Das Verhängnis?. (2. Fortsetzung.) .Haben Sie keine Anwandte, keine Freunde, bei denen Sie bei Ihrer gro ßen Jugend Aufnahme, freundlichen Zuspruch nach Ihrem schweren Verlust suchen können?" hatte der Geistliche sie gefragt. „Sie sind so jung. Sie kön nen nicht allein und ohne Schutz blei ben!" Nein, sie hatte keine Verwandte, keine Freunde weder in der Gegen wart, noch in der Vergangenheit. Ihre Mutter hatte nie von solchen gespro chen, nie sich um die Freund,chast eines einzige» Menschen gemüht, ja, nicht einmal nach dem Geistlichen verlangt, als sie ihr Ende nahe fühlte oder war eS ihr doch überraschend schnell in jener Nacht gekommen, wo sie »ach dem Kirchgange der Tochter eingeschlasen, um nicht wieder auszumachen, um aus zulöschen wie ein Licht, dessen letztes Aiisflacker» Ange nicht einmal gesehen hatte. Der Segen war gesprochen. Die letzte Handvoll Erde fiel auf das schmale, enge HauS, in dem die kam pfesmüde Frau ausruhte von der Last, die ihre schwachen Schultern nicht län ger zu tragen vermocht, die bei allen» Heldenmnth, wie sie dieselbe getragen, doch schließlich über ihre-physijchen und psychischen Kräste gegangen. Das feine Geriesel hatte sich in einen dichtfadigcn Regen verwandelt, welcher «in längeres Verweilen am Grabe un möglich machte. Ungeachtet der Nässe, sowie der schlammigen Erde halte sich Ange in ihrem Jammer neben das Grab in die Knie werfe» wollen. Der Geistliche hielt sie davon zurück. Sanft, aber energisch zog er die Hand der Ver zweifelten durch seinen Arm und gelei tete sie zum Wagen, dem ein zweiter in einiger Entsernung gefolgt, aus dem Feldheim gestiegen war. Der Geist liche kannte ihn nicht. Er sah ihn am Grabe von AngeS Mutter zum ersten Mal und wunderte sich, wer er wohl sein möchte, der sich als einziger Leid tragender in achtungsvoller Entsernung von Ange hielt. Daß er weder ein Verwandter, noch der Bräutigam des jungen Mädchens sein tonnte, machte er sich klar, denn sonst wäre er der jungen Waise zur Seite geblieben, hätte mit dem Geistlichen über ihre nächste Zuknnst berathen. Ange, die Feldheim trotz ihres mers bemerkt hatte, schritt, ohne auszu blicken, am Arme des Geistlichen an ihm vorüber zu dem an der Kirchhoss thiir sie erwartenden Wagen. Ihr Jammer war einer verzweifelten Ruhe gewichen. Mit heißen, trockenen Au gen. blassem Gesicht, das Tnch in einen kleinen, nassen Knäuel mit ihre» Hän den zusammengeballt, so saß sie im Wagen und starrte abwesend, uutoma tenhast vor sich nieder. Endlich langte der Wagen vor ihrer Wohnung an, aus der man vor weni gen Stunden unter den Blicken neugie riger Menschen die geliebte Mntter ge tragen. Ohne des Geistlichen Hilfe anzunehmen, der zuerst den Wagen ver ließ, glitt sie an ihm vorüber und eilte die Treppe empor in das Zimmer, in dem ihre Mutter zuletzt gelegen. Hier brach sie aus's Neue in Thränen aus. Fassungslos, laut schluchzend, warf sie sich über die leer gewordene Stelle des mütterlichen Bettes, und weder der Geistliche, noch die alte Dienerin konn ten sie von hier fort und zur Ruhe brin gen. Nachdem der Geistliche sie verlassen, wurde sie ruhiger. Erschöpft sank sie auf das kalte Lager nieder und schloß die Augen. Drei Tage und Nächte hatte sie keinen Schlaf gefunden, unab weislich verlangte jetzt die Natur ihre Rechte. Sie fchlies ei». Wie lange sie geschlafen, wußte sie nicht; Dämmerung und Einsamleit umgaben sie bei ihrem Erwachen. Neben ihr auf dem kleinen Nachttisch stand ein Glas Wein und etwas Backwerk, was ihr zeigte, daß. während sie geschlafen, die alte Gertrud im Zimmer gewesen und ihr diese Stär kung gebracht hatte. Sie fröstelte vor Uebermüdung und Hunger, griff nachdem Wein und trank ihn in hastigen Zügen ans. Eine wohlige Wärme durchrieselte ihren Kör per, Die Elasticität der Jugend kehrte zurück. Sie erhob sich von dem Bett ihrer Mutter und schauerte zusammen, als sie aus die leere Stelle blickte, wo ihre Leiche, jetzt sie gelegen und ge schlasen hatte, tief, «raumlbs, wie die todte Mutier jetzt in ihrem engen Bett ruhte. Seltsam, daß wir uns selbst bei den geliebtesten Todten eines gewissen Grau ens bei solcher Erinnerung nicht zu er wehren vermögen. Mit scheuem Um blick verließ Ange das Sterbezimmer und suchte die Wohnstube auf. Hier trat ihr ein freundliches Bild entgegen. » Im Kamin brannte wegen der Naß kalte ein Feuer; neben dasselbe hatte sich die alte Gertrud einen aus der Küche geholten Holzschemel gerückt und las, mit einer großen Hornbrille be waffnet, in einem Gesangbuch. Sie war etwas schwerhörig, und so entging ihr Anges Eintritt. Erst als diese frö stelnd an das Kaminfeuer trat, wurde sie aufmerksam. „Tu kennst und weißt, was meine arme Mutter gelitten hat?" fragte Ange leise. „Wie sollte ich nicht! Ich bin aus Ihrer Heimath und habe Sit nnd Ihren . Bruder" hier räusperte sich wieder A Frau Gertrud „auf dem Arm ge tragen." „Meinen Bruder!" t Ange schauderte wieder zusammen. wie sie es im einsamen Sterbezimmer » gethan. Welch'furchtbare Erinnerung > riefen diese Worte in ihr nach. Sie » wollte etwas sagen, fragen sie konnte > eS nicht über ihre Lippen bringe». Ein W Grauen überkam Anae: mit dunklen. furchtsamen Blicken sah fise cngstlu) zu der Altcn empor. / Diese verstand den BliÄ. „Still, Liebchen!" , Fran Gertrud trat auslihrer bescheide nen Haltung der Diei e-<in heraus und nahm einen mütterlich-zärtlichen Ton an. „Nicht das taugt nichts! «wie sind jung, das ganze schöne Leben liegt vor Ihnen! Sie werden den Schmerz um die geliebte Mutter überwinden und noch recht, recht glück lich werden." Ange schüttete den Kopf. Sie und glücklich! Nein, »ein. Seine Liebe hätte vielleicht das drohende Verhäng niß, welches über ihrem jungen Haupte stand, vergessen lassen, aber nun, wo das Vertrauen zu ihm genommen schien, verließ sie Hoffnung und Glaube, und sie sah nichts vor sich, als einen endlos dunllen Weg. aus dem es für sie keine Herausfindung, kein Entrin nen gab. Draußen wurde leise die Klingel ge zogen. So rücksichtsvoll es gescyah, Ange fnhr heftig zusammen. Wenn Kurt Feldheim es war! Nein, sie wollte, sie konnte ihn nicht annehmen. Doch da stand er schon unangemeldet im Zim mer. dicht vor ihr. „Du hier?" entfuhr es stammelnd ihren Lippen. „Wer hätte wohl ein größeres Recht, jetzt an Deiner Seite zu sein, als ich, der nach dem Tode Deiner geliebten Mutter Dir alles: Bruder, Freund, Rathgeber geworden." Vergebens erinnerte sie sich der fle henden Blicke der sterbenden Mutter, ihrer Mahnung, daß Feldheim nicht werth ihrer Liebt, ihres Vertrauens wäre. Der Versucher in seiner bered te» Persönlichkeit, seiner bestrickenden Sicherheit war stärker: sie erlag er lag wie der Vogel, den die Hand seines Verfolgers erreicht und in einen Käfig sperrt. Mit leisem Aufschluchzen, den letzten, müden Versuchen des flatternden Vogels zu vergleichen, gab sie sich ge fangen, ruhte sie. von seinen Armen umschlungen, an seinem Herzen, nahm in stiller Resignation seine heißen Küsse entgegen. Er lächelte siegestrunken. Bald würde seine liebliche Psyche sie ihm ebenso heiß erwidern, wie sie gegeben nur Geduld! Nun er ihren Widerstand ge brochen konnte er diesen Zeitpunkt er warten. V. Die Sonne lachte strahlend vom tief blauen Himmel herab. Der Wind fuhr lei'e durch die Bäume und wehte den Blnmenathem vor sich her. Die rau schenden Waffer der Isar wanden ihren silbernen Gürtel durch die reizenden Parkanlagen, welche der kunstsinnige Maximilian 11. aus dem unschönen Geröll seiner Ufer hatte erstehen las sen. Ein Stroni von Spaziergängern ergoß sich durch die Anlagen, den weit verzweigten englischen Garten, der sich südlich durch eine von Hirschen, Rehen, Fasanen belebte und von breiten, Wohl gepflegten Wegen durchzogene Aue fort setzt. In tiefe Trauer gekleidet, den Schleier vor dem lieblichen Gesicht gezogen, ließ sich Ange am Arme Feldheims von dem Strome der Menschen mit sorttragen. Sie hätte es lieber gesehen, wenn er we niger belebte Wege gewählt. Er führte sie zum Tivoli. Dort herrschte reges Leben. Kellner mit Bier uud belegten Brödchen eilten hin und her, nur einige Damen tranken Kaffee uud aßen Ku chen. Feldheim hatte einen seitswärts unter den Bäumen etwas isolirt stehen den Tisch sür sich und Ange gefunden, Bier bestellt und Ange auf ihren Wunsch :in Glas Limonade besorgt. Er plauderte ungezwungen, trotz ihrer Einsilbigkeit auf sie ein. Sie hatte die schwarzen Handschuhe von ihren Hän den gestreist und spielte nervös mit den Quasten ihres Sonnenschirms, wobei eS ihr nicht entging, wie sie durch ihre etwas isolirte Stellung der Gegenstand der Aufmerksamkeit geworden. Ihre Beklemmung nahm zu und trieb ihr die Thränen in die Augen. Sie hatte nur widerstrebend ihre Zustimmung zu einem Spaziergange gegeben und gehofft, daß er wenigstens mit Rücksicht auf ihre Trauer sie einsame Wege, vor allem aber nach keinem menschenübersülllen Restaurant sühren würde, und uuu hatte er es nicht allein gethan, sondern schien es auch gar nicht merken zu wol len, wie schwer es ihr war, mit ihrem trauernden Herzen unter dieser bunten fröhlichen Menge zu sein. Ein Angstgefühl der Neue und Be schämung kam über sie. Sie hätte laut aufschluchzen mögen unter dem Druck desselben. Sie griff nach der Limonade, um ihre Ausregung zu verbergen und zwängte ihre Thränen mit einem langen Schluck hinunter. Sie konnte eS aber bei aller Beherrschung nicht hindern, daß ein Tropsen doch über ihre Wange in die Limonade siel und Feldheim ihre Ausrcgung bemerkte. „Ich begreise Dich nicht, Ange! Siehst Du nicht, wie man auf uns aufmerk sam wird?" „Solaß uns nach Hause gehen, Kurt! Ich gehöre hier nicht hin, das hättest Du wissen müssen!" „Ich bitte Dich, beherrsche Dich we nigstcns so weit, daß wir hier keine Scene aufführen; wir machen uns ja lächerlich!" Sie grub die kleinen Zähne in die rosige Lippe und streifte die Handschuhe über die zitternden Hände. „Laß mich wenigstens mein Bier austrinken und den Kellner bezahlen!" Sie antwortete nicht, sie senkte nur die Blicke und wartete geduldig. Er hatte sein Bier getrunken, den Kellner bezahlt und erhob sich. „Komm." sagte er ungewöhnlich kurz, hob ihr den Schirm auf, den sie in der Eile hatte sollen lassen nnd schritt mit ihr am Arm dem Ausgange »u. „Die niedliche Kleine sieht nicht ge rade vergnügt aus." bemerkte einer von Feldheims Bekannten. .Hätt' sie an Feldheims Stelle auch nicht hierher ge bracht. aber seine Eitelkeit geht mal wie der mit ihm durch mußte sein» rei zende Eroberung zeigen." Indeß hatte das Paar einsamere Wege eingeschlagen, auf denen sie ziem lich schweigsam neben einander her- Feldheim fühlte sich im höchsten Grade verstimmt. Nicht um einen Schritt war er in den ganzen zwölf Wochen seinem Ziele über näher gekommen. Ange halte zwar, nachdem er mit großer Beredsamkeit für seine Ideen gesprochen, eingewWgt. nicht, wie sie beabsichtigt, eine Stellung zu suchen, sondern ihr Leben unter dem Schuhe der alten Frau Gertrud ganz so zu lassen, wie es zu Lebenszeiten ihrer geliebten Mutter gewesen. Daß er darin ihren geheimsten Wünschen entgegenkam, wußte er; denn Ange wäre es schwer geworden, von den Mum men zu scheiden, in denen jeder Platz ein Stück Erinnerung an die geliebte Mutter war, und unter fremden Men schen, in fremde Verhältnisse sich einzU' leben. So konnte sie ihre Malstudien fort setzen und damit an der Hoffnung wei ter bauen, durch dieses Talent ihr Ein kommen zu verbessern. Das Testament, welches ihre Mutter hinterlassen, setzte sie ohne Einspruch des Gerichts in den Vollbesitz ihres kleinen ErbeS, das nur sehr bescheiden ausreichte, sie und die alte Frau zu erhalten. Der Geistliche, welcher sich vorge nommen, im Interesse des jungen Mädchens nach den Absichten und Ver hältnissen Feldheims zu forschen, war an einem typhösen Fieber erkrankt und nach seiner Reconvalescenz mit seiner Familie zur Erholung an den Starw berger See gegangen. So waren auch von dieser Seite Feldheim die Wege geebnet worden, und Ange sah sich allein in seinen Schutz gestellt. Welche Gefahr darin lag, ahnte sie nicht. Unerfahren, ein reines Kind der Natur, argwohnte sie nicht, wie Fernstehende die täglichen Besuche Feldheims einer Kritik unter zogen und ihr mit argwöhnischen, miß trauischen Blicken begegneten, bis die alte Gertrud Ange einmal darauf auf merksam machte, daß Feldheims täg liche Besuche in der Nachbarschaft auf fielen und Anlaß zu unfreundlichen, ja zu häßlichen Bemerkungen gäben. „Was kümmert mich die Nachbar schaft? Ich kenne sie gar nicht Und sie mich auch nicht!" warf Ange in ihrer sorglosen Weise hin. „Bringe mir, bitte, keine Klatschereien zu, ich liebe sie nicht!" Die alte Gertrud schwieg seufzend und wagte sich nicht mit weiteren Vor stellungen heraus. Im Grunde legte sie dem Gerede auch keine große Be deutung bei, war doch Feldheim ihrer jungen Herrin Verlobter was ihr kein Geheimniß geblieben; auch war sie selbst ebenso welt- und menschen unerfahren in die große Stadt gekom men, wie Ange es in ihrer Unschuld ge blieben. So ganz ohne Eindruck blieben aber die Winke der Dienerin bei dem jungen Mädchen nicht. Sie weckten ihr Miß trauen und machten sie das sehend, was sie bisher nicht gesehen hatte. Sic fand die jungen Mädchen im Atelier gar nicht mehr so freundlich wie bis her ; sie steckten die Köpse zusammen und flüsterten sich Bemerkungen zu, wenn Feldheim Ange aus dem Atelier abholte, um sie nach Hause zu beglei ten. Alles'das fiel Ange jetzt auf, gab ihr zu denken, machte sie scheu, gereizt, ja zuweilen fast schroff gegen ihre Ge fährtinnen, was die Sache nicht verbes serte. Sie fühlte instinktiv, daß' man ihr Verhältniß mit Feldheim beargwohnte, sie für leichtsinnig, unweiblich hielt, weil sie sich ohne erklärte Verlobung mit Feldheim öffentlich zeigte. Sie bat ihn. sie nicht wieder aus dem Atelier abzuholen, und er kam sofort diesem Wunsche nach. Dadurch ermuthigt, bat sie ihn, auch seine Besuche bei ihr zu beschränken und nicht täglich zu ihr zu kommen; es fiele auf, man spreche darüber. Auch hierin kam er ihrem Wunsche aus's Freundlichste entgegen nnd machte ihr den Vorschlag, sie möge, um allem Geklatsch zu entgehen, den Sommer über eine ländliche Wohnung in Rosenau beziehen, wo er sie mit Ver meidung lästigen Geredes ungestört be suchen könnte. Sie überlegte. Die Ausficht, auZ der heißen Stadt, aus einer Umgebung zu kommen, die sie nur allzu schmerzlich an ihren harten Verlust erinnerte, war sehr verlockend. Sie sprach mit Frau Gertrud darüber. Die Alte hatte gegen diesen Vorschlag kein Bedenken, im Ge gentheil, sie meinte, daß dies das Beste sei und sie dort in aller Stille den gro ßen Tag erwarten könnte, wo endlich das harte Herz des zukünftigen Schwie gervaters erweicht sei. Das einzige Bedenken Anges, daß sie dann ihre Malstunden im Atelier ihres Lehrers aufgeben müßte, schlug Feldheim da mit nieder, daß München von Rosenau mit der Bahn in einer halben Stunde zu erreichen sei. Im Uebrigen hielt er es für überflüssig, daß sie «och länger Unterricht nehme; sie wäre weit genug, um sich allein weiter zu Helsen, was ihr ja auch der günstige Berkauf ihrer Bil der bewiesen hätte; sie könne daher das Geld sür den theuren Unterrich» sparen. Das leuchtete Ange besonders ein, da ja alles aus's Sparen hinausging, um ihr kleines Kapital zu vergrößern. So gab denn Ange ihre Wohnnng in der Landhausstraße ans und bezog ein allerliebstes IleineS Häuschen in länd licher Einsamkeit, das zwischen Mün chen und Rosenau mitten im Grünen lag und keine anderen Mitbewohner als ein Paar alle GartnerSleute hatte, welche die Zimmer zu ebener Erde be wohnten. Ange sand das weiuumrankte Häus chen reizend »nv brach in lauten Jubels der Ueberrafchung an«, als sie über die Schwelte des Zimmers trat, wtlches er ior nach seinem Geschmack eingerichtet hatte. Das helle, buntfarbige Muster der Eaufense und Seffel, die gleichen Portiereii und Fenstervorhänge, die in japanischem Stil in Schwarz »nd Gold gehaltenen zierlichen Möbel, die reizen den Nippes aus Tisch und Etacere», die Vasen mit Rosen in allen Farbe», von der Malmaison bis zur lieblichen Feldrose herab, erweckten ihr Entzücken. Im überströmenden Glück warf sie sich rn des Geliebten Arme. „Und das alles, alles danke ich Dir, Du Guter, Lieber!" Sie war ruhrend in ihrem kindlichen Enthusiasmus, der allen lind jeden Zweifel an der Reinheit seiner Absich ten mit ihr ausschloß. Ange hätte in ihrem kleinen Paradiese, wie sie das Häuschen nannte, gar keinen Wunsch mehr gehabt, nach keikier Aendernng ihrer augenblicklichen Lage verlangt, in der sie ivie ein gefangener Vogel im goldenen Käfig bereits Tage und Wochen verlebte, wenn Feldheim ihre gleichmä ßige. wunschlose Heiterkeit nicht zuweilen durch einen Ausbruch von Ungeduld er schüttert hätte. Ihre Hingebung war keine Hingabe, ihrer unschuldigen Zärtlichkeit war kein Hanch frivoler Sinnlichkeit beigemischt. Bei all ihrer Liebe kam er mit ihr nicht einen Schritt weiter. Feldheim wußte nicht, was er von ihrer Festigkeit hal te» sollte, mit der sie ihre Grenze» zog. Zuweilen glaubte er. sie liebe ihn überhaupt nicht und hätte sich in der Vereinsamung ihres Herzens nur in ihre Liebe hineingetrüumt. Dann aber wieder verwarf feine Eitelkeit diese Annahme, und er sagte sich, ihre Ju gend und Unschuld seien die Ursache ihrer Zurückhaltung, und diese wären Fehler, die sich mit jedem Tage verbes serten, wenn er nur Geduld hätte, den Zeitpunkt, der kommen müßte, abzu warten. Da er aber in dem ländlichen Still leben auf eine allMange Probe gestellt schien, versuchte er es auf einem andern Wege. Er begann, ihr Interesse sür Zerstreuungen zu wecken, machte mit ihr Partieen in der Umgebung von München. Eine solche endete heute in einem Restaurant in der Ludwigs straße. An den geschlossenen Portieren kleiner Logen vorbei, aus denen serklingen und Lachen ertönte, führte der Kellner das Paar nach einem kleinen Zimmer, wo sie unbelästigt und unge stört von neugierigen Blicken waren. Erleichtert athmete Ange auf. Ihre Heiterkeit kehrte zurück. „Wie gut er ist!" dachte sie. „Er weiß, wie mich da» Anstarren der Men schen beunruhigt und daß ich mich in meinem schwarze» Kleide mit meiner Trauer unter ihrem Plaudern und. Lachen nicht wohl fühlen taun. Da bringt er mir wieder das Opfer, mit mir allein zu sein!" Sie drückte ihm verstohlen die Hand indeß der Kellner fragte: „Die Herr schaften foupiren?" „Ja, die Karte auch die Wein karte!" Während Feldheim diese studirte, trat Ange vor den Spiegel, setzte ihr schwar zes Hütchen ab »nd ordnete ihr -Haar. Dann nahm.sie auf dem blauen Divan Platz nnd fand das Zimmerchen ganz allerliebst. Feldheim gab seine Anordnungen über das kleine, von ihm zusammenge setzte Souper und nahm ihr zur Seite Platz. Bald war fervirt und klangen ihre Gläser zusammen. Sie kannte die rasfinirt zubereiteten Speisen nicht, welche ihr vorgesetzt wur den. Sie kostete zaghaft die Trüffel pastete uud schreckte davor zurück, eine Auster zu essen. Feldheim ermuthigte sie zu einem Versuch. Er glückte. Sie fand Geschmack daran. „Ich werde Dir noch die ganzen Au stern wegessen," scherzte sie. „Dann bestelle ich ein neues Dutzend, Schatz, zu kurz komme ich nicht." „Sind sie nicht furchtbar theuer?" „Kind, wer fragt nach dem Preis bei solcher Gelegenheit, das ist nicht obio!" „Was ist otiio?" fragte Ange naiv. „Mein Gänschen, okio ist eben oliio ein französisches Wort, sür das sich bei unserem schwerfälligen Deutsch kein Wort findet." „Aber man muß doch etwas darun ter verstehen?" „Freilich sagen wir: fein, modern, vornehm." „Ach. so war meine Frage nach dem. Preise nicht fein? Ich bin doch recht dumm und ungebildet, aber weißt Dn, ich würde gar nicht fo oft an's Gcld »nd an das, was alles kostet, denke», wenn ich nicht dabei unsere Zukunft im Auge hätte, für die ich so sehr gern spare» möchte." „Ach. die Zukunft, Liebchen! Denken wir vorläufig nur an die Gegenwart, nur der Augenblick ist unser stoßen wir daraus an!" Ange hielt das GlaS hoch und stieß etwas ungeschickt an. „Nicht so— und dann. Du mußt mir in die Angen sehen so das war hübsch, und rinn bis aus die Neige geleert, sonst meinst Du es mit unserer Liebe nicht ehrlich!" „Aber Kurt, ich kann doch nicht in einem Zuge so ei» großes MaS aus trinken! Mir dreht sich schon alles im Kops herum wahrhaftig. Du kannst mir glauben, ich bin gaiy schwind lig!" „Wer wird »n solcher Schwachmati kus fein! NiÄ immer herzhaft getrun ken und gegessen, das ist gesund!" Er legte die Hälfte eiaeS Rebhuhns > aus de» Teller uud scyentte ihr ein drit" tes GlaS «n. „Aber von dem Fruchteis kann ich nachher nichts mehr essen, das wird mir zu vie'.!" Dabei trank sie das Glas aus. lachte feldheim. Sk lehnte d:n dunklen Hopf an das bla« Polster der MSleh« und blin zelte mit den Augen. „Weißt Du, daß ich furchtbar müde werd«?" „Deshalb Mußt Du mehr trinken, das macht munter!" Er griff nach der Flasche im Eiskübel und wollte ihr einschenken. Mit einem Ruck saß sie wieder gerade und legte ihre kleine Hand auf das Glas. „Bitte, nicht! Ich trinke nicht mehr! Wahrhaftig, ich kann keinen Tropfen mehr trinken!" „Das wollen wir doch sehen!" Er umfaßte ihr schmales Handgelenk, ,og die Hand vom Glase fort und hielt sie fest, indem er die perlenden Tropfen eingoß. „Bitte, nicht!" flehte sie; „es ist schade, ich lasse das Glas doch stehen!" „Das möchte ich Dir auch rathen." lachte er. „willst Du nicht mit dem Wirth in Eonflinki kommen!" , „Siehst' Du, daß ich schon zu viel ge trnnken," ging sie lachend auf seinen Scherz ein; „ich kann mich nicht einmal richtig ausdrücken." „Dazu wird Dir der Champagner schon wieder verhelfen. Trink nur. Liebchen» so ein Glas thnt Wunder!" „Davon merke ich vorläufig nichts," I gestand Ange. „Wenn ich noch müder werde, komme ich gar nicht nach Hause!" „Das wäre auch nicht das Schlimmste. Meine Wohnung liegt kaum sünfzig Schritte von hier, dort kannst Du Dich ausschlafen." „In Deiner Wohnung? O Kurt, welcher Gedankt! Das ginge doch nicht!" „Und weshalb ginge es nicht, kleine Einfalt?" „Ich weiß es nicht aber es würde sich doch wohl nicht schicken." „Nicht schicken! Bist Du nicht meine Braut?" Feldheim spiekte diesen Trumpf sel ten aus; wenn es aber geschah, erreichte er meist seinen Zweck damit. Ihre Augen leuchteten auf, sie lä chelte glücklich. Er sah seinen Vortheil und fuhr schmeichelnd fort: „Ist mein Haus nicht Dein Haus oder wird ss doch wenigstens in Kiirze?" Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und blickte selig, vertrauens voll mit ihren dunklen Augen zu ihm empor. „In Kiirze!" wiederholte sie. „Also Du glaubst Dein Bater wird endlich —" Er ließ sie njcht ausreden, er schloß ihren Mund mit Küssen, die heiß und leidenschaftlich wurden. Einen Mo ment war sie wie berauscht, dann mußte etwas in diesen Küssen sie erschrecken, denn plötzlich stieß sie ihn fast heftig zu rück, rückte zur Seite und sagte athem los: „Nun ist es genug." Klirrend siel etwas zu Boden. Sie griff erschrocken nach ihrem Halse und vermißte die Jetkette, an der die Kapsel mit dem Bilde ihrer Mutter hing. Ge schmeidig bückte sie sich und hob sie vom Boden aus. „Siehst Du, Deine stürmischen Lieb kosungen haben die Kette zerrissen. Nur gut, daß das Medaillon unbeschädigt ist." Sie öffnete es und blickte hinein. Die wehmüthigen, ernsten Augen ihrer Mutter sahen sie traurig an. Unbe wußt stürzten ihr die Thränen in die Augen. Sie bedeckte das kleine Bild mit zärtlichen Küssen und flüsterte etwas, was wie eine Bitte um Verzei hung klang. „Soll ich das Medaillon, nun die Kette entzwei, einstecken?" sagte Feld- Heim. Sie hielt es mit beiden Händen wie ein Talisman sest. „Ich danke nein ich kann das selbst thun." „So stecke es wenigstens gleich bei, sonst verlierst Du es noch!" Sie gehorchte, aber ihre Lustigkeit war verschwanden, und alle Versuche, alle Liebenswürdigkeit Feldheims, sie zurückzurufen, blieben vergebens. Ver stimmt gab er es auf und das fröhlich begonnene Souper schloß mit.einer Ent täuschung für ihn. VI. Eine gaine Woche hatte sich Feldheim bei Ange nicht sehen lassen. Sie war mit jedem Tage, da er ausblieb, ruhe loser, unruliiger geworden. Die Stun den schlichen so träge dahin, die Zeit schien endlos. Sie wußte nicht, was sie beginnen sollte. Ihre Uaruhe hielt sich selbst nicht einmal Staffelei zurück. Bom Hause wagte sie sich nicht zu eutsernen, aus Sorge, Fsldheim möchte kommen und sie nicht finde». Sie faß. ans ihrem wciiiumrankten Balkon und» blickte über das-dichte Laub der Bäumen über wogende Kornfelder nach dem Wege, den er kommen konnte. M« Sonne warf schräge Strahlen durch das grüne Eine tiefe Stille herrschte riizgsum. Nur zuweilen gak kerte eine Henne »der krähte der Hahn. Die Gärkiersle»!« waren fortgegan gen. um aus ihrem Felde zu arbaiten ; außer Frau Gertrud, die vir der HaustlM salz, und dem Federvieh im Hü/hnerhos n>ar kein lebendes Wesen zu sehen. Auge wollte ihren Gedanke» entflie-- hen. ihnen eine andere Richtung ge be«. Sie mußte sich mit irgend etwas, beschäftigen. Sie setzte sich an s In strument. griff Accorde u»d sang «it halber Stimme: Verlassen, verlassen, verlassen bin t. Wie der Stein aus der Straßeil Sie konnte nicht endigen, die Stimme versagte ihr. ihre Hände sanken von den Tasten, ihre Arme fiele» lässig am Körper herab, als seien sie bleischwer. Eine ganze Weile starrte sie vor sich nieder. Schritte ertönten unten im Kies. Eine fremde, jugendliche Stimme mit breitem Accent fragte in herrischem Tone, ob hier im Hause ein Fräuleiir Saterno wohne, grau Gertrud be jahte. „Gut, Sie brauchen mich nicht zir melden, ich finde schon den Weg." Wenige Minuten später stand die Dame vor der überraschten Ange. Sie trug ein Helles, reich mit Spitzen gar nirtes Sommerkleid von indischer Seide, einen runden, italienischen Strohhut, der durch ein Büschel sehr natürlicher Klatschrosen und sehr viel Kornähren eine ungeheure Leuchtkrast besaß undi zuerst die Aufmerksamkeit erregte. Die Aermel des Kleides fingen nur bis zum Ellenbogen und zeigten ein Paar mit langen, seidenen Handschuhen beklei dete, sehr magere Anne. In der Hand hielt sie einen rothseidenen Schirm mit langer Schleife. Ur.tsr dem breitran digen Strohhut sahen eine fleischige, starte Nase, ein breiter Mund und ein Paar Augen mit ausfallend großen Pu pillen hervor. Ange kannte diese Augen. Sie Hatte ihren Blick schon einmal in höhnischer Heraussorderung gerade wie jetzt auf sich gerichtet gesehen, und gerade wie damals übte er auch jetzt eine lähmende Macht aus. „Bitte, lassen Sie sich nicht stören, be. halten Sie Ihren Platz awJnstrnment, ich nehme auf der Eaufeuse Platz." Ange sand noch immer keine Worte. Der Uebersall war zu plötzlich gekom men. Die junge Dame; welche ihr laum um zwei Jahre im Alter über legen sein konnte, zeigte eine Sicherheit, die sie verwirrt und hilflos machte. Weshalb kam sie? Was wollte sie von ihr? „Sie kennen mich natürlich," hub die Fremde an. »Ich —" Ange wurde immer ver wirrter. „Wie soll ich Sie denn ken nen? Ich hab« ja noch nie mit Ihnen gesprochen „Aber Sie haben mich gesehen, Sie sind mir begegnet. Erinnern Sie sich nicht jenes Nachmittags, wo Sie aus der Kirche kamen? Ich verließ dicht hinter Ihnen den Dom und kam an Ihnen vorüber, als Sie cm der Seite meines Perlobten, des Bäronsv. Feld heim, nach der Landhausstraße Ihren Weg nahmen." „Ihres Verlobten? Bärsn v. Feld heim?" stammelte Ange betroffen. „Aber ich kenne keinen Baron, ich kenne nur einen Herrn Feldheim!" „Köstlich! Mein Bräutigam und die ser Feldheim sind ein und dieselbe Per son. Er beliebte, sich Ihnen nur incog nito zu zeigen —" „Das ist nicht wahr, Sie lügen!" Ange sprang empor, ihre Augen flamm ten, sie hatte mit einem Schlage alle Unsicherheit und Furcht abgeschüttelt. „Kurt Feldheim kann Ihr Bräutigam nicht sein, denn—" Sie hielt mitten in ihrem Satz inne nnd stürzte auf den Eintretenden zu. „Kurt, gut, daß Du kommst!" rief sie außer sich, dem eintretenden Feldheim gar keine Zeit znr Orientirung lassend. „Denke Dir, diese Dame hier behaup tet, daß Du ein Baron v. Feldheim und ihr Verlobter seiest!" Verdammt! Das warja eine höchst fatale Ucberrafchung,> eine Situation, für Bühneneffekte ganz pikant, aber in seiner Lage verteufelt unarrgenehm. „Nun, mein Herr, wie werden Sie entscheiden?" fragte seine Braut mit drohender Miene. ja, daß er nicht allein mit seinem Wort, seiner Ehre, sondern auch mit seiner Existenz an sie gebunden war, welche« um einer flüchtigen Liebschaft willen unmöglich auf's Spiel setzen konnte. Wußte sie auch, daß sein Herz bei seiner Verlo bung nicht mitgesvrochen hatte, so wollte sie doch seinen Besitz mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln erkämpfen. Deshalb war sie hierhergekommen, des halb hatte sie nicht eher geruht, bis sie alles über sein Verhältniß mit dem Mädchen das sie damals in seiner Begleitung gesehen.— Feldheim blieb keine Zeit zur langen Ucberlegnug. er mußtc-wühlen, sollte er nicht zum Bettler werde«. Heute gerade harte ihm sein Bäler erklärt, er zahle keinen Heller mehr, wenn er nicht mit der Heirath Ernst mache. Die lange Verlobung sühre zu nichts, und die El tern seiner Braut wünschten eine bal dige, Berbindunq. Es war bei Feldheims Unentschlos senheit und der Sicherheit seiner Braut eine Erstarrung über die unglückliche Ange gekommen. Er sollte entscheiden, wählen. Und er wählte. Verstand sie a«lch seine Worte nicht, so sah sie doch, tmß er sich von ihr» ab nnd der Fremden zugewandt und das! diese einen trium phirendewßlick auf sie schoß, d» so viel sagen> sollte als: Siehst Du. auf wen die Wahl fallt? Mag Deine'hüb sche Larve ihn> immerhin bethören, magst Du sein» Geliebte gewesen/ sein : ftin Weib, daSdie Welt achtet, dvm das Gesetz alle Rechte einräumt, das werde ich. Mit einem, Schrei brach Ange in die.- Knie.. >,O die Welt, die Menschen, w« sinÄ sie so falsch so falsch und so schlecht!" jammerte sie fassungslos »md barg ih« Gesicht in di« zitterige?., Hände. frjgt.) Bescheiden. .Herr Mreo tor, ich bin seit einem halber» Jahr ohne Engagement. Dürst« H wohl nm eine Unterstützung bi^n?"— „Thut mir leid! Sie sehe» ja. ich habe sünf erwachsene Töchter zu ver sorgen!" „Nu»; ich neblig such 'ne Tochter, wcnn'Sfeia muß!'" Bescheidene <Ä,genfor derung. von den NachbarSlenten: „Eine schöne Empfeh lung von Herr» und er bittet Sie, Ihre« Hund zn erschießen, der ihn garnicht schlafe» <iißt." Nachbar: „Grüßen Sie Mayer, und bitten Sie ih». gefälligst feine Tochter zu ver gifte und ihr Klavier zu verbrennen." Wt« die «»»«es«« effen. Die Sitten, welche der Ehmese bei Tische beobachtet, und die natürlich von den Europäischen grundverschieden find, schiivert der „Ostas. Lloyd" in einer längeren interessanten Studie folgendermaßen: Die Männer essen bedeckten Haupte» imd bemühen sich, wenn sie wohlerzogen sind, die Arbeit des Knuens, Verschluk lenS und VerZuuens der Speise mit größtmöglichem Geräusch auszusühren. Das Schmatze» der Lippen, Zähne !nirschen, Zungnifchnalze». lautes, ge dehntes Ausstoßen beim Esse?« —das ist »ie Hochftuth der Höflichkeit gegen den Gastgeber, der sich lvchelnd und hocher freut gegen seine Gäste verneigt, wenn !in besonders laute» Ausstoßen seinen Dank heraASsordert. Wegen der un iwllkommene» Tasel - Instrumente in Wna erscheinen alle (Berichte in bereit» zerkleinerter Form auf dem Tilche, da» Fleisch in Würfeln und ohne Knochen, die Früchte zerschnitten, das Gemüse in kleinen Häuschen. Man speist nicht mit Messer und Gabel, sondern bedient sich, wie bekannt, der Eßstäbchen, mit denen die Bewohner des Reiches der Mitte äußerst geschickt umzugehen verstehen. Der Gebrauch der Eßstäbe ist indeß kein sehr ausgedehnter, weil nur seste Speisen, wie die Fleischwürsel, sich mit ihnen erfassen und zum Munde führen lassen. Beim Essen von Reis. Gemüse und sonstige» haldflüssigen Dingen dienen die Stäbe »ur zum Schieben, man setzt nämlich den Rand der Schale an den Mund nnd schiebt den Inhalt der erste ren langsam auf die Zunge. Eine große Gesellschaft ans diese Weise Reis oder Gemüse essen zn sehen, ist freilich kein sehr appetitlicher Anblick, nachdem man sich an die saubere, vornehm» Form der europäischen Gesellschaft gewöhnt hat. Zwischen den einzelnen Gängen werden Scholen mit Wasser und Hand tüchern herumgereicht, damit die Gäste Hände und Gesicht reinigen. Das Ge sicht beim Esse» arg zu beschmieren, gilt durchaus nicht sür lächerlich oder für eine Schande, die Hauptsache bleibt es für den so viel wie möglich in sich hineinzupacken, nm den Gastgeber zu ehr;», der seinerseüS nicht aufhören darf, seine Gäste immer tbieder auf's Neue zu nöthigen und wen» nöthig, mit Gewalt zum Eisen zu zwingen. Eine solche Nöthignng »ach dem fünften Gang jührt in der Regel zu folgendem Höflichkeilsaustausch: Wirth: „Sie, lieber Freund, hatzen wahrhastig noch keinen Bissen ange rührt." Gast (ausstoßend): „Mein Bauch gleicht bereits einer Tonne, denn noch niemals kostete ich so vorzüglich« Speisen." Wirth: „Ich tveiß, daß meine Tafel das miserabelste Zeug trägt, welches menschliche Wesen je ge gessen haben, allein etwas Anderes be sitze ich nicht. Gebe von Herzen, sagt der Weise, dann senden die Götter Ge deihen. Berschmähen Sie also nicht." Gast:. „Ihre Speisen schmecken himm lisch, und obwohl ich zum Platzen voll bin, trage ich doch ein fieberhaftes Ver langen, noch ein wenig zu kosten. Aber ich fürchte, sie habe» nicht genug." Wirth: „Lieber möchte ich verhun gern, als Sie in diesem Augenblick von der Tafel ausstehen zu sehen." Wirth und Gast verneigen sich bei diesem Wor ten und der letztere stürzt sich aufs Neue auf die Speisen, wahrend de» Wirth sich an einen Anderen. wendet, der die Waffen strecken möchte. Das Tafelgeschirr besteht lediglich aus einer Anzahl von Schalen verschie dener Größe, irdenen kleinen Löffeln und Eßstäbe», die in vornehmen Häu sern aus Silker oder Elfenbein, sonst ober ans Holz angefertigt find» Man hält beide mit der rechten Hand, etwa wie einen Bleistift. Eine kleine Bewe gung mit den Fingernubringt die Stab spitzen aneinander, so daß eS leicht ist» kleine Gegenstände damit zu ergreisen. Auf halbflüjsige Spesen erstreckt sich der Gebrauch de>r> Eßstäbe nicht. Eine Tasse Thee beschließt jede Mahl» zeit. Z«ita«mSK»r cpk«i«g»cker» Die Linsen im Innern des Giasei sind so geschlissen, daß sie ein Sehen um die Ecke, also auch über den ihurinar tigsten Damenhut. ermöglichen. Die Damenhul-Frag« im Theater ist, somit gelöst. Ein« Köder. Frau sz» einem alte», Trinkers: „Hast Du schon von der Medizin genommen, liebn Adolf?" Mann: „Ach, was werde ich schon heut« das infame Zeug trinken» morgen fange ich an." Frau: ..Aber bedenke doch, wenn Du heute schon, mit der Me dizin anfängst, könntest Du womöglich morgen schon wieder im Wirthshaus sein, sonst aber erst übermorgen." —Er hat rechk, Frau: Nun. Du kannst doch nicht, behaupten, Ju lius. daß ich Dir nachgxlausen bin. um Dich als Sailen faulen? Mann: Freilich nicht! Aber die Falle läuft auch der Maus »ichd nach und jläugt si« doch! Der N»ine Hau» i» mm»' zu seinem Oxkel : „Du. On'el, wir haben jetzt auch schon frasjösiich." —, .So? Aa. wie heißt denn der Ochse ?- „DaS d«H weiß ich noch nicht. Ich glaub', die kriegen WN erst sv.tti. 3
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