2 «in mystertSse» «unftftü«. Die die Derwische des Morgenlandes Vgcn Metta ziehen, so kommen die Bauberer des Occidenis nach London, um ihren in noch guten Mannesjohren lebenden Prophctcn I. N. Maskclyne zu bewundern und von ihm zu lernen. Sein Tempel nennt sich „Englands Home of Myftery." SeineHauptleistung greift auf den Ursprung der Jahr marktSbererei. das Kopfabschneiden, zu rück. Die Sache geht, wie die „Bresl. Ztg," mittheilt, in einer regelrechten, vortrefflich gespielten Posse vor sich, Mr. Masketyne gibt den amerikanischen Arzt Dr. Bolus, der in seinem Ordina tionszimmer den Farmer Screvins, dargestellt von dem vorzüglichen Komi ker G. A. Eooce, empfängt, welcher sich libcr periodisches Kopfweh beklagt. Der Doctor untersucht den Bauernschädel und meint kopfschüttelnd, daß da eine eingehende innere Reparatur dringend nöthig wäre, zu derem leichterem Ueber stehen er dem Patienten eine trinkbare Narkose anbietet. Der Ackersmann kostet den Trank und schüttelt sich. Er will, sagt er. die Operation lieber mannhast und wachend bestehen, als das abscheuliche Zeug einnehmen. Der Doctor wühlt hierauf wortlos ein großes funkelndes Messer aus dem Schrank, prüft es auf feine Scharfe, indem er der Länge nach ein Stück Papier und dann auch ein dem Bauer ausgerisseneö Haar durch schneidet. Tann legt er dem Patienten ein Handtuch um die Brust, streist die Hemdärmel bis über die Ellbogen auf und stürzt sich im großen medicinischcn Fanatismus mit dem blanken Messer auf sein Opfer, das ihn schreiend von sich hält. „Ja, mein lieber Mann," sagt der Doctor, „wenn Sie Furcht haben, dann müssen Sie trinken." Zähneklappernd entschließt sich der Kranke zur Narkose, worauf ihm Dr. Bolus den Höllenbrandy hinabgießt. Der arme Teufel ächzt und stöhnt, murmelt noch ein paar Flüche und schläft dann sanft auf dem Stuhle ein. Nun ertönt düstere Musik, der Do:tor prüft noch einmal die Schärfe des großen, fürchterlichen Messers. Dann geht er mit ihm gerade auf den schlafenden Menschen los und schneidet diesem langsam mit den gräß lichsten Sübelbewegungeii den Kops ab. Man sieht das Messer durch den ganzen Hals dringen, das vorgebundene weiße Tuch färbt sich roth, der Kopf wird bleich und bleicher und verzerrt sich, die Augen öffnen sich mit dem Ausdruck un säglichen Schmerzgefühls, und dann hat der Doctor den Kopf in der Hand und stellt ihn auf den Tisch. Auf dem Stuhle bleibt der noch zuckende Ruinp» sitzen. Jetzt überkommt den Arzt das Be wußtsein, keine Operation, sondern einen Mord vollführt zu haben. Ein mal so weit, sucht er aus der Sache Nutzen zu ziehen, durchsucht die Taschen des enthaupteten Bauers und findet einen Beutel Gold. Der Kopf auf dem Tische aber sieht Alles mit an nnd schneidet komische Grimmassen und blin zelt Psisfig mit den Augen, was dem entsetzten Publikum wieder etwas Beha gen einflößt. Nun heißt es den Kör per sortfchassen, Ten Kopf will der blutgierige Forscher zu einem Präparat' behalten. Der Neger des Doctors wird beanj tragt, eine große Kiste herbeizuholen. Der Schreck des Nigger- beim Anblick der Seene belustigt die Zuschauer lendS, Der Numpf wird in die Kiste gelegt und Herr und Diener gehen ein wenig hinaus, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Während dessen steigt der Rumps des Farmers wieder aus der Kiste und stellt sich seinem Kopf gegen über, welcher zu sprechen ansängt: müssen wir uns -wiedersehen!" Der Rumps begnügt sich damit, traurig mil den Armen zu gestikuliren. Dann greisen die Hände nach dem Kopse und nehmen ihn an sich. Sein abgeschnit tenes Haupt zärtlich an'S Herz gedrückt, geht der arme Bauer dann seiner Wege, woraus der Mörder »nd sein Diener eintreter, um die Kiste wegzuschaffen, und erleichtert zurückkommen, um bei einer Flasche Whi-k» die Furcht und Gewissensbisse zu verschwatzen. Der Enthauptete aber, der wohl verschlossene Thüren gesunden, kommt wieder zurück und jagt die »'eisen in die Flucht. Er fetzt sich selbst, das eigene lebende Haupl noch immer auf dem Arme tragend, an den Tisch, und es folgt nun die wahr haft rührende Sterbc-icene mit einem von dem Kopse gesprochenen letzten Ver mächtniß unter Musikbegleitung. Tie Stimme wird schwitcher, der Kopf ganz fahl, der Rumpf streckt die Glieder, und endlich ist Alles aus, der Vorhanx 'ällt. Tne lieine Else saß mit ihrer Mutier im Eisenbahnwagen. Der Hausarzt fuhr dieselbe Strecke und setzte sich zu ihnen. Nach einer Weilt fragte er. ob er rauchen dürste, was ihm bereitwilligst zugestanden wurde. Einize Tage daraus sprach man von einer Verordnung des Arztes und die kleine Else bcmcrltc: „Ach. der Doctor versteht ja gar nichts." ..Aber Else! Wie kannst Tu da; sagen?" .Na. er weiß ja nicht einmal, ob er rauchen darf: er hat erst die Mama fragen müs sen !" Verrathen. Er: Sag an, mein süße? Taubchen, hast Du schon je geliebt? Sie: Ich wußte nicht, was Liebe sei, bevor ich Dich gesehen! Er: Willst Du die Treue bis zum Tode mir geloben? Sie: Ich werde ewig nur ollein Dich lieben. Er: Wie munden Dir die Küsse mein? Sie: So feurig hat noch keiner mich geküßt! Er weiß Bescheid. Ge> füngniß-Director: .Wir werden uns hoffentlich an diesem Orte nicht mehr wiedersehen!"— Entlassener Sträfling: »Ich denke auch nicht, das nächste Mal werde ich wohl Zuchthau» kriegen!" V»im Photo«raphe». Personen: Baron d'Emble. 21 Jahre. Romeo, 45 Jahre, blond, cin veritabler Weltmann, sieht ganz und zar nicht wie cin Photograph aus. Ein Gehilse. Fräulein Olga. Schauplatz: Beim Photographen Romeo, Boulevard Maleshcrbes. ein hallenartiges Atelier, sehr malerisch, sehr phantastisch eingerichtet, Gegen stände ans aller Herren Länder hängen und stehen umher. Vorzüglichster Ge schmack in der Dccoration. I. Baron d' Emblee (hereinkommend und sich an den Gehilfen wendend): Herr Romeo? Der Gehilfe: Er hat soeben eine Eonsultatio». mein Herr. Baron d'Emblee: Kann ich ihn nicht sprechen? Der Gehilfe: Ist der Herr zu einer Audienz angemeldet? Baron d'Emblee: Nein, aber ich wünschte.... Der Gchilse: Wenn der Herr nicht angemeldet ist, glaube ich nicht, daß ihnHerrnßomco... .Dürste ich vielleicht um Ihren Namen bi'ten? Baron d'Emdlee überreicht seine Karte Der Gchilse (liest sie und lächelt höslicher(: Ah, natürlich, den Namen des Herrn kenne .... Bitte, warten Sie, ich werde Herr Romeo verständi gen- Baron d'Emblee Famos, dieser kleine junge Mann.... 11. Herr Romeo: Entschuldigen Sie. -nein Herr aber vor Allem nehmen Sie Platz. Baron d' Emblee: Ich danke. Also ich habe jüngst Photographien mei nes Vetters d' Anglevieux gesehen, die mir außerordentlich gefielen. Sie waren von Ihnen. Das bestimmte mich Herr Romeo: O, erwähnen Sie diese Lilder nicht, im Gegentheil, sie genügen mi' gar nicht; Herr d'Anglevieux ist ein Rebell. Seine Häßlichkeit ist eine von den unverbesserlichen...Nein, nein... Und dann kurz und gut, er gehört zu den Persönlichkeiten, die es nur ihrer Geburt uud ihrem gesellschaftlichen Mi lieu zu verdanken haben, daß ich sie photographire,... Verzeihen Sie mir diese Offenheit..», aber sobald es sich um Kunstfragcn handelt, kann ich nicht lügen. Baron d'Emblee: Diese Eigenschaft :hrt Sie; übrigens, schön ist mein Cou sin nicht, das stimmt. Herr Romeo: Es soll damit nickt ge» sagt sein, daß seiner Gestalt gar nichts abzugewinnen wäre, aber was ihn sür die künstlerische Darstellung vollständig unbrauchbar macht, ist. daß seinen Ma nieren der individuelle Stil und Schwung sehlt. Sie verstehen mich, nicht wahr? Baron d'Emblee: Ich glaub: wirk lich Herr Romeo: Daran liegt Alles- Tas Gesicht ist nichts an einem Por lrät. Zur Roth könnte man es ganz mtbchren. Man muß ein Bild be urtheilen können, und wenn es gar kei nen Kopf hätte und beim Anblick des üithanptctcn Rumpfes sofort rufen: „Aber das ist ja der Herr So und it-o!" Wenn ich Ihnen sage, daß ich nur den backen mancher Frau photographirt habe.... ich werde sie Ihnen zeigen .... beim ersten Anblick werden Sie das richtige Monogramm ihrer Eigen lhümerin zu nennen wissen. Baron d'Emblee: Ich möchte,... Herr Romeo: Ja, was die Photo zraphierkunst betrifft, sehen Sie. da gibt es in Paris ein halbes Dutzend solcher Verbrecher, die Wahnsinniges produciren. Gegen die Aehnlichkeit sage ich nichts! aber was sagt diese für sich allein? Der wahre Photograph, der künstlerische Photograph, was i ch unter einem Photographen verstehe, der liefert keine ähnlichen Bilder! Niemals! Das paßt sür die Malerei mit ihrer trockenen, harten, unfehlbaren Genauig keit. sie ist der Tod der Kunst. Aber ich. ich reproducire nicht, ich offen» bare.... Baron d'Emblee: Ich möchte bit ten.... Herr Romeo: Ich sage es immer und immer wieder. Noch gestern.... Bcron d'Emblee: Erlauben Sie, mein .Herr ? Herr Romeo: Entschuldigen Sie. ich glaube. Sie wollen etwas mit mir be sprechen? Baron d'Emblee: Ja, welche Form der Bilder würden Sie mir rathen? Wie erscheine ich Ihnen? Herr Romeo: Wie alt sind Sie? Baron d'Emblee: 29 Jahre. Herr Romeo: Sie haben noch Ihre Eltern? Baron d'Emblee: Gewiß,. .aber... Herr Romeo: Geduld, und antwor ten Sie mir, ich bitte sehr, ohne Um schweife! Wünschen Sie die Bilder für sich? sü» Ihre Familie? für Ihre Freunde? sür eine Freundin? für Pa ris oder sür die Provinz? Diese Fra gen find unerläßlich,, , Wenn sie mir nicht beantwortet werden, tappe ich im Dunkeln. Baron d'Emblee: Sie find sür eine Freundin bestimmt. Herr Romeo (mit einem Lächeln dir Befriedigung): Das hatte ich erwartet und errathen. Baron d'Emblee: Errathen? Wo ran? Herr Romeo: An Ihrer Kravatte und an Ihren Augen. Baron d'Emblee: Sie sind ein Hell» feher. Herr Romeo (mit feinem Lächeln): Ich bin ein wenig Menschenkenner, Nicht? weiter. Bor??. d'Emblee: Großartig! Herr Romeo: Eine letzte Frage. Dieses Bild für Ihre Freundin, dient eS einem ersten Auftretet', alfo einer Anknüpfung oder figurirt es in de» Schlußvorstellu»!gen? Soll eS dieGeiühle fördern oder dämpfen? Soll cs eine aufkeimende Neigung bestärken oder nur die Eriiiucrung nach einem Bruche verklären? Tas Alles zu wissen ist von großer Wichtigkeit. Baron d'Emblee: Ich bin erstaunt, mein Herr.... Ich habe schon lange nicht gebeichtet Herr Romeo: Fassen Sie sich unl antworten Sie mir. Baron d'Emblee: Es ist für cin Ge' fühl, das am Auslöschen ist in kur zer Zeit. Herr Romeo: Hm! Ich danke Ihnen ich brauche Sie weiter nicht zu versichern, baß Verschwiegenheit für mich Baron d'Emblee: Wissen Sie jetzt genug? Herr Romeo: AlleS, mein Herr, ich weiß Alles. Baron d'Emblee: Und das, was mar Ihnen nicht sagt.... Herr Romeo: Errathe ich. Baron d'Emblee: Kommen wir jetzt, bitte, auf unser Geschäft zurück. Herr Romeo: Finden Sie es unrecht, daß ich Sie so ausgefragt habe?" Baron d'Emblee: Das nicht, ich... .Herr Romeo: ES gibt so feine Unter schiede in meiner Kunst, daß, wenn ich nicht rechtzeitig unterrichtet bin, große Irrthümer den Erfolg aufs Spiel fetze». Zum Beispiel, betrachten Sie den Fall der Heirath. Ein junger Mann stellt sich mir vor und sagt: „Mein Herr, ich möchte ein Dutzend Bilder, Visitenkarten- oder Kabinetsor mat, es ist für eine Heirath." So fort halte ich ihn fest und frage: „Sie entschuldigen. I) handelt eS sich um eine Liebes- oder eine Verstandes- Heirath? 2) wem soll das Bild geschickt werden? 3) ist'-Z vielleicht-mir kön ixn Sie das sagen eine Heirath, von der Sie gern zurücktreten möchten? mit einem Worte: wollen Sie oder abschrecken?" Hat er sich mir dann anvertraut, so besitze iH meine Richt schnur. Wenn er darauf hält, der Ver lobten. wie den Eltern, einen großen Eindruck zu machen, so setze ich ihn würdig in den Stand, genau der Ans lunft entsprechend, die er mir selbst über die Familie gab (für jeden Beruf und für jedes Verhältniß müssen Stel lung, Ausdruck. Auffassung ganz an dere sein). Wenn, wie ich schon vo» her erwähnte, eine Vereinigung ge plant ist. die gegen das Herz des jun gen ManneS geht, die ein despotischer Vater erzwinge» will. u. s. w. u, s. w., dann mache ich das Bild schrecklich (nicht abscheulich, das überschritte das künstlerische Maß) ein freches Auge, ein müdes, abgelebtes Gesicht, ein Et was in dem ganzen Wesen, das inner halb fünf Minuten die künftigen Schwiegereltern abschreckt. Ja. ich kann behaupten, daß ich manche Hei rathen gestistet »nd manche vereitelt habe. Aber weder die Einen, noch die Anderen sind dadurch glücklicher gewor den. Baron d'Emblee: Wollen Sie mich sitzend oder stehend ausnehmen? Herr Romeo: Das ist reiflich zu Über legen. Wie ich mich IU der Heirath steile, so auch zum Todesfälle, Jeden Tag tomml es vor, daß Kundin, die wohl wissen, daß ich alle meine Platten ausbcwahre, Bilder von Freunden oder Verwandten, die sie verloren haben, nachbestellen. Ich sage ihnen jedes Mal: Welche Sorte wollen Sie? Ein Bild, das den AbschicdSschmerz neu her vorruft oder eins, das leichter vergessen macht? Baron d'Emblee: Könnten Sie m>ch nicht gleich bedienen, mein Herr? Ich bin etwas eilig ~. Herr Romeo: Sosort! (Er schellt, sährt sort zu reden. Niemand kommt.) Es ist auch eine der Verirrungen unse rer Zeit, daß man sich nur alle zehn Jahre photographircn läßt, ein Zwi schenraum, wie beim Impfen. Das ist dann immer gleich ein Ercigniß, ein feierlicher Akt,,,. Welch' eine Thor heit! Ein Bild solcher Art, —wenn Sie es nach 6, 7 Jahren einem Freunde ge b.'n, wie soll man Sie erkennen? Sie hallen Zeit, sich zu verändern. Bedenke» Sie doch, wir altern in fünf Minuten! Man sollte sich ich hoffe, soweit kommt eS noch —zu jeder Stunde photographiicn lasjen, bei jeder glückli chen, unglücklichen, eigenthümlichen, ernsten, traurigen, komischen, sentimen tale» Gelegenheit, in allen Thätig keiten. EiMginjsin, Beschäftigungen dieses Lebens, flehend, liegend, bei Tisch, im Bett Baren d Emblee: Auch ohne Toi leite? Herr Romeo: Auch ohne sie. Und dann schreibend, lesend... .und be stimmte Autoren lesend, der Gefichts ousdruck ist bei Monpassant, Bourgel oder Telpit eiu ganz verschiedener, Musik hörend, und seine bestimmt« Musik, Parfüms einathmend, uns ganz bestimmte Parfüms, eisend, trinkend, im Sonnenfchcin oder im Regen spazie ren gehend. Und dann, wenn Ihnen ein Anzug gut steht, dann aus Ver gnügen—eins, zwei, ein Versuch, wi« wenn man eine Eigarette raucht. Baron d'Emblee: Bitte, schellen Sie noch einmal, man kommt nicht. Heer Romeo: Man kcmmt sosort. (Er schellt wieder.) Und dann, au man seine persönlichen E:r,ir;:2e nie derschreibt. wie man ein Tagsduch iuhrt. jo wird man all« d:e e Vcr'uche. die ich „Zustar.d«" im S::>n r-n Seelen-Zuständen", denn sie zeden dieie wieder, binden leisen und mit deni Tatum, mit einer Zeile, wel che der Stimmung dem jeweiligen fluch tigen Gefühl, das )edcs einzelne Brlt zuruckruft, entspricht. Und fpäter be sitzt man aus kie>e Weile den ganzen Menschen, wie er im Leben war. unter den tausend verschiedenen Eindrücke», mit tausend besonderen für die gewöhu- lichen Sterblichen unfaßbaren Schät zungen, die man aber durch die erwor bene Uebung vom Augenblick an er kennt. Welche ganz verschiedene drei „Zustände", cin Mann am Morgen seiner Hochzeit, am Tage desselben, und am Morgen nachher! Ach, welche anzie hende Sammlung würde das scin! Man hättc sie stcts in scincr Nähe, und auf dicfe Weise erlebte man immer wie der seine Vergangenheit. Ich ließe auch die Möbel, die uns gefallen, die Sitze, die uns zusagen, die Blumen, die man mir schenkt und die geichmackvoll in der Vase blühen, die Thiere, die uns lieben, photographircn,.. Weshalb hat das noch Niemand empfunden? Darü ber bin ich wirklich erstaunt... Baron d'Emblee: Erstaunt? .... ich auch. Aber Ihre Schelle scheint nicht zu gehen. Herr Romeo: Wir werden gleich sehen (er drückt an einem zweiten Knopf). Und da ist auch der Ball! Auf dem Ball, bcim Tanzcn, erfaßt Einen nicht stets so cin „Zustand"? Ja, we-halb findet die Photographie nicht in allcn SalonS offene Thüren? weshalb ist sie nicht die Königin des EotillonS? Aber nein, sie behängen ihren Frack mit einer Unmenge Firlesanz, mit Orden. Ster nen und Schellen und erinnern in die sem papierncn Schmuck an einen spani schen Maulesel. Glauben Sie nicht, daß der junge Mann, wie das junge Mädchen, die sich ein paar Stunden im sanfte» LiebeSspiel nahe standen, nicht glücklicher wären, ihr Bild auszu tauschen? Fräulein Olga (in dcr Thür crschci ncnd): Sie haben geschellt? Baron d'Emblee: Jawohl, schon zwei mal. Herr Romeo (zu Frl. Olga): Einen Moment, Mademoiselle; ich bin beschäf tigt. (Frl. Olga ab.) Baron d'Emblee: Ich bitte sehr um Entschuldigung, aber,... Herr Romeo: Gleich bin ich fertig. Ein Wort über die Verliebten und ich schließe. Mit meinen „Zuständen",.. Baron d'Emblee (mit den Füßen stampscnd, beiseite): Der Teufel holt ihn mit seinen „Zuständen"! Herr Romeo: Mit meinen „Zustän den" brauchten sich Verliebte nicht mehr >u schreiben. Welche Reize das hätte, sich täglich während einer Trennung einen „Zustand" zu schicken; einen „Zu stand". der ganz kurz sagen würde: „Hier ist mein letztes, mein allerneuefteS 8i1d,.,. So sah ich aus. als ich an Dich dachte!" Ueberträfe das nicht den besten und zärtlichsten Brief? Und lvenn man sich entzweit, schreibt man einfach: „Mein Herr, schicken Sie mir meine „Zustände" zurück...." Da kommt mir noch ein andercr Gedanke. Hl Baron d'Emblce: Das ist doch zu viel, nein. »ein. (Er schellt selbst uud läßt den Finger so lange aus dem Knopf liegen, bis Fräulein Olga er scheint) Her'r Remco7 Ich sehe, Sie haben kile, ich möchte nicht lastig fal len .... Baron d'Emblee: Ich erlaube mir nur, Sie daraus ausmerksam zu ma chen. daß Sie seit einer Stunde spre chen und daß diese Zeit gewiß sür die Ausnahme «on fünfzig „Zuständen" meiner werthen Person hingereich' hätte. Herr Romeo. Oh. Pardon. w.?;n Herr. Pardon, der Gegenstand riß mich jort.... An welchem Tagetöiimcn Si» kommen? Baron d'Emblee: Mittwoch früh. Herr Romeo: Schön, mein Herr. Fräulein Olga: Nein. Mittwoch ist's nicht möglich. Tie Familie L-sseps ist vorgemerkt »nd A»i>i»t »in früh 7 bi-" Abends 5 Uhr. Baron d'Emblee: Dann Donnerstag im Laufe des Tage-? Herr Romeo: Ja. um 2 Uhr, denn um 3 komm! Prinz Raylan. Baron d'Emblee: Einverstanden, Donnerstag um zwei Uhr. Guten Tag. mein Herr Fräulein Olga: Mein Herr.... Herr Romeo: Mein Herr.... Baron d'Emblee (die Treppe hinab steigend): Donnerwetter noch einmal! Wenn der nur zur Aufnahme seiner Bilder nicht ebenso viel Zeit braucht, r>ie zu seinen Vorreden!.... VonPeterFeodoro witsch, dem späteren Zaren Peter 111. und Gemahlter Kaiserin Katharina 11., deren Gejchichle von Prosessor L. v. Bilbass in der Uebersetzung von M. v. Pezold unlängst erschienen ist, erzählt das genannte Werk: Im Jahre 17.'>5, als der Großfürst Peter schon 28 Jahre alt war, „bestand seine liebste Beschäs tigung im Spiele mit einer Menge kleiner Puppen Soldaten aus Holz. Blei, Stärkemehl »nd Wachs, welche er auf langen, schmalen Tischen aus stellte. die das Zimmer füllten, so daß man sich kaum zwischen denselben durch drängen konnte. Er hatte längs den Tischen schmale Messinggitter angena gelt und Schnüre an dieselben ange bunden: wenn er an der Schnur zog. gaben die Gitter einen Ton von sich, der ihn an ein Pelelonseuer erinnerte." Mit großer Genauigkeit beobachtete er alle Hojseste, an welchen er seine Regi menter Freudenschüsse abgeben ließ. Jeden Tag führte er Patrouillen herum und hid einige Puppen heraus, welche die Rolle von Wachtposten muß ten, wobei e: stets in ccll?r Uni'cnn. in boNLZ karrss. Sporen und Scharre erschien, Tie Lakaien, welche von >s:n g«wl:r:iyt wurden, bei diisen Ererci tie?! zügeln iein. waren vernich te'., in irll-r U.i'serm zu erscheinen. Fel > che Bezeichnunz. Escw,2nn, Ta Hai m.",n: Frau g!i:ern » Tafjen K:n«: xürun'en. 20 Sorten Kuchen p::dirt, den Mund wie «ine laufen lassen und 5 Stunden h'ntere'.nanSir getanzt und wie ir.r heimkamen, bekam ich eine drei viertelstünd.;« Gardinenpredigt. —Un> dabei rechnu die sich zum schwachen Ge schlecht! »!«« Kahrt in »«< «»malt-Lanb. B«r einigen Jahren besuchte Herr Menge? mit seiner Somali-Karawane die größeren Städte Europas und als auch ich dieselbe in dem zoologischen Ganen zu Franksurt a. M. besichtigte, hotte ich keine Ahnung, daß ich so bald Gelegenheit habe» sollte, diesen braunen Herren meinen Gegenbefuch in ihrem Lande machen zu können. Inzwischen hat mein Beruf als Einkäufer von Rohwaaren für ein englisches Import- Geschäft mich sür längere Zeit hierher nach Aden verschlagen, von wo aus ich vor Kurzem einen Ausflug nach der Somali-Küste zu unternehmen hatte. Für viele mcincr Landsleute, welche die Somali-Karawane gesehen haben, dürfe es nicht ohne Interesse sein. Einiges über die Heimath des Völker stammes zu erfahren. In Aden bilden die Somali eine» sehr groß«, Theil der Bevölkerung. Schon bevor ich auf meiner Reise von Europa nach Arabien an das Lc«) kam, machte ich bereits die Bekannt schaft vieler kleinen Somali-Knaben im Alter von 4 bis 10 Jahren, welche in kleinen Booten in die Nähe unseres TampserS ruderten, um uns ihre große Kunstsertigkcit im Tauchen zu demon striren. Sie riefen anhaltend „l»>,b „ho ho hu hu ha ha," eine Aufforde rung an die Passagiere, kleine Geld stücke in das Meer zu werfen. Wir kamen dieser uns durch das Schiffs personal verdolmetschten Einladung nach, und die Kerlchen holten alle Mün zen wieder l>eraus; sie bliebe» dabei mehrere Minute» im Wasser ver schwunden. ja sie schwammen sogar unter unserem tiefgehenden Dampfer weg. Merkwürdig ist, daß die Hai fische, an denen im Hasen kein Mangel ist. den kleinen Burschen nur selten zu Leibe gehen. Allerdings war einer un ter ihnen, welchen ein solches See ungeheuer eines Beines beraubt hat; auch der taucht aber trotzdem munter weiter; er tröstet sich mit: la" (Allah hat es gewollt), cS war scin Kisnict. Die Somali sind nämlich strenggläu bige Muhamedaner. Sie besitzen meist eine'schöne, große Figur: auch ihr Ge sicht ist hübsch zu nennen. Vou einer gewissen Intelligenz zeugt ihr großc« Sprachtalent. Die Küstenbewohner sind fast alle des Arabischen, Indischen und auch ei» wenig des Englisch?» mächtig. Die Hautfarbe ist dunkler als die der Araber, aber nicht so „kohlenpechrabeu schwarz" wie diejenige der eigentlicher Neger, von welchen sich der Somali auch schon durch die nicht platte, richtig« Adlernase und dnrch das weiche, leichi gelockte, tiesschwarze, nicht wollige Haar unterschcidet. Letzteres hängt, wenn der Kopf nicht glatt rasirt ist, lang her unter und wird mit Kalk befchmiert. Der erwachsene Mann trägt meisten? einen Vollbart. Eine Kopsbedeckunc wird selten an ihm gesehen, anch dii sonstige Toilette ist höchst einfach. Frü her bestand sie in einem Fell, jetzt wirt ein grobes, langes, weißes Tuch in ge schmackvollen Fallen um de» Körper geschlungen. Nur die rechte Schulter und der Arm an dieser Seite bleiben frei, damit mehr Beweglichkeit zum Speeiwurf vorhanden ist, in welchem der Somali emc wunderbare Fertigkeit besitzt. Die Franen sind größten theilS hoch gewachsen, stark entwickelt und viele haben ein recht schönes Ange sicht. das sie im Gegensatz zu anderen Muhamedancnnnen unverschleicrt pro fanen Blicken zeigen. In Aden sich! man d,n Somali nie mals fchwere Arbeit verrichten. Koh lenlräger, Eaolis (Tagelöhner) und 'Handwerlcr sind ausschließlich die flei ßigen Araber, während die Herren Somalis lieber müßig herumlungern und das W'»i,e. dessen sie zum Leben benölhigeu, durch kleine Tienfte. die sie den Durchreisenden erweisen, oder als Fremdenführer und Dolmetscher ver diene». bezw. erbetteln. Bei uns ui Europa ist ein Vater, der mit cincr größeren Anzahl von Töchtern gcscgnct ist. in der Regel gewiß nicht zu beneidn. Anders bei de» Somalis. Die Schiv.cgeriohne müssen ihre Ge mahlinnen den Eltern für schweres Geld ablausen. Dasür geht die Frau als unbedingtes Eigenthum in den Be sitz des Mannes über, der sie sast wie eine Sklavin behandelt. Die Hochzeil wird bei vermögenden Leute» sehr fest lich begangen. Es findet ei» großer Umzug durch die Straßen statt mit Pechfackelu und Feuerwerk. Der Bräu tigam reitet aus einem Maulesel mit verhülltem Gesicht und bedeckt von einem großen bunten Schirm. Er wird begleitet von den Verwandten, insbesondere von dem Vaier und den Brüder» der Braut; die letztere bleibt jedoch merlwürdigerweile zu Haufe. Außerdcm errichtet man große Doppel» Hütte» aus Matten, sür Männer und Weiber getrennt, dort wird dann eine ganze Woche lang musicirt, und ge tanzt. Die Musik ist natürlich keine Strauß, sche und der Tanz kein deuticher Walzer oder eine man pautt viel mehr eiiitöiiig stundenlang auf Marter instrumenten herum und hüpst dabei vorwärts und rückwärts bis zur Be wußtlosiglcit. Die Gaste bei einer sol» cheu Hochzeit haben ein kleines Geschenk in Baarcm als Eintritt zu entrichte»! das junge Paar macht daher ost ein recht gutes Geschäft mit der Festlich keit. Ter Somali bat in der Regel nu, eine Frau. Vielweiberei ist selte»! den noch liebt er die Abwechselung: die Ehe wild »st nach kurzer Dauer durch Prie sterjpruch gelöst. Es sindet dabei eine gütliche Auseinandersetzung statt: di« Frau erhalt die Töchter, und. wen» vorhanden, auch etwas baareS Geld oder Vieh: serner gibt man ihr fllr etwaige Wiederverehelichung ein Zeug, »iß. worin verzeichnet ist, mit wem und wie lange sie verheiratbet gewesen, wie sie sich während des Ehestandes be tragen hat »nd weshalb die Scheidung stattfand. Selbstverständlich ist bei die sen Zuständen der Familiensinn nicht stark entwickelt: die Kinder werden schon frühe aus den: elterliche» Haufe wcggc sandt und inüssen zusehen, wie sie sich allein weiter durchbringcn könncn. Nachdcm ich durch meincn Auscnlhalt in Aden die Somali-Neger ganz genau kennen gelernt hatte, sührten Geschäste mich vor Kiir-cm auch in das Land die ses Völkeritamines. Ter kaum 60 Tonnen große Dampfer, dcr mich als einzigen sogcnannlcn Salon-Pasjagicr dorthin bringen sollte, verließ den Ha sen gegen Sonnenuntergang. Katinen gab cs tcine an Bord, ich mußte mich daher auf Teck mitlcn unter den Ein geborcnc». die in großcr Zahl meine Reisegefährten waren, so bcgnem, als unter diesen Umst.inden möglich, sür die lange Fahrt cinrichrcn. Tie ganze Nacht dampften wir die füdara bifche Küste entlang. Nichts als kahle Felswände bildeten die Aussicht, Mor gens erreichten wir die kleine In el Pcrim, nalic dein Eap Bab-cl Mandch. an der engsten Stelle zwischen Arabien und Ostafrika gelegen. Tic Insel besitzt einen ausgczcichue tcn Hann un) hat großcn Werth als Kohlenstation, die Franzosen wollten sie seiner Zeit besctzcn nnd hatten cinc Flotte mit der Ventzcrgreining betrant: die Engländer bekamen jedoch Wind von der Sache, entsandten schnell ein Pnuzerschiff und die französischen Schiffe fanden bei ihrer Ankunft bereit! die engliichc Flagge gehißt. Nach kurzem Aufenthalt in Pcrim, dessen Bevölkerung ans wenigen hun dert Arabern und Somalis, sowie etwa 3» Europäern besteht, fuhren wir die ostafrikanische Kiisic entlang, südliäi am Golse von Tediura vorbei, nach Zaila. Die Einfahrt in den Hasen dicicr So mali-Stadt ist sehr gefährlich, denn er ist vou Sandbänken und Riffen umge ben und ohne irgendwelche Lichter; die Kapitäne nähern sich deshalb nur bei Tag. Die Schiffe müssen wcit cntfcrnt vom Landc an'ci-n, so daß man unge fähr cinc Siundc weit Ruderboote be nützen muß. che man dem Tro,lene» so nahe komm!, daß man, in einem Tragsessel dahin befördert werden kann. Tie Wichtigkeit von Zaila liegt da rin. daß cS der Hasen von Harrar, so wie des größten Theiles von Abessinien ist. Tic Küste ist flach, sandig und unbewachfen, doch erleben sich etwa 50 Meilen (engl.) landeinwärts hohe Ge birge mit reichlichem Wasser »nd in üppigcr Vegetation prangenden Hoch plateaus Der Reichthum an wilden Thieren hat in den letzlcn Jahren viele engliichc lagderp.ditioncn hierher ver anlaßt. die große Beule an Löwen. Leoparden. Elephanten. Wildesel. Ga zellen, Straußen u. s. w, erzielten, Zaila besteht zum größten Theil au§ armseligen Hütten vo?? Holzstäben mil Matten -überdeckt; während der Regen zeit muß der Aufenthalt in ihnen nicht gerade angenehm sein. Steinerne Häu ser gibt es annähernd 3V. Kaufleuten gehörend, ferner das Gouvernements- Gebäude, ein Zollhaus und ein „Bun galo", welches die Regierung den Fremden zur Verfügung stellt. Außer dem Residenlen wohnen nur wenige Enropckcr dort, an anderen Ortschaften der Küste auch, wenige indische und arabische Kaufleute. Die Eingebore nen sind arm: ihre Habe bilden Ziegen, Schafe. Kamecle und kleine, aber stark gebaute, ausdauernde Pferde. Hinter den letzten Häusern von Zaila, am Beginn der sich bis an das Gebirge erstreckenden Sandwüste, be findet sich eine Art Festung mit kleiner indischer Garnison und einem Lazarelh. worin ein eingeborener Medizinalbc amter seines Amtes wallet. Tort siad Wasser- und Eßvorräthe sür lange Zeit aufbewahrt, und dorthin ziehen sich auch bei den öfters sich ereignenden Aufständen alle Europäer zurück, Zwischen den einzelnen Somali-Stäm men finden fortwährend Kämpfe statt, Tic Krieger benutzen keine Feuerwaf fen, sondern den Speer; auch entsenden sie vergiftete Pfeile, wie sie sie gegen die Raubthiere verwenden. Die verschie denen Stämme sind klein an Zahl; sie wählen sich einen klugen Mann als Ehef, d. h. Priester und Richter. Unser Schiff verließ Abends den Ha fen von Zaila und fuhr die Nacht hin durch in lüdöstlicher Richtung die jan dige Küste entlang, bis wir in der Frühe Bulhar erreichte». Dort existirte kein Hafen; das Schiff mußte daher im offe nen Meer Anker werfen und das Lan den war bei bewegter See ungemein schwierig. Einige Wellen waren so liebenswürdig, über unser Ruderboot zu schlagen, und völlig durchnäßt wurde ich schließlich in einem Tragsefsel an das Land getragen. Butbar cristirt noch nicht lange als eigentliche Stadt. Vor etlichen Jahren errichteten die in der kühlen Jahreszeit dortlnn loinwen d.m Karawanen leichte Hüttcn. welct« dann im Sommer, bevor die Regen- und Sandstürme an der Küste ihr We sen triebe», wieder abgerissen wurden. Nach und nach errichtete man jcdoch etwas festere Hüttcn, und beule ist ichon eine ständige Bevölkerung von lausend Somalis dort. Häuser von Steinen gibt es aber immer noch nicht; der ein zige dort lebende Europäer, der Resi dent, wohnt ebensalls in einem kleinen, mit Matten bedeckten Holzbau, Eine kleine indische Garnison, ein Hospital mit indischem Totlor >o«ie ein Gesäng niß sind auch hier vorhanden. Eharat teriftifch an Bukhar ist der seine rolhe Sand, welcher Alles in dieser Farbe erscheinen laßt, jogar die Kleidung der Eingeborenen, die in sandhaltigem Wasser gewa'chen wird Nach Erledigung meiner Geschäfte begab ich mich wieder an Bord, was mit einige» Schwierigkeiten verknüpft war. To« Schiff nahm östlichen Cours nach Berbera, dem wichtigsten Hasen der S»maliküste, woselbst wir nach sünf- stündiger Fahrt anlangten. —Der Ha fen von Berbera ist vollkommen ge schützt, mit Leuchtthurm versehen und so tief, haß die Schiffe direkt an einem von der englischen Regierung erbauten eisernen Pier anlegen können. Hier sieht eS denn auch wohnlicher aus. Etwa süns Minuten vom User ent fernt erblickt man die Rcgicrungsge bäude. die Häuser de-Z Residenten. Oberingenieurs, Zollinspettors, der Somaliküste, eine Kaserne und ein La zareth, serner cin Haus, welches die Regierung sür fremde Besucher bereit hält. Vom Gebirge her erhält man ausge zeichnetes Trinkwasser, eine Seltenheit hier zu Lande; es wird in mächtige Bassins herabgeleitet. Dieser Reich thum an Süßwasser hat es ermöglicht, einen schönen, mit Palmen bewachsenen Garten anzulegen, der wund»rbar ge gen die ganze kahle Küste absticht. Bis zur Stadt Berbera muß man 2V Mi nuten durch tiefen Sand waten. Auch die regelmäßig angelegten Straßen sind sandig. Die Wohnräume sind nur zum kleineren Theil aus Steinen ge baut, zum größeren Hütten. Vor der Stadt ist sür die ost bis zu 800Ka»iee len starte, ans dem Innern kommenden Karawanen eine Karawanserei einge richtet, außerdem ein Zollhaus für die vom Innern anlangenden Güter. Die ganze enorme Küstenstrccke, östlich um Kap Ouadasin hcrum bis südlich zum zweiten Grad nördlicher Breite, ist von Somalistämmen bewohnt, die no madenartig umherziehcn. Das So maliland wurde im Jahre 1875 von den Egyptern besetzt, infolge des Auf staiides Arabi Pascha's jedoch wieder verlassen. Hierauf folgten ständige Unruhen, was die Engländer 1884 veranlaßte, einige Kriegsschiffe herzu senden und die wichtigsten Hasenplätze zu occupircn. Seit jener Zeit ist die Eivilisation ständig im Fortschreiten bcgrisfcn, so daß das Land zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Schon heute werden die Kosten zur Verwal tung der Küste von dieser selbst dnrch 1 pEt. Eingangs- und 1 pEt. Ans gangszoll von allcn land- uud see wärts kommenden und gehenden Gü' tcrn bestritten. Mein Aufenthalt in Berbera währte mehrere Tage. Nach rührendem Ab schied von meinen neuen Somali- Freunden brachte mich unser Schiff in 20 Stunden wieder nach Aden zurück Bon »en Beduinen. Bezeichnend sür die Eigenart der Beduinen istsolgendes kleine Bild, das Heinrich Brugsch in seinem von der »Voss. Ztg." mitgetheilten Berichte über einen Ritt nach der Pyramide von Hawara entwirft. In leichtem euro päischem Rciscanzug so erzählt der Reisende mit dem rothen Tarbusch aus dem Haupte, bestieg ich mit Hilje eines Stuhles mein Grauthier, ich sel ber war der reisende Frängi, während mein beduinücher Begleiter. der meinem Beispiele gefolgt war, um den EsclS riicken zu erlluninen, den Anblick eines weisen Mannes darbot, der sich sür einen Wiutcrfcldzug in Sibiriens Eis zonen vorbereitet hatte. Ueber fein langes, weißwollenes Untergewand Halle ir einen schwarzen, dicken Barnus ge zogen und seinen Turban mit so dicht verschlungenen Tüchern umhüllt, daß sein graubärtiges Gesicht mit den zwickernden Augen nur noch aus eine» kleinen Ecke heroorliigle. Seine Füße hatte er in wollene Strümpfe gesteckt und nach der Egypten Weise beim Reiten die Beine lang »ach vornhin ausgestreckt, wobei die Pan toffeln aus schwefelgelbem Zicgcnlcder sich gar zierlich auf der äußersten Spitze der Zeh.» hin »nd her wiegte». Still und wortlos, wie es Beduinen nun ein» mal sind, ritt mein treuer Begleiter an meiner Seite, und sügte es des Weges Enge, daß er um einige Esellängen den Vorsprung gewann, so konnte ich mich niemals eines lauten Lachens erwehren. In feiner dichten Umhüllung, in wel cher er auf feinem Grauthiere hockte, »lachte er mir vollkommen den Eindruck einer alte» vorsorglichen Tante im hel len Kleide mit schwarzem Manlelüber wurf, den Kopf in Tücher eingehüllt. In spaßhaftem Ueberniüth nannte ich ihn von da an mit unserem deutschen Worte Tante. Anfangs schmieg er dazu still, dann wurde feine Neugierde rege und er er laubte sich die Frage: »Warum ruft mich mein Herr Tante? Ich bin doch ein S»hn Adams und habe mit der Stadt Tanta nichts zu schaffen." Man muß dazu wissen, daß in Unleregypten eine durch ihren großen Jahrmarkt' be kannte, ja berüchtigte Stadt dieses Na» mens gelegen ist. „Beruhige Dich, lieber Freund," erwiderte ich ihm. „die Tante bedeutet in deutscher Zunge eine ältere, gesetzte Person, die man lieb hat, ganz so. wie ich Dich, und der man die höchste Achtung und volles Vertrauen zollt." „Wie eS Golt gefällt," versetzte er. „so nenne mich ineinelwege» Tanta. Gott, der Erhabene, weiß es am besten, was Dein Herz dabei denkt." Unfreiwillige Sonn tagsruhehat ein Hamburger Kaufmann über sich ergehen lassen müssen. Am letzten Sonntag war',; bis 12 Uhr Mit tags hatte man gearbeitet. Dan» schlössen die jungen Leute das Eonlor. ohne daran zu denken, baß ihr Prinzi pal noch fleißiger sein könne, als sie selbst. Der t?hej arbeitete aber in sei nem Privatzimmer so fleißig, daß er erst nach Stunden entdeckte, er fei ein Gefangener. Klopfen und Rütteln an den Thüren half nichts: ringsum herrschte Todtenstille. denn alle benach barten Eontore waren geschloffen. End lich kam ihm ein rettender Gedanke. Er tetephonirte an die Feuerwehr; die nütz liche Anstalt solgte seinem Ruse und befreite ihn durch abgesandte Mann schaften und deren Hauptschlllssel au» der mißlichen Lage.
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