2 Withret»» der »orfttllung gestor ben» Im Michaelthcater zu St. PcterS» Iburg starb während der Aufführung dcr Komödie „Schutnili" der Schauspieler dcr Kaiserlichen Theater P. M. Swo bodin. Der Künstler spielte den alten Beamten Obroschonow. Schon vor Beginn der Vorstellung fühlte cr sich unwohl, cntschloß sich jedoch trotzdem auszutreten und führte auch seine Rolle bis zum 4. Act mit gewohnter Fertig keit durch. Am Ende dieses Actes je doch. nach einer „effectvollcn" Stell« stürzte er zusammen. Es war eine Scene, in welcher Obroschonow, der zur Rettung des Bräutigams seiner Tochter Geld nöthig hat, mit einem Packet nach Haus« kommt, das er im Flur gesun den und aus dem sich die Aufschrift „Einliegend 60,000 Rubel" befindet. Das Packet hatten zwei „Spaßmacher", die Obroschonows Gcldnoth kannten und einen „Witz" machen wollten, ihm absichtlich in den Weg gelegt. Er wird nach dem Funde fast verrückt vor Freude. Der dritte Theil des Geldes, der ihm nun gesetzlich zukommt, wird ja vollständig ausreichen, um seine Fa milie zu retten, um ihr auf Jahre hin aus eine glückliche Existenz zu sichern! In der größten Aufregung kommt er nach Hause. Er lacht, cr ist ausge räumt, cr kann sich vor Freude kaum halten, er nimmt eine gehcimnißvolle Miene a». Seine Töchter, dcr zu künftige Schwiegersohn begreifen ihn nicht, werden sogar ängstlich schließ lich erklärt er, um was eS sich handelt, holt das Packet heraus und beginnt es mit feierlichem, verklärtem Gesicht zr öffnen. Er sucht das Geld darin, cr sucht mit wachsender Erregung nach den Kredit scheinen, findet jedoch nur Zeitungs dlätter; da fällt ein Fetzen aus dem Packet zur Erde. Der Bräutigam sei ner Tochter hebt das Zettelche» auf uno liest: „Jage fremdem Gut nicht nach!" .... Also ei» Witz bloß, ein alberner, muß das Geld irgendwie ans dem Packet verloren haben, er wanlt bleich, entsetzlich enttäuscht, hinaus, um es zu suchen. Swobodin führte dieie Scene wunderbar durch: ohne Pathos, wahr bis zur vollste» Illusion. Als cr hin ausging. stürzte er über die Schwelle hin. Nach dem Stück war das nicht nöthig: seine Töchter eilen ihm nach, man hört nach dem Arzt rufen. Der B ehang sällt. Das Publikum klatscht stürmisch Bei fall. Swobodin kommt erst mit den be den Schauspielerinnen, dann allein heraus und bedankt sich. ES folgt dcr Zwischenakt, die Musik spielt. Bor Beginn des letzten Aktes kritt ein Theaterbcamter vor die Rampe nnd er klärt, daß in Folge der plötzlichen Er krankung Swobodins die Rolle des < Obroschonow ein Anderer spielen wird. / Das Publikum erwartet ruhig die Fart sttzung der Vorstellung, überzeugt, daß Herr Swobodin erkrankt ist. Thatsäch lich aber war er schon gestorben. Nach seiner Garderobe zurückgekehrt, griff cr sich plötzlich an den Hals und stürzte mit dem Rufe: „Reißen Sie den Kra gen auf! Ich ersticke!" zusammen. Der Arzt war sofort zur Stelle und konnte nur feststellen, daß Swobodin gestorben fei. Aber das Stück wird fortgesetzt, das Publikum braucht ja vom Tode des Künstlers nichts zu wissen. Ein anderer Schauspieler mit dem Hest in der Har.d tritt an Swobodin's Stelle aus und liest die Rolle. Das Publilum lacht. Die Schauspieler und Schau spielerinnen können ihre Thränen kaum verbergen, sie lehren dem Publilum den Rücken. Das Publikum ist in der besten, aufgeräumtesten Laune, eS lacht und witzelt über die unerwartete Thea terprobe. die man ihm darbringt. Im Zwischenatt nach dem fünften Akt er fuhr man im Publilum von dem Tode Swobodin's. DaS Orchester stimmte jedoch irgend eine Polka an, nach wel cher ein Stück des Herrn Gneditfch ge spielt werden sollte. Das Publikum beginnt zu zischen, immer lauter uud lauter. Das Orchester spielt immer weiter. „Aufhören! Aufhören! Ge meinheit!" schreit man aus den Logen, aus dem Parterre. Die Polka aber hört nicht aus, sie wird nur immer lei ser; offenbar kommt die Musik auch de» Musikanten skandalös vor. Das Pu blikum beginnt zu zischen, zu schreien, mit den Stühlen zu lärmen, man rust nach dem Direktor. Aber der läßt sich wohlweislich nicht blicken. Die Polka hört nicht aus Schließlich drängt sich das Publikum empört uuter de» Klängen dcr Polka aus dem Theater und bricht damit selbst die Borstellung 0b.... Gegen k 2 Uhr Nachts wurde die Leiche Swobodins in seine Wohnunp gebracht. Naiv. Ein Schnorr« r, der eine sehr hohe Protection hinter sich hat. erhält von «inem reichen Bankier 300 fl. sür eine Badereise zur Herstel lung seiner Gesundheit. „Verzeih'n Se, Herr Bar»»leben", sagt der Schnorrer, „aber 30» fl. ist ßu wenig; ich brauche mindestens '-(XZ fl.!" .Aber da hört doch die Gemüthlichkeit auf", ruft der Baukier entrüstet, .können Sie denn Ihre Badereise nicht einrichten, daß Sie- mit 300 fl. aus kommen „Verzeih ii Se, Herr Aa ronleben, aber sür mein« Gesundheit if" mir nix zu theuer!" o»i'v ovex. Müller: .Nun, Herr Meyer, was sollen denn Ihre drei Söhne werden?" Meyer: .Ja, sehen's, Herr Müller, ich hab« ge dacht, sie sollten nach ihrem Namen einen Berus ergreifen. Da ist d«c Wolfgang, der wird ein Jäger: der zweite, Gottlieb, d«r hat Gott lieb, ist sonst auch klug uno soll ein Pfarrer werden; der dritte, das ist der Philipp, der hat's Vieh !:.b. :«r wird ein Land virth!" Im Geschichtsunterricht. .Was thaten die Germanen in ihrer Jugend, um sich abzuhärten?" .Sie tbaien keine Schule besuchen." Ullerseelen am Goldene« H»r». An Allerheiligen hatten wir die Fried höfe besucht, den herrlichen Eyprefsen wald von Skutari, die Todtenfelder von Pera mit ihren unbeschreiblichen Aus blicke» auf und Meer und die jenigen, welche sich fast ohne Unterbre chung stnndenweit an der thcodosiani schen Stadtmauer cutlag vom Schloß der siebe» Thürme bis zum Goldenen Horn zich-n; aber auch der folgende Tag, Allerseelen, sollte nach guter hei mischer Sitte den Todten gewidmet sein, und das bietet in Konstantinopel leine Schwierigkeit. Die ganze islamitische Weltanschau ung ist durchtränkt mit Todesahnen; das Sterben scheint für den Moslem keinen Schrecken zu haben, sein Leben ist vielmehr nur als eine fortwährende Vorbereitung für das Stadium dcr Vollendung, für das Paradies zu be trachte», als ein nicht gerade sehr er freulicher Uelnrgang, der nun einmal durchgemacht werde» muß, denn es steht geschrieben, daß Niemandem etwas begegnen könne, was nicht von Ewig keit her vorausbestimmt, daß Niemand dein, was sür ihn vorgesehen, zu ent gehen oder an seinem Schicksale auch nur das Geringste zu ändern vermöge. Wer dnrch die Pforten des Todes ge gangen ist, darf glücklich gepriesen wer de», denn der Gerechte wird sür seinen Aufenthalt in diesem irdischen lammcr thale durch endlose Genüsse entschädigt werdcu: „Jungfrauen init I«usche« Blicken und großen schwarzen Augen, so da gleichen verdeckten Eiern des Straußes" verspricht die 37. Sure des Korans den ausrichtigeu Dienern Gottes. „Die Gefährten des Paradie ses werden nur ganz der Lnst und Wonne leben und sie und ihre Frauen in schattenreichen Gefilden auf herrli chen Polsterkissen ruhen. Die schönsten Früchte und Alles, was sie nur wün schen, sollen sie dort haben." Moham med selbst nannte diese Sure das „Herz des Koran", die Mohammedaner aber Pflegen sie den Sterbende» in den letz ten Zügen vorzulesen. Der gläubige Moslem betrauert da her den Verstorbenen nur wenig und geht auch dcr Erinnerung an den Tod nirgends aus dem Wege, im Gegen theile, dieselbe flicht sich überall durch das frisch pulsirende Leben. Die Friedhöfe bilden weit eher einen Erho lungsort. als eine Stätte dcr Betrüb niß; wenn schönes Wetter ist. kann man nämlich am Freitag Nachmittag ganze türkische Familien aus die Fried- Hose ziehen sehen, wo sie dann auf und ab den Gräbern ihrer Angehörigen sitzen, Kaffee trinken, rauchen, schwatzen und lachen und es fehlt eigentlich nur eine lustige Blechmusik unter den vicl hundertjähr.igcn. mächtigen Eypressen, um den Begriff eines türkischen Eon certgartens zu vervollständigen. In den Städten selbst aber ist Leben und Tod auch nicht so streng geschieden, wie bei uns im Abendlande, so ragt in Konstantinopcl allerwegen an den ver kehrsreichsten Punkten, womöglich an Ecken und Plätzen, ein zierlicher Kiosk, meist ein anmuthiger Bau mit vergol detem Dach, moiiumcntalem Thorbogen und schön gearbeitetem schmiedeeisernen Gitter, in welchem gewöhnlich Barock elemente mjt sarazenische» Arabesken verschmolzen sind das sind Sultans gräber, sogenannte Türken; oder mit ten zwischen den Häusern einer belebten Straße lugt ein grüner Zwickel heraus, den man zuerst wohl für ein schattige« Gärtchen oder für ein Stückchen öffent licher Anlage hält, den jedoch bei nähe rem Hinschauen einige eingesunkene Gräber, ein paar umgestürzte oder ge brochene Leichensteine und hochragende Eypressen als einen kleinen Begräbniß platz kennzeichnen, wie sie zu Hunderten durch ganz Stambul zerstreut sind. Ucberall vertheilt haben sich die Sul tane begraben lasscn, am liebsten aller dings im Schatten der von ihnen er baute» Moschee. Ihre Turbe» sind Heiligthümer, welche von den Türken gern besucht werden; besonders wall fahren die Gläubigen in den Ramasan nächten und in den sieben heiligen Nächten des Islam massenhaft zu den Mausoleen ihrer verstorbenen Herrscher, uni an ihrem Sanduk eine Fatiha, das beißt die erste Koransure, zu beten. Auch für die Fremden ist dcr Besuch dieser Tiirbcn, namentlich der älteren, die zum Theil kleine Wunder osmani scher Baukunst, morgenländischer Pracht und morgenländilchen Geschmackes sind, lohnend; da sie jedoch in ihrer inneren Anordnurrg völlig übereinstimmen, so geniig» es, die berühmtesten, nämlich diejenigen Achmeds 1., Sulcimaiis des Großen und Mahmuds des Reformers gesehen zu haben. Wenn man, vom Marmaramccr kommend, durch den Bosporus in Eon stantinopel einfährt, so fallt sofsrt ein marmorblinlender Bau ins Auge, wel cher, umgeben von sechs ichlanten Mi nareths, aus seiner Höhe ganz Stambul beherrscht und neben dem selbst die weltberühmt« Kuppel der benachbarten Agia Sophia zur Umcheinbarteit zu sammenschrumpft. so daß er auch im ersten Augenblick von den Meisten sür das gewaltige Riesenwerk Justinians gehalten wird; das ist die Moschee Ach medije, welche Achmed dcr Erste in den erste» Jahren des 17. Jahrhunderts aus den ungeheueren Fundamenten und aus dem herrlichen Material des alten byzantinijchcn Kuiserpalastes er baut hat. Im Garten neben der Mo schee erhebt sich zwischen schattigen Bäumen ein viereckiges Mausoleum mit lustiger Borhalle und kapellenartigem Nebenraum, überragt von einer auf «cht Spitzbogen ruhenden Kuppel, welche mit nicäifchen Fayencen, kost bare» Erzeugnisjcn altiürkischcr Kera mik. bekleidet ist. Wie erwähnt, ist die innere Anord nung der Türken stets die nämliche! Die Wände sind meist mit Fayence» bedeckt, von der Decke hängen metallene Lampen abentcuertichstcr Horm welche jeden Abend angesteckt werden, und in der Mitte des Raums stehen auf dem häufig kunstvoll gearbei teten, aber stets mit Strohmatten be legten Mosaikdoden die Sanduls, Ka tafalke, welche mit gold- uud silber durchwirkteu Stoffen und indischen Shawls behängt sind und unter denen die in dcr Turbe Beigesetzten in unter irdischen Gewölbe» ruhen. Die großen Sanduts, welche von schwercn, mit Perlmutter überreich inkrustirten Bal lustraden umgeben und von kolossalen Wachskerzen in silbernen Leuchtern um standen sind, gehören den Sultanen an, auf ihren Sargdeckel! sind Koran fpruche und Daten aus dem Leben dcr betreffenden Herrscher in Silber gestickt und hat der Letztere bei Lebzeiten mit eigener Hand den Koran abgeschrieben, so ruht dieses Exemplar in einer mit Perlmutter ausgelegten Lade zu seiner Häupten. Die Mäniiersärgc sind durch einen weißen Muslinturban kenntlich ge macht, der bei einem Sultan noch mit prächtiger Brillantugraffe uud einem schwarzen Reiherbusch geschmückt ist —> die Neutürken sreilich begnügen sich mit dem einfachen rothen Fez, der auch auf den Friedhnfgräboen de» früher übli che» in Stein gehauenen oder in Holz geschnitzten Turban fast ganz verdrängt hat. Die kleineren und schmucklose» Särge neben dcm des Sultans berge» dic Ueberreste seiner Gemahlinnen, Kin der und Geschwister, und rings herum gruppiren sich in den neuesten Türken noch Dutzende von ganz kleinen San duls als schweigende und doch gar be redte Anlläger. In der Turbe Achmeds I. ruhen außer diesem noch die Sultane Os man 11. und Murad IV., ferner eine Anzahl Prinzen und Prinzessinnen und dic Gemahlin Achmeds, Mahpeiler Sultan, Sultan Ibrahims Mutter. Hinter dcm Scraskierthurme, auf dem einst Mottle als junger Haupt mann seine Stndien zu dem ersten Stadtplan von Konstanlinopel gemacht hat, liegt die Suleimanije-Moschce, welche, im Austrage SuleimauS des Prächtige» vo» dcm berühmten türki schen Baumeister. Sinan, um die Mitte des 16. Jahrhnnders errichtet, sür das Werk sarazenischer Baukunst im euro päischen Türtcnreich gilt. Auch Su leiman hat seine Turbe im Bostan, dcm Garten seiner Moschee, zwischen Gebüsch nnd schattigen Bäumen, ein unvergleichliches Meisterwerk osmani scher Architeltnr, uud ein eigenes Ge fühl bcichleicht den Abendländer, wenn er den feierlich beleuchteten Raum be tritt, denn, der hier ewigen Schlaf schläft, ist jener gewaltiges Soliman, dcn Theodor Körner in seinem „Zriny' ausrufen läßt: „Dic Welt soll's wissen, das; der Löw' stirbt. Und Wien soll ihm als Todcssacke« Es ist der größte Herrscher aus dem Hause Osmans, der Sieger von Mo härs, der Eroberer Ungarns, der Be lagerer von Wien, der die Schrecken des Halbmonds in s Herz Europas getragen bat nud schließlich erst vor Szigeth vom Tode überwunden worden ist. Galerie» von Eedernholz, mit Perlmutter aus gelegt. umgeben den Sarg, kostbare Exemplare des Koran liegen aus den Pulten und schöne Teppiche verhüllen den Fußboden. Außer Suleiman I. sind hier Snleiman 11. und Achmed 11. bestattet, während des großen Sultans LicblingSgemahlin, die ehrgeizige Ehur rem-Rorolane, in einem eigenen, dieser Turbe benachbarten Mausoleum Ruh' gefunden hat. , Noch eine Turbe suchen wir auf, ein achteckiges Gebäude ganz aus weißem Marmor mit sieben Hohen Fenstern, welche durch vergoldete Gitter geschützt sind. Sie liegt zwischen der Agia So phia und dem großen Bazar an der großen Straße Divan Joli und beher bergt die sterblichen Ueberreste Mah muds des Reformers und feines un glücklichen Sohnes Abd-ul-Azis. Hier finden wir zum ersten Male statt des alttürkischcn Turbans den modernen Fez mit Diamantagraffe und Reiher sederain Kopsentie der Sanduls auf gesteckt; der Fez ist das Zeiche» der Re form und der auf Sultan Mahmuds Sarge erzahlt uns eine schreckliche, blu tige Geschichte: Das Ende der Janit icharen. Sultan Mahmud hatte ein gcschen, daß die uralte Truppe, welche Jahrhunderte lang alle von den Os iuanen gelieferten Schlachten zum Siegt entschieden hatte, den Anforderungen der Zeit nicht mehr entsprach, und suchte demgemäß Neuerungen einzufüh ren, zu welchem Zwecke er egyptisch' Jnstruttiousmeister anstellte. Die Janitscharen, welche seit Bajafid jeden Herrscher in seiner Herrschaft be droht und die Sultane ganz nach Be lieben ein- und abgefetzt, eingekerkert und umgebracht hatte», und deren zügel lose Frechheit an die römischen Prato rianer erinnert, mochten ahnen, daß es sich bei diesen Reformen nicht nur um eine neue Uniform oder um ein neues Exercier-Reglement, sondern vielmehr nm ihre Existenz handelte, sie empör ten sich ganz wie in früheren Zeiten, zogen plündernd und raubend durch die Stadt und rotteten sich schließlich auf dem Roßplatz vor der Achmeds moschce zusammen. Aber Mahmud war kein Bajafid, kein Selim. in ihm steckte vielmehr ein Stück von Peter dem Großen und die Meuterei kam ihm nicht unerwartet; er eilte mit tili.ooo Mann herbei, schloß den Platz von allen Sei ten ein und ließ die Enipörer einsact niedermetzeln. Die Hälfte blieb auf der Stelle, die Anderen entkamen in die Kasernen, diese ab.r wurden an allen Ecken ange zündet, so daß diejenigen, welche dem Schwert entronnen waren, den Tod in den Flammen fanden. Man zählte a» zwanzigtausend Leichen; Tage langn,.,' ren alle nur aufzutreibeude» Fuhr werke beschäftigt, dieselben zum Golde nen Horn oder zum Bosporus hinab ,u chaffen: man sah sie daselbst masjen- haft schwimmen, und der Sturm triet viele wieder an'S Ufer zurück; selbst Schiffe wurden durch sie in ihrem Lauf gehindert. Sultan Mahmud aber zog, umgeben von seinen Großwürden trägern, in die Moschee und trug bei dieser Gelegenheit zum ersten Male öffentlich die neue Uniform und den Fez. So ward unter heftigen Wehen im Frnhsommer 1826 das Nentürken thum geboren, aber auch der Fez wird den Untergang des Halbmonds nichl aufhalte», und wenn der Letztere erst von der Kuppel dcr Agia Sophia herabgesunken ist, kommt vielleicht das Grab zu Ehren, welches den Schluß unserer Allerscelenlags-Wanderung bil dete. Als wir die Tnrbe des Janitscharen- Tödters verließen, war die Sonne im Sinken, es mochte süns Uhr Nachmit tags, etwas nach els »11-» rui-oa, sein und wir mußten uns eilen. Am gro ßen Bazar vorbei, quer durch den male rischen Hof der Taubcnmoschce, durch ein Gewirr von Gaßen und Gäßcheu ging's bergauf und bergab bis zu der Moschee, iu welcher der Gefährte Ma hommeds des Eroberers, der Scheich Mustafa Mesa Effendi begraben liegt. Der Mesaplatz ist wunderschön, von alten Platanen bestanden, unter denen im Brunnen klares Wasser sprudelt, und Hunderte von Turteltauben girren auf dem Becke». Nicht weit davon regt eines der ehr würdigsten Dentmülcr des alte» Ayzanz, der von Hadrian begonnene und von Valens vollendete Aquädukt, dcr, vou üppige» Schlingpflanzen uinwuchert, die Häuser überschreitet und weithin mit seinen gewaltigen Bögen sichtbar zwei der sieben Hügel verbindet, an denen einst Konstantin der Große sein neues Rom erbaut hat. Vor dem Aquädult bogen wir in eine kleine Sei tengasse ein, in welcher das verfallene Hans eines GerberS unser Ziel war. Kleiue Leute mit vielen Kindern woh nen dort dicht bei einander. Schuh macher. Sattler uud dergleichen, uud eS herrscht eine schlechte, stinkende Lnst in dem winkligen Bau. In der Ecke eiues versteckten Hofes steht ein Wei denbanin, der einen alten Stein be schattet, es ist ein Leichenstein, aber keine Inschrift verräth uns, wer darun ter liegt. Das ist ein trauriges Plätzchen, das traurigste iu ganz Konstantinopel. Hier kommt selten ein Fremder her, es ist ja nichts Besonderes zu sehen, wie in der Tnrbe Mahmuds der von der Königin von England geschenkte Lustre oder die von Napoleon 111. gespendeten Bronce - Uhren, keine farbenprächtigen Fayencen, keine silbergestickten Decken oder indischen Shawls, und doch ver dient dieser versteckte Winkel größere- Interesse, als das prächtige Sultans- Mausoleum, denn eine ganz« glanzvoll« Welt liegt hier begraben der namen lose Stein deckt die Ruhestätte Konstan tins XI., des letzten griechischen Kai sers. Was sür Erinnerungen beschwör! dieser Ort herauf! Die Schatten längst vergangene» Jahrhunderte schweben in endlosem Zuge an uns vorüber, die Helden des oströmijchen Reichs, die byzantinischen Kaiser, welche die vom letzten Morde noch blutige» Hinde zu brünstigem Gebet gefaltet haben, die b.'rückcnd schö nen Weiber mit dem Lilienstengel in d.'r Rechten nnd allen Laster im Vuscn, die steifen Heiligenbilder auf Gold grund, die Komiienen, die Paläologen und endlich der unselige letzte Kon stanstin XI. Dragases, der beim Thore des hl. Romanus den Heldentod gestor ben ist, als Mahommed 11. den Thron Konstantins des Großen zerbrach und sein neues Rom eroberte. Er steht nnd kämpft auf der Bresche, durch welche die «ieger in die Stadt eindringen, inmitten des Regens von Kugeln nnd Pfeilen; er sieht es, daß Alles zu Ende geht, daß er bestimmt isl.ßdie thurmhoch ausgehäuste Schuld der Bäter zu sühueu uu» er will sie sühnen; er reißt den Purpur, der ihn verrathen kann, her unter und stürzte sich in das dichtest? Kampfgewühl. Als die Abendsonne sich in den Blut lachen vor der Stadtmauer spiegelte, suchten die Türken lange vergebens nach dem Kaiser; man fand seinen Leichnam endlich uuter den übrigen Erschlagenen nnd erlannte ihn nur an den goldenen Adlern, mit denen seine Schuhe bestickt mareu. Mahommed dcr Eroberer ließ sein Hanpt auf der Justinianssänle in der Sosienkirch aufpflanzen, versagte je doch dem Körper ein ehrenvolles Be gräbniß nicht und so trugen einige Ge treue de» todten Kaiser, den letzten Er be» der Eäsaren, in diesen Winkel uns bestatteten ihn hier. Sonderbar, die in der Umgebung wohnenden Türken verehren das ver gessene Grab und lasse» häufig Nachts Lichter darauf anstecken, sie meinen vielleicht, daß eS einen ihrer Heiligen birgt, jedenfalls ahnen sie die Wahr heit nicht. Auch wir lausten Kerzen und stellten sie auf dem Steiue auf, vielleicht hat sie eine gläubige Seele noch an diesem Abende angezündet. Als wir ans die hochgelegene Nord terraffe der Snlcimanije-Maschee ka men. ging die Sonne gerade in nnfcrem Rücken nntcr. und es hatte bei uns nicht der andachtsvollen Ergriffenheit, in der wir das Grab Konstantins XI. verlassen, bedurft, um von diesem über wältigenden Anblick auss Tiesste crschut tert zu sein. Da lag sie vor uns, die Märchen» stadt, entrückt dem Geräusch und Ge triebe des Tages, der Prosa und dem Schmutz des alltäglichen Gebens, ein kolossales Gewirr von Dächern und Kuppeln. Mlnarcehs, Thürmen und Bananeiiwivfeln, dazwischen die wo genden Fluthen zweier Meere und aus den bergigen User» die düsteren Ey pressenwalder der Friedhost; auf dem Goldenen Horn zn unseren Fügen la gerten schon violette Schatten, »der über dem BoSvorus mit seinen un zähligen Schissen, Kails und schwim menden Seglern zitterten noch die letz ten glühenden Lichter: eS war, als sei da» blaue Meer mit einem goldenen Netze bespannt nnd Milliarden von Rosen tanzten aus den glitzernden Ma schen. Die kleinasiaktsche Küste mit ihren Vorstädten, Burgen und Dörfern und dcr Bulgerln verschwommen schon in abendlichem Dunst, durch den die Fenster von Slntari geheunnißvoll her überblitzten; die europäischen User mit den Marmorpalästeii von Dolma Bagtsche und Tschiragau und ihrem die Hügel zu beide» Seiten des Goldenen Horns bis hoch hinaus bedeckenden Häu sermeer waren wie mit Gold überflössen; auch iu den Fenstern von Galala-Pera spiegelte sich die blutroth untergehende Sonne, das war ein unbeschreibliches Leuchten, Flimmern und Strahlen, ein Spiel von Farben und Tönen, noch gehoben durch die schwarzen Eypressen massen des kleinen Todtenfeldes und den dunklen Park des alten Serails. Und wie mir noch stehen in An schauen und Andacht versunken, über wältigt von der zauberischen und phan tastischen Schönheit dieses Schauspiels, verglimmen die glühenden Lichter und verblassen die Farbe», kriechen dunkle Schatten aus dem Wasser herauf und breite» sich über das Land und von allen Seiten her durch die Lust llingt dcr Ruf zum Gebet. Wir blicken em por, hoch über uns auf der obersten Galerie des Mingrehs steht dcr Muez zin, auf scinen emporgehobenen Hän den und aus seinem Turban leuchtet noch ein letzter Sonnenstrahl, jetzt er lischt auch dieser, kühl weht cs vom Bosporus herauf und in langgezogenen, klagenden Tönen hallt es durch die fin kcndc Nacht: "U-rvir als' s'alliUi! lunjk illi»' lllali!" Kommt zum Scgen, kommt zum Heil! Gott ist groß, eS ist kein Gott außer ihm!" Ei» Original. Der alte Saatz ist todt, der Hallenser Pfeisen-waatz, das stadtbekannte, vor Allem bei den akademischen Bürgern beliebte Original. Jeder Studio, der sich zu einer Dedikation „gedrungen" fühlte, wandte sich vertrauensvoll an „Vater Saatz". Es gab wirtlich seiner Zeit so schreibt man der „Post" tanm eilieil Hallenser Stndenlen, der nicht Mit ihm in „geschäftlicher Verbin dung" stand, oder der nicht wenigstens „der Wissenschaft halber" einmal einen Frennd, der seine Schritte vertrauens voll zu Saatz lenkte, begleitet hatte. Pseifen und „Deckelichoppen" die Hülle und Fülle bekam man dort in seinem Atelier zu sehen, lauter Prachtexem plare, die das Herz eines Bruders Studio schneller schlagen machten. Kei ner verstand aber auch seine Herrlichkei ten so gut an den Mann z» bringen, wie Saatz. Er gewährte fast grenzen losen „Eredit". Manchmal jedoch wurde ihm dessen allzu große Aus nutzung doch zu bunt. Dann machte er sich zu einem großen „Tretgange" auf und nur zu gut wußte er „seinen Mann" zu finden. Groß waren dann die Ueberrednngs künste des Alten, um ans seinen „Schuldnern" wenigstens etwas heraus zuschlagen, um nicht blos; mit verhei ßungsvollen Aussichten abzuziehen. Wo Pater Saatz „guten Willen" sah. da ließ er sich oft schon mit der kleinste» Abschlagszahlung genügen, getreu dem famosen Wahlspruch von dem „Sper ling in der Hand" der sicherer ist, als die „Taube aus dem Dache!" Allzu hart gesottenen Schuldnern gegenüber pflegte er öfters drastische Gründe, wes halb er auf augeub'icklicher Zahlung bestehen müsse, vorzubringen. Mit beweglichen Bildern, wohin ihn und seine Familie seine Gutmüthigleit und Nachsicht gebracht Hütte, oder sicherlich einmal bringen wurde, war er dann nicht sparsam.. ...sonst müsse er ver hungern", hieß es da mehr wie einmal. Und welches Studentenherz, das, wenn es nicht die Gefahr dieses Uebels, so doch die des Verdurstens schaudernd empfand, wäre nicht dadurch zu einem heroischen Entschlüsse angetrieben wor den. Einmal aber, so wurde erzählt, soll Vater Saatz, wie er diesen Trumps ausspielte, doch an den Unrichtigen ge kommen sein. Ein alter „Korpsbur sche" ging, anscheinend tief gerührt von Saatz's „Jammerbildern" aas die Sache ein, bat den Alten, einen Augen blick zu warten .... und kehrte iiach einigen Minuten mit einem Korb Brot unler dem Arm zu dem erwartungsvoll Harrenden zurück, ihm dasselbe in die Hand drückend mit den Worten: „Nein, Herr Saatz, hungern sollen Sie nicht: ich habe zwar selbst nichts, aber sür ein Stück Brot hab' ich doch gesorgt." Weidlich« «riegfüvruug. Will meine Marie wie üblich 'Nen neuen Sommcrhut. Da lächelt sie hold und lieblich, Sie weiß: Es steht ihr gut. D'rum fängt sie mich sanft zu streicheln. Und süß zu losen au. Berückend mit ihrem Schmeicheln Mich armen, schwachen Mann. Doch biet' ich ihrem Sehnen Roch immer standhast die Spitz', Dann kommen die Nerven und Thrä nen Tie sind ihr schweres Geschütz! Versäumt. In einer Ge iellschast erzählt eine Dame, das! sie mit ihrem Mann einen Zank gehabt, bei d.'r Versöhnung aber, zur Erinnerung hieran, ein Baumchen gepflanzt habe. „Siehst Du", flüstert die alte Oekono iiiieräthin vorwurfsvoll ihrem Manne zu. „wenn wir das auch gethan hätten, was löunten wir jetzt sür eine schön« Allee haben. Mißverständnis Jung« Lame (den Hast ihrer Eltern, der sie oerliebt ansieht, zum Essen nöthigend): .Bitte, langen Sie nur herzhaft zu!" Gast (sie umarmend): .Theure Ama» '-et- »ie gefoppten StachtwSchter, Schnuddel und Grnddel, zwei fidele Studenten, kehren eines schönen Abends von einem reichlichen Frühschoppen heim, befinden sich also in einer Lage, in welcher man sich gern einen „Jlix" zu machen pflegt. Znsällig kommen sie an einer Holzhandlnng vorbei und sofort fällt ihnen ein leuchtender Ge danke ein. Sie treten hinein und kau fen eine schöne, starke Holzdiele, wie sie zu Rinnsteinbrücken verwendet werden. Sie lassen dieselbe nach ihrer Kneip« schassen nnd gehen auch gleich hin. Nachdem sie dort bis Mitternacht dem Gebauten nachgehangen, welche Rolle sie der Diele bestimmen sollten, brechen sie endlich aus, packe» dieselbe aus die Schulter und begeben sich aus den Heim weg. Die Diele ist schwer nnd bei der schweren Ladung, welche unsere Freunde ohnehin sich ausgeladen oder richtiger gesagt: sich eingepumpt haben, ist das Tragen keine ganz besondere Annehm lichkeit. „Du, Schnuddel," meint Gruddel, „weißt Tu, daß wir ein paar Kapital ochseit sind?" „Leider nicht," seufzt Schnnddel schivermüthig. „Tente nur, welche» Preis man dann im Fettvichhos für 'uns bezahlen würde! Denke nur au die zahllosen Liter herrlichen und schäu menden Gerstensaftes, die wir uns da sür leisten könnten—denke nur—" „O Schnuddel wie ähnelst Du dem Disteln sresscudeu, sausten Grau chen mit Deinem: Denke nur! Unser gemeinsames, so krästig und anhaltend augcfeuchtetcs Denken hat uns noch nicht einmal zu einem Gedanken ge bracht, wie ivir uns mit der Diele einen Hauptspaß machen können! Weißt Du was, legeu wir die Diele hier aus den Rinnslein und setzen wir uns daraus. Meine Beine entwickeln eine Müdigkeit nicht zu sagen!" Schnuddel wirft statt aller Antwort sein Diclcncnde von der Schulter, so daß die ganze Diele dröhnend nieder geplumpst. Aber auch das „Besitzen" der Diele bringt ihren Besitzern keine grandiosen Gedanken. „Du," macht Schnuddel endlich „seien wir einmal in unserem Leben wenigstens einmal nobel und schenken wir der Stadtverwaltung etwas. Las sen wir die Diele hier zurück. Dein Corpus schreit nach dem Bett. „Nie!" entrüstet sich Gruddel. „Unter den wenigen Dingen, die wir überhaupt baar im Leben bezahlt haben, befindet sich diese Diele. Und dieses seltene, eines NeichSmllseums würdige Objekt sollten wir schnöde verlassen? Nie, nie!" ~Na, denn los!" seufzt Schnuddel und hebt sein Tielenende wieder aus die Schulter. ~Aber wenn uns das schwere Ding auch nicht zum kleinsten herz- und nierenerfrischenden Ulk ver helfen sollte dann, Eommilito, brumm' ich Dir morgen ein Dutzend Lierjungen auf. ~Hangt schon heute, das Dutzend, so oder so! Aber nun komm Juckend sagt mein Daumen mir, Die>e Nacht gibt's noch Pläsir!" Und der Ulk sollte auch nicht ausblei ben. Unterwegs begegnen die Studenten einem Nachtwächter, dem die beiden, mit einer Brückendiele beladenen Ge stalten natürlich sehr verdächtig vorkom men. „Wohin gehen Sie?"' rust der Wächter. „Nach Hause," antworten gelassen die Musensöhne. „Wo her haben Sie die Diele?" „Ge kaust!" „Hm wird wohl vom Rinn stein gestohlen sein. Folgen Sie mir zur Wache!" Dort angelangt werden sie vom Po lizei-Wachtmeister einem Berbör unler worsen. „Wie heißen Sie?" „Schnuddel und Gruddel" lautet die Autwort. „Wem gehört die Diele?" „Die geHort mir," sagt Schnuddel. „Wie sind Sie in deren Besitz ge langt?" „Durch Kauf!" „Kön nen Sie sich darüber ausweisen?" „Hier ist die quitirte Rechnung vom Holzhändler." Das Schriftstück wird geprüft und Alles für richtig gesunden. „Schön, Sie können wieder gehen." Die beiden Studenten nehmen ihre Diele und entfernen sich. An der nächsten Straßeiilcke begegnet ihnen wieder ein Nachtwächter. „Wohin wol len Sie?" „Nach Hause!" „Wo her haben Sie diese Diele?" „Ge kauft!" „So? Hm, folgen Sie mir zur Wache!" Die Studenten lassen sich ruhig dahin abführen, natürlich auf dasselbe Polizeidureau. Der Nacht wächter erstattet seinen Bericht. „Was, sind schon wieder Studenten da? Bor führen! Sie sind ja vor fünf Minu ten enst hier gewesen?" „Gewiß!" „Was haben Sie denn gemacht?" „Wir wollten nach Hause gehen!" schön, Sie sind entlasten, nun gehen Sie ruhig nach Hause!" Die Studen ten entfernten sich ruhig. Es dauert nicht lange, so werden sie wieder von einem anderen Nachiwächter ausgehalten, der sie gleichsalls unter dem dringenden Verdachte, die Diele gestohlen zu haben, nach demselben Po lizciburcau transportirt. Er rappor tirt: „Zwei Menschen in der LudwigS strajie abgefaßt, Brückendiele gestoh len —" „Himmclkreuzdonnerwetter", fluchte der Wachtmeister, „lausen denn heute stacht alle Studenten mit Brückendielen ins der Straße herum! Vorführen!" Es sind dieselben beiden Bekannten, die jetzt zum dritten Male aus die Wache gebracht sind. „Aber meine Herren, warum gehen Sie denn nicht ruhig nach Hause?" „Wir sind ruhig unseres Weges gegan gen. aber der Nachtwächter hat uns an gehalten und aufgefordert. zur Wache zu kommen. Als ruhige und loyale Staatsbürger haben mir der Aufforde rung Folge geleistet." „Was soll ich denn nur mit Ihnen machen? Hören Sie 'mal, Wächter Melhuber," sagt der Polizeibeamte halblaut, „thnn Sie mir den Gefallen und dringen Sie die Menschen aus meinem Bezirk hinaus. Begleiten Sie sie und klären Sie Beamte, die sie eiwa wieder anhalten wollen, darüber auf, daß Alles in Ordnung ist." „Schön. Herr Wachtmeister!" Der Zug eutsernte sich wieder. Schnuddel nnd Gruddel mit der Diele an ihrer Seite der ehrsame Nacht rath, den ein paar gespendete Cigarren höchst liebeus.vürdig gemacht haben. Schnuddel und Gruddel bedauern schon, ha ; der schöne Spaß ein Ende erreicht h,rt, da bleibt Plötzlich der Herr Nachtrath stehen. „Nu leben 'se noch recht scheene;Had jeh!" .Nanu?" ruft Schnuddel. „Wie so denn wollen Sie uns ver lassen?" secunoirt Gruddel. »Ja, seh n 'se meine kudesten Herren Stuhdentcn," entgegnet der Herr Nacht wächter, „hier is Sie nämblich mei Re vier zu Ende und da kann ich Sie doch nicht weiter begleiten »u müssen 'se schon recht schern ruhig allcene geh'» na, denn leben 'se recht scheene Had' ich'-" Schnuddel und Grnddel haben mil offenem Munde dem Biederen zugehört. Jetzt entringt sich ein so disharmonischer Dappeljubelschrei ihrer Kehle, das; der Nachtrath ganz entsetzt zurückkommt. „Sie das geht Sie aber in meinem Revier wörtlich »ich —wenn 'se drillen wollen, geh'n 'se schnell hinieber in's andere sonst dähte'S mir wärklich leed, Sie nun in Wärklichleit arredhi ren zu missen!" Damit kehrt der Biedere nm. Froh lockend aber setzen unsere Beide« den Weg fort. Nun kann ja der Spaß gar nicht abreißen. Und richtig, nach fünfzig Schritten sehen sie sich vom Wächter des erst be tretenen Reviers gestellt, verhört nnd natürlich aus's neue arretirt. Aus der nächsten Polizeiwache wiederholt sich der Vorgang. Aber da passirt was unerwartetes. Schnuddel nnd Grnddel werden all mählich des grausamen Spieles satt. Nu» macht sich in später Nachtstunde auch das Schlafbedürfuiß bei ihnen geltend und sie beschließen,sich der Diele zu entledigen. Wo könnte das besser geschehen, als anf der Flußbrücke. Plumps, liegt mit gräßlichem Klatfch die Diele im Wasser. Im Nu hat sie wieder ein Nachtrath am Kragen. „Was haben Sie hier in's Wasser geworfen?" „Unsere Diele hier, die wir gekauft habe»!" Uno wieder wird die Quittung präsentirt. „Unsinn!" schreit der Mann des Ge setzes. „Gekaufte Gegenstände wirst man nicht fort. Wer weiß, welche Greuelthnt Sie vollbracht haben! Auf die Wache!" O weh dort fehlt ihnen die beweis kräftige Diele. Der Wachtmeister ließ sich aus nichts ein, nicht einmal auf die Refpectirung ihrer Legitimationskartcn. Und nun bekamen Schnuddel und Gruddel endlich Ruhe im Polizeige wahrsam! Als sie am anderen Morgen riesig verkatert nach einem nustlärenden Ver hör entlassen wurden, sahen sie sich stumm an, schüttelten den Kops und gingen znni Frühschoppen. Eine Diele haben sie nicht wieder ge kauft! Der kranke Schelk. Der Scheik von Tabor fühlte einst Ganz sonderbare «schmerzen: Es war ihm miserabel schlecht Im Kopf sowie im Herzen. Der erste Arzt sprach: „Edler Fürst, Das kommt vom vielen Fasten; Ihr müßt mehr essen, unbedingt, Mehr trinlen und mehr rasten!" Der zweite sprach: „Verzeiht, o Herr, Das kommt vom vollen Magen; Ihr eßt und trinkt und schlast zu viel Das könnt Ihr nicht vertragen!" Der dritte sprach kein Wort und ließ Schnell einen Höring kommen: Der hat dem kranken Scheik sojoit Die wchmcrzen weggenommen. Die Höflinge mit Allahruf Den Herrscher jetzt umdrängen; Den klugen Arzt beschenkt er reich. Die andern laßt er hängen! I. I. Stritt. Eorrespondenzzwischen zwei Neuvermählten. Schicke inir, bitte, umgehend einhundert Mark zu einem neue» Kleid. I'. 8. Ich habe beinahe vergessen. Dir tausend Küsse zu senden. Deine Dich liebende Gattin Emma. Er antwortet postwendend: Ich sende Dir tausend Kusse. B. Beinahe habe ich vergessen. Dir mitzutheilen, daß ich Dir die hundert Mark nicht schicken kann. Dein Dich liebender Gatte Emil. Druckfehler. Im Uebrigen zeigte sich uns die unmuthige Künstlerin gestern zum ersten Male wieder, nach ihrer durch Erkältung zugezogenen Krankheit; doch möchten wir derselben den wohlgemeinte» Rath geben, sich noch möglichst zn schonen, umiomchr, da sie uns gestern noch auffallend bloß vorlam. Naivität. Professor lzu einem vom Lande kommenden Schüler, der gleich in eine höhere Klasse eintretcn will, einen Käfer zeigend) : „Nennen Sie mir dieses Geschöpf !" Kandidat: „Das ist ein Käser!" Professor: „Und was sür einer ?" Kandidat: „Mein Gott, bei uns lansen solcher eine Menge herum, wir beachten sie garnicht." —Da hat sie Recht. Wie, Kathi, mit Ihren 53 Jahren sangen Sie ein Berhältniß an? Madame, der Mensch mag noch jo alt sein, Trost und Zerstreuung kann er halt immer brauchen.
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