6 Für uusere Frauen. Der Frauen Reden und Schreiben. " „Schreibe wie du sprichst" lautete «ine alte, allgemein bekannte Regel und Redensart. Wir möchten nun unter suchen, ob dieses Gebot nicht etwa be reits unmodern geworden, und ob das selbe überhaupt je für Frauen berech net und bestimmt war. Da man aber von Niemandem, also auch von weib lichen Wesen nicht gut ein unparteii sches Urtheil über das eigene Wollen und Können erwarten kann, so thuen wir wohl am besten, die Ansichten ei nes Mannes von Fach einzuholen. Schon jüngst haben wir denselben in Cescire Lombroso, und die seinem neue sten Werke entnommenen Anschauun gen über Wahrhaftigkeit und Lüge un seren verehrten Leserinnen vorgeführt, und können auch in Bezug auf das Sprechen und Schreiben der Frauen nur wieder „Das Weib", dasselbe aller ueueste Buch, welches als das Ergeb niß jahrelanger gewissenhafter Stu dien zu betrachten ist, zu Rathe zie hen. Dort soll über das Weib in Wort und Schrift folgendes zu lesen sein: als Geschwätzt ist beim Weibe in ho» hem.Maße «niwickelt. „Wie die Hiiw hin mehr bellt als der Hund", sagt stallisirt. Bekannt ist der Ausruf des griechischen Philosophen Xenarch: „Wie glücklich sind die Grillen, denn sie ha ben stumme Weiber!" Dagegen schreibt bekanntlich die lung ihrier graphischen Centren be dingt ist, beweist die Thatsache, daß »yan die bei Knaben so häufige und «inzuschreiben, Alles vollzukritzeln, bei Mädchen sehr viel seltener findet. Nur im Briefschreiben in dieser Art von geschriebener Conversation, die all solche ganz zu dem Wesen des» Weibes paßt werden die Männer vielleicht von Frauen übertroffen, die ihrem Unterhaltungsbediirsniß gern auf diese Weise Lust machen. Daher die Anmuth, aber auch die Weitschwei figkeit der Briefe aus der Feder auch nur einigermaßen gebildeter rhetorischen Aufwand den Kern einer Sache." Aus dem von Professor Lombroso Geschwätze hervorbringen müssen. Also sort in die Rumpelkammer «it der al ien Redensart! Bielleicht finden wir an der Hand unseres cäsarischen Be wunderers eine neue, bessere Regel. Wir erfahren von ihm, daß wir we riiger schreiben, als der Mann, so wäre es äußerst rathsam, wir möchten die selben Grundsätze auch auf das Reden Übertragen und weniger reden als die Männer, dann brauchten unsere mo dernen deutschen Gatten nicht mehr ge meinsam mit den alten Griechen die Grillen zu beneiden, wenn wir selbst uns eine solch grillenhafte Schweige samkeit auferlegen wollten. Und da man schließlich nicht umhin kann ein zuräumen, daß wir wenigstens die Kunst des Briefschreibens verstehen, so müssen wir zu der logischen Folgerung gelangen, daß die allgemeine Redens art „Schreibe wie du sprichst" heute nicht mehr für uns Frauen gemeint fein kann, und wenn sie jemals früher von uns angewendet wurde, nur dazu beigetragen hat, uns in dem allerun günstigsten Lichte zu zeigen. Wir kön nen besser schreiben als reden, folglich muß sich die geringere Rednergabe der Frauen an ihrem besseren schriftstelleri schen oder selbst nur briefstellerischen Talent emporzuranken suchen. Für uns Frauen soll also von nun an heißen „Sprich wie du schreibst", und indem wir die Grundformel ver ändern, kann daraus vielleicht auch noch in jeder anderen Beziehung nur Gutes resultiren. Wir werden uns bemühen, die Fehler abzulegen, welche wir, jetzt ist es klar zu ersehen, nur diesem altmodischen falschen Grundsatz zu verdanken haben, nämlich die Weit schweifigkeit unserer Schriftsprache, die ja bisher nur geschriebene Conver sation war. Dagegen werden wir ver suche», die gerühmte „Anmuth" unse rer Feder auch auf unsere Worte zu übertragen, und vielleicht auch möglich machen, was den meisten deutschen Frauen bisher noch abqeht, den Stem pel ihrer eigenen Persönlichkeit sowohl dem gesprochenen wie dem geschriebenen Worte aufzuprägen, und also „ohne große Mühe und ohne rhetorisch» Aufwand doch den Kern einer Sache" aucki mit unserer Rede zu treffen im Stande sein. Dann wird der vom» broso des zwanzigsten Jahrhunderts die Schreibe- als Redekunst des Wei bes rühmend hervorzuheben gezwungen sein. Ga« und «lcittriettä». sche Beleuchtung vom hygienischen Standpunkt aus veröffentlicht Profes sor von Pettenkofer «ine längere inter essante Betrachtung, aus der wir Fol gendes wiedergeben: Der Einfluß der Beschaffenheit des Lichtes auf die Seh schärfe und den Farbensinn ist bekannt. Während bei Gaslicht die Sehschärfe um etwa ein Zehntel herabgesetzt ist, kommt dem elektrischen Licht sogar ge geniiber dem Tageslicht ein gewisser Vorzug zu. Noch günstiger gestaltet sich das Verhältniß für das elektrische Licht bezüglich des Farbensinnes, denn letzteres erhöht den Roth-, Grün-, Blau- und Gelbsinn. Dieser Vorzug kommt allerdings nur dem Bogenlicht zu, während das Glühlicht sich in die ser Beziehung mehr dem Gaslicht nä hert. Der größere Reiz, den das von einer kleineren Fläche ausgehende und deshalb stärkere elektrische Licht auf das Auge ausübt, ist ein Nachtheil desselben gegenüber dem. Gaslicht. Allerdings läßt sich diesem Uebelstand durch matte Glasglocken begegnen, doch verliert das Licht dabei mehr als ein Fünftel seiner Helligkeit. Auch durch Anwendung von Schirmen kann die Blendung des Lichtes bewirkt werden, und hier empfiehlt das elektrische Licht besonders dadurch, daß die Lichtquelle dem Lesenden oder Schreibenden viel näher gebracht werden kann als Gas licht, denn der Unterschied in der Wär meerzeugung ist zwischen den elektri schen Brenner und der Gassammc ein sehr bedeutender. Ein Edison brenner von 27 Kerzen Helligkeit ent wickelt in einer Stunde 46 Wärme einheiten, gegen 908 Wärmeeinheiten, so daß bei elektrischer Beleuchtung nur der zwanzigste Theil jener Wärme ent wickelt wird, welche Gas erzeugt. Wäh rend jedes Leuchtmaterial die Güte der Luft beeinträchtigt, indem Sauerstoff verbraucht, Kohlensäure und Wasser an dieselbe abgegeben wird, verhält sich das elektrische Licht vollkommen an ders. Es ändert an der Zusammen setzung der Luft -wrnichts, es verdirbt die Luft nicht im Geringsten. Der Nachtheil, den das Gaslicht in dieser Beziehung gegenüber dem elektrischem Licht hat, läßt sich allerdings durch ausgiebige Lüftung und durch Abfüh rung der Berbrennungserzeugniss« des Gases beschränken und vermindern. Es wäre schwer zu sagen, ob die «ine Industrie in der Zukunft die andere ganz verdrängen wird; aus der ge schichtlichen Entwickelung unseres Be leuchtungswesens könnte man dies nicht schließen, denn noch heute leuchten der Holzspahn und die Kerze, die Oel. Lampe und das Petroleum, die GaS flamme und das Bogenlicht friedlich nebeneinander. I» derÄemetndekochschulc. Mutter: Gefällt es Dir in der Koch schule? Tochter: Nein, das Fräulein läßt mich immer aufessen, was ich gekocht habe. Lehrerin: Bertha, hast Du Deinem Vater schon gesagt, daß Du Kochstun den nimmst? Bertha: Nein, was soll ich ihm Angst machen? Schülerin: Jetzt habe ich aber etwas Schönes gekocht. Lehererin: Was ist es denn? Suppe oder Gemüse? Schülerin: DaS weiß ich noch nicht. Quitt? Herr Kandis, «In reich gewordener Kolonialwaaren-, nebst Wein-, Tabak- und Cigarren-Händ ler, hat an den Restaurateur Pansch mann eine Forderung von 70 Mark, die er aber trotz eifrigen Mahnens nicht betreiben kann. Schließlich kommt er auf den Gedanken: Wollen's absaufen! Mit ein paar Freunden geht er zu Panschmann in die „süße Heimath" und läßt Seit anfahren, ein Flasche nach der andern. Als er merkte, daß die 70 Mark voll sind, ruft er: „Du, viel hab' ich?" „Siebzig Mark!" „Soviel viel bist Du mir ja schuldig!" „Jüwohl!" „Dann sind wir also quitt!" „Jawohl!" „Der Sekt war aber gut! Sag' 'mal, wo haft Du den her?" „Den hab' ich von Dir 'riiberholen lassen!" ~Wa' ....? Anschreiben lassen?!!" „Ja wohl!" Dochsoviel. „Es ist ge stern Abend in unserm Verein beschlos sen, am Sonntag einen Ausflug nach dem Marienholz zu machen und dort stalten. dazu unsere Be mitbringen?" „Ja, sicher." „Was ger!" ! —Merks! Sag« von einem Weibe: „Es ist so schön, daß man wünschen möchte, es wäre auch so gut" sie gut ist!" und Du hast sie beleidigt', j Gute Antwort. Bater: Sagen Sie, was berechtigt Sie denn eigentlich, um die Hand meiner Tochter anzuhalten? Bewerber: Herr ich glaube ich schon, aber warum muß ich denn gerade Ihr Nährvater fem?! Da« Buch der vi«r «Snlg». Ein Stückchen Culturge schichte. Wer hat noch nicht in dem „Buch der vier Könige" auch „des Teufels Gebet buch" genannt, geblättert, d. h. an ei nem Kartenspielchen theilgenommen? Die alte Jungfer, welche mit ihrem Mops auf dem Schoß, Patience legt; die Kinder, welche sich beim schwarzen Peter amüsiren; der biedere Spieß bürger, dem eine Partie Schafskopf, Sechs und Sechzig oder Solo Bedürf niß ist wie das tägliche Brod ; unsere jungen Damen und Herren, welche dem Progressive Euchre huldigen; Bruder Studio und der „gebildete" Deutsche, für den der Skat das Alpha und Omega der Unterhaltung bildet; die Verehrer des vornehmen Whist und L'Hombre für Alle würde unsere schöne Welt der Vollkommenheit er- Opfer ihres Hab und Guts beraubt. Wann sind die Karten erfunden? Ueber diese Frage ist von Alterthums- Erwähnung der Spielkarten datirt aus dem Jahre 1392, in welchem der Schatzmeister Kaiser Karls des Sechsten von Frankreich in seinem Ausgabebuch eine Zahlung für drei Spiele Karten in „Gold und Farben" an den Maler Jacquemin Gringonneur verzeichnet hat. Daraus kann man aber nur mit Bestimmtheit auf die Art der damali gen Herstellung der Karten, aber nicht auf ihr Alter schließen, denn die „Rohal Asiatic Society" in London be sitzt in ihren Sammlungen ein Spiel Karten, welches mindestens 190 t) Jahre alt ist. Daß diese Karten zum Spielen gebraucht wurden, kann nicht bezweifelt werden, wiewohl die gelehr testen Archäologen sich vergeblich be müht haben, die Bedeutung der einzel nen BlätKr zu erforschen. Das Spiel hat acht verschiedene Farben. Die Könige reiten auf Elephanten, die Be ziere auf Tigern, Pferden und Stieren; Als ältestes Kartenspiel wird das heute noch in Oesterreich-Ungarn mit Vor liebe cultivirte Tarok, das in Bologna erfunden sein soll und für dessen Na men eine etymologische Erklärung fehlt, angesehen. Die alten Spiele enthiel ten meist 22 Taroks. Andere um schlossen auch wohl 49 bis 69. Die Karten, in der Regel wappengeschmückte Bilder in ganzer Figur oder symbo lische Darstellungen der verschiedenen Stände und Beschäftigungen, waren am oberen Rande einer Nummer versehen, während man unten eine Inschrift in französischer Sprache anzubringen vermochte. Außer diesen Taroks gab es noch eine Reihe anderer Figurenkarten, an die sich endlich 49 Nummernkarten anreihten. Diese alten Tarokspiele waren ziemlich schwer zu handhaben, vor Allem die veneiiani schen, welche manchmal 89 bis 199 Kartenblätter umfaßten. Etwas we niger voluminös präsentirten sie sich in Spanien, Frankreich und Deutschland. Japanesischc Karte. In Gestalt und Format erwiesen sich die alten Spielkarten außeror dentlich verschieden. Alle waren jedoch steif und unbiegsam; zumal die Eng länder bedienten sich wahrhafter Co losse von Karten. Viel zierlicher und dünner waren dagegen die französi schen Kartenblätter. Eines der im Britischen Museum in London aufbe wahrten altfranzösischen Karienfpele zeigt Blätter von noch nicht zwei Zoll Länge und einem Zoll Breite. Dabei ist das Papier, aus welchem sie herge stellt sind, so dünn, daß man das bergen kann. Das Format der alten Karten war entweder ein regelmäßi ges Biereck oder ein sehr längliches. Münze („Danari"), Stock ist, Mßt sich nicht mit GewißheU fest stellen. Die in Kostüm und Stellung so grotesken, phantastischen Gestalten, welch« noch heut« auf den Kartenbil dern vorwalten, datire» aus dem sieb zehnten Jahrhundert. Echo« zwei hundert Jahre früher gab «s jedoch Museums weist eine Reihe von Kar tenblättern auf, die in die Kategorie Portugtsische Karle vom Jahre IKZS. der Kunstwerke gehören? so ein Spiel Karten, welches im Anfang des fünf zehnten Jahrhunderts im Auftrage des Herzogs von Mailand hergestellt und mit 1600 Dukaten bezahlt wurde. Das Spiel ist mit der Hand in Goua chefarbe gemalt und zeigt allegorische Figuren der griechischen Götterlehre, umgeben von reichen Arabesken von Thier- und Bögekköpfen. Interessant sind auch einige uns überlieferte Kar tenspiele aus dem siebzehnten Jahr hundert. Das Britische Museum be sitzt z. B. eine „grammatische" Karte aus der Zeit Karls des Zweiten von England, in welcher die Farben oben in der linken Ecke, die Nummern am oberen Rande rechts und die Könige, Damen, Buben und Aß durch Brust bilder von regierenden Häuptern jener Zeit bezeichnet sind. Auf dem Haupt theil eines jeden Blattes aber befinden sich die Regeln der Grammatik abge druckt. Ein überzähliges Kartenblatt enthält folgende Erklärung: „Diese Karten sind erdacht, um die Hauptre geln der Grammatik mitzutheilen, d. h. Orthographia, Prpsvdia, Eiymolo gia und Syntaxis, also daß die Kar ten zu einer Rekapitulation bemelde ter Lehren dienlich werden, während sie zugleich sich zu allen in England gebräuchlichen Kartenspielen gebrau chen lassen." Ein zweites altes Kar tenspiel dient zugleich zur Auffri schung geographischer Kenntnisse. Dort zeigt Herzaß z. B. eine Landkarte des gesammten Europa, während Herzkö nig eine Ansicht von London präsen tirt. Auf einer weiteren Karte füh ren die Könige die Namen Carl, Da vid, Alexander, Cäsar; die Damen heißen Judith, Pallas, Rachel, Ar gine; die Buben: Hektar, Ogier, La hire und Lancelot. Ein Spiel Kar ten aus dem siebzehnten Jahrhundert gibt zugleich Anweisungen zum Tran» chrren der verschiedensten Gerichte. Herzaß enthält dazu die Anleitung: „Durch diese Karte kann jeder Mensch, ob Mann, ob Frau, die Kunst erler nen, nach welcher die gebräuchlichsten Gerichte gebührendermaßen zerlegt werden, und in Erfahrung bringen, mit welcherlei Saucen und Garnitu. Ren sie auf den Tisch zu setzen sind." Auf den einzelnen Blättern befaßt sich der Herzkönig z. B. mit dem Zerlegen eines Ochsenviertels, Schellenkönig mit dem Tranchiren eines Truthahns u. s. f. Die alten Nürnberger Karten aus dem vorigen Jahrhundert sind auch sehr viel mit allegorischen Figuren ge schmückt, denen allerlei mystifcheSinn sprüche beigefügt wurden. Interessant waren die französischen Kartenbilder zu jener Zeit, wo Kö nigreich, Republik und Kaiserthum auf einander folgten. Nachdem die Bour bonen gestürzt, wurden auch die un schuldigen Karten Könige, Damen und Buben in die Acht erklärt und durch berühmte Volksmänner, Volts heldinnen und Sansculotten ersetzt. Moliere, La Fontaine, Boltaire und Rousseau wurden mit Vorliebe statt der Könige verwendet, während Klug heit, Gerechtigkeit. Mäßigkeit und Tapferkeit an Stelle der Königinnen rückten. Napoleons des Ersten Adler blick wendete sich auch den Spielkarten zu, und der Maler Jacques Louis David wurde beauftragt, Entwürfe zu neuen Kartenbildern zu bringen, bis dann die wiederkehrenden Bour bonen die von den Kartenspielern längst zurückersehnten altvertrauten Kartenbilder, die Könige und Köni ginnen mit Lilien geschmückt, wieder zurückriefen. Zeiet .socialdemokratische' Karten fabricirt, auf denen es felbstverständ» Uork im Jahre 1848 wurde der Ver such gemacht, Präsidenten statt der Kö nige zu fubstituiren. Washington re gierte Herzen, John Adams Schellen, Franklin Schippen und Jefferson nahmen. Allein diese Neuerungen hielten sich auf die Dauer nicht. In den Slldstaaten der Union waren Kar- Eine der hübschesten Zeichnungen dieser Art wurde in den Fünfziger Jahren prämiirt und ein Spiel kostete Pl 9 in Gold. Di« alten Dampfboot-Karten, welche speciell für den Gebrauch auf den Mississippi-Booten gezeichnet wur den, waren ebenfalls sehr populär. Während des Bürgerkrieges wurden für Herz, Schellen, Kreuz und Schip pen der Zouave, Tambour, Monitor und Merrimac fubstituirt, so daß zum Beispiel die Schippen-Neun diese An zahl von kleinen Bildern des Monitor barocken Könige und Königinnen schöne Männer und Frauen in königlicher Tracht zu fubstitikiren, schlug vollstän dig fehl und kostete dem Fabrikanten ?z5.999. Monitor-Karte. Eine interessante Karte neueren Da tums, welche eine große Spielkatten fabrik in London zur Zeit der versuch ten Reformation der Spielkartenbilder in Umlauf fetzte, hatte di« folgenden Zeichnungen: Als Carreaukönig fungirt der Prinz von Wales, als Coeurkönig der Konig der Belgier, als Piquekönig der Kron prinz des deutschen Reiches und als Treslekönig der König von Italien. Als Cveuraß «rscheint di« Königin von England, als Piqueaß der Präsident aß der Kaiser von Rußland und als Trefleaß der deutsch« Kaiser. Die Coeurdam« wird von der Prinzessin von Wales, die Tresledame von der Kronprinzessin von Preußen, die Carreaudame von der Königin von der Kaiserin von Oesterreich repräsen tirt. Die vier Buben sind : ein schot tischer Dudelsackpfeifer, ein Gendarm, ein blondbärtiger Schweizer Führer mit Seil und Alpenstock und ein spa nischer Stierkämpfer. Diese „inter nationale" Karte ist tiefblau und trägt in Golddruck das Wappen Drachen und der deutsche Doppeladler. Das Ganze ist umringt von einem Kranz aus Eichenblättern, Eicheln, Disteln und Kleeblättern. Union- und EonsiderationZ Karte. In der neuesten Zeit wird mit Spiel karten wieder großer Luxus getrieben. Vornehme Clubs lassen ihre Karten auf Bestellung anfertigen und diesel ben mit dem Clubmonogramm verzie ren, während Mitglieder der Aristokra tie (wenn auch nur „Shoddy") ihre Wappen dazu verwenden. So Hat erst kürzlich ein New Uorker Geldaristokrat Karten im Werthe von P 1999 für sei mag dieselbe wieder auf ungefähr das Doppelle gestiegen sein. Der R e nomm irschlüssel. Frau Rosenau: So, >da haft Du den altin Schlüssel! Du kannst jetzt unter oen re.-winmiren, so viel Du willst; das Schloß habe ich ändern lasse?.. Todteu»aubcr de« See. Sie lockt doch immer wieder, die ewige See; «wig schön, ewig frei; Wenn einer freilich aus Furcht voi der Seekrankheit vom ersten Tage bis zum letzten, so lange er an Bord ist, in der Koje liegen bleibt, der wird nicht viel Gutes von ihr erzählen; ge gen solche Gäste ist sie nicht sehr zu vorkommend, aber wer vertraut mil ihr geworden in jahrelangem Verkehr, dem offenbart sie sich in ihrer ganzes Was die alte Nordsee wohl gesagt hat, als das Wikingsschiff über sie hinfuhr, nach Chicago, zur Meltaus sicllungen? Es war lange her, daß sie dergleichen gesehen, bald an die tau send Jahre. Die Drachen der trotzi gen, blutigen Seehelden verschwanden von der See; und mit einemmal taucht am Horizont aufs Neu- das hochge hobene Haupt solches drohenden Un thiers über dem blauenWasser auf und macht verwegen seinen Weg über den Manischen Ocean; ein gutes Zeichen, daß doch trotz Dampf und Maschine der Seemann, der wagemuthige,sturm vertraute, nicht ausgestorben ist, der darauf gefaßt ist, wenn's sein muß hinüberzugehen zu „Ran", der Todes, göttin. . Nordsee Mordsee! Da oben in der „Jammerbucht", an der Spitze von Jütland, da hat der Sturm, der heu lende, brausende, sausende Odins wilde Jagd! manch gutes Schiff auf den Strand getrieben im Laufe der Jahrhunderte, und wer möchte sie nennen und zählen, die da, unbekannte Fremdlinge, als Leichen auf den Dil nenstrand gespült sind! Auf Sylt, in den Dünen am Strand, da ist auch ein einfacher Kirchhof zu schauen: „Heimathstätte für Heimathlose" ist da zu lesen. Wo sind sie ausgesegelt, um hier im Norden ein einsames Grab zu finden, die da im Sande ruhen? und in welcher Sprache haben einst die Mütter ihr Lied gefungm über der Wiege, denen hier der heulende Schnee sturm das Leichenlied sang? Sturmnacht im October. Schwere, triefende Wolken, hoch daherrauschende Seen, tiefe Wellenthäler, ein Brausen und Spülen, ein Ueberkämmen und schäumiges Rieseln. Wie der Schaum, der salzig«, auf dem Wellenkamm durch die Nachi leuchtet mit weißem Glanz; sonst alles in Dunkel und lichtlose Finsterniß gehüllt. Und in dem Dunk«! und in dem weißen Schaum du schwebt ein dunkles Etwas auf und ab; schlingernd und stampfend, ohne Se gel, der Reeling Wasser schöpfend umhergeworfn wie eine Nußschale, nun eine See übernehmend, daß es am Deck siedet und brauset und zischt, bis die Wasser sich verlaufen durch die Speigatten in milchigen Strömen. Aufrecht und riesenstark steht einMann am Ruder und hält das Steuer mit ei serner Hand.und mit der andern wischt er sich den beißenden Sakzschaum un term Rand des Südwesters aus den Augen, die unverwandt hinausstarren in die wilde Sturmnacht. Er hält das Fischerboot vor der See, daß eS nicht dwars zur See zu liegen kommt dann kenterts. Segel dann es nicht führen, der Sturm risse sie ii. Fetzen und bräche den Mast. Ab und zu thut sich das Luk ein wenig auf und ein Kopf erscheint vorsichtig über Deck, immer klar zu verschwinden unker dem schnell geschlossenen Luk, daß die See nicht ins Schiff läuft. Der M«nn athmet auf, wie die kalte, nass« Luft feine Stirn« trifft, und der salzig» Sprühregen thut ihm wohl, da unten unter Deck b«i dichiverschalkien Luis ists fürcherlich. Kaum daß der Thrankriisel die matte Flamme in stickigen Luft nähren kann, wie er un ter Deck hin- und herpendelt, trüben, gelben Schein über den engen Raum breitend, noch gedämpft durch die Wo lken vom Tabak, der in den Kreide stummeln fchwält, und zu dem bei zenden Rauch der Geruch von Schnaps und di« thrangetränkten Stiefel der Fischer, die ruhig dort un ten hocken: Leid, schweig, trag, laß übergahn, D«s Wetter will seinen Willen Hanl „Brar! Lat mi rup! Nu is't Tid!" „Dat's 'n dulle Wedder vun Nacht." „Ja woll" tönt's einsilbig zurück „Gott's ein Dunner!" klingt es ge dämpft vom Luk her da kommt eine See herangerolli, mächtig, mit don- > nerndem Rauschen, lang, lang ge- l streckt: alles weiß, es braust und wet tert um den Mann am Ruder, mit bei den Fäusten faßt er die Pinne und stemmt di« Füße gegen die Reeling:' halt das Ruder!! daß die Wüthendr See halb von achtern das Schiff packt und unter ihm wegschießt: nun kommt sie, nun siedet's um ihn. über ihm: Wasserwall sich heranwälzend und nun bricht er in sich zusammen, tosend, wetternd und schmetternd heult der —stürzt über Deck: krachend bricht de» Mast: mit eisernem Griff umkrampfen die Finger des Steuernden vk Pinne, aber riesenmächtig packt ihn der wü iyende Strudel, reißt es ihn aufwärts, die Hände lösen sich von dem naß schlüpfrigen Steuer, er will schreien, aber der kochende Strudel wirft ihm Wasser in den Hals. Und die See verläuft sich aber es steht keiner mehr am Rud«r draußen, über der Tiefe, kämpft er den letzten Todes kämpf, ungesehen, ungehZrt und der Sturm singt stärker aus und es schmet tert oben aus den nachtdunklen Wolke«, wie eine gewaltsam geschwungene chwarze Fahne. „Wat's dat?" fährt Ole Jensen aus dem schweren Halbschlaf auf, in den ihn das Schlingern des Schiffes ge wiegt: da poltern sie schon durcheinan der; der Kriisel schlägt aus und gegen den Deckbalken und die Flamme verlischt: „Gott's ein Dunner! wi ken tern!" Tiefer legt sich der Kutter über immer tiefer; will er sich nimmer wie der aufrichten? Ja, diesmal noch; aber nun wirft er sich auf die andere Sfite; ein rasendes Spiel treibt die See mir ihm: „Wat is dar los? Wo ist Brai? Stecht he »ich mehr an't Stüer?" klingt es verworren aus dem lichtlosei» Dunkel. „Mak de Luk up!" Einer hat den Warpel gefaßt und schiebt ihn zurück; nun hebt er das Luk; ein wenig nur; aber da faßt der Sturm mit rasender Macht zu und drängt sich unter das Luk und reißt es krachend zurück- und an Der? auf schlägt, und keine Menschenkraft könnte es halten. Und eine zweite See Kiel dreht sich nach oben, die Reeling taucht unter Wasser; der Kutter ist ge kentert, und Kiel oben» treibt er vor Welle und Wind Häuser und wühlt in den Strohdä chern. Er biegt die Pappeln, daß sir sich tief über die Hütten neigen und Schornstein und treibt die Funken, die auf dem Herd in der Asch« glühen, stie bend auseinander. ges Moiken Wiebke, Brar, des Steuer« ges Weib. Angstvoll, die gefalteten wilde Rasen des Sturms. Jetzt läßt «r nach. Das Schmettern und Brau sen in der Luft hört auf; sie hört, wie draußen der Regen rieselt und an die Fenster schlägt, und hört, wie der Hund mit seiner Kette rasselt draußen auf dem Hof und wie er plötzlich in fängt. Sie richtet sich auf im Bett, zitternd; der Arm, mit dem sie sich abstützt, bebt, daß er sie kaum trägt: was ist das? Was wird's da so licht? Was hebt sich da ab von der hellen Wand? Ihre Augen schauen starr dahin, sie kann den Blick nicht wenden: den Mund voll Seegras, das nasse Haar in die Stirn hängend, die Schuhe voll Sand, steht dort eine Gestalt, das Haupt ge. senkt, die Arme schlaff herabhängend und leise riefelt's von ihr herab und sickert aus Haar und Bart und breitet sich auf dem Fußboden aus und die Wand hinter der Gestalt ist naß und Moiken schaut mit stierem Blick hin und sie fühlt, wie das Grauen ihre Glieder kalt durchzieht und ihre Zunge vor Entsetzen gelähmt ist: sie kennt das Zeug, das er trägt, das har sie ihm herausgelegt, als er vorgestern an Bord ging; da unter dem rechten Arm der Flicken, den hat sie eingesetzt, zwei Tage nach der Hochzeit und sie sind noch kein Jahr verheirathet! Wenn er nur das Gesicht heben wollte, aber die nassen Haare hängen so weit herab über die tiefgeneigte Stirn Der Hund ist still geworden; Möl lens Athem geht laut und röchelnd, da hebt draußen der Sturm an mit er neueter Wuth und dazu ein Blitz, ein einzelner Schlag; taghell, mit bläuli chem Licht, ist die Kammer erleuchtet; und hell im Licht steht die Erscheinung da da schlägt Moiken di« Hände vors Gesicht und bricht mit gellem Aus schrei zusammen. Brar hat Abschied von ihr genom men. Sem Grab ist di« Nordsee. Si« wird's nicht mit Blumen bekreuzen und kein Kreuz darauf stellen. Aber sie wird von den Dünen übers Meer hinschauen, in dem ihr Glück zuGrunde ging. Es liegt mancher da unten. Und wird noch mancher da liegen. An der von Schleswig liegen die ! Halligen; die tief einsamen, nicht ein > gedeichten Jnselchen im Wassernixe?. Da wohnt mancher alte Seecapitän, der die Welt und sieben Dörfer gesehen ! und doch nirgend wo anders wohnen wollte, als auf der einsam«» Hallig, auf der er geboren ward. So zieht auch die See di«, welche ihr verfallen sind. Es w«rd«n immer noch Schiffe ' im Sturm zerschellen, und OrlogS dienst und Wikingsfahrt werden doch immer noch frische Herz«n finden, die sich ihnen geben und stolz unter de» Flagge stehen. Und sind schließlich 199 Fuß Wasser oder gar 6999 nicht ebenso gut, wi« sechs Fuß Erd«? Die Militärschul« in West Point, N. V-, würd« im Jahre 1392 gegründet. . '
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