2 t« «othwetnen» ES gibt zur Prüfung der in den Nothweinen enthaltenen Farbstoffe ver schiedene Methoden. Eine der verhält nißmäßig einsachsten ist die von W. Stein, welche sich auf das Verhalten der Farbstoffe zur Wollfafrr und Thon erde stützt. So. zum Beispiel, ist Fuchsin leicht aus folgende Art nachzu weisen: Man erhitzt die Weinprobe mit wenig weißem Baumwollengarne oder Baumwollengewebe zum Kochen, läßt erkalten und wäscht aus. Reiner Wein färbt so wenig, daß nach kurzem Stehen unter Wasser die Baumwolle farblos erscheint. Wär Fuchsin vor handen, so bleibt sie dauernd roth (rosa bis tarmoiln» gesärbt. In anderen Fällen verfährt man auf nachstehend bezeichnete Art: 1. Man bringt einige Wollfäden in den Wein und läßt ihn in der Kälte etwa eine Viertelstunde stehen, gießt dann ab und wäscht aus. Die Wolle ist bläulich gefärbt: der Wein enthält Indigo; sie ist deut lich rosa biS karmosin gefärbt und die rothe Farbe verschwindet durch ver 'diinntes Ammoniak, ebenso wie durch verdünnte Salzsaure: Fuchsin. Wäre Indigo neben Fuchsin vorhanden, so färbt sich das verdünnte Ammoniak bläulich. Im Zweiselsfalle wird die Flüssigkeit im Wasserbade eingetrocknet und mit einigen Tropfen Wasser über gössen, worin sich der Indigo löst. 2. Ist kein Fuchsin erkannt worden (die Gegenwart von Indigo schließt eine künstliche Rothsärbung nicht aus), so erhitzt man etwa 10 C.-C. des Weines mit Wolle unter Zusatz einiger Tropfen Alaunlösung zum Kochen und läßt etwa eine Stunde stehen. Nach dem Auswaschen gießt man reichlich Katk wasser auf und läßt ungefähr eine Viertelstunde stehen. Die Farbe des Weines wird dadurch schmutzig bräunlich; wird sie flcischroth oder karmosin, so sind Rothholz oder Cochenille vorhanden. Man wäscht aus und übergießt mit wässeriger schwe feligcr Säure; sie wird zu gelb ent färbt: Nothholz; sie wirb nicht entfärbt, sondern nur roth mit gelbem Ton: Cochenille. War dagegen die Farbe durch Kalkwasser graublau bis blau ge worden, >o ist Blauholz vorhanden. 3. Ist weder das eine noch das andere ge funden, so trocknet man einen Tropen des Weines, wie oben angegeben, auf weißem Flicßkarton ein und bringt ihn dann aus einer Porzellanschale iii eine Lösung von essigsaurer Thonerde. Die Farbe geht von Blauroth oder Violett in Blau über: der Wein enthält oann sicher Malven oder Ligusterbcereu. Ei»»« Concertgcschichte. Eine fatale Concertgcschichte wird in musikalischen Kreisen Berlins colportirt und viel belacht. Eine bekannte Sän gerin hatte dort jüngst ein Concert an gemeldet. Da sie an die zur Zeit eben salls in Berlin weilende Schriftstellerin O. Sch. durch Bande der Freundschast geknüpft ist. so lag nichts näher, als daß eben diese Heldin der Feder der JüngerinMelpomenenserklärte, „selbst, verständlich" ihr Concert besuchen zu wollen. In der frohen Hoffnung, un ter dem Publikum eine fühlende Brust mehr zu finden, war die Sängerin ge rade im Begrfff, sich im Wagen nach dem Ort des (.soneerts zu begebe», als man ihr ei» Briesche» nachbrachte. Am Ziel angelangt, öffnete die Künstlerin mit begreiflicher Spannung das duf tende kouvert und las etwa folgende Zeilen: „Theuerste Freundin! Die Feder zit tert mir in der Hand, so aufgeregt, so zerwühlt ist mein ganzes Sein durch die Kunstgenüsse, die Sie mir eben in Ihrem Concert bereitet haben. Ich kam nach Hause und wollte mich zur Ruhe begeben. Aber der Sturm, den Ihr Gesang, geliebte Schwester in Apoll, hier drinnen erregt hat. läßt sich so leicht nicht besänstigcn. Nein! mein verzückter Geist sieht Sie noch immer inmitten der jubelnden Menge wie eine siegreiche Königin, und durch die ge h-imnißvolle Sülle der Nacht um mich her klingt mir Ihre Stimme an'S Ohr. Ihre iüuc Stimme, die mich gepackt hat mit dem Ungestüm einer Naturge walt. Da ich nun morgen abreüe. also nicht zn Ihnen fliege» kann, um an Ihrem Halse mein Entzücken und meinen Dank auszuiauchM, so sende ich hiermit den Tribnt. den ich Ihrer Größe zolle. Ihr Concert wird unver geßlich bleiben Ihrer O. Sch." Wenn die Schreiberin das erstaunte Gesicht Ihrer Freundin beim Lesen dieser Zeilen gesehen hätte, wäre sie über die Pünktlichkeit der Post und ihre? Dienstmädchens nicht sehr erb«ut gewe sen. Warum mußle Minna, ruft das .Berl. Tagebl." aus, dem wir diese Geschichte entnehmen, den Bries auch einen halben Tag zu früh in den Kasten Wersen! Deshalb. Seit mein Mann Stadtverordneter ist, ist er ein ganz Anderer. So kann er z. B. regelmäßig in der Nacht, wenn er am Tage Sitzung gehabt hat. tein Auge schließen. Weshalb denn nicht? Regen die Ver handlungen ihn etwa so aus? Das nicht, aber er schläft immer in der Sitzung! Mißverstanden. Dienerin: Eine Empfehlung von meinem gnädi gen Herrn: der Herr Professor möchte morgen Mittag bei ihm speisen. Grüßen Sie nur vielmals, ich werde die Ehre haben, aufzuwarten. Das thut nicht nöthig! Ein Lohnkcllner ist schon bestellt! Fatal. A: „Denk Dir nur. was unfer'm Professor wieder passirt ist! War er da neulich bei einer Hoch zeit eingeladen: am Schlüsse des Mah les klopft er, da er einen Toasi aus bringen will, an'S Glas, ruft aber in seiner Zerstreutheit: Zahlen!" Bissig. A: „Warst Du Penn in dem neuen Gasthof zufrieden? Wie waren denn die Betten?" B: I7va-t«9S. Allen Naturgesetzen zum Trotze ging vor einem Jahrhundert die Sonne im Westen auf. Heller Frührothfchein stieg am Firmamente jenseits des Rheins empor, die Herzen erquickend und erfreuend, und die leuchtenden Strahlen durchbrachen stellenweise auch das Gewölk, welches damals über dem übrigen Europa lagerte. Das war anno 1789. Die großen und schönen Ideen, welche von Rousseau und Vol taire, von Diderot, Montesquieu und Anderen der Öffentlichkeit übergeben worden, schienen mit einem Ruck in ihrer vollen Reinheit im StaatZleben Frankreichs ihre Verwirklichung sinden zu sollen. Ter Feudalismus daselbst brach wie ein morscher Baum zusammen; die Menschenrechte wurden proklamirt. die Gleichheit Staatsbürger ohne Un terschied der Konfession zum Gesetze er hoben, nnd zum ersten Male in der Ge schichte geschah es, daß bevorrechtete Stände alle ihre Privilegien freiwillig zn Gunsten der Allgemeinheit Hinga ben. Mag auch bei jener Abstimmung, weiche im hohen Aufschwung der Be geisterung, in der berühmten Nacht vom 4. August, vorgenommen wurde, mancher Aristokrat sein Votum für die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichleit nur unter dem unwiderstehlichen Ein drucke des Augenblicks abgegeben ha ben, mancher vielleicht auch von der Empfindung geleitet gewesen sein, daß die neugeschaffene Lage früher oder später doch wieder den alten Zuständen Platz machen würde, jene Abstimmung bleibt doch für alle Zeiten ein Ereigniß von entscheidender historischer Bedeu tung. Diesseits des Rheins spiegelten si!> die Pariser Ereignisse zunächst fast ausschließlich in dem Schaffen der gei stigen Größen des deutschen Volkes wi der, während die Politik des Zages da von fast unberührt blieb. Sie beiruch tcten Kant und Schiller! auch Goethe nahm zu den Thatsachen der Revolution Stellung, wenn auch mit der tastenden Vorsicht des überragenden Genie?, wel ches den Ereignissen auf den Grund' sieht und über dieselben hinweg deu Blick zu den ewigen Problemen der Menschheit richtet. Diesen Sonnen äusgang übcrlohtc später die Flamme der Zerstörung. Die Männer des Schreckens gingen an die Arbeit: die Guillotine übte ihr furchtbares Werk-, es schien, als ob alle Fruchte der geisti gen Erhebung von 1789 in einem Meer von Blut und Schrecken unter gehen sollten. Und dennoch muß man an das Jahr 1793 anlnnpscn, wenn man das aus der französischen Revolution sich erge bende Resultat der bisherigen Kultur einwickelung in Europa festzustellen ver sucht. Aus den surchtbareu Thaten der Reuolutioiismäiiner von 1793 ruht der Schleier der Vergangenheit, welcher die entsetzlichsten Geschehnisse in ein wohl thätiges Halbdunkel hüllt; das neue Frankreich vermag seine Existenz doch nur von der Zeit abzuleiten, iu der die große Revolution zu Ende gegangen war uud eine neue Ordnung der Dinge sich scstscAte. Das Konsulat würd: in Frankreich vom ersten Kaiserreiche ab gelöst; die absolute Monarchie erschien als galvanisirter Leichnam für kurze Zeit wieder auf dem Plane; das Bür gerköniglhum und das zweite Kaiser reich mußten immer wieder der Repu blik weichen, die nun wohl dauernd ihre Herrschaft über das Gebiet Frankreichs behaupten wird. Die monarchische! Tradition in Frankreich ist abgestorben, I die noch lebenden Prätendenten ans den Häusern der Orleans und Bonaparte verfügen nicht über jene Volksthnm lichleit, welche ihnen die Massen zufüh ren köirnte. Heute freilich, an der 100. Jahres wende von 1793, bietet Frankreich ein trauriges Schauspiel dar. Deputirte und Senatoren werden unter der 'An klage, ihre ideale Mission verrathen und ihre Stimmen an die Interessen einer Geschästsnnternehmung sür baares Geld verlaust zu haben, nach MazaS ge bracht. Das ist jedoch keine Erschei nung von absoluter Neuheit, die etwa gerade der dritten Republik aus'S Kerb holz geschrieben werden könnte. Haben doch selbst die Schreckensmänne: der großen Revolution, wie Eamille DeS moulins und Andere, von den Gelder» der Ostinducheii Compagnie ihre mit dem Charakter schlichter Volksmäiiner so gar nicht in Einklang zn dringenden LuruSbedürsnisse bezahit, und die groß artigen CorruptionSprocesse. welche dem Ende des Bürgerlönigthums voraus gingen, bilden ein Analogon zu den heutigen Vorgängen in Frankreich. Die Algierischc Minen-Compagnie spielte im Jahre 5847 dort jene Nolle, welche zur Zeit der Panama-Gescllschast zugefallen »t. Das sranzösi'che Volk jedoch blieb in seinem innersten Kerne von jeglicher Korruption unberührt des Verstandes, immer wieder sich aus der Erniedrigung emporzuheben; der Ideen gehalt der politischen Freiheit und d?S geistigen Fortschritts hat in den Herzen d r Franzosen so tiefe Wurzel ge!chui s. i. daß Freiheit und Fortschritt, alle jtampie und Lcrirrungen überdauernd, uuverrückt das leitende Prinzip für das öffentliche Leben Frankreichs geworden sind. Es ist immer nur die oberste Schichte der eben herrschenden Gesell schaft, welche die Sünden begeht, aber immer wieder wachsen neue Generatio nen empor, welche die kranke Gesell schaft rcgeneriren und dem Staate wie der Gesellschaft neue Stützpunkte v r leihen. Wenn wir nun unsern Blick von Frankreich hinweg auf die Einwirkun gen richten, welche die Ideen der fran zösische Revolution auf das übrige Europa übten, so muffen wir uns zu nächst «ach der politischen Richtung hin eine Thatsache gegenwärtig Hullen. Die Theorien des Herrn von Montes. quieu haben im übrige» Europa prak tu'ch nicht zu halten vermocht, was iu versprachen. Die Lehre von der Drei theilung der öffentlichen Gewalten im Staate scheiterte und wir haben da bei vorzugsweise Deutschland und Oesterreich im Auge an den Ver hältnissen. In Frankreich halte die Revolution die Monarchie und den Feudalismus mit allen Wurzeln aus dem Boden gerissen; die nachfolgenden Monarchien mußten die kurze Periode der Restauration ausgenommen, welche eben an dem mangelnden Verständnisse sür die Nothwendigkeit zu Grunde ging, den Gedanken der BolkSsouveräne tät shren Tribut zollen. Anders in Deutschland und Oester reich. Hier ragten die Bollwerke des Feudalismus noch als festes Mauerwerk empor und als im Jahre 1848 von oben herab den Völler» in Deutschland und Oesterreich Verfassungen als Gna dengaben verabreicht wurden, da fehl ten ,ur diese Einrichtungen die natür lichen Voraussetzungen. ES zeigte sich bald, daß de? herrschenden und exekuti ven Gewalt die gesetzgebende Gewalt des Volkes keineswegs als gleichgearte ter Faktor gegeüoerilche. Es zeigte sich bald, daß die Exekutive von der Person des Herrschers kaum zu trenne» sei. Die beiden zusammengenommen reprä scntirten thatsächlich die herrschende Staatsgewalt, der gegenüber die Par lamente höchstens Körperschaften mit berathender Stimme darstellen. So ist kS ja in den meisten parlamentarisch regierten Staaten Mitteleuropas bis zum heutigen Tage geblieben. Das natürliche Schwergewicht der öffentlichen Gewalten drückt die Bedeu tung des Parlamentarismus herab und kaum in einem der größeren kontinen talen Staaten Europas vermöchte man zn behaupten, daß das Parlament die gleiche Machtfülle repräsentire, wie die mit dem Herrenhause verbündete Exe kutive. Man kann in dem einigen deutschen Reiche die Beobachtung ma cheu, daß der im allgemeinen Stimm recht zum Ausdruck gelangende allge meine Volksivillc nicht entfernt das gleiche Machtquantum darstellt, wie der Wille der Regierung. In den Vertre tungsiorpccn Preußens und der an dern deutschen Bundesstaaten aber spie len auch heule noch die Herren „von und zu" eine eingreisende Rolle. Und gar erst in Oesterreich, wo die Verfas sung durch das besondere Wahlrecht d,'S dem hohen Adel an Steile der allen, weit werthoollere nene Privilegien gab und wo der Liberalis mus gezwungen ist, diese durch nichts be gründete Sonderstellung der Anstokra tie als eine Art Schußwehr für das Deuischthuin mit in Kauf nehmen. S? iche» wir denn hente, ein Jahr hundert nach dem Abschluß der fran zösischen Revolution das Prinzip der Äolkssouveränetät noch immer über den embrhoniichen Zustand nicht hin ausgekommen. Wer trägt die Schuld hieran? Es ist nothwendig, dieser Frage ehrlich und unerschrocken in s Besicht zu sehen, und wenn man dies ihnt, wird mau das Bürgertbum, we nigstens in seinen höhern Schichlen, von gewissen Vorwürfe» nicht freizu ! sprechen vermögen. Die mächtige Neu gestaltung des industriellen Lebens be gleitet den Aufbau des neuen politischen Europa seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts. Als in Frankreich das sinkende Königthum mit fei'nen durch den Feudalismus verschuldeten Finanz nöthen kämpfte, denen Necker und Col bert vergeblich abzuhelfen suchten, er schien in England Adam Smith's epochemachendes Werk: „Ueber die Ur sachen des NaÜonalreichthums", die Schopfungsgeichichte, wenn man es so nennen darf, der neuen industriellen Welt. Gleichzeitig begann der Damps aus den Ventilen zu strömen, die Maschi nen singen an ihre eisernen Arme zu bewegen, die Dampfkraft trat crls ueueZ Kulturelemeiit in Funktion. Ein neuer Revolutionär, mächtiger noch in seinen Wirkungen als jene philosophi schen Ideen, welche den Umsturz in Frankreich herbeigeführt hatten, er schien damit auf dem Plane. Die Dampfkraft und die künstlerische Or ganisation des Handwerks hätten ne beneinander nichr bestehen vermocht; daß sie einander ablösten, war mehr als ein Werk des Zufalls. Am Zei chentisch des Technikers, der die ersten Tampsmaschinen für den industriellen Betrieb erbaute, entstanden die Hebel, welche bestimmt waren, die alle Welt aus den Augein zn heben. Wenn ihnen dies bisher nur zum Theil gelun gen ist. so war e-Z nicht die Schuld der Maschine, welche das Ihrige dazu ge than K it, dem Fortschritt zu dieuen. ES ist ein richtiger Instinkt, der die Reaktionäre aller Schattirungen mit aufrichtigem Hasse gegen die technischen Neuerungen erfüllt; sie ahnen den un trennbaren und unüberwindlichen Zu sammenhang zwischen den lechni'ch.n Neuerungen und dem Emporsteigen der menschheitlichen Kultnr. Großes und Mächtiges hat die Technik schon geschaf fen. sie har die gewaltigen Massen des Urgesteins durchbohrt und Land engen durchbrochen, um Länder und Völker miteinander zu verbinden; sie hat die industrielle Produktion auf eine vordem nicht geahnte Höh: emporge hoben. sie erzeugt täglich ungeheuere Reichthümer und immer mehr nähert si- sich dem großen Ziele, das Menschen geschlecht von der Last der schweren tS» perlichen Arbeit möglichst zu befreien. Hier aber sind wir an einem Punkte angelangt, wo die Erscheinungen zu kritischen Bemerkuugeu heraussordern. Es kann dem beulenden Bürgerthum, welches seine Intelligenz, seinen Unter nehmungsgeist und sein mobiles Kapi-- tal der modernen Industrie zur Ver süguiig stellte, die ihm dasür mlt große» Reichthümern dankt, nicht zum Bor wurs gemachl werden, wenn der neuen Gestaltung der Dinge zahlreiche Eristen zen zum Opfer sielen. Das ist nun einmal die unzertrennliche Begleiter scheinung eines jeden tieseingreisenben Umschwungs. Der Gastwirth an der Chaussee, den der Ertrag seiner Her- berue zum wohlbestallten Manne machte. solange die schwerbeladenen Lastwagen vor seinem einladenden Hause die Rast stunde hielten, muß es sich gefallen lassen, daß die vorübersausende Eisen bahn ihm die Kundschaft wegnimmt. Der frei umherschweifende Jäger der menschlichen Urzeit mochte die Thätig keit des an einer geeigneten Srelle sich festsetzenden Ackerbauers als einen Ein griff in seine Existenz betrachten. Aber der Erste, der die primitive Waffe mit dein ebenso primitiven Werk zeug vertauschte, da; geeignet war. die Scholle zu bearbeiten, mar ein Manu des Horschlitts, uno darum ist es klein lich und verkehrt, die Maschine und Diejenigen, die aus ihrer Anwendung materiellen Vortheil ziehen, für die mannigsachen krankhaften Erscheinun gen der Gegenwart verantwortlich zu machen. Wohl aber darf es ohne Feindselig keit gesagt werden, daß das Bürger thum des Kontinents es vielfach nicht in der rechten Weise verstanden hat. seiner idealen Kulturmission gerecht zu werden. Nachdem es durch die Arbeit der vom Dampf bewegten eisernen Sklaven reich und mächtig geworden, wäre es seine Aufgabe gewesen, die Masse des Volkes zu sich heranzuziehen und mit ihr vereint eine neue, auf die Arbeit und den Erwerb basirte, jedes Privilegium der Nichtarbeitenden aus schließende Gesellschaftsordnung auszu bauen. Die oberen Schichten des reich gewordenen Bürgerthums aber gingen andere Wege. Die Ansammlung gro ßer Mittel stattete sie mit neuen Be dürfnissen aus ; es ward vielfach zur Mode, den Adel in feiner Lebensweise und seinen Gewohnheiten nachzuahmen; man bewarb sich um Titel und Würden uud mancher reichgeworoene Fabrikant, der es sich zur Ehre hätte schätzen sollen, einen strebmmen jungen Standesgenos sen als Schwiegersohn in seine Familie aufzunehmen, war stolz darauf, durch die reiche Mitgift seiner Tochter einem herabgekommenen Edelmann die Mittel zur Fortsetzung des arbeitslosen „stan desgemäßen" Wohllebens darbieten zu dünen. Der politische Idealismus, der das Bürgerthum zu seiner Hohe empor gehoben hatte und dessen weitere Vflege ihm sür die Zukunft die dominirend: Stellung im Staate gesichert haben würde, machte immer mehr dem Op portunismus Platzdeu au der Macht gebliebenen Ueberresten der früh ren Rechtsordnung wurden immer neue Opfer dargebracht und während sich solchergestalt eine neue herrschende Schichte bildete, lösten sich d!e unteren Klassen immer mehr vom Bürgertkum los, um si.h schließlich zum Klassen kämpfe gegen dasselbe zu organisi.en. Aus der Itusirstube d.s Äaturs.>r schers ist der technische F.'-tschr.tt in üie Welt hinausgeireten. uns weuerschaf fend und forschend legie die analytisch kritische Methove der Beobachtung der Naturerscheinungen die Grundlage zu einer neueu Weltanschauung. Auf der lombardischen Ebene klirrten die Schwerter Oesterreichs und Italiens anciuander, als abermals ein Mann der angelsächsischen Rasse ans seiner stillen Siudirstube ein Buch in die Welt hinausschickte, das die Geister in tiefe Ausregung versetzte. Es war Charles Darwins Werk über die Entstehung der Arten. Was Audere vor ihm schon zum Theil vor geschaut und vorgearbeitet, das hatte der englische Naturforscher mir einer ge walligen GeisteSthat zn einem einheit lichen System zusammengefaßt: eine ganz neue Auffassung von de? Ent stehung der thierischni Organismen. An keiner Stell: seines W.rtes trat Charles Darwin der biblischen Welt schSpsungsleg.'nde offen gegenüber. Aber die Vertreter der kirchlichen An schauungen begriffen die umwälzende Bedeutung seiner Lehre uns ein er bitterter Kampf entspann sich um die neue Theorie von einem Ende Europas bis zum andern. Seither haben die Naturwissenschaf ten noch manche mächtige Quader in den Bau der neuen Weltanschauung iingesügt, und mag auch Manches von dem, ivas wir über jene geologisqen Revolutionen zu wissen glauben, deren Folge die heutige Gestaltung der Erd oberlläche bildet, vielleicht durch neue Wahrnehmungen und Entdeckungen wieder berichtigt werden, so hat d?ch die naturwisfenschastliche Uutenu chungsmethode, w.'lche mit dem Ge, sammtnainen des „Darwinismus" be zeichaet wird. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine derartig grund legende Umgestaltung des Geistestelienj der Kulturmenschheit herbeigesübrt, daß keine Macht der Erde die denken den Geister wieder zu den Anschauun gen der Vergangenheit zurückzuführen vermögen wird. Noch stehen wir in mitten des durch die Darwinsche Lehre hervorgerufenen geistigen Kamptes; aber nicht er allein ist es, der unsere Zeit bewegt. Zwei große Entwick lungen schreiten hauptsächlich in der zweiten Halste dieses Jahrhunderts nebeneinander einher, und sowie über haupt in der Kulturgeschichte keine sür allein dastehende Erscheinung eristirt, vielmehr die verschiedenartigsten AuZ druckssormen des geistigen Schaffen» und Ringens mit eineinder wetteifern, sp bleiben auch jene beiden großartigsten Eniwicklungserscheinungen, die unse rem Jahrhunden il>r Gepräge verlei hen, nicht unabhängig und unbeein flußt von einander. Der Dampfbe trieb in der Industrie und die natur wissenschaltliche Weltanschauung.—be steht wirklich ein Zusammenhang zwi schen diesen beiden? Gewiß, und er ist tiefergehcnd als eine oberflächliche An schauung der Dinge annehmen ließe. Der mächtige Umgcnaltungsprozeß, den die immer mehr sich ausbreitende Ver wendung der Dampfmaschine mit sich brachte, mußte sich, wie bereits weiter erwähnt, nothwendig in einer Verän derung der Besixoerhältnisse zum Aus druck bringen. Diese Veränderungen zogen den Blick der Wissenschaft auf sich, die von Adam Smith begründete Wissenschaft der Na tionalökonomie, die sich vordem mehr mit der Allgemeinheit der wirthschaftli chen Vorkommnisse beschäftigt hatte, stieg immer mehr zu den Einzelheiten derselben herab, die analytisch-kritische Methode der Naturwissenschaften be mächtigte sich des gesellschaftlichen Le bens, die Nationalökonomie wurde zur Socialökonomie und es entstanden jene Zutunststheorien, als deren Anhänger zur Ze.t Millionen von Memchen den Kamps gegen die bestehende sociale Ord nung führen. Der bürgerliche Liberalismus hat nicht Zeit genug gehabt, um durch sei nen ethischen Inhalt den Effekt der unter seiner Herrschaft sich vollziehenden wirthschastlichen Umwälzungen ausglei chen zu können, und seine zahlreichen Feinde thaten das Ihrige, ihn in seiner Wirksamkeit möglichst zu beeinträchtigen. Jahrhunderte hindurch hatte der Feuoa lisiuuS freien Spielraum gehabt, die Kirche stand ihm in dem Bestreben zur Seite, die Gemüther der Menschen zu beeinflussen und diese letzteren seinen Zwecken dienstbar zu machen. Dem bürgerlichen Liberalismus ist niemals eine solche Hilse zu Theil ge worden. Er war immer auf sich allein gestellt und nie konnte ihn die Empfin dung verlassen, daß die leitenden Mächte des Staates im innersten Her zen von der ausrichtigsten Gegnerschaft gegen ihn ecsüllt seien, wenngleich sie sich vielfach äußerlich den An'chein ga ben, den Ideen des Fortschritts zu hul digen uud ihnen die Wege zu ebnen. Ein englischer Kulturhistoriker ist es. der den Ausspruch that, niemals habe eine Regierung oder ein Hertscher einer fortschrittlichen Einrichtung freiwillig das Dasein gegeben; jede Neuerung im Staats- und Gescllschaftsleben sei das Produkt eines Kampfes, der in dem Augenblicke zum ganzen oder zu einem theilweiseu Siege führte, wo die herr schenden Elemente es in ihrem Interesse gelegen fanden, sich nnt der unabwend bar gewordenen Neuerung zu befreun den. So sind denn auch in der That die Ideen des aufrichtigen Fortschrittes, seitdem sie vor einem halben Jahrhun dert im öffentlichen Leben der Staaten Mitteleuropas zum Durchbrüche gelang ten. in Wahrheit niemals die herrschen den gewesen. Die herrschenden Ideen in unseren europäischen Staatswesen sind faktisch die konservativen. Der Geist der ober sten Gesellschaftsschichten ist nicht von den modernen Anschauungen über die Beziehungen des Staates zn dem Jn dividium, über das Verhältniß der Kirche und des positiven Glanbens zu dem Gemüthe des Einzelmenschen.be lcbt, in den „maßgebenden Kreisen" gelten nach diesen Richtungen hin die 'Anschauungen der Vergangenheit, die Traditionen des Gewesenen als das allein Richtige und Wahre, neben denen die Theorien von der geistigen Freiheit und von dem Rechte des Individuums noch imncr als etwas mit mehr oder weniger Wohlwollen Geduldetes um ihre Anerkennung ringen. Man braucht blos in den öffentlichen Vertretungs körpern bei der Berathung principieller Fragen die aus den Reihen der konser vativen Parteien und selbst von den Bänken der Minister laut werdenden Erörterungen zu vernehmen, nm sich mit tiesem Bedauern vollkommen klar darüber zu werden, daß hier noch immer zwei gegensätzliche Weltanschauungen sast unvermittelt einander gegenüber stehen, daß hier eine weite Klust gähnt, über die höchstens gebrechliche Nothstege, aber keine festen Brücken hinüberfüh ren. AuS dieser unüberwundenen Gegen sätzlichkeit der Anschauungen erklärt sich ja auch jene weitgehende Duldsamkeit, welche« von den maßgebenden Kreisen, der mitteleuropäischen Staaten gewissen Erscheinungen der Gegenwart entgegen gebracht wird. Von allen Seiten er bebt die Hydra der Reaktion ihr Haupt; wirthschaftliche Unzufriedenheit nnd die mangelnde geistige Durchbildung der unteren Schöten des BürgerthumS vereinigen sich zn einem wüsten toben den und lärmenden Aufruhr gegen die freiheitliche Gestaltung des öffentlichen LebenS; wir gewahren krankhaste Ent artungen der Geister, die uns mit Staunen erfüllen. Es ist uns mit unter, als sähen mir an die Stelle der Zans.'ulottcn v0n11793 die Schreckens männer der Gegenwart an der Arbeit, die moralische Guillotinen aufgerichtet haben, um Alles zu vernichten, was ihrem sanatischen Irrwahn widerstrebt. Und wenn wir unseren Blick zur Ju gend hinwenden, zu Deiljenigen, welche die kommende Generation repräsenti ren, die Jugend, aus der die Lehrer des Volles, die Richter und Anwälte, die öffentlichen Funktionäre aller Art und die Wortsührer der öffentlichen Mei nung hervorgehen werden, welcher An bück bietet sich erst hier uns dar? Nur der kleinste Theil derZiudenten'chast an den deutichcn Hochschulen ist den Ideen des ruhigen, zielbewußten Fortschrittes ergeben, die überwiegende Mehrzahl der wiffenschastlich arbeitenden Jugend des Deutschen Reiches huldigt einer Aussah sung der nationalen Idee, der nicht die geistige und wirthschastliche Freiheit als Leitstern voranschwebt. Nicht sür Freiheit, Gleichheit nnd Brüderlichleit erwärmt sich ei» großer Theil der deut- schen Hochschüler, der Absonderung, der > Trennung, der ständigen Gliederung der Gesellschaft reden sie das Wort. Aber es liegt trox alledem kein Grund vor. der Znkunst trüb entgegen zu schauen. Ein chaotisches Ringen und i Kämpfen zeigt sich unseren Blicken, j wenn wir das geistige Leben der Zeit in s Auge sassen; überall platzen schroffe j Gegensatze auseinander; die Gespen- ' ster der Vergaugenh'it tauchen empor s und gleichzeitig wird im Namen der Zukunft die bestehende Ordnung der > Dinge bekämpft. Aus den dunllen Nedetmassen jedoch, die sich über nnsern > Häupter» zusammenballen, wird zu- > verlässig eine neue Welt erstehen. Man braucht hieran nichr zu zweifeln, alle > > führenden Geister der Zeit suchen den ' Weg zur weiteren Befreiung der ' Menschheit von Knechtschaft und Irr» ' mahn, von materieller und geistiger Bedrückung. Und sie werden ihn sin l den. Aus dem Dunkel der Gegenwart ' leuchtet als Wegweiser für die Zukunft ° die strahlende Idee einer gekrästigten ' Menschheitsempfindung, der gesteiger > tcn Humanität und der sozialen Ge > rechiigkeit hervor. 11. WeShald Herr Srvmann nicht strk« den wollte. Sterben mögen wir wühl mehr oder weniger alle nicht gerne; ich habe wenig , stens niemals Jemanden kennen gelernt, der dies Geschäft mit Leidenichast betrie ben h,itte. Herr Lehmann hatte aber geradezu eine krankhafte Aversion da gegen. Als er da- erste Mal erkrankte, da war seine liebe Frau noch jung, und Herr Lehmann hatte es daher ziemlich leicht, einen Entschuldigungsgrund für seine sonderbare Abneigung gegen den Tod zu sinden. Er meinte einfach dem Arzte gegenüber: „sehn Se mal, Herr Doctcr, niemc Olle iS noch jung un Jeld hat se ooch. Es würde ihr also sofort wieder Eener heirathen, »ich wahr?" „Allerdings!" entgegnete der Arzt, „das ist wohl mehr als wahr scheinlich!" „Na ja, sehn Sc woll!" sprach Lehmann triumphirend, „un denn würde ick nachher im Grabe jar kcene Ruhe finden! Das Sterben könnte mir also nischt unhen! Sehn Sie das ein, Herr Dokter?" „Hm! Ja. das sehe ich ein!" antwortete der brave Arzt, und so machte er denn Herrn Leh mann wieder gesund. Mittlerweile waren einige zwanzig Jahre vergangen und Frau Lehmann war inzwischen recht alt uud häßlich ge worden, da lag Herr Lehmann mal wieder auf den sogenannten Tod. „Na, wie ist es denn mit dem Ster ben, lieber Herr Lehmann?" fragte der freundliche Arzt. „Dct is immer noch nischt!" erwiderte Herr Lehmann bestimmt, „denn sehen >se mal, Dokterchen, jept iS meine Olle alt und da nimmt ihr ?!ceucr mehr un se steht d.'nn janz alleeue nff de Well un Set würde mir erst recht keene Ruhe in'n Jrabe lassen. Der Zweck wäre also janz verfehlt! Nicht wahr, dct is Ihnen doch klar, Dokterchen?" Und richtig, der Arzt sah auch dies mal die Triftigieit der Lehmann schen Gründe ein und heilte ihn. Dann aber kam er elwa zehn Jahre später das dritte Mal. Mmter Leh mann hatte bereits vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet und so»iit hätte man eigentlich annehmen sollen, dag für Herrn Lehmann absolut lein plau sibler Borwand zum Nichtsterden vor handen gewesen wäre. Dennoch sträubte er sich mit aller Energie: „Liebes Dokterchen," rief er, „nich wahr, Sc meinen doch ooch, daß meine Olle in'n Himmcl nn jlücklich is un ihre ewige Ruhe jefunaen hat?" „O, ganz sicher, lieber Herr Lehmann, denn sie war ja stets eine brav.' Frau!" „Nich wahr. Herr Doktor, det is ooch meine Ansicht. Un weil ick doch een rücksichtsvoller un jnter Menich bin, so will ick ihr daher auch lieber in ihre Ruhe jarnich stören, denn, janz unter »ns gesagt,, ick habe mir iint die olle Zanktippe cijcntlich während unsere janze Ehe wat ehrlichet zurcchtjclabbclt un dct würde sicher losort wieder los chen; also müssen Sc doch cmsehcn, det et besser iS, wenn ick nach en bisken hier bleibe, nich wahr, cenzijet Dokter chen?" Einer derartigen Logik konnte sich nun selbstverständlich der wirklich brave Arst aus keine Weise entziehen und so blieb ihm denn nichts weiter ndrig als Herrn Lehmann auch diesmal wieder gesund zn machen. Der Letztere lebt heute noch, wovon sich Jeder imßerliner Adreßbuch überzeugen kann!!! lürge n s e n. Jerosejesf und Latchi noff fanden in einem Meteoriten, der in Nowo-Urci (Gouv. Pensa in Ruß land) gefallen war, ein grobes, schwar zes Pulver, das die Härle des Diaman ten besaß. Weinschcnk entdeckte in dem Meteoriten von Arva kleine Körnchen, die den Rnbin ritzten, und Köllig machte dieselbe Beobachtung an einer Probe von Meteoreisen, das in der Nähe von Eanon-Diablo in Mittel- Amerika ansgefunden worden war. Friede! endlich gewann ans einem Me tcoritcnstück sovicl von vicscm schwarzen Pulver, daß er es einer genauen Ana lyse nnteriversen konnte. Das Ergebniß der Untersuchung aber bestätigte die Annahme der übrigen Gelehrten voll ständig; es war Diamant, der nur der schwarzen nicht triistallisirten Barietäl angehorte. Diese Tiamanteiikörnchcn, die in Gesellschaft von Schmeseleisen und PhoZphorvcrbindungen in Heine Höhlen eingejügt sind, können sich aber wohl nur während der Konsolidirung der Mctcormassc gcbildct habcn. Des halb ist es vielleicht auch möglich, in einem elektrischen Schmelzofen, der eine Wärme von 2(M—2SW Grad hervor zubringen vermag, die gewünschten Be dingungen zu vereinigen, nm, wenn auch noch nicht kriistallinrte Diamanten, doch vorerst wenigstens diese schwarze Varietät zu fabriziren. Auf dem Polizeiamte. Sie behaupten also, der Herr des her renlos hier eingelieferten Hundes zu sein? Ja! Wie sieht er aijS? Braun mit weißen Flecken! —Das stimmt. Worauf hört er denn? Aus den Ohren natürlich! Worauf sonst wohl? Er glaubt eS nicht. Städ ter: Kauf' mir den Glücksihaler ab, Hannes, um fünf Mari tannst'n ha ben, so lang man den in der Tasche hat, geht Einem niemals das Geld aus. Bauer: Sell glaub' i net, willst mi blo» anschmier n! Hier-gltzptz««^ TaS einfache Memoriren der hiero-- zlyphifchen Zeichen und Figuren hat »n und für sich keinen Werth, umso mehr, da man ja ohne Kenntniß der iltegyptischen Sprache keine einzige Stelle übersetzen, respective entziffern konnte; es gibt wohl Inschriften, welche symbolisch gehalten sind, das heißt, wo jedes Zeichen das Wort bedeutet, wel ches es vorstellt, aber dabei würde man voch zu keinem rechten Resultat kom» wen. TaS alte Egypten hatte drei Schriftarten, welche sich successive ent wickelten. Bereits in der frühesten historischen Zeit, das heißt, schon in derjenigen Epoche, aus welcher die ersten Inschrif ten vorhanden sind, tritt uns das hie roglyphische Schristsystem sertig ent gegen. Einer Entwicklung und Ver vollkommnung der Hieroglyphen zu folgen, ist deshalb unstatihast, denn die ältesten Inschriften zeigen uns die selben fast ebenso vollkommen abge schlossen und vollendet, wie die viel spateren Monumente; ja. in den älte sten Texten kommen bereits Abbildun gen des „Schreibzeug", der „Papyrus rolle" :c. vor. Tie Form der Hieroglyphen blieb 3000 Jahre lang bis zur Zeit der Rö merherrschaft die gleiche. Die erwähn tcn ältesten Inschriften sind in Stein gemeißelt oder in Holz geschnitten und erhielten sich deshalb so lange, während die ersten Versuche der Schreiber auf und mit vergänglicherem Material her gestellt wurden und beinahe sämmtlich zugrunde gingen. Tie Hieroglyphen schrift fetzt sich aus zwei Hauptelemen teil zusammen, aus Lautzeichen und BegriffSzeichen. Tie Lautzcichen zer fallen in alphabetische und Silbenzei chen. Tos Altegyptische ist eine wort arme Sprache voller Homonyme und Synonyme und so mußte man hinter beinahe jedes Wort ein BegriffSzeichen setzen, um Berwechslungen zu ver meiden. Bei Namen setzte man bei männlichen einen Mann, bei weiblichen eine Frau oder ein Ei hinter das Wort oder bei Dingen die BegriffShicroglyphe, nm vasstlbe genauer zu präcisiren, Tas einfache Alphabct der Egypter hatte 31 Buchstaben, die Gcsammtzahl der Hie roglyphen beträgt mehr als 800 Zei chen. Ten richtigen Weg zur Entziffe rung der Hieroglyphen eingeschlagen zu Haben, ist unstreitbar das Verdienst Francis Ehampollion-Figeac'S, Wei lers Tcnon, Brugsch, EberS. Lanth. Steinisch, Tümichen u.s.w. Tcn besten Leitfaden zur Entzifferung der Hiero glyphen gab die im Jahre 'I7W bei der Schanze von St. Julienne bei Rosette (Raschid) von Franzosen gefundene In schrift aus Grauwackc in dreisprachigen Te'.t: Hieroglyphen, Temoiisch und griechisch (der sogenannte Siein von Rosette), welche sich jetzt im British Muscum in London befindet. Sehr erschwert wird das Verständniß Ei gennamen n. s. w. dadurch, daß die Griechen und Zeitgenossen der Egypter sie Worte so änderten, daß sie sür sie „mundgerecht" wurden. Hier einige Beispiele: Ehur iaro, hapi (Nil), Tcchen (QbeliSr), Sa (Sai), jkemi (Egypten), Rutn (Egypter), Tape lTheben), Menn-noscr (Memphis), (Lapu-ro-han-t gleich Schlenpel von zer Schleuse d?S Kanals (Labyrinth), Pium K'hufu (o'heops), Ehafra ((ihcfrem». Nahe gleich Ort der Ansiedlung, Niederlassung (Oase), Sa-ra, Par-aa (König, hohe Pforte), hu gleich Wachter (Sphynr) :e. zc. Also zur Entzifferung ist die Kenntnis der cgyptischen Sprache unumgänglich nothwendig. Die Quadratur des Zirs«ls. Das Problem der sogenannten Qua dratur des Zirkels ist uralt. ES ver langt, daß man ein Quadrat wirklich lonstruire, welches mit einem gegebenen kreise denselben Flächeninhalt hat. Ans dem „construiren" liegt hier der Ton. Denn durch die Hilfsmittel der Rechnung kann und ist die Ausgabe längst gelöst worden, nicht aber, wenn nur Zirkel und Lineal zu Hilfe genom men werden. Also nur dies ist das Problem- Mit alleiniger Zuhilfenahme von Zirkel und Lineal ein Quadrat zu zeichnen, welches einem beftimmienKrene mathematisch genau iiihaltsgleich ist. Tic LösungSvcrsliche dieser Aufgabe sind alle gescheitert. Aber die Qnadratorcn ließen sich da durch nicht abschrecken, immer wieder über die Sache nachzuo.'nleii, umsowe niger als es bis vor zehn lahren kei nem Mathematiler gelungen war, einen Beweis für die Unmöglichkeit der Aus gabe zu erbringen. Endlich gelang dies im Juni dem Professor Lin demann, jetzt in Königsberg, nachdem der französische Akademiker Hermitc wichtige Vorarbeiten geliefert hatte. ES ist aber jetzt streng bewiesen, daß es un möglich ist, mit alleiniger Benutzung von Zirkel und Lineal ein Quadrat zu zeichnen, das einem vorliegenden Kreise malhematiich genau inhaltSglcich ist. Ter Beweis war natürlich nicht mit den alleren elementaren Hilfsmitteln zu führen, denn dann wäre er sicher schon den Bemühungen eines Archime deS. eines Eartefius. eines HngyeuS oder eines Newton gelnngen. ES wa ren vielmehr Hilfsmittel erforderlich, wie sie nur von den erst in den letzten Jahrzehnten ausgebildeten Theilen der höheren Algebra geliefert werden konn ten, mit anderen Worten, es bcounte der direkten oder indirekten Vorarbeit von vielen Jahrhunderten, um endlich einen Beweis sür die Unlösbarkeit des historisch gewordenen Problems mög lich zu machen. Modern. Er: „Du liebe Frau, ich möchte 'mal wieder meine Leibspeise Sauerkraut mit Leber würsten!" Sie: .Gedulde Tich noch bis übermorgen morgen haben wir die Waschfrau: der kann man so etwa» LrdinäreS doch nicht vorsetzen!'
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