Sabine Bs. li. / ' (S. Forlsitzung.) Einen scheuen Blick warf er um sich; noch immer weit und breit leine Menschenseele. Ganz gedämpft nur erreichten einzelne Musittöne sein Qhr. -Den Schlüssel zur eigenen Tür in der linken Hand haltend, holte er mit raschem Griff ein gan zes Bund Dietriche aus der Tasche. Und begann sofort seine Arbeit. Ei nen nach dem anderen oersuchte er. Dabei hielt er den eigenen Schlüssel bereit, um ihn beim ersten verdächti gen Moment in das Schlüsselloch stecken zu tönnen. Das war ganz raffiniert; sollte er überrascht wer den, so hatte er sich eben in der Ka dintntiir geirrt und versuchte, mit dem eigenen Schlüssel die Tür des Nachbarn zu öffnen, was selbstver ständlich nicht ging, und jedem Mißtrauen die Spitze abbrechen würde Nach mehreren Versuchen gab das Schloß nach. Bergmann schlüpfte in die Kabine hinein und schob den Riegel vor. Dann blickte er um sich. „Hier irgendwo liegt's sicherlich ober wo?" murmelte er vor sich hin. Er versuchte die Kommode, die Schränke zu ösfnen. „Natürlich alles fest verschlossen!" Da entnahm er seiner Westentasche zwei kleine Wachskügelchen. Rasch, wie jemand, dem derartige Arbeit geläufig ist, drückte er je ein Kü gelchen gegen das Schlüsselloch des Garderovenschranles. Tief hinein; dann es vorsichtig lösend. Dasselbe wiederholte sich bei der Kommode. tig in die leere Blechdose und mit ihr i>. die Westentasche. Es war alles das Werk weniger Mindten gewesen; war fast so schnell vor und legte sie fein säuberlich auf den Tisch. Dann öffnete er eine Handtaiche; sie enthielt Feilen und und ging an die Arbeit. Die Musik hatte zu spielen aufge hört; ein Teil der Passagiere, der ihn; das empfand er. Das hatte er schon -.mpfunven. ehe Hertha ihm heute eröffnete, was man auf dem i.'iu ,tas :>i der Mann!" Mit Aus- Pitrou. Aber schließlich Pitrou Länder und dem Russen. Beide schie nen ihm recht sympathische Men jegen ihn Jetzt tat's ihm auch leid, daß er den Russen vorhin so kurz abgefer tigt hatte. Gerade Bergmann war meint. Und seinem Impulse folgend, ging er in den Rauchsalon. Bergmann war natürlich nicht an wesend. Bei dem Steward mochte er keine Erkundigung einziehen; er nahm also ohne weiteres an, daß dem rück aufs Dea. Es war ordentlich kalt geworden. Könnecke fröstelte leicht. Er blickte auf die Uhr. „Elf," murmelte er. .Zeit, in die Klappe zu gehen. Aber ich könnte nicht schlafen; ich werde wohl sobald nicht schlafen können." Wieder fröstelte er. Im selben blieb, würde er sich erkälten. Und er entschloß sich, hinunterzugehen und sei nen Ueberzieher zu holen. Dem Entschluß folgte sofort die Tat. Bor seiner Kabinentür ange langt, zog er achtlos den Schlüssel aus der Tasche die übliche, ganz mechanische Handlungsweise eines je den Menschen, der in sein Zimmer treten will steckte ihn ins Loch and wollte mit einem energischen ment wurde ihm ganz plötzlich klar, daß er auf etwas Ungehöriges geflo hen war. Die Tür hatte sich zwar sofort geöffnet, aber jener Ruck hatte gefehlt. Jenes Zurückschnappen des Schlosses, gehabt?" wolle nur wissen, ob er, der Steward, seit acht Uhr abends diese Kabine betreten habe. Es sei nicht üblich, meinte er. Der Tagsteward bereite die Kabine für die Nacht vor, ehe er vom Dienst abgelöst würde. Die Nachtstewards betraten die Kabine nur, wenn sie te lephonisch gerufen würden, wie der Herr dies jetzl auch getan. Damit war die Unterredung be endet. Jeder Zweifel, daß ein Fremder in Abwesenheit Könneckes seine Kabine aufgesucht hatte, war behoben Und so kauerte der junge Deutsche in der Ecke seines Sofas und sann und sann. Und je länger er sann, desto mehr zog sich seine Stirn kraus. Nach einer Weile sprang er auf und versuchte die Schubfächer und den Garderobenschrank. Sie wa ren fest verschlossen. Da holte er seine Schlüssel hervor und wollte eben den Schrank öffnen, als ihm ei» anderer Gedanke kam. Er hielt in» ne, nahm die elektrische Stehlampe vom Tisch. Mit dieser leuchtete er scharf in das Schlüsselloch ries Schlankes hinein. Und stehe da; et was fesselte seine Aufmerksamkeit. Etwas Gelbes. Er holte sein Ta- Gelbe, untersuchte es dann. Es war ein winziges Stückchen Wachs. Und solch winzige Stückchen Wachs fand er bei näherer Untersu chung auch in allen übrigen Schlüs sellöchern. Da stellte «r die Lampe auf den Tisch zurück und richtete sich em por. Und dann, während er so da stand, glättete sich seine Stirn, die oüstere Miene wurde heiter. Bis zum Schluß gar ein feines Lächeln seine Lippen umspiegelte. „Also so! Also so! Na war tet; Jungekens, bei diesem Spiel können zwei mitspielen." Längere Zeit ging er in der Ka bine gemächlich auf und nieder; hin und wieder lachte er leise vor sich hin, wie bei einem lustigen Gedanken. Endlich zog er den Ueberzieher an, schloß vorsichtig die Tür wieder hinter sich und ging aufs Deck. Die nächste halbe Stunde pro menierte er einsam, unzählige Zi garetten rauchend. Dann stattete er der Marconistction einen Besuch ab. Diele Station befindet sich, wie Sonnendeck. In wenigen Minuten hatte er eine Depesche nach Castarua entworfen, die er dem diensttuenden Telegraphi sten zur sofortigen Uebermittelung einhändigte. Der Telegraphist führte den Auftrag ohne Verzug aus. Als Könnecke dann auf die Uhr sah, er sich, daß die mit Zeit der Zusammenkunft unter der Kommandobrücke herangerückt fei, und in der Tat fand er das gelievte Mädchen bereits seiner in Ungeduld oon ihnen Stimmen hörte. Es drängte ihn, zu erfahren, wer in dieser nächtlichen Stunde sich noch auf Deck aufhalte, und sich auf einen Augenblick von Hertha verabschiedend, folgen. Gegenwart zurückgeführt, und ein selbstzufriedenes Lächeln breitet sich über sein Gesicht. .Miß May! Wie nett!" ten." scheinen mich nicht erwartet zu haben." .Man erwartet sein Glück nicht zu einer bestimmten Stunde; man freut sich nur, wenn es kommt," erwiderte der Telegraphist galant. .Sie hatten mir ja nicht gesagt, wann kom .Gefahr?!" .Nun, Gefahr insofern, al» es für Sie doch unangenehm sein wür de, wenn man Sie jetzt oben auf dem Deck sähe." »Wieso?! Ich kann doch zum Bei- splel Kopfschmerzen haben und etwa» an die Luft wollen —" Der Telegraphist lachte leise vor sich hin. Kopf. Telegramm —" Und Georg Magnus, der Telegra phist, erklärte, und May Boston hör te aufmerksam zu. schlüge sie aus ihren Gedanken auf schreckten. Bing! Bing! Bing! Bing! tönte es in die Nacht hinaus. schauen, wer dort gelacht hatte. Sollte ihm etwas zugestoßen sein? Der Gedanke ließ ihren Herzschlag stocken. Sie war vom Sessel aufge sprungen, alle Furcht von ihr gewi chen. Auf Zehenspitzen, den Körper flach gegen die weiße Schiffswand ge drückt, schlich sie sich auf dem Deck Bald verstand sie alles. Drüben an der Reling hielt eben Sir Alfred Tucker dem Monsieur die Zigarettentafche hin. Freund?" „Danke." Der g'immende Tabak leuchtete in der Dunkelheit auf wie Glühwürm chen. „Kopfschmerzen ganz fort?" „Gänzlich." „Sehen Sie? Was sagte ich Ihnen? doch?" „Richtig! Ist sie nicht schön? Was?! „Der! Könnecke?! Ein ganz netter Kerl?! Ich würde dem Mann nicht über den Weg trauen!" „Was haben Sie denn gegen ihn?" „Das ist noch nicht spruchreif!" dem Schiff noch eine Sensation er leben! Ich will alles beweisen, was für einen Mitbürger wir da unter uns mitschleppen. Ein ganz gefährli cher Mensch, sage ich Ihnen!" „Sie machen mich neugierig: kön nen Sie denn gar nichts verraten?" .Noch nicht. Nur, daß er allen Grund hat, seine Tätigkeit zu verber gen. Aber er kann sich freuen, wenn er an seinem Bestimmungsort an dern Schiff —" > U d als Mensch glicht sympathisch. Aber tion?" Mädchen gegen den Engländer ausstreckend, rief er: .Ach; ein Gedanke! Bielleicht besteht die Achseln. .Bielleicht. —5 steckt." „Ich danke Ihnen für Ihren sehr netten Unterricht, Herr," sagte May Bostock und machte dem Telegraphi- Glocke geschlagen; nämlich fünfmal. Und das bedeutet ein halb Drei. Und ich habe morgen einen schweren Dienst. schon aus unser Wiedersehen morgen Siebentes Kapitel. „Was tun? spricht Zeus." Gräbert schüttelte bedenklich den Kopf. .Durchaus nicht." „Schön. Gibt es sonst etwas Neues?" helfen. den Gesprächsstoff?" .Ich auch nicht. Und das Merk ven scheint." .Ein Liebespaar? —" „Soll heißen, daß heute, lange nach Mitternacht, das Deck nicht unbelebt hen und Lachen und Sprechen und Flüstern gehört: die ganze Nacht hin durch." »Ein Liebespaar? —" d »Ja. Es ist etwas Geheimnisvolle» um den Mann; etwoü Vi^<imnil. Volkes überhaupt in der Luft. Nicht? „Acht Uhr! An die Arbeil!" >agte Es war die Stunde nach dem Frühstück, und der dritte Tag auf ho her See. Das Meer schien glatt wie ein Spiegel; kaum daß es sich hier und da in kleinen Wellenlinien kräu selte. Und der wolkenlose Himmel, der sich im Wasser spiegelte, ließ auch dieses im tiefsten Blau erscheinen. An einem solch herrlichen Tage hat ten sich natürlich alle Passagiere auf Deck versammelt; jeder verbrachte die Zeit auf die ihm eigene Art. Hier versuchten sich ein paar Leutchen inr Scheibenschießen, dort hatte sich eine von wo aus man auf das Zwischen deck hinabschauen konnte. Dort ging es nämlich lustig zu: ein slowakischer Bursche in der originellen Tracht sei ner Heimat hatte eine Ziehharmonika mitgebracht, ein Ungar in den weiten «reißen Hosen und der hemdartigen Jacke eine Geige. Sie saßen auf dem Boden, die Beine nach Türkenart un ter dem Körper gekreuzt und spielten. Ein Paar weiche Mädchenstimmen hat ten die Melodie aufgenommen und sangen dazu, während eine ganze Anzahl von Paaren sich im Kreise drehte. Ein Lachen, Schwatzen und Jubeln, ein buntes Bild; den Passagieren der ersten Kajüte der jiitpassagiere des „Cäser" jedoch stand und lag auf der Seite des Schiffes, von der man in Entfernung Wette jiönnecke—Sir Alfred Tucker. bildete, wie Gräbert schon angedeutet hatte, das ausschließliche Gesprächs thema. Sir Alfred, ein starkes Marine sellte. „Gut geschlafen, Sir Alfred?" „Werden wohl Ihre Wette gewin .Jch hoffe es." „Würde mich freuen. Dem Kerl« gönnte ich den Verlust." Alfted das Glas sinken. Ich hatte das Schiff so schön im Ge nicht gern davon abgelenkt sein wollte." Hand; ein hübsches kleines Mädchen, mit dem sie lustig zu plaudern schien. Noch ein paar Schritte; nun war einem Bein auf das andere. .Haben Sie daS gesehen, wie sie mich ange blickt hat?!"
Significant historical Pennsylvania newspapers