»««Usch« Loealnachrtch»««. Provinz Brandenburg. Berlin : Der ehemalige Hauptmann O'Danne (ein Abenteurer l. Ranges, früher ein aus England importirter Erzieher des Prinzen Wilhelm) ist we gen wissentlicher Anschuldigung und verläumderischer Beleidigung gege» den deutschen Militär-Attache in Paris, Hoiningen, sowie mehrere Ofsicierc zu 3 Jahren Gefängniß und 5 Jahre» Ehrverlust verurtheilt worden. Das Landgericht verurtheilte den focial demokralifchen Redakteur Erwald in Brandenburg wegen Beleidigung zweier Geistlichen zu 100 Mark Geldstrafe. Dem VollSdichter Karl Weiße ist in Freienwalde, wo er als Drechslermei ster seinem Handwerk und der Dicht kunst lebte und auch gestorben und be graben ist. ein von verschiedenen Hand wcrkervereinen gewidmetes Denlmal errichtet und ist dasselbe letzter Tage enthüllt worden. Dasselbe hat aus dem alten Tanzplatz, gegenüber dem Pape»- teich, Ausstellung gesunden. Einen Raubmordvcrsuch verübte in Friedenau der Bäckergeselle Ludwig Hoffmann aus Stettin gegen seinen Meister, den Bäcker Paul Scysfcrt. Hoffmann ver setzte mit einem Gasrohr dem Seyffert wuchtige Schläge aus de» Kopf: Letzte rer lonnte aber um Hilfe rufen, so daß die Nachbar» herbeieilten, den Verbre cher eiitwasjiiclen und ihn dem Amts gerichte in Wilmersdon ciiilicserten. In einem Anfall von Geistesverwirrung hat sich in Nieder-Neuendorf die Schii scrirau Schröder mit zwei Kinder» ii> her Hcivet ertränkt. Provi»zOst p r e u ß e n. Tie Losmauiiswiltwe Gallinat an? Rominte», welche ein iicugcboreiics Kind ihrer Nichle aus Fahrlässigleit getödtet und die Leiche sodann im Osen verbrannt hatte, wurde zu 6 Monaten Gesängniß verurtheilt. Tie Uuler schlagungen des Rendanten in Meng hosser bei der Sparkasse in Giimbiniic». der sich im April bei Potsdam erschoß, belausen sich nach eiidgiltiqer Prüsung aus 142,000 M. Etwa 80.000 M. werden durch Kaution uud beschlag nahmtes Vermögen gedeckt, so daß der Reservesond von 90,000 M. angegris fen wird. Menghoffer war das Opfer fehlgeschlagener Speculationen. In einem Anfall von Geistesstörung machte der Gerber Hensel in Rastenburg seinem Leben ein Ende, indem er sich den Hai? durchschnitt. Provinz West Preußen. Auf Veranlassung des Magistrats wurde der langjährige Taxator am städtischen Leihamt in Danzig, Juwe lier Roscnsteill, verhaftet. Derselbe wird beschuldigt, daß er eigene Silber sachen durch dritte Personen im städti schen Leihanit habe verpfänden lassen, wobei er sich erheblich zu hoch taxirt ha be. Tiefe Pfänder feien nicht einge löst worden und bei deren Verkauf ein erheblicher Schade» für die Leihanstalt entstanden. —Die Gattin des Directors der Gcwehrfabrik in Tanzig, Major Daum, ist beim Blumensuchen im FestungSgraben aus dem Boot gestürzt und ertrunken. In Nciihöjerfelde brannten zwei Gehöfte nieder. Das Feuer brach in der Scheune des Be sitzers Preiiß aus und ergriff auch sehr schnell die Gebäude des Nachbargrund stücks. Letzteres, dem Besitzer Reimer gehörig, brannte gänzlich nieder.—Bei einer S-egelpartie auf dem Frischen Haff von Kahlberg nach Elbing siel der Rechtsanwalt Stadthagen über Bord und ertrank.-Beim Baden ertrank im Gcserichsee der Rekrut Buchholz von der Kürassier-Escadron. B. befand sich als Nichtschwimmer an der Leine; dieselbe riß, und trotz aller Rettungs versuche konnte man ihn nur als Leiche aus dem Wasser ziehen. Bon der Slraskammer wurde der Postagent Boiii» i» Svmmerau wegen Diebstahls zu 9 Mon. Gesängniß verurtheilt. B. hatte s. Z. um «einen Kassenfehlbetrag ,u verdecken, einen Einbruch fingirt. P r ovii.n z Pommern. In CallicS erhängte sich der Ächnei dcrmeister Theodor Wolter aus Kum mer über de» Verlust von 450 M., die er aus einem von ihm unterschriebenen Wechsel des verstorbenen Ackerbürgers Theodor Sireitz hat zahlen müssen. Das 'Dors Schützendorf wurde durch eine verheerende.Feuersbrunst fast zur Hälfte iu Asche gelegt. Obgleich bald nach dem Ausbruch des Brandes zahl reiche Spritzen zm>r Stelle waren, wur den 31 Gebäude, darunter 15 Wohn häuser, vernichtet. Ter frühere Kel lermeister Wilberg «in Stralsund hatte sich vor Kurzem zum größten Evstanmen Aller mit einer »w -die Hälfte jüngeren Frau verheirathet. Das „jungt" Paar ieiile aber in bestä-ndigem Unfrieden. Kürzlich wurde num W.. nach Angabe Her Frau, infolge eims Selbstmordrer -si'ches, ans dem Bette legend, mit einem Strick uni den Hals und einer Schrudt »vunde an der linkem Seite, sterbet «ausgesunden. Frau W. wurde zwar ansänglich verhaftet, jtdoch da nichts Belastendes gesunden wurde, alsbald wieder aus sreien Fuß gesetzt. Gericht che Untersuchung ist im Gang. Provinz Schlesien. ln Breslau Kanonikus Karker, Präses des sürstbischöflichen Consistori ums und Vitariatamtsrath. Die Breslauer Universität wird zur Zeit von 1251' Studirenden und 38 Hörern be sucht. 143 Stildirende gehören der evangelisch-theologischen Fakultät, 274 der juristischen, 292 der medicinischeii und 334 der philosophischen an. Lieutenant Fritz Arretz vom Grenadier regiement König Friedrich Wilhelm 11. ist sahnenflüchtig geworden und wird steckbrieflich verfolgt. Die Mörder Brachmann und Maiwald, die am zwei ten Psingsttage den Stations-Diätar Geisler in Breslau erschossen und einen Schutzmann bei ihrer Ve»solgung schwer verwundeten, stellten sich in Sommerfeld felbst der Polizei. Die Oder ist aus den Ufern getreten und hat unterhalb der Stadt Brieg weik Strecken überschwemmt. Bei den Ort« schasten Prämien, Schwanowitz und Stoberau ist die Ernte vernichtet. Schwere Gewitter haben sich in den letz ten Tagen über Schlesien entladen, strichweise begleitet von orkanartigen Stürmen und von verheerenden Hagel schauern. In der Umgegend von Hirschberg sind in den Gärten das we nige Beeren vbst, sowie die angesetzten Aepfel abgeschlagen und das Gemüse ist theilweise vernichtet worden. Der Schaden an Feldfrüchten wird auf 75 Proc. der Gefammterute geschätzt. Provinz Posen. Das Eisenbahnunglück bei Okollo um 4. März kam vor der Strafkammer in Bromberg zur Verhandlung. An geklagt waren der Tclegraphenassistent Luriat aus Schlenseau und der Sta tionsassistent Witzke von hier, durch Vernachlässigung der ihnen obliegenden Pflichten den Transport aus einer Eisenbahn in Gesahr gebracht und mit«- telbar den Tod von Menschen verur sacht zu haben. Luxiat wurde freige sprochen. Witzke dagegen zu sechs Mo naten Gesängniß verurtheilt. In Schneidemühle ist die Mahnkopse'M Dampsschneidemühle in der Bromber ger Vorstadt ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer, das a»f Brand stiftung zurückgeführt wird, hat eineu Schaden von 70,000 Mark angerichtet. Die durch den Zusammenbrach der Spar- uud Wcchsel-DarlehnSkasse Ge schädigten in Schrimm wollen eine Re greßklage gegen den Aussichtsrath an strengen, da derselbe ersatzpflichtig ist. Statt der erwarteten 16 Proccnt gibt es aus der Masse nur 5 Proceut. Das Rittergut LaSkowo im Kreise Znin von 938 Hektar Areal, ist von der Besitzerin, Gränn Sokolnicla, an die Ansiedlungs-Eommission verkauft worden. Provinz Sachsen. In der Kaserne der Fußartillerie in Magdeburg waren die Sergeanten Fink und Möhring mit Entladung einer Ge schützpatroue beschästigt. Plötzlich ex plodirte das Geschoß; dem Möhring wurde der Kops abgerissen, Fink an beiden Armen verstümmelt: außer dem ist ein Feldwebel mehrfach verletzt. Im Stadttheil Neustadt herrscht die DiphtheritiS in gesährlicher Weise. In der Familie des Fabrikbesitzers Fretzsch ner wurden die Ehesrau uuo eine Toch ter sowie ein Dienstmädchen von der Krankheithinweggcrasst. —sJn Qued linburg Geh. Koiumerzienrath Vogler, Präsident der Handelskammer Halber stadt, Mitglied des Landeseisenbahn- Raths nnd Inhaber vieler anderer großer Ehrenstellen. Die altmärki icheu Ortschaften Goldbeck, Krusemark, Bcrtkow, Baden und Eichstedt sind von einem schweren Hagelwetter betroffen worden. Strichweise fiel Hagel in der Größe von Taubeneiern. An demsel ben Tage wurde ein I3jähriger Knabe, Sohn des MühlcnbesitzerS Bethcle in Walsleben, aus dem Felde erschlagen Provinz Hannover. Herr Dr. Köple, der Director der Äckerbauschule in Bremervörde ist in einer Berliner Klinik an den Folgen einer Operation gestorben. Der in Celle verstorbene Oberlandesgerichts präsident Bardeleben ist im vorigen Jahre in der Oeffentlichkeit viel ge nannt worden. Bardelebe» war es, der die Hildesheimer Referendare, die einen jüdische» Eollegen von ihrer Tischgesellschast ausgeschlossen hatten, zur Strafe versetzte. Im Feldzuge 1870 7l hat er als Führer einer Laudwehrcompagnie gegen dieGaribal dischen Freischaaren mit Auszeichnung gesuchten. Bei dem Abbruch eines allen Sägewerkes wurde der Invalide Friedrich Hartmann von Gifhorn, In haber des Eisernen KreuzeS, durch Her abstürzen eines Schwungrades im Ge wicht von 1000 Kilogramm getödtet.— Die diamantene Hochzeit feierte in Har burg der frühere Schiffer F. C. Schultz mit feiner Frau, geb. Meiider.—Bür germeister Werner von Beesten ist nach einem Beschluß des Bezirksausschusses zu Osnabrück seines Amtes entsetzt wor den. Die Eisenbahnstrecke Norden- Norddeich wurde dem Betriebe über geben ; sie führt unmittelbar zum Lan dungsplatz der Dampffchiffe nach Nor derney. Ter neunjährige Sohn des Drechslermeisters Grube in Rotenburg, welcher von einer Kreuzotter gebissen wurde, ist an diesen Bißwunden nach qualvollen Leiden gestorben. Der fiskalische Theil des Kehdinger Moores, etwa 700 Hektar umfassend. soll kolo nisirt werden. Die Kosten sind, ein schließlich der Kolonistenwohnungen, auf 700,000 M. berechnet. Das Moor berührt die drei Kreise Neuhaus a. b. Oste, Kehdingen und Stade. Provinz Westfalen. Der Universität - Professor Dr. Schwane in Münster wurde entseelt aus dem Sopha seines Wohnzimmers ge sunden. nachdem er »och kurz vorher, anscheinend völlig wohl, mit seinem HauSwirtli im Garten umhergegangen war. Avs der Zeche .Hansa" bei Huckarde erlitten durch eine Erplosion schlagender Wetter ein Steiger nnd zwei Schlosser Brandwunden. Die Leute waren mit einer offenen Lampe an eine Stelle gegangen, wo sich Schlagwetter befanden. In Minden seierten die Eheleute Ledersabrikant Carl Dießel hoist und dessen Gattin Caroline Ma thilde, geb. Wchdeking, das Fest der goldenen Hochzeit. Auf Zeche .Kö nig Ludwig" bei Bruch verunglückte der Schachthauer Wilhelm Köller durch Sturz in den Schacht und der Schachl hauer Matthias Flake durch herabstür zende Wetterscheidebretter. Beide hin» lerlasjen Frau und eine Anzahl kleine Kinder. Rhein Provinz. Der srühere Vorsitzende des Anlise mitcn-Vereins. in Köln Karl Julius Gruner, der erst kürzlich wegen angeb licher Betrügereien verhastet, jedoch bald darauf wieder entlassen worden war, ist durch die Criminalpolizei wie der verhastet worden. s In Aachen Justizrath Hubert Rumpen. Bingerbrück mit feinem bedeutenden Eiscubahnvertebr ist durch ein tgl. Dekret von der Gemeinde Weiler abge trennt worden und bildet somit von jetzt ab eine ielbststäiidige Gemeinde. Bonn wird z. Z. von 1043 Studiren den besucht. Der Fakultät für katho lische Theologie gehören 208, der Fa kultät sür evangelische Theologie 107, der juristischen 325, der medizinischen 325, der philosophische» 433 Sludi rende an. Eine Freundin de? ver härteten NotariatSsekretärS Prinz in Erefeld hat durch dessen Betrugereien ihr ganzes Erbtheil von etwa 20,000 M. eingebüßt. Dem Vernehmen nach harren Abrechnungen über slaltgefun dene Verkäust aus dem Jahre 1887 noch ihrer Erledigung. Auf die Er mittelung des Aufenthaltes der Gebr. Erwig aus Düsseldorf, die wegen be trügerischen Bankerotts und Fälschung steckbrieflich verfolgt werden, hat der Untersuchungsrichter 3000 M. Beloh nung ausgesetzt. In der Firma Cramer Buchholz in Rönsahl gehö rigen Pulvcrinühle zu KesselShünn sand eine Explosion statt, durch welche die ganze Anlage verwüstet wurde. Ter Arbeiter Schnurer, ein junger Mann, fand dabei den Tod. Sein Körper wurde mit fortgeschleudert und erst nach längerem Suchen gänzlich entblößt in deni zur Mühle führenden Wasser graben aufgefunden. Ter Kasscn rendant der NierS-Meliorations - Ge nossenschaft Jakvb Schauten wurde i» Haft genommen worden. Terselbe soll sich Unterschlagungen in Höhe von 17,000 bis 18,000 M. schuldig gemacht haben. Hessen-Nassau. s In Kassel der KriegSrath a. D. /iitter, welcher im Jähre 1866 die In tendantur des 11. Armcecorps organi sirte. Steckbrieflich verfolgt wird der flüchtige Bankier Heinrich St. Goar in Frankfurt a. M. wegen betrügerische» Bankerotts.—Kürzlich wurde in Kirch detmold das 1000 jährige Bestehen der christlichen Kirchengemeinde sowie die Erinnerung an die vor 400 Jahren vollzogene Einweihung des jetzt noch bestehenden Gotteshauses festlich began gen. Der aus Würzburg unlängst geflüchtete, von der Militärbehörde steck brieflich verfolgte Hauptmann Urlichs ist jetzt auf dem Niederwalde erschossen ausgefunden worden. Königreich Sachsen. Das Reichsgericht hat die Revision ieS wegen Verächtlichmachung von StnatScinrichtungcn zu 1 Jahr 3 Mo naten Gesängniß verurtheilten social demokratischen Redacteurs Waller Vic tor May vom Chemnitz verwiesen. 112 In Colditz der Director der Irren anstalt Medicinalrath Dr. Langwagen. Von dem in Denken geborenen und kürzlich in der Schweiz verstorbenen In genieur Krönert ist seinem Geburtsorte die Summe von 54,000 Mark zur Be gründung und Unterhaltung einer Haiishaltungs- und Kochschule vermacht worden. In Frohnau hat sich der Posamentirmeister Claus erhängt. Das dem Fleischer H. Kuhn in Groß drebnitz zugehörige Wohnhaus nebst Scheune wurde ein Raub der Flam men. Das Feuer war in der Scheune durch das 15jährige Dienstmädchen ! Weidner aus Rache angelegt worden. I In Wersdorf stach infolge eines > Streites der Liebhaber eines bei dem Hausbesitzer Schwalbe wohnenden Frauenzimmers den Letztgenannten mit einem Messer in den Unterleib, der dabei förmlich aufgeschlitzt wurde. Wegen Beleidigung des sächsische» Landtages ist der Redacteur des social demokratischen „Wählers", Pollender, in Leipzig, vom Landgericht zu 6 Wo chen Gefängniß verurtheilt worden. Thüringische Staaten. In Altenburg wurde die fünfte Fach ausstellung deutscher Conditoren vo» der Prinzessin Moritz von Sachsen-Al tenburg im Namen der Herzogin eröff net. s Der stellvertretende Vorstand im Ministerium, Obcrregierungsrath Dr. Schenk in Altenburg. Bei einer Fcuerwchrprobe in Coburg brach die neue Nürnberger Schiebeleiter, so daß ei» Steiger, der Dachdecker Beyer, aus schwindelnder Höhe aus das Straßcn pslaster herabfiel, und sofort todt auf dem Platze blieb. —Wegen Sittlich keitsverbrechen wurde der Lehrer W. Möller in Großfahner zu 1 Jahr Zucht haus und zweijährigem Ehrenverlust verurtheilt. In Ilmenau wird dem nächst eine Gewerbeschule aus Staats kosten errichtet werden. Der Lehrer Eduard Günther in Meiningen, der sich an einem noch nicht I4jährigen Mäd chen vergangen, und sich dann, von Reue ersaßt, selbst dem Gericht gestellt hatte, wurde zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt. sln Salzungen der Restaurateur Ferd. Mehner an den Verletzungen, die er sich vor vier Wo chen beim Abspringen von einem in doller Fahrt begriffenen Fcldbahnzug zugezogen hatte. Heffen-Da r m st a d t. Der Lehier der Knabenmittelschulc ,n Darmstadt, Psannmüller, hat sich auf dem hiesigen Friedhofe am Grabe ! feiner Eltern erschossen. —Die Eheleute ! Peter Lampert und Katharine Lampert ! geb. Marquardt in Elmshausen stierten das Fest der diamantenen Hochzeit. ! Ter Postgehilse Windecker von Fried berg wurde in Mainz wegen Unterschla gung von etwa 14,000 M. verhastet. Tem Tomschatz wurde eine Kreuz- Partikel einverleibt, die von Maria Stuart wahrend ihrer Gefangenschaft und auf dem Gange zur Richtflätte ge , tragen worden war. Tic Kostbarkeit war früher Eigenthum der Gräsin Ida l Hahn-Hahn, welche sie dem Mainzer Dome vermachte. 112 Der hoffnungs volle Sohn des Herrn Realschuldirec tors Dr. Dersch in Groß - Umstadt an Blinddarmentzündung. > Königreich Baiern. Bürgermeister Keller in Ansbach vierte mit seiner Gattin die silberne Hochzeit, wobei ihm die städtischen Col !egien einen silbernen Taselaussatz über reichten. In der Kaserne in Aschas enburg erschoß sich der Büchsenmacher Röder aus Nürnberg aus Furcht vor Strafe, welche ihm wegen verspäteten ZinpafsirenS in Aussicht stand. We ze» Eapilalrenleiistcuerhiiiterziehnng vurde der Fabrildirector Adols Kün neth in Münchberg zu 2331 M. Geld ktrase verurtheilt. Die historische Wagner-Restauration zum „Anger mann" in Bayreuth wird jetzt abge brochen, um für ein neues Postgebäude Platz zu bekommen. 112 In Hofheim zer k. Oberamisrichter und Vorstand zeS k. Amtsgerichts Hofheim Edmund Scherer. Das 50jährige Jubiläum )es Gesangvereines in Lauf ist prächtig ocrlaufen. Von auswärts waren 1900 Tanger, die sich auf 61 Vereine ver lheilen, erschienen. Von Nürnberg zllein waren nahezu 700 Sänger er schienen. Im Festige bewegten sich !6 Fahnen. Ein schweres Unglück hat den Bauern Buler in Malching be troffen. Zwei seiner Kinder. Knaben Alter von 2j und Jahren mach le» sich an der Versenkgrube zu schaffen, Kürzten beide in dieselbe und sanden ihren Tod. Vor dem Schwurgericht in Nürnberg hatte sich der Schneider Pleiik von Thieldorf zu verantworte», )er bereits von einem württembcrgi chen Gerichte wegen Mordes zur Todes strafe verurtheilt und dann zu lcbens- Änglichcr Zuchthausstrafe begnadigt voröen ist. Er hat außerdem wege» ziiderer Reate eine Zuchthausstrafe von icben Jahren zu verbüßen und wurde wcgeu räuberischer Erpressung nißcr der lebenslänglischen strafe zu !incr Gesainmtzuchlhausstrafe von 15 fahren verurtheilt. Der Einjährig freiwillige Pöllmaiiii des Straubinger Bataillons hat sich erschossen, weil ihm vcgcn Lachens beim Spalierstehen vahrend der Fronleichnamsprocessio» 3 !age Mittelarrest zudktirt wurden. ' In Tölz der frühere Landtagsabge .'rdnete uud Bürgermeister I. Werk neistcr. Kön ig reichWür t t em ber g. Während eines Gewitters in Eann ialt schlug der Blitz in ein der Mäd heiimittclschulc benachbartes Haus und :iß ein Stück von dessen äußerer Waud veg. Die erschreckten Schülerinnen siirztcn in voller Hast die Treppen her >b, wobei einige stürzten und, von den nachfolgenden getreten, mehrfache Ver letzungen erlitten. Auch wurden einige Schülerinnen der im Erdgeschoß befind lichen Frauennrbeitsschule vor Schrecken »hnmächtig. Niemand jedoch wurde, mtgegeu anfänglicher Nachricht, in der Panik getödtet.—Neulich entlud sich ein lwn Nordwest nach Südost ziehendes Vewitter über eineu Theil der Gemeinde markung Sieße». Unter gewaltigem Ztiirm siel dichter Hagel und richtete lus Feld und Flur grotzen Schaden an. —Ter kürzlich von New Port nachLud vigsburg ausgelieferte Lieutenant a. D. Kropf wird wegen des an Civilper soncn verübten Betrugs von der Straf kammer des Landgerichts, wegen feiner Lctrügcrcien gegenüber Offiziere» vom Militärgericht abgeurtheilt werde». Die Zntscheidung des letzteren erfolgt zu nächst. Zu dem in Reutlingen stcttt 'indeiiden Liedersest des Schwäbischen Längerbundes sind bereits 120 Vereine mt ungefähr 4100 Sängern ange meldet. Unter großer Betheiligung niS Württemberg und Baden wurde :u Tuttlingen das Schneckenburger- Tenkmal enthüllt; Professor Hieber iuS hielt die Festrede. Der Prinz von Weimar übergab das Denk mal der Stadt Tuttlingen. Eine Dieustmagd wurde in Zöbingen ver haftet, die ihrem neugeborenen Kinde skopf, Füße und Hände abgehackt und )eu Rumpf und Glieder dann vergra sen' hatte. Hroß Herzogthum - Baden. Bei den Grabarbeiten für die evan gelische Kirche in Badenweiler ist man ms römische Bauüberreste gestoßen. >eren Anlage verräth, daß dort ei» ge valtiger Bau gestanden haben muß. Nis jetzt wurden Ma»er» von zwei .Neter Dicke nnd darüber bloßgelegt. Tie großartigen Ucberreste lassen er leiinen, daß die einstige römische An icdelung bedeutend gewesen sein muß. Maurermeister W. Simmler in Lerwangen entleibte sich durch einen kevolverschuß. Als Grund des Selbst mordes wird Liebeskummer angenom men. Der Geschichlsprosessor Geh Rath von Holst in Freiburg ist in Holge der Besserung seines Gesundheits >usia»des endgiltig entschlossen, nach Chicago überzusiedeln. Ein 19jähri ger Sohn des durch seine literarische Thätigkeit aus volkswirthschastlichem Aebiete bekannten Freiherr« v. Reitzen lein siel aus dem drilten Stockwerk aus >ie Straße und blieb sofort todt. Turch die Bemühungen des Pfarrers Lär in Furtwangen ist eine Section »es SchwarzwaldvcreinS gegründet morden. Die Hinterbliebenen des »erstorbenen CommercienrathS Paul !ritscheller in Lenzkirch haben 10,000 Nark gestiftet, von deren Zinsen die >lrmen der Gemeinden Lenzkirch und llnterlenzkirch Unterstützung erhalten ollen. Rheinpfalz. Die 26jährige Marie Bauer in Dürk heim benutzte zum Feueranzünden Pe troleum. Die Kanne explodirte uud >as Mädchen erlitt dabei tödllicye Ver etzungen. Nahrungssorgen wegen iat in Flomersheim der vcrwittlvele Wagner Jakob Zeyer seinem Leben durch Erhängen ein Cude gemacht. In uner 'Maschinenfabrik in Frankenthal uarcn sechs Arbeiter mit Aufladen von fitterpressenrahmen auf einen Eisen zahnwagen beschäftigt. Dabei kippten Zie Rahmen um, wodurch der verheira tete Arbeiter I. Göder, 34 Jahre alt, üater von 4 Kindern, getödtet und die übrigen fünf Arbeiter theils schwer, theils leicht verwundet wurden. Lan dau verliert eine ihrer rühmlich bekann ten Brauereien. Bierbrauer Kaul stellte das Brauen ein und wird die Wirth schaft einem Pächter a»s Ludmigshafcn überlassen. Unsere Sladt besitzt nun mehr noch zwei Brauereien, nachdem sie noch vor 25 Jahren etwa sünszehn aus zuweisen hatte. Ueber das Vcrmögcn des Bauunternehmes Fritz Göbels i» Ludwigshase» ist der Koucurs worden. Elsaß-Lothringen. Am l. Juli wurde in acht den des Kreises Altkirch, in je vier Ge meinde» der Kreise Rappoltsweiler, Molsheim, Bolchen und Chateau-Sa lins, in einer Gemeinde des Kreises Schlettstadt, in neunzehn Gemeinden des Landkreises Metz, in acht Gemein den des Kreises Diedenhoseii. in süns Gemeinden des Kreises Forbach und in siebzehn Gemeinden des Kreises Saar burg an Stelle der noch geduldeten französische», die deutsche Geschäfts sprache eingeführt. In den Sitzungen der Amtsgerichte wird nunmehr nur in deutscher Sprache verhandelt. Tie Stadt Straßburg hat mit einem Ko stcnailfwande von 800,000 Mark einen Hafen zur Aufnahme von Nheinfchiffen erbaut. Dieser Tage ist das erste Schraubeiidampsboot der Rhein- und SccschifsfahrtSgescllschast in dem Hasen vor Anler gegangen. Sämmtliche hie sige Zeitungen feiern diesen Moment als einen Wendepunkt in der Geschichte des Handels der reichslündischen Haupt stadt. Wiederum die traurige Nach richt von dem Tode eines Elsässers in Tontin! Wie erst jetzt bekannt gewor den, ist der in Eschbach geborene Anton Weiß am 21. August >B9O in einem dem mörderischen Klima und wahrscheinlich auch den Strapazen des Dienstes erlegen. Der Redakteur des sranzösischcn Theiles des „Expreß" in Mülhausen hat den Befehl erhalten, das Reichsland zu verlasse». Beim Laden in der Saar ertranken zwei Ulaneii vom 7. Regiment, und zwar der zweite bei dem vergebene» Bemühe», seinen im Untersinken begriffenen Ka meraden vom Tode zu erretten. Diemn glückliche Muitcr des braven Retters, die Wittwe Horsch in Ruwer bei Trier, nhielt die telegraphische Beiiachrichli gung von dem Tode ihres Sohnes in dem Augenblick, als bei einer Feuers bruiist gerade ihr Haus niederbrannte. Anhalt, Braunschweig Lippe Wa l deck. Einem Schlaganfalle ist der Besitzer der Adler-Apotheke, Herr Rud. Piper in Dessau plötzlich erlegen. Zwei Ju biläen werden in nächster Zeit gefeiert werden können. 300 Jahre find nun verflossen, seitdem der Grundstein zu unserem Rathhause gelegt wurde, und die hiesige Schuhmacheriniiuiig kau» ans ein 200 jähriges Bestehen zurück blicken. In Gernrode brannle die Streichholzfabrik des Fabrikanten Lad dey vollständig nieder. Franlein Louise Lübbecke in Braunschweig, hat einer großen Anzahl milder Stiftungen, Legate testamentarisch vermacht. Das Hanptlcgat in Höhe von 30,000 Mark siel der Tienstbotenbildungs-Anstalt, einer Lieblingsschöpsung der Verstorbe nen, zu. Der dem Trünke ergebene Handelsmann Joachim Hevdecke in Hassclselde wurde in der Nähe der Stadt todt aufgefunden. 112 I» Salzuflen der frühere laugjährige ReichStagsabac ordnete Wilh. Bülten. Mecklenburg. Im Werderholz in der Nähe des Knochenbcrges wurde der Schlosser La deivich erhängt aufgefunden. Das fünfzigjährige StiftungSiest feierte der Männergesangvercin in Gadebnfch, ans welcher Veranlassung die Stadl rcichli- Flaggenschmuck angelegt hatte. - Oldenburg. Aus Oldenburg sind im ersten Vier teljahre 1892 nach überseeischen Län dern 3tis (gegen 208 im ersten Viertel jahre 1891) Personen ausgewandert Schweiz. 112 Der Director des Internationalen Postbureaus, Eugen Berel, ehemaliger Bundesrath. 1889 eidgenöss. Com missär in Tessin, in Bern. Wegen Betrugs wurde Alt - RegierungSralh Stnrzenegger, Fabrikant in Herisau, verhastet. Er ist bei der eidgenössischen Bank mit drei Millionen Francs en gagirt. Letzthin war der Jahrestag des Unglücks von Mönchcnstcin. Vo» den Entschädigungsforderuiigen sind immer noch 72 Fälle von Verletzungen und 58 Todesfälle nicht erledigt. 'lm Nachlaß des in St. Gallen ver storbenen, stadtbekannten Wasserträgers Christian Vollenweider fand man ein Vermögen von über 60,000 Fr., das der Alte testamentarisch einer Reihe von meist ärmeren, bedürstigen Familien vermacht hat, die ihn zeitweise mit Suppe. Kaffee u. dergl. unterstützt hatten. In Gens soll ein großartiges allgemeines kantonales Museum im Kostenbetrage von rund 24 Millionen Fr. gebaut werden. GlaruS ist. in Folge seiner Industrie, sinanciell wohl der reichste Kanton, den» er besitzt ver hältnißmäßig das größte Steuerlapitol, nämlich bei 33,800 Einwohnern ein steuerbares Vermögen von 129,693,000 Hr., während dasselbe vor 50 Jahre», bei nicht viel niederer Bevölkerungszahl, erst 10,645,000 Fr. betrug. Tie girma Benziger >k Co. in Einsiedel!, hat zur Feier ihres lOOjährigen Be stehens ihren Angestellten und Arbeitern nicht blos eine Festlichkeit veranstaltet, sondern auch 50,000 Fr. vertheilen lassen. Der Bundesrath in Uri hat sich damit einverstanden erklärt, daß dem Bildhauer Kißling-Zürich sur Nus slihrinig des Tell - Denkmals in Altars 125,000 Fr. bezahlt werden. In Zürich hat Frau Theresia Burg ihren um II Jahre jüngere» zweiten Mann, Lokomotivführer, aus Eifersucht mit einem Traiichirmeffer erstochen. Sie stellte sich selbst der Polizei. Eineßerlinergroße Kon sektionSfirma vom Hausvoigteiptatz wurde seit längerer Zeit von einem ih rer Angestellten in umsangreichem Maße bestohlen; vor etwa vierzehn Ta gen wurde der Thäler entdeckt und mit demselben auch der Hehler, ein in der Königstadt wohnender Weißwaaren händler L., von der Kriminalpolizei verhaftet. Im Verlaufe der Untersu chung wurde auch noch die Chesrau des L. festgenommen, welche im Verhör vor dem Untersuchungsrichter für ihre uud ihres Galten Freilassung sich zur Stel lung einev Kaution erbot. Als ihr darauf erwidert wurde, daß dazu doch eiue größere Summe Geldes gehöre und die geringen Baarmiltel, welche bei der Haussuchung in des Hehlers Geschäft gesunden wurden, nicht aus reichten, erklärte Frau L.. daß sie bei der deutschen Bank 30,000 Mark im Depot hallen, uelche Summe wohl für Kaution ausreichen winde. —Statt diesen Betrag als Bürgschaft anzuneh men. erfolgte die Beschlagnahme des Kapitals zur Sichcrstcll.uiig für die durch die Hehlerei des L. geschädigte Firma. Fiau L. wurde übrigens, da ihr eine Milwissenschast an der Hehlerei nicht nachgewiesen werden konnte, aus der Hast entlassen, L. dagegen verblieb im UnlerinchuiigSgesängiiiß zu Moabit und ist über die Gattin höchst entrüstet, weil deren Indiskretion über feine Ver mögeiiSverhältnissc ihn um die ~Sparg roschen" gebracht hat. Die Bismarck-Demon strationen in Wien haben dort noch ein kleines Nachspiel vor Gericht gebabt. Am Tage der Hochzeit des Grase» Her bert Bismarck, dem 21. Juni. hatte sich bekanntlich in der Walluerstraße ein zahlreiches Publikum angesammelt, welches die Abfahrt des Brautpaares scheu wallte. Hierbei kam cS zwischen cinigcn jnngcn Leuten, welche die An wesenheit des Fürsten zu Temonstratio nen benütze» wollten, und den Sicher heitswachlentcu. welche sür dicAnfrccht haltuug der freie» Passage zu sorgen hatten, zu Zusammenstöße». Als die Polizei die Leute zurückdrängte, ertön ten die Rufe: „Nieder mit der Polizei! Hoch Bismarck!" Unter den damals Arretirteu, befanden sich auch der Ma gistiatS-Tiurmft Heinrich Schmitz und der Gymnasial-Tchülcr Karl Nieder. Der Magistrats - Diurnist Heinrich Schmitz, der sich äußerst ercessiv und renitent benommen hatte, befindet sich derzeit in landcSgerichllicher Hast, wäh rend Karl Nieder vom Bezirksgerichte Alsergnind wegen Uebcrlrctung der Wachebcleidignng zur Verantwortung gezogen wurde. Die als Zeugen vor geladenen Sicherheitswachleute Joseph Mahringer nnd Eduard Bahr bestäti gen. daß der Angeklagte ebenfalls „Nieder mit der Polizei!" gerufen und das Vorgehen der Wache unverschämt genannt habe. Der Richter Dr. Scho ber verurtheilte den Angeklagten zu einer dreitägigen Arreststrafe. —Einevermei n t l i ch e S oI oatenmißhandlung hat sür einen Ber liner Schuhmachcrmeisler Stolz, der dieselbe zur Anzeige brachte, eine Au lage.wcge» Beleidigung und widcrrccht klicher Nöthigung zu einer dienstlichen Handlung eingebracht, die vor dem Berliner Schöffengericht verhandelt wurde. Der Angeklagte gab folgende Darstellung de-Z Sachverhalts: Cr woh ne seit 15Jahrcn in der Schumannstraße und könne von seinen Fenstern aus den Kasernenhof des 2. Garde-Regi ments sehen. Am 12. Februar babe er gesehen, wie ein Theil der 9. Compag nie Turnübungen unter der Leitung des Vize-Fcldwcbcls Pick machle. Einer der Soldaten wie sich spater heraus stellte der Rekrut Körner habe am Ouerbaum Uebungen machen müssen. Es ist dies eine freistehende Barre von Tischhöhe. Ter »soldat muß beide Hände auf die Stange legen, durch Heben der Beine und Vorbeugung dcS Oberkörpers dem Körper eine horizoii tale Lage geben und durch Aus- und Niederziehen desselben die Muskelkraft seiner Arme erproben. Ter Rekrut Körner habe diese Uebung nicht aus führen können. Der Vize-Feldwebel Pick, der hinter ihm gestanden habe, habe ihn in der Rückengegend angesaßt. worauf der Relrut den Halt in den Ar men verloren habe, vornüber und niit dem Gesicht in den !--a»d geschossen sei. Als er sich erhob, habe er im Gesicht geblutet. Der Angeklagte, der srüher bei demselben Truppen iheil gestanden, habe das Verhalten des Vize-FeldwcbelS für eine Rckrul?ii-Mißhandluiig gehal ten, dem Hauptmann der 9 Comp. Anzeige davon gemacht und die Bestra fung des Pick beantragt, unter dem Borbehalt, die Angelegenheil in der Presse zur Sprache bringen zu wollen. Der Angeklagte erwähnte u. A. in dem Schreiben, daß die «oldateu-Mißhand lungen aus jenem Kasernenhofe zuge nommen hatten, seitdem der Raum durch eine hohe Mauer den Augen der Vorübergehenden verborgen sei. Im Termin behauptete der Angeklagte, daß er aus bester Ueberzeugung gehandelt. Füselier Körner war der Meinung, daß der Vize-Feldwebel Pick ihm durch Hö herziehen seines Körpers die Uebnnz habe erleichtern wollen, die Stange sei aber vom Regen schlüpfrig gewesen und »r vornüber gefallen, wobei er sich eine blutende Nase geholt/ Als eine Miß handlung habe er das Verhallen des Vize-Feldwebels nicht aufgefaßt. In gleicher Weise schilderte der' Letzlere den Borfall. Er gab zu, insofern unvor sichtig gehandelt z» haben, daß er nichl einen Mann so vor den Ouerbaum ge stellt hatte, daß derselbe den liebende» eventuell auffangen konnte. Ter Staatsanwalt hielt beide Vergehen des Angeklagten sür erwiesen und bean tragte gegen denselben eine Gesaiigniß strafe von 14 Tagen. Der Gerichlshof folgte aber den Ausführungen des Ver theidigers und fällte ein freisprechendes ' Urtheil, da anzunehmen sei, daß der Angeklagte sich im guten Glauben be- ! funden ba^-. Die Wiener „Allgemein? Zeitung" schreibt: In der jüngstem Sitzung des Sanitätsrathcs für Krain stellte Sanitätsrath Prof. Dr. v. Va lenta in Laibach den Antrag, es sei den Tamen das Tragen der Schleppen auf der Straße aus sanitären Gründen zu verbieten, da durch das Aufwirbeln des- Staubes Jnfcctionsstoffe den Menschen, und den Wohnungen zugeführt werden. Nach längerer Debatte wurde beschlos sen: „Es sei der Laibacher Stadt magistrat auf die sanitäre Schädlichkeit der Schleppen aufmerksam zu damit derselbe in der ihm geeignet schei nenden Weise das Erforderliche zur Hintanhaltung dieses gesundheitsschäd lichen Unfugs veranlassen möge." In einem Preßburger Blatte macht ein, Leser folgenden heiteren Vorschlag zur Güte: „Die Straßenschleppe, die schon so viel Staub aufgewirbelt hat," schreibt der Mann, „läßt die Gemüther immer noch nicht zur Ruhe kommen. Ich habe die Absicht, weder für, noch gegen dieses überflüssige Anhängsel zu eisern, sondern möchte einen versöhnen den Vorschlag machen. Tie Schleppe kann ruhig weiter sogar noch etwas länger getragen werden, jedoch müß ten sich die Schleppenlrägerinnen fol genden, vom hygienischen Standpunkte aus gewiß zu billigenden Vorschlage? fügen: Der schleppende Theil des Klei des wird unterhalb mit starkem Ga;e.-s fntter, oder bei sehr langen Schleppen mit ganz dünnem Drahtgeflechte ver sehen. An dieser Unterlage lassen sich» bequem einige Rollvorrichtungen, wie man sie unter den besseren Stuben möbeln hat, befestigen. Auf diese Weise wird die Schleppe rollend nachgezogen und das Staubaufwirbeln würde, wenn auch nicht gänzlich beseitigt, so doch we sentlich vermindert werden." Alphonse Daudet spricht sich in einem Feuilleton des „Figaro" folgendermaßen über sein Verhältnitz zur Musik aus: „Insgemein pflegen wir Literaten der Musik nicht geneigt zu sein. Mau kennt Gantiers Ansicht über das „lästige Gesumme und Ge brumme, so man Musik nennt"; Hugo, Leconte de Lisle, Bauville, Saint Vic tor haben diese Ansicht getheilt. Gon conrt rümpft die Nase, sobald man auch nur ein Klavier öffnet. Zola be hauptet zuweilen, sich dunkel an dieses oder jenes Musikstück zu erinnern nur weiß er nie, was und von wem es ist! Der gute Flaubert gab sich für einen gute» Musiker aus—aber nur,, um Turgenjeff zu gefallen, der selbst im Grunde genommen keine andere Musik liebte als die, welche im Salon Viardot gepflegt wurde, Ich aber, ich liebe alles, was Musik heißt, die heitere ebenso wie die traurige und gelehrte Musik, die Beethovens und die der Spanier von der Estudiantina, Gluck und Chopin, Masfenct und Saint- Saens, Gouuods „Faust" und „Ma rionette", das Volkslied, die das Tamburino selbst die Musik zum Tanzen nnd Musik zum Träumen, alles spricht zu mir, alles regt Empfindung und Gefühl in mir wach. Wagners Musik ergreift, er schüttert, hypnotisirt mich, uud dieGei geukünste der musikalischen Hexenmei ster, der Zigenncr, haben mich in die Ausstellung gelockt. Jedes Mal haben die verwünschten Gesellen meine Schritte gehemmt—man kann nicht von ihnen fortkommen." Der selige Rossini soll, wie sich jetzt herausstellt, die Schuld « n dem jüngsten Pariser Lcierkastcnwett kanipf tragen. Man wollte nämlich erproben, ob es wahr wäre, was der Eomponist des „Wilhelm Tell" einmal behauptet hat: nämlich, daß man auch die Kurbel des Leierkastens, des Mar terinstruments par sxosllsriee, „kunst voll" drehen könne. Als Rossini ein mal in Paris weilte, wurde er jeden Morgen durch einen Leiermann, der das Rcpertoir seiner Walze immer in derselben gleichförmig-monotonen Weise herunterhaspelte, aus dem Schlase ge weckt. Auch einige Stücke aus den Opern des berühmten italienischen Mae-- stros wurden ganz jammervoll abge leiert. Rossini, dem die Eintönigkeit dieser Musik das Trommelsell erschüt terte, lief eines Tages ärgerlich in den Hof hinunter, schob den blinden Leier mann bei Seite, ergriff die Kurbel des- Instruments und begann eines seiner eigenen Stücke zu spielen. Der Unter - schied war so gewaltig, und der Meister spielte mit so viel Ausdruck und Gefühl, daß alle Fenster geöffnet wurden und ein wahrer Regen von Sousstücken auf das Pflaster siel, zur großen Genug thuung des andächtig lauschenden Leier mannes. der bald erkannt hatte, daß er feinen Meister gesunden. Daß aber Rossini durch sein meisterhastes Spiel den jüngsten Leicrkastenwettkanipf her vorgerufen hat, das kann ihm nie nnd nimmer vergeben werden. Ein Pariser Blatt macht folgende Mittheilungen über die Ge wohnheiten der französischen Schrift steller an ihrem Arbeitstisch. Alphonse Daudet verzieht beim Schreiben den Mund zu spöttischem Lächeln; Zola liest mitunter laut den Satz, der ihm aus der Feder fließt; Edm. de Gon eourt bewegt den Mund, als ob er äße; I. Lemaitre streichelt sich den Schnurr bart mit der linken Hand: Renan be trachtet sei» Handgelenk, als ob er da rin eine Eingebung suchte; Ludovic Halevy richtet beständig die Augen ge gen die Zimmerdecke, wogegen Meilhac den Kopf zwischen die Hände faßt,, wenn er nachdenkt. Richepin hat die Gewohnheit, auf dem Tisch zu trom meln, wenn der Vers, den er sucht» uicht kommen will; Coppee unterbricht: sich jeden Augenblick, um eine Ziga rette anzuzünden, die er nach zwei oder drei Züge» fortwirst: Teßornier kratzt sich den Kopf; Em. Bergerat pfeift.. Jean Rameau endlich scheint, wenn er Verse macht, an etwas Anderes W, denken, während G. Ohnet an gar nichts denkt. 7
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