihrer Basis von Konstantinopel vom Tigris keinen Nutzen mehr zie hen können, und bei einem Vor marsch in oieser Richtung denselben Schwierigkeiten begegnen werden, wie die Türken bei der Verteidigunz Bagdads. Im Zweifel. Jüngling (aus einer Alpenreise): „Jetzt weiß ich nicht, soll ich mir sür das Markl nn Gansbartel oder Gansbratel kaufen?" Das genügt. „Tie An klage behauptet, daß Sie auf Strecke Trebisch —Landsberg mit ei ner geradezu wahnsinnigen Ge schwindigkeit gefahren sind." Autler: „Die völlige Haltlosigkeit dieser Behauptung geht wohl am be sten daraus hervor, daß ich gerade auf dieser Strecke im Ehausseegra den ein vierblättriges Kleeblatt be merkt und im Voriibersahren pflück te, indem ich mich vom Chausseursitz hinausneigte. Ich lege es hiermit als Bemeismaterial auf den Tisch des Hauses nieder." Termiten als DMünstler. Von W. Müller-Birkenwerder. DeS Wunders im Termit«nstaat« ist kfin Ende, darin sind sich alle Forscher und Beobachter dieser inter essanten, hochentwickelten Tierchen ei nig. Auf welches Gebiet im Leben der Termiten man auch greift, überall gibt es etwas, das unser Staunen hervorruft, überall stößt der Neuling aus Dinge, die er nie und nimmer bei so unscheinbaren Lebewesen gesucht hätte, ja im einzelnen wird sogar mancher Vorgang mit einem .unmög lich" abgetan, bis man sich überzeu gen läßt, daß hier in der Tat eine i>en Menschen fast beschämende, klein stimmende Fülle von Einsicht, Klug heit und Zweckmäßigkeit in der Wahl der Mittel in einem Körper wohnt, der durchaus nicht mit dem des Men schen wetteifern kann. Denn die weit aus meisten Termitenarten sind (im Gegensatz zu den Ameisen, ihren na hen Verwandten und zugleich bitteren Feinden) blind. Während nun jeder Kinderfuß die Wohnung der Ameisen zertreten kann, ist das staatliche Heim der Termiten derartig „fest gemaueri in der Erde", daß ihm ohne gutes Werk zeug überhaupt nicht beizukommen ist. Die Türme der Termiten erregen bil ligerweise unsere Bewunderung, denn was wir nur unter Verwendung von Zement und besten Steinmaterials zuwege bringen, das leisten diese Tiere mit Hilfe ihres mit Erde ver mischten Speichels. Sie müssen also, um derartige Mengen von Speichel beim Bauwerk erzeugen zu können, viel Flüssigkeit aufnehmen, und daraus erhellt die Tatsache, daß die Termitentürme nur nach Regenfällen gleichsam wie aus dem Boden wachsen, während die Bauwerke in trockenen Perioden mo natelang still liegen. Es ist ganz unzweifelhaft, daß beim Bauwert der Termiten nicht von einem zufälligen und wahllosen Aneinanderreihen zu sprechen ist, son dern von der Beobachtug eines be wußten Bausystems, bei welchem nach bestimmten Plänen vorgegangen, die Arbeit und ihre Ausdehnung genau eingeteilt wird. Noch ist es nicht gelungen, den Baumeister, den „genia len Kops" unter den Termiten zu fassen, es bleibt nur der Schluß übrig, daß eine ganz ausgezeichnet arbeitende Verständigungsniöglichkeit zwischen den Tieren besteht. Denn was sagt man dazu, daß diese, wenn es z. B. heißt, eine Kö nigskammer zu bauen, genau nach unserer menschlichen Art, bei der Zeit Geld ist, die Arbeit in „einzelnen Lagen" ausführen und an, sagen wir, sieben Stellen zu gleicher Zeit zu bauen beginnen? Welche großartige Fähigkeit des Tastsinns (in Abwesen heit des Auges) setzt es voraus, daß zunächst die ovale Form gefunden und bestimmt werden muß, die den Grundriß für die Errichtung der Wände abgeben soll. Auf dieser Li nie werden dann die erwähnten sieben Punkte bezeichnet, auf denen mit der Errichtung von Pfeilern begonnen wird. Diese Pfeiler werden dann mit fortschreitender Arbeit nach links und rechts hin verbreitert, bis sie sich so mit den Nachbarpseilern schließlich zu einer Mauer auswachsen. Ehe ein Termiten-Bauwerk sich au ßer Tage erhebt, haben die Tiere schon zwei bis drei Jahre an der Anlage und Ausgestaltung des Fun daments gearbeitet. Der Grundstein wird in die Erde gelegt, wo die Tiere auch zuerst Hausen. Mit dem Anwachsen der Kolonie stellt sich dann aber das Bedürfnis heraus, tagwärtS zu bauen, Stockwerk auf Stockwerk zu setzen, und so entstehen dann die wahren Wolkenkratzer der Termiten, die eine Höhe von bis zu 7 Meter erreichen. In diesen Staatsheimstätten ist selbstverständlich für alles gesorgt, was mit den Lebensbedingungen der Termiten zusammenhängt. In er ster Linie gute Durchlüftung und möglichst angemessene Temperatur. Wenn man bedenkt, daß die Termi ten vorzugsweise in tropischen Län dern existieren, in denen große Tem peraturschwankunzen an der Tages ordnung sind und zuweilen bitterkalt« Nächte auf glühend heiße Tage un mittelbar folgen, so wird man den ! Tieren den Respekt dafür nicht ver sagen, daß sie " ' «ig gebracht ha- daß es auch n den kühlsten Nächten noch warm zum Schornstein dei Ter niitenbaues „herausschlägt", während ausgezeichneten Ventilationsschächte ein« erträgliche Temperatur in ihnen vorherrscht, die immer unter der Au ßentemperatur bleibt. Gleich Fahrstuhlschächten durchzie hen die Termitenpaläste breite, senk rechte Gänge, in denen es von auf- und abwärts strebenden Soldaten und Ben Gängen zweigen sich schier zahl lose kleinere ab, die zu den Pilzgärten, Wohnkammern und Kinderstuben führen. Ueberall herrscht Ordnung geglättet, und nirgends wird etwas Polizeiwidriges geduldet, d. y. soweit dieMacht der Tierchen dazu ausreicht, was allerdings nicht immer der Fall ist. Mit großer Emsigkeit schleppen die Arbeiter Erde heran und drücken sie mittelst Speichel an den Baustellen sest. So wird zunächst ein Gerüst ausgeführt. Läßt es ein Arbeiter an Fleiß fehlen, so wird er von den stämmigen Soldaten angetrieben und „zurechtgestukt", daß ihm zuweilen Hören und Sehen vergeht. Anderer seits wachen die Soldaten auch über die Sicherheit der Arbeiter gegenüber äußeren Feinden. Sie sind in be stimmten Posten aufgestellt und über all, wo es am Termitennest etwas zu bauen und zu reparieren gibt, da fin den sich zuerst die Soldaten ein, „pflanzen ihre Bajonette auf" und bilden so mit nach außen gerichteten Köpfen eine Schutzwand um die nun folgenden Arbeiter. Hier ergänzen sich Militär- und Ardeiterstaat. Mit ein« große und starte Arbeitersorte, die sich selbst schützt und namentlich die schweren Außenarbeiten ohne jede militärische Begleitung vollzieht Man kann beim Termitenbau wie beim menschlichen von den drei Etap pen: Gerüstbau, Rohbau und Putz sprechen. Zuerst heißt es, schnell vor wärts, den Bau unter Dach und Fach bringen. Dann wird zur Ausfüllung der zwischen dem Gerüst klaffenden Spalten und Lücken geschritten, und schließlich findet ein Abputzen und teilweise ein Tapezieren der Wände statt. dann, wenn zwei sich gegenseitig feind liche Arten darin Hausen. Beide le gen sich dann 'eparate Gänge an und sind bemüht, sich aus dem Wege zu gehen. Wo sich dies nicht vermeiden läßt, gibts gewöhnlich ein blutiges Unglück. Ist ein Termitengebäude vorläu fig vollendet, so wird als Zeichen der Gebrauchsabnahme der Schorn stein überdacht. Das hat zunächst den Zwick, den sehr zahlreichen Fein den den Zugang zu wehren und an dererseits auch den Regen am Ein» dringen zu verhindern. Gleichzeitig ist aber der Schacht »nd das ganze Gangsystem schon so angelegt, daß Regenwasser, welches während der Bauzeit in den Schornstein fällt, nicht in die Pilz- und Brutkammern^ge- Vielfach legen die Termiten lange Gänge unter der Erdoberfläche an, zen zu gelangen. Andere Ga lerien auf Wegen und Bäumen. Die Galerietermiten legen solche Tunnels von den Wurzeln der Bäum« bis zu deren Kronen an, zu dem Zweck, Nah rungs- und Baumaterial von den Blättern herunterschaffen zu können, ohne auf diesem langen Wege den Vögeln und anderen Feinden in di« Klauen zu fallen. Diese verdeckten Gänge haben also die Bedeutung kom merziell-strategischer Import- und Laufgräben. Ihre Anlegung« erfolgt wie bei der Bohrung eines Tunnels durch Wei terspinnen der angefangenen Strecke, herausragen. Escherich erzählt sehr hübsch, daß er in ein solches Arbeits feld der Galerietermiten zwei Sol daten der schwarzen Termite setzte. Sosori stürzten sich die Wachsoldaien des Stamme» aus die beiden und vearbeiteten sie so nachhaltig, daß sie ihr Heil in schleunigster Flucht such ten. «Dieser '.leine Zwischenfall hatte aber genügt, das ganze Arbeitsfeld zu räumen, im Nu waren sämtliche Ar beiter im Tunnel verschwunden, und es dauerte lange, bis sie sich beruhigt hatten und die Arbeit wieder auf nahmen." Während die Termiten in der Ge fangenschast nicht zum Bauen von Türmen zu bewegen sind, betreiben sie die Vergrößerung ihres Baues und etwaige notwendige Reparaturen m der Freiheit mit unaufhaltsamer Em sigkeit. Da die Königin bei der Gründung eines neuen ches nur eine Länge von etwa 1 Zentimeter besitzt, von da ab aber be ständig wächst und zuweilen das Sie benfache dieser Ausdehnung erreicht, so muß nicht selten ein Ausbrechen von Wänden und Hinzunehmen von benachbarten Kammern stattfinden. Das geschieht dann in rücksichtsvoller Weise unter möglichster Vermeidung von Störungen des Brutvorganges. Ist der Umbau vollenoet, so werden die Wände wieder geglättet: oft er scheinen sie so weiß, als waren sie ge Das Alter der Termitenbauten übersteigt gewöhnlich nicht 15 Jahre; sie verwittern dann meistens wie ein altes Haus und zerfallen. In der Zwischenzeit hat sich auch das junge Bolk andererorts heimatberechtigt ge macht, während die Altersschwachen ihren Feinden zur Beute gefallen sind oder von wohlmeinenden Stammesge» wohnlich gewähren; je nähe, sie aber den mensch'icken Niederlassungen rücken, um so ernster wird die tellelts gegen den Instinkt: der Mensch geht ihnen mit den Errungenschaften seiner Technik zuleide. Allerdings mit recht mangelhaftem Erfolge. Man räuchert mittelst besonderer Apparate Nester und unterirdische Gänge aus Mittel gegen diese produktiven Tiere ist bis jetzt trotz aller dafür aus geschriebenen Prämien nicht gefunden worden.
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