Wem nie durch Tieke Neid geschah. (4. Fortsetzung). Es war Gertrud peinlich, so viel gesagt zu haben. Ablenkend setzte sie hinzui „Wie glücklich bin ich in meinem rem reichen Herzens- und Geistesga ben zu beglücken." „Das habe ich abgeschwo- behüte, damit stellen Sie uns Männern ja ein miserables Zeugnis aus. Demnach liebten wir ja nur das Dämonische, den Teufel in der Frau. Aber dem ist nicht so, meine Liebe, Sie sind verbittert durch böse Erfahrungen, Ihr Gatte war vermutlich ein exaltierter Mensch, Ihrer Vorzüge nicht wert. Nach solch einem Tharalter dürfen Sie nicht alle Männer beurteilen." „Es mag sein, Herr Wernicke, es heiraten werde." Herr Wernicke wagte nicht mehr zu widersprechen. Dieses liebliche Gesicht mit den unbewegten Zügen, die in sich abgeschlossene Haltung der jun gen Frau deuteten darauf hin, daß sie durchzusetzen wußte, was sie be schlossen und sür recht erkannt hatte. Gertrud kam noch einmal auf die versprach, sich die reichen Schätze in den nächsten Tagen nochmals anzu sehen. Mit einem anmutigen Gruß Sern in den Garten zu begeben. In demselben Momente, wo sie den kühlen, mit bunte» Steinfließen tunstvoll ausgelegten Vorraum be nicht verschlossen war, geöffnet und «in stattlicher, soiinengebräunlcr Mann trat über die Schwelle. wegen um Entschuldigung. Jetzt er schien auch bereits die alte Wirtschaf terin und fragte nach seinem Begehr. .Ich komme als ungebetener Gast," sagte er launig „und möchte nur auf ein paar Augenblicke meinen Freund, Herrn v. Setnow, sprechen. Zunächst aber melden Sie mich bitte dem Hausherrn." Weiter hörte Gertrud nichts. Sie sah noch die Bewegung, mit welcher der Fremde ber Wirtschafterin seine Karte gab. Wie eine Verfolgle floh sie in den Garten, unwillkürlich die Seitenwege wählend, wo niemand ihr begegnete. Nun lonutk sie sich wenigstens sam viel», um späler bei der unausbleib lichen Vorstellung einigermaßen ge faßt zu sein. Bilder aus der Vergangenheit, die sie halb vergesse», stiegen qualvoll deutlich wieder empor. Ach, daß ihr auch keine Prüfung erspart blieb, keine. „So gib mir die Rrasl. baß ich auch dies ertrage, mein Himmel," flehte Gertrud! sie zog den Taschenspiegel hervor, ent fernte die Tränenspuren und brachte das derangierte Haar in Ordnung. AIS sie das Haus sast erreicht hatte, kam ihr Armin freudestrahlend mit dem Fremden entgegen. „Sieh. Trude, das ist mein bester Freund. Herbert Bornstädt, mit dem ich zwei Jahre in London zusammen geatbei tet habe. Und ausgerechnet an mei nem Verlobungstnge sührt sei» guter Geist ihn hierher... Und mein Junge, das ist meine liebe kleine Schwester Gertrud Frau v. Man verneigte sich gegenseitig, Gertrud sprach ein paar freundliche Worte mit ihrer tiefen melodischen Altstimme. Bornstädt zuckte zusammen, eine unbestimmte Erinnerung blitz!« in ihm auf, er konnte nicht klar darü .Jetzt fehlt nur noch der Dritte im Bunde, Kamills v. Brenken!" rief Armin. .Ich würde närrisch vor Freude, wenn auch unsern großen Pianisten der Weg hiehcrsührt«. Ka miUo war unser großes Kind, Trude, na, erzählt habe ich dir ja von mei nen Freunde» manch liebes Mal, du ter Mann ist!" Die junge Frau nickte zerstreut, ihr wa: so slerbensweh zumute, pein gesscn, tauchten eine nach der andern vor ihr auf, sie hatte alle Mühe, ihre Haltuna »u bewahre». genüber, freundet euch ein wenig an. Ich wette, ihr werdet euch famos verstehen." willkürlich lächeln. .Immer derselbe gute, herzige Mensch, nicht wahr? Unverändert, auch wenn man ihn Jahr und Tag nicht gesehen hat." .Ich konnte meiner Sehnsucht nicht länger widerstehen, gnädige F^rau, Bornstädt rührte sich nicht vom Fleck. .Wenn ich Ihnen nicht lästig bin, so wollen Sie gütigst gestatten. «in« lange Reihe gemütlicher Abende, wo Sie sich gegenseitig Ihre Erfolge mitteilten und Ihr Leid klagten." halten dieselbe, bitte, den. Freunde Ihres Bruders zugute. Sind Sie glücklich verheiratet, gnädige Frau?" Gertrud machte unwillkürlich eine Miene, als wolle sie sich in Unnah barkeit hüllen, aber der teilnahms- sie. .Ich war sehr unglücklich verheira tet. Herr Bornstädt." entgegnete sie tonlos, .und seit zwei Jahren bin ich Witwe." „Oh, woran habe.ich da gerührt, verzeihen Sie mir," er neigte sich ehrerbietig über Gertruds Hand. glückliches Aufleuchten strahlte ihr daraus entgegen. .Glauben Sie an Ahnungen? Ich bin überzeugt, daß das Schicksal heute mich hierhergeführt hat, und gung." Gertrud erwiderte nichts. Aber tiefe Schatten zogen plötzlich über ihr weißes Gesicht. Was sollte sie ant schweigen. „Wir wollen umkehren," sagte sie leise, „man könnte uns vermissen." Später fanden auch die Freund« steckt? Ich hätte Lust, ihn einzuladen, Bornstädt einsilbig. falle? Mir ist, seit ich in ihre lie ber Zeit." tet." lockend... Edith sah sich ganz unvermutet ihrem Bruno weiteres zog Bruno ihren Arm durch den seinigen. «Es scheint sast, als sei ich Lust in den Augen meiner schönen Schwägerin, als hätte an als Ihr naher Verwandter ein Siecht aus ein wenig Freundlichkeit von Ihrer Seite." ihr aus den Lippen. Ihr Herz begann unruhig zu klo pfen. Was woll!« er von ihr? Sie gezogen. Das brauchte sie ihm natur lich nicht ohne weiteres zu zeigen. .Verzeihen Sie, wenn ich es an Ausmertsamleit sehlen ließ," sagte sie verbindlich, «aber ich werde heute als Hauptperson dieses Festes so in Anspruch genommen, daß all ineine sen." Sie machte eine Bewegung, um ihren Arm aus dem seinen zu zie hen, doch lachend hielt er ihn sesl. .So «ntlomniM Sie nicht, Edüh, paar Minuten lang müssen Sie meine lästige Gegenwart schon er seinen Wasserstrahl. .Sehen Sie, Edith, so zwecklos, wie der Triton dort die kühlen Tropfen Ihre Blicke, Ihr Werben um ein bis chen Liebe nicht allzu ausfällig be merkt, man würd« lächeln über Sie, denn jeder weiß, daß Armin »och halb und halb in de» Banden einer nicht rivalisieren können." Der Braut war, als habe ihr je mand unversehens einen Schlag ver noch duldsam, sie halte Temperament und wehrt« sich. .Aus Ihnen spricht der Neid," entgegnete sie, ihn groß Freundschaft, welch« ich für Sie hege!" Bruno verbarg sein« Bestürzung hin ter einem ironischen Lächeln. „Nun, meinetwegen lassen Sie sich belügen und betrügen, der Tag wird kommen, wo es Ihnen sicher leid ist, meine Mahnung in den Wind geschlagen zu haben." Edith wandte ihm verächtlich den Rücken. Sie glaubte ihm kein Wort, sondern hielt seine Behauptung sür für böswillige Erfindung. „Viel leicht," dachte sie, er auch Ar sie ihren Verlobten daherkommen sah. Er wollte ihr Herbert vorstellen, Edith aber hatte nur Augen für Armin. Seine frei«, stolze Haltung, der ruhige Ernst, welcher sich in seinen treuherzi gen Augen spiegelte, der gelassen« hatt«. Uebirrascht wandt« er sich um und zog Edith leise zu sich heran. „Ich hosf«, du wirst dein« Freundschuft .Selbstverständlich, Edith sollt« nur bist." ' r u mir „So habe ich dein« Worte auch auf. gefaßt," sagte das junge Mädchen schlicht. Zugleich ging es ihr jedoch durch den Sinn, daß Armin r«cht haben es Dinge gab, die sie mit Armin nicht besprechen konnte? Wer weiß, was er in Zukunft noch alles unternahm, 6. Kapiiel. war überzeugt, ihr schon früher be gegnet zu sein, doch erinnerte er sich nicht, den Namen Scharlau früher Dritter, sie geriet jedesmal in eine hilflose Verlegenheit. Würde diese Heirat sie beide glück .Gut, wenn ich dich fälschlich in Verdacht habe, so entschuldige. Aber irgendwo sehlt's doch wieder bei dir. Effe» noch eine geschlagene halbe Stunde. Also los, wenn du mir et was zu sagen hast." Sie saßen sich gegenüber. Bruno kämpfte, wie es schien, mit einem schweren Entschluß. Armin trommelte ungeduldig mit den Fing«:» aus der Tischdecke. .Los. los, Junge, ich muß ja eigentlich zu Papa, er wird es übelnchmen. daß ich Tag sage und weißt, w«nn «r sein Rheuma hat, ver" langt er immer besondere Rücksicht- Es litt Bruno nicht auf seinem Platz. Beide Hände in den Taschen, lies er im Zimmer auf und ab. End lich blieb er vor Armin stehen, „Du darfst Edith nicht heiraten," stieß er finster hervor, .die'e Heirat kann nicht stattsinden. Ich liebe Edith und werde es mir nie verzeihen, daß ich nicht zur rechten Zeit den Mut gefunden habe, um sie zu wer ben. Aber das Unheil läßt sich ja .Du hörst ja, daß ich Edith liebte, zum Zweck, nichts weiter. Du könn test froh sein, daß ich bereit bin, den gordischen Knoten zu aller Zusrietxn wäs er sagte. Wenn Edith Brunos Lieb« «wi derte, vielleicht nichts sehnlicher wünschte, als mit demselben vereint zu sein! Das Mädchen war so un sagbar zart und schüchtern, woher hätte sie den Mut nehmen sollen zu einer offenen Erklärung, zur Lösung daß sensitiv veranlagte jung/ Mäd chen ihre Lieb« ängstlich im tiessten Herzen verbargen. Nun, Edith war eine richtige Sensitive, empfindsam wie eine Mimose, ihr konnte man solch ein geheimes Heldentum, das im Entsagen seine Befriedigung findet, schon zutrauen. sie, als man ihr seine Werbung geteilt, geglaubt, es sei Bruno, der sie begehrte. Solche Irrtümer kamen vor, und sie hatten das Elend eines schmerzliches Mitleid mit Edith. Wie ihrer kindlichen Einfalt ja nicht ah nen. welch ein zynischer und tückischer Charakter Bruno war. der lästigen Fessel befreit. hei die Hand hin, doch dieser schlug nicht ein. Im Gegenteil, er wich bestürzt zurück. .Was dentst du? Eine so folgenschwere Sache will reiflich über hören. was du für dich zu hoffen aber er selbst war nun außerstande, seine Vorteile zu wahren. Er wagte jedoch nicht zu wider sprechen, denn er kannte Armins star lernd sah sie ihn an. .Besser geht's schon, Willi, nicht wahr? Wann la ben wir denn nun unser Bräutchen wollen wir mit der Einladung noch warten, liebe Tante, Papa muß sich noch etwas von dem SKinerzanfall er holen." .Wer in des Kuckucks Namen sagt euch denn, daß ich überhaupt mit der Sippe etwas zu tun haben will! Kei nen mag ich sehen von den Wer nickes! Ich bin in we „Wer A gesagt hat, muß auch B hier ein, dann sitzt sie täglich mit an unserm Tisch. Ich sreue mich, daß einer von den Jungens endlich Hei lungen Leute auch woher die Feindschaft stammt. Der alle Wernicke bewarb sich in seiner Ju gend um die Schwester eures Vaters, )ie bildschöne Miletta von Semcw, die merlwürdig bereit war, den un scheinbar«», mit lörperlichem Fehler dehafteten Wernicke zu heiraten. Na. dazumal war es noch so, daß die Läter befahlen und die Kinder ge» horchten. Wernickes Werbung wuroe abgewiesen, und Miletta sollte einen Leutnant heiraten. Die Aermste zog es vor, einem armseligen Schriftsteller ihre Hand zu reichen, doch nicht zu chrem Glück, verdorben, gestorben sind Herbert Bornstädt wurde gewisser maßen mit zur Familie g«rechnei, es wurden in seiner Gegenwart die in ternsten Familienverhältnisse erörtert. Der Oberst hielt große Stücke auf >h», schenkte ihm großes Vertrauen; die Absicht, zu verreisen, hatte er ausgege ben, so lieb war ihm Vornstädts Ge- Klothilde. einander und trank seinem Bruder zu. .Aus dos, was wir lieben, Ar min!" (Fortsetzung folgt.)
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