2 Das Atottern. i Unter den mancherlei Sprackgebre «hen ist das Stottern «in sehr lästiges Uebel, denn es hindert den mündlichen Verkehr mit unseren Mitmenschen, es schließt den damit Behafteten von vie len Berussarten aus und drückt ihn körperlich und geistig nieder. Beob achten wir einmal einen Stotterer. Obgleich er sich noch so sehr anstrengt, nicht selten alle Glieder in Bewegung setzt, so gelingt es ihm nicht, das ge wünscht« Wort hervorzubringen. Aber nicht immer zeigen sich solche Anstren gungen. Der Leidende ist vielleicht fä hig, sich ziemlich geläufig zu unterhal ten. wenn er aber das Wort, das er nicht zu sprechen vermag, nothwendig also in beständiger Angst, wodurch seine Nerven sehr zu leiden haben. Zum Glück haben in den letzten Jahr den für Stotterer aufgestellt, nach de nen es möglich ist, Stotternde von die sem lästigen Uebel zu befreien. Nach onten Methoden sind bis jetzt etwa 7V Vrocent ganz von ihrem Uebel befreit, 20 Procent wesentlich gebessert, 10 Procent nicht geheilt worden. Nur möchten wir vor solchen Lehrern wär mn. die angeben, alle heilen zu kön nen. was leider unmöglich ist. Wir möchten in diesem Blatte den lieben Müttern einige Rathschläge ertheilen/ an Stelle des Stommelns, im '»"«iten> und dritten Lebensjahre, das Spre chen. Jetzt ist es von großer Wichtig keit. daß das Kind deutlich und rein sprechen hört. Leider gibt es nun manche Eltern, die an der Aussvrache, wie sie ein Kind von dem erwähnten Altir hat, Wohlgefallen finden; sie sprechen deshalb mit den Kindern in dieser kindlichen Weise, bedenken aber nicht, daß sie dadurch oft großen Scha den anrichten. Da das Kind in dieser Zeit fast alles nachahmt, so ist durch aus nothwendig, daß es in der Famili« ein gutes Beispiel finde. Die Laute und ihre Verbindungen müssen daher rein und deutlich gesprochen werden. Die Folgen werde» sich bald -«men, die Kinder werden nicht nur rein und deut lich sprechen lernen, sondern sie werden auch vor dem Stottern bewahrt blei ben. Kleine Kinder sprechen oft schnell, die Worte überstürzen sich, hier liegt nun die Gefahr, daß sie sich das Slot kern angewöhnen. Deshalb müssen solche Kinder an langsames Sprechen aewöhnt werden. Das Wort oder der Satz muß ihnen langsam und deutlich vorgesprochen werden. Dann veran lasse man sie, ebenso nachzusprechen. Es gibt gewisse Laut«, die den Kin dern viel Mühe machen. Da sagt z. B. ein kleiner Knabe „baf" für .schlaf", er kann offenbar das „fch" nicht hervorbringen. Was ist dabei zu thun? Man halte da keine große Pre digt. sondern sage ihm das „sch" vor, aelingt der Laut auch am ersten Tage noch nicht, so gelingt er vielleicht am «hnlen. Und welch große Freude hat das Kind selbst an dem Erfolge! Hier -M gehört aber Geduld, nichts schadet mehr als Heftigkeit. Wenn je das Wort „Geduld und Liebe überwinden alles" seine Wahrheit erweist, so ist es Hei der Erziehung. Man svreck>e also langsam und deutlich, unter Umstän den ist das gedehnt«, nah«zu sing«nd« Sprechen sehr an sein«m Platze, dann werden sich bald di« Frücht« solcher kleinen Mühen zeigen. Bei Kindern, die sich das Stottern schon angewöhnt haben, ist das richtige Athemschöpfen von großer Wichtigkeit. Die allerm«i- Nen Stotterer verstehen nicht richtig zu athmen, deshalb ist es nothwendig,daß sie dasselbe erlernen. Man lasse also Athmungsübungen machen. Bei geöff netem Munde werde tief aufaeathmet, der Athem einige Zeit gehalten und endlich langsam ausgeathmet. Solche Uebungen sind oft zu wiederholen: da dei ist auf ein« richtige Körperhaltung sehr zu seh«n. Der Uebende stehe ge rade. Brust hervor, Leib zurück. Rücken nicht eingezogen. Ferner sind alle an deren Bewegungen, besonders das Ge sichterziehen, zu oermeiden. Es wird M empfehlen, solche Uebungen vor dem Spiegel machen zu lassen, damit sich der Uebende selbst von dem schlech ten Anblick solcher Bewegungen über zeuge. Später sind di«se Athinungs ubltngen mit dem Sprechen zu verbin daß d«r Vokal recht laut und langsam vesprochen werde; z. B. gute Mama. Hat der Leidend« nicht Athem genug, oder athmet er zu schnell aus, dann entsteht wieder das Stottern. Sollte alle diese Mühe ohne Erfolg bleiben, dann vertraue man sich einem gewis belanntein Lehrer an. Auch ein Trost, „Wie, Du willst in's Theater gehen und mich. Deine Frau, daheim sitzen lassen?" Mann: „Allerdings! Sei froh, daß ich Dich nicht für's ganze Le ben sitzen ließ." Sehrwahr! Er: „Du, sag' mein Schnurrbart ab«r noch ganz fchwarz ausschaut?" Sie: „Darin s«h« ich nicht viel Merkwürdiaes Dein Schnurrbart ist doch auch minde ttens zwanzig Jahre jünger." ?m Reiche der Mode. Die Bollsaison st«k>t im Zenith und daher dürften unser« Leserinnen an «le aanten Neuheiten auf dem Gebiete der Balltoiletten gerade jetzt besonderes In teresse nehmen. Mehr für junge Frauen geeignet erscheint ein Costüm aus großniusterigem.rofa Seidendamast Frauen, in Prinzeßform mit mäßiger Schlepp« und mit rundem Ausschnitt gearbeitet. Vorn öffnet es sich über einem Devant aus gelblichem Spitzentüll, der drei flache Puffen bildet und mit einem brei ten Volant abschließt. Der Rock zeigt oben «in paar kleine Paniers, die nach den Hüsten hin mit Rosetten aus rosa Sammet zusammengefaßt sind. Die des Plastrons je unter «in«r Samm«t rvsette enden. Den Ausschnitt um aiebt ein rund sehr tollig fallender Kragen aus rosa Sammet, der hinten in der Mitte geschlitzt ist. Kurze, mit einem Sammetbandeau ab schließende Puffärmel vervollständigen die vornehm« Toilette. Für jung« Mädchen. Aus gelber Seid« besteht eine Ball toilette für junge Mädchen, welche der vorstehend beschriebenen an Eleganz nichts nachgibt; dieselbe ist mit schwar zem Sammetband und Heller Seiden die Gaze mit Sammetrosetten zusam mengefaßt. Ein Gürtel aus gefaltetem Sammetband umwindet die Taille und gleiche Rosette. Costüm mit Litzengarnitur. Auch mit mehreren hübschen Sachen für den täglichen Gebrauch machen wir unsere Leserinnen bekannt. Besonders geschmackvoll wirlt «in Costüm aus taubengrauem Lod«nstoff mit Litzen garnitur, welches auf dem Rock unt«n, fowl« längs der beiden vorderen Nähte, auf der Taille jäckchenartig, sowie am unteren Rande, auf dem Stehtragen und den Aermeln mit einem Viertel Zoll breiter, etwas dunklerer Hohllitze verziert ist. Der Rock besteht aus sie ben Bahnen; derselbe bildet hinten röh renartige Falten und ist 20 Zoll hoch mit Einlage versehen. ten bildet. Die mit einem glockenför migen Schoß abschließende Taille tritt oben etwa? auseinander und läßt einen mit einem Stehkragen verbundenen Latz aus weißem Tuch sichtbar werden, des- zroß«, mit Biber umrandete Pelerinen lragen deckt. Gleicher Pelz ist auf den Straßenanzug mit Pale tot t a i l l c. Aermeln, sowie auf dem Schoß d«r vorn voreinander tretenden mit Haken und Oesen geschlossenen und mit gro ßen Sammttnöpsen verzierten Taille angebracht, die hinten mit einem Kra pfm garn.rt An der Warwarkastraße in Moskau steht das Stammhaus der Romanows, des regierenden Zarengeschlechts. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts soll der Ahnherr der Familie, Andrei, mit dem Beinamen Kobyla (Stute) aus Preußen nach Moskau gekommen und in die Dienste des Großfürsten Simeon des Stolzen getreten sein. Sein Ur urenkel Roman Jurjewitsch begründete die Linie Sacharjin-Jurjew, und durch die Vermählung seiner Tochter Anasta sia mit dem Zaren Iwan 11. Wasilje witsch (1547) und khres Bruders Ni kita mit Eudoxia, der Fürstin von Das Stammhaus derßoma n o w s. Susdal, gelangte die Familie zu gro ßem Ansehen und in unmittelbare Be ziehung zu dem alten Herrscherhause Rurik. Als nach Iwan des Schreckli chen Tode unter seinen Nachfolgern, seinem schwachen Sohne Feodor, dein Usurpator Boris Godunow und dem falschen Demetrius das russische Reich in immer größere Bedrängniß kam, wurde der siebzehnjährige Jüngling Michael Fedorowitfch Romanow, der Sohn des Metropolitan Philaret, im Jahre 1613 von den geistlichen und weltlichen Herren und den Boten der Städte einmüthig zum Zaren erkoren. Er ist also der erste Kaiser aus dem Hause Romanow. es auf Befehl Kaiser Alexanders 11. wiederhergestellt. Unsere Abbildung stellt die Rückseite mit der Hauptsassade Schmeichelhafte Beschrei bung. Menschen soll ich ähnlich'sehen? Mit nach Ihrer Ansicht die schärfste Waffe? Lieutenant: Damen gegenüber 's Monocle. Raffinirte Schmeiche lei. Geck: „Wenn ich Sie sehe, gnä diges Fräulein, dann gehen mir im mer zwei Damen ab!" Dame: „Wie so?" Geck: „Nun, Sie sind doch im mer nur eine der drei Grazien!" Die erste öffentliche Desinfek tionsanstalt in Dentin. Zu den furchtbarsten Feinden des Menschengeschlechts gehören eine nroße Zahl sehr kleiner, dein unbewaffneten Auge nicht sichtbarer Organismen, welche, wenn sie in das Innere des Körpers eindringe», die Urfacbe zu vielen Krankheitsformen werden,welche man in ihrer Gesammtheit als Infek tionskrankheiten zu bezeichnen pflegt. Erst seit relativ wenigen Jahren ist in diesen Wesen, den Bacillen, der Grund so vieler Leiden erkannt worden, und »war hauptsächlich durch die fundamen talen Arbeiten von Koch und Pasteur. Noch vor geringer Zeit standen daher die Individuen schutzlos jenen toot bringenden Epidemien gegenüber, de ren furchtbarst« Repräsentanten di« Cholera, die Pocken und die Pest sind. Aber auch auf diesem Gebiete hat die moderne Naturwissenschaft großartige Fortschritte und Erfolge zu veneichnen. Nun hat die Erfahrung gelehrt, daß in der Umgebung eines Kranken befin den, also in der Wäsche, den Kleidern und dergleichen mehr, gerade der Sam melplatz der insizirenden Organismen zu suchen ist. Man mußte daher Methoden ermit teln, um die Keime in ausreichender Weise zu treffen. Aus vielen zu die sem Zwecke im kaiserlichen Gesund heitsamte von den Herren Koch, Gaff let? und Löffler angestellten Versuchen hat sich endlich ergeben, daß durch die Einwirkung heißer gespannter Wasser gase von mindestens 100 Grad Celsius selbst die Sporen infektiöser Mikro organismen in relativ kurzer Zeit zu kommt es nun darauf an. umfangreiche Gegenstände, wie Betten, Packete von Kleidungsstücken, ja selbst Möbel durch maltemperatur zu bringen. Die Beamten, welche das Abholen besorgen, tragen während des Packens den Füßen reiche», damit keine Krankheitskeime ihrer Amtskleidung mittheilen. Verschließen des Desinfec- Wegen der große» sanitären Wich tigkeit der neuen Unternehmung möch ten wir in Kürze «ine Schilderung deS gesammten 'Disinfectionsverfahrens hier einfügen. Sowie die Fahr-euge anlangen, werden dieselben entladen und ihr Inhalt in die Aufbewahrungs räume der Abtheilung I. für infi zirte Gegenstände untergebracht. Ehe nun die eigentlich« Operation beginnt, werden die Desinfectionsöfen, von denen das Berliner Institut drei von je 4,S Kubikmeter Rauminhalt besitzt, stark ventilirt. Dieses wird er laden. in das Innere geschoben und die Thüren geschlossen. Man heizt da rauf bei theilweise geöffneten Ventil klappen den Apparat eine Zeit hin kommenein Verschluß d-:.i gescannten Dampf der Maschine auf die Gegen stände einwirken zu lassen. Nach «iner kurzen Ventilation zum Schluß ist der Proceß vollständig be endet. Die ganz« Operation erfordert etwa vierzig Minuten. Nach ihrer Vollen dung gibt ein Glockenspiel den Beam ten in Abtheilung 11. für desinfi zirte Gegenstände das Zeichen zum Entleeren der Oesen. Sie öffnen die Thüren, welche nach ihrer Abtheilung zu liegen, und erle digen ihre Geschäfte. Die Desinfec tionsöfen sind nämlich in der Weife eingerichtet, daß für jede der beiden Abtheilungen besondere Zugänge vor handen sind, was wiederum dadurch erreicht wurde, daß der gesammte Ap parat die trennende Wand durchdringt. Durch die genauen technischen und talteorologischen Untersuchungen des Direktors M«rke, beziehungsweise des Dr. Hottmann ist die vorzüglichste Wirkung der geschilderten Metböde er wiesen. Die Temperatur innerhalb der Das Herausnehmen der desinsizirten Ge gze n- Oes«n überschritt allüberall 100 Grad Celsius und auch die hartnäckigsten Sporen wurden vernichtet. ZAr die Küche. Bei j«dem Mahle erhöht ein sorgfäl tig zubereiteter Salat den Genuß und doch wird bei der Salatbereitung nicht f«l!en arg gesündigt. Fast jeder Salat wird am besten zuerst allein mit gut«m O«l vermischt und kann so stundenlang stehen, ohn« zusammenzufallen-, einge schnittine Gurken, ohn« Brüh« zu zie hen. Wenn nicht mtt eigentlicher Mayonaisensauce begossen, mischt man Salz, Pfeffer, Essig oder die Salat sauce ohn« Oel angerührt, erst eb«n vor dem Gebrauch mit d«m Oel getränkten Salat. Salat, wie manche G«müs«, aewinnt wes«ntlich durch Zugab« von etwas Zucker, ohne daß «r süßlich schmecken darf, wenn das aber ge wünscht Ho'.rd, dann muß mehr Zucker genommen werden. Dagegen gewin nen süß« Speisen, auch «wgimachte Früchte, durch Zugabe einiger Körn chen Salz. Auch di: Haltbarkeit der Früchte soll dadurch erhöht werden. Wenn Confitüren, sonst mit aller Vor sicht behandelt, doch »ft nachher verder ben, so ist zumeist der Grund darin zu sinden, daß zugleich mit ihnen andere Speisen auf dem Herde kochen, was durchaus zu vermeiden ist. Wenn an dere Dämpf« in das Eingemachte hin einschlagen, kann auf Haltbarkeit nicht gerechnet werden. Beim Backen ist zu beobachten, daß Schneeschlagen wie -rühren rasch, aber mit leichter Hand geschieht, ohne jede Kraftanstrengung. Etwas Citronen saft ist förderlich bei beiden. Sobald band!« es sich um süße Speisen oder um Gebackenes. Bei Confekt, das auf Papier gesetzt wird, das immer unta delig, rein und weiß sein muß, genügt Loslassen! Man drehe das Papier ser ziemlich naß. und nach wenigen Minuten wird sich das Papi«r ohne Müh« loslösen, so daß keine Spuren desselben an Makronen und derglei chen als häßliche Zugabe hängen blei ben. ' Hier einig« Recepte für einfache, aber 112 ch m ackhaft «Gerüchte. Ochsen ausbewahren. . Rosenkohl mit Bratwürstchen. Man blanchire die Röschen einige Minuten häuft an und umleg« sie mit den Brat würstchen. Diese letzteren selbst wer den in folgender Weise bereitet. Man Pfanne gi!,t man vier Eßlöffel Ab schöps-Fctt, 4 Stück feingeschnittene Zwiebel, Wurzelnxrk, 4 Sträußchen Kuttelkraut, 6 zerdrückte Wachholder be«ren und von Gattung Gewürz Zwiebel bestreut, mit 4 Eßlöffel Fett Fett bestrichenen Papier bedeckt. So läßt man das Fleisch, wenn «s die Zeit geschnittenes Schwarzbrod dazu, und läßt das Fleisch noch ungefähr 2 Stunden dünsten, worauf man es aus sein wenn nöthig noch mit etwas Essig und Suppe den gewünschten Geschmack gibt, die Sauce nochmals auskochen und dann warm stehen läßt. Das Fleisch muß indeß beiläufig eine Viertelstunde durch es eine Kruste bekommen soll. Dann ist es fertig zum Anrichten, der Saft wird in «nur Sauciere beigege ben. ' Gekochter Hecht. Ein 3 ger Hecht wird geschuppt oder besser rasirt, d. h. man setzt «in scharfes Mes ser unten amSchwanze des Fisches zwi schen Schuppen und Haut ein und schneidet erster« alsdann er wird Schwanz wird in den Rachen zwischen die Zähne gesteckt, so daß der H«cht einen Ring bildet; nun setze man das gedeckt eine Viertelstunde langsam an ziehen; man heb« ihn hi«raus mit «inem Schaumlöffel behutsam heraus, lasse ihnablausen, richt« ihn auf di« zum Anrichten bestimmt« Schüssel an. be- . streue ihn mit feingehackter Peirrsilie und bringe ihn zu Tische. Rein aus aelasstNt, frisch« Butter und abgekochte Kartoffeln werden besonders dazu ser virt. Aer Muss. Wenn wir im Winter durch die Hauptverkehrsstraßen der Stadt pro meniren und vor den hellerleuchteten bleiben wir, vor den Auslagen eines Kürschners angekommen, stehen. Da liegen sie ja im Schaufenster ausgebrei tet, unsere Lieblinge, jene weichen, mit Seide gefütterten, runden Hüllen, die dazu bestimmt sind, die niedlichste» Hände warm zu halten! Ach ja, der Muff! Hat nicht schon sein Name für uns etwas Einschmei chelndes, etwas Molliges. Was be kommt der Muff nicht alles zu sehen und was verbirgt er nicht alles! Er muß das kleine, duftende Spitzenta schentuch aufnehmen, die Schachtel mit den Hustenpastillen, das zierliche Por temonnaie, den eben erhaltenen Liebes brief; und wird er nicht in den meisten Fällen mit den kleinen Veilchensträuß chen oder den zierlich gebundenen Ro senknospen geschmückt, die uns Liebe auch im Winter spendet? Verbirgt nicht der Muff eine ganze Märchen gen? l - das Licht der Welt erblickt zu haben. die Ehre, die Vaterstadt des Muffes zu sein. Im fünfzehnten Jahrhundert «alt der Muff als ein kostbares, hoch aristokratisches Toilettenstück, das nur zuknöpfen ließ, wenn man die Hände im Muff untergebracht hatte. Die Mode begünstigte den Luxus, den man anfing mit dem Muff zu treiben; man setzte an Stelle der Knöpfe, welche die Seitentaschen schlössen, Diamanten, rühmte Abs6 Robert d'Arbrissel eiferte damals in seinen Predigten gegen die sündhafte Eleganz des Muffes der Damenwelt, der aber nicht immer in den Händen der Frauen blieb. Auch da sie meist nicht die Mittel hatten, das Sammtmuff folgten Pelzmuffe und später Stoffmuffe, die zum Kleide passend gewählt wurden. Diese Mode griff sehr rasch um sich, so rasch, daß die Pelzhändler Grund hatten, zu be fürchten, daß es mit der Zeit des Pelz muffes vorüber sei. Um sich materiell zu Hilfen: sie zogen den Stoffmuff ins Lächerliche; sie bezahlten Männer und Frauen, die in zerlumpten Kleidern, Mittel wirkte: die vornehmen Damen entsagten dem Stoffmuff, sie singen an, nur noch Hermelin. Otter und Blaufuchs zu tragen. Später, als das Schlittschuhlaufen auftam und die Damen sich von ihren Cavalieren im Schlitten auf der Eis bahn fahren ließen, tauchte der lang langherabwallendes Fell sich wie eine Schuhdecke über die Kniee der Schlit tensahrerin legte. Zu Ende des achtzehnten Jahrhun derts wurde der Muff wieder außer gewöhnlich klein, in elegant nach den Seiten zugeschweifter Form; er ver barg dabei nicht allein einen Behälter, der das Taschentuch und den Liebes brief aufnahm, sondern auch eine ge schickt verborgene Falte, in der das Portemonnaie Unterkunst finden konnte. Um diese Stille möglichst zu verdecken, fertigte man den Muff aus sibirischem, langhaarigem Wolf an, und trug ihn so lange Jahre hindurch. Der wirklich typische Muss ist der, den man um die Zeit von 1830 trug, in seiner übergroßen, protzenhaften Form, die den Reichthum der Bürgerin kenn zeichnen sollte und vorzüglich zur Cri noline und zu den Keulenärmeln paßte. Das ist derselbe Muff, den man in den Erzählungen von Paul de Cocq wie derfindet, der Muff, der eine ganze Fülle von köstlichen Scherzen und harmlosen Abenteuern verbirgt. Er spielt auch in der Geschichte: „Das Leben in der Bohüme", eine Rolle; die sterbende Francine drängt den Gelieb ten zum Ausüben, indem sie ihm auf träat: „Geh, Liebster! ich fühle mich heute sehr wohl; ich werde bald gesund > sein. Aber es wird kalt und ich i brauche einen Muff geh, kaufe mir einen schönen, großen Muff, den größ ten. den Du findest!" Er geht und l kommt mit einem Muff wieder; Fran- ! cin« legt ihr freudenstrahlendes Gesicht daraus und stirbt auf dem weichen Muff. Die heutige Form des Muffs Vei ten französischen Schauspielerin. Sie war sehr klein, zierlich und schmal und wurde in den Rollen, in denen sie mit dem großen Muff auftrat, von diesem zur Hälfte verdeckt. Das ärgerte sie derart, daß sie sich, kurz entschlossen, einen winzigen Muff anfertigen und damit auf der Bühne erschien. Zwei Tage später trug ganz Paris den kleinen Muff der Schauspielerin, un!> keine Zeit hat es vermocht, ihm seit dem seine frühere Größe wiederzuge ben. Der diesjährige Wintermuff ist theil weise in sein früheres Stoffgewaai» zurückgekehrt; man trägt vielfach eine»? flachen, taschenartigen Muff aus Sammt oder Stoff, zum Kleid pas send, den man mit hellen Spitzen, Jett spangen, Bandschmuck und ausgestopf ten Vögeln schmückt. Es ist bekannt, daß Kinder gerne fragen, ja zuweilen lästig damit wer den,ohne Sie! Vortheil davon zu weil sie selten über die Frage nachden ken und die Antwort wieder veraessen. Wenn nun mein Vater, welcher längere Zeit mit seiner Familie auf dem Lande lebte, z. B. von «inem Kinde befraot wurde: Vater, was ist das für eln Thier?" so sah er sich gar nicht danach« um, sondern antwortete: „Sage mir erst, wie es ist, dann will ich Dir sa gen. wie man es nennt." „Nun", sagte der kleine herzhafte Krauskopf und sah sich vorsichtig das Thierchen in seiner hohlen Hand an, „es ist wie eine kleine Schlange.hat aber vier Füße und kleine Schuppen und ganz geschwinde Augen und sieht beinahe grün aus." „Das wird also wohl eine Eidechse sein", ent gegnete mein Vater und fügte dann hinzu, was des Thierchens seine Nahrung, Aufenthalt etc. betraf, was natürlich gleich darauf den Ge schwistern mit wichtiger Miene wieder erzählt wurde. Dasselbe fand nicht nur mit Thieren, sondern auch mit- Bäumen, Blumen und Steinen statt, und es kam bald dahin, daß sich die Kinder zu ihrem Vergnügen auf's Be schreiben und Beobachten einübten, selbst von solchen Gegenständen, die sie schon zu nennen wußten oder die sie nicht vorzeigen konnten; denn der Va ter lobte einen klaren und deutlichen Vortrag, und die Kinder nahmen es für einen sehr demüthigenden Verweis, wenn er sagte: „Du hast Dir's nicht recht angesehen." Alles Gute aber, was dem Menschen in der Kindheit da durch gelehrt und eingeprägt wird, daß man ihn selbstthätig dabei sein läßt, wächst mit ihm und trägt noch ander weite Früchte: so kam es auch, daß jene Kinder später in ihrem Leben gute Beobachtunqs- und Unterschei dungsgaben iithätigten und nament lich Menfchenkenntniß gewannen. Die Natur aber haben sie unaussprechlich lieb behalten. Tiutc für die Toilette. Müde und abgespannt fand ein. Afrikareis«nd«r im Kraal eines Hotten tottenhäuptlings gastfreundliche Auf nahme. Am nächsten Morgen wollte «5 sein Reisetagebuch vervollständigen, be merkt« aber mit Bedauern, daß sein Tint«nvorrath eingetrocknet war. Schon er das Schreibmaterial wieder zusammen, als er auf «inem Bambusftänder ein Glas entdeckt«, daS sich als ein bis zum Rande gefülltes Tintenfaß entpuppte. Erfreut dar iib«r, nahm «r die beabsichtigten Ein tragung«« vor. Plötzlich würd« «r da bei durch ein« junge Negerin die ihm hastig das Tintengefäß weg nahm. Ihr Geschrei lockte auch die anderen Glieder der „königlichen Fami „Monarchen" von einem europäischen Händler als Toilettemittel zur Ver schönerung der Haut erkauft hatt«. Der Reifende wurde wegen dieser Fre velthat zum Tode verurtheilt, sein Le ben aber noch glücklich durch den Capi tän eines in der Nähe ankernden Kriegsschiffes dadurch gerettet, daß dieser die tieferzürnt« Hottentotten tante durch das Geschenk eines großen Gesässes mit schwarzer Tinte beru higte. erforderlich, und zwar Weiße: in drei Punkten, das sind die Haut, die Zähne und die Hände. Für di« Schwärze: die Augen, die Augenbrauen und die Wimpern. Für drei ist Röche wün fchenswerth: die Lippe», die Wangen möchte man schmal sehen: den die Taille und den Rist. Drei der Ding« aber dürfen groß ausfallen: die Arme, die Hüften und die Beine, drei andere dagegen recht zart und fein: die Finger, das Haar und die Lippen, und schließlich drei recht klein: die Büste, die Nase und der Kopf. Nur was in ,dun Kopse enthalten sein soll, davon schweigt die dreieinig» Echön hiltSregell
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