Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 01, 1895, Page 2, Image 2

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    2 Das Atottern.
i Unter den mancherlei Sprackgebre
«hen ist das Stottern «in sehr lästiges
Uebel, denn es hindert den mündlichen
Verkehr mit unseren Mitmenschen, es
schließt den damit Behafteten von vie
len Berussarten aus und drückt ihn
körperlich und geistig nieder. Beob
achten wir einmal einen Stotterer.
Obgleich er sich noch so sehr anstrengt,
nicht selten alle Glieder in Bewegung
setzt, so gelingt es ihm nicht, das ge
wünscht« Wort hervorzubringen. Aber
nicht immer zeigen sich solche Anstren
gungen. Der Leidende ist vielleicht fä
hig, sich ziemlich geläufig zu unterhal
ten. wenn er aber das Wort, das er
nicht zu sprechen vermag, nothwendig
also in beständiger Angst, wodurch
seine Nerven sehr zu leiden haben.
Zum Glück haben in den letzten Jahr
den für Stotterer aufgestellt, nach de
nen es möglich ist, Stotternde von die
sem lästigen Uebel zu befreien. Nach
onten Methoden sind bis jetzt etwa 7V
Vrocent ganz von ihrem Uebel befreit,
20 Procent wesentlich gebessert, 10
Procent nicht geheilt worden. Nur
möchten wir vor solchen Lehrern wär
mn. die angeben, alle heilen zu kön
nen. was leider unmöglich ist. Wir
möchten in diesem Blatte den lieben
Müttern einige Rathschläge ertheilen/
an Stelle des Stommelns, im '»"«iten>
und dritten Lebensjahre, das Spre
chen. Jetzt ist es von großer Wichtig
keit. daß das Kind deutlich und rein
sprechen hört. Leider gibt es nun
manche Eltern, die an der Aussvrache,
wie sie ein Kind von dem erwähnten
Altir hat, Wohlgefallen finden; sie
sprechen deshalb mit den Kindern in
dieser kindlichen Weise, bedenken aber
nicht, daß sie dadurch oft großen Scha
den anrichten. Da das Kind in dieser
Zeit fast alles nachahmt, so ist durch
aus nothwendig, daß es in der Famili«
ein gutes Beispiel finde. Die Laute
und ihre Verbindungen müssen daher
rein und deutlich gesprochen werden.
Die Folgen werde» sich bald -«men, die
Kinder werden nicht nur rein und deut
lich sprechen lernen, sondern sie werden
auch vor dem Stottern bewahrt blei
ben. Kleine Kinder sprechen oft schnell,
die Worte überstürzen sich, hier liegt
nun die Gefahr, daß sie sich das Slot
kern angewöhnen. Deshalb müssen
solche Kinder an langsames Sprechen
aewöhnt werden. Das Wort oder der
Satz muß ihnen langsam und deutlich
vorgesprochen werden. Dann veran
lasse man sie, ebenso nachzusprechen.
Es gibt gewisse Laut«, die den Kin
dern viel Mühe machen. Da sagt z.
B. ein kleiner Knabe „baf" für
.schlaf", er kann offenbar das „fch"
nicht hervorbringen. Was ist dabei zu
thun? Man halte da keine große Pre
digt. sondern sage ihm das „sch" vor,
aelingt der Laut auch am ersten Tage
noch nicht, so gelingt er vielleicht am
«hnlen. Und welch große Freude hat
das Kind selbst an dem Erfolge! Hier
-M gehört aber Geduld, nichts schadet
mehr als Heftigkeit. Wenn je das
Wort „Geduld und Liebe überwinden
alles" seine Wahrheit erweist, so ist es
Hei der Erziehung. Man svreck>e also
langsam und deutlich, unter Umstän
den ist das gedehnt«, nah«zu sing«nd«
Sprechen sehr an sein«m Platze, dann
werden sich bald di« Frücht« solcher
kleinen Mühen zeigen. Bei Kindern,
die sich das Stottern schon angewöhnt
haben, ist das richtige Athemschöpfen
von großer Wichtigkeit. Die allerm«i-
Nen Stotterer verstehen nicht richtig zu
athmen, deshalb ist es nothwendig,daß
sie dasselbe erlernen. Man lasse also
Athmungsübungen machen. Bei geöff
netem Munde werde tief aufaeathmet,
der Athem einige Zeit gehalten und
endlich langsam ausgeathmet. Solche
Uebungen sind oft zu wiederholen: da
dei ist auf ein« richtige Körperhaltung
sehr zu seh«n. Der Uebende stehe ge
rade. Brust hervor, Leib zurück. Rücken
nicht eingezogen. Ferner sind alle an
deren Bewegungen, besonders das Ge
sichterziehen, zu oermeiden. Es wird
M empfehlen, solche Uebungen vor
dem Spiegel machen zu lassen, damit
sich der Uebende selbst von dem schlech
ten Anblick solcher Bewegungen über
zeuge. Später sind di«se Athinungs
ubltngen mit dem Sprechen zu verbin
daß d«r Vokal recht laut und langsam
vesprochen werde; z. B. gute Mama.
Hat der Leidend« nicht Athem genug,
oder athmet er zu schnell aus, dann
entsteht wieder das Stottern. Sollte
alle diese Mühe ohne Erfolg bleiben,
dann vertraue man sich einem gewis
belanntein Lehrer an.
Auch ein Trost,
„Wie, Du willst in's Theater gehen
und mich. Deine Frau, daheim sitzen
lassen?" Mann: „Allerdings! Sei
froh, daß ich Dich nicht für's ganze Le
ben sitzen ließ."
Sehrwahr! Er: „Du, sag'
mein Schnurrbart ab«r noch ganz
fchwarz ausschaut?" Sie: „Darin
s«h« ich nicht viel Merkwürdiaes
Dein Schnurrbart ist doch auch minde
ttens zwanzig Jahre jünger."
?m Reiche der Mode.
Die Bollsaison st«k>t im Zenith und
daher dürften unser« Leserinnen an «le
aanten Neuheiten auf dem Gebiete der
Balltoiletten gerade jetzt besonderes In
teresse nehmen. Mehr für junge
Frauen geeignet erscheint ein Costüm
aus großniusterigem.rofa Seidendamast
Frauen,
in Prinzeßform mit mäßiger Schlepp«
und mit rundem Ausschnitt gearbeitet.
Vorn öffnet es sich über einem Devant
aus gelblichem Spitzentüll, der drei
flache Puffen bildet und mit einem brei
ten Volant abschließt. Der Rock zeigt
oben «in paar kleine Paniers, die nach
den Hüsten hin mit Rosetten aus rosa
Sammet zusammengefaßt sind. Die
des Plastrons je unter «in«r Samm«t
rvsette enden. Den Ausschnitt um
aiebt ein rund sehr tollig
fallender Kragen aus rosa Sammet,
der hinten in der Mitte geschlitzt ist.
Kurze, mit einem Sammetbandeau ab
schließende Puffärmel vervollständigen
die vornehm« Toilette.
Für jung« Mädchen.
Aus gelber Seid« besteht eine Ball
toilette für junge Mädchen, welche der
vorstehend beschriebenen an Eleganz
nichts nachgibt; dieselbe ist mit schwar
zem Sammetband und Heller Seiden
die Gaze mit Sammetrosetten zusam
mengefaßt. Ein Gürtel aus gefaltetem
Sammetband umwindet die Taille und
gleiche Rosette.
Costüm mit Litzengarnitur.
Auch mit mehreren hübschen Sachen
für den täglichen Gebrauch machen wir
unsere Leserinnen bekannt. Besonders
geschmackvoll wirlt «in Costüm aus
taubengrauem Lod«nstoff mit Litzen
garnitur, welches auf dem Rock unt«n,
fowl« längs der beiden vorderen Nähte,
auf der Taille jäckchenartig, sowie am
unteren Rande, auf dem Stehtragen
und den Aermeln mit einem Viertel
Zoll breiter, etwas dunklerer Hohllitze
verziert ist. Der Rock besteht aus sie
ben Bahnen; derselbe bildet hinten röh
renartige Falten und ist 20 Zoll hoch
mit Einlage versehen.
ten bildet. Die mit einem glockenför
migen Schoß abschließende Taille tritt
oben etwa? auseinander und läßt einen
mit einem Stehkragen verbundenen Latz
aus weißem Tuch sichtbar werden, des-
zroß«, mit Biber umrandete Pelerinen
lragen deckt. Gleicher Pelz ist auf den
Straßenanzug mit Pale
tot t a i l l c.
Aermeln, sowie auf dem Schoß d«r
vorn voreinander tretenden mit Haken
und Oesen geschlossenen und mit gro
ßen Sammttnöpsen verzierten Taille
angebracht, die hinten mit einem Kra
pfm garn.rt
An der Warwarkastraße in Moskau
steht das Stammhaus der Romanows,
des regierenden Zarengeschlechts. Um
die Mitte des 14. Jahrhunderts soll
der Ahnherr der Familie, Andrei, mit
dem Beinamen Kobyla (Stute) aus
Preußen nach Moskau gekommen und
in die Dienste des Großfürsten Simeon
des Stolzen getreten sein. Sein Ur
urenkel Roman Jurjewitsch begründete
die Linie Sacharjin-Jurjew, und durch
die Vermählung seiner Tochter Anasta
sia mit dem Zaren Iwan 11. Wasilje
witsch (1547) und khres Bruders Ni
kita mit Eudoxia, der Fürstin von
Das Stammhaus derßoma
n o w s.
Susdal, gelangte die Familie zu gro
ßem Ansehen und in unmittelbare Be
ziehung zu dem alten Herrscherhause
Rurik. Als nach Iwan des Schreckli
chen Tode unter seinen Nachfolgern,
seinem schwachen Sohne Feodor, dein
Usurpator Boris Godunow und dem
falschen Demetrius das russische Reich
in immer größere Bedrängniß kam,
wurde der siebzehnjährige Jüngling
Michael Fedorowitfch Romanow, der
Sohn des Metropolitan Philaret, im
Jahre 1613 von den geistlichen und
weltlichen Herren und den Boten der
Städte einmüthig zum Zaren erkoren.
Er ist also der erste Kaiser aus dem
Hause Romanow.
es auf Befehl Kaiser Alexanders 11.
wiederhergestellt. Unsere Abbildung
stellt die Rückseite mit der Hauptsassade
Schmeichelhafte Beschrei
bung.
Menschen soll ich ähnlich'sehen? Mit
nach Ihrer Ansicht die schärfste Waffe?
Lieutenant: Damen gegenüber 's
Monocle.
Raffinirte Schmeiche
lei. Geck: „Wenn ich Sie sehe, gnä
diges Fräulein, dann gehen mir im
mer zwei Damen ab!" Dame: „Wie
so?" Geck: „Nun, Sie sind doch im
mer nur eine der drei Grazien!"
Die erste öffentliche Desinfek
tionsanstalt in Dentin.
Zu den furchtbarsten Feinden des
Menschengeschlechts gehören eine nroße
Zahl sehr kleiner, dein unbewaffneten
Auge nicht sichtbarer Organismen,
welche, wenn sie in das Innere des
Körpers eindringe», die Urfacbe zu
vielen Krankheitsformen werden,welche
man in ihrer Gesammtheit als Infek
tionskrankheiten zu bezeichnen pflegt.
Erst seit relativ wenigen Jahren ist in
diesen Wesen, den Bacillen, der Grund
so vieler Leiden erkannt worden, und
»war hauptsächlich durch die fundamen
talen Arbeiten von Koch und Pasteur.
Noch vor geringer Zeit standen daher
die Individuen schutzlos jenen toot
bringenden Epidemien gegenüber, de
ren furchtbarst« Repräsentanten di«
Cholera, die Pocken und die Pest sind.
Aber auch auf diesem Gebiete hat die
moderne Naturwissenschaft großartige
Fortschritte und Erfolge zu veneichnen.
Nun hat die Erfahrung gelehrt, daß
in der Umgebung eines Kranken befin
den, also in der Wäsche, den Kleidern
und dergleichen mehr, gerade der Sam
melplatz der insizirenden Organismen
zu suchen ist.
Man mußte daher Methoden ermit
teln, um die Keime in ausreichender
Weise zu treffen. Aus vielen zu die
sem Zwecke im kaiserlichen Gesund
heitsamte von den Herren Koch, Gaff
let? und Löffler angestellten Versuchen
hat sich endlich ergeben, daß durch die
Einwirkung heißer gespannter Wasser
gase von mindestens 100 Grad Celsius
selbst die Sporen infektiöser Mikro
organismen in relativ kurzer Zeit zu
kommt es nun darauf an. umfangreiche
Gegenstände, wie Betten, Packete von
Kleidungsstücken, ja selbst Möbel durch
maltemperatur zu bringen.
Die Beamten, welche das Abholen
besorgen, tragen während des Packens
den Füßen reiche», damit keine
Krankheitskeime ihrer Amtskleidung
mittheilen.
Verschließen des Desinfec-
Wegen der große» sanitären Wich
tigkeit der neuen Unternehmung möch
ten wir in Kürze «ine Schilderung deS
gesammten 'Disinfectionsverfahrens
hier einfügen. Sowie die Fahr-euge
anlangen, werden dieselben entladen
und ihr Inhalt in die Aufbewahrungs
räume der Abtheilung I. für infi
zirte Gegenstände untergebracht.
Ehe nun die eigentlich« Operation
beginnt, werden die Desinfectionsöfen,
von denen das Berliner Institut drei
von je 4,S Kubikmeter Rauminhalt
besitzt, stark ventilirt. Dieses wird er
laden. in das Innere geschoben und die
Thüren geschlossen. Man heizt da
rauf bei theilweise geöffneten Ventil
klappen den Apparat eine Zeit hin
kommenein Verschluß d-:.i gescannten
Dampf der Maschine auf die Gegen
stände einwirken zu lassen.
Nach «iner kurzen Ventilation zum
Schluß ist der Proceß vollständig be
endet.
Die ganz« Operation erfordert etwa
vierzig Minuten. Nach ihrer Vollen
dung gibt ein Glockenspiel den Beam
ten in Abtheilung 11. für desinfi
zirte Gegenstände das Zeichen zum
Entleeren der Oesen.
Sie öffnen die Thüren, welche nach
ihrer Abtheilung zu liegen, und erle
digen ihre Geschäfte. Die Desinfec
tionsöfen sind nämlich in der Weife
eingerichtet, daß für jede der beiden
Abtheilungen besondere Zugänge vor
handen sind, was wiederum dadurch
erreicht wurde, daß der gesammte Ap
parat die trennende Wand durchdringt.
Durch die genauen technischen und
talteorologischen Untersuchungen des
Direktors M«rke, beziehungsweise des
Dr. Hottmann ist die vorzüglichste
Wirkung der geschilderten Metböde er
wiesen. Die Temperatur innerhalb der
Das Herausnehmen der
desinsizirten Ge gze n-
Oes«n überschritt allüberall 100 Grad
Celsius und auch die hartnäckigsten
Sporen wurden vernichtet.
ZAr die Küche.
Bei j«dem Mahle erhöht ein sorgfäl
tig zubereiteter Salat den Genuß und
doch wird bei der Salatbereitung nicht
f«l!en arg gesündigt. Fast jeder Salat
wird am besten zuerst allein mit gut«m
O«l vermischt und kann so stundenlang
stehen, ohn« zusammenzufallen-, einge
schnittine Gurken, ohn« Brüh« zu zie
hen. Wenn nicht mtt eigentlicher
Mayonaisensauce begossen, mischt man
Salz, Pfeffer, Essig oder die Salat
sauce ohn« Oel angerührt, erst eb«n vor
dem Gebrauch mit d«m Oel getränkten
Salat. Salat, wie manche G«müs«,
aewinnt wes«ntlich durch Zugab« von
etwas Zucker, ohne daß «r süßlich
schmecken darf, wenn das aber ge
wünscht Ho'.rd, dann muß mehr Zucker
genommen werden. Dagegen gewin
nen süß« Speisen, auch «wgimachte
Früchte, durch Zugabe einiger Körn
chen Salz. Auch di: Haltbarkeit der
Früchte soll dadurch erhöht werden.
Wenn Confitüren, sonst mit aller Vor
sicht behandelt, doch »ft nachher verder
ben, so ist zumeist der Grund darin zu
sinden, daß zugleich mit ihnen andere
Speisen auf dem Herde kochen, was
durchaus zu vermeiden ist. Wenn an
dere Dämpf« in das Eingemachte hin
einschlagen, kann auf Haltbarkeit nicht
gerechnet werden.
Beim Backen ist zu beobachten, daß
Schneeschlagen wie -rühren rasch, aber
mit leichter Hand geschieht, ohne jede
Kraftanstrengung. Etwas Citronen
saft ist förderlich bei beiden. Sobald
band!« es sich um süße Speisen oder
um Gebackenes. Bei Confekt, das auf
Papier gesetzt wird, das immer unta
delig, rein und weiß sein muß, genügt
Loslassen! Man drehe das Papier
ser ziemlich naß. und nach wenigen
Minuten wird sich das Papi«r ohne
Müh« loslösen, so daß keine Spuren
desselben an Makronen und derglei
chen als häßliche Zugabe hängen blei
ben.
' Hier einig« Recepte für einfache, aber
112 ch m ackhaft «Gerüchte. Ochsen
ausbewahren.
. Rosenkohl mit Bratwürstchen. Man
blanchire die Röschen einige Minuten
häuft an und umleg« sie mit den Brat
würstchen. Diese letzteren selbst wer
den in folgender Weise bereitet. Man
Pfanne gi!,t man vier Eßlöffel Ab
schöps-Fctt, 4 Stück feingeschnittene
Zwiebel, Wurzelnxrk, 4 Sträußchen
Kuttelkraut, 6 zerdrückte Wachholder
be«ren und von Gattung Gewürz
Zwiebel bestreut, mit 4 Eßlöffel Fett
Fett bestrichenen Papier bedeckt. So
läßt man das Fleisch, wenn «s die Zeit
geschnittenes Schwarzbrod dazu, und
läßt das Fleisch noch ungefähr 2
Stunden dünsten, worauf man es aus
sein wenn nöthig noch mit etwas Essig
und Suppe den gewünschten Geschmack
gibt, die Sauce nochmals auskochen und
dann warm stehen läßt. Das Fleisch
muß indeß beiläufig eine Viertelstunde
durch es eine Kruste bekommen soll.
Dann ist es fertig zum Anrichten, der
Saft wird in «nur Sauciere beigege
ben.
' Gekochter Hecht. Ein 3
ger Hecht wird geschuppt oder besser
rasirt, d. h. man setzt «in scharfes Mes
ser unten amSchwanze des Fisches zwi
schen Schuppen und Haut ein und
schneidet erster« alsdann er wird
Schwanz wird in den Rachen zwischen
die Zähne gesteckt, so daß der H«cht
einen Ring bildet; nun setze man das
gedeckt eine Viertelstunde langsam an
ziehen; man heb« ihn hi«raus mit «inem
Schaumlöffel behutsam heraus, lasse
ihnablausen, richt« ihn auf di« zum
Anrichten bestimmt« Schüssel an. be- .
streue ihn mit feingehackter Peirrsilie
und bringe ihn zu Tische. Rein aus
aelasstNt, frisch« Butter und abgekochte
Kartoffeln werden besonders dazu ser
virt.
Aer Muss.
Wenn wir im Winter durch die
Hauptverkehrsstraßen der Stadt pro
meniren und vor den hellerleuchteten
bleiben wir, vor den Auslagen eines
Kürschners angekommen, stehen. Da
liegen sie ja im Schaufenster ausgebrei
tet, unsere Lieblinge, jene weichen, mit
Seide gefütterten, runden Hüllen, die
dazu bestimmt sind, die niedlichste»
Hände warm zu halten!
Ach ja, der Muff! Hat nicht schon
sein Name für uns etwas Einschmei
chelndes, etwas Molliges. Was be
kommt der Muff nicht alles zu sehen
und was verbirgt er nicht alles! Er
muß das kleine, duftende Spitzenta
schentuch aufnehmen, die Schachtel mit
den Hustenpastillen, das zierliche Por
temonnaie, den eben erhaltenen Liebes
brief; und wird er nicht in den meisten
Fällen mit den kleinen Veilchensträuß
chen oder den zierlich gebundenen Ro
senknospen geschmückt, die uns Liebe
auch im Winter spendet? Verbirgt
nicht der Muff eine ganze Märchen
gen? l -
das Licht der Welt erblickt zu haben.
die Ehre, die Vaterstadt des Muffes
zu sein. Im fünfzehnten Jahrhundert
«alt der Muff als ein kostbares, hoch
aristokratisches Toilettenstück, das nur
zuknöpfen ließ, wenn man die Hände
im Muff untergebracht hatte. Die
Mode begünstigte den Luxus, den man
anfing mit dem Muff zu treiben; man
setzte an Stelle der Knöpfe, welche die
Seitentaschen schlössen, Diamanten,
rühmte Abs6 Robert d'Arbrissel eiferte
damals in seinen Predigten gegen die
sündhafte Eleganz des Muffes der
Damenwelt, der aber nicht immer in
den Händen der Frauen blieb. Auch
da sie meist nicht die Mittel hatten, das
Sammtmuff folgten Pelzmuffe und
später Stoffmuffe, die zum Kleide
passend gewählt wurden. Diese Mode
griff sehr rasch um sich, so rasch, daß
die Pelzhändler Grund hatten, zu be
fürchten, daß es mit der Zeit des Pelz
muffes vorüber sei. Um sich materiell
zu Hilfen: sie zogen den Stoffmuff ins
Lächerliche; sie bezahlten Männer und
Frauen, die in zerlumpten Kleidern,
Mittel wirkte: die vornehmen Damen
entsagten dem Stoffmuff, sie singen
an, nur noch Hermelin. Otter und
Blaufuchs zu tragen.
Später, als das Schlittschuhlaufen
auftam und die Damen sich von ihren
Cavalieren im Schlitten auf der Eis
bahn fahren ließen, tauchte der lang
langherabwallendes Fell sich wie eine
Schuhdecke über die Kniee der Schlit
tensahrerin legte.
Zu Ende des achtzehnten Jahrhun
derts wurde der Muff wieder außer
gewöhnlich klein, in elegant nach den
Seiten zugeschweifter Form; er ver
barg dabei nicht allein einen Behälter,
der das Taschentuch und den Liebes
brief aufnahm, sondern auch eine ge
schickt verborgene Falte, in der das
Portemonnaie Unterkunst finden
konnte. Um diese Stille möglichst zu
verdecken, fertigte man den Muff aus
sibirischem, langhaarigem Wolf an,
und trug ihn so lange Jahre hindurch.
Der wirklich typische Muss ist der, den
man um die Zeit von 1830 trug, in
seiner übergroßen, protzenhaften Form,
die den Reichthum der Bürgerin kenn
zeichnen sollte und vorzüglich zur Cri
noline und zu den Keulenärmeln paßte.
Das ist derselbe Muff, den man in den
Erzählungen von Paul de Cocq wie
derfindet, der Muff, der eine ganze
Fülle von köstlichen Scherzen und
harmlosen Abenteuern verbirgt. Er
spielt auch in der Geschichte: „Das
Leben in der Bohüme", eine Rolle; die
sterbende Francine drängt den Gelieb
ten zum Ausüben, indem sie ihm auf
träat: „Geh, Liebster! ich fühle mich
heute sehr wohl; ich werde bald gesund >
sein. Aber es wird kalt und ich i
brauche einen Muff geh, kaufe mir
einen schönen, großen Muff, den größ
ten. den Du findest!" Er geht und l
kommt mit einem Muff wieder; Fran- !
cin« legt ihr freudenstrahlendes Gesicht
daraus und stirbt auf dem weichen
Muff.
Die heutige Form des Muffs Vei
ten französischen Schauspielerin. Sie
war sehr klein, zierlich und schmal und
wurde in den Rollen, in denen sie mit
dem großen Muff auftrat, von diesem
zur Hälfte verdeckt. Das ärgerte sie
derart, daß sie sich, kurz entschlossen,
einen winzigen Muff anfertigen
und damit auf der Bühne erschien.
Zwei Tage später trug ganz Paris den
kleinen Muff der Schauspielerin, un!>
keine Zeit hat es vermocht, ihm seit
dem seine frühere Größe wiederzuge
ben.
Der diesjährige Wintermuff ist theil
weise in sein früheres Stoffgewaai»
zurückgekehrt; man trägt vielfach eine»?
flachen, taschenartigen Muff aus
Sammt oder Stoff, zum Kleid pas
send, den man mit hellen Spitzen, Jett
spangen, Bandschmuck und ausgestopf
ten Vögeln schmückt.
Es ist bekannt, daß Kinder gerne
fragen, ja zuweilen lästig damit wer
den,ohne Sie! Vortheil davon zu
weil sie selten über die Frage nachden
ken und die Antwort wieder veraessen.
Wenn nun mein Vater, welcher längere
Zeit mit seiner Familie auf dem Lande
lebte, z. B. von «inem Kinde befraot
wurde: Vater, was ist das für eln
Thier?" so sah er sich gar nicht danach«
um, sondern antwortete: „Sage mir
erst, wie es ist, dann will ich Dir sa
gen. wie man es nennt." „Nun", sagte
der kleine herzhafte Krauskopf und sah
sich vorsichtig das Thierchen in seiner
hohlen Hand an, „es ist wie eine kleine
Schlange.hat aber vier Füße und kleine
Schuppen und ganz geschwinde Augen
und sieht beinahe grün aus." „Das
wird also wohl eine Eidechse sein", ent
gegnete mein Vater und fügte dann
hinzu, was des Thierchens
seine Nahrung, Aufenthalt etc. betraf,
was natürlich gleich darauf den Ge
schwistern mit wichtiger Miene wieder
erzählt wurde. Dasselbe fand nicht
nur mit Thieren, sondern auch mit-
Bäumen, Blumen und Steinen statt,
und es kam bald dahin, daß sich die
Kinder zu ihrem Vergnügen auf's Be
schreiben und Beobachten einübten,
selbst von solchen Gegenständen, die sie
schon zu nennen wußten oder die sie
nicht vorzeigen konnten; denn der Va
ter lobte einen klaren und deutlichen
Vortrag, und die Kinder nahmen es
für einen sehr demüthigenden Verweis,
wenn er sagte: „Du hast Dir's nicht
recht angesehen." Alles Gute aber,
was dem Menschen in der Kindheit da
durch gelehrt und eingeprägt wird, daß
man ihn selbstthätig dabei sein läßt,
wächst mit ihm und trägt noch ander
weite Früchte: so kam es auch, daß
jene Kinder später in ihrem Leben
gute Beobachtunqs- und Unterschei
dungsgaben iithätigten und nament
lich Menfchenkenntniß gewannen. Die
Natur aber haben sie unaussprechlich
lieb behalten.
Tiutc für die Toilette.
Müde und abgespannt fand ein.
Afrikareis«nd«r im Kraal eines Hotten
tottenhäuptlings gastfreundliche Auf
nahme. Am nächsten Morgen wollte «5
sein Reisetagebuch vervollständigen, be
merkt« aber mit Bedauern, daß sein
Tint«nvorrath eingetrocknet war.
Schon er das Schreibmaterial
wieder zusammen, als er auf «inem
Bambusftänder ein Glas entdeckt«, daS
sich als ein bis zum Rande gefülltes
Tintenfaß entpuppte. Erfreut dar
iib«r, nahm «r die beabsichtigten Ein
tragung«« vor. Plötzlich würd« «r da
bei durch ein« junge Negerin
die ihm hastig das Tintengefäß weg
nahm. Ihr Geschrei lockte auch die
anderen Glieder der „königlichen Fami
„Monarchen" von einem europäischen
Händler als Toilettemittel zur Ver
schönerung der Haut erkauft hatt«.
Der Reifende wurde wegen dieser Fre
velthat zum Tode verurtheilt, sein Le
ben aber noch glücklich durch den Capi
tän eines in der Nähe ankernden
Kriegsschiffes dadurch gerettet, daß
dieser die tieferzürnt« Hottentotten
tante durch das Geschenk eines großen
Gesässes mit schwarzer Tinte beru
higte.
erforderlich, und zwar Weiße: in drei
Punkten, das sind die Haut, die Zähne
und die Hände. Für di« Schwärze:
die Augen, die Augenbrauen und die
Wimpern. Für drei ist Röche wün
fchenswerth: die Lippe», die Wangen
möchte man schmal sehen: den
die Taille und den Rist. Drei der
Ding« aber dürfen groß ausfallen: die
Arme, die Hüften und die Beine, drei
andere dagegen recht zart und fein:
die Finger, das Haar und die Lippen,
und schließlich drei recht klein: die
Büste, die Nase und der Kopf. Nur
was in ,dun Kopse enthalten sein soll,
davon schweigt die dreieinig» Echön
hiltSregell