Der Ki«t«at»ftraph. Fräulein Elin Janssen, die davo» lebte, Stickereien für Geschäfte anzu- Icrttgen, stand an dem Fenster ihres Fimmers, das sie mit einer Telepho mistin theilte, noch nicht frisirt, im lpeignoir. Sie hielt einen Spiegel in' der Hand und betrachtete traurig ihr vraues Gesicht in dem grauen Mor genlicht. , Ach, du guter Gott na, gar so gut war er eigentlich i<icht —, warum sah sie um so Viele» älter au», al» sie war? Warum diese bleifarbenen Beutel unter den Augen, auch waren durch das Sticken »ahrauS, jahrein. Warum so viele icharse Striche und Falten aus der Etirn, um die Mundwinkel, um die stlugen warum war alle» so grau mnd verwüstet, so viel älter als e» lein sollte. Jeden Morgen unterwarf sie sich Kiefer qualvollen Musterung vor dem lSpiegel bei vollem Tageslicht mit Oufammengebissenen Zähnen zwang Nie sich förmlich, die Verwüstungen zu «rufen, in der wahnwitzigen Hoff mung, daß etwa» eintreffen könnte, sbas ihnen Einhalt that. - > Denn sie selbst konnte ja nichts thun sie hatte wirklich kein Geld »llr Schönheitsmittel und hübsche «leider es war gut, wenn es für !die Miethe reichte. Ohnmächtig, mit Händen im Schooß, mußte sie sich ffelbst welken sehen, ohne je geblüht zu Ihaben, vertrocknen, sterben, ohne daß Ne je gelebt hatte. Wie war das ungerecht ungerecht. Warum »nußte das gerade ihr geschehen? Wa rum mußte gerade sie einsam, verlas iwungen, ohne Unterlaß zu arbeiten, !n einer drückenden Einförmigkeit, nur um das Brot für den Tag zu — ohne je jemanden zu treffen, fragte. Wenn ich mich doch wenigstens un glücklich verlieben könnte, dachte sie verzweifelt, daS wäre doch etwa», >— Leben, sagte sie zu dem Spiegel ach lieber Gott leben. Aber es war wohl schon zu spät, osen Frohsinn, der sang: die Ju >end. Und i-us der Tiefe ihres alten ZungfernherzenS, daS so wie ihr Ge sicht schon um so viel älter war als ze sie sie noch hatte, geachtet, sie zenlltzt gelebt hätte. Und dieses letzte, mystische Wort, in das sie alles >gte, was sie sich vergeblich ge miger rother Ziegelhäuser, die die ein zige Aussicht ihrer Tage waren, stieg iine unruhige Hitze in ihr aus, ren aufgeflammt und brannten roth, kingstlich hob sie l,en Spiegel: würde sie wirklich sterben müssen, ohne je Kelebt zu haben? Konnte eS nicht trotz allem möglich sein, etwas von Da begegnete ihr wie eine Ueber »aschung ihr Gesicht im Glase sie wie rettungslos müde und ver herliche Wehmuth war wie ein Zchlag mit der Hand in ihr Ange icht. „Zu spät, zu spät", flüsterte sie . „ ß Tch » « » / Mit Fräulein Janssen >-ar es so, aß, obgleich sie sich oft über ihr ein imeS und zweckloses Leben beklagte, essen größte Ereignisse die Sonntag littagessen waren, obgleich sie oft ge ,.ug über ihrer Stickerei weinte und sich leidenschaftlich sogar den Tod als kleine Abwechtlung wünschte, sie eS Ihre verheirathete Schwester, «in kleine», dickeS, selbstzufriedenes Wc fühlen das zwitschernde Lachen ihrer kleinen Nichte zu hören die eifrige, langweilige Stimme der Schwester wie ganz unentbehrlich war nicht dieses glückliche Wesen und die schwerfällig entschiedenen Re den deS Schwagers, der so unerschüt terlich ruhig und sicher war, daß er sich sicherlich gar nicht vorstellen konnte, daß so etwaS wie, hilflose Un- und behaglich war. Aber sie beherrschte ihre Sehnsucht, denn eS durfte unter Bedin fehen"m«ine Liebe bin ich nicht gerade an diesem Tage bei Direktor Frankon geladen das wäre wirk lich ein Pech." eingeladen hat..." und so weiter. „Bist Du aber verrissen", sagte die Schwester etwas säuerlich, und Fräu- So war eS ihr allmählich gelun gen, sich eineti eingebildeten, aber sehr stinen UmgangStreiS zu verschaffen, damit die Leute sie nicht für ganz ifo lirt halten sollten. DieS war so all mählich zur fixen Idee bei ihr ge- Ton. hoch, bis die Ankunft de» Gegenstan- selbst bis Morgens liegen^ ten Silberstreisig blinkten die Trottoirs, und die Was serpfützen spiegelten weiße Wölkchen sen Rauschen und sie überließ sich all dem in herrlicher, pflanzenhafter Ru he, die sich in zögernde, unschlüssige Gedanken auflöste: ein Menschenschick sal ihr unglückliche» Schicksal Zufall das Leben des Menschen re giert, darf er doch nicht ihn selbst re gieren. Und ein Schicksal glücklich oder unglücklich im gro zeugt dieser Gedanke war v^oll seltsam kaltem Trost. Aber dann plötzlich: ja, aber es war ja ihr Schicksal! Warum sollte gerade ihres so traurig und leer sein? Eine» an ihres! Sie kam in den Kinematographen und fetzte sich auf ihren Funfzigpfen nigplatz zu dem gewöhnlichen Publi- Tod warteten lauter arme, häßli che, abgehetzte Leute die Opfer des Alltagsleben» Nummern und Nul sie sich vielleicht! Mitten unter ihnen saß Fräulein Janssen und sehnte sich auch aus ganzem Herzen. Ach, da nem Wintertag. Im Vordergrund kniete ein junger Mann, der einem stehenden Mädchen die Schlittschuhe anschnallte, die ihr lächelnde» Gesicht und ihre großen fröhlichen Augen zeigte und dann verschwand nie blitzartigen Lächeln ihre Weißen Zäh ne zeigte, hatte sich ein heftiger Neid ihrer bemächtigt. und vergnügt zu sein! Sie schlug die Hände vor's Gesicht, nicht sehen zu müssen. leicht mit Mitleid! Sie biß sich in die Unterlippe, denn sie fühlte die Tränen gleich einem warmen Strom eS war glücklicherweise dunkel, und sie dämpfte es mit dem Muff. Die Vorstellung war gleich darauf zu En de, die Lichter blitzten auf und da» Publikum begann gleichsam wider strebend den Saal zu verlassen. Sie hatten sich nun aus diesem dürftigen, von der Anstrengung, lautlo» zu schluchzen, ror Gemüthsbewegung feuerroth. betrachtet sah sie hatte, oder er war neugierig, weil über die Gasse gehen -- alles ist Man denke jemand bemerkte sie! Was würde jetzt geschehen? Würde er sie ansprechen? Sich vorstellen. naler Typus, klein, blaß und von et- Worte: „Ein elendes Wetter heute leicht beleidigt? Aber ich habe Sie nahen.^— Mitleid immer Mit« von Menschen bitter bitter war das. Oh oh! vor Groll und Schmerz. Der glatz köpfige junge Mann trat ungeduldig ,on einem Fuß auf den andern, wäh rend er zuhörte, und wenn Fräulein Janssen aufgesehen hätte, würde sie bemerkt haben, daß feine Miene von willen überging. Er stand da und wünschte sich hundert Meilen weit von dieser Wasserkunst fort, die er thöricht genug gewesen war, anzu- „Warum? Bitte hier ist der Schlüssel." Ja, jetzt war eS gesagt, jetzt wußte die ganze Welt ihr trauriges Geheim niß. Noch begannen die fiel klingend auS ihrer Hand. Wo waren ihre Hände. Er hielt sie in den seinen er stand mit dem Rücken gegen die Wand und hielt sie in aller Welt sollte er mit diesem Griffs langte und wie sie überhaupt die fol gende Nacht überlebte, bis der Tag mit seinen Stickereien, seinem Kaffee und seinen Aspirinpulvern als Hilfs truppen kam, das begriff sie selbst Stolpe». bleiN. Mit der ist sie jedoch möglich schläft. Namentlich das Letzte. Wenn sie überhaupt dächte, würde sie denken, daß der Schlaf der Auf einer Brücke. Mein alter Kurumaya Haichichi fuhr mich zu einem berühmten Tein- AIS wir zu einer gewölbten alter thümlichen Brücke kamen, die über den Shirakawa führte, bedeutete ich ihm. zu halten, um die herrliche Aussicht ein wenig zu genießen. Un t«r dem leuchtenden Sommerhimmel, von einer Fluth strahlenden Sonnen scheins umspielt, schienen die Farben des LatideS von fast unwirkliche: Schönheit. Unte: uns rieselte und rauschte die schönen grauen Umrißlinien de» Schlosses zeichmten sich scharf gegen Nacht?" fragte ich.' ! „Nein", sagte der alt« Mann. ,e» war am Nachmittag ein trüber, nasser Tag. . . Sie kämpften und die Stadt stand in Flammen." , „Wer kämpfte?" ! „Die Soldaten in dem Schloß kämpften mit den Männern von Satsuma. Wir gruben Löcher in die Erde und hockten un» hinein, um I den Kugeln zu entgehen. . . Die Satsumamänner hatten Kanonen, aus den Hügeln, und die Soldaten « im Schlosse schössen über Misere Kö- I pfe hinweg auf sie. . . Die ganze I Stakt wurde eingeäschert." „Aber wie seid Ihr nur hierüber! gelangt?" reichen zu können, die etwc> sieben Meilen, von hier ist. Aber sie hiel ten mich an." „Wer hielt dich an?" ich hielt sie für Bauern an der Brüstung lehnen: Männer mit gro ßen Strohhüten, Strohregenmänteln und Strohsandalen. Ich sprach sie höflich an, und einer von ihnen wandte den Kopf und sagte: „Du bleibst hier!" Das war alles, was er sagte, die andern sagten gar nicht». Da sah ich, daß es keine Bauern waren und erschrak." „Woher wußtest du, daß eS keine Bauern waren?" „Sie hielten lange Schwerter un ter ihren Regenmänteln verborgen, sehr lange Schwerter. ES waren sehr große Männer. Sie lehnten an der Brüstung und sahen in den Fluß hinab. Ich stand neben^ihnen Pfeiler links und machte e» so wie sie. Ich wußte, sie würden mich töd ten, wenn ich mich vom Fleck rührte. Keiner von ihnen sprach ein Wort, und so standen wir alle vier lange an der Brüstung." „Wie lange?" „Ich weiß eS nicht genau, e» muß sehr lange gewesen sein. Ich sah die Stadt lichterloh brennen. In all der Zeit sprach reiner der Män ner zu mir, keiner sah mich an. Ihre Augen waren starr auf da» Wasser gerichtet. Plötzlich hörte ich Hus schläge und sah einen berittenen Os- fizier im Trab heransprengen, „Aus der Stadt?" „Ja, gerade den Weg hinter Ih nen. . . Die drei Männer beobachte ten ihn verstohlen unter ihren gro ßen Strohhüten, drehten aber den Kopf nicht nach ihm. Sie thaten, als blickt» sie hinab in den Fluß. Aber in dem Augenblick, in dem da» Pferd auf die Brücke kam, machten die drei Männer plötzlich kehrt und stürzten sich auf den Offizier. Ei ner fiel dem Pferd in die Zügel, der andere packte den Arm de» Of fizier» und der dritte schlug ihm den Kopf ab alles in einem Au- schlugen dem Offizier den Kopf ab?" „Ja, er hatte nicht einmal Zeit aufzuschreien, und schon lag sein Kopf auf der Brücke. . . Nie sah ich etwas so schnell geschehen. Kei ner der drei Männer sprach ein Wort." „Und dann?" „Dann warfen sie den Körper über die Brüstung in den Fluß, und einer von ihnen gab dem Pferd ei nen heftigen Stoß, und das Pferd rannte fort. . ." „Zurück in die Stadt?" „Nein das Pferd wurde ge radewegs über die Brücke in da» Feld hinausgetrieben. . . Den Kopf warfen sie nicht in den Fluß; einer der Satsumamänner behielt ihn unter seinem Strohregenmantel. . . Dann standen wir wieder all« vier an der Brüstung wie vorher und schauten ins Wasser. Mein« Kni, schlotterten. Die drei Samurai spra chen keine Silbe. Ich hörte sie nicht einmal athmen. Ich wagte nicht, ihnen ins Gesicht zu blicken, ich sah immer nur in den Fluß. . . Nach einer kleinen Weile hörte ich Wied«: Pferdegetrappel und mein Her, schlug zum Zerspringen; ich blickt« auf und sah einen Kavalleriesoldaten im Galopp den Weg heransprengen. Keiner rührte sich, bis er auf der Brücke war; dann in einer Se kunde lag sein Kopf am Boden. Der Körper wurde in den Fluß ge ! worfen und da» Pferd ins Feld hin ausgetrieben genau so wie da» , erstemal. Drei Männer wurden so ! getödtet. Dann verließen die Sa murai die Brücke." „Gingst du mit ihnen?" - „Nein, sie entfernten sich gleich, nachdem sie den dritten Mann getöd tet hatten, und nahmen alle Köpfe mit mich beachteten sie gar nicht. Ich blieb auf der Brücke und wagte mich erst zu rühren, als sie ganz weit weg waren. Dann lief ich in die brennende Stadt zurück, ich lies schnell, schnell. Dort sagte man mir, daß die Satsumatruppen reti rirten. Bald darauf lam da» Entsatz heer von Tokio, ich bekam Ar beit: ich mußte Strohsandelen für die Soldaten in» Feld tragen." „Aber wer waren die Männer, die du auf der Brücke todten sahst?" j „Ich weiß es nicht." ' „Hast du nie versuchst, e» zu er fahren?" . . . . s sich" die Stirne wischte, „erst viele l Jahre nach« dem Kriege erzählte ich etwas von . dieser Sache." „Aber warum?" drang ich in ihn. I „Haichichi warf mir einen einzigen Blick zu, lächelte mitleidig , und sagte: „Weil e» nicht recht ge j wesen wäre e» wäre undankbar I gewesen." I Ich fühlte mich tief beschämt. > Und wir setzten unsere Fahrt fort. Max, Du bist aber der Letzte . . . Ein liebes Kind. „Ja, siegst Du, mein Schatz, nach Ostern da mußt Du zur Schule gehn, und Tourist: „Aber wie können Sie einen altersschwachen Mann so herun terschimpfen!" Bauer: „Was altersschwach? Da ha'm S'a Idee! Dös woaß i besser! Der hat auf der letzt'n Kirch weih zwoa Grobfchmiedg'sell'n a so Eine Wechselgeschichte. Es war der Maler Wechsel Ver liebt in Fräulein Hexel, Er hat drei Monate nach Sicht Die Gluth verborgen länger nicht, Sich ihr als Freier präsentirt, Die Lieb' nicht länger prolongirt, Doch kam er o welch Mißgeschick! Mit Korb und mit Protest zu rück!" Ihre „Werke". „Weib Dein Mundwert ist un erträglich!" Seltener Fall. Schmule: „Was notirste in Dein Buch, Aron?" Aron: „Hab 'iner nur aufgeschrieben Vom Kasernenhofe. „Melde mich gesund, Herr Feldwe bel." „Was hat Ihnen denn ge fehlt?" „Mittelohrentzündung." „Weiß der Kuckuck, die Herren Ein jährigen müssen doch immer etwa» Besonderes haben! Unsereiner begnügt sich mit Seitenohren!" Verplappert. GDDM'AW «AÄ // -' Schwiegervater in »pe: „Aber sagen Sie mal, Herr Berger, warum haben Sie nicht schon früher geheirathet?" „Ach, ich war immer ein Pech vogel alle Mädchen, die ich au» Liebe Heirathen wollte, hatten immer Heiratsvermittler." Hieb. Parvenü: ver-
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