6 Au« d«r dorsbarbi«rlich«n Praxi« Wenn Einem auf dem Dorfe irgend «twas entzwei gegangen ist, so geht man damit bekanntlich entweder zum Rademachcr oder zum Dorsbarbie», das steht sest. Zum Pfarrer oder zum Schulmeister geht man nur, wenn «twas geschrieben werden soll, und das kommt auf ordentlichen Dörfern über haupt nicht vor; zum Doktor aber end lich geht man erst dann, wenn man «inen Todtenschein braucht! So schlimm war's nun freilich bet oem alte» Drews diesmal noch nicht, dnin todt war er noch nicht desha i brauchte er noch nicht zum Doktor lau fen. Aber fehlen that ihm trotzdem etwas, und da es keine Wagenrunge und kein Harkenstiel war. so konnte er damit naturgemäß nicht zum Rademacher ge hen, sondern er mutzte sich an den Dors barbier wenden. Drews hatte sich nämlich verletzt, schmerzhaft verletzt: er hatte sich, um es gleich kurz herauszu sagen, einen großen Splitter in einen unnennbaren Theil seines Körpers hinein ge—treten, einen Splitter von ungewöhnlicher Dimension. Wie das nun.ja aber bekanntlich» im Leben so zn gehen pflegt, datz man stets «her die Balken in den Augen seiner Nächsten, ols die Splitter in seinen» eigenen Auge sieht (übrigens eine ganz natürliche Sache, denn in sein eigenes Auge kann man sich doch überhaupt nicht hlncingucken), so sah Drews denn auch in diesem Falle nicht blos seinen Splitter überhaupt nicht, sondern, was viel schlimmer war, er konnte ihn nicht einmal fassen und herausziehen, des halb ging er also zum liebe», alte» Dorfbarbier und bat denselben, daß er ihn von seinem Uebel befreie. (Ich bin hier doch wohl gcMingen, einzu schieben, daß ja auch heutzutage immer noch allerlei Leute sich an den ~Dorfb arbier" wenden, wenn ihnen irgend etwas fehlt; die Geschichte könnte daher ebenso gut auch in neuester Zeit passirt sein.) Kurz und gut, Drews kam also zu lenem alten Dorsbarbier und klngtc demselben sein bitteres Leid, bat ihn, ihm davon abzuhelsen und erwählte ihn somit zum Splitterrichter. Nun kannte aber jener alte Dorsbar bier auch bereits sehr genau seine Leute, wußte, wie der Hase lief und ließ sich 2 nicht von jedem Bauern gleich ohne weiteres auf den Leim locken. Drews war nämlich ein großer Bauer, er war foniit auch ein reicher Bauer und na turgemäß auch ein geiziger Bauer. Hätte der wackere Dorfbarbier ihm da her gleich ohne Umstände den Splitter aus seinem verlängerten Rückgrat sAnerzlos entfernt, so würde DrewS ihm vielleicht außer einem „schön Dank ok" eine halbe Mandel abgelagerter Eier oder so etwas AehnlicheS dedicirt haben und die Geschichte hätte dabei ihr Bewenden gehabt, ich aber hätte sie als dann auch nicht weiter ausschmücken können! Der gute Dorsbarbier that dies da her nicht, sondern, nachdem er die Kehr seite des alten Drews einer eingehenden Okularinspektion uiiterworsen hatte, griff er mit eiserner Faust an die wunde Stelle, drückte den bewußten Splitter noch um einige Millimeterchen tiefer in das feste Bauernfleisch hinein uud erklärte darauf, die Sache sei zwar nicht weiter gesährlich, aber recht lang wierig. Drews niöge zunächst nur iu einigen Tagen mal wiederkommen, er wolle ihm dann, je nach dem Zustand der Wunde, eine Scheibe recht setten, rohen Schinkens aus dieselbe legen, das befördere die Heilung ganz bedeu tend, es müsse aber vom allerbesten, seinsten Schinken sein, den Drews na türlicherweise dann selbst mitzubringen habe. Nun. das waren denn ja nun aller dings recht betrübende Aussichten für den armen, alten Drews, oder vielmehr für den reichen, alten Drews; aber er hatte doch wenigstens auf diese Weise «iue „Hoffnung auf Genesung", und mehr können Einem ja auch selbst die gelehrtesten Aerzte meistens nicht ver sprechen. geschweige denn ein Dors barbier! Also richtig, nach einigen Tage» tanzte Drews denn auch mit dem 20- psündigen Schinken an, wenn dieser Ausdruck nicht etwa zu hyperbolisch ge wählt ist, deuu er humpelte eigentlich bedeutend. —Abermaliges genaues Be sichtigen der bösartigen Wunde, aber maliges derbes weiteres Hineindrücke» des Splitters um etwa Millimeter und schließlich wurde ein ganz dün nes, lühlendeS Speckscheibchen von dem prächtigen Schinken auf den Bau rrnschinken gelegt! „So. wenn das nun in drei Tagen nicht Helsen sollte," meinte der liebe, alte Dorsbarbier, „dann müssen wir allerdings wohl etwas srisches Kalb fleisch aus die Wunde legen, das pflegt stets sehr gute Dienste zu thun! Habt Ihr vielleicht gerade augenblicklich ein fettes Kalb im Hause, welches so wie so geschlachtet werden muß, DrewS? Dann bringt eS, bitte, nur gütigst mit hierher. Das Uebrige werden wir dann schon machen!" Und was meinst Du wohl, freund licher Leser? Der alte, geizige Bauer brachte in feinen großen Schmerzen nach einigen Tagen richtig das schone Kalb zur Stelle, uud unser Dorsbarbier legtj denn auch gewissenhaft, nachdem «r wieder kräftig auf den Splitter ge drückt, ein Stückchen rohes, frisches Kalbfleisch (von der werthlosen Bauch seit? natürlich! au? die offene Wunde, was dem Bauer sür den Augenblick als eine große Wohlthar vorkam. So hätie denn nnn dieses HeilungS verfahre» wohl noch in die Unendlichkeii fortgeführt werden können, wenn der vielbeschäftigte Dorsbarbier nicht bei der nächsten Bisjic des alten Bauern gerade zufällig etwas auf die Dörfer gegangen gewesen wäre (was mau be'aunilich nach ewer Statreael eiaentlick nie thun sollte), um seine andern Kun den wahrzunehmen. So wollte denn das Unglück oder Glück, wie man eS nehmen will, daß sein junger Gehilfe zufällig zu Hause war und dieser, mit dem Falle DrewS unbekannt, zog denn nun in seiner gutmüthigen Dummheit richtig dem alten Bauern den lukrati ven Splitter, von dem sich die ganze dorsbarbierliche Familie monatelang hätte ernähren können, aus der Wunde heraus! Was bleibt noch zu erzählen? Ein» knolligere Ohrfeige hat zweifellos kein Barbiergehilfe feit der Zeit der Erfin dung der Seife jemals von feinem Brodherrn bekommen, als dieser Un glücksmensch, aber auch sicher nie mit größerer Berechtigung; denn das muß man immer bei dieser alten und daher auch wahren Geschichte bedenken: Drews zählte ja nicht «twa zu den ständigen Abonnenten bei jenem alten Dorsbar bier, sondern war nur zu ihm gekom men, weil er ihn mal nöthig brauchte, weil er seinen Rath und seine Hilfe ain liebsten gratis in Anspruch genommen hätte und solchen faulen Kunden ge schieht es denn ja am Ende doch auch wohl recht)weun ihnen die Heilung von ihren Gebrechen nicht so ganz leicht ge macht wird, denn Dankbarkeit ist von solchen doch nicht zu erwarte»! Ed. Jürgens» n. Eelebritkten vom Panama skandal. Ueber den Verlauf der Panama- Affaire sind wohl die Leser durch die täglichen auSsührlichen Berichte genü gend insormirt; heute bringen wir an dieser Stelle die Bildnisse von vier Männern, die in diesem Skandal eine Hauptrolle gespielt haben oder noch spielen. Baron Reinach. Baron Reinach ist bereits vom Schau platze abgetreten, ob freiwillig oder nicht, das ist eine Frage, die noch nicht entschieden ist. Der Arzt, Dr. Brou ardel, welcher im Auftrage des Ge richts die Leichentheile auf etwaige Svuren von Gift untersuchte —nachher beliebtesten Version hatte sich Reinach mit dem Inhalt eines Fläschchens Akonit vergiftet--ist noch nicht mit der Untersuchung zu Ende gelangt und hüllt sich deshalb in tiefes Schweige». Zu den „Panamisten" gehört Paul Deroulede nicht, wohl aber zu deren eifrigsten Gegnern; ihm, dem Freund.' Boulanger's. dem Manne der „Pa triotcnliga", kam der Panama-Skan dal gelegen, um vor dem Lande die Regierung, das Parlament zu „rich ten". In Kammersitzung vom 21. Dezember, me man eine „Konvcnt sitzung" genannt hat, erhob er seine wuchtigen Anklagen, und diesmal ver lachte man ihn nicht. Intmer mehr gewinnt es den An schein, daß der vielgenannte Cornelius Herz am besten in die Geheimnisse des Panamaschwindels eingeweiht ist. An geblich ist er jetzt so krank zu Bourne niouth in England, daß seine Ausliese ruug von England an Frankreich sein Leben in Gesahr bringen würde. Trotzdem besteht die sranzösische Re gierung d.ira»f. Herz, deutsch - jüdi scher Abkunft, ist zn Besan'w» i. I. 1845 geboren, uud hat eine sehr be wegte Vergangenheit auch in Amerika hinter sich. Nach Paris bald nach Gründung der Republik zurückgekehrl, hatte er bald die Hand in allen den großen Geldgeschäften, welche im Ge heimen von den regierenden Persönlich keiten gemacht wurden. Er war der Vertraute des Minister - Präsidenten Freucinet, der Dlizbruder von Ele nienceau, der Besitzer des Hauptorgans der radikalen Partei („Justice"), der Makler für alle geldbedürftigen Mini ster und einflußreichen Parlamentarier. Niemand hat die sittliche Fäulniß des Regierungsperfonals und des ganzen Regimes jo tief erforscht und so wirk sam gefördert, wie Cornelius Herz. Andrieux. Der vierte Held aus dem Panama- Drama, dessen Bildniß wir bringen, ist Andrieux, der ehemalige fwlizeipräsekt von Paris. Es giebt keinen Staats anwalt, der von sich sagen kann, daß er einen solchen Schrecken um sich ver breitet habe, wie Andrieux in der Pa nama-Affaire. Nachdem der Prozeß beinahe schon ausgegeben war, weil sich nichts mit Sicherheit nachweisen ließ, trat Andrieur iu den Vordergrund iin>! brachte die Beweise. Nun brach Alles zusammen. In wessen Austrag er vielleicht handelte, als er seine Enthül lungen machte, das ist ebenso dunkel, wie die Persönlichkeit des Cornelius Her,. Eingegangen. Sit sprach zu ihm, sie sang zu ihm, Da war's um ihn gescheh'n; Er aß so viel, er trank so viel, Und ward nicht mehr geseh n. EhescheisnngSgrnnd. Richter: „Sie wollen sich scheiden lassen von Ihrer Frau? Haben Sie auch Gründe genug, das Zusammenle ben mit Ihrer Frau zu brechen?" Mann: „Na nu, ich dichte, die Frau wäre doch Brechmittel nug." Gestörte Gardinenpredigt. „Aber, liebe Hermine, warum bist Du denn heute so schlecht ausge legt?" „Gerade wollte ich mir das Ver gnügen machen, meinen Gatten ein Bischen auszuzanken, als ein Herr kam unk mich zu 'nein Spaziergang ob holte!" Des Mädchen« Klage. Man lehrt mich Lateinisch und Griechisch. Die Reiche, die drei, der Natur, Ich lenn Math.matik uud Physik, Geschichte und Literatur. Ich bin nun an Geist und an Bildung Ein Mann schon, das suhl' ich genau: Ein schönes Bewußtsein! Viel liebe' Wär ich aber doch eine Frau! Der brave Schüler. On kel: „Na, Mar, was machst Tu in der Schule?" Max? .Ich warte immer, bis sie aus ist." Für unsere Frauen. Di« „Schonzeit" des Herzens. Letzthin kam mir eine geistreiche Ab handlung über obiges Thema zu Hän den. Natürlich war dieselbe von einem modernen männlichen Schriftsteller ver saßt, und gab uns Frauen die seltenc Gelegenheit, einen recht klaren Einblick in den Gedankengang und die Gefühls welt der armen Männer, namenilich der noch bedauernswerthern Ehegatten zu thu». Der Verfasser geht ungefähr von folgenden Voraussetzungen auS: Wenn zwei Menschen das Ehebündniß schließen, so könnte man glauben, daß sie auch fü» ihr ganzes Leben verbun den bleiben wollen. „Soll jedoch dies zur Wahrheit werden, so muß auch die Liebe, wermglcich nicht in ursprüngli cher Kraft uud Frische, so doch in ur sprünglicher Reinheit und Ausschließ lichkeit erhalten bleiben. Aber wie sel ten ist dies der Fall! Und man darf den Männern ich habe ausschließlich die Männer im Auge nicht zürnen, wenn die hehre, lodernde Flamme der Liebe oft Nach kurzem ehelichen Zusam menleben nur noch still nnd irrelich ternd wie ein Johanniswürmchen glimmt." Wir zürnen den Männern darob auch gar nicht, im Gegentheil, sinden es äußerst lobenswerth, daß dieser Herr mit selten großer Selbsterkenntniß das so unumwunden zugibt. Wir erblicken in diesem Geständniß einer schönen Seele nur ein furchtbares Armnths zeugniß sowohl sür die betroffenen Män ner und nicht minder für deren Frauen. Denn der Herr gibt dadurch zu, was sonst dem ganzen stolzen Geschlecht sehr unmännlich erscheinen müßte, daß manche Ehegatten eigentlich nicht viel besser und klüger als große Kinder, vielleicht sogar als ganz kleine Mädchen sind. Wie freut sich solch' ein unvernünfti ger Knirps auf die erste Puppe, wie sehnt sich sein thörichtes kleines Herzchen nach all' der im Glanz des Schaufen sters und des elektrischen Lichtes ausge stellten, ausgeputzten Herrlichkeit, wie schaut er so lange, bis seine Miniatur- Seele von heißem Verlangen und quä lender Sehnsucht ganz erfüllt ist, und er schließlich zur Mutter eilt, um mit Hilse der süßesten Schmeichelworte. der schönsten Reden, der lockendsten V.r sprechungen für brave Aufführung und gute Sitten die Puppe zu erbetteln. Kommt schließlich der Hochzeitsabend, wollte sagen die gnadenspendende Weih nacht, oder der Geburtstag heran, dann drückt das ungeduldig harrende Kind die Puppe seiner Träume mit aller In brunst an die-Brust uud küßt sie so lange, bis es mii dem Püppchen im Arm vor glückseliger Müdigkeit die Au gen schließt und einschläft. Doch wenn das vorwitzige Mädchen ihre Puppe erst all' ihrer reizenden Herrlichkeit entklei det, ihren frischen Farbenglanz mit unvorsichtigen Lippen verwischt und hinweggeküßt hat, die schimmernden Seideiifähnchen und Löckchen schlaff, beschmutzt und zerzaust herabhängen, bann wirft das undankbar-grausame Kind das reizlose Spielzeug unmuthig und überdrüssig in die Ecke. Gähnend und gelangweilt blickt es hinüber, ärgert sich vielleicht über die abscheuliche Puppe, und läuft still und leise zur nachsichti gen Mutter oder gütigen Tante, damit sie freundlichst die alte Puppe gegen eine neue, hübschere imd frischere ver tausche. Und geradeso scheint es also den ar men Männern zu ergehen: die Frauen sind in ihren Händen nichts mehr als niedliche Augenblicks-Püppchen, die am reizendsten, schönsten und degehrenS werthesten erscheinen, so lange sie noch im Schaufenster stehen und die Kauf lust der vorübergehenden Puppenlieb haber erregen. Denn der aufrichtige Herr sagt wörtlich: „Der wundersame Traum, den man träumt, so lauge man das geliebte We sen nicht als legale Lcbensgesährtin um fängt, ist ja gar bald verflogen. „Wenn sie sich krieqen," sällt im Theater der Vorhang. Warum? Ein Pessimmist wurde sagen, weil jetzt ein neues Stück, und zwar ein Trauerspiel beginnt. Mit viel größerem Rechte aber dars man be haupten: Der Vorhang fällt, weil der Blütheiistaub der Poesie sich verflüch tige, weil der Negenbogenglanz. der aus dem Haschen, Suchen und Sichfin dcn der beiden Liebenden ruhte.'ln dem Augenblick zu verschwinden beginnt, da die Prosa der Ehe ihre nüchterne Herr schast antritt. Wer ist der Bessere 5 Was eine Frau Alles kann: Sie kann sich das Aussehen eines Engels geben mit einem bischen „Eheese Eloth" und den Lichtstrahlen einer Lampe. Sie kann mehr Unbequemlichkeit er tragen, als ein robuster Mann, und ist >m Stanve, dann noch auf den Ball zu gehe». Sie kann jedes Theater und >ede Kirche schließen, indem sie sich weigert, für dieselben zu arbeiten. Sie kaun gegen eine Frau, die sie haßt, von ausgesuchter Snkigteit und Höflichkeit sein, während ein Mann in denselben Verhältnissen arrctirt wer den würde wegen Mord und Todt schlag. Sie kann eine Versammlung besu che», iu der alle Frauen zu gleicher Zeit sprechen, und doch ganz haartlcin erzählen, was jede Einzelne gesprochen hat. Sie kann einen nahezu todten Zweig in die Erde stecken uud ihn wachsen wachen; Stühle und Möbel polstern, Vorhänge drapiren und Dein Kar bunkel pflegen, besser als zehn Doc toren. Sie kann ihre Meinung vertheidigen bis auf's Blut, auch gegen alle Logik, und dann ihren Sinn ändern ohn« allen Grund. Sie kann eine positive Verabredung treffen für eine gewisse Stunde und Dich eine halbe Stunde warten lassen, ohne alle Entschuldigung. Sie kann dem Manne, den sie liebt, die Sorgen schneller vertreiben wie Sonnenschein und mehr Vorschläge vor bringen, um ihn aus seinen Disficultä ten zu bringen, als er ausführe» kann, und dabei braucht sein Selbstgefühl noch nicht zu leiden. Sie kann jeden Mann auf sechs Fuß Distance über ihre Schleppe stürzen machen, ohne sich selbst darin zu ver wickeln. Sie kann ihren Körper in Pelz und Wolle einhüllen und ihren Kopf nur mit einer Feder bedecken und sich dabei in der bittersten Kälte vor Erkältung bewahren. Sie ist im Stande, wegen einer MauS Krämpfe zu bekommen und da bei kann sie unter die Hufe wilder Pferde gelangen, ohne verletzlzu werden. Sie kann einen Mann, sechs Fuß sechs Zoll, ganz klein machen durch einen einzigen Blick. Sie kann einen Mann durch be stimmte Behauptung zu einem Geständ niß bringen, indem sie ihn glauben machte, daß sie sein Vergehen weiß, während sie es nur vermuthet. Sie kaun ihrem Ernährer das Leben zur Hölle machen und eine Gardinen predigt halten, gegen die eine Kapuzi necpredigt ein Schatten ist. Sie kann auf das I »Tüpfelchen vorausagen, was die Uhr geschlagen hat und die Nachricht doch mit der Naivetät eines Kindes empfangen. Sie kann Doctoren, Advocaten und Kaufleuten zn ihrem Erfolg verhelfen, sie aber auch vernichten. Sie"kann einen Schirm in'zwölf verschiedene Posen halten und dabei bei jeder einzelnen ihrem Begleiter in das Gesicht stoßen. Sie kann im Theater ihrer Freun din ihre ganze Lebensgeschichte uud die aller ihrer Nachbarn erzählen, ohne hin ausgewiesen zu werden. Sie kaun mit dem Manne ihrer Liebe machen was sie will bis eine andere Frau auf der Bildfläche erscheint die verdirbt ihr dann ihr ganzes Spiel, nicht weil der Frau elwas an dem Manne gelegen, sondern aus prosessio nellem Stolze ihr den Rang abzulaufen und aus Liebe zur Intrigue dann aber wenden sich beide Frauen gegen den Mann und beschuldigen ihn der Widerwärtigkeit. Dies, meine Schwestern, sind die harten Beschuldigungen; wie wäre es, wenn wir den Stil umdrehten und ein mal zu schildern versuchten, was ein Mann alles kann? Also: Ein Mann kann seine Braut glau bei, daß er ihr in der Ehe den Himmel aus Erden bereiten werde, um sie dann in den Abgrund der Hölle zu führen. Ein Mann kann gegen die Favoritin die feinsten Manieren herauskehren, seine Frau aber wie der gröbste Flege' behandeln. Ein Mann kann seine Frau mit ausgesuchtester Zärtlichkeit behandeln, dabei aber bei jeder Umarmung hinter ihrem Rücken dein Dienstmädchen zu nicken. Ein Mann kann ein junges, zartes, liebendes Mädchen aus ihrem Familien kreis herausreißen und eifersüchtig sein sogeer auf jede Liebesbezeugung, die sie ihrer Mutter angedeihen läßt, und sie doch jeden Abend allein lassen, um die Gesellschaft seiner Kameraden aufzu sucheu, unter der Vorgebung, Geschäst machen >u müssen. Ein Mann kann sich seiner Frau ge genüber als Held aufspielen, wenn er aber dem Dienstmädchen einen Rüffel zu ertheilen hat, so muß die Frau fü' ih» den Popanz spielen. Ein Maiin kann für seine ganze Um gebung Rücksicht ausüben für das Pferd, für den Hund, für den Knecht, nur für seine Frau nicht, denn die kann ihm ja nicht davonlaufen. (Weshalb nicht? Anm. d. Red,) Ein Mann kann feiner Frau das Wochengeld so zumessen, daß er nicht begreist, wie sie mit demselben auskom men kann, und sie dennoch der Ver schwendung anklagen. Ein Mann kann von feiner Frau jede Dienstleistung als selbstverständlich annehmen, ruft aber die Frau das Dienstmädchen, um eine von diesen An forderungen zu verrichten, so thut er es lieber selber oder er sagt: „Das arm»- Mädchen." Ein Mann kann der größte Don Juan sein, er bringt es aber fertig, in' den Augen seiner Frau als Heiliger zv gelten. Ein Mann kann der zärtlichste Gatte sein, sobald aber ein anderer Mann aus der Bildfläche erscheint, tritt er ihr auf's Herz, wenn er seine Männlichkei' in Gesahr glaubt. Er kann sein Geschäft, seine Familie und seine Zukunft vernachlässigen, nu« laß er als Bercinslicht gelten kann. Er ist im Stande, es mit dem gefähr lichsten Feind aufzunehmen, die Hand eines kleinen Kindes kann ihn abe' lenien. wohin es will. Er ist im L-tande, seiner Frau sämmt licheHaushattungSmaschinen zu kaufen, ohne von deren Vortheilen etwas zv verstehen. Er tan» von schwerer Krankheit er stände» sein, und stellt sich in der bit tersten Kälte doch aus die vordere Plat sorm eines Straßenbahnwagens, um eine Cigarre zu rauchen. Er kann zugesehen haben, wie ein Anderer unter die vorderen Räder ein.-» Ear kam und ein Bein verloren H it, springt aber immer wieder von der vor deren Platsorm ab. Er kann, um einer Schonen nachzu lausen, sein Geschäst, sein Diner, mii dem seine gran aus ihn wartet, versäu men, wenn aber seine Fran Besorgun gen sür ihn hat, ist er zu sehr beMs tigt. > Er kann mit der größten Seelenruhe die Vorschläge und Schlagwörter feiner Frau als Unsinn erklären, um sie dann später mit eherner Stirn für die eigenen auszugeben. Er tann mit dem größten Enthusias mus sür Gleichberechtigung schwärmen, für sich selbst aber eine Sonderstellung beausprucheu. lD Er kann lein ganz guter Gatte und Vater sein, bis er als Einziger in einen Kreis von Damen kommt, dann spielt er mit Virtuosität den Hahu im Korbe und sagt dann noch : ''Llisrolion l» it". Ich möchte aber für alle Verbre chen den Mann verantwortlich machen, denn der Mann ist, seinem eigene» Ausspruch gemäß, der Stärkere. Auch behauptet er ferner, daß nur der Mann die Nüchternheit der Ehe eigentlich tief und schmerzlich empfindet, und daß er nur deshalb so rasch ernüch tert. weil durch seine Seele ein weh müthiges Staunen darüber zieht, daß der Schauer verschwunden, der ihn einst beseligt. Verschwunden, ohne daß er recht weiß, wie, wann, warum und weshalb. Und all' dieie Fragen mären doch so leicht zu lösen: es ist die Gewohnheit, das ewig Gestrige, daß sich Tag sür Tag wiederholt, es ist vor Allem die Langeweile, welche die ehe liche Liebe zerstört. Vielleicht gäbe es ein probates Mittel dagegen, uud das wäre nach Angabe des geschickten schrift stellerischen WaidmanueS solgendes : „Ebenso wie das täglich arbeitende Gehirn, so müßte auch das Herz seine Ruhe, scine Ferien, seine „Schonzeit" haben. Man reist in die Bäder, um irgend ein schadhaft gewordenes Organ Mieder in den Stand zu setzen, feine Funkeionen zu verrichte». So müßte auch der Ehemann zu gewissen, regel mäßig wiederkehrenden Zeiträumen sein eheliches Heim zeitweilig veilassen, um in eine fremde Umgebung, unter fremde Leute unterzutauchen. Das wäre die „Schonzeit" für fein Herz. Dort in der fremden Umgebung würde der Schatz der ehelichen Liebe nicht durch kleine, tägliche BaarauSgabeu vermin vert werden." Dieses gute Recept ist aber doch nicht so ganz ne« und originell, wie eS den Anschein hät, nnd wenn wir zu unserer jeühereu unschuldigen Puppci>geschichte zurückkehren, so müssen wir nicht ver gessen, daß es auch kluge und erfahrene Mütter gibt, die, wenn sie den flatter haften Sinn ihres Töchterchen recht zeitig bemerken, ohne Rücksicht aus et waige Thränen, die Puppe, so lange sie noch hübsch und unverletzt, sort schließen, und sie dem Mädchen erst wieder einhändigen, bis eine Zeit der Entbehrung den Werth des Spielzeugs in den Augen des Kindes wieder erhöh' hat. » Und solchen unreifen, erziehungS bedürftige» Mädchen stellen sich jene Männer gleich, weiche die „Schonzeit" für ihr Herz fordern. Wir Frauen wollen ihnen diezelbe herzlich gerne be willigen. d. h. wir würden den unter nchmnngSlnstigen Jägern rathen, ihre Herzen überhaupt so lange gänzlich zu schonen, bis sie sich nicht mehr mit vor übergehenden Jagdersolgen begnügen, bis sie sühlen, daß sie reif genug dafür sind, oder vielleicht auch durch ihr Alter dazu gezwungen werden, das Jagen überhaupt auszugeben. Solche wilde Jäger taugen nicht sür die Ehe, denn diese ist weder ein Jagdausflug, noch e n Kinderspielzeug, und es gibt noch Mädchen uud Frauen, die gerne daraus verzichten und davon verschont bleiben, solch' schonungsbedürftigen Männer herzen als ermüdende Jagdbeute, oder gleich seelenlosen Püppchen zu dienen Bon angeblichen Aranenkenner». Weuu eine Frau „Nein" sagt, so heißt das, ich bitte um Bedenkzeit. Jede Dame will den kleinsten Fich habe», aber auf dem größten leben. Ein Weib zerr* oft zur „Grille' herab, was des Mannes „Stolz" ist. Eine Frau wählt ihre Toilette, in dem sie sich im Geiste ihre Freundinnen betrachtet. Es ist erstaunlich, welche Dinge Frauen unverzeihlich finden, aber noch erstaunlicher, was sie Alles verzeihen. Will eine Frau heroisch sein,—dani> schweigt sie. Man verwünscht*die Unbeständigkeit der Frauen, wenn man ihr Opser ist; man findet sie entzückend, wenn man ihre Ursache ist. Bon, alten Blücher. In Breslau starb 1322 ein Geiger Namens Feige, Mitglied des dortigen TheaterorchesterS. 'Feige hatte bei Auerstädtdcn Generalfeldmarschall Blü cher von der Gefangenschaft gerettet, uud dieser hat dem Kunstler die That in folgender kuriosen Weise'bestätigt. „Ten 14. Oktober IBW in der Schlacht bei Aucrstävt ward mich mein Pserd erschossen, und ich würde gefangen ge nommen worden fein, da ich keine Ka vallerie mehr bei mich hatte., Der Trompeter Feige, des Regiments Heu sing. hatte mich sallen sehen, er kam. sprang vom Pferd, und half mich dar auf; ich wies ihm an, zu unsere Infan terie zu laufen, und wo möglich sich zu retten. Durch die edle Handlung des seige entging ich der Gcsaugcuschaft. 1.., habe geglaubt, daß vom Rcgimentc «i zu einer Belohnung würde empfohlen sein, da aber der Trompeter mich versichert, daß dies nicht ge schehen. fo halte ich mich verpflichtet, dem Feige Vorstehendes aus meine Pflicht zu bezeugen, da ich ihm vor sein Edelmuth nicht belohnen kann. Bres lau, den lti. Februar 1813. L. r Llücher, General der Kavallerie." Man sagt: „Verliebte Leun versalzen die Suppe." Ach, noch öster versalzen sie sich selbst das ganze Leben . Die neuen Wiener Modefrtsure«. Aus Wien wird berichtet: Die Heuer preisgekrönte Modefrisur des Hoffri senrs Franz Janik nennt sich „Elsaf sienne" und wird folgendermaßen herge stellt: Die Haare werden rund um den Kopf abgetheilt, dann dreht man die Haare über die Lockendreher und brennt dieselben: das mittlere Haar bindet man. Sind die Haare ausgekühlt, steckt man dieselben zum Bunde; in denselben wird ein maschenartiger Kamm gesteckt, darüber werden die Haare gelammt und die Frisur ist mit Hilse dieses Kammes sertig. Zu Ge sicht ist ein schiefgetheiltes Äandeau ge steckt. Die Frisur wird mit einem gol denen Kamm und in der schiesen Thei lung mit einer Reiher-Aizrette und Brillant-Agraffe geschmückt. Vier an dere mit Ehreudiplomeu ausgezeichnete Modefrisuren sind sämmtlich in griechi< schein Stil gehalten. Bei der Gräsin Shlva - Taronca- Frifur wird das Haar an beiden Schlä sen bis hinter das Ohr getheilt; von der Stirne bis in den Nacken werden zwei viertheilige untereinander liegende Zöpfe geflochten. Der obere Zops wird schlupsenartig gesteckt, die Seitentheile gewellt »r!d am Hinterkopfe arrangirt. Dann wird das gewellte Sektenhaar zu einer langen'Schlnpfe arabeskeuartig gesteckt. Die Bordersrisur besteht aus einem ans der Seite getheilten „Alt- Wien-Bandeau". Im Hinteren Zopse wird ein Lockenduft verwendet. Der Kopfschmuck besteht aus wilden Rosen nnd Kolibri-Bögelchen. Bei der Grotz- Wien-Frisur welle man das ganze Kops haar, mache aus dem Haar einen Bund in der Mitte des Kopses; dann nimmt man den dritten Theil der Haare, theilt denselben in drei Theile, nimmt einen goldenen Kelsen und flicht einen Schub zops, welcher von hinten nach vorne ge? steckt wird. Sodann nimmt man einen 70 Cen timeter langen fremden Haartheil und steckt ihn in die Mitte nach rückwärts an. Die übrig gebliebenen Haare vom Band dreht man über Haarwickler und frifirt Arabeskenlöckchen. Nach vorn steckt man ein schiefgetheiltes Bandeau, welches man mit einer Brillantspange ziert. Als Kopfputz dient eine Aigrette mit einem Vogel. Bei der Stesanie- Frisur wellt man zuerst das ganze Haar rund herum, bindet es ziemlich tief auf einen Bund, theilt es dann in vier Theile. Die Enden papillotirt man uud frifirt zwei nach unten, zwei nach oben, in Form von Arabesken, im Genick auslaufende Locken in tief grie chischer Form. Zu Gesicht ist ein in neuer Form schiefgetheiltes Wagnerisches Bandeau frifirt, in welchem ein Bril lantdiadem angebracht ist. Geziert ist die Frisur mit Blumen und Reihern. Die vierte preisgekrönte Figur ist eine reizende hohe Frisur, welche gelockt uud gewellt und mit einem Blüthenstrauß geschmückt ist. Et» kostbarer Stöpsel. Der „Sanch", einer der größten und wcrthvollstcn Diamanten der Welt, war in den dreißiger Jahren im Besitze der reichen russischen Familie Demidow. Die damals in Paris lebende verwitt wete Fürstin Demidow brachte nun täglich drei bis vier Stunden damit zu, unerkannt in die ärmsten Dachstuben hinauszustcigen und dort freigebig Al mosen auszutheilen. Die mildthätige Frau hatte dabei die wunderliche Grille, sich für diese Spaziergänge in einen alten türkischen Shawl einzuhüllen, denn da sie, bevor sie zu den Armen ging, östers Höflichkeitsbesuche zu ma chen hatte, wollte sie zwei höchst un gleiche Dinge, die Toilette für die Ar men und die für die Reichen, mitein ander vereinen. Zu diesem Zwecke steckte sie den altmodischen Shawl mit einer goldenen Nadel zusammen, in die der „Sancy" gefaßt war. Die Armen sahen nur das alte Umschlagetuch, die Reichen sahen nur den „Sancy". Eines Abends, als die Fürstin, in ihr Palais zurückgekehrt, den Shawl .ablegte, fehlte ihr der „Sancy". Der Stein mußte aus der Nadel gefallen sein. Die Fürstin läßt sofort anspan nen und steigt wieder. Treppe auf Treppe ab, in .alle Mansarden, in d nen sie an jenem Tage gewesen. „Habt Ihr nichts gesunden? Ich habe etwas verloren, ein birnförmiges Ding aus Glas einen Familien schmuck, an dem ich sehr hänge. Such) nur ordentlich!" Vergebliche Mühe. Endlich komm< die Fürstin zu einer armen Wittwe, di» acht unerzogene Kinder hat. „Ein Glasding haben Sie also ver loren, gute Frau? Ja, ich fand nichts doch halt! Die Kinder haben heute mit einem Stöpsel gespielt, einem glä sernen Stöpsel. Suchen Sie vielleicht den?. Wenn er nur noch da ist." Der kostbare Stöpsel fand sich richtig unter dem Kehricht wieder und die Fürstin Demidow sorgte für die Wittwe und lohnte den Kindern die Rückgabe des Diamanten dadurch, daß sie die Zukunst von Allen sicher stellte. —Zu großartiger patrio tischer AusopserungSsähigkcit hat der Zollkrieg in Frankreich die Gemüther mehrerer Realschüler und Realschüle cinnen in St. Gallen gestimmt. Im St. Galler „Stadtanz." erlassen die Begeisterten folgenden Aufruf: »Wir Lealschüler wollen in der Vertheidigung der Schweiz gegen Frankreich nicht zu rückbleiben und mit unserer schwachen ffrast beitragen, daß der Zolllrieg wuchtig gesührt wird. ES freut uns, zaß unsere Mutier keine französischen Hüte und Kleider mehr kausen und die Kölker keine französischen Weine mehr trinken wollen. Damit wir aber auch sabci sind, haben wir einmüthig be schlossen, uns fernerhin nicht mehr mit der Erlernung der französischen Sprache zu besassen. Wir hoffen, daß auch die Herren Lehrer diesen unseren patriotischen Entschluß achten werden.''
Significant historical Pennsylvania newspapers