6 «in berühmter Wallfahrer. Zola, welcher an einem Roman ar« beitet, welcher dic Wallsahrt nach Lour des zum Suject haben wird, begab sich bekanntlich nach Lourdes, um an Ort und Stelle Studien zu sammeln. Zola hat nach der „Franks. Ztg." einem Mitarbeiter der „Temps" gegenüber ausführlich erzahlt, was er in Lourdes gesehe» hat. „Die ersten zwei Tage," erzählter, .blieb ich unerkannt. Ich wichnle der Ankunft der Kranken am Bahnhofe bei. Guter Gott, welches Elend! Die Thrä nen traten mir beim Anblick aller die ser menschlichen Schmerzen in's Auge. Wer das nicht gesehen hat, kann eS nicht ahnen. Da ich bald erkannt wurde, suchte ich die Geistlichen auf, welche die Pilgerfahrt leiten. Sie em vnngen mich sehr höflich und sagten mir! „Wir haben nichts zu verbergen; Sie können Alles sehen." Der Arzt der Grotte. Dr. Boissarie, stellte sich mir zur Verfügung, und ich erhielt eine Karle, die mir überall Eintritt ver fcha vte. So habe ich auch das Bureau besucht, in welchem die Heilungen ver zeichne! worden. Eine Heilung habe ich in den zwei Stunden, die ich dort zu brachte, nicht bemerkt. Wie sollte ich übrigens die Heilung einer organische» Kraiilheit. eines Herzleidens z. V.. zur Stunde senstl'llcn lassenEi» Anderes lenken Wunde; wcii» diese wirklich nach einem Wasjerbad verschwände, so müßte man Wunder rrisen." Frölich sah Zola in Lourdes ein Mädchen Namens Clcmentme Trouve aus Ronillc. welches im vorigen Jahre von einer Knochensäule am linken Ab satz geheilt worden. Vor ihrer Abreise nach Lourdes halte ei» Arzt sie unter sucht. Die Ablösung des halb zersres sencn Knochens war sür nöthig besun dc» worden. Sie kommt in Lourdes «in: man t«ucht sie in ein Bad. wo sie zwei 'Minuten >dic gewöhnliche Dauer dieser Operationen) bleibt; man zieht sie heraus: die eiternde Wunde ist plötz lich trocken geworden, der Knocheii hat sich wieder gebildet; sie ist geheilt. „Sie hat mir", sag» Zola, „ihreu Fuß ge zeigt; er ist gesund. Ader wie war er im vorigen Jahre? Vor dem Bade hätte ich ihn sehen wollen. Fräulein Trouve ist eine sehr aufgeweckte Person, die ihre Geschichte offenbar nicht zum ersten Male vorträgt. „Herr Zola", sagte sie mir. „Sie glauben nicht an Wunder; Sie sind ein Ungläubiger; ich »verde sür Sie beten." „Wie Sie wollen, mein Kind", antwortete ich, .das kann mir nicht schaden!" „Was die offene» Wunden betrifft." erzählt Zola weiter, „so bilden sie die Hauptsrage der Aerzte des HeiliglhumS; sie namenllich will man geheilt sehen. Oh. diese Bäder, in welche man die Kranke» eintaucht, was sür ein schmerz liches Schauspiel sie darbieten! Das Wasser hat eine Temperatur von 10 Grad; man erneuert eS nur zweimal täglich, und da es täglich Bataillone /von Kranlen ausnimmt, so sieht man in ihm den Eiter der Wunden, die eS gebadet hat, Charpiereste und andere Unrcinlichleilen. ES ist ein Bacillen bad, eine entsetzliche Mikroben-Ouint essenz. TaS Wunderbare ist, daß die ses angesteckte Wasser nicht selber eine Krankheitsursache wird. Ich habe ge sehen. daß inan in diese Bäder zwei Gelähmte an Riemen eintauchte. Bei der Berührung des kalten Wassers er griff sie ein hestiges Zittern, sie warfen mit dem Ausdruck der Angst den Kops zurück, aber man nahm daraus keine Rücksicht. Ost widersetzten sich die Aerzte diesem Eintauchen, aber die Kranken selber bestanden daraus." Wenn Zola bei den Badern keine Heilung gesehen hat. so verhalt es sich anders an der Grolle. „Gestern solgte ich der Prozelsion; ich bejand mich ge ?ade hinler dem hl. Sakrament. Aus dem Wege des Zuges, vor der Grolle, lagen die Pilger aus den Knieen, das Gesicht im Staube oder mit getreuen Armen. Tie Kranken, auf Tragbah ren liegend, streckten die Hände siehe»» «legen das hl. Sakrament aus. Andere schluchzten bitterlich! noch Andere rie scin „Maria, Jungfrau, heile mich!" „Maria, heile sie!" ries es von alte» Seilen. Es war ein unendlicher Glaudensschrci. der nach Leben ver langte. Denn die Kranlen verlangten von der hl. Jungsrau nicht, daß si« ihnen ein andcres Leben zusichere, son der» das; sie ihnen dieses Leben bewahre; nicht den Himmel wollen sie, sondern die Erde! Bor der Grotte ist die Aufregung und Begeisterung der Pilger, der Kran ken und der Gesunden, unbeschreiblich. Ich sah Leute, die sich nicht bewegen konnten, plötzlich ausstehen und gehen. Aber solche Resultate werden auch in den Krankenhäusern durch die Sugge stion erlangt! lein Arzt leugnet, daß Heilungen dieser Art vor der Grotte stattfinden, und Charcot schickt seine gläubige« Kranken nach LourdeS. Zweifelsohne werden nervöse Krankhei ten in Lourdes geheilt; ober die Aerzte des HeiliglhumS halten sich bei diesen Heilungen nicht aus; sie richlen ihre Äusmerlsawkeit vielmehr aus die Wun den." Alles in Allem fand Zola das Schauspiel, dem er beigewohnt hat, „sehr interessant und ergreifend". ES herrscht unter allen diesen Kranken, jagt er. eine ruhrende Brüderlichkeit, und häusig sieht man einen derselben für die Heilung des Nachbars, nicht sür die seinige beten. Schließlich sagte er werde in seinem Werke die ganze neuere kalholische Bewegung und die politische Hallung des Papstes schil dern; er iverde ihn aber erst im nächsten Jahre zu schreiben ansangen, noch ein mal Lourdes besuchen und sich dann irgendwo in die Einsamkeit zurück ziehen. Dein Berichterstatter des „GauloiS". der ihn ebenfalls interviewte, hal Zola gesagt! „Ich will studiren. Ich bin wie der hl. Thomas, ich will die Wun- der greifen, will meine Hand in die Wunden legen und mich überzeugen, ob sie richtig geheilt sind. Aber selbst wenn ich diese Wunden konstatirt habe, werde ich nicht sagen, was in der Tiefe meiner Seele vorgeht. Etwas kann ich sagen und werde ich auch schreiben. Ich habe von Lourdes als von einem Aber glauben sprechen hören, der eine Schande sei sür unser Jahrhundert, 'und ich habe das selbst geglaubt, aber ich toiistatire im Gegentheil, daß Lour des ein Ort der Liebe, der Begeiste rung. der Hingebung ist. und ich bin überzeugt, daß Lourdes nützlich ist in unserm Jahrhundert des Egoismus. Was das Uebernatürliche betrifft, so werde ich davon später reden. Was ich jetzt schon sagen kann. ist. daß ich hier außernatürliche Dinge gesehen habe." Der Elephant und die russisch« Nationalhymne. Unter diesem Titel erzahlt ein eng lisches Blatt solgende Schnurre: Der Director einer in einer kleinen franzö sische» Stadt aufgeschlagenen Menagerie kündigte eines Tages an, daß eines seiner intelligentesten Thiere, der Ele phant Tippo, am folgenden Abend mit seinem Rüffel auf einem eigens zu die sem Zwecke gebauten Klavier dic rus sische Nationalhymne spiele» werde. In hellen Schaaren strömte das Publi kum in die Menagerie, um dem eigen artigen Schauspiele beizuwohnen. Nachdem Tippo die Versammlung würdevoll begrüßt Halle, ging er. ohne auch nur im Geringsten vom Lampen fieber ergriffen zu sein, gemessenen Schrittes zum Klavier und schlug höchst eigeiijüßig den Deckel zurück; aber kaum halte er einen Blick ans die Klaviatur geworsen, als er vor Schreck erbleichte, so gut eben ein Elephant erblassen kann, und wie ein Backfisch in Ohn macht fiel. Als er wieder zu sich kam, zitterte er am ganzen Körper; dann stieß er, in dem er seinen Rüssel wie in surchtbarer Anklage z»m Himmel erhob, einen sol chen Schrei aus, daß zwei Sitzreihen sammt den daraussitzenden Herren u»d Dame» zu Boden stürzte». Der Mena geriedirector war natürlich ob der un erwarteten Absage des Elephanten debütanten sehr entrüstet und lud den Klavierlehrer Tippos zu einer längeren Unterredung ein. 'Nach Verlaus der Unterhaltung, die eine halbe Stunde gedauert hatte, erschien der Director wieder in der Arena und kündigte an, daß zu seinem Bedauern die Vorstellung nicht stattfinden könne; Tippo habe nämlich in dem Elsenbein seine leider zu srüh verstorbene Mutter erkannt und als guter S'ohu weigere er sich. daS Andenken der theure» Verstorbenen dnrch Herumschlage» auf ihren Zähnen zu beleidige». Unter diesen Umstäriden lönne er, der Director, nichts Besseres thun, als die russische Hymne von der Circuskapelle spielen zu lassen, was denn auch unter allgemeinem Beisall geschah. Nach der russischen Hymne wurde dann noch die Marseillaise her untergeblasen. worüber Tip.o in so srcudigc Aufregung gerieth. daß er ohne Rücksicht aus seine verstorbene Mutter das ganze Klavier in Stücke schlug. D«r turzstchtiq« «Särtner, I. 11. 111. IV. Regelrechte Buchung.- A (zu seinem Freund): „Die Mitgisl hat mir mein Schwiegervater gutge schrieben!" B: „Dagegen hat «r Dich mit der Tochter belastet!" ES ist noch schwerer, auf leine Art zu nehmen, als zu geben. Ida« S«h«imniß v«n Kall River. Unser Land war niemalz arm an ebenso grausigen wie geheimnißvollen Criminalge chichten, und gerade die neueste Zeit hat deren wieder mehrere im Norden und Süden geliesert, welche der Feder eines Edgar Allan Poe wür dig wären oder einem DumaS den AuSrus entlocken könnten: „Wie schade, daß ich das nicht ersunden habe!" Zu den eigenthümlichsten und henbeklem mendsten dieser Romane der Wirklich keit gehört jedensallS der Borden'sche Mordroman von Fall River. Mass,, dessen Einzelheiten alle Fragen nach dem Wesen der Menschennatur auf's Neue auszuwerfen scheinen und an das Tich terwort erinnern; »Abgründe liegen im Gemüthe, Tie tiefer, als die Hölle sind" aber, fügen wir gleich hinzu: auch nn» endlich kälter! Ob e» den Gerichten wirklich gelingen wird, den blntdurch sickerteu schwarzen Schleier dieser Tra gödie zu heben, steht noch dahin, und über die Schuld oder Unschuld des merkwürdigen Weibes Lizzie I. Borden, welche unter der furchtbaren Anklage stellt. Mutter und Vater grausam ab geschlachtet zu haben, halten wir liier kein Gericht. Tie telegraphischen Mit theilungen der Tagespreise habe» die scheinbare» Hauptthatsache» des Top pelmordgreuelS in das Licht gerückt; aber wenige Criminalfälle fordern in solchem, Maße zu einer Familienstudie heraus, leiten so gebieterisch von der einzelnen Person auf die Sippe, wie gerade dieser, und von dort aus fällt manches Licht wie ein fahler Blitzfchei» auf den Charakter dieses unheimlichen Fräuleins. Im gehörigen Zusammen hang erhält auch Vieles einen anderen Werth, als in den bruchstückweisen Be richten der Telegraphencorrejpondenten. jsrau Borden. Tie Vordens sind typische Alt-?)an kecs, gleichviel ob sie Unterröcke oder Hosen tragen, und auch der Apsel „Lizzie" ist nicht weit vom Stamm ge fallen. Schon in den alten Kampfcn der Rundlöpse spielten die Bordens eine Rolle, und zu den ersten puritani schen Besiedlern von Massachusetts ge hörte ein Borden. Kampflust, düste rer Fanatismus, Kaltblütigkeit, zäher Eigenwille und verbissene Hartherzig keii sind hervorstechende Eigenschaften aller Bordens. Eine Frau aus dieser Familie kämpfte einst gegen die Briten! in einem Fort, welches die revolutionä ren Patrioten in der heutigen Main- Str. zu Fall River errichtet hatten, und sie stürzte eines Tages aus dem Fort und spießte eine» britischen Sol daten mit dem Bajonnet. Wo es zu lämpsen, zu raufen nnd zu —grabfchen gab, waren die BordenS mitten drin. Sie sind aus einer Familie zu einer großen Sippe angewachsen, und das Adreßbuch von Fall River weist heut zutage mehr Bordens, als Smiths, aus. Je nachdem sie reich oder arm sind, bewegen sich die BordenS in ver schiedene» Kreisen, — dennoch halten sie unter manchen Umständen alle zusam men. wie Pech und Schwefel. Soweit das Geschlecht Borden. Nun zu den nächsten -Angehörigen LizzieS und zu dieser selbst und ihren höchst abnormen häuslichen Verhältnissen, in denen alle schöneren HerzenStricbe früh zeitig Zoll um Zoll gemordet wurden oder doch fortwährend verkümmerten! Andrew Jackson Borden, der ermor dete Vater LizzieS. war seines Zeichens ein Leichenbestatter von HauS aus wenigstens und der größte nnd schmutzigste Geizhals in Fall River. Ein Ticken? hätte kein besseres Origi nal sür einen Ansbund von Geiz und Habsiicht finden können, gepaart mit frömmelnder Heuchelei, die ihm viel leicht schon durch sein Geschäft geboten schien. Tie Leichenbestatter - Firma Borden Almy hatte viele Jahre ein Monopol über dieses Geschäft in Fall River und Umgegend Und „machte Geld wie Heu". Borden legte dieses Geld sehr schlau an. Sein Geschästs theilhaber Almy, der sich so gut wie gar nicht um die Führung der Bücher kümmerte und allem Anschein nach von Borden an die Wand gedrückt wurde, schnappte eines Tages über und erzählte überall auf der Straße Haarstraubende Dinge von der Art, wie die Firma Jahre lang ihre Kun den 'reingelegt hatte. Auch ertappte die Firma einmal einen Clerk beim Kassendiebstahl, ver zichtete aber auf gerichtliche Verfolgung, als der Clerk drohte, „eine gewisse Ge schichte zu erzählen!" Aber nur gott lose Menschen rümpften dieserhalb die Nase über den Patentsrommen Borden, dessen ehrwürdige Locken jeden Sonntag in dcrCentral-Congregationalistenlirche an der Spitze seiner ehrwürdigen Fa> milie glänzten, und der nebst seinen sämmtlichen Angehörigen zn so- und soviel Temperenz- und ähnlichen Gesell schaflen geschäslshalber gehörte, obwohl er die paar Groschen, welche die Kir chen- und Temperenz-Verbindungen ihm kosteten, durch grausame Entbeh rungen daheim wieder herausschindete! Als übrigens gelegentlich der Erweite rung einer Straße ein Grundstück Vör dens beschlagnahmt werden mußte, trat Borden aus der besagten fafhionablen Kirche aus, weil zu der Verlust- Abschätzungscommission, welche ihm „natürlich" nicht genug für das Grund stück gab. auch ein Diaconus jener Kirche gehörte; er schloß sich dasür der alten „Ersten Kirche" an, wo auch die Kirchenstühle weniger Miethe kosteten! Lizzie I. Borden. BordenS unglaublicher Geiz wuchs mit de» Jahren »och mehr, namciitlich als er seine zweite Frau heirathete. dic ganz „nach seinem Herzen" war und in der „Linsenspalterei" ihn noch über trofsen hätte, wenn dies überhaupi möglich gewesen wäre. Und da» Un heimlichste an diesem Geiz war, daß ei sich gegen die Familienangehörigen und gegen sich selbst ganz ebenso äußerte, wie gegen die übrige Menschheit. Da- Borden'sche Hans, in welchem kein Psennig sür moderne Verbesserungen oder Betheiligung an denselben jemals ausgegeben wurde, ist ein förmlicher Zwinger, beinahe nach dem fnrchtbaren alten pennsylvanischen Einzelhaft-Sy stem eingerichtet; man konnte darin nicht von vornen nach hinten oder von hinten nach vornen gelangen, ohn« immer wieder das HauS zu verlasscir und jeder Insasse schloß sich meisten theils gegen die Anderen ab oder würd« von ihnen abgeschlossen! Und was sür ein Leben wurde ii diesem kerkerartigen Heim geführt! Hier war es, wo Lizzie, die Tochter eines ManneS. der beinahe zu den Millionä ren gezählt werde» konnte (sein Grund besitz allein wnrde auf 8275,006 ge schätzt, und sein beweglicher Besitz noch bedeutend höher), unter grimmen Ent behrungen ihre Jugend hat vertrauern müssen, d. h. so lange sie überhaupt noch Gesühle, wie das der Trauer kannte. Mit der Zeit scheinen solche Schwächen ganz und gar in ihr ertödtet worden zu sein einschließlich jedes Gesühls sür ihre Eltern. Nicht besser als ihr, erging eS ihrer älteren und be schränkleren Schwester Emma. Aber der schwache Geist wird unter solchen Hemmnissen gebrochen oder gebogen,— der starke sucht sie zu sprengen. Was kann Lizzie dafür, daß sie ein starkgei stiges Wesen ist, »nd ihre moralische Berkrüppelung dadurch noch verhäng nißvoller wird? Lizzie ist alles Andere eher, als schön An ihrer Physiognomie ist absolut nichts Zartes oder Feinfühliges. Die ent behrungsglühenden Augen quellen un heimlich aus dem Kopfe hervor, und unstät ist ihr Blick; die 'Nase ist ziemlich groß und lang, das Fleisch der Wangen ist aufgedunsen und hat eine unver kennbare Neigung, in Falten herabzu hängen; die ganze Haut sieht ölig und ungesund aus; das aufwärts gekämmte rothbraune Haupthaar hat ebenfalls ein unnatürliches Etwas an sich. Früh gealtert sieht diese Person aus, viel mehr, als ihre Schwester, da sie dieses Höllcnlebcn stärker empfunden hat. Hinter dieser Stirne scheinen alle edle ren Triebe erstickt zu sein. Alle er wähnten Eigenschasten, welche in der Familie Borden schlummerten und wucherten, wurden bei ihr in einem solchen Leben auf das Höchste gesteigert und noch nm neue vermehrt. Kein Funken wirtlicher Kindesliebe konnt« mehr auf diesem Boden glühen, und alle Trauer verhärtete sich bei ihr zu hohiilacheiidem Trotz. Die Entbehr» Il gen in den Kleidern namentlich traten natürlich im Berkehr Lizzies mit ihren Altersgenossinnen und Freundinnen, welche alle aus ärmeren Familien ka men, ganz besonders hervor und wühl ten wie ein Feuer in ihrem Innern. Ans diesem Schuttbeet ist dies« Nachtschatten gewachsen! Ob die unge wöhnlich greuliche Ermordung des 70- jährigen Harpagon Borden und seine« würdigen Gemahlin eine That, deren Einzelheiten aus eine Person deuten, welche am liebsten die Beiden z e h n m a l. statt einmal abgeschlachtet haben würde wirklich von Ljz'.ie verübt worden ist, gegen welche fast alle Um stände so stark zeugen, oder ob nicht: an ihrem Charakterbild, wie es heute vor unS steht, macht dies kaum noch einen Unterschied! Schaudernd verhüllt der Genius der Menschheit sein Haupt vor solchen Verzerrungen der Natur. Eine „Moralgeschichte" zu liefern, war der Zweck dieser Studie uicht; aber je denfalls wäre eS nicht zu verwundern, wenn den beiden alten Geizieufeln, welche unbefriedigt mitten in ihrem Mammon ihr elend- und sorgenvolles Leben unter dem Mordbeil beschlossen haben. Jemand die Gradschrist setzen würde: „Der Geiz- ist die Wurzel alles Uebels." TaSHöchste. Student Süffle: „Höre, welch' phänomenales Schwein! Soeben Telegramm erhalten, Erbtante gestorben, 200,000 Mari hinterlassen! Ich Universalerbe." —Student Knissle: „Ja, Glücksmensch, da können mir un» ja ein eigenes Wirthshaus lausen. Eintritt sür Gäste verboten!" Aus einer ZeitungSno. tiz Die Töchter des Herrn Prä» sidenten verschonten das liebliche Fest mit ihrem Besuch«. Uns Kaiserin (?ugeni«'S Ver gangenfteit. In Madrid wird anläßlich des eben abgeschlossenen Berkaufs des in Biar ritz gelegenen Palais der Kaiserin Eu genie sie bekam 200.000 Francs da für unter der Spitzn,arte ~8!o trknsit, Alorik" eine alte, aber in teressante Geschichte wieder ausgewärmt. Man rüst die Erinnerung an das Jahr 1860 wach, in welchem die Kaiserin, welche damals im Zenith ihrer Schön heit und Macht stand, in ihrem eben erbauten Palais zum ersten Mal die Elite der in Biarritz versammcllcn französischen und spanischen Aristokra tie empfing. Für denselben Sommer war auch ein zweites, prächtiges Pa lais dort fertiggestellt worden. Für wen, wußte man zuerst nicht; aber der Besitzerin eS sollte eine Dame sein ging der Aus großen Reich thums und unvergleichlicher Schönheit voran. Und als die Dame, die ans Kuba gebürtige Gräsin San 'Antonio, endlich erschien, da erwies es sich, daß Frau Fama nicht gelogen hatte. Hier eine Spanierin und dort eine Spa nierin; die Cavaliere schwankten und wußten nicht, wem sie den Vorzug ge ben sollten. ES erschien auch Kaiser Napoleon, und alsbald ging die Sage, daß Eu genie Montijo sich sorlan mit der Fremde» in das kaiserliche Szepter theilen mußte. Und nun begann ein Kamps zwischen beiden Damen. Kein Kampf mit Degen und Pistolen: wohl aber eine gegenseitige Ueberbietiing an Sammt iind Seide, an duftigen Spitzen und an duftiger Schminke, an Dia manten nnd Perlen und Allem, was Menscheiibeqchr. Und alsbald zeigt« es sich, daß die Gräsin San Antonio aus der ganze» Linie zu avanciren be gann. Im entscheidenden Moment aber kam ein Anderer der verlierenden Kaiserin zu Hilse. Dieser Andere war kein geringerer als der junge spanische General Serrano, welcher bisher aus wärts auf Urlaub geweilt hatte und nun herbeigeeilt war, um feiner schö nen Frau Zügel anzulegen und sie mit sich fortzuführen. Die Gräsin San Antonio aber konnte es Eugenie Mon tijo nicht vergessen, daß dieselbe Kai serin geworden war, während sie selber nur Gräsin geblieben. Man crzählle sich also, daß sie sortan der böse und gute Engel ihres jungen, thatkrasligen und an sich schon ehrgeizige» Gemahls wnrde; daß sie es war. die ihn auf stachelte. sich mit Prim und Topete an die Spitze der Septemberrevolution zu stellen und die Königin Jsabetla, ob gleich ihm diese seiner Zeit eine treue Freundin und sogar mehr als eine Freundin gewesen, vom Thron zu ver lreiben. Es gelang ihr: ihr Gemahl, General Serrano, schon früher durch die Gnade Jsabcllas Herzog de la Torre geworden, wurde der Regent Spaniens und genoß königliche Ehren; die schöne Gräfin war also endlich in Spanien geworden, was die Nebenbuhlerin drüben in ik reich. Zu gleicher Zeit aber brach über beide das Unglück herein; beide wurden abgesetzt und beide wurden häßlich, und die Krone welche sie tragen mußten, war sortan nur die Krone des Skan dals. Die Kaiserin verkauste den Pa last in Biarritz. die Herzogin de la Torre bewohnte ihr Hotel weiter sort: aber ihr ehemaliger freiwilliger Hof staat ist in alle Winde zerstoben und und fein Fehlen erinnert die Herzogin daran, daß sie nun das Gegentheil von jung und schön geworden so hat sie denn ihre von Anbetern nicht mehr beunruhigte Muße benutzt, um ein sranzösisches Buch „(!kosss vr»iss". zu schreiben, in welchem sie in historisch nicht ganz treuer Weise das politische Leben ihres verstorbenen Gatten zu be schreiben versucht. YS bezahl? sich.' Chor des Publikums: Schmach und Schande, daß diese brutalen Bestien in Menschengestalt durch ihre wüste Hol zerei Geld wie He» machen! Die drei Meisterkämpen von New Orleans (Corbett, McAuliffe, Tixon): Wenn wir die Bestien sind, so seid Ihr die Dummköpfe und Narren, die uns reich machen! Unterschied. Des Schwätzers Phrasenschwall ein Dauerregen. Der Jeden bis zum Ueberdruß durch dringt; Des Redners Wortstrom ein Gewitter segen. Der blitzt und donnert und Erquickung bringt. Dann allerdings. Arzt-. Sie glauben wirklich, gnädige Frau, >aß der Verstand Ihres ManneS durch >ie letzte Krankheit gelitten habe? Dame: Gewiß. Herr Doetor. denken sie sich, er hat gestern meinen neuen Hut sür billig befunden, ich bin zu !ode erschrocken über diese Aeußerung. ,enn bei gesundem Verstände wäre sie > »möglich! Darum! Man heißt, während >ie Frau im Bade ist, Stroh-Wittwer, veil man da am leichtesten Feuer üngt! Ausgesperrt. Die junge Frau schmollte. Vor acht Wochen war sie als Augusts Gattin ihm nach Wiesbaden gefolgt, und schon begann er, sie des Abends allein zu lassen. Trotzdem er ihr klar zu machen suchte, daß er seine allen Freunde doch nicht zanz vernachlässigen diirfe, daß sie ihm wenigstens zweimal wöchentlich einen gemüthlichen Skat gönnen müsse, be griff sie einfach nicht, wie er sich ohne sie zmüsiren, überhaupt nur ohne sie aus gehen konnte. „Und gar erst Abends," sagte sie chränenden Auges; „ich sitze dann ganz allein, weil ich noch keine Bckannt 'chaflen hier habe, und so überkommt nich das schrecklichste Heimweh. Ost möchte ich dann sofort aus den Bahn hof eilen und zu meinen Eltern ab reisen." „Besser wäre eZ, mein Herzcnsfchatz. Tu gingest ruhig zu Bette und verjuch lest zu schlummern!" „Das kann ich nickt, ich fürchte mich allein; unser Mädchen und die Haus wirthin schlafen in den ciitscrnten Mansarde», deren Fenster auf den Hof gehen. Tie hören nicht, wenn mir :ti'.'lis passirt." „Aber, Aennchen, was sollte Dir denn geschehen"?" „O, liest man nicht jeden Tag von Naiibansällen und Diebstahle»? Hier in Wiesbaden, wo so viel fremdes Volk zuiumnienströmt, wäre das doch nichts Ungewöhnliches!" August schaute nachdenklich auf sein Weibchen. „Aengstigcn sollst Tu Tich nicht. Kind. Sieh', ich verspreche Dir frei willig (ein leiser Seufzer entschlüpfte ihm), das; ich an den Abenden, zu denen ich mich mit meinen Freunden nun ein mal fest engagirt habe, nie später, als um 11 Uhr »ach Hause loinmen will. Ganz zurückziehen von ihnen kann ich mich nicht, sie würden mich auslachen und einen Pantoffelhelden nenne». Bis II Uhr passirt so leicht nichts Schlim mes, da ist hier noch zuviel Leben aus der Straße. Adieu «lso, und laß Dir die Zeit nicht lang werden." Seuszend ergab sich Anna in ihr Nhicksal. Sie las, arbeitete an einem Geschenk sür die Mutter, legte Karten und wanderte zur Abwechselung im Zimmer aus u»d ab. Daheim hatte sie einen großen Familienkreis verlassen, deshalb kam ihr das Alleinsein gar zu schrecklich vor. Als es um 10 Uhr auch in der Küche still wurde und die Magd in ihre Man sarde hinausgcsticgen war, kam die alte Furcht wieder über sie. Das Wohnzimmer ging nach dem Hofe l>eraus; zwischen ihm und dem Vordcrzimmer lag noch ein Korridor. So hörte sie auch keinerlei Slraßen zeräusch; Todtenstille umgab sie. Müde und doch aufgeregt warf sie sich auf die Chaiselongue und dachte darüber nach, wozu wohl Bierhäuser und Scatplirtien auf der Welt wären. Allmälig aber verwirrten sich ihre Ge danken; sie schlief ganz sest. Fünf Minuten nach 11 Uhr langte August in Sturmschritten vor seinem haiise an und schob schnell den Schlüssel in's Schloß. ! Da ein Krach! Er hielt das obere, abgebrochene Ende desselben in der dcind. der Bart aber steckte ties im Schlosse. August klopfte und rief, denn eine Schelle besaß das Haus nicht. „Meine Frau wird ja doch noch auf sein." dachte er; „wenn sie mich im Hinterzininicr nur hört!" Aber Niemand Hörle ihn; er hatte sich schon heiser geschrieen. Soeben brach auch noch ein hesliger Regen los, und er trug keinen Schirm bei sich. „Sie muß zu Bett gegangen sein," dschle er frierend und vor Nüsse trie fend.» „Mas thnn? Einen Schlosser heraustrommcln? Geht nicht, Hän fer sind schon zu. In ein Ho ' gehen ) Aber ich bin überall bekannt. .<>as wür den die Leute bort denken) Die Bier lokale sind auch schon geschlossen! Doch halt! Der Taunusdahnhof ist noch auf, dort kommt um 12 Uhr der letzte Z»g-" Er rannle im Regen von der Karl straße die ganze Rheinstraße hinab und ivar sroh, als er in der Bahnhofsrestau ration saß. „Bier gefällig?" August schüttelte sich bei diesem Angebot und bestellte Grog. Beim dritten Glase sah er, daß hier seines Bleibens nicht länger war. Ein weiterer Nachtzug kam nicht; das Lokal wurde geschlossen. Ganz verzweifelt sah er nach der Uhr, es war eins. Als er auf die Straße trat, hatte der Regen aufgehört; dec Mond lächelte etwas fchadeufroh zu ihm hernieder, als wollte er sagen: „Siehst Tu. geschieht Dir recht! Wa rum spielst Tu Seat?" Trotz des Grogs kam das innere Frösteln wieder. „Ta Hilst nichls, als ein Tauerlaus!" dachte der Unglück liche. So machte er sich denn auf und rannte durch die Wilhelms- und Tau nusstraße hinaus ins Nerolhal. dann trab, trab zur griechischen Kapelle hin aus und sogar bis zum Nerolerg an ver anderen Seite ging eS wieder hin unter, bis er zur Staat und durch die Schwalbachcrstraße in die Nähe seiner Wohnung kam. Ta hörte er die Uhren der Stadt 4 schlagen. „Noch immer kann ich nicht nach Hause, vor sechs schließt die Wirthin nicht aus und kann sie überhaupt «uf machen? Der Schlüsselbart steckt drin, und die drei Frauen sind gefangen; aber ich werde mich vor sechs zu einem Schlosser begeben und öffnen lassen. Jetzt maß ich nothwendig wieder etwas Heißes zu mir nehmen und einen Sitz erlangen. Um 4 Uhr kommt der erste Zug auf dem Rheinischen Bahnhos an. dort giebt'S warmen Kaffee. Borwart« also!" Eine Sophaecke und das heiße Ge- tränk war errungen, aber nun stellte sich die Müdigkeit ein. August schlief bald ebenso fest, wie gestern Abend seine Anna aus der Chaiselongue. Wie aber sah es mit dieser jetzt ans? Sie war mitten in der Nacht ans ihren Träumen emporgesahren; als sie die Situation erkannte und ihren Gatten auch im Schlafzimmer nicht vorfand, war es um ihre Fassung geschehen. Weinend, händeringend durchmaß sie das Zimmer: „Die ganze Nacht nicht nach Hause zu kommen, schändlich! Und solch ein Mann will noch von Liebe re den?! Er hat mich sogar zum Besten gehabt, als er mir einredete, er käme um els nach Hause. Tie ganze Nacht im Wirthshause sitzen und Karten spie len, das kaun er doch nicht! Wer weiß also, wo er sich herumtreibt, wozu man ihn diese Nacht versührte! Aber ich warte das nicht ab, ich reise sofort zu meinen Eltern: um 7 Uhr geht ein Zug in die ser Richtung." Als es „Fiins"lfchlug, weckte sie die Magd, sprach von einem plötzlich ange kommenen Telegramm, ließ sich einen Handkoffer vom Speicher holen und packte ein. TaS Mädchen wunderte sich im Stillen, daß der Herr nicht mit auf gestanden war kochte Kaffee und besorgte eine Droschle. Tie Hausthür stand weit aus, ein Schlosser haiitirte daran. Als Anna die Treppe herabkam, eilte ihr die Wir thin entgegen. „Denken Sie sich doch. Madame, in dieser Nacht muß ein Dieb an unsrer Thür gewesen sein und einen Einbruch versucht haben. Wahr scheinlich ist er gestört worden; ich fand einen abgebrochnen Schlüssel im Schlosse und konnte nicht ausschließen. Ich mußte vom Fenster aus die Nach barin rufe», die mir einen Schlosser besorgte; nun lasse ich das Schloß aber andern. Sie sehen ganz bleich aus. Madame. Sie haben sich gewiß auch erschrocken, nicht wahr? Wollen «sie so früh schon ausfahren?" Anna bejahte, sie war froh, daß die Frau den Koffer nicht gesehen hatte, der schon im Wagen stand. „So nahe war ich also daran, diese Nacht beraubt zu werden! Um so mehr Grund zur Abreise; mag daraus wer den, was da will, ich bleibe vorläusig im Elternhause!" Mit diesen Gedanken fuhr sie am Bahnhos vor; ehe sie das Billet löste, wollte sie- ihren Handkoffer im Wartesaal absetzen. Sie steueret auf einen leeren Tisch IoS, da (Anna hätte beinahe einen lauten Schrei aus gestoßen) sah sie ihren August auf dem Sopha liegen; er schnarchte, daß eS nur so rasselte, sah aber bleich aus und seine Kleidung schien ganz feucht. Rathlos stand sie vor ihm; wie kam er hier her. Plötzlich schlug er die Augen auf; jetzt nur kein Aussehen erregen! Die Kellner hatten schon öfters zu dem Herrn hingeschaut, der seit Stunden hier schlief, nachdem er dreimal Kafsee verlangt halte. Anna setzte sich neben ihren Mann; ihr Groll schien plötzlich verflogen, sie wußte selbst nicht wa rum? „O, Frauchen, wie komme ich, wie kommst Tu hierher?" ermun terte sich August jetzt. „Laß das gut sein," flüsterte sie, „komm, wir wollen nach Hause fahren. Dort sollst Du mir herzählen, wo Du die Nacht gesteckt hast, und dort wirst Du crsahren, wie ich hierher komme." Fast willenlos ließ sich August zu einem Wagen führen, seine Füße waren schwer nnd trugen ihn kaum. Die Aussprache erfolgte sogleich; Anna hatte keinen Grund, an ihr«; Mannes Erzählung zu zweiseln, der Schlüsselbart war ein zu wichtiger Zeuge, während er nur halb verstand, was Anna eigentlich «aus den Bahnhos geführt halte; ihm war unwohl. Als sie in die Wohnung traten, sprach sie zur Magd: „Wir verreisen nicht. Mein Mann, der schon vor mir nach dem Bahnhofe gegangen war, wurde dort krank. Gehen Sie gleich zum Arzte." August lag vierzehn Tage recht ernst lich leidend zu Bette; eine compli.irte Influenza hatte ihn in Folge der Un glückSnacht gepackt. Anna wich nicht von seiner Seite,«denn jetzt, wo sie in Sorge um ihn war, merkte sie erst, wie lieb sie ihn hatte. Als er dann genesen war nnd auch wieder „Skat" spielte, da beschloß sie. nie mehr an ihm zu zweifeln, selbst nicht nach 11 Uhr Nachts. Ob sie nochmals ans die Probe gestellt wurde, wer weiß es?! Mit dem Seat ist es leider eine eigene Sache, er hat schon manchen Gatten wortbrüchig gemacht. —lm Mittelalter mußte ser Ese! zu schimpflichen Gebräuchen herhalten. Unsere Redensart, „Einen auf den Esel setzen", -rührt von einer ehemals üblichen Strase her, die in Halle noch im Jahre 178 V an einem Soldaten vollzogen wurde. Papst Jo hann XIII. ließ im Jahre 966 den Präsekten Peter zu Rom nackt aus einen Esel setzen, verkehrt statt des Zaume» den Schwanz in der Hand. Eine sehr merkwürdige Sitte herrschte bis ins 16. Jahrhundert hinein in Darmstadt. Diese gute Stadt bezahlte alljährlich zwölf Malter Korn an die Familie derer von Frankenstein zu Bessungen, die dafür auf Verlangen der Stadt durch einen besonderen Boten einen Esel schickten, aus dem die „unteutfche Frau", die ihren Mann geschlagen hatte, durch die Straßen reiten mußte. War die Frau dem Manne „durch hin terlistige Bosheit, ohne daß er sich weh ren tonnte", beigekommen, so wurde der Esel durch den Frankensteiner Boten gesührt, hatte sich aber der Mann in „regulärem" Ehekriege prügeln lasten, so mußte er den Esel selbst führen. Dieser Esel ist bekannt unter den Namen „ver Frankensteinsche" und die ganze Sitte als „EselSlehen". Eine ähnliche Sitte herrschte auch in einigen anderen Gegenden Deutschlands. Der Verstand irrt und fehlt; die Dummheit ist unfehlbar. ,
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