T»uts«e «oealnachrichten. Provinz Brandenburg. In Crossen feierte das Rentner Adolf Gcricke'fche Ehepaar seine goldüie Hoch zeit. zu welcher ihm vom Superinten denten Fraedrich die goldene Ehejubi läumSnicdaillc überreicht wurde. 'An dem KreiSturnfest der Mark Branden burg in Perlcberg nahmen 1500 Tur ner aus allen Theilen der Provinz Theil. Aus Berlin kamen u. A. auch Schulrath Professor Duler. Prof. Dr. Angerstein, Prof. Eckler und Prof. Voigt. Ueber die Hälfte des Dorfes Seebigau wurde ein Raub der Flam men. Ein blutiges Liebcsdrama hat sich im Park von Sanssouci abgespielt. Der löjährige Tischlergeselle Franz Former unterhielt mit der 22jährigen Johanna Weinzierl ein Liebesverhält niß. Former wurde in diesem Jahr zum Militär ausgehoben und dies gab der Tante seiner Geliebten Veran lassung, dieselbe auf die Aussichtslosig keit ihres Verhältnisses hinzuweifeu und da- Mädchen dahinzubringen, daß es zu Former sac;le, es sei besser, das Ver hältniß zu lösen. Dies hat sich Former so zu Herzen genommen, daß er den Enischliiß saßte, sich und das Mädchen zu tödten. Er führte seine Braut »ach dem Park von Sanssouci. Aus einer Bank in der Nähe des japanesischen Tempels wollte sich das Liebespaar etwa um 8 Uhr Abends niederlassen, staum bückte sich aber Johanna Wein zierl, um den Staub von der Bank zu entfernen, als Former einen Revolver hervorzog und aus seine Braut feuerte. Die Kugel traf dieselbe in die rechte Seite. Erschreckt suhr das Mädchen mit den Worten: „Aber Franz!" in die Höhe, da erhielt es einen zweiten Schuß in die Brust und nun ergriff es, laut schreiend, die Flucht nach der Brücke zu, die über den Pataisgraben bei <shar lottcnbiirg führt. Former folgte aber seiner Geliebten und feuerte nunmehr einen dritten Schuß auf dieselbe ab, welcher das Mädchen in die Stirn, ge rade über den Augen traf, so daß das selbe bewußtlos zusammenbrach. Her beigelockt durch die drei Schüsse kam nun ein Gefreiter vom Jnsanterie- Lehrbataillon heran und warf sich auf F., welcher nun seinen Revolver ans den Soldaten richtete. Derselbe hatte aber sein Seitengewehr gezogen und schlug mit demselben den bereits schuß bereit erhobenen Arm Formers zurück, wodurch der Schuß fehl ging, aber bei nahe noch den inzwischen hinzugekom meuen Hosprediger der Friedenskirche.' Dr.. Wendtlandt, traf. Noch ehe der wüthende Mensch überwältigt werden tonnte, hatte er noch Zeit, einen sünf ten Schuß auf sich selber abzugeben. Der letzte Sproß der allbekannten „Weißbier-FamVlie" Pickenbach, welche feit Decennien die alte renommirte Weißbiertneipe aus dem ihr gehörigen Grundstück, Weinmcisterstraße 18, in Berlin innegehabt, ist gestorben. Der Name dieses Letzten, eines alten und weitbekannten Berliner Geschlechtes, er weckt neben wehmüthigen Reminiscen zen auch die Erinnerung an eine Thea ter-Episode, die den Namen „Picken bach" zu einem geflügelten Worte machte und vom „Kleinen Journal" wie folgt erzählt wird: „Eines Tages wird bei Mutter Gräbert am Wein dergsweg „Wilhelm Tell" vorbereitet. Der Regisseur Schütz, der den Atting- Hausen gibt, fühlt das Bedürfniß, „an ständig" uud im Sinne der Dichtung zu sterben. Zu diesem Zwecke aber sehlte der Lehnstuhl, in welchem der brave Attinghausen seine edle Seele aushaucht. Da Schütz trotz aller ge gentheiligen Vorstellungen aus diesem Verlangen bestand, ein Lehnstuhl aber nicht zu beschaffen war. so wandte sich der Requisiteur in seiner Nothan den alten Pickenbach und lieh sich den stadtbekann ten. ledergepolsterten Lehnstuhl, in wel chem der Alle stets zu sitzen pflegte. Ganz Berlin kannte den ungeheuren Thronsessel des populären Wirthes »nd der stilvolle Oberregisjeur erreichte des halb mit seiner Slerbescene eine unge ahnte »nd unbeabsichtigte Wirkung. Denn kaum hob sich der Vorhang »nd der Schweizer Patriarch begann in dem Sessel zu stöhnen, als eine Stimme aus dem Publikum ertönte: „Det ist ja Pickenbnch'n sein Lehnstuhl!" Unge heure Heiterkeit folgte diese» Worte», hatte der lühne Sprecher doch nur der Empsindilng Ausdruck gegeben, die Alle beherrichte. Denn Jeder hatte das ehrwürdige Möbel erkannt, in welchem ausnahmsweise statt des alten Picken bach der alte Attinghausen saß. Die feierliche Stimmung schlug natürlich sofort in s Gegentheil um, Herr Schütz starb und das Publitnm lachte sich halb todt. —Viele Jahre lebten die denkwür digen Worte noch im Berliner BoltS mllnd: wenn man z. B. einen Witz als „neu und großartig"schilderte und er ent puppte sich als alt uud unwirksam, so hieß es sicherlich: „Det is ja Picken dach'n sein Lehnstuhl!" Provinz Ostpreußen. Welch' unsinnige Wetten, trotz der im Folge derselben schon oft eingetreienen Unglücksfälle, noch immer zum Aus trage gebracht werden, lehrt folgender, weniger tragische als Unappetitliche Vorfall, der aus den Kreisen unserer Landbevölkerung berichtet wird. Ein Mäher in Königsberg wettete mit Ge> Vossen um ein Haides Liter Schnaps, er werde einen lebendigen Frosch her unterschlucken. In kurzer Zeit war ein feister Frosch herbeigeschafft nnd von dem Wettenden lebendig verschlungen. Der Mann verspürte im Leibe ein ge waltiges Unbehagen; aber der halbe Liter Schnaps machte Alles gut. Ueber das Duell, welches bei JatobS bürg von zwei Ossicieren des OrtelS burger Jägerbataillons lLieut. Z. und Hauptmann M.) auSgefochten wurde und mit dem Tode des Ersteren endete, wird berichtet: Hauptmann M., ein Mitkämpfer des Krieges 1870—'71. nannte ein bildschönes Weib sein eigen. Nor zwei Jahren kam Lieutenant Z. zu den Jägern und wurde von dem Hauptmann in sein Hau« eingeführt. Z. entbrannte in Liebe zu der schönen Hausfrau, und hatte leider Erfolg. Der Hauptmann ahnte lange nichts davon, bis er von einem Freunde dar auf aufmcrtsam gemacht wurde. Haupt mann M. wollte sich nun von der Be rechtigung seines Verdachts überzeugen, gab vor, zur Jagd zu reisen, Unver inuthet von dem fingirte» lagdansflug zurückkehrend, fand er den Lieutenant Z. zu unpassender Zeit in seiner Woh nung. er trieb ihn mit der Reitpeitsche aus dem Hause bis zur Kaserne, und die Folge war das Duell. Ter Gl tödtete war der einzige Sohn seiner Eltern. Provinz Hannover. Im Vorort Moritzberg in HildeS heiw ist an einem von Humburg Zuge reisten die Cholera lonstatirt worden. Der Buchdrucker-Invalide G. I. Vaupel in Linden, welcher srüher der Kius'schen Buchdruckerei angehörte und als langjähriges Vorstands-Mitglied der Allgemeinen Buchdrucker Kranten- und Invaliden - Kasse Hierselbst sich grobe Verdienste erworben, feierte seinen 90. Geburtstag in noch gutem Wohl sein. In dem Dorfe Hagen sind Il> Gebäude abgebrannt: zehn Familien sind obdachlos. ..Vom Regen in die Traufe" könnte man einen Vorfall be titeln, der sich in Osnabrück zugetra gen. Eine von Bielefeld hier zugereiste und als „choleraverdächtig" signalisirte Frauensperson sie hatte während der Reise mehrere Brechdurchfälle gehabt— wurde bei ihrer Ankunft hicrjelbst so fort in Empfang genommen und unter sicherer Bedeckung ins Krankenhaus gebracht. Tort stellte sich bald heraus, daß die Frau bis auf einen schwachen Magen ganz gesund war. sie wurde als „vollständig choleraunverdächtig" entlassen, nachdem sie die übliche Des inseltionS-Reinigung hinter sich hatte. Vorschriftsmäßig wurden nun auf dem Polizeibureau ihre Personalien festge stellt und siehe da—es stellte sich heraus, daß sie sich noch von einem zweiten Verdachte zu reinige» hatte, denn sie wurde von dem Königl. Amtsgericht in Minden wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgt. Schleunigst wurde sie uun in das sür diese Zwecke schon seit Alters her eingerichtete „Jsolirhaus" mit den bekannten „rothen Ziegeln" gebracht, wo ihr Zeit gegeben ist. Über die heim tückische Pseudo-Eholera nachzudenken. Rheinprovinz Das Eisenbahnunglück in Köln dürfte nach einem amtlichen Bericht auf un vorschristsmäßiges Verfahren bei Ab lassen des Güterzugs veranlaßt sein. Von einem Passagier des Personenzu ges erhält die „Köln. Ztg." folgenden Bericht: „Unser Zug fuhr mit einer Verspätung von ca. 15 Minuten von Köln ab. Die meisten Wagen waren mit den von ihren Garnisonen in die Heimath zurückkehrenden Reservisten der beiden See - Regimenter, sowie der Deutzer schweren Reiterei angefüllt. Ungefähr l<> Minuten hinter dem Köl ner Südblihnhof hielt unser Zug an, da zwei Soldaten in der Trunkenheit aus dem Wagen gefallen waren. Ich saß mit zwei Marineosficieren im allerletzten Kupee des ganzen Zu ges und sah zum Fenster hinaus, um mich zu erkundigen, warum der Zug so lange auf freiem Felde wartete. Plötzlich sehe ich ca. IVO Me ter hinter mir einen Zug heranbraufe» und hatte auch sofort die Gewißheit, daß dieser Zug, obgleich der unsere bereits weiterfuhr, in diesen hineinfahren würde. Ich machte die beiden Offi ziere schnell darauf aufmerksam; wir sprangen alle drei aus unserem Wagen heraus, wobei wir zum Glückt vollstän dig unversehrt blieben. Einige Sekun den nachdem wir am Boden lagen, fuhr auch fchou der Güterzug mit riesi gem Getöse in unsern Zug hinein. Hätten wir drei nicht die Entschloyen heit gehabt, aus dem Wage» zu sprin gen, so wären wir in den nächste» Se tunden unrettbar verloren gewesen. Der Zugsührer des Güterzuges halte schon vorher Contredamps gegeben, so daß zu allem Glücke der Znsammenstoß geschwächt wurde. Der Wage», in dem ich saß, hatte sich beinahe senkrecht in den nächstsolgcnden eingebohrt, alles zerstörend und zertrümmernd. Mit bewnndernswerther Unerschrocken heil machten sich uun hauptsächlich die Ma trosen und Kürassiere an die Reitling ihrer Kameraden. In den zertrüm merten Wagen saßen ausschließlich Re servisten. Es war grauenhaft, das Gestölme und Gejammer der armen Verwundeten, die erst nach ziemlich lan ger Zeit aus den Trümmern hervorge zogen wcrd n konnten, z» hören. Die Todten sind Teutzer Küraniere, d-ie nach beendeter Militärzeit in die Hei mnth zurückwollten und nun soelendig »ich umkommen mußten. Provinz Hessen - Na s fori. Der „Männergesangvercin Biebrich- Mosbach" feierte sein 50jähriges Jubi läum in großartiger Weife. Die Stadl war reich beflaggt. Der durch Wech scllälschuugeu de-Z I. M. Thoma von Kastel geschädigte Porschußverein in Eltville, der Mitglieder im ganzen Oberrl,eingau hat, wird den Schaden durch Verwendung des diesjährigen Reingewinnes und durch Abschreibe» vom Reservesoud, decken, so daß die Mitglieder zu Nachschliffen nicht heran gezoge» werden. Unter Führung von Laur von der Firma Holzmann Eo. in Franksurt a. M., begaben sich 40 Bauhandwerter zur Errichtung der deutschen Abtheilung der Weltausstel lung nach Chicago. s Daselbst die Schriftstellerin Elise Henke, die preis gekrönte Versasserin der Lustspiele ..Durch die Inieiidanz" und ..Der Erbonkel". Geh. Kommerzienrath Heye in Lbcrkirchen. der Besitzer de, Glasfabrik Schauenstein, hat zur Be schaffung einer neuen Orgel 10,000 M. geschenkt. In Sontra, welches kaum 2000 Seelen zählt, sind 140 Gebäude in Schutt und Asche verwandelt wor den, darunter 40 große Wohnhäuser. Etwa 55 Personen, die sich auf 80 Fa milien vertheilen, sind obdachlos. Di« zum größten Theil bereits eingebrachie Ernte ist verbrannt; ebenso ist viel Vieh in den Flammen umgekommen Königreich Sachsen. Eire schreckliche FeiierSbrunst Haiden älteren Stadttheil Erodense, alles Holz häuser mit Schindeldächern, betroffen. Abgebrannt sind ungesähr 40 solcher Häuser und 140 Familien sind obdach los geworden.—Ter an Vermächtnissen und Stiftungen so reiche» Stadt Leipzig ist abermals eine Millionen-Erbichast zugefallen. Tie kürzlich verstorbene Bürgerin AgneS Berndt hat nämlich einen großen Theil ihres Vermögens im Betrage von über eine Million Mark zu Gunsten wohlthätiger Stif tungen der Stadt vermacht. Gleich zeitig hat sie der Stadt das einen bedeu tenden Werth repräsentirende Grund stück „Löhrs Hos" hinterlassen. —Medi- cinalrath Dr. Hessen in Zittau feierte fein 50jahriges Doctorjubiläum. Er entfaltete in dem Kampfe gegen das Gcheiinmittelivesen stets eine energische Thätigkeit und wurde dadurch in de>> weitesten Kreisen rühmlich belannt. Königreich Bayern. Vor einigen Tagen fuhr ein Ge schäftsreisender mit der Bahn zu kur zem Ausenthalt nach Aschaffenburg. Noch ehe Aschaffenburg erreicht wird, haite er einem srtmden Mitreisen den von der augenblicklichen schlechten Geschäftslage erzählt und bemerkt, wie gar schwer es halte, von den Kunde» Geld zu bekommen, so daß er in Folge schlechter Inkassogeschäfte, um mir Wei terreise» zu können, jetzt genöthigt sei, bei seinem Haus telegraphisch 200 Mark Reisekosten-Vorschuß zu erbitten. Der Andere hört dies, die Firma zu er fahren wird ihm bei der Redseligkeit des Geschäftsreisenden auch nicht schwer, und ehe noch letzterer kaum eine Vier telstunde in Aichaffenburg weilt und Kundenbesuche macht, hat jener saubere Patron eine Depesche mit dein Namen des Reifckollcgcn abgeschickt, binnen kurzer Zeit die 200 Mark Reisekosten- Vorschuß auch prompt erhalten und ist mit feindn, Raub alsbald verduftet. s In Augsburg Tomtapellmeister Kam merlandcr. Ter seit turzem vermißte Großhändler und Gemeindebevollmäch tigte Friß Stöcklein in Bamberg wurde iu der Nähe des WalkspundeS todt aus dem Kanal gezogen. Königreich Württemberg. Der in Stuttgart verstorbene Kauf mann Theophil v. Heider hat sein gan zes Vermögen im Betrage von 500,000 Mark der „Gustav-Adolph-Stistung" vermacht. —Vom Reinertrag des um 24. Juli vom Männergesangverein .Arion" aus New Pork in der Lieder- Halle in Stuttgart veranstalteten Wohl thätigkcitsconcerteS erhielten die Stadt armen 1000, der LokalwohlthätigkeitS verein 400, die Knabenhorte 300, die Ferienkolonien 250 und die Stuttgar ter Sanitätskolonne 00 Mark. Ein Feuer legte Wohnhaus uud Scheuer des Ehristoph Jäger in Biberach, 0.-A. Heilbronn, vollständig in Asche. Ter Brand entstand durch Kinder, welche hinter der Scheuer ein „Feuerle" mach ten. Wohnhaus und Ockonomie gebände des Enderle in Torndorf brannten nieder, ebenso das Wohnhaus des Seb. Pfänder. Im Konkurse des Bankiers Kaufmann in Ellwaiigen betragen die Passiva 390,000 Ml. und die Aktiva 80,000 Mk., so daß eine Ucbcrschuldung von 320,000 Mk. und eine Dividende von höchstens 17 Procent für die Konkursgläubiger sich ergeben dürste. Schultheiß Johan nes Bessing in Hattenhofen ist von der Anklage des Betrugs sreigesprochen worden und H derselbe bereits wieder in sei» Amt eingesetzt, von welchem er suspendirt worden war. Allgemeines Aufsehen erregt die Verhaftung des Hoflieferanten RiviniuS in Ludwigs bürg. Derselbe soll seit einer Reihe von Jahren durch einzelne in. der be nachbarten Mälzerei der Aktienbrauerci beschäftigte Arbeiter sich billiges Hüh iicrsuttcr auf nicht reelle Weise erwor ben halben. Bei der Haussuchung wurde ein Theil der veruntreuten Gerste ge funden. Fabrikant Andreas Peintcl in Ulm, der schon seit langen Jahren leidend lind an der linke» Körperlulfle gelähmt war, hat sich in seinem Schlaf zimmer mit einem Revolver erschossen. Die Versorgung der Stadt Wangen i. Allgäu mit elektrischem Lichte ist end giltig beschlossen. Die Kosten sind ins gesammt aus 200,000 Mark be rechnet. Groß Herzogthum Baden. Ein früherer Zögling des Lehrersemi nars hat die sechzehnjährige Tochter des Odermeisters Maisch von der Ettinger Spinnerei erschossen und dann sich selbst eine Kugel durch den Kops gejagt. Die studentische Eorps - Verbindung .Vandalia" seierte in Heidelberg ihr sechzigjähriges Stiftungsfest in solenner Weise. In der Anklageiache wegen der verganteten Aktiengesellschaft „Ere ditbank Kehl" wurde der Bierbrauer Karl Müller (zweiter Vorstand) zu einer Gefängnißnrase von zwei Mona ten und 10l>0 Mark Keldstrase. Frie drich Walter zu einer Gefängnißstrafe von drei Monaten und 500 Mark Geld strafe, Emil Dnrain zu einer Geldstrase von 500 Mark, Jakob Müller van Bo desweier uud W. M. Heidt von Auen- Heim zn Geldstrafen von je 100 Mark, I. G. Horn, Franz Meyer, Emanuel Strohmeyer. Johann NückleS, G. Küh ler von Kehl zu Geldstrafen von je 800 Mark. Bankdirector Friedrich Thorwart und Procnrist der Genosscnschaslsdank z» Frankfurt Karl Kompter zu je 300 Mark Geldstrafe verurtheilt. In Mannheim wurde Fabrikant F. Thor becke zur letzten Ruhe bestattet. Bureaudirner Henne u» Mannheim lebte schon tauge mit seiner Frau in Zwietracht. Neulich AbendS stritten sie sich wieder und auf einmal vernahmen die Nachbarn einen schweren Fall auf der Straße. Ks war die Ehefrau > Henne, welche drei Stockwerke herab stürzte und fofort ihren Geist aufgab. I Od Mord oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht festgestellt. Vorläufig wurde der Ehemann verhaftet. In St. Gilgen sind zehn Fälle von ichwarzen Blattern vorgeloinmen. Mit dem Anspannen der Pferde beschäsligt, erhielt Alt-Löwenwirth Franz Stezenbach in Wmbsiadt durch ein Pferd eine» folch' heftigen Schlag aus den Unterleib, daß derselbe in Folge der hierbei erlittenen Verletzungen bald darauf starb. Aus derßheinpfalz. l Der in Frankenthal verstorbene ! Adrian Brugger hat den Münchener Künstlerverein zum Universalerben ein gesetzt; das Erbe beträgt ca. 140,000 Mark. Das große Fabrikgebäude von Albert Munziiiger in Kaiserslau tern brannte vollständig aus, so daß nur die Umsassungsmauern stehe» blie ben. Der Schaden wird auf 100,000 Mark angeschlagen. Die Glocken der Stiftskirche haben durch diesen Brand auch Schaden gelitten. Zwei derselben wurden beim Feuerläuten zu stark in Bewegung gesetzt, überschlugen sich und zersprangen. Heinrich und Ehrist. lakobi, beide Schuhmacher in Pirma sens, welche unlängst ihren Zunftgenos sen Karl Bayer erstachen, wurden nach Zweibrücken abgeführt. Die 77jäh rige Wittwe Katharina Pfeiffer wurde in Pirmasens in der Kirche vom Schlage gerührt und war sofort eine Leiche. Ein bei Ackerer Lorenz Fuchs in Waldsee ausgebrochenes Feuer ver breitete sich so schnell, daß in kurzer Zeit 10 Wohnhäuser, 12 Scheunen und ver schiedene Schuppen ein Raub der Flammen wurden. Die Bewohner sind obdachlos und deren Erntevvrräthe ver brannt. 7?er Schaden wird auf unge fähr 100.000 Mark veranschlagt. Das Feuer soll durch ein mit Streichhölzchen spielendes Kind einstanden sein. Elsaß-Lothringen. In Altweiler stürzte das schon längst bausällige Haus des Tagelöhners Beau court unter lautem Getöse zusammen und begrub vier Kinder des B. unter seinen Trümmern. Zwei davon wa ren auf der Stelle todt, die beiden an deren wurden schwer verletzt herausge zogen. Beaucourl war kurz vor Ein tritt des Unglücks aus die Arbeit ge gangen. Die Regierung sah sich ge nöthigt, den sranzösische.n Polizeitoin missür Freyburger in Colmar aus dem Reichslande auszuweisen. Derselbe war in Weier im Thal geboren und im Jahre 1832 mit EntlasjungSurkuiide ausgewandert, hatte dann eine Stelle als Polizeikommiffar in Duukerque in Nord-Frankreich erhalten und war in letzterer Zeit, man sagt agitatorisch, im Reichslande ohne Paß und Anfeiit haltserlaubniß herumgereist. Unsere Rebbauern haben die beste Hoffnung. Die Reben stehen überall gleich vorzüg lich. Die Trauben sind vollständig ausgewachsen und es gilt jetzt nach dem Regen der Vorwoche vielen Sonnen schein zu erhalten, um eine gute Qua lität zu erzielen. Die Reben sind bis jetzt ohne Krankheit geblieben und wer den im ganzen Oberelsaß uud, wie die Nachrichten aus dem Unterelsaß laute», auch dort eine reiche Quantität abgeben. Man rechnet auf einen Dreivierlel- Herbst. Der Schnitter Johann Motz, aus Schoppcnheim (Baden) stand auf dem Pachtgut St. Johann in Dienst. Am letzten Zahltag zog er einen Betrag von 55 M. Mit diesem Gelde begab er sich nach Ensisheim, wo man ihn noch an demselben Tage gegen Abend gesehen hat. Am andern Morgen sand man ihn auf der Straße zwischen En sisheim und St. Johann mit gespalte nem Schädel todt und beraubt. Im Jahre 1370 hatte Kaiser Friedrich als Führer der 111. Armee in Petersbach Ouartier'genommen. Zum Andenken daran hat Wilhelm 11. der Gemeinde jetzt ein lebensgroßes Bild seines Vaters zum Geschenk gemacht. Anhalt, Braunschweig, Wal deck, Lippe. Archivar Dr. Henning in Zerbst hat oei Sichtung der sehr werthvolleu Schriften und Werke der Stadtbibliothek eine Anzahl von Briefen von Luther »nd Melanchtho» anfgefunden, die einen hohen Werth haben dürften als Beitrag zur Geschichte der Reformation in Zerbst »nd den anhaltischen Län dern. Im „Lechlumer Holz" feierten die Socialdemokraten Braunfchweigs und Wolfeubüttels ihr seit Jahren her gebrachtes Volkssest und sollen a» dem selben 10,000 bis 12,000 Personen Theil genommen haben. Das Fest verlies in der besten Weise. —112 In Pyr mont Brunnknmeister a. D. Julius Wiegand. Vor einigen Jahrzehnte», als der Verstorbene aus dem fürstlichen Dienst schied, gründete er eine Privat- Badeanstalt, die bald einen gewissen Rus genoß. Besonders die dort berei teten Fichtennadelbäder hatten eine ganz besondere Heilkraft; ebenso die eisenhaltigen Moorbäder. Wiegand ist als der Bahnbrecher anzusehen, der unsere reichhaltigen Moorbäder zuerst für Heilzwecke nutzbar macht«. Schweiz. IN Hägendorf hat sich unter der Lei kung von Turninspector von Burg ein Turnverein gebildet, welcher bereits 23 Mitglieder zählt. Jüngst brach in Goßliwil im Hause der Wiltwe Anna Maria Emch. geb. Stuber, Feuer aus, wodurch das Gebäude eingeäschert wurde. DaS HauS war bewohnt von Otto Hosstetter. Stephan Stuber. bei des Mechaniker, und Elisadclh Stuber. —Letzthin wurden auf dem Bahnhof in Derendingen die Pferde des Herrn Meyer ck Co.. Müller von Derendin gen. scheu. Johann Schupbach von Landiswyl, Bern, der auwtsende Knecht, versuchte dieselben zum Stehen zu bringen, gerieth aber so unglücklich unter den Wagen, daß in Folge der l Verletzungen an seinem Aufkommen ge zweifelt wird. —An der kantonalen > Industrie- und GewerbeauSstellung in Freiburg sind bis jetzt täglich durch schnittlich 1000 Eintrittskarten gelöst l worden, bis Ende August 23,000. > Im Einverständniß mit dem AuSstel luiigscomne veranstaltete der srcibur > gische Müllerverein eine Ausstellung l von Saatweizen. Diese Ausstellung > fand im kantonalen Ausstellungsge > bäude statt. —f In Bern Major S.A. ' Salqui», Sekretär im schmeizerische» > Militärdepartement. Er zeichnete sich > durch seine Ucbersetzungen aus, was. wie es scheint, im Bundesrathhause als eine Seltenheit vermerkt zu werden ver dient. Der von Bern nach Thun bei ' einem Nilsmarsche am Hitzschlage ver storbene Batterie-Arzt Herr Oberlieut. ' Dr. Ochsner in Bremgarten war der Sohn des Herrn Ochsner, Möbel händler in Zürich. —f I. Rindlis bacher, Pianosabrikank in Zürich. > 112 Ter in weitesten Kreise» bekannte ' Wirth Burkhard zur „Walliserhalle" in " Zürich. Das sünste Bundesrennen des schweizerischen Belobundes nahm in > Zürich einen glänzenden Verlauf. Tie Preisvcrtheiluug ergab im Sektions fahren: Lorbeerkranz: Bicycteklub St. Gallen. Zweiter Preis, Eichenkranz: Veloklub Thun. Dritter Preis, Ei chenkranz: Veloklub Basel. Vierter Preis: Veloklub an der Sihl. Zürich. Die Schützengesellschask „Wilhelm Teil", eine der ältesten Sektionen des KantonalverbandeS, hat sich um das Kantonalschützcnfest in Zürich für 1893 beworben. 1 In Zürich Herr Fritz Conradin, Oberstlieutenant der Infan terie. Oesterreich. Die Enthüllungsfeier de? Komensky- Denkmals in Unqarisch-Brod wurde aus sanitären Gründen verboten. Das Bahnhofmagazin in Hohcnclbe ist vollständig niedergebrannt. Auch ver brannten fünf mit Waaren beladen? Waggons, welche an der Verlade- Rampe des Magazins standen. Der Schaden beträgt gegen 1V0,009 fk. 112 In Olmütz Kardinal Fürsteiiberg. Der Kardinal vermachte sein Vermö gen den Armen der Städte Olmütz und Kremsier und jener Gemeinde», wo sich erzbischöfliche Güter befinde». Der größte Theil der Gemeinde Kolnhof brannte nieder. 45 Häuser, viel Frucht und Vieh fielen den Flamme» zum Opfer. In dem aus 159 Num mern bestehenden Dorfe Luschowice ist ein Feuer ausgebrochen, und in zwei Stunde» standen bereits 120 Häuser nebst Scheun.n in Flammen. Zum dritten Male binnen Jahresfrist wurde in Wien in einer belebten Straße und am hellen Tage der einzige Hüter eines GoldarbeitergeschüstS ermordet und das letztere ausgeraubt. In dem Laden des Goldarbeiters und Uhrmachers Her mannStolle, der in demHauseNr. 13» der Schönbrunnerstraße in FünshauS etablirt ist, wurde dessen Gehilse Jo hann Lammel Nachmittags zwischen und 42 Uhr, kurz nachdem sich der Geschäftsinhaber zum Speisen begeben hatte, überfallen und durch einen mit einer Hacke geführten Hieb, der ihm den Schädel spaltete, tödtlich verletzt, wo raus der Raubmörder aus dem Schau fenster Werthsache» von beträchtlichem Werthe, nainentlich 47 Goldkettcn. zu sammenraffte und mit dieser Beute unbemerkt entkam. Die Frequenz in der Schönbrunnerstraße ist eine sehr große: es verkehren unaus gesetzt Trammaywagen, Omnibusse und Privatfuhrwerkc aller Art, sowie Fußgeher, außerdem sind gegen über dein Hause drei offene BerkaufS stände mit Obst und Grünwaren, deren Besitzerinnen den Ausblick gerade auf dieses Haus habe». Um so rätselhaf ter erscheint es, daß der Thäter ganz unbemerkt das Uhrengeschäst betreten und verlassen konnte. Ein Briefträ ger, der einen Brief abgeben wollte, entdeckte zuerst das Verbrechen. Die Personalbeschreibung des Mörders be sitzt die Polizei. Seit drei Tagen war nämlich ein junger Mann täglich zu einer in der Nähe stehenden Obstver käuserin mit der Anfrage gekommen, ob Herr Stolle im Local fei. Er wünsche mit Lammel allein z» spreche», traue sich jedoch nicht hinzugehen aus Besorgniß. de» Chef des Lammes dorl anzutreffen. Der Freinde eniferute sich auf die unbestimmte Auskunft, die ihm stets ertheilt wurde, scheinbar enttauscht. Auch von anderen Nachbarn wurde der Mörder gesehen. Ueber die Entstehung, den Verlauf und die furchtbare» Fol ge» der Explosion, welche bei dem Pho tographen Ehapron in der Rue Buffon zu Paris stattgefunden, wird noch Nach stehendes bekannt. Eine übel ange brachte Sparsamkeit hat die Katastrophe verschuldet. Frau Ehvpro» hat eine Flasche Eollodium zerbrochen »nd ries das ganze Haus zusammen, um die Flüssigkeit mit Schwämmen vom Bo den zu entfernen und neu einzufüllen. Während dieser Thätigkeit gerieh das Eollodimn durch aus der «ebenliegen den Trockenkammer herausdringende Aethergase in Brand. E>ne furchtbare Detonation erfolgte und der Fußboden stürzte ein. In den bereits brennenden Räumen des ErdgefchoffeS spielten sich gräßliche Scenen ab. Zwei Arbeite rinnen und der Sohn Ehapron'S spran gen. bereits schwer verletzt, durchs Fenster, wo sie mit gebrochenen Glie dern liegen blieben. Die Tochter des Photographen rannte, in Flammen ge hüllt, durch die ganze Rue Buffon und tonnte erst im Jardin des Plantes aus gehalten werden.. Ihre Arme waren nahezu verkohlt; das Dienstmädchen und Herr Ehapron wurden später voll ständig zerquetscht zwischen dem Pla fond und Fußboden vorgesunden; die beiden Kinder starben Nachts und die F> au, sowie eine Arbeiterin sehen jede Minute unter namenlosen Oualen bei vollem Bewußtsein ihrer Auflösung entgegen. Die übrigen Versandun gen sind weniger gefährlich. DerPaxiser ~T e m p S" hat den russischen Arzt Doktor Haffkin. welcher bekanntlich eine Eholera-Jm pfuug gefunden zu haben glaubt, über seine Entdeckung interviewen lassen. Der Genannte, welcher als Assistent im Pasteur'schen Institut sungirt, äußert sich in ungemein bestimmter Weise. Nach den Experimenten, die er an sich selbst sowie an den Personen vorge nommen, die sich freiwillig angeboten es sind dies der Doktor Jawein aus Petersburg, der Doktor Tamamschess aus TifliS und Andere nach diesen Experimenten sei es keinem Zweifel un terworfen. daß die Jnoculation der anlicholerischen Lymphe keine Gesahr für die Gesundheit biete und daß sie in vollster Sicherheit an Menschen vorgenommen merden könne. Außer dem sei es wissenschastlich nachgewie sen, daß sechs Tage nach der Im pfung der menschliche Organi-mus ge gen Cholera-Ansteckung immun gewor den sei. „Es ist richtig." fügte er hinzu, „daß Herr Posteur vor drei oder vier Tagen an den Prinzen Damrong, den Bruder des Königs von Siam. ge schrieben hat, um ihn zu ersuchen, er möchte einen seiner Mitarbeiter em psangen. Der Brief wird dem Prinzen durch den französischen Generallonsul in Bangkok übermittelt werden. Das Resultat der Experimente, die dort in den von der Eholera-Epidemie betrof fenen Gegenden vorgenommen werden sollen, werden für die Wissenschaft werthvolle Dokumente ergeben. Das Gelingen ist übrigens keineswegs zwei felhaft, und obwohl es bisher noch nicht möglich gewesen ist. die erzielten Re sultate genau aufzuzeichnen dies« Arbeit kann erst gemacht werden, nach dem die Epidemie aufgehört Hot, zu wüthen, und muß aus genaue stati stische Aufnahmen begründet werden so zweifle ich nicht, daß man binnen Kurzem, um mich eines Ausdruckes des Herrn Pasteur selbst zu bedienen, im Stande sein wird, mit Erfolg gegen die furchtbare Landplage anzukämpsen, die man die Cholera nennt." Wenn man sich daran erinnert, mit welchcr ängstliche» Reserve die größte» Gelehr te» die Welt von ihren Entdeckungen benachrichtigt habe», so erscheint die Bestimmtheit dieses jungen und unbe kannten Arztes etwas befremdend, und man wird daher gut thun, die obigen Mittheilungen mit aller Reserve entge genzunehmen. Sollten sie sich freilich bewahrheiten, so würde der Dottor Haffkin damit unter die Reihen der Wohlthäter der Menschheit rücken. Ein fast unglaublicher Fall von Aberglauben bildete den Un tergrund einer Verhandlung vor dem Landgericht in Augsburg. Die Mül lerin Franziska Pfander in Großailiw ge» war durch Wahrsage in den Glau ben versetzt worden, daß in ihrem Sta del ein großer Schatz verborgen liege, der aber erst nach dem Tode des Müllers zn heben sei. Diesen Umstand machte sich die Taglöhnerin Stcingrubcr zn Nutze. AIS der Müller im Jahre 1838 gestorben, erschien sie bei der Psänder und theilte ihr mit. eine verschleierte Frau sei ihr am Kreuzw.g crschiencn und habe ihr versichert, uun sei es Zeit, den Schatz zu hebe». Zugleich erzählte sie der erfreute» Müllerin, sie kenne eine Frau, welche die nöthige „Zauber kraft" besitze. Diese Wunderthäterin, die Taglöhnerin Eineter, brachte sie das n.lchste Mal gleich mit. Beide wurden zu festlichem Mahle geladen. Die Emeter erzählte, der Erzbifchof von München habe ihr alle Bollmachten er theilt, und mehrere fromme Patres seien mit ihr im Bunde, den bösen Geist, der den Schatz drei Millionen bewache, auszutreiben. Natürlich bedürste'es zn diesem Zweck verschie dene Opferungen und Beschwörungen, die alle Geld kosteten. Immer wie der erschien die heilige Frau zu ihrem viel versprechenden Werke, das zwar lei der nicht merklich vom Fleck kam, aber stets hunderte von Reichsmark kostete. Selbst Mitternachts stellte sie sich plötz lich ein; und ihr bann doppelt unheii». liches Thun bedingte natürlich auch eine doppelte Tare. Für solch' nächtlichen Besuch nahm sie 500 M.! Bis in den Herbst 1891 dauerte die Beschwörung. Schließlich hatte die Pfänder in ihrem unglaublichen Wahn all' ihr Geld her gegeben: da ließ sie sich noch bestimmen, ihre Wcrthiachcn zu versetzen, schließlich ihr 'Anwesen zu verkaufen und für die endgiltige Hebnng des Schatzes 300i,i M. herzugeben. Jni Ganzen ist sie 7000 Mai k IoS geworden. Um jeden Verrath zu verhindern, war ihr ange droht worden, sowie ein Wort über die Beschwörung fallen lasse, würde sie verzaubert. So schwieg das arme, diimmc Weib. Erst als sie sast völlig ausgeraubt nach Augsburg übersiedelte, kam der Schwindel ans Tageslicht. DaS Gericht nahm sich der Sache an. In der Verhandlnng sagte die Betro gene sehr naiv, „all das heilige Zeug habe sie bestimmt." Von den beiden .Wnndcrthäterinnen" wurde nach der „Frank». Ztg." die eine zu 4 Jahren Zuchthaus und 1500 M. Geldstrafe, die aiidere zu 2j Jahren Gefängniß verurtheilt. Aus Lemberg wird be richtet: In Tarnopol erschoß der Gym nasialschüler Johann Schweb zuerst sei nen Professor Felix Glowacki, dann sich selbst. Der Vizepräsident des LandeS schntratheS Dr BobrzynSki hat sich zur Untersuchung dieses Falles nach Tarno pol begeben. —Ueber diese Affaire wer den folgende Einzelheiten berichtet: Johann Schwed, Schüler der siebentem Gymnasialtlassc, war ein Bauernkind. das sich durch Lektionenertheilen er nährte. Schwed klagte nun, daß ihm Professor vllowacki schon seit langer Zeit aufsässig sei und ihn vor den Mit schülern einen „Bauernlümmel" schimpfte. Er überfiel nnn von hin ten den Professor, als dieser aus der Klaffe in den Korridor trat »nd erschoß ihn. woraus er sich selbst d'irch eine Vevolvertuack tödtete Daß man jetzt von Ham burg nach Königsberg 14 Tage zur Reise braucht, sollte kürzlich ein junger Mann, geborener Memeler, erfahre», der von Hamburg nach Königsberg zum Besuch von Angehörigen und darauf nach feiner Vaterstadt reiste. Derselbe mnßte sich, wie die „K. Allg. Z.» er zählt, zuerst in Berlin einer vorlchrifts mäßigcn Quarantäne unterwerfen, wo selbst ihm bei feiner Entlassung eine Bescheinigung darüber ertheilt wurde. Allein in Bromberg angekommen, schützten den „Hamburger" weder diese Bescheinigung noch seine Gesund heitsbetheuerungen; er mußte sich da selbst gefallen lassen, zum zweiten Male sechs Tage hindurch im Laza reth einer Observation unterzogen zu werden, so daß seine Reise von Ham burg nach hier nicht weniger als 14 Tage in Anspruch genommen hat. Aehnlich erging es jüngst einem jun gen Mann, der über Bremen und Königsberg nach Rußland reiste. Der selbe stieg, von hier stammend, in Tilsit um uud in den nach Memel gehenden Abendzug. Er erzählte seinen Mitpas sagieren gerade von seiner Reise, als er Plötzlich, was das Manchem unterwegs so häufig pafsirt, Leibschmerzen bekam. Sosort glaubte» die Kupecinsasseu na türlich einen Eholerakranken entdeckt zu haben. Mit dem Ausdruck des größ ten Schreckens sprangen auf der näch sten Station die Reisenden aus dem Waggon, alarmirten das Zugpersonal und denunzirten den Fahrgast als choleraverdächtig. Dieser wurde sofort, ohne daß seinen gegentheiligen Erklä rungen Beachtung geschenkt wurde, isolirt gehalten, und dem Bahuhoss vorstandc in Memel von der Ankunft eines anscheinend O'holerakranken tele graphisch Nachricht gegeben, während die Mitreisenden, sich gcheimnißvoll zu flüsternd, die Reise in Angst uud Ban gen fortsetzten. In Memel wurde der junge Mann Polizeilicherseits in Em pfang genommen nnd der Qnaran täneanstalt zugeführt. Natürlich wur de» an dem Betreffenden ärztlicherseits nicht die geringsten Erkrankungssymp tome wahrgenommen; derselbe ist daher schon entlassen worden. Die japanische Presse klagt über den Verfall der guten Sit ten, welcher bei den jungen Mädchen eingetreten ist, die nach der westlichen Methode erzogen werden. Das mo derne japanische Mädchen benimmt sich fast wie ein Mann. Am schlimmsten ist es mit denjenigen Mädchen bestellt, welche die Töchterschulen in Tokio be sucht haben. In Japan bisher gänz lich unbekannte Sitten haben sich bei diesen jungen Fräulein eingeschlichen. Sie wohnen allein in einem Mieth hnnse, gehen nach Eintritt der Dunkel heit allein spazieren, trinken Sake und spielen Karten zusammen in Theehäu sern. „Was für eine Art Mütter sol len diese Mädchen gebe»?" fragt ein japanisches Blatt. „Einige führen zwar zur Entschuldigung an. daß. sich Japan in einem Uebergangsstadium be finde und daß Alles in das richtige Ge leise kommen wird, sobald die Sitten in allen Beziehungen westlich geworden sind. Wir können diese Ansicht nicht theilen. Es ist zu bedauern, daß die Schulen, welche nach europäischer Art eingerichtet sind, ihre Zögtinge einen neuen Sittenkodex kehren, wo ihre Aus gabe doch so unendlich leichter gewesen, wenn sie sich an die ausgezeichneten Vorschriften der weiblichen Etikette, welche in jedem japanischen Hause gel ten, gehalten hätten. Was das Be nehmen der Frauen angeht, so kanir uns der Westen nichts lehren, im Ge gentheil könnten die Europäer viel von. japanischen Damen lernen-" Ein gewaltiger Fels sturz hat sich bei Guldvangen in Nor wegen ereignet. In „Bergensposten" wird Folgendes darüber mitgetheilt: Abends 10 Uhr 20 Minuten wurde ein schrecklicher Lärm laut, viel ärger als die kaum verstummten Kanonen und Gewehrsalven aus dem benachbarten Manöverterrain. Die Touristen stürz ten aus den Altan »nd bemerkte» links von dein Hotel ein knisterndes Feuer, das sich von dem 4000 Fuß hohen Fel sen herab durch blendend weißen Rauch und Nebel bewegte. Dem Wirth uud seiner Frau folgend, stürzten alle von Schrecken ergriffen aus der Thür »nd suchten Schutz unter einem großen Fek senabhang, Ivo sie 8 bis 10 Minuten in namenloser Angst verharrten, wäh rend große Felsen herabstürzten. Beider herrschenden Finsterniß konnte man sich unmöglich darüber klar werden, in wel cher Richtung und wie weit der Absturz erfolgte. Noch lange, nachdem man sich von der Schutzstätte hervorgewagt hatte, wurde der Donner der herab rollenden Steine laut. Feuerschein wurde sichtbar, wenn die Steine gegen die Bergwand schlugen, mährend ein dichter Nebel sich horizontal nach beiden Seiten vertheilte. Am nächsten Mor gen wurde man endlich gewahr, das; der sogenannte „Raatanut", von der Bergkette durch eine Kluft ganz verschwunden war. Die größten Steinmassen waren in einer Felsenkluft inmitten der Bergkette aufgehalten, während kleinere Stein- und Erdmassen die Anhänge bedeckten bis zu einer Ent fernung von 200 Meter von dem Ho tel. Zweihundertfiebenund siebzig Jahre sind verflossen, seitdem der erste Theil des unsterblichen Wer kes „Der sinnreiche Hidalgo Don Quixote von der Mancha" von Miguel de EervantheS Saavedra erschien. Seit dieser Zeit wurden von dem Buche 528 spanische Ausgaben, 304 englische, 17i> französische. 99 italienische. 84 portu giesische, 75 deutsche, 18 schwedische, S polnische, 8 dänische, v russische, 5 griechische, 4 eatalanische, 3 rumäni fche. 1 baskische und lateinische, im Ganzen 1324 Ausgaben veranstaltet, eine Zahl, die von keinem anderen Werke auch nur annähernd erreicht werde. 7
Significant historical Pennsylvania newspapers