2 Nöthe Haare. .Ich habt immer ein saible für ro the Haare gehabt. Ich bin fest über zeugt, daß über die weißen, runden Schultern der Eva im Paradies rothe Haarflechten rollten. Junge Mädchen Leben hineingefpielt Ich weiß es wohl, daß sie für unberechenbarer, undurchsichtiger gelten, als die blonden und schwarzen und braunen. Ich schwöre auf die rothen. Rothes Haar ist nicht Spielart, sondern Species. Ob ich eine rothhaarige Venus malen würde, weiß ich nicht. Aber das stille, weiße Gesicht einer rothen Madonna steht mir nahe. Sie müßte auch hell blaue Augen haben, ganz vergißmein nichtblau, mit einem dunklen Raus um die Iris haben, und dies gütige holde Lächeln, das mädchenhaft und frauenhaft zugleich ist. Und auch sol che leichte, leidlöfende Händ«. Es ist nicht so lange her, da hätte ich einmal beinahe diese Madonna gemalt." Wir waren junge Juristen und feierten an unserem Stammtisch ge rade einen unserer 365 Festtage im Jahr bei einer solennen Friihjahrs bowle. Wir saßen zurückgelehnt in breite Ledersessel und rauchten unsere Cigaretten. Der Maler sah an die Decke. „Ich wurde neulich, in der letzten Aprilnacht, als wir sangen „Der Mai ist gekommen", wirklich ganz sentimen dafür. Wir werden alle so leicht ver geßlich. Aber neulich fiel mir doch der Grund ein. Es ist eine ganz alltägli che Geschichte. „Also, es war vor sechs, acht Jah ren. Ich kam damals mit Clausen, Petersen und Glißmann die Allee hin unter. Die Leute sind jetzt schon alle in Amt und Würden. Nur Glißmann ist um die Ecke gegangen. Schad-. Bahnhof aus, der damals noch Wall rath strahlte, einen von Menschen kommen, der irgendwie auffällig ist. Wir hatten nichts Besseres zu thun wie die Schuljungen hinterher und ließen den Zug an seiner Spitze ste hend, an uns vorbeidefiliren. „Die junge Dame trug ein schwar zes Kleid und hatte rothes Haar. Sie ging mit tiefgesenktimKops und schnel len Schritten. „Sie geht wie eine wirkliche Königin", sagte Glißmann. „Da geschah etwas sehr Merlwürdi ge-- „Ich stand voran. Sie hob plötzlich den Kops und sah mir in's Gesicht. Ich werde diesen langen Wagnerblick nich> vergessen. Es ist ja Eigenthümlichkeit der Rothhaarigen, daß sie im Augen» blick die Farbe wechseln können. Ihr Helles Gesicht ivar urplötzlich dunkel roth geworden. Sie ging auch lanz samer. Das hatten alle bemerkt. „Im Augenblick war sie vorüber. Ich stand wie versteint. Du kennst sie, du mußt sie kennen. Wir rathschlag ten lange h«r, wer sie fein könnte. Ei ne Ausländerin war si« sicher, das stand fest. Wir gingen rasch hin? terher, aber der Zug schien in nne der „Im Ma! ist das Sehenswerihest« hier die Flottbeker Chaussee", sagte hen wollen, dann opfern wir unseren „Mond". Vom Fenster aus können wir die Vorübergeheden sehen. Du Wirst dich freilich geirrt haben." „Wir faßen also im „Mond" und warteten zwei Stunden lang. Di« „Daist sagte Gli ß„lm Augenblick stand ich auf der Straße. Ich überholte sie auch dies- . Mir fällt ein, daß es die trübseligste Gerichte ist, die ich je erlebte. Prosit." Geld gekauft. Es ist sonderbar" w-e sehr ein solcher rein äußerer Erfolg hochbringt. Ich war sehr hoch. Me'n Atelier hing voll von Hunderten »Iller ich damals in kühler Konversation mit die Flottbeker Chassee ging, stand ur plötzlich das große, neue Bild zum Greifen nahe vor mir: „Die Madonna «nit den rothen Haaren/ Ich ie schon, daß ich das Bild nie gcmait hätte. „Die Begegnung war sehr sonder bar: im Augenblick, als sie sprach, wußte ich ihren Namen, besann mich auf unser Zusammentreffen. Ich hatte sie in Ouchv kennen gelernt, in dem paradiesisch schönen Ouchy, in Beau rivage. Es war in meiner iungen Zeit, als ich durch Welt«rfahrenheit die In feriorität des Talents zu überbrücken versuchte. Sie stammle aus Brüssel, wie es schien, aus erster Familie, und befand sich mit Eltern undGefchwiskcn auf der Reise. Jetzt war sie Hofdame irgend einer belgischen Prinzeß, die auf der Reife nach Karlsbad sie in Hamburg für zweiTage beurlaubt hat- erzählen könnte. „Wir waren bis zur zweiten Elb aussicht gegangen und fuhren dann in sich leise, daß ich sie heute nicht mehr dem Chef des Bruders. Vor dem Ho tel stehend, schickte sie den Bruder mit ganzen Vormittag bis gegen vier Uhr Zeit. Ich versprach, sie ganz früh am Hotel abzuholen. Ich küßte ihr die Der Maler stopfte nachdenklich seine kurze Shagpfeife. Dann sah er wie der lächelnd zur Decke. „Den Namen warum soll ich Ihnen nicht auch ih ren Namen sagen? Es wird wohl schwerlich auf der Welt ein«r von uns si« zu Gesicht bekommen im Leben. Und der Name paßt zu ihrem Gesicht: Mirjam van der Wees hieß sie. „Um neun Uhr morgens war ich im Hotel. Ich schickte ihr einen Strauß Rosen und den großen Hut in der Hand, mit dem morgenfrischen, zier lichen Gesicht und dem wundervollen, ben mir solche Freude gemacht", sag:« sie, „ich hatte mir eine kleine Ueberr,l schung sür Sie ausgedacht, als ich heu te aufstand! Sie sollten sie zwar erst haben, wenn wir uns trennten. Aber ich will sie Ihnen gleich geben." „Und sie schenkte mir ihre Photogra phie. „Albert war ganz außer sich, als ich ihm sagte, daß er sich nicht meinetwegen im Geschäft Urlaub geben lassen dürfe. Ich redete auch gestern dem Chef wenn er ihn daraum bäte. Es ist eni so guter Junge, er hat es gar nicht mehr gewagt, ihn zu bitten." „Wir sind ja nur dies einzige Mal im Leben zusammen, es ist ja wohl kaum anzunehmen, daß wir uns wie dersehen. Mir scheint fast, als ob Sie auch sonst nicht am Verwöhntwerden Mangel leiden, Sie Herr der Schö pfung." „Dann stützte sie die leichteverschlun genen Hände unter das Kinn und sah dabei, daß wir hier zusammensitzen?'' „Ich streckte die Hand aus, und lez te für einen Augenblick die ihre dari.t. „Dann saßen wir im Wagen und regungslos vom Deich aus über das Blüthenland gestarrt hatten. Das ist jam Fiommwcrden und zum Nieder kleinste Aestchen freut« sich feiner Blü the», die Menschen, die uns begegne ten, sahen froh und festlich aus. Ue brigens: es ist doch ein sehr feines, tiefes Empfinden unter uns Menschen, daß niemand es wird, in solcher „Dann setzten wir uns zum Essen, aber wir rührten kaum einen Bissen an. Unsere Augen standen auf du „Ich antwortet« nichts. Ich sah sie „Da lächelte sie träumerisch: „Es ist eine Thorheit, aber ich will hier bleiben." Und die Worte durchriesel „Nachmittags gingen wir nach Steinkirchen zu. Am Weg fanden wir zwei meiner College», die jedes handwerkten mühselig ihre Blüthen bilder, die in der Stadt den großen Absatz finden. Wir gingen lachend an weiße, blühende Wildniß. Auf fernen Wegen lärmten die Kinder. Aber hier war es lautlos still. „Wir wollen uns setzen", sagte sie. Und sie nahm den Hut ab, warf ihn leisen Wind rieselten die Blüthenblä!- mit den rothen Haaren. Sie saß reg los. Meine Hände fieberten. Aus den hellblauen Augen strahlte die ganze Innigkeit der Seele. Eine halbe barung. Es sollte ein großes Weck werden. Solch ein Werk, um dessen Vollendung man sieben Jahre werben „Sie aber lächelt« eig-n und sah mich ten Blick an. Ich wußte, was sie thun wollte. Und sie that es. Sie „Schließlich reichte ich ihr die Blät ter. „Mirjam." „Mein Kopf lag auf ihrem Schoß, si« strich mit der Hcnd über mein Haar „Es blüht das fernste, tiefste Thal", sangen die Kinder. „Und wir küßten und küßten. „Sie sind der Erste, den ich geküßt habe," In goldrothen Maschen und Sträh nen ringelte sich ihr seidenes Haar durch meine Finger. Ihre Lippen brannten. Ich hörte ihr Herz und sah ihr« Seele. „Nun muß sich alles, alles wenden", sangen die Kinder. her Gesellschaft an dieser Stelle. Er Augen, blaue Augen", sang es in mir. Und wir tranken und philosophirten Über den Gläsern. Schade um Gliß mann. Prosit... Leute, die von einer Sphinxnatur des Weibes sprechen. Wir wagen es nur nicht auszudenken, daß dies Abenteuer inn die Ecke, ging zu Grunde. .Meine Geschichte ist schnell zu End« erzühlt: der andere Tag war dunstig und trübe. Wir schlenderten am Morgen ohne Zweck und Ziel einsilbig durch die Straßen. Ich führte sie in den Kunstverein, wo ein Bild von mir es. Sie kennen das Bild nicht, meine Herren. Ei ist nicht mein bestes. „Was kriegen Sie denn für solch' ein Gemälde?" fragte Mirjam van der Wees lächelnd. „Ich zuckte die Achseln. „Laut Ka talog lostet das Bild MOV Mark, viel- Hälfte bezahlt." „Sie lächelte nachdenklich. Wieviel Lächeln. „Es regnete. „Wir wollen heute wieder in das Blüthcnland fahren", bat sie. „Ach, das Wetter schadet ja nichts. Ich habe es Albert fest^ver auf dem Bahnhof. Also, wir fuhren grauer Wolken. Das ganze Blütben land lag in Dunst und Nebel. Wir sehr ich dieses Land liebe. „Denn jedes Land schafft sich f«in« Menschen ähnlich. Und ich glaube, damals blüht« auch in mir alles. „Wir gingen Schritt auf Schritt die W«g«, dir wir gestern gegangen. Mir schien als sucht« sie diese Wege nen?" fragte sie mit dem gleichen nach „Nein. Aber ich sehe ja Sie. Und einmal die Madonna mit den alten Stelle, wo wir gestern in die Abendröthe gesehen hatten. Wir spra chen kein Wort. Nur einmal griff sie in unwillkürlicher Bewegung nach mei ner Hand und' hielt sie eine Weile in der ihren. Und da verstand ich sie. „Albert darf nicht warten. Wir müssen fort". Und sie brach einen Zweig und reichte ihn mir. Ich küßte die Blätter und reichte ihn ihr zurück. Da barg sie ihn in ihrem Kleid. „Ade, Blüthenland." „Am Abend standen wir drei am Bahnhof. „Bitte, einsteigen", rief der Schaff „Da reichte si« schnell dem Bruder die Hand und legte dann die Arme um meinen Hals und küßte mich. „Leb wohl", sagte sie. Und der Wa gen rollte davon. „Ich hab seitdem weitergelebt. Jahr« und Jahre. Die Lühe blüht noch je des Jahr, und mein Herz schlägt noch jeden Tag. Aber die Madonna mit den rothen Haaren hab ich nie gemalt. Ich hab es oft versucht, aber es wurde nichts daraus. So malte ich eben an deres. . ." Er hob sein Glas. „Wir aber wollen trinken und unZ freuen, so langt das Lämpchen glüht. Und wir wollen weiter rechnen an dem großen Rechenexempel des Lebens, und wenn es in die Brüche geht." Und wir tranken. Ihr Liedrsromau. Von Max Feder. Der Verwalter hatte soeben seine Rechnungslegung beendet, und Fräu lein Susanne erhob sich, zum Zeichen, daß die Besprechung vollendet sei. Herr Rittberg, der Verwalter, war ein großer starker Mann, mit einem blonden Vollbart, im Alter von etwa vierzig Jahren, sie mochte etwa acht- und zwanzig zählen, sah nicht hübsch, nicht häßlich, nicht alt, nicht jung aus. ficht?" scherzte sie. „Sie wissen ja, gnädiges Fräulein „Also ist es noch immer das!" lii- „Nicht? Vielleicht eine Nuance an °".So?"' „Setzen Sie sich, Kittbery. Sie sol geschäftlicher Beziehung Vertrauen schenke, sondern daß ich Sie geradezu wie einen Verwandten betracht«, bei sprächs, das wir vor einigen Wochen hatten. Sie vertraten die Ansicht, in einem praktisch geschlossenen Ehe- sind —" „Läge ebenso viel Poesie, als in al len Liebesgeschichten, die von den Dichtern in den glühendsten Farben geschildert werdtn. Ja, Sie meinten, derartig« Liebesgeschichten gehörten zu den Ausnahmen und trügen sich wohl nur zwischen sehr jungen und wenig verständnißreifcn Liebesleuten zu. So was es wohl?" „So ungefähr." „Nun, ich bin nicht mehr so ganz jung und habe doch in der letzten Zeit eine Liebesgefchichte erlebt, wie man sie sonst wohl nur in Romanen ge schildert findet. Sie sollen sie hören Eines Morgens trat ich meinen gewöhnlichen Spaziergang in den Wildenhagener Wald an. Die ganze Sicht liefen.... „Um kurz zu sein, das Lied hatte der neue Jagdgehilfe gesungen, der im Wildenhagener Forst angestellt ' ist nicht antworten, so stockte mir das Wort in der Kehle. Nicht nur als Folge seines Gesanges, sondern auch, weil ich ihn immer wieder anschauen nung von einem Manne, die ich je im Leben gesehen habe. Er konnte mich unmöglich kennen und niemals freute ich mich so sehr wie damals, als ich bemerkte, daß auch ich ihm Interesse einflößte. Wir haben uns dann fast täglich getroffen und gesprochen. Was mir anfangs noch ein wenig störend schien, war eine gewisse Geisteseinfalt in seiner Unterhaltung. Aber auch diese war, wie ich mich bald über unserer Einsamkeit über die Grenzen der größten Achtung nicht hinausging, widmete er mir noch Liebesgedichte, wie sie schöner, glaube ich, unser« be sten Dichter nicht ersonnen haben." Rittberg machte «ine unbestimmte Handbewegung. ihnkn zeigen " „Das ist nicht nöthig, ich kenne sie, gnädiges Fräulein," sagte Rittberg. „Sie ... Unmöglich!" rief Su sanne überrascht und verfärbte sich. „Ich kenne sie, denn ich habe sie selbst verfaßt." Sie schaute ihn an, und nun wußte sie, daß er die Wahrheit sprach. Geisteseinfalt bleiben . . Aber seine siel Rittberg ein. „Gestatten Sie das höchste Glück der Menschheit bil wissen Sie Alles!"^ „Das nxir ein unverzeihlicher Geheimniffe. Eigentlich sollte man niemals Ge heimnisse haben; hat man aber doch welche, so soll man sie auch hüten. Das klingt paradox, ist es aber nicht. Es giebt Frauen, die immer Geheimnisse haben, die echten Geheim nißkrämerinnen. Und die diese Ge- Aus allem ein Geheimniß zu ma "t stets ein Zeichen von Charak che. Der Geheimnißträmer ein Freibrief für das Wieder- und Weitererzählen ist. Aber zugleich ist dies Geheiinnißkräniern eine große Verlockung zur Geschwätzigkeit; denn der Geheimnißkrämer tröstet sich mit diesem Versprechen der Verschwiegen heit und erzählt Dinge, die er sonst, Rade diese Art Frauen auszusterben. In der Ehe sollte schrankenlose Offen fllhl sucht, Verständniß, Rath oder nen. Ein spanisches Sprichwort sagt: „Gesprochenes Wort läuft schneller als ein andalufifcher Hengst", und das Mensch. Was a richtiga Dackel is, der kennt si aus auf da Welt, Wissens, den braust net an. Aber a richtiga dös is aso a grantigs Leut, leicht, daß sie si selbe beiß'n that, wann's nur so kunnt! derl halt a so salva psenig vergess'n hat, a Mordskrag g'schlag'n g'schimpft wia narrisch und na hats'n beim Also guat sag' i. Amal is halt da Dackel wieder ei'g. spirrt g'ives'n, woaßt, a so a Stund'» geh in Stub'n, fahrt da Dackel wia verrückt ins Eck hinter, reißt 'n Putz hadern volla Angst vom Besen weg, wo zoagt. G'wiß is wahr!" Theures Recept. Millio när: „Die Krankheit meiner Tochter ko,.«t mich ein Vermögen!" B.: „Wieso?" Millionär: „Nun, sie hat ihren Arzt geheiratet!" ~3ch!" „Ich mciche das so!" „Ich wichtig Ding. Das wichtigste von al len. Für das liebe Ich muß zuerst gesorgt werden, es muß seinen Willen bares Ich! Es ist das Klügste, Liebste, Beste, Schönste! All die Millionen an- Wichtigste auf der Welt. Und alle un ein Jchling in des Wortes vollster Be- Gewiß! Die Mutter, die Nächte menschen dasselbe Interesse für ihr kostbares Ich voraus, wie es sie selbst ganz erfüllt. Und sie erzählen ihn^n Ich weiß, das es so ist! Ich denke loschen« Freundschaft wieder beleben. Wende den hundertsten Theil all der Aufmerksamkeit, die Du Dir selbst widmest, den anderen zu. Laß auch „Ich" und „ich"! Verlangst Du Jn- Aber vielleicht würdest Du Dich b?l -sern! Versuche es also einmal. Sage „Ich bin schuld!" Der Professor als Ge - s ellschaf >ier. „Sie Hemd!" --- Professor: „Na, liebes Von der Schmiere. Direk tor: «Was, am zehnten verlangen Sie schon einen Vorschuß?" Schauspieler: „Ich komme am zwanzigsten wieder, Herr Direktor!" — Praktisch. „Woher nimmst Wein schmeckt ja verdammt wässerig!" Wirth: .Ganz natürlich Sie trinken ja auch nur geplimptknl"
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