2 „Hundepost." Folgende? drollige Histörchen wird «us Berlin mitgetheilt: Vor einiger Zeit gesellte sich auf der Straße zu einem in der alten Schönhauserstraße wohnenden älteren Fräulein ein llcineS Hündchen und solgte der Dame aus Schritt und Tritt bis in ihre Woh nung. TaS niedliche kleine Thier, das ordnungsmäßig mit Maulkorb und Steuermarke versehen war, wurde von der gutmüthigen Dame freundlich auf genommen und nahm die gebotene Gast freundschaft acht Tage lang in An spruch, um dann spurlos zu verschwin den. Als das Hündchen nach einigen Tagen wiederum sich einstellte, um dann abermals zu verschwinden und schließ lich zum dritten Male bei seiner Gön nerin erschien, ward diese neugierig, wer wohl der Eigenthümer ihres vier füßigen Gastes sei. Sie suchte ein altes BlechbüchSchen, eine ehemalige Pillen schachtel hervor und befestigte dieses an dein Halsband des Hundes, nachdem sie rin Zettelchen hineingelegt hatte mit den Worten; „Dieser Hund hat sich schon zum dritten Male bei mir einge funden, sollte er abermals vermißt wer den, so bitte ich. bei mir vorzusragen. Marie A., Alte Schönhauserstraße No " Bald verschwand denn auch der kleine Gast. Wer beschreibt jedoch das Er staunen des Fräuleins A., als derselbe nach kurzer Zeit zum vierten Male er schien, die Pillenschachtel noch am Hals bande. Neugierig prüfte das Fräulein die Schachtel, ob der Zettel noch darin sei, fand jedoch ein anderes Papier, aus dem geschrieben stand: „Der Hund ist mein; sollte er wieder zu Ihnen kom men. so bitte ich, ihn bei mir abzuge ben. Fritz N., Fehrbellinersträße No " Entrüstet Über diese Znniu thung, verfaßte iiunmchr Fräulein A: einen neuen Zettel, welcher lautete. .Herrn Fritz N., hier. Verschonen Sie mich, bitte, mit Ihrer Zumuthung und «chten Sie besser auf Ihren Hund! Ich «verde denselben nicht mehr aufneh men." Nachdem diese Zuschrist an Herrn N. in der Pillenschachtel gebor gen war, nahm Fräulein A. ein Stöck chen und jagte den kleinen Gast fort. Derselbe kam aber schon am nächsten Tage wieder, aber nicht allein, sondern in Bgleitung eines eleganten Herrn, der sich lächelnd als Fritz N. präsen tirte und sich höflichst wegen seiner be leidigenden Zeilen entschuldigte. Er habe dieselben nur geschrieben, um die originelle Hundepost-Corrcspondcnz noch fortführen zu können. Die Dame ge wahrte denn auch dem Bittende» Ber zeihuug und Herr Fritz N. und Fräu lein Marie A. schieden in bester Freund-- schaft. Womit man die Tödtung einer Ku» bestraf». DriS größte Unglück, das einem Hin. du zustoßen kann, ist, zufällig eine Kuh zu todten, da die Kuh vom Hindu für heilig gehalten wird. Ein solches Un glück stieß kürzlich einem Mann der „Ahir"-Kasle (Kuhhirten) zu. Er ließ rin kleines Kalb, das er aus den Rücken genommen hatte, um es nach dem Tem pel zu tragen, fallen, wobei das Thier das Genick brach und sofort verendete. Die Brahmanen sahen diesen Fall als an und erklärten den Hir ten sür „Dolhi" (einen von den Göt tern Verfolgten). Nun wurde» ihn« folgende Strafen auferlegt: Dir Ärahmanen erklärten ihn auf sechs Mo nate sür „Hätie" (ausgeschlossen), fer ner wurde ihm auch gesagt, daß er lei ne größere Sünde hätte begehen kön nen, daß die Strafe jedoch, in Anbe tracht feiner sonstigen guten Führung, nicht zu hoch sein werde. Er solle wäh rend der sechs Monate mit Niemand verkehren oder sprechen, einen dicken Strick um den Hals und den Schwanz des Kalbes an dem Rücken herumtra gen und nach vier verschiedenen Tem peln, die im Rufe großer Heiligkeit sind, wallfahren. Den Mitgliedern seiner Familie, sowie seinen Freunde» wurde bei Androhung derselben Strafe ver boten, ihn mit Essen, Wasser oder Ob dach zu versehen. Nach seiner Rückkehr von der Wallfahrt wurde ihm eine Hütte hinter dem Tempel gebaut, in die er hineinkriechen muffte. Ein Mann wurde shm als Aufseher beigegeben. Ein mußte dem Delinquenten die Haare abrasiren, sowie die Nägel an Händen und Füßen schaben i.der Abfall wurde verbrannt. Nach Ablauf der sechs Monate endlich wurde der Mann ganz mit Kuhdünger beschmiert, worauf er in den nächsten Fluß springen mußte. Sobald er diesem entstiegen, war er srei. Er hatte blos noch 25 Brah mas an einem Tage zu speisen und dem Tempel ein gutes Geschenk darzubrin gen. Dann war er wieder in sein« Kaste aufgenommen. Ein vorsichtiger Mann. Auf einem Rheindampfer sitzen drei ältere Herren, die Karten spiele» wollen, um eine» Tisch und sehen sich, um das Spiel vollzählig zu machen, nach einem vierten Partner um. Da kommt gerade «in jungerMann von elegantemAeußern aus sie zu und der ersehnte Mitspieler scheint gesunden. „He, junger Mann!" ruft einer der älteren Herren, „möchten Sie nicht ein Spielchen mit uns ma chen?" „Tanke bestens!" entgegnet der junge Mann, „ich spiele nicht Kar ten." „Nun. so trinken Sie wenig stens eins uiit uns!" „Tanke, ich trinke nicht!" „Na, so nehmen Sie wenigstens eine Cigarre!" „Danke, ich rauche nicht!" „Gestatten Sie wenig stens. daß ich Sie in der Kajüte meinen Töchtern vorstelle!" „Danle tausend mal. ich heirathe nicht!" Schöne Aussicht. Das Schlimmste ist, daß mein Mann immer nur seine erste Frau so lobt!— Sie sollten ihm dasür dankbar sein;-es zeugt von einem gute» Herzen! Bedeuten Sie. wie er Sie nach Ihrem Tode vor itincr dritten Frau loben wird! Er wußte gar nichts von dieser Firma, außer daß sie ihm ein Circular übersandt hatte. In diesem Circular, welches durch eine l'vps >Vrilinß-Maschine hergestellt und mit den aninuthigsten kalligraphischen Ver zierungen verschwenderisch ausgestattet war. empfahl sich die 'l'vp« >VntinA irgendwie in Chel sea es siel ihm auf, daß die Firma nichts von blühenden und ausgebreite ten Geschäftsbetrieb sprach alle Ar ten von Abschristen, gesetzliche Tocu mente und schriftstellerische Munuscripte mit eingeschlossen, zu 1 Shilling und 2 Pence für 1000 Worte, Kopien dra matischer Werke zu 4 Shilling 6 Pence per Act von 15 Seiten, bei sorgfältiger Ausführung. Auch schickte die Firma einen ihrer Angestellten mit Maschine zu 7 Shilling per Tag in's Haus. Nun wird Jeder, der irgendwie Kenntniß von der c>k hat, begreifen, daß Heritage ck Company keine Mitglieder dieser respectablen Körperschaft sein konnten, da sie ihre Arbeiten wesentlich unter dem herkömmlichen Preise herstellten. Guy Terrick, den begabten Lustspiel dichter, von welchem in dieser Geschichte die Rede ist, kümmerte es wenig, ob er hier einen ganzen, dort einen halben Shilling mehr zahlte, dennoch schmei chelte er sich, hie und da ökonomische Anwandlungen zu haben, namentlich wenn diese Oekonomie ihni weiter keine Mühe verursachte. Außerdem hatte er die Adresse einer gewissen „Type-Wri ting"-Firma, welche ihm ein Freund empfohlen, verlegt. Da er sie nach oberflächlichem Suchen nicht fand und da er auch durch den Beschluß des Pa radox-Theaters, daß die erste Leseprobe seines nenen Lustspiels in fünf Tagen stattfinden sollte, in die Enge getrieben war, griff er n ach dem vor einigen Tagen eingelaufenen Cirkular von „Heritage Company" und ersuchte diese Herren durch eine Postkarte, ihm am folgenden Tage einen ihrer Angestellten mit der Maschine zu schicken, damit dieser ein dreiakliges Lustspiel nach seinem Diktat niederschreibe. Derricks Wohnung befand sich in tiner jener Straßen, welche nach der Themse gehen. Seine Zimmer lagen im obersten Stockwerk. Die Aussicht, welche die Templegardens und den gan zen Lauf des Flusses von Blacksriars bis Westminster in sich schloß, war sehr schön. Derricks Liebhaberei für Kurio sitäten und künstlerische Ausschmückung gab seinem Domizil ein malerisches Ansehen. Er war auch musikalisch und das unordentlich mit Note» be deckte Piano stand immer offen. Sein Schreibtisch stand am Fenster, so daß er bei jeder Wendung des Kopfes den Fluß und das Leben darauf beobachten tonme. Auch dieser umsangreiche Tisch war heute über und über mit Papieren bedeckt, denn der Dichter hatte sich schon frühzeitig an's Werk gemacht, die Blät ter seiner Komödie zu numeriren und das war in ihrem gegenwärtigen chaoti schen Zustande keine kleine Arbeit. „Es bleibt nichts übrig als das Dik tat," murmelte er. „schöne Aussicht, einen vermuthlich rothnasigen und ver schnupte» alten Schreiber meine Ge danken vorzudeklamiren." Ein Klopfen an der Thür erscholl. Es war zehn Uhr. Auf sein „Herein" zeigte sich auf der Schwelle eine zugleich angenehme und überraschende Erschei nung, deren Anwesenheit Derrick sich nicht sogleich klar machen konnte. Was sollte auch ein hübsches, junges Mädchen, das einen wunderlich geform ten Blecykasten trug, und das er nie zuvor gesehen hatte, zu dieser Stunde in seinem Zimmer zu suche» habe» und und zu welcher Stunde überhaupt? Sie war klein und gewiß »och sehr jung, denn sie sah kaum älter aus als ein Kinn; auch bestand kein Zweifel darüber, daß sie sehr hübsch sei mit ihren scheuen, sanften, dunklen Augen, den feine» Züge», der zarten Gesichts farbe und dem fchwarzen Lockenhaar. Das Mädchen begann in fragendem Tone: „Mr. Derrick?" und er stand auf und verneigte sich, während sie mit Kasten näher kam. Aber die Last war sür das gebrechliche Figürchen so schwer, daß sie das Geräth, als sie es auf den Tisch zu heben versuchte, auf halbem Wege innehalten und aus einen Stuhl fetzen mußte. „Verzeihen Sie," fragte Terrick, „was ist das?" „ES ist der Remington," antwortet« das junge Mädchen. „Ter Remington?" wiederholte Ter rick. „Die Schreib-Maschine," erklärte das Mädchen. „Sie wollen damit doch nicht sagen," rief Terrick aus, „daß Sie von den Herren Heritage geschickt sind? Lieber Himmel! Das ist mir noch nicht vor gekommen! Wenn ich cs aber recht be denke," verbesserte er sich, „so ist die Schreibmaschine eigcntlich eine Beschäf tigung für die Damen. Glauben Sie " Er hielt inne und betrachtete di« Kleine mit einer Art von komischem Wohlwollen. Derrick war eine etwa» excentrische Persönlichkeit mit ziemlich rauhen Manieren. Seine Feinde er klärten ihn für ein bischen verrückt, aber selbst sein schlimmster Feind hätte ihm nicht nachjagen können, daß er jemals unritterlich gegen eine Dame ge , wesen sei. „Es sollte mich wundern, ob Sie die , ser Art von Beschästignng gewachsen find," fügte er hinzu. „Sie erwarteten einen Mann?" fragte das Mädchen erröthend. „Jch«rwartete kein Kind," schwebte eS Derrick auf der Zunge. .Sie sehe» aus, al« hätten Sie die Schule noch nicht verlässt»." Und mit wichtiger Miene sagte er: „Verzeihen Sie. meine liebe junge Dame, aber zur Würdigung der orthographischen Feinheiten eine» da? moderne Kollegienleden behandeln den Lustspiels ist doch einige Bekannt schaft mit den Redensarten der Prorek toren und der Angestellten niederer Grade u. s. w. ersorderlich und dies« dürste doch kaum von sehr jungen Da men vorausgesetzt werden." Das Mädchen lächelte. „Ich bin nicht so jung, als ich scheine," erwiderte sie, nicht ohne eine» Anflug von Würde. „Ich verstehe freilich nichts vom Colle gienleben, aber ich glaube, ich kann es mit der Komödie versuchen und sollten einige schwere Worte vorkommen, so würden Sie mir sie vielleicht vorbuch stabiren. Ich kann sehr schnell schrei ben," setzte sie hastig hinzu; „schneller als die meisten Typisier,, so daß es keine Zeitvergeudung sein würde und ich bin überzeugt, daß Sie, was die Sauber keit der Schrift anbetrifft, auch befrie digt fein werden." „Haben Sie das Cirkular gedruckt?" fragte Derrick. „Ja, gewiß. Es ist weiter Niemand da." „Weiter Niemand?" „Gefiel Ihnen das Cirkular? Ich gab mir so sehr viel Mühe damit." „Es ist ein schönes Cirkular, ja so gar ein kleines Kunstwerk. Wenn Sie meine Komödie so drucken, sollte Ihne» der Souffleur seinen tiefempfundenen Dank abstatten. Aber lassen Sie mich es Ihne» gleich sage», daß er cs nicht thun wird. Dankbarkeit sindet mar überall eher als im Theater." Das Mädchen sah verlegen, fast ängstlich drein. „Wäre es nicht gut, wenn wir jetzt begännen?" fragte eS. „Freilich," erwiderte Derrick. „Wo wollen Sie sitzen?" „Hier am Fenster, wenn Sie nichts dagegen haben. Da ist das Licht am besten!" Sie legte Hut, Handschuhe und Ueberwurf ab, fchloß deu Blech kasten aus und breitete ihr Werkzeug, Gummi, Federmesser, Pauspapier u. i. w. mit der größten Genauigkeit aus. Dies gab Terrick Gelegenheit, ihre zier liche Gestalt Hu betrachten und das glänzende Haar, welches sich in reizen den Löckchen auf ihrer Stirn ringelte. Nun als ihre Röthe verflogen war, be merkte er die wachsende Blässe ihrer Haut und den Schatten unter deu Au gen. welcher diese noch voller und sanf ter machte. Sei» Herz wurde weich. Er liebte die Kinder. „Mein Gott!" dachte er, „sie sieht aus, als ob sie nicht genug zu essen hätte armes Kind! Und er sagte in seiner zufriedenen Art. „Sie scheinen ermüdet, ich dars wohl annehmen, daß Sie sehr zeitig gefrüh stückt haben kann ich darf ich Ihnen dann ein Glas Portwein anbie ten? Es gibt nichts Stärkenderes al? Portwein." Das junge Mädchen erröthete wieder und richtete sich leicht auf. „Rein, ich danke Ihnen," sagte sie „Ich bin gar nicht hungrig und trinke niemals Wein! Ich bin nun bereit zu beginnen, sobald cs Ihnen gefällig ist." Sie sah immer noch ein wenig einge schüchtert aus. Derrick, der es bemerkte, war nun mit einem Male rrnst, respektvoll und ganz bei der Sache. Er nahm die be tlebtesten, durchstrichenen Blätter seiner Komödie auf und begann zu diktiren. Sie ihrerseits begann auf dem Tasten apparat zu hämmern und so snhrcn sie sort sie anfangs mit peinlicher Sorg falt, er mit ängstlicher Bemühung, sie nicht zu übereilen oder zu verwirren. Sie waren Beide ganz von ihrcm Ge genstand in Anspruch genommen. Er wurde angeregt und sie sing an, sich für die Dichtung zu interessircn. Es war eine gute Komödie, voll von Witz und Laune und Derrick las nichts so gut als seine eigenen Arbeiten. Das Mädchen überließ sich harmlos den Ausbrüchen ihrer Heiterkeit. Manchmal, bei eine»' schweren Worte, blickte sie auf: „Verzeihen Sie. Wie?" „Myrmidonen. mein Kind— M—y —r —in—i—d—o—n—e—n." „O, es thut mir leid. Ich dachte, Sie sagten Marmelade." Terrick sah über ihrer Schulter und wirklich, sie hatte begonnen: „M-a—r...." Und dann lachten Beide. „Hm, hm!" murmelte Derrick, „im mer ein bischen in Gesahr, bei den Fremdwörtern Schiffbruch zu erleiden. Niemals in Oxford gewesen, Kind oder einen Bruder dort gehabt?" - „Nein." „Nein, natürlich." Die Thüre, welche in Terrick's kleines Eßzimmer sührte. wurde geöffnet und sein Diener meldete, daß der Lunch de reit sei. „Nun hören Sie mich an," sagte Derrick kurz, „wir haben keine Zeit zu verschwenden, da wir zusammen arbei ten müssen; ich bin hungrig. Sie müs sen cs auch sein. Ich fordere Sic nicht gerne auf, seit Sic mcincn Portwein verachtet haben, aber kommen Sie und frühstücken Sie mit mir, dann wollen wir wieder an die Arbeit gehen. Bitte, kommen Sic." Dic Kleine erhob sich bereitwillig, nachdem sie augenscheinlich ihre Schüch ternheit überwunden hatte und über haupt jetzt die Neigung zeigte, aus dic Art und Weise des Dichters einzugehen, denn in Terrick's Reden und Betragen lag etwas, was die Frauen vertrauen»'- voll zu ihm ausblicken ließ. Er öniieic ihr die Thüre, ließ sie zu Tische 'itzeu. bediente sie und unterhielt sie mit sreundickasiiichem. harmlosen Geplauder, gerade »ls wenn sie eine junge Dame aus den Kreisen seiner Belaiiiilen wäre. Und daß sie bis in die Fingeripitzcn eine wirtliche Dam: war. bewies sie durch viele kleine Züge während des Essens und während des Gesprächs. Al» der Lunch vorüber war. fragte cr sie: „Uno nun sagen Sie mir. was Sie von meiner Komödie halten?" „Sie ist köstlich," erwiderte sie; „ei ist gerade, als wenn man im Theater säße. wenn man sie dictiren hört. O. wie gerne würde ich sie aufführen se hen!" „Das sollen Sie. Ich werde Ihnen eine Karte für den ersten Abend schicken. Das versteht sich ganz von selbst." „So meinte ich es nicht," begann sie, aber Terrick zog sein Notizbuch hervor und kritzelte etwas hinein. „An die Adresse von Heritage ck Company zu senden. Ich muß Alles über Heritage »k Company wissen. Und Sie müssen mir Ihren Name» sa gen. Sie sind eine von den Angestell ten, vermuthe ich?" „L> nein wenigstens ich bin ich bin Heritage." „Und wenn Sie „Heritage" sind, wer ist „Company?" „Ich bin „Company". Ich ganz allein!" Derrick brach in ein fröhliches Ge lächter aus und erhob sich dann in fei nem Lederstuhl, um mit einem seltsam weichen Ausdruck in seinen Augen nach der Kleinen zu sehen, während sie. über de« Type-Writer gebeugt, ein Blatt «inlegte. „Sie ganz allein! Und Sie sind das Circular und Sie stellen in Ihrer kind lichen Persönlichkeit die mächtige Firma „Heritage Ä Company" dar? Erklären Sie mir das Räthsel." „Das ist sehr einfach. Bitte, lachen Sie aber nicht. Ich bin mit meiner Mutter allein. Und die Mutter ist kränklich und kann das Sopha nicht verlassen, und wäre nicht Heritage «d Company ich glaube, wir würden verhungern." „Armes Kind!" rief Derrick, „haben Sie keinen Vater mehr?" „Es ging Alles gut, so lange der Vater lebte," erwiderte das Mädchen; „aber die Bank fallirte und er ei nahm das Leben nnd die Mutter starb fast vor Gram. Ich war siebzehn Jahre alt und von Erziehung war nicht viel die Rede. Sie sehen es ja, daß meine Gouvernante mich gar nichts ge lehrt hat." „Eine schöne Sorte von Gouver nante, das. Doch scheint sie Sie. auf alle Fälle, Selbstvertrauen gelehrt zu haben und das ist vielleicht das Beste, was eine Frau lernen kann." „Daher kommt es, daß mir die lan gen Wörter schwer fallen. Aber ich studire jetzt noch ich arbeile jeden Abend, ich versuche, das Fremdwörter buch auswendig zu lernen." Derrick lachte wieder. „Glauben Sie, daß das etwas Helsen wird? Aber fah ren Sie fort. Was veranlaßte Sie, diese Art von Beschästignng zu ergrei sen?" „Gouvernante konnte ich nicht wer den und mußte auch bei meiner Mutter bleiben. Da las ich etwas darüber, daß Frauen das Schreiben mit der Ma schine erlernen und eine Freundin mei ner Mutter verschaffte mir eine Ma schine. Ich nahm Lectionen und dann kamen wir nach London und ich ver sandte die Cirkulare. Ich setzte „Com pany", weil es mehr Eindruck machte und es hat sich auch wirklich bewährt. Sie sehen, ich thue es etwas billiger als die Andern. Und so erhielt ich Arbeit." „Und es ist Ihre Gewohnheit, so wie hier, nach dem Diktat zu schreiben?" „O nein," erwiderte sie einfach. „Ich bin noch niemals zuvor auswärts gewe sen und hatte noch niemals mit einem dramatischen Schriststeller zu thun. Ich wäre auf der Treppe beinahe wieder umgekehrt, besonders da die Mutter es nicht gern sah." „Sie sah es nicht gern, daß Sie hier her kamen?" „Sie sagte, ich sei zu jung und es sei nicht rathsam für ein junges Mäd chen, den ganzen Tag bei einem drama tischen Schriststeller zuzubringen." „Ihre Mutter hat Recht. Bei Man chem ist es nicht rathsam. Und so glaubten Sie wohl gar, daß Sie zu einem Oger kamen und fürchteten sich?" „Nein, nein; nur für ein paar Augenblicke. Meine Mutter machte sich am meisten Gedanken darüber, aber Sie werden einsehe», daß ich diese Chance nicht verlieren durste. Cirku lare und Brief-Adressen zu drucken ist nicht die beste Art von Arbeit. Die Manuskripte von Schriftstellern sind es, welche etwas eintragen. Ich dachte, daß Sie vielleicht mit mir zufrieden fein und mir zum Schreiben der Rol len verhelfen würden. Es wäre schon viel werth, an einem Theater Fuß ge saßt zu haben. Sie scheinen im Para dox-Theater sehr ost das Repertoire zu wechseln und eS wird bald wieder ein neues Stück gegeben werden." „Das verhüie der Himmel. Mein Lustspiel wird hoffentlich sür eine Weile reichen. Indessen, wenn ich irgend einen Einfluß besitze, sollen Sie die Rolle bekommen. Glück aus, klein» Company!" Terrick erhob sich-und durchmaß das Ziinmer. „Fahren Sie fort, Kind. Lasten Sie mich Alles wissen. Bin ich doch fast alt genug, um Ihr Vater zu fein. Und ich nun ich nehme Antheil an Ihnen, und obgleich dramatische Schriftsteller in der Ziegel zu einer Klaffe Menschen gehören, welcher junge Mädchen aus dem Wege gehen sollten, und das müssen Sie sich merken so dürfen Sie mich doch als eine Aus nahme von der Regel betrachten. Und dürfen Ihrer Mutter sagen, daß ich einmal eine Schwester besaß und daß ich den Wunsch hege, Ihnen nütz lich zu seiu l" Er blickte sie sest an mit seinen ehrli chen grauen Augen, in welchen es wun derlich aufleuchtete. Ihre dunklen Au gen begegneten den seinigen uns beider Blicke hingen an einander. Sie schlug die ihrigen nieder und befaßte sich wie ber mit dem Einlegen des PapierS in die Maschine. Es trat eine Stille ein. Unbestimmte Gedanken und Wüniche hatten sich Derrick» bemächtigte. Wa rum sie gerade in diesem Augenblick Gestalt gewannen, war jetzt und blieb immer ein Geheimniß für »t«. Blök« lich sagte da» junge Mädchen- ..Wäre eS nicht b.'iser, wir wurden mit bei Ar beit sortsahven?" „Ich hab.' nicht die Absicht, meinen Kops heute noch weiter anzustrengen", sagte er ruhig: „gewiß aber nicht in den nächsten zwei Stunden." „Aber wir haben noch nicht einmal einen Alt sertig!" rief sie ans. ..Gut." erwiderte er gleichmüthig, ..wir haben fünf Tage, um die drei Alte darin einzutheilen. " ..Aber ich kann mit Leichtigkeit zwei Akte in einem Tage beendigen," gab sie zurück. „Ich nicht. Gestatten Sic mir zu bemerken, daß. während Sie nur nach meinem Tittat kopiren, ich meine ei gensten Gedanken aussprach und ein Lustspiel-Dialog ist immerhin eine an strengende Arbeit. Ich brauche Erho lung und bin sicher, daß Sie auch ih re» bedürfen und so wollen wir ihr denn ein oder zwei Stunden widmen. Se hen Sie-nichts in diesem Ziinmer, wor über Sie etwas durch mich erfahren möchten? Es gibt Leute, welche mei nen, daß ich eine ganz interessante Sammlung von allerlei Tand zusam mengebracht habe." O ja: es waren viele Gegenstände im Zimmer, worüber sie gern etwas hören möchte; der Bericht, wie und wo sie in seinen Besitz gelangt waren, schloß einen guten Theil von Terrick's Lebens geschichte in sich und diese führte umge kehrt wieder zur Mittheilung von Er eignissen aus ihrem Leben. Die Stunden verflossen rasch und mit ei nem kleine» Aufschrei dcs Schreckens hörte Miß Heritage die Uhr fünf fchla gen. „Wir müssen wieder an die Arbeit gehen/' sagte sie. „Bedenken Sie, was wir für Zeit verschwenoct habe»! Was wird die Mutter sagen?" Ihre Besorgtheit belustigte ihn und er sing wieder a» zu diclire». Um sechs Uhr war der Act fertig. „Nun ist die Schule für heute been digt," sagte Terrick, „Sie können nach Hause gehen. Miß Heritage ck Com pany, Ihrer Mutter den Thee bereiten und ihr Gemüth von aller Beunruhi gung wegen dieses merkwürdigen dra matischen Schriftstellers befreien." Er hatte nun Alles über die kränk liche Mutter vernommen; sein Herz war weich geworden und in feinem Kopfe bildeten sich allerlei kleine Pläne, wie er wohl einen Frcudenstrahl in dieses verdunkelte Dasein bringen könne. Hatte er nicht von seinem Schwager in Aorkshire einen Korb Haselhühner zu erwarten, in ihr heimathliches Haide kraut verpackt? Und stand das Ge wächshaus seiner Schwägerin nicht voll von Orchideen und ihr Garten nicht voll von späten Rosen? Und war es nicht die natürlichste Sache von der Welt, daß eine solche Sendung gerade ankommen würde, wahrend „Company" in seiner Arbeitsstube beschäftigt war? Und was konnte noch natürlicher sein, als das sie Einiges von diesen länd lichen Gaben mit sich nahm, um das Krankenzimmer zu erheitern? „Company! Sie sind mir nicht oöse, Kind, wenn ich Sie „Company" nenne?" „Nein. Wie sollte ich auch. Mr. Derrick, der Sie so gut gegen mich und Mama gewesen find?" HI „Unsinn. Und wenn ich versucht habe, „gut" zu fein, wie Sie es nen nen, würde ich dann nicht ein Unmenfch sein, wenn ich es nicht gethan hätte? Und ich will gut sein, und will auch, daß Sie gut gegen mich seien. So stehen die Sachen!" „Ich weiß nicht, wie ich mich „gut" gegen Sie erzeigen soll, Mr. Terrick. Ich weiß gar nichts, was ich möglicher weise sür Sie thun könnte." i „Meinen Sie? Und doch baben Sie schon so viel für mich gethan. Sie haben.mich viel gelehrt. Kleine „Com pany!"— er brach plötzlich ab, sah nach ihr, während sie sich über die Ma» schine beugte und sügte lächelnd hinzu: „Meiu Kind, halten Sie mich nicht ' für unverschämt, aber ich habe manch mal den unsinnigen Wunsch.mit meiner Hand durch Ihr lockiges Haar zu fah ren, um zu sehen, ob es nicht Funken sprüht. „Nein, nein", setzte er hinzu, als sie mit erschrockenem Blick und er röthend sich nach ihm umwandte. „Ich habe nicht die entfernteste Absicht etwas so Respectimdriges zu thun. Nicht um die ganze Welt möchte ich etwas thu», was mich in Ihren Augen uuehrerbie tig erscheinen ließe." „Ich danke Ihnen", sagte „Com pany" einfach und schien wieder ganz beruhigt zu sein. .Ja. Sie haben mich viel gelehrt." fuhr er fort. „In diesen vier Tagen, während wir hier zusammen arbeiteten, meine wohlfeilen Späße zusammen flickten und dazwischen zuweilen von der Comödie des Lebens plauderten in diesen vier Tagen haben Sie mich ge lehrt, wie selbstsüchtig und werthios das Leben eines Mannes sein kann eines Mannes, nicht schlimmer als viele und vielleicht besser als andere seiner Art. Sie haben mich gelehrt, welchen Einfluß zum Guten ein reines, auf richtiges, edles Weib aus einen solchen Mann ausüben kann. Sie haben niir etwas gezeigt, für das es sich zu leben lohnt—etwas, das mehr ist als das Vergnügen ja mehr sogar als die Kunst." „Mehr al« die Kunst!" wiederholte das Mädchen. „Und Sie, ein großer Schriftsteller, sogen das mir/einer armseligen Kopistin. TaS kann nicht fein!" „Und doch, ei ist so. Und ich soll Ihnen sagen, was es ist, das größer ist al- die Kunst?" „Ja. nennen Sie es mir.' erwiderte Sie sanft. „Es ist die Liebe, kleine „Com pany". „Als Sir hierherkamen und so vor mir standen, in Ihrer Hilflosigkeit und Hhrer Kraft zugleich, ging ein neu« Licht in meinem Leben auf und ich glaubte zu verstehen, was es bedeutete, > noch ehe wir sechs Worte mit einander! gesprochen hatten. Und dann als wir > Freunde wurden, als Sie mirJhr Ver trauen schenkten und in Ihrer einfachen, lieben Art von'lhrer tranken Mutter! nnd Ihren Kämpfen sprachen und von Ihrem geduldigen, muthigen Geiste —" ..Ich—. >ch geduldig und muthig!" unterbrach sie ihn; „aber das habe ich niemals gesagt, Mr. Derrick." „Nein; aber ich las es in Ihrem Ge. sichte und hörte es aus Ihren Worten heraus. Und ich. der ich unzufrieden, cynifch und ungläubig gewesen, habe eine Lehre von Ihne» empfange» eine Lehre, die ich niemals vergessen werde." „Eine Lehre, Mr. Derrick?" „Eine Lehre, die von Muth und rechtschaffenem Vorsatz und von dem Glaube» au die Macht eines gottgeseg neten Weibes handelt, denn Sie sind mir von Gott gesandt worden. Wollen Sie für immer meine Lehrerin bleiben, Ruth?» „Ruth!" wiederholte sie in Verwir rung. „Ach! ich weiß nicht, ob ich Ihnen zuhören darf. Ach, was würde Mama sagen?" „Ihre Mutter würde sagen wenn sie so ist. wie Sie sie mir beschrieben haben und icy vertraue darauf höre ihn an und laffe Dein Herz sprechen! Ist dies so schwierig, Ruth?" „N nein. Aber wir kenne» ein ander erst seit vier Tagen." „Hören Sie mich an. Ruth! Sie kommen um zehn und gehe» um sechs Uhr weg. Das ist die regelmäßige Zeit, nicht wahr zu sechs Schilling den Tag, den Gebrauch der Maschine mit eingeschlossen. So hat jeder Tag acht Stunden und acht Stunden sind vierhundert und achtzig Minuten und jede Minute von dieser Art sich „kennen zu lernen" ist einen ganzen Monat bloßen conventionellen Verkehrs werth. Sie sehen, nach dieser Berechnung ken nen wir uns vierzig Jahre und mehr brauchten auch die Israeliten nicht, utn in's gelobte Land zu kommen." „Hören Sie auf hören Sie auf," rief sie lächelnd. Er lachte mit und wurde dann plötz lich ernst. „Ist es denn eine so schwierige Sache?" begann er wieder. „Mein Herz entschied schon lange. Ich tan» Ihne» genau die Stunde ja die Minute nennen." „Wie?" „Es war am allerersten Tag und aus der Uhr denn ich hörte sie schlagen und sah in diese», Augenblick nach ihr halb zwei und einige einsältige Se kunden, als eine gewisse junge Dame auf mein Befragen, bescheiden bemerkte: „Ich bi» „Company", ich ganz allein! Da siel mir ein und deshalb lachte ich auch —, daß in der großen Firma Derrick und Co., Dramatiker, thatsäch lich auch ich ganz allein vorhanden war, auch daß eine Schreibmaschine ein schäl zenswerther Zuwachs zu diesem Ge schäste sein wü»dc und gut; ich that im Stillet« das Gelübde, daß es nicht mein Fehler sein sollte, wenn „Company" inZukunft „ich ganz allein" bedeutete. Wir sind Beide einsam ge wesen, Ruth, und vielleicht war ich der einsamere von uns Zweien." „Sie! O nein, Sie können nicht so einsam gewesen sein, wie ich cs war. Als wir nach London kamen, Mr. Der rick. schien es mir, als habe ich keinen Freund aus der Welt. Es war gerade, als habe Niemand Beschäftigung für ein so unnützes kleines Geschöpf wie ich. Und ich durfte nicht mit meiner Mutter über meine vergeblichen Gänge. Abwei sungen—und—und schlimmere Dinge sprechen, denn isie wäre nur noch lränker geworden. So versuchte ich ein heiteres Gesicht zu machen, wenn ich nach Hause kam; wenn ich diese grausamen Stra ßen auf- uud abwanderte, da geschah es oft, daß ich im Gefühl meiner Ver lassenheit laut ausweinte." Er trat zu ihr und nahm ihre Hände in die seinen. „Armes Kind! Uno Keines von un-, wußte von dem Anderen, wartend und entbehrend. Willst Du mir nicht ver trauen, meine liebe „Company?" „Ich glaube, daß ich Ihne» vom er sten Augenblick an vertraut habe," ant wortete sie leise. „Willst Du dann hingehen und dicS Deiner Mutter sagen und mich mitneh men, jetzt gleich?" „Aber Mr. Derrick, das geht nicht, wir haben jetzt keine Zeit; das Lustspiel muß morgen im Paradox-Theater ab geliefert werden und im dritten Akt ist noch eine Szene zu copiren. Nach her —" „Nachher beginnen wir ein neues Stück und das soll ein Lustspiel sein und nur zwei Personen werden darin austreten Du und ich." Und >«-> zog sie an sich und küßte sie. Gipfel der Sparsam keit. Die Firma Schnellmühl und Schwarz unterhandelt mit dem Ban kier Schmidt betreffs einer Anleihe. Dieser sagt: Lieber Herr Schncllmühl. ich habe vollkommenes Vertrauen zu Ihrer Solidität, aber ich kenne Ihren Compagnon nicht; ist der Mann auch kein Verschwender? Schnellmühl (auf lachend): Schwarz ein Verschwender? Gerechter Gott, wenn der ein Bad nimmt, zählt er die Wassertropsen. Wahre Liebe. kommerziell rath: „ES thut mir sehr leid. Herr Lärchenthal. daß meine Rosalie Sie vermöcht, aber ich kann mei».einziges .tiind nicht zwingen. Rosalie will durchaus Ihren Associe? heirathen." Lärchenthal: „Nu, macht's auch uichts, tommt's Geld doch in's Geschäft." Unnütze Frage. Sohn: „Vaterleben, ich habe mich verliebt in ein Mädchen und wollte Dich fragen—" Vater: ~Hat sie Geld?" Sohn: ..Ja!" Vater: „Viel Geld?" Sohn: ..Ja, ! sehr viel Geld!" Vater: „Wenn Du , mich noch einmal frägst, kriegst Tu e j Obr^W" Die Wilden KormosaS. Ueber dic Wildcn Formosas gibt der „Ostas. Lloyd" nach chinesischen Quel len folgenden Ausschluß: Beide Ge schlechter gehen barfuß, dych bedecken sie ihre Körper mit Kleider, und zwar den Oberkörper mit einem kurzen Hemd, , während sie die Beine mit Zeugrollen umgeben. Die Weiber tragen meist einen Kopsichmuck von natürlichen Blumen. Die Männer, die cs lieben, ihre Thaten zu verzeichne», bedecken den ganze» Körper mit Schriftzeiche», wo bei sie sich der holländischen Sprache bedienen. Ihre Hauptzierden sind Armspangen, die aus Bronze oder Eisen gegossen werden, und zwar tra gen sie bis zu einigen Dutzend Paaren. Wünscht eine Jungfrau sich zu verhei rathcn, so begibt sie sich in das Ge meindehaus; wer um sie werben will, bringt ihr draußen cin Ständchen auf der Maultrommel. Ist er ihr ange nehm, so werden die Eltern benachrich tigt, ein Trinkgelage wird angerichtet, wozu die Nachbaren eingeladen werden, und somit sind sie ein Paar. Wenn es auf dem Felde zu thun gibt, so steht dic Frau hinter dem Pfluge, während der Mann daheim die Kinder versorgt. Die Wilden kennen weder Aerzte noch Medizin; wenn sie krank sind, aber auch nur dann, nehmen sie ein Flußbad, in der Meinung, daß sie durch die vom großen Arzt in das Wasser verlegte Heil kraft genesen. Wenn Jemand gestor ben ist, schmücken sie die Hausthür mit bunten Lappen. Was der Todte an Geräthen, Gefäßen und Kleidern zu rückläßt, wird unter die Ueberlebenden vertheilt. Der Leichnam wird drei Tage lang unter dem Bett aufbewahrt, alsdann versammeln sich die Nachbarn, tragen ihn in's Freie, bcnctzcn ihn mit Wein und scharren ihn tief unter die Erde, ohne ihn in einen Sarg zu legen. Ziehen sie in eine andere sa graben sie ihn wieder aus, um ihn von Neuem zu begraben. Die Wohnstätten' der Wilden erheben sich vier bis fünf Fuß über die Erde, sie sind tief und eng gebaut, wie Boote; Balken und Pfosten sind bunt bemalt. Als Herde besitzen sie ein drei Fuß hohes Gestell, auf welches eine große Pfanne gefetzt wird. Aus dieser werden flüssig« Speisen (Reis oder Hirsensuppe) von den rings Umherstehenden mit einer ausgehöhlten Kokosnuß ausgelöffelt, während trockener Reis mit den Händen dem Munde zugeführt wird. Sie lie ben es, Wein zu trinken; dieser wird aus Reis bereitet, den sie im Munde zerkauen, worauf sie ihn in einer Bam busröhre mehrere Tage gähren lassen. Die Speere der Wilden sind über fünf Fußlang; sie treffen, ohne zu fehlen, jeden Gegenstand auf hundert Schritte. Auch bedienen sie sich eines aus Bam bus verfertigten Bogens mit einer hän fenen Schnür als Sehne, mit dem sie lange, spitze, aber gesiederle Pfeil» schnellen. DaS Bismarck-Portrüt. Daß Professor Lenbach jüngst in München der gastfreie Wirth des Alt reichskanzlers gewesen ist, dieser Um stand bietet dem Braunschweiger Tage blatt einen willkommenen Haken zum Anhängen einer älteren Geschichte, und zwar der des ersten Bismarck-Porträts. Da diese Geschichte der Pointen nicht entbehrt und unseres Wissen noch nie mals veröffentlicht gewesen ist. so wol le» wir sie hiermit wiedergeben: Len bach hatte den dringenden Wunsch. Bismarck zu malen; aber weder anf geradem, noch auf einem Seiten-Wege kam cr zum Ziele. Zwei directc Ge suche an den Fürsten blieben ohne Ant wort, auch andere versuchte Vermitte lungen waren vergeblich. Da kam der Künstler auf die Idee, sich mit der Bitte um Vermittelung an die Fürstin zu wende». Auch das schlug fehl. Die Fürstin erwiderte, daß sie auf der lei Entschließungen ihres Gemahls ohne jeden Einfluß sei. Da riß dem Mün chener Professor die Geduld. Er setzte sich hin und schrieb an die Fürstin einen Brief, worin er ihr mittheilte, daß cr sie von ganzem Herzen bedauere: eine Ehe, in der die Frau auf den Mann so wenig Einfluß habe, müsse doch eine recht unglückliche sein! Das half. Der Fürst, dem feine Gemahlin die Lenbachfche Zornepistel nicht vorent hielt, war darüber im höchsten Grade amüsirt und meinte, dieses Original müsse man sich doch einmal in der Rahe ansehen. So kam Lenbach in Bis marcks Hans und zu seinem ersten Bis n?drck-Portrait. Um dieses Portrait handelte übri gens kurz nach seiner Fertigstellung der bekannte Berliner Finanzier Bleichra dcr. Lenbach forderte aber die Klei nigkeit von 25,000 Mark und. das war dem Herrn Geh. Kommerzienrath doch zu viel; der Handel zerschlug sich. Als sich aber der Künstler nach einiger Zeit wieder in Berlin aufhielt, ließ ihn Herr v. Bleichröder zu sich bitten und richtete die Frage an ihn, ob cr sich wohl dazu verstehen würde, auch ihn zu porlraiti ren. Lenbach bejahte und nannte als Preis sür dieses Bild ebenfalls die Summe von 25.000 Mark. Das war dem Bankier denn doch zu stark, nnd er meinte ziemlich indignirt, so viel fordere Lenbach ja für das Reichskanzlerbild, das feine (Bleichröders) müsse dann doch viel billiger sein. „Herr Ge heimrath." entgegnete Lenbach. „die Personen, das gebe ich zu, sind ja aller dings nicht gleichwerthig;aber der Preis ist derselbe. Bedenken Sie nur: beim Fürsten macht mir die Sache Vergnü gen. das kann ich aber bei Ihnen doch nicht behaupten." Und Herr n. Bleich röder blieb ungemalt! Be neidenS we r i h. Tu bist wirklich einer der glücklichsten Mensch n aus der Welt! Warum denn? Weil Du in Tich selbst verliebt bist und kei nen einzigen Nebenbuhler auf Erden hast!
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