Hrästn Daron. (4. Fortsetzung.) .Ich habe ihn nie geliebt, deshalb «itt er auch keinen Anspruch aus meine Treue, mein Wort ich gab cs ihm aus Gehorsam, ohne zu wissen, was ich that. Ich fühle mich nicht gebunden. Mein Gemissen spricht mich frei, und -seit mein Herz die Liebe leimen lernte, seitdem ist mir Henri zuwider geworden mit seinein Drängen und Zwingen, sei nem Eigensinn und seiner Herrschsucht. Wenn Sie abcr nicht mein Verbündeter sein wollen um einer guten Sache wil len, so wcrdc ich allein bandeln. Ein Weib wird dem arme» Verwundeten >im Feindesland zu seinem Rechte vir- Helsen." „Wären Ihr« Vermuthungen be gründet, Komtesse, so wäre ich der erste, der den Deutschen befreien würde. Aber aus den Armen des Todes kann ich ihn nicht lösen." „Leihcil Sie mir also Ihren Bei stand, wenn ich ihm aus die Spur komme?" „Mein Ehrenwort, natürlich, wie aber Wolleu Sie eS beginnen?" „Ich weiß cs noch nicht, vor allem gehc ich nach Millecroir." „Was wollen Sie dort?" „Henri sagt, er sei dort begra ben. Ich will die Leiche ausgraben lassen." „ncein Gott, welch' einen schweren Verdacht Wersen Sie dadurch öffentlich auf den Grasen." „Ich kann eS nicht ändern." „Komtesse, besinnen Sie sich doch, wenn Sie auch Verdacht hegen, so han deln Sie wenigstcnS so, daß Sie nicht die Ehre Ihres Verwandten verdächti gen. Slcllen Sie Ihre Nachforschun gen oder halt! Thun Sie nichts, Frauen überlegen nicht und, Eecile. Sie hassen und lieben. Nein, lassen Sie mich statt Ihrer handeln." „Wie? Sie wollten wirtlich?" „Ja, ich will Nachsorschungen an stellen, um Sie zu beruhigen. „GcbcnSic mir Ihr Ehrenwort." „Genügt Jhncn nicht mein Aus spruch? „Nein." „Äl>o mein Ehrenwort." Professor Etoile ging sehr bekümmert von Eecile weg. Er sann nach, wie er es beginnen sollte, ihre trankhaste Er rcgung zu beruhige», und dann er konnte sich selbst leine Rechenschaft ge ben, aber er suhlte sich von ihrcm Zwei fel angesteckt. Thionville war herrsch süchtig und leidenschastlich in Eecile verliebt, er erinnerte sich seiner rasen den Eisersucht. Wenn sie rccht hätte? Wo Hütte er ihn hingebracht? Er müßte die Hälste der Dicncrschast in Anspruch genom men haben. Mit Geld läßt sich viel machen, viel Schweigen erkaufen. Ob er ihn in Millecroir verbogen hält? Aber er würde dann doch nie d.'» Ort genannt habcn: er hat ja noch andcrc Besitzungen, die weiter entscrnt und einsamer liegen." Als er am nächsten Tag kam, um Eecile wieder zu besuchen, hieß cs, die Gräsin sei abgereist. „Abgereist? wohin?" fragte er höchst erstaunt. „Ich weiß es nicht," erwiderte der Portier. „So sragcn Sie, ob die Gräsin kei nen Bries an mich hinterließ." „Nein, die Gräsin ist ohne jcde Be gleitung aus den Bahnhof gefahren, der Diener wurde mit dem Wagen wie der zurückgeschickt, er weiß nicht, wohin die Gräfin fuhr." Kopfschüttelnd ging der Doctor zum Haushosineistcr. „Monsieur Granville, ich möchte einige Worte mit Ihnen im Vertrauen sprechen. Ich bin seit vielen Jahren der Arzt der Familie. Wissen Sie, wer niciiie Stelle während meiner Ab wesenheit bei dem vcrwundcten deut schen Ofsicicr vertreten, ich meine, wel cher Arzt sür ihn geholt wurde?" „Ich habe ihn nicht gekannt," ant wortete Granville. „War eS ein junger oder ein alter Herr, ich ersuche Sie, ihn mir zu be schreiben." „Ich sah ihn nur einmal flüchtig, aber Jeanette, welche die Pflege bei dem Deutschen statt der Schwester Ma ria-Mariha hatte, kann Ihnen genaue Auskunft darüber geben." „Warum pflegte ihn denn die Schwe ster Maria-Martha nicht mehr?" „Weil der Herr Graf wünschte, sie solle zur Komtesse." „Ach ja, ich vergaß, aber man hätte doch eine andere Pflegerin haben kön nen, Jeancttc kam mir in diesem Falle immer ungeschickt vor." „Wir waren so erschrocken über die plötzliche Gefahr. in der die Komtesse schwebte, daß man an nichts anderes mehr dachte: deshalb hat auch der Herr Graf verlangt, daß der Deutsche aus dem Palais gebracht werden sollte." „Der Gras hat es verlangt, ich dachte dcr Deutsche selbst?" „Kann auch sein. Ich weiß eS in der That nicht, ich habe mich nicht dar um gekümmert." „Wie lange war der Hauptmann Abensberg noch im Palais nach der Er trankung dcr Gräfin?" „Wie lange? —" Monsieur Gran ville dachte nach, „ach ja, jetzt ent sinne ich mich, cs mögcn ungefähr zwei Tage gewesen sein'" „Wie wurde er fortgebracht?" „O, mit möglichster Sorgfalt," er widerte Granville kühl, „mit einer Sorgfalt, als wäre es ein französischer Edelmann, statt so ein —" „Sie mißverstehen mich. Monsieur Granville, natürlich achtete man aus die Bcguciulichkeit des Kranken, ein Arzt, ein Krankenwärter war zuge gen?" „Jawohl, und ein Diener,' bestä tigte Granville. „Welcher Diener war «S, Louis, Ko dier oder Gilbert?" „Nein, keiner der unserigen, «S war, glaube ich, einer deS Grafen." „Ah. warum denn das?" Monsieur Granville hob gleichgiltig seine Achseln in die Höhe. „Herr Pro fessor, cs ist nicht meine Sache, den Herrn Grasen darüber zur Rechenschaft zu ziehen." Etoile ging, ohne ein Wort zu erwi dern, zur Haushälterin. „Madame Neige, haben Sie die Güte, mir Jea nette zu rusen." „Jeanette?" fragte erstaunt Ma dame Neige, „die ist nicht mehr da." „So. wo ist sie denn?" „Ich glaube, sie ist zu ihrer Schwe> ster." „Wo wohnt die Schwester?" „In Passy in der Nähe der Passage de L'eau." „Wissen Sie den Namen dieser Schwester?" „Jawohl, Antoinette Eherson, sie kam österS zu Jeanette." „Gut. können Sie mir Auskunft geben über den Arzt, der während mei ner Abwesenheit Monsieur Abensberg behandelte? tannten Sie ihn? Kam er oft?" „Ich kannte ihn nicht, der Herr Gras führte ih» zu dem Sterbenden, dieser war sehr schlecht- daran. Jeanette be hauptete —" „Was?" „Daß er. daß er sich verfärbte, als er hörte, die Gräfin sei so krank, und daraufhin sei er wie toll lange Zeit gelegen, und sie glaubte, daß er jcde Secunde aushören werde zu athmen." „Wurdc da dcr fremde Arzt ge holt?" „Ja, ich selbst bat den Grafen, denn Jeanette war über den Anblick des Deutschen ganz entsetzt, und Sie kön nen sich deiilen, daß ich selbst von Zeit zu Zeit bei Monsieur Abensberg nach sah, ich wunderte mich, daß er nicht schon langst seinen Geist ausgab. Der Hcrr Doctor sagte uns auch, daß es nicht mehr lange bei ihm währen werde." „Warum ließ ihn dann der Gras nicht im Palais sterben?" „Herr Professor, ich glaube, wir ha ben großmüthig genug an dem Deut schen gehandelt. Wir sahen nicht den Feind in ihm, wir thaten, als wäre es ein französischer Prinz." Nachdem der Professor die Haushäl terin verlassen, summte ihm das:ben Gehörte im Kops herum. Seltsam, de» Sterbende» fortzuschaffen und noch seltsamer, einen sremden Arzt, den Niemand kennt, rusen zu lassen. Warum lam Doctor Autin oder Mi colte nicht? Er gab seinem Kutscher den Befehl, nach Passy zu fahren. Dort fand er leicht das Häuschen, in dem die Person wohnte. Er stieg die steile Treppe hinauf und fragte, ob Jeanette hier sei. Das Ge sicht der Frau verdüsterte sich. „Leider nein," antwortete sie, „das tolle Mädchen verthut ihr Geld mit ihrem Gelieblen, statt ein hübsches, kleines Geschäft anznsangcn." Etoile gab der Frau seine Karte und sagte: „Ich bitte Ihre Schwester, zu mir zu kommen, um zwöls Uhr bin ich zu Hause, es wird ihr Schaden nicht sein, ich habe nur ein paar Worte an sie zu richten." „Ah. der Herr Professor Etoile!" rief die Frau, einen tiefen Knicks ma chend, „und Sie bemühen sich selbst bis zu uns herauf; welch' eine Ehre! Meine Schwester wird pünktlich um 12 Uhr kommen." Jeanette kam. Etoile war über das Mädchen höchst überrascyt, denn sie war in Sammt und Seide nach der neue ste» Mode gelleidet und erröthete, als sein Blick sic musterte. „Wie kommt es," fragte er. „daß Sie das Palais Doron verlassen ha ben?" „Ich habe das Dienen nicht mehr nöthig." „Wieso? haben Sie in der Lotterie gewonnen oder eine Erbschaft ge macht?" „Nein, Herr Professor, aber ich habe so viel Angst mit dem Deutschen aus gestanden, uud dann, wissen Sie, ich bekam einen tiefern Blick in die Ver hältnisse, und deshalb hat der Herr Gras mich sürstlich belohnt. —" „Eben darum, meine gute Jeanette, bat ich Sie, zu mir zu kommen. Er stens möchte ich wissen, wie sich der Deutsche befand, und dann nun wissen Sic, mir. einem alten Freund dcr Familie Daron, dürfe» Sic getrost alles sagen, was Sie gesehen "und ge hört haben. Oder hat Ihnen der Graf verboten, darüber zu sprechen?" .Bewahre, er weiß ja selbst nicht, und ich habe mich gehütet, cs ihm zu sagen, obwohl er sich seine Gedanken darüber gemacht haben mag, sonst hätte er mich nicht so fürstlich belohnt. Aber was wollen Sie wissen, Herr Pro sessor?" „Wie ich Ihnen schon sagte, erstens, wie der Deutsche sich befand, als er fortgebracht wu.de; dann, ob er gern ging, was der Doctor darüber sagte und so weiter. Erzählen Sie mir die ganze Geschichte vom Anfang bis zum Ende." Jeanette lachte verschmitzt. „Ma dame Neige behauptete immer, ich sei dumm." sing sie an, „aber so viel sah die dumme Jeanette doch, daß, als sie zum Deutschen mußte, nicht alles so ganz in dcr Ordnung war. Natürlich ivir alle erschralen nicht wenig, als un sere Komtcsse so trank wurde. Schwe ster Maria-Mavtha mußte zur Komtesse, und Doctor Micotte kam alle Tage. Ich mußte den Deutschen pflegen und mußte nicht, wie ich es ansangen sollle, hab' all mein Lebtag nichts dergleichen gethan. Also gut, ich ging zu ihm uud sagte: „Mein Herr, was wünschen Sie?" Er sah mich an. Ach. Herr Professor, und da passirte eS mir wie just unserer Gräsin. glaubt ich ein Stich ging mir durch'S Herz hab nie so schi«. traurige Augen gesehen. Und ob wohl ich eine gute Patriotin bin und die Deutschen hasse, ja gründlich hasse ich hätte ihm nichts Böses thun kön nen, dem armen sterbenden Menschen. Ich sagte ihm, daß die Gräfin so schwer erkrankt wäre, und da wurde er kreide weiß wie ein Tod!«.-. Er siel zurück, schloß die Augen und stöhnte. Na, ich habe es wohl verstanden. Es war nur natürlich, denn er war in unsere Gräfin, trotz seiner Wunden, rasend verliebt. Sie war ja auch im mer nur bei ihm. Ich fürchtete mich und lief zu Madame Neige, um ihr zu sagen, daß der Deutsche eben sterbe, diese berichtete es dem Grasen, und der stieg in seinen Wagen und fuhr fort.— Ich mußte wieder zu dem Sterbenden, zum Glücke merkte ich. daß er noch ath mete. Nach einer Stunde öffnete sich die Thüre, und der Doctor kam." .Welcher Doctor, Micolte oder Au tin?" „Nein, keiner von beiden, sondern ein anderer." „Kannten Sie ihn?" .Nein, ich habe ihn nie gesehen.' .Und was weiter?" „Erst sprach er mit dem Deutschen, und dann sagte er mir, was ich zu thun halte, und das that ich auch »ach besten Kräften. Am nächsten Morgen kam der Doctor wieder und fragte den Deut schen, ob er heim wolle. Der aber sagte, er wünsche zu bleiben, darauf erwiderte der Doctor, daß dies jetzt unmöglich wäre, denn die Herrin des Hauses sei schwer krank, sie ringe mit dem Tode, und daß er fort müsse. Der Doctor wollte ihn begleiten, der Herr Graf werde Sorge tragen, daß er gut untergebracht werde. Der Krank« erwiderte, daß es ganz unnütz sei, wenn man ihn frage, denn er wäre so elend, daß er sich nicht gegen fremden Willen wehren könne. AIS der To.tor fort war, fragte mich der Deutsche, wie es der Gräfin gehe, und dann bat er mich, sie zu grüßen und ihr in seinem Namen für alles zu danken, was sie ihm gethan. Ach, mir that er so leid! er war sehr traurig, und ich wollte ihn trösten und sagte, daß er vielleicht doch nicht sterbe» werde. Er aber seufzte: der Tod ist besser als das Leben. Nach eiingcn Stunden kam der Arzt und ein fremder Mann und der Die ner. Sie trugen ihn hinunter in einen Wagen. .Der Deutsche war so schwach, so elend, daß ich glaube, er hat keine Viertelstunde mehr gelebt. Ich sinde, der Graf Hütte ihn in seinem Betle ster ben lassen können, ja. Herr Professor, zu Jhncn gesagt, das Fortschaffen war sehr grauiam, ich möchte es nicht auf meinem Gewissen haben. W.is aber geht eS mich an. Ich war noch im Zimmer und weinte über den Deutschen, als der Graf hereinkam und mir zurief: Sie sind entlassen, Sie ha ben sich brav und ordentlich benommen. Mit diesen Worten legte er mir fünf hundert Francs in die Hand. Ich glaubte zu träumen, war aber so ver nünftig nichts zu sagen, zu Niemand; denn so viel verstehe ich doch, daß der Graf mir nicht umsonst das Geld gege ben hat. Ich habe auch der Gräfin die Grüße des Deutschen nicht überbracht, sondern ging zu meiner Schwester." „Wenn ich Ihnen das Bild des Arz tes zeige, kennen Sie ihn dann?" „Sicher," erwiderte sie. „So seien Sie so gut und kommen Sie in zwei Tagen um dieselbe Stunde wieder zu mir." Als Jeanette an dem bestimmten Tage kam, legte ihr Etoile eine große Zahl Photographien der Aerzte von Paris vor; aber derjenige, welcher Abensberg begleitet hatte, war nicht darunter. Jetzt will ich doch mit dem Grafen selbst über die Sache sprechen, entschied Etoile und fuhr nach dem Palais Thion ville, „Sie kommen wie gewünscht," rief ihm Henri entgegen. „Sie waren ja stets der Vertraute meiner Eousine, können Sie mir sagen, wo sie sich ver borgen hält?" „)iein, aber ich verbinde die Reis« der Gräsin mit dem räthselhasten Tode des Hauptmanns Abensberg." „Räthjclhast!" rief der Graf, „wie so meinen Sie das?" „Herr Graf. Sie wissen zur Genüge, wclch einen Antheil Ihre Cous» 'an dem Verwuiideicn nahm." .Erinnern Sie mich lieber nicht dar an," unterbrach ihn Henri sinster mit grollender Stimme. .Leider bin ich dazu gezwungen, ich kann Ihre Gefühle nicht schonen. Di« Gräfin hegt Zweisel. Herr Graf, Sie hätten besser gethan, den Hauptmann im Palais Daron sterben zu lassen. Ich habe es bisher vermieden, mit Ih nen darüber zu sprechen, aber als Freund des Hauses bin ich nun wohl gezwungen dazu. Haben Sie doch die Güte, mir alles mitzutheilen, was nnd wie eS sich wahrend meiner Abwesenhei' zutrug." „Sie machen ein so wichtiges Ge sicht," höhnte Henri, „daß man meinen könnte, Sie wären gesonnen, ein ern stes Verhör anzustellen." .Ich spreche in der Eigenschaft als Freund," warf Etoile ein. „Bitte, vergessen Sie das nicht." „Gut, das will ich Ihnen ja auch glauben, sonst sähe ich überhaupt kein« Veranlassung, Jhncn in dieser Ange legenheit zu antworten." „Wie Sie wünschen," sprach Etoile, verbeugte sich und wollte das Gemach v,rl,isjen. .Leien Sie nicht gleich so böse, alter Freund, bleiben Sie, aber sagen Sie vorerst, wer in aller Welt Sie veran laßt, mir solche Fragen zu stellen." „Ihre Cousine." „Meine Braut?" „Die Gräfin ist beunruhigt über das Schicksal des Deutschen." „Aber mein Gott! Da? geht doch zu weit. Es übersteigt meine Geduld. Als eecile krank würd«, wollte im den Menschen entfernen. Ich dachte, ihn in das Hotel Dieu schaffen zu lassen, er Widerstrebte, dann schlug ich ihm vor, ob er nicht auf's Land wünsche, und da er damit einverstanden war, wollte ich ihn dahin bringen lassen." „Welcher Arzt hat ihn denn beglei tet?" Henri schwieg einen Moment, dann sprach er: „Ein englischer, er war eben in Paris, ich kenne ihn schon lange, den bat ich, den Hauptmann zu beglei ten/' „Wie heißt er?" „Aber, Herr Professor, wie Sie fra gen, er heißt EarliSle." .So, nnd wo lebt er?" „Meist auf Reisen, so viel ich weiß." .Ah, das ist seltsam, also eigentlich <ein practizirender Arzt?" „O ja doch, EarliSle besitzt Vermö gen und ist Arzt, eigentlich mehr zum Vergnüge». Er will eine Beschäfti gung. und da er Talent z» die'em Fache besitzt, so hat er es ergriffen. So viel ich weiß, ist er mehr als die Hälste des Jahres auf Reifen." „Ein sonderbarer Arzt, dieser Ear liSle; doch kommen wir zur Sache. Wo und wie starb Abensberg? Und wer war noch in seiner Begleitung? „Ein Krankenwärter und zwei Die ner." „Wie heißen die beiden? Wo sind sie?" ~O Du Allmächtiger!" rief gering schätzig lachend dcr Graf, „ich bin kein geheimer Beamter der Polizei." ~Das nicht, Herr Graf, aber da Sie den Sterbenden fortschaffte», müssen Sie doch auch wissen, mit wein Sie es thaten." ~Jch habe es Jhncn ja soeben ge sagt." „Ja. aber die Namen und den Wohnort möchte ich wissen." ~Das ist auch kein Geheimniß, mein Bester. Den Krankenwärter kannte ich nicht, Herr Earlisle sagte, daß er ihn tmpsehlen könne. Ich hatte keine Ver anlassung, ihm in dieser Hinsicht nicht zu vertrauen. Wenn Sie mir heute sagen, dieser oder jener ist ein guter Krankenwärter, so werde ich Ihnen aus's Wort glauben. Und der Die ner, das war mein «igener, cs war Jean." „Wo sind jetzt diese Männer?" „Weiß ich es F Der Krankenwärter, glaube ich, ging mit Earlisle wieder nach England, ich habe abcr, ich gestehe es, nicht weiter darüber nachgedacht. Und Jean, de» entließ ich; wo er sich jetzt aushält, weiß ich nicht. Sind «sie setzt endlich zusrieden?" „Nein. Wo starb Abensberg?" „Aus der Reise. Ich habe wirklich nicht nach dem Orte gefragt, wo er seine schöne Seele aushauchte, vielleicht wußten eS selbst seine Begleiter nicht; er kam todt in Millecroix an, da wurde er auch beerdigt." „Wissen Sie, daß die Gräfin im Sinne hat, die Leiche ausgraben zu lassen?" Henri stampfte zornig mit dein Fußc. „Das ist schändlich, mich derartig zu beleidigen. Das ist eine Injurie, erst muß sie mich anklagen, ehe sie die Leiche ausgraben lassen kann." „Gras Thionville, ich selbst bat die Gräsin, vorsichtig zu sein, ich bitte Sie, betrachten wir Männer doch die Sache mit klaren Augen. Eecille nimmt ein Interesse an dem Deutschen, das dem Herzen entspringt, sie wird nicht eher ruhen, bis sie weiß, wo er ist. Wenn Sie ihr also Ausschluß gcbcn können, so thun Sic es doch. Bedenken Sie, ein solcher Nebenbuhler ist Ihnen aus die Dauer nicht gefährlicher, er ist dein Tode verfallen." „Herr Professor. Ihre Jahre schütze« Sie, sonst niüßtcn Sie mir Rechciifchast geben für Ihren Zweisel. Sie beschul digen mich, weil meine Braut eine trankhaste Idee nährt. Ich erkläre Ihne», daß ich über die Sache keine Silbe mehr spreche. Mag Eecile oder Sie, Herr Professor, hingehen und mich als Mörder anklagen, dem Gerichte werde ich antworten, Ihnen oder Cecile nicht. Ich habe genug." Die Herren verbeugten sich mit kühler Artigkeit ge gcn einander. Nach einigen Tagen fuhr Etoile wie der vor das Palais Daron, um zu fra gen, ob die Gräfin zurück sei. „Die Gräfin ist fo.'ben aiis.e'ommen," hieß cs, „und hat bereits zu Ihnen, Herr Professor, geschickt. Sie wird er freut sein, Sie zu sehen." „Gott sei Tank, daß Sie da sind," rief ihm Eecile entgegen. „Mein Herz ist so voll, ich muß es Ihnen ausschüt ten." „Wo waren Sie denn, Komtesse?" .Ich komme von Millecroix." „Und was erfuhren Sie dort?" „Eigentlich nichts. Ich stellte an allen Ortschaften Nachforschungen an, aber niemand konnte mir Auskunft ge ben. Auf dem kleinen Friedhofe von Millecroir ist allerdings ein schwarzes hölzernes Kreuz, und dcr Küster er zählte mir. daß da ein deutscher Offi cier begraben liege. Man habe im Schloß Zimmer für ihn in Bereitschaft gesetzt, er sei aber unterwegs gestorben und da begraben worden. Der Gras habe den Befehl gegeben, das Kreuz zu setzen, bis er ein Monument schicken werde." .Jetzt können Sie sich doch endlich zufrieden gebe», Komtcsse." .Ich? O nein, ich bin unruhiger denn je. Sie werden mir nicht glau ben, aber sehe» Sie, das da" sie deutete aus ihre Brust „das lügt nicht. Als ich vor dem Grabe stand und zu beten versuchte, da kam mir ein sicheres Gefühl, daß er nicht da unten liege." „Armes Kind, was wollen Sie denn noch beginnen?" „Ich weiß es selbst nicht, aber etwas muß geschehen." Etoile crzählle ihr nun, was er wäh rend ihrer Abwesenheit gethan und schloß mit dem Besuche bei Thionville. „Und was hallen Sie jetzt davon?" fragte ihn Eecile. .Leider muß ich bekennen, daß auch ich in Ungewißheit bin. Die Geschicht« klappt nicht, der Graf sucht uns zu täuschen, ich zerbreche mir vergeblich den Kops, warum er ihn entsernt hat und nun zu einer Lüge greift, uns den Verwundeten zu verbergen, wenn dieser wirklich noch leben sollte." „Aus Bosheit, aus Rachsucht," fiel ihm Eecile in's Wort. „Versuchen Sic es einmal mit Bitten bei ihm oder mit Versprechungen, viel leicht daß er Jhncn dann die gewünscht« Aufklärung gibt." „Nein," sprach sie traurig, „er würd« es nur dann thun, wenn ich ihm ver spreche, sein W«ib zu werden, und das kann ich nicht mehr, seit ich ihn ver achte." „Seit Sie einen Anderen lieben, Ce cile. Abcr trotz unserer Zweisel muß ich Ihnen nochmals ernstlich rathen. Vorsicht zu gebrauchen. Ein Verdacht ist leicht erregt, ein schlimmes Gerücht schnell verbreitet. Am Ende thun wir Ihrem Vetter doch Unrecht. In kei nem Falle dürfen wir fremde Personen zu Hilse nehmen. Auch ich will alles ausbieten, um dem Krankenwärter oder dem Diener aus die Spur zu kommen. Können wir nur einer dieser Personen habhaft werden, so haben wir alle Hoff nung, dic Geschichte von dem Verschwin den Ihres Schützlings zu ersahren. Wenn die Sache nicht sauber ist. hat Ihr Vetter jedenfalls schwer bezahlt, die Zungen seiner HelserShelser z» bin den. Sie müssen dann diese Zungen mit einer »och höheren Summe lösen." Etoile ersüllte getreulich sein Verspre chen. Er war unermüdlich in seinen geheimen Nachforschungen, dein eng lische» Arzt auf die Spur zu komme», allein alles war vergeblich. Endlich gelang eS ihm, eine Menge Photogra phie» englischer Aerzte aufzutreiben. Mit diefcn begab cr sich wieder zu Jea nette und legte sie ihr vor. Zwei Tutzeud hatte sie schon flüchtig ange schaut uud stets den Kops dabei geschüt telt. „Der" rief sie, „der. Wie. lassen Sie mich das Bild genau betrachten. Ja, ja das ist er, aber ganz sicher kann ich es doch nicht sagen. Die Nase ist beinahe zu lang und dann, da bei den Augen, glaube ich. sah er auch ctwas anders aus. Aber dcr Bart ist ganz genau so." „Sie können also nicht darauf schwö ren?" sragle Etoile. „Schwören? o nein, das würde ich nie." „Und haben Sie Nichts mehr von Jean gehört?" „Gehört nicht, aber ich habe ihn ge sehen." „Ah! wo denn?" „Er ging den Boulevard Malesher des entlang, ich kannte ihn trotz seiner blauen Brille. Auch hat er sich einen Bart übcr die Lippen wachsen lassen, er muß kein Diener mehr sein." „Wenn Sie ihn abermals sehen, so sragcn Sie ihn doch, wo er wohnl, ich wcrdc Jhncn fünfzig Francs gcbcn, so bald Sic mir seine Wohnung ermitteln können." .Ach, mein Herr, das ist gar nicht nothwendig, ich wcrdc ihn ohnehin in meinem Interesse nicht loslassen. Er hat mir srüher den Hos gemacht und versprochen, mich zu Heirathe», nun hat er Geld, aber mich scheint der Hcrr Jean vergessen zu habe»; doch ich werde mich ihm in Erinnerung bringen. Auf dcr Polizei kann man ihn nicht erfragen, denn ich forschte schon nach idm. Er wird sich irgendwo bei einem Freunde verborgen halten, oder cr hat einen anderen Namen angenommen, er ist ja ein Schweizer. Sein Bruder lebt in Zürich, so hat er mir nämlich er zählt." „So? Wissen Sie seinen Schreib namen?" „Natürlich, er heißt Burgeli." Mit diesem Berichte ging dcr Pro fessor wieder zur Gräfin. „Ich fahre selbst nach Zürich." ent schied sie, „habe ist erst seinen Bruder, werde ich auch Jean finden können." „Liebe Eccile, glauben Sie also wirklich, daß Ihr Vetter ein Verbrechen beging?" „Gerade kein Verbrechen, abcr ein Unrccht, cin schweres Unrecht, ich sürchle, cr hält den Unglücklichen so lange in sicherem Versteck, bis —" „Bis er stirbt," fiel Etoile ein. Sic nicklc. „Ich abcr möchte ihn noch einmal fchcn. Ich fetzc alles dar an, alles, ihn zu finden." „Obschon auch ich meinen Zweifel habe, kann ich Thionville doch nicht für so boshaft halten." „Sie kennen ihn eben nicht so gut, wie ich." Ungefähr acht Tage später schritt der Professor über den Boulevard des Ita liens, da sah er einen Mann, der ihn an Jean erinnerte. Wären seine Ge danken nicht eben ausschließlich mit Jean beschäftigt gewesen, er hätte ihn in dem eleganten Dandy nicht wieder erkannt. Jeanette hatte Recht, er be saß einen blonden, kleinen Schnurbart, trug blaue Augengläser und war nach d«r neuesten Mode gekleidet. Allein so rasch Etoile sich auch gewendet, der ver meintliche Jean war ihm im Gewüh!e der Menschen und Wagen doch ent schwunden. Am selben Abend kam noch Jeanette zu ihm und berichtete ihm. daß sie Jean abermals gesehen und verfolgt habe, und daß cr in das Palais Thionville gegangen fei. Obwohl sie übcr zwei Stunden vor dem Palais gewartet, habe sie ihn doch nicht wieder herausge heit sehen, weshalb sie glaube, daß er noch im Dienste des Grasen sei. Wieder begab sich Etoile zu Eecile. „Liebe Komiesse", sprach cr. „ich komme, um nieiiic» Rath zu wiederho len. Versuchen Sie eS doch mit List, schmeicheln Sic dcm Vetter das Geheim niß ad, wen» wirklich eines obwaltet, machen Sic ihm Versprechungen." ries sie, „so wie ich Henri kenne, würde eS auch nichts mehr j i.lltzcn, überdies habe ich mich eriistlich ' » mit ihm entzweit und «Snzlich von ihm getrennt. Ich habe ihm mein Haus verboten, so lange, bis ich ihn des Ver dachtes entbinden kann. Alle Besitzun gen Henris werde ich besuchen, um über all so viel als möglich Nachforschungen anzustellen. ES ist schrecklich, wie mich die Unruhe martert! Schon um der Qualen willen, die er mich leiden läßt, hasse ich ihn." Monate waren verschwunden, C«cile kam nach längerer Abwesenheit wieder tröst- und muthlos nach Paris zu rück. „Ich konnte ihn nicht finden," rief sie Etoile entgegen, der sich nach ihr er kundigte. ..Also noch immer nicht geheilt von Ihrem Wahne, mein armes Kind." ..Haben Sie Ihre Ansicht geändert, Herr Professor?" ES war allerdings seltsam von Ih rem Vetter, die Sache so geheimnißvoll zu behandeln, das aber sage ich Ihnen, daß Abensberg, selbst wenn er damals noch am Leben gewesen sein sollte, schon längst feinen Leiden erlegen ist und in Frieden ruht. Ich beschwör« Sie, suchen Sie ihn endlich zu verges sen. Lassen Sie sich nicht von einem Jrrwahne zu Grunde richten. Armes Kind, wie ich?» Sie aus, so blaß, kaum noch ein Schatten von dem, was Sie waren." ..Habcn Sic Jeanette nicht mehr ge sehen?" ~Jawohl, ich habe sie sogar in Dienst genommen. Das leichtsinnige Mädchen hal das Geld, welches sie von dem Gra sen erhielt, vollständig verjubclt. Ein« Zeit lang ging cs ihr recht schlecht, sie kam elend zu mir und bat mich um Hilse. Ich nahm sie eigentlich in Ih rem Interesse zu mir, ja ich gab ihr so gar den Austrag, zu spionircn, ob Jean noch bei dem Grasen sei. Er ist nicht mehr dort, denn sie kam mit des Grasen Dienerfchaft zusammtn, und diese wußte nichts von ihm. „Mein Vetter ist schon lange nicht mehr in Paris." .Haben Sie Nachrichten von ihm?" „Nein." „Und was habcn Sie jetzt vor, Ee cilc?" „Ich will nach Zürich, um bci dem Bruder Jeans Erlundigungcn einzu ziehen, wo dieser sich aushält." Die Reise Ceciles konnte nicht statt finden, denn sie wurde abermals krank. Wochenlang lag sie schwer leidend dar nieder. „Werde ich sterben?" fragt« sie den Professor. „Ich hoff«, daß Sie uns erhalten bleiben." „Und ich wäre doch so bereit zu ster ben; ach! wenn ich nur wüßte, wo Abensberg ist!" „Theuerste Komtesse, selbst ich könnte die Geduld verlieren. Immer und immer wieder der Deutsche, haben Sie denn wirklich sür nichts mehr Interesse als für ihn? Wahrhaftig, ich kann es Ihrem Vetter nicht verübeln, wenn er böse wurde und im Zorn von Ihnen schied." „Ach! erinnern Sie mich nicht an den Abschied von Henri. Wenn Sie ihn gesehen hätten! Erst versuchte er cs mit Bitten, er kniete vor mir nieder und weinte nnd flehte wie ein Kind um meine Einwilligung zur Heirath. Ich sagte ihm, daß ich anßer Stande sei, mich ohne Liebe zu vermählen. In seinem maßlosen Eigendünkel aber glaubte er mich zur Liebe zwingen zu lönncn. Vielleicht verlangt er mich mein Herz garnicht, wenn er nur im Besitz meiner Person ist. Und dann, als ich standhast blieb, da brauste er auf, stampfte mit dem Fuße und fluchte über Abensberg, daß ich mir die Ohren zuhalten mußte. Es war eine abschcu liche Scene." „Sie haben Henri auf das Aeußerste gereizt, bedenken Sie doch, daß Sie seit Ihrer Kindheit seine Verlobte waren, daß er Sie wirklich liebte, und Jhncn treu blieb. Da kommt der Deutsche und Sic werfen alle Versprechungen, alle Treue über Bord. Sie widmen sich nur mehr dem Hauptmann, und das soll der Bräutigam so ruhig mit ansehen? Zum guten Schluß lösen Sie noch Ihr Verlöbniß. Liebe Kom tesse, wenn Sie sich doch nur in die Lage Henris hineindenken wollten." „Wenn mein Geliebter mir zeigen würde, daß seine Neigung nicht mehr mir allein gehört, um keine Welt würde ich mich ihm aufdrängen wollen." „Ach Kind, wir glauben immer das erringen zu können, was wir wünschen. Ihr Frauen besonders habt darin eine merkwürdige Ausdauer und Zähigkeit. Aber Sie regen sich nur auf, und daß muß vermieden werdcn. Ihre Krank heit entspringt der beständigen Sorge, in der Sie in der letzten Zeit waren. Kaum genesen, wurden Sie hineingezo gen. Arme Eecile, ist denn dieser Deutsche eS werth, daß Sit Ihre Ge> sundheit so zu Grunde richten?" „Glauben Sie an die Vorsehung, an eine Bestimmung, Herr Professor?" „Pah. kommen Sie mir nicht mit solchen Dingen, das ist ein Thema, das kräftige und gesunde Menschen aufregt und doch immer ein ungelöstes Räthsel bleibt!" „Doctor, hatten Sie nie Ahnun gen?" „Still, jetzt ist es genug, wenn Sie mir. dem Arzte und Freunde, nicht ge horchen wollen, so gehe ich." Sie gab ihm lächelnd die Hand. .Ich schweige aber ich habe Ahnun gen und glaub? an eine Vorsehung." „Also gut, das ist eben die Religion des Weibes, ihr seid jedenfalls besser >»aran als wir Ungläubigen." (Fortsetzung solgt.) .Guter Mond, du gehst sostilleic." „Hör' 'mal, Max. warum sagt man denn gerade, ein Mann sei im Monde?" „Na, wenn qinc Frau d rin wäre, könnte der gute Mond nicht so stille geh'n!" Hoffnung ist das B« st«, wenn man sonst nichts hat. »er «tnftuk de« «»schlecht« t« »«< Erzt«hu«g< Der Irrenarzt Sir JameS Crichtoa Browne hat kürzlich in der „Medical Society os London" einen Vortrag „Ueber den Einfluß des Geschlechts in der Erziehung" gehalten, welcher all« Gründe der wissenschaftlichen Medicin gegen eine geistige Ueberanstrengunz der weiblichen Jugend zusammenfaßt und die ernsten Bedenken, welche z. B. die deutschen Aerzte gegen gewisse in Aussicht genommene Aenderungen in dcr Erziehung unserer weiblichen Ju gend hegen, rechtfertigt. Die „Deutsch« medicinische Wochenschrift" schreibt über diesen Vortrag u. A. Folgendes: „Erichton Browne hat Front gegen die Tendenz gemacht, die Unterschied« in der geistigen Befähigung der beiden Geschlechter zu ignoriren, Mädchen in ganz derselben Weise, wie Knaben zu erziehen, und Männer und Frauen in allen Beschästigungszweigen mit einan der concurriren zu lassen. Brown« folgt der Elafsificirung des englischen Physiologen Michael Foster und erklärt die Männer sür katabolisch, die Frauen für anabolisch. Der Mann hat mehr Willenskraft. Unternehmungsgeist, Lei denschaft und Energie (KataböliSmus). während die Frau rezeptiver, ruhiger, liebevoller und beständiger ist (Anabo lismus). Diesen intellektuellen Ver schiedenheiten entsprechen Verschiedenhei ten im Bau des Gehirns, und in dieser Beziehung ist Browne, der sehr zahl rerche Wägungen. Messungen und an derweitige Untersuchungen des Gehirns angestellt hat, eine bedeutende Autori tät. Diese Verschiedenheiten im Bau und der Funktion des Gehirns, welche die Geschlechter in jeder Lebensperiode von einander trenne», haben eine besondere pathologische Bedeutsamkeit während der Entwicklungszeit, wo die Erziehung mit der größten Energie betrieben wird. Die Erziehung kann einen sicheren Weg nur im Lichte dcr Physiologie dcs Ge hirns einschlagen; leider wird dies aber von denjenigen, welche mit den Erzie hungspflichte» betraut sind, nur zu oft unbeachtet gelassen, oder geradezu sür falsch angesehen. Die sogenannten Hochschulen sür das weibliche Geschlecht in England wollen den Mädchcu unge fähr dieselbe Erziehung geben, wie si« bisher nur de» Knaben ertheilt wnrdt, und Browne behauptet, daß dies ein Unding sei nnd sich durch eine Ver schlcHtcrung der weiblichen Gesundheit räche. In einer solchen Schule saud er z. 8., daß von 187 sonst sehr gut situirten Mädchen 137 an Kopfweh litten, 37 waren kurzsichtig und 4 litten am Veitstanz. Diese Mädchen müssen noch, nachdem die Schulstunden vor über sind, am späten Nachmittag oder Abend, wenn ihr Gehirn bereits er schöpft ist, zwei bis drei Stunden zu Hause arbeiten, und das Resultat ist, daß eine beträchtliche Anzahl während des Quartals krank wird und nicht weiter kann. Solche Mädchen, die in de» Hochschulen Überangestrengt worden sind, tlagen, doß sie nicht mehr auf merksam sei» können, viel länger bci derselben Arbeit sitzen müssen als frü her, daß sie das, was sie lesen, nicht verstehen, daß sie vergessen, was sie ge lernt haben; onß sie zuweilen gar nicht wissen, wo sie sind und halb bewußtlos werden; man sieht bei der Untersuchung, daß sie schlaff, unentschlossen und reiz bar sind. Browne hat dann die einzelnen Krankheitserscheinungen besprochen, di« durch die seiner Ansicht nach verkehrt« Erziehung der Mädchen befördert wer den, und dabei u. A. betont, daß di« Schwindsucht, die weit mehr Mädchen, als Knabe» und Jünglinge im Alter von 16 bis 20 Jahren dahinrafft, be sonders durch geistige Ueberanstrengunz dtr Mädchen in der Entwicklungszeit aa Boden gewinnt." <Serechts«rtigt» „Sie woll«» ausziehen?" „Ja, denn Ihr HauS ist ja so dau sällig, daß «ch nicht 'mal meinen Gläu bigern die Thüre gehörig vor der Nase zuschlagen kann, ohne befürchten zu müssen, daß es zusammenstürzt." Frecher Lügner. Junge Dame: „Denke Dir, Else, dieser elende Mensch, diescr Schauspieler'. Erst hat er mir einen Autrag gemacht, dann hat er sich sünshundert Mark von Papa ge liehen, und nun ist er verschwunden!" Freundin: „Psui! und dabei ist er noch Charakterdarsteller, wie unzu verlässig müssen erst die andern sein." Der Richtige. A.: „Ken nen Sie jene» Herrn?" B.: „Ja wohl, er ist ei» großer Redner, der das ganze Land bereist und Vorträge zur Bekämpsung der Frauenarbeit hält." A.: „Wohl recht vermö gend?" B.: „Seine Frau betreibt einen schwungvollen Vlumenhandel» j davon lebt er!" 3
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