2 Haschisch-Srinntrnng»«. Vor wenigen Tagen sind bei F. Fontane in Berlin Erinnerungen aus den fünfziger Jahren von Ludwig Pietsch erichiene». Der Verfasser er zählt darin von Symposien, die in Lassalle s Haus veranstaltet wurden und denen der Gastgeber immer neue Reize zu verleihen wußte. So veran staltete Lassalle im Winter 1858 ein mal einen Herrenabend, an dem er, wie Pietsch erzählt, seinen Gästen zu nächst gestopste lange türkische Pfeifen darbieten ließ, auf deren glimmenden Tabak er Pastillen aus Haschisch legte. H. Brugsch hatte diese frisch aus Per len bezogen. Lassalle selbst versagte sich den Genuß, dies orientalische Nar kotikum zu rauchen und dessen ost so glühend geschilderte wundersame Wir kungen aus Gehirn und Nerven an sich selbst zu erproben. Er wollte den Kops srei behalten, um die Vorgänge zu beobachten und zu studiren. Hierüber berichtet nun Pietsch: „Sie waren grundverschieden, je nach Temperament und körperlicher Organisation der Raucher. Die Wir kung aus mich selbst empsand ich sehr bald, zunächst als ei» süßes, wohliges Behage», ein Gelöstsein aller Glieder im Gefühl einer tiefen angenehmen Müdigkeit. Dann aber geschah etwas sehr UeberraschendeS, das mir doch auch wieder als etwas ganz Natürliches er schien. Die Wände des Zimmers waren verschwunden. Unabsehbar dehnte sich eine weite, weite öde Ebene vor mir aus! und über diese ganze Fläche hin erstreckten sich meine ins End lose gewachsenen, von meinem Sitz aus vorgestreckten Beine. Am fernen Hori zonte erkannte ich meine dort an der Erde aufragknden Füße! Die Decke des Lassalleschen ZimmerS über mir war nicht wie die Wand verschwunden, sondern an ihrer Stelle in ihrer alten Höhe verblieben. So erfaßte mich das trostlose Bewußtsein; du kannst nun nie wieder ausstehen, mußt hier sitzen bleiben bis ans Ende deiner Tage! Müßtest du dir doch nothwendig den Kopf an der Decke cinstoßen, wenn du init den Beinen aufstehen wolltest. Die ser Gedanke und diese Aussicht erfüllte» mich mit tiefer Traurigkeit. Schwer inüthig refignirt saß ich da, bis allmäh lich die Füße wieder näher und näher kamen, die Beine kürzer und kürzer wur den, die Wände wieder den Raum schlössen und das Traumbild zerrann. HanS von Bülow sah man sehr bald in einer Art poetisch-musikalischer Ver zückung gerathen. Von goldig leuch tenden Abendwolken, wie er es begei sterungstrunken schilderte, fühlte er sich emporgehoben und durch die Lüfte ge tragen, und vernahm, während seine Augen und sein Antlitz in seliger Ver klärung leuchteten, wunderbare, über irdische Harmonien, Sphärenklänge, M er nachzusingen vergebens versuchte. Leider schien er die Vorsicht nicht beob achtet zu haben, sich während mehrerer Stunden vor dem Beginn der Sitzung aller Nahrung zu enthalte». So trat lbei ihm nur zu bald schon ein prosai scher Sturz aus seine» Himmel ein. Die hohe Intuition wurde, ich will nicht sagen, geschlossen und der Lei dende zu Bett gebracht. Frqnz Duncker sahen wir plötzlich von einer wilden Rauflust ergriffen, die aber durchaus keiner zornigen Er regung entsprang. Während sein Ge sicht die herzlichste Heiterkeit ausdrückte und er sich vor Lachen schüttelte, hieb er mit den Fäusten auf seine Freunde in aller Fröhlichkeit epr. dene» es 'nicht ga»z leicht wurde, ihm za entgehen oder ihn abzuwehren. Am Merkwürdigsten und Lustigsten tiußerte sich der Haschischrausch bei Ernst Dohm. Die Kraft seines Witzes schien verzehnfacht zu sein. Er sprühte von geistreichen, tollen Einfälle», die ihm unaufhaltsam von den Lippen perlte», "> wie Juwelen von denen der goldenen Jungfrau im Märchen. Wenn ein Stenograph zugegen gewesen wäre und sie niedergeschrieben hätt«, in einer Stunde würde er genügendes Material gewonnen haben, eine ganze Nummer des „Kladderadatsch" damit zu fülle», wie er noch nie geschrieben war. Auch bei ihm klang, ivie bei den Mei sten vom Haschischrausch ergriffen Ge wesene». der Traumzustand allmählich aus, ohne daß die Erinnerung an das in ihm Erlebte und Empfundene damit erloschen wäre. Irgend ei» unange nehmer, -z tatzenjämmerlichcr Zustand, wie nach dem Opiumrausch, blieb zu unserer Ueberraschung nicht zurück. Der Abend schloß mit einem Nachtessen und einer langen Sitzung beim Wein in einer durch keine üblen Nachwirkun gen getrübten, dnrch das eben Erlebte auf das Angenehmste erregten Stim nung. Freundesrath. 1. Stu diosus: .Hör' 'mal, was hier niein Alter schreibt: .... Mit einein Wort, Du mußt jept arbeiten! Nachdem Du die beiden letzten Jahre nur gebummelt hast, wird es Dir ja schwer werden, nun aus einmal den Fleißigen zu spie len. Doch, glaube mir. in einem Mo nat bist Tu wieder das Arbeiten ge- Wöhnt!" 2. Student: „Hm. in einem Monat also! Nun, dann wol len wir wenigsten? den einen Monat noch fest bummeln!" Gut yerausgeriiien. AuS einem Parterrefenster bückt ein Herr, ein Bettler bleibt davor stehe» und ruft hinauf: „O. haben Sie Mit leid mit einem armen Herr: Ja. wenn Sie blind sind, woher wiffen Sie denn, daß ich hier aus dem Fenster sehe? Bettler, O, ich ahne die Nahe guter Menschen! EinGeograph. A.: Nun. wie hat es Ihnen auf Ihrer letzten Reise in Deutschland gefallen? Aus länder: Eigen! Eigen! Dieses Deutsch land kam mir mit seinen französischen Moden so spanisch vor, daß ich lauter böhmisch- Dörfer vor mir zu sehen glaubte! »er Familitn-Turkcq. Henry Pierce ist einer von den Tau senden, welche Bcaintenftelle» in den verschiedenen Departements der Bun dcShauptstvot beileiden. Sein Einkom men ist zwar nur ein bescheidenes, doch fühlt er sich hochbeglückt in seiner Stel lung, die er schon seit einer Reihe von Jahren unverändert inne Hai. Eigentliche Sorgen lernte er erst ken nen. nachdem er sich mit Annie Mayer, feiner ersten und einzigen Liebe, verhei ratet und einen eigenen Haushalt ge gründet hatte. Es ging damit so zu: Das Häuschen, das er mit seiner Ar,nie bewohnte, gehörte seinem Schwiegerva ter. einem Geschäftsmann. Derselbe verlangte zwar nur eine sehr mäßige Miethe, aber die paar Dollars wurden dem unerfahrenen jungen Gatten doch zu Steine des Anstoßes und verwickel ten ihn in allerlei Bedenken. Als guter Ehemann glaubte er für seine kleine Frau sorgen und sparen zu müssen und daher that ihm das Geld leid, das er Herrn Mayer vierteljährlich für Haus renie bezahlen mußie. „Wie wäre es, Vater," hob er daher einmal bei einer solchen Gelegenheit an, „wenn Du mir das Häuschen aus Ab bezahtung verkaustest und die bereits bezahlte Miethe mit einrechnetest? Da käme Annie aus sehr gute Art zu einem hübschen Grundeigenlhum und wir hätten doch etwas Reelles siir unser Geld." „Du bist ja ein entsetzlich smarter Geschäftsmann," versetzteAnnie'SVater ganz erstaunt, „indessen wenn Tu mir in monatlichen Raten den Werth des Hauses regelmäßig abzubezahlen ver sprichst, so will ich aus den Handel ein gehe», jedoch nur unter der Bedingung, daß die Zahlungen pünktlich stattfinden und ich nicht aus mein Geld warten oder wohl gar darum mahnen muß. I» letzterem Falle würde ich die ganze Sache rückgängig inachen und Dir kei nen Bent von dem bis dahin eingezahl te» Gelde wieder herausgeben." „Was denkst Du von mir. Vater, ei» Beamter ist stets gewissenhaft in seine» Unternehmungen," entgegnete der junge Man», „und übrigens weißt Du ja auch, wie pünktlich Ännie ist." So wurde denn die Angelegenheit nach aller Form des Rechts eingeleitet. Die festgesetzte AbschlagSsumme von fünfzig Dollars per Monat bei einem Gehalt von hundert war nun freilich selbst für ei» so bescheidenes Paar keine leichte Sache, aber sie wurde confe' quent und ohne Murren durchgesetzt. „Nach und nach," so tröstete Henry seine Gattin, „werden die dreitausend Dollars, welche der Pater für das nette Grundeigenthilm verlangt, abbezahlt und dann haben wir unser eigenes Heim und können mit unserem unver kürzten Gehalt lüstig darauf lo? leben." Annie lächelte dazu und schränkte ihren Haushalt »ach Kräften ein. Als aber im zwcilen Jahre ihrer Ehe ein Stammhalter zur Welt kam, um den sich plötzlich Alles zu drehen begann, bekam die Sache eine andere Wendung. Die Ausgaben mehrte» sich fabelhaft, und je reizender ihr kleiner Sohn sich entwickelte, desto bitterer empfand Annie den Zwang ihrer Einschränkung. An sich selbst »nd ihre kleinen Wünsche und Bedürfnisse dachte sie schon gar nicht mehr, wen» nur dem Baby sein volles Recht geschah, und dazu gehörte so Manches, das zwar wie LuruS aussah, im Grunde aber nur die Ansprüche be friedigte. die heutzutage kleine Kinder mit aus die Welt zu bringen Pflegen und die in einer schönen „Baby- Carriage", seinen Decken, gestickten Kleidchen und allerlei zierlichen Toilette artikcl gipfeln. In ihrer beständigen Geldverlegen heit war die junge Mutter nicht immer mit ihrem Papa und ihrem Galten ein verstanden. der kostspielige HauShandel nagle ihr am Herzen und sie hätte ihn gerne rückgängig gemacht. Wenn ihr Vater sich nur dazu verstehen wollte, von dem bereits erhaltenen Gelde den Belrag der Miethe abzuziehen und ihr den Rest heranSziigrben. wie gern würde sie unter diejer Bedingung aus den Be sitz des Grundstücks ganz verzichten. Sie würde dann in Zukunst jeden Dol lar, der sich ersparen ließ, für ihren kleine» Soh» in einer Bank deponiren, das wäre doch viel besser, lieber diesen Gedanlen brütete sie von früh bis NbendS und endlich beschloß sie, mit ihrem Vater darüber Rücksprache zu nehmen, ohne ihrem Gatte» vorhe» Mittheilung gemacht zu haben. So packle sie denn eines schönen Ta ges im Spälherbst ihr Baby in sein neues Wägelchen und machte sich mit ihm aus den Weg zu ihrem Pater. Derselbe gehörte zu denen, die durch eigene Arbeitstrait und Umsicht zu ih rem Bcsitzthum gekommen sind. Als angehender Sechziger, kräftig an Kör per und Unternehmungsgeist, dachte ,r Nicht daran, sich zur Ruh« zu setzen und forderte auch von Anderen, daß sie, gleich ihm. im Schweiße ihres Angesicht? ihr Brod verdienen sollten. Als Annie bei ihm anlangte, saß er mit seiner Eigarre und einer Tasse Kasjee am Fenster und tludirte die „Washington Post". Seine sarbige Haushälterin, die er sein altes Inven tarium nannte, und die lchon mit sei ner seligen Frau auf getreuem Fuße gestanden hatte, empsing de» Besuch vor der Hausthür« und breitete ihre Arme so weit aus. daß es den Anschein hatte, als ob sie. wie die Rieiciilochler vom Berge, die kleine Frau mit Baby und Buggy in ihrem Buscnlnch verber gen wollte. rief sie mit seligem Lächeln. „Natürlich lomme ich berein." ver sicherte Annie. „aber Tu könntest Dich doch endlich einmal daran gewöhnen, mich Mrs. Piene zu nennen man muß sich ja schämen." psr-ton. Miß Annie, aber da ist nichts zu schämen, so ein schönes Baby hundert Andere wären froh, wenn sie's hätten!" Damit schob sie das Kinderwägelchen in den Haus flur und raffte den Inhalt mit Kissen und Decken heraus, um ihn in der Wohnstube auf ein großes, allmodi sches Sofa zu plaeireu, wobei sie mit ihrer kreischenden Stimme rief: „Hier ist Miß Annie, Mr. Mayer, und der Governor ist auch da und fett ist er wie ein Springchicken." Mr. Mayer erhob sich und küßte seine Tochter und den kleinen Stamm halter, letzteren mit besonderer Zärt lichkeit. „Was willst Du, Annie, und warum bist Du da?" sragte er in sei ner kurzen, knappen Weise, „in einer halben Stunde muß ich wieder in'sGe schäst. Du kommst zu ungewöhnlicher Zeit, Du hast also ein besonderes An liegen, nur heraus damit." „Ja, Valer, das habe ich auch," ver sicherte die junge Frau, indem sie sich einen Stuhl an'S Fenster rückte, wo Mr. Mayer wieder Platz genommen hatte. „ES ist etwas, das mir sehr am Herzen liegt, ich komme aus dem Grü beln, Denken und Sorgen gar nicht heraus, es ist ja Alles im Grunde ge nommen um meines Kindes und feiner Zukunft Willen." „Geh' hinaus, Virginia," gebot Mr. Mayer seiner Haushälterin, „koche fri schen Kaffee sür unseren Gast und hole auch etwas dazu—Cream-EakeS, die ißt Du ja gerne, nicht wahr, Annie? Sie versteht besser deutsch, als man meinen sollte, und sie braucht nicht alles zu hö ren," setzte er hinzu, als die farbige Dienerin hinaus war. „Nun sage mir vor allen Dingen, weiß Dein Mann etwas davon, daß und weshalb Du hier bei mir bist?" „Nein, Vater, er hat keine Idee," versicherte die junge Frau, „ich bringe mein Anliegen direkt zu Dir, er würde es vielleicht nicht einmal billigen, wenn —" „Gut, gut," unterbrach er sie. „nun also zur Sache, was willst Du?" Anniewechselle die Farbe und strengte sich au, ruhig zu scheinen. ~D» kannst Dir'S doch denken, Va ter," brachte sie zögernd hervor, „es Handel! sich um die sünszig Dollars, die wir Dir monatlich auszahlen, es Mrd einem doch nachgerade gar zu schwer, ich weiß nicht mehr, wie ich Alles be streiten und den Haushalt ausrecht er hallen soll. Das Baby hat doch auch seine Bedürfnisse und—und ich brauche ganz nothwendig einen neuen Mantel, aber damit darf ich Henry ja gar nicht kommen, er ist ohnedies so niederge-' drückt von Sorgen." „Es steht ganz bei Euch, die Zahlun gen einzustellen," versicherte Mr. Mayer mit einem scharfen Seitenblick auf feine Tochter. „Ja, Bater, aber unser Geld, das wir Dir bereits übergeben haben, soll das sür uns verloren fein?" „Annie, Du weißt, was von Ansang an ausgemacht war, ich habe Euch nicht zu dem Kauf genöthigt, im Gegentheil, ich wollte Euch Euer Leben erleichtern, daher setzte ich die Miethe so niedrig wie möglich. Es war ein Blitz der Ucber rafchuug sür mich, als Dein Mann mit seinen Kaufgelüsten herausrückte, aber j ich wollte Euch auch darin Euren Wil-! lcn lhun. Wenn ich ein reicher Mann wäre, käme mir'S ja nicht d rauf an. Euch das eingezahlte Geld zurückerstat ten. aber in meinen Verhältnissen ist das nicht möglich. Geschäft ist Geschäft, Annie, und was einmal ausgemacht ist. muß gelten. Dein Mann weiß das recht gut, er würde mir nie den Handel durchkreuzen, dazu wäre er zu ehren haft, daß muß man ihm lasjen." „Das ist wahr", stimmte Annie eifrig bn und ihr Blick glänzte vor > stolzer Freude. „Henry ist ein ausge-! zeichneler Eharakter. aber die Sorgen! drücken ihn jetzt auch nieder und ich weiß, wie glücklich er sein würde, wenn die ganze Sache rückgängig gemacht werden könnte, es war ein unüberlegter Schritt von uns, Vater." „Thut mir leid, mein Kind," ent gegnete Mr. Mayer, indem er seinen Kaffee a»strank und die Asche von fei ner Eigarre in die Untertasse strich, „ich weiß auch, was Sorgen sind, habe manchmal drinnen gesteckt, daß mir grün und blau vor den Augen würd Deine selige Mutter könnte mir s bezeugen aber Zeit. Arbeit und Sparsamkeit bringe» einen doch endlich aus eine» grünen Zweig, wenn man ehrenhast bleibt und sich nicht in Unter nehmungen einläßt, welche Kräfte und Mittel übersteigen." „O Valer," ries Annie mit Thränen in den Auge», „die gute, liebe Mutter würde Dich im Jenseits segnen, wenn Du uns aus den, Trubel herausziehen wolltest, in den wi» uns durch unsere eigene Unerfahrenheit gestürmt haben. Ich sehe ja ein. daß es Thorheitist. was wir gethan— aber um so schwerer find die Folgen zu tragen." Mr. Mayer blickte sinnend vor sich nieder und sagte nichts weiter als „Ja, ja" „Sieh. Vater," fuhr Annie ermuthi gend fort, „wenn Du uns das einge zahlte Geld in kleinen Summen, wie Dir'S gerade paßt, zurückzahllest Du könntest Dir ja Zeit nehmen—wir wür den dann auch so pünttlich mit der Miethe sein, daß Du sie jedesmal mit der Stunde erhieltest —" .Annie, schlage Dir das aus dem Sinn," fiel ihr Mr. Mayer in's Wort. .es ist kein Gcjchäst, es ist. was ich Lappalie nenne, ei» Ding ohne Kops und Schw, Dein Mann weiß das recht gut, er würde mir nie damit kom- Damit erhob er sich und trat vor den Spiegel, um sein Haar zu glätte» und sich zum Ausgehen zurecht z» machen. Annie folgte jeder seiner Bewegungen mit sorgenvollem Blick. „Ich halte nicht gedacht, daß mein Vater so hariherzig sein könnte," mur melte sie. „Was meinst Du, Annie?" fragte« sreui'dtich. „Denke doch an die Mutter," rief sie ergriffen, „wenn ihr verklärter Geist wüßte, wie Du mich heute abfertigst ach, Vater ich kann es kaum er tragen!" In dem Augenblick trat die alte HauShällerii-. mn oein Kaffeegeschirr bcrein und begann den Tisch zurccht zu mah.'n. „Du brauchst Dich nicht zu bemühen, Auuty," sagte Annie, sich gewaltsam fassend, „mir ist's nicht darnach, ich gehe wieder heim mit meinem Baby." „Du wirst doch nicht!" rief ihr Va ter, „es thut mir leid, daß ich nicht bei Dir und dem Kleinen bleiben kann, aber ich habe eine Bestellung und muß mein Wort hallen." Er nahm das Kind sorgsam vom Sofa auf, küßte es zärtlich und übergab es seiner Tochter. „Du kaufst das HauS für ihn, An nie," sagte er lächelnd, „las; den Kopf nicht hängen, es kommt endlich Alles noch ganz schön in Ordnung." Damit streichelte er ihre erhitzten Wangen, nickte ihr ein Lebewohl zu und ging hinaus. Ännie blickte ihm seufzend nach und setzte sich mit ihrem Kinde aus seinen alten Lehnstuhl an s Fenster. Er nickte ihr von der Straße aus noch einmal zu und ihre wehmüthigen Gefühle wollten sie ganz überwältige. ES ist ja wahr, sagte sie sich, daß er weiß, was Sorge, Arbeit und Entbehrung zu bedeuten haben, aber um so mehr sollte mau erwarten, daß er mir, seinem einzigen Kinde, beistehen müßte. Wenn die Mutter noch lebte, wäre Alles anders, das weiß ich. Eine Thräne tropfte auf das zarte, blonde Köpfchen ihres Kin des, aber sie wischte dieselbe schnell ab. „Miß Annie, soll ich den Tisch an s Fenster rücken?" fragte die alte Virgi nia, indem sie ihn schon in Bewegung setzte, „sehen Sie nur die schönen Ereamcakcs, das heißt, ich konnte sie früher noch viel besser backen, als unsere gute Lady noch lebte, Mr. Mayer gibt aber nichts d rum." „Ich gebe auch nichts d'rum, hier allein zu sitzen und Kaffee zu trinken," seufzte Annie, that aber dennoch Zucker und Sahne in die Taste, die ihr die! Haushälterin gefüllt darauf reichte. „Trinke mit, Äunly," sagte sie, „da mit ich nicht so einsam fühle." „Das kann ich thun. Darling," stimmte die Alte bei und setzte sich mit ihrer Tasse und einem Eake auf den Stuhl zunächst der Thüre, denn den Respekt ließ sie nie außer' Acht. „Miß Annie, ich hätte eine Bitte," hob sie nach einer kleinen Weile an, „wir haben jetzt bald ThankSgiving- Day und ich möchte vorher noch einmal zu meinem Bruder auf's Land hinaus, er ist schwer erkrankt, wie er mir sagen ließ." „Ja, was kann ich denn dabei thun?" versetzte Annie, „Du mußt mei nen Vater fragen, ob er sich ohne Dich behelfen wilk" „Das thut er, wenn's bloZ deshalb wäre aber es ist hauptsächlich wegen »er Kanarienvögel". „Wegen was?" forschte Annie. „O, ich habe sie ja in der Küche, so ein schönes Pärchen und was sie be trifft, sie hat drei Eier gelegt und bei nahe zwei Wochen darauf gesessen, aber dann war sie's müde und ließ sie halb gebrütet im Stich. Nun lege ich warme gebratene Aepfel darauf, damit die Dingerchen vollends heraus kommen sollen, denken Sie nur. Miß Annie, drei kleine Kanarienbabies!" „Well, Auuty, die Idee ist wunder voll, aber ich sehe nur nicht ein, wie Alles zusammenhängt." „O, ich meine nur, wenn ich die Vögel zu Ihnen geben könnte, wahrend ich zu meinem Bruder gehe, und >sie legten die gebratenen Aepfel auf die Eier, man muß blos gut aufpassen, daß sie nicht zu warm sind und nicht zu sehr verkühlen, immer die Millelstraßc, Darling." Annie mußte lachen, so wenig heiter ihx auch sonst zu Muthe war. „Wann willst Du gehen?" sragte sie. „Nächste Woche, an einem der letzten Tage." „Nun. bis dahin ist die Brütezeit vorbei, die Vögel will ich schon versor gen, aber mit den gebratene» Aepseln kann ich mich nicht besassen, wenn die Thierchen bis dahin nicht ausgekrochen sind, kommen sie überhaupt nicht zum Vorschein, darauf kannst Du Dich ver lassen." „O, das wäre zu schade," klagte die Alte, „ich habe mein Lebtag nichts Neugeborenes besessen, das mir eigens zugehört hatte, und da freute ich mich so auf die Vögelchen well, vielleicht kriechen sie doch noch aus." Annie blickte sinnend in das alte braune Gesicht vor ihr, ganz eigen thümliche Gefühle zogen plötzlich durch ihr Herz und mit großer Innigkeit preßte sie ihr kleines Kind an sich. Eine Viertelstunde später befand sie sich wieder auf dem Heimwege, ihr Söhnchen schluinmerle friedlich in sei nen Kissen, sorgfältig suchte sie die be sten Stellen der Straße aus, damit die Wagenräder glatt darüber hingleiten möchten. Da kam ihr ein Leichenzug entgegen: über weißen Pferden wagten die weißen Federbüschcl eines Kmver leichenwagens und hinter den Glas scheiben wurde ein kleiner weißer Sarg sichtbar, dcr mit Blumen ganz bedeckt war. Zwei geschlossene Wagen suhren langsam hinlerdrein. Annie dachte a» die Mutter, die wahrscheinlich ihr Kind aus scinem letzten Gang begleitete, und an du Mann, der wohl neben ihr sitzen mochlL und sie nichl zu tröste» ver- da er selbst leinen Trost finde» tonnte. Wie reich war sie im Vergleich mit diesen armen Eltern, ihr Kind lebte und war gesund! Dort iah sie schon ihr kleines HauS vor sich, »er wilde Wein, der sich um die Fenster rankte, verlor bereits seine rothe» und gelben Herbstblattcr und an den schwarzen Beeren labten sich mehrere SperlingSsamilien, die krei schend in der Luft flatterte«, als unten I aus der Siraßx die junge Mutter mv ihrem Kinderwägelchen heran kam un» die Hausthüre ausschloß. Es war wohl Zeit, daß sie das Mit tagseffen - tochte, ihr Henry pflegt« zwischen vier und fünf Uhr heimzukeh ren uud sie freute sich immer so fehl auf diese Zeit, nachdem sie ihn von früh halb neu» Uhr a» nicht gesehen. An dere Frauen hatten es freilich Keffer, fi< konnten sich Dienstmädchen sür di< HäliSarbeit oder wohl gar eine Köchin halten, während sie Alles allein besor gen mußte. Aber daran dachte sie jetzt nicht, leise schab sie das Buggy mit dem schlummernden Kinde in das klein« Speisezimmer neben der Küche, legli rasch Hut und Mantel ab. band ein« große Schürze über ihr einsaches Wol lenkleid und ging an ihre Arbeit. Allerlei zog dabei durch ihren Sinn, in der Tiefe ihres Herzens zürnle fi< ihrem Bater und nannte ihn hart und grausam, er hatte ihr doch zu weh ge than, fast zweifelte sie an seiner Liebe. Ihr Henry war nun der Einzige, der ihr alles ersetzen und ihr ganzes Glück ausmachen sollte er und da-Z Kind. Mochte der Bater auf feinem Geldkasten sitzen bleiben und Summen einheim sen, die ihr Henry mühsam verdiente, sie würde nie wieder bittend vor ihn hintreten. eher wollte sie sich die Haut von den Handen abarbeite» ja, da? wollte sie. Während dieser Gedanken kochte sie das Lieblingsgericht ihres Mannes und eS gerieth vortrefflich. Dann betrat sie das Speisezimmer, um de» Tisch zu decke». Zuerst that sie eine» Blick in das Buggy, da lag ihr Stammhalter mit offene» Auge» uud aufgewickelte» Bcinchen, die lustig in der Lust herum angelten, mit beiden Händchen hielt er einen seiner kleinen Slrümpfe erfaß' und kostete wie er schmeckte. In dem Augenblick ließen sich ihres Galten wohlbekannte Schritte aus dem mit Oelluch belegten Gang vernehmen und im nächsten Moment stand er vo? ihr. „O Henry," rief sie freudig über rascht, „wie froh bin ich, daß Du da bist, sieh nur den Kleinen, ist er Dir nicht zum Verwechseln ähnlich? Und fe gefchcidt, wie er ist!" „Schrecklich gescheidt das liegt in der Familie," stimmte der junge Vater bei, indem er feinen Sprößling in die Höhe hob und küßte. „Bist ja aus Besuch gewesen," wandte er sich an seine kleine Frau, „aber ohne etwas auszurichten, das hätte ich Dir erst sa gen wollen, mußt Dich nicht in Ge ichäftssachen mischen, Herzchen." „Was sagst Du?" rief Annie, indem sie mit großen, erschreckte» Augen an ihrem Gatten empor sah, „hast Di' meinen Vater gesehen?" „Gesehen und gesprochen. In der Sache läßt sich nichts mehr ändern, lie bes Kind, es ist ja auch gar nicht so schlimm, wir stoßen die Schuld mit der Zeit ab und dann sind wir frei. Wich wundert's nur, daß Du so setbstmäch tig aufgelreleu bist, ich hoffte immer Dein ganzes Bertrauen zu besitzen und nun —" „So kommst Du mir, wenn ich's so gut meine," klagle Annie ganz blaß vor Kummcr, „ich wollte uns von einer schweren Last erlösen uud Dich damil überrasche» und nun erhalle ich Vor würfe. Du bist auch nicht bejjer >vi' der Vatcr, kein Haar besser!" „Das will ich auch nicht, es war« mir eine große Ehre dem Later ähnlich zu sein, ich kenne keinen Mann, den ich höher achtete. Komm', laß uns essen, Aennchen, ich bin hungrig, es dufte' wundervoll aus der Küche herein." „Wenn es mit den Geldausgaben so fortgeht, werden wir bald nichts mehr zu essen haben," grollte sie und truc, ihre Gerichte auf. Henry bellete indeß daS Baby wieder in seine Kissen und schob das Wägelchen hin und her. Einige Augenblicke später saß daS junge Paar de, seiner Mahlzeit und der Ehehimmel schien wieder klar zu sein, wenigstens war dies auf Henry's Seite vollständig der Fall, nur Annie konnte ihre Verstimmung nicht ganz unterdrücke», dem Stachel gegen den Vater war ein zweiter erwachsen, auch Henry, ihr Gatte, hatte sie empfindlich verletzt —nun bejaß ihr Herz nur noch das Kind. „Das muß man Dir lassen, Aenn chen, loch?n kannst Du ausgezeichnet," bemerkte Henry. „Du hast ein wahres Talent dazu, wie überhaupt zum Wirth schaften. Ich besitze an Dir einen werthvollen SKatz, mit so wenig Geld hällst Du doch Alles so gut im Stand und machst mir unser Heim zum Para dies. Jetzt haben wir bald Danksa gilngStag, den wollen wir recht vergnügt in der Familie verbringen, der Vater kommt hoffentlich zu uns zu Tisch, ich freue mich sehr auf den Tag." „Ach Henry, wir können leine Gaste reien veranstalten", entgegnete Annie halb geschmeichelt von dem warmen Lob ihres Galten, halb verdrießlich über ihre Mißerfolge, „der Valer ist verwöhnt trotz seiner Sparsamkeit, für sich selbst hat er immer Alles vom Besten und die alte Schwarze bedient seinen Magen wie em Hos loch, da« weiß' Tu." Henrv kachle. „Na, kommt Zeit, kommt Rath", sagte er, „Du bist heute ein wenig verstimmt, aber ich will Dir schon den harmonijchen Dreiklang wie der deiliringen. Huben wir ih» nicht in der Familie? D». ich und der Kleine wenn wir nicht harmonilch wirken wollten!" In dem Äugenblick beganndaSßaby zu lchreien. „Hörst Du wohl", tagte Henry, „er hat mich verstanden." Annie brachte ihr kleines Kind in daS auf Nr andere» Seite des Ganges ge legene Wohnzimmer, wo sie ibre Zeil an, liebsten zu verbringen pflegte, be friedigte seine Bedürfnisse und trug eS hin und her. Ihr Gatte räumte in dessen den Tisch ad —er würde sogar das Geschirr gewaschen haben, wenn ihm daS nicht ein für alle Mal von fei- «er Nnnie Klingend verboten worden wäre uud dann kam auch er in'S Wohnzimmer uns »ahm seine Flöte zur Hand, das einzige Instrument, das er zu bemeistern und womit, wie er sich schmeichelte, er alle sanfte», versöhnen de» und liebevollen Gesühle in dem Herze» seiner Annie anzusachen ver stand. Doch hatte er kaum einige Töne klar und rein hervorgebracht, als plötz lich mehrere freche Juiigcnstimmen aus der Straße zu qnicten begänne», wo raus die Absicht, dem Spieler nachzu äffen, deutlich herauszuhören war. Zugleich prasselte ein Hagel kleiner Steine gegen die Fensterläden. „Das sind wieder die McLayne'S un gezogene Buben!" ries Annie ganz auf gebracht, „wenn ich nur einen Polizi sten austreiben könnte, aber man sieht ja nie einen in dieser Gegend.". „Da ist nichts zu thun." versetzte Henry, „die drei Jungen sind sich selbst überlassen, der Vater ist ein Sauser, der immer von Zeit zu Zeit eingesteckt werden muß. die Mutler leistet ihm häusig Gesellschaft, Beide wurden heute früh nach der Polizeistalion abgeholt, ich bi» dem Triuiuphzuge selbst begeg net. Kein Wunder, daß die Kinder von solchen Eltern nichts taugeu." „DaS ist schrecklich, Henry," seufzte Ännie ganz betrübt. Indessen war Mr. Mayer nach Georgetown, einer Art Borstadt von Washington. hlnanSgesahren. um ei nige Geschäfte daselbst abzuwickeln uud nach seinem DanlsnguiigS-Turlcy zu sehe». Mit Letzteren hatte er sich eine Freude ausgedacht, die ihresgleichen nicht auf Erden sindcn sollte. Aber nur nichts merken lasjen laulele seine Parole. „Na, was macht mein Pensionär, der Fainilienlnrtey?" rief er der Für merSsrau zu, die ihn bewillkommete, „nächstens konimt er an die Reihe, der Tag rückt immer näher". . „Well, Mr. Mayer, extra gutes Futter hat er und jung ist er auch, was wollen Sie mehr von einem Brat vogel?" lautete die Antwort. Mr. Mayer ließ sich den Truthahn zeigen, der in der That sehr wohlgenährt und stattlich aussah. „Es ist freilich eine andere Sache", sagte er voll Aner kennung, „wenn man sich einen jungen Burschen ausfüllern läßt, als wenn nian einen abgelebten Großvater aiif dem Markt kaust, aber der Geldbeutel ver spürt eS auch, das habe ich ausgefun den". „DaS macht Sie nicht ärmer," ver setzte die Ja rinerSfra», „wenn ich mir halb so viel halte, wie Sie, da wollte ich mciiicn Kopf fchoil hoch tragen." Tann empfahl sie ihm ihre Butter, Eier, Aepfel und EranberricS und Mr. Mayer machte seine Bestellungen, so daß Befriedigung auf beiden Seiten herrschte, als er sich verabschiedete. Wenige Tage vor dem TantsagungS tage—Annie hatte ihre Gardinen eigen händig gewaschen und war eben dabei, sie wieder aufzustecken —erschien die alle Virginia in ihrem besten Sonntags staat, einen großen Strohhut mit rothen Blumen auf dem wolligen Haupte, ein in ein blaues Tuch geschlagenes Packet unter dem Arm, in der einen Hand einen Regenschirm und in der ande ren einen Käfig mit zwei Kanarien vögeln. „Miß Annie," schrie sie in den Hausflur, „machen Sie auf, ich bin auf der Wanderschaft und ganz be packt." Die junge Frau ließ sie herein und nahm ihr den Käfig ab. „Ich weiß scholl,' Auniy," sagte sie eilig, „die Vögcl versorge ich, wahrend Du fort bist, komme nur zu rechten Zeit wieder, damit mein Vater nicht vergebens warten muß." „(üsewinl/, versicherte oie Alte. „Was ich jagen wollte Miß Anme, mit den kleine» Vögel» war! »ichlS, ich habe mich wieder einmal um-1 sonst gefreut, die Eier waren angeklebt und Erbrochen. Well. eS ist nur schon Manches zerbrochen und grämen hilft nichts. Wo ist denn der Governor ah, da liegt er mitfeine» rothe» Packen, so rund wie TomatoeS! Ich muß ihm doch Good bye küssen —" damit neigle sie ihr braunes Gesicht über den Kleinen und legte sanst ihre wulstigen Lippen aus eins seiner Wänglcin! nachdem sie auch der jungen Muller Lebewohl ge jagt. trabte sie ab. Der Dankiaquiigstag kam mit seiner heiteren Fest'llminung heran. Sin nende Gemüther, die sich frage» : Für was habe ich eigentlich dankbar zu sein? und die sich selbst die Antwort geben : Für das »nd das und noch viel mehr die sehnen sich darnach, von Anderen, die weniger glücklich sind als sie selbst, etwas Dank tinzuheimsen und so öffnen sie ihre Hände und Geld beutel und bereiten den Armen und Niedergedrückt» einen srohen. an leib lichen Genüssen reichen Tag und indem ! Bewußtsein, sich von den Aeimste» einen Dank verdient zu haben sind sie dem Geber aller Gaden um so dank barer sür das was er ihnen verliehen. Und Solche, die bereits am Grabe ihres LebenSglückcS gestanden haben und i nichts mehr vor sich sehen als die leere Fläche der Entsagung, die führe» still und ergeben ihre Erinnerungen vor das Auge ihrer Seele und rufen ihrem zitternden Herzen zu : Du hast einmal so viel besessen und bist so glücklich ge wesen, tolltest nicht auch Du dankbar sein für die Strahlen der Liebe, die Dich einst erwärmt ? Annie halte ihr DanksagungSmahl soeben ferlig und ein höchst appeiitlicher Duft erfüllte daS kleine Haus, als plötzlich ein Lote erschien, der einen Gruß von Mr. Mayer brachte und hin zufügte. derselbe sei nicht im Stande, auszugehen, er erwarte Annie. Henry und den Kleinen bei sich, sie möchte» einen guten Appetit, fröhliche Laune und die Flöle mitbringen und bis zwei Uhr an Ort und Stelle fein. .Was hat der Bater nun wieder!" I ries die junge Frau aus, als der Bole fort war. »mein Truthahn ist gebraten, l > das ganze Dinner dereit und nun macht er niir einen Strich durch di« Rechnung, es ist kaum zum Aushalten!" „Gieb Dich zufrieden," versetzt« Henry, der an'S Fenster getreten war und auf die Straße blickte. „Weißt Du was?" rief er plötzlich, wie erfreut über einen guten Einfall, „dort rennen wieder die abgelumpten McLayneS, die haben heule sicherlich nichts Ordent liches zu ejjen, da ihre Herren Eltern hinter Schloß und Riegel sitzen, wie wäre es wenn Du sie einmal tüchtig abfüttertest, da unser Esfen gerade fer tig ist?" Annie blickte ihren Gatten einen Mo ment mit großen Auge» an, dann lies sie aus ihn zu. legle ihre beide» Arme uin seine» Hals und sagte nichis weiter als: „Dn bist doch ein guter lieber Mann!" Die drei Buben wurden hereingeru fen und erhielten eine große Schüssel voll Braten und Zubehör. Ganz be täubt vor Ueberraschung über die völlig llnerwartete Großmuth, wußten sie nicht, was sie sagen sollten, aber hoch beglückt sühlle» sie sich dennoch. Als die kleine Familie pünktlich ge gen zwei Uhr in Mr. MayerS Haus einrückte, war der Tisch gedeckt und ganz wunderjchön mit allen möglichen guten Dingen belade», die alte Virginia, die zu rechter Zeit heimgekehrt war, hatte wahre Meisterwerke ihrer Kochliinst ge liefert. „Sage mir nur, Vater. bist Dn nicht gut z» Fuß, daß Tu uns hierher de stellt hast, anstatt zu uns zu kommen?" fragte Annie besorgt. „Mir fehlt gar nichts," lautete die Antwort, „Ihr sollt nur meinen extra gefütterten Familien-Tnrkey essen Hel sen, gebraten hat ihn mein Inventa rium, aber die Fülle cingethan habe ich vorhin selbst, sie wird Euch schon schmecken—" „Erst vorhin?" siel Annie ein, „das ist doch viel zu spät, die muß doch mit bratcii!" „Ist nicht zu spät, nehmt nur Platz." Als alle Vier um den Tisch herum saßen, und das Baby um das Sopha placirt worden war. trug Virginia den Broten auf. Derselbe mußte in der That jeden Sachkundigen in bewun derndes Erstaunen setzen. „Laßt'S nur gut sein," wehrte Mr. Mayer alle Lobsprüche ab, „scin Aeuße reS ist gar nichts im Vergleich mit sei nem Innern." Damit griff er nach dem Trcuichirniesser und begann das Wundcithier zu zerlegen. „Annie, Du hast immer Gestopftes geliebt", scherzte er, „es ist daher am Besten, daß ich Dir gleich alles gebe was d rin ist, hier kommt's. Damit zog er eine Rolle aus dem Turkey heraus, die wie ein Postpacket mit Glanztuch überzogen war, und legte sie aus de» Teller seiner Tochler. Letztere wußte für den Augenblick nicht, was sie davon denken sollte, plötzlich aber, als sie den Blick ihres Vaters freudestrah lend auf sich gerichtet sah. kam ihr die Ahnung von einem großen Vilücke, welches i» dieser Rolle enthalte» sein müsse. Eiligst suchte sie die Nähte zn tren nen, und nach kurzer Mühe kani denn auch ei» Schriststück zum Vorschein, in welchem sie einen auf ihren Namen aus gestellten Bcsitztilcl erkannte, der ihr HauS betras. Dasselbe, dessen Werth von dem Paare kaum zum dritten Theil abbezahlt worden war. sollte der junge» Frau als ihr Eigenthum von jetzt an zugehören. Alle Sorge», alle Schulde» 'waren mil einein Mal von ihr genommen, und sie be>aß ihr eige nes Heim. „O Balcr! o Henry! o mein kleiner Sohn!" rief Annie außer sich vor Freude, und Thränen stürzten aus ihre» Auge». „Na", sragte Mr. Mayer, indem er die Umarmungen und Küsse seines Kindes schmiinzclnd hinnahm, „glaubst Du, Annie, daß da? der selige» Mut ter recht fein wurde?—" 'Aphorismen über Aranen. Eine Frau ist nicht eher sicher. ei:< Herz zu besitzen, als bis sie eS verloren hat. Man trägt einer Fran die Freund schaft an. wle eiiiem Tifckgast den Kaffee nach der Mahlzeit. Man behauptet, nian dürfe an oas Privatleben der Frauen und öffent lichen Männer nicht rühren. Ja, dür sen sie denn eins haben? Wo silidel man einen Frauen kovf. der ei» Geheimniß birgt und eS nicht verräth? Auf den englischen Postmarkeu. ES giebt zwei Klassen von gefühl losen Frauen: solche, die Niemand ge liebt habe», und solche, die Alle geliebt haben. Den meisten Frauen ist es amü santer, um die verbotene Frucht heruin zustreichin. als hineinzubeißkn. Man verwünscht die llnb-'ständig keit der Krauen, wenn man ihr Opier ist: man findet sie entzückend, wenn man ihre Ursache ist. Liebende Herzen find wie reiche Sparbüchsen, man kennt ihren wahren Werth erst, wenn sie zerbrechen. Zu je iiidrigercm Preise die Liebe abgegeben wird, desto theurer kommt sie zu stehe». Dilemma. Reisender sschä oig aussehend): „Jetzt hat mir meiir Schlasgenosje, wo er »UN sortist, onf meine Bitte hin, seinen Namen in mein Notizbuch geschrieben. Bischof Schneider! Wer tennl sich da raiiS? War'S jetzt ein Bilchof, Namen» Schneider, oder war S ein Schneider, der Bischof geheißen hat?" Betrach t » ng. HänSchern Die Schul' wär' so reizend, wenn inatr nix d rin lernen müßt' und di« Lehrer d'rauS iort wären.
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