2 Arau Minna» osterkuchen. Im ganzen Lande konnte sich Nie mand so herzlich auf das Osterfest freucn, wic Frau Minna X. cs that, die fchr jugendliche Gattin eines Bank beamteil in Berlin. Erst vor wcnigcn Wochen war sie in dcn heiligen Ehe stand getreten nnd jetzt wollte sie zum erste» Mal a» eincr großen Aufgabe ihre hausfrauliche Kunst erproben. Sic hatte nichts Geringeres vor, als einen Osterkuchen zu backen eigenhändig, ohne jede andere Beihilfe als die des getreuen Kochbuches, das ihr in ihrer jungen Ehe schon so manchen guten Dienst geleistet hatte. Di« Brust von freudigen Hoffnungen geschwellt, machie sie sich ans Werk, das zweifellos herr lich gelingen mußte. Der Teig wurde nach Vorschrift bereitet und alsdann die gefüllte Form in deii/Ofen gescho ben. Frau Minna hätte laut aufjubeln mögen, als sie nach einer guten Stunde den braunen dampfenden Napfkuchen auf den Küchentisch stellen konnte. Ach, wie würde ihr Mann sich freuen und ihre Geschicklichkeit loben,wenn er sich am Ostermorge» an dem köstlichen Gebäck erlabte! Wahrlich, sie hatte eS an kei ner Zuthat fehlen lassen, sondern alle noch etwas reichlicher genommen, als eS Kochbuch vorschrieb. Als ihr Gatte Abends nach Hansel kam, zeigte sie ihm triümphirend das! Wunderwerk. Eigentlich hatte sie ihw am Ostermorgen damit überraschen wollen, aber ihre Ungeduld erlitt eine! solche Verzögerung nicht. „Und nun koste mal, liebes Männ-' chcn," rief sie frohlockend, als er sich genugsam an dem Anblick der Herrlich-! keit ergötzt hatte, „koste und gieb Dein Urtheil ab." Sie schnitt ein zierliches! Stückchen ab, er kostete und verzvg et was merkwürdig das Gesicht. „Nun?" fragte Frau Minna ge spannt. „Hm, nicht so übel," meinte er, „nur . ich weiß nicht hm, etwas scharf. Möchtest Du nicht auch einmal losten?" Frau Minna war bei den merkwür digen GesichtSverzerrungcn ihres Gat ten etwas blaß geworden. Sie schnitt jetzt ein Stückchen von dem Napfku chen ab und aß. „Nun was meinst Du dazu?" fragte Herr X. „Schrecklich!" rief seine Frau, inde n sie in Thränen ausbrach. „Wie ist das nur mi glich! Ich habe doch Alles ge-! nau nach Borschrift gemacht.... Hier, steh selbst." Schluchzend holte sie das Kochbuch herbei und schlug den Artikels „Alles nach Vorschrift," fuhr sie fort, wie es hier steht: 35V S Butter wird schaumig gerührt, danw giebt man langsam 8 Eier daran —i ich habe sogar zehn genommen H gesiebtes Niehl, 100 entgräthete Sar dellen, gehackten Schinken, etwas Bra tensaft und ein halbes Glas ungari-« schen Wein... .Genau so hab' ich's ge-' Macht, und doch .... nein, es ist uner-i hört!" Herr X. nahm kopfschüttelnd das Kochbuch ziu Hand und las. hm," meinte er, „Tu hast dich wirklich genau au die Vorschrift gehalten, liebe Minna, ganz genau, und hen, daß hier Mci Blätter aneinander kleben. Du bist aus dem Napskuchen in die kalte ungarische Schinkenpateste gerathen das ist Alles. Na, laß Dich das weiter nicht anfechten, wir essen halt unsern Osterkuchen einfach al' Pateste." „Aber nicht wahr/' fragte Frau Minna, als sie sich ausgeweint hatte, „wenn man sich die Sardellen wegdenkt, und die Kapern und Schinken, dann ist is ein feiner Osterkuchen?" „Ein sehr feiner Osterkuchen," be kräftigte ihr Gatte. „Aber weißt Du, das nächste Mal laß' ihn doch lieber vom Bäcker holen." 's Liedle. Ond wann De net kommst, no' bleibst halt e-weg, No' hock i' alloi mi' uf d' Bank an der Heck, Ond pfeif m'r a' Liedle ond mach m'r en Roim Ond gang g'rad so lustig, wie-n i' komme be', hoim! Es stoht en koim Buech no', drom bild' D'r net ei': Daß Du g'rad, lieb's Schätzle, mci' Schätzle müefch fei'! Ond i'?. .No jo! i'. .stirb wohl au' net glei' d'ra', Ond send au' wieder Oine, die no' lieb ha'n me' ka'!" Väterliche Fürsorge. Lieutenant A : (von der Garde in eine kleine Garnison versetzt): „Sagen Sie, um Gotteswillen, Kamerad, wie bringt ein anständiger Mensch in diesem Neste seine außerdienstliche Zeit hin?" Lieu tenant B: „Dieferhalb brauchen Sie sich keine grauen Haare wachsen zu lassen! Unser Bataillonskommandeur hat in weiser Berücksichtigung eben geäußerter derartiger Besürchtungen des „Sich zu Tobe Laiigweilcns" in väterlichster Weise dafür Sorge getragen, daß eine dienstfreie Zeit hier überhaupt nicht existirt!" Verkehrte Welt. Back fisch: Da lese ich eben im „Bienen freund": „Wenn man verhüten will, daß die Biene» schwärmen, so nehme man ihnen die alte Königin und gebe ihnen eine junge." Bei uns Menschen müßte man gerade das umgekehrte Mit tel anwenden! Bisher hieß es: Man solle nicht in der Schule schwatzen; auch, man solle nicht aus der Schule schwat zen; bald wird es auch heißen, man soll nicht über die Schule schwatzen. Es gibt viele Menschen, die sür Nichts Interesse haben, als für Interessen. «ine Suppen-Plauderei» Was halten Sie vom Genuß der Suppen, Herr Doctor? Empfehlen Sie Suppen oder verwerfen Sie sie? Was halten Sie von einem Glase Wein bei Tische? Rathen Sic mir zu eincm leichten oder schweren Wein beim Essen? Diese und ähnliche Fragen werdc» a» de» Arzt fast täglich gestellt, »nd da er nicht jedem «wißbegierigen eine drci viertelstündige Borlesung halte» kann, so lautet seine Antwort so kurz und vielsagend wie ein Delphischer Orakcl spruch. Diese Zeilen sollten versuchen, dem Laien auf obige Fragen die Antwort ein für allemal zu geben. Zu diesen, Zwecke müssen wir cin wenig weit ausholen und mit de» Nah rungsmittel» der Mensche» beginne». Unsere Nahrungsmittel zerfallen in zwei Hauptklassen, in die stickstoffhalti gen und stickstofffreien. Die stickstofflwltigen sind die wichtige ren, denn sie bilden das Blut, sie er setzen die Materie des Organismus. Man faßt sie zusammen unter dem Na me» Albuminate. Zu ihnen gehören vorzugsweise die Milch, das Fleisch, die Eier, die Hülsenfrüchte und die Getreide sorten. Die stickstofffreien Nahrungsmittel bestehen vorherrschend aus Kohlenstoff und Wasserstoff und werden Kohlen hydrate genannt. Zu dieser Klasse gehören die Fett- und Oelarten, ferner der Zucker, dcr Alkohol, Kaffee, Thcc u. f. w. Sollen diese blutbildcudcn und wärmccrzcugende» Nahrungsmit tel ihren Zweck voll und ganz erfüllen, müssen sie die „Ernährungssalzc", wic Ehlornatrium, Kali und Phosphor salze, Magnesia undEifen, in genügen der Menge enthalten. Mit Ausnahme des Kochsalzes (Chlornatrium) sind diese Salze in dcr Regel in dcn Nah rungsmittel» von Natur aus enthal ten, es kommt also für den Menschen aus die richtige Auswahl der Speisen ganz besonders an. Am zweckmäßigsten ist unsere Nahrung, wenn sie eine ge mischte ist, das heißt eine aus thierischen und pflanzlichen Stoffen zusammenge setzte. Justus v. Liebig mißt den Ernäh rungssalzc» eine sehr große Wichtigkeit bei nnd erlSutert diese durch folgendes Beispiel: Das Ei gilt bei den meisten Menschen wic die Milch für ein voll kommenes Nahrungsmittel, und doch hat die Erfahrung gelehrt, daß man das Leben nicht mit Eiern allein zu er halten vermag. Diese Thatsache ist auffallend, da sich doch aus dem Ei das ganze Thier entwickelt mit Blut, Mus keln, Knochen, Gehirn, Rückenmark ». 's. w. Licbig erklärt diesen schein bare» Widerspruch aus dem Mißver hältnisse, in welchem sich die Ernäh rungssalze im Ei vorfinden. Das Ei enthält auf 100 Theile Phosphorsäure nur 38 Theile Kali, während beim Fleisch auf 100 Theile Phosphorsäure 140 Theile Kali kommen. Im Fleisch ist die Phosphorsäure durch das Kali ncutralisirt, während im Ei sich 30 pCt. freie Phosphorsäure befinden, welche für die Entwickelung des Thieres eine unerläßliche Bedingung ist, indem sich die freie Phosphorsäure während der Blütezeit mit dem kohlensauren Kall der Eischale, die dadurch immer dünner wird, austauscht und so phosphorsaurer Kalk gebildet wird, der Hauptbestand teil der Knochen. Um noch einen anderen weit verbrei teten Irrthum aufzuklären, sei noch er wähnt: Ein Uebermaß von Nahrung entwickelt nicht mehr Kraft als der Or ganismus eben nöthig hat, cs wird dann dcr Ucbcrschilß der Albnminate zur Wärmeentwicklung verwendet. können also unter Umständen die wär lnecrzcugcndcn Nahrungsmittel durch cin Plus der blutbildende» ersetzt wer den aber niemals umgekehrt —, da die Kohlenhydrate unfähig sind, die Materie des Organismus zu er setzen. Es ergibt sich aus dem Gesagten von selbst, ob eine Snppe nahrhaft ist oder ' nicht; enthält sie viel Albnminate, so ist sie nahrhaft, enthält sie keine, ist sie eS nicht. Daß eine gute Erbsen-, Boh nen- oder Linscnsuppe kräftig und nahrhaft ist, bedarf keiner bcsondcrcn Erwähnung. Wenn die ansangs er wähnte Frage gestellt wird, meint man in dcr Regel die Rindfleischsuppe, ge nannt Bouillon. Ueber den Nährwerth dieser Suppe äußert sich eine Autorität ersten Ran ges, Rudolf Virchow, folgenderma ßen : „Die gewöhnliche Fleischbrühe in ih rer reinen Form ist nur als ein Genuß mittel (Kohlenhydrat) zu betrachten, dem man durch den Zusatz von Ei, Mehl oder sonstigen Zuthaten gewissen Nährwerth geben kann. Ursprünglich ist nur eine höchst wässerige Lösung, theils von wenig wirksamen Heizstosscn, z. B. Leim, theils von leicht erregen den aromatischen Theilen des Fleisches. Warm genossen, steht sie dem Kaffee oder Thee, weiterhin dem Wein, Schnaps oder Bier nahe; sie erregt die Nerve». Vor jenen anderen Gennßmitteln (Koh lenhydraten) hat sie den Vorzug, daß sie keine giftige Substanz enthält, daß sie ungleich milder ist, daß sie sich daher für schwächliche Personen sehr viel mehr eignet." Virchow nennt die Fleischbrühe fer ner einen Luxus, den sich nur Wohlha bende regelmäßig erlauben können, weil man das Fleisch zum großen Thoil un verdaulich mache, ohne einen Ersatz in der Brühe zu finden. Ganz so schlimm ist der Fall nur, wenn das Fleisch mit kaltem Wasser ausgesetzt und zu lauge gekocht wird. Legt man es gleich in kochendes Was ser, dem vorher schon etwas Kochsalz zugesetzt war, kocht es gelinde und nur so lange, bis es gar ist, also beim Ein stechen mit der Gabel nicht mehr knirscht oder Widerstand leistet, so erhält man ein ganz wohlschmeckendes und nahr haftes Kochfleisch. Das siedende Was ser macht die EiweiSkörper des Fleisches gleich gerinnen und verhütet so cin allzu großes Auslaugen desselben, wo durch dic Suppe freilich weniger kräf tig wird, aber das Fleisch um so werth voller bleibt. Viele Menschen sind der Meinung, die Suppen fchanen und schwächen den Magen wegen ihrer flüssigen Form, und sie wollen auch über diese Eigen schaft Antwort und Aufklärung vom Arzte haben. Eine andere ärztliche Autorität, Husc land, sagt über die Suppen das Nach stehen»«: Ein mäßiger Genuß von Suppen schadet zuverlässig nicht, und es ist son derbar, sich davon eine Erschlaffung des Magens zu erträumen. Wird denn nicht jedes Hctränk, auch wenn wir es kalt nehmen, in wenig Minuten warm, und befindet sich denn der Magen nicht stets in der Teniperatur einer warmen Suppe? Nur hüte man sich, sie heiß oder in großer Menge aus einmal zu nehmen. Sonst aber hat sie große Borzüge: sie ersetzt das Getränk bei Ge lehrten. bei dem weiblichen Geschlechte und bei allen denen, welche außer Tisch wenig oder gar nichts trinken, und die, wenn sie keine Suppe genössen, viel zu wenig Feuchtigkeit in's Blut bekämen. So ist die Suppe ein Verhütungsmittel gegen Trockenheit und Steifheit des Körpers, und daher für trockene Natu ren im Alter das beste Nahrungsmittel. Je älter der Mensch wird, desto mehr muß er von Suppen leben. Ja, selbst die Dienste eines Arzneimittels vertritt sie. Nach Erkältungen, bei Migränen, bei Koliken und manchen Arten von Magenkrämpfen ist warme Suppe das beste Mittel. Soweit Professor Hufeland. Viele Menschen und sogar Aerztc eifern gegen die Suppen, aber die Er fahrung hat gelehrt, daß die Suppen feiude sehr fleißige Jünger des Bachus und Gambrinus waren oder sind. Ge wiß, wenn sie dnrch Wein oder Bier ihrem Körper die nöthige Feuchtigkeit gegeben haben, ist es natürlich, daß sie einen Abscheu vor mehr Flüssigkeit, vor mehr Wasser haben nnd dann trockenen und festen Speisen den Vorzug geben. Ich sage „Wasser", denn Wein und Bier (und auch einfache Bouillon) sind im Sinne des menschlichen Organis mus nur verunreinigtes Wasser, »ud Wasser ist das Normalgetränk des Or ganismus. Zwei Drittel des mensch lichen Körpers bestehen aus Wasser und iäglich verbraucht der Mensch mehrere Pfund dieser Flüssigkeit, welche absolut wieder ersetzt werden müssen, sei es durch' flüssige oder feste Speisen, welch' letz tere ja auch aus 70 bis 80 Procent bestehen. Aehnlich wie die Bouillon wirkt auch das Glas Wein bei Tische. Ein mäßi ger Genuß von Wein befördert die Verdauung, ein übermäßiger schwächt sie, ganz genau wie beim Wasscrgcnuß. Ob bei Tisch leichter oder schwerer Wein getrunken wird, ist bei mäßigem Genuß vom medicinischen Standpunkt aus ganz ohne Belang, sondern bleibt ledig lich Sache des Geschmacks und des Geld beutels. Aber auch außer der Tischzeit wirken eine Tasse Bouillon oder ein Glas gu ten Weines anregend und stärkend. Tarin liegt das Wohlthuende und Ver lockende dieser und anderer Gcnuß mittel (Kohlenhydrat) wie Kaffee, Thee, Schnaps u. s. w., daß sie so viel schnel ler nnd anscheinend ebenso kräftig Wir ten, wie feste und kraftcrzcugcnde Nah rungsmittel. Die Kohlenhydrate geben keine wirkliche Kraft, aber wohl, durch ihre Eiuwirlung auf die Nerven, das Gefühl von Kraft, sie regen an zur! Kraft, ohne dieselbe selbst mitzutheilen. Ein Schluck guten Weines oder eines starken Kaffees hebt unsere gesunkenen Kräfte, aber er gibt keine wirkliche' Kraft, er bringt nur sür kurze Zeit die noch vorhandene Kraft in beschleunigte Thätigkeit, »nd würde nicht bald und hinreichend die so angespornte Kraft durch richtige Mhrungsmittcl (Albu minatc) ersetzt werden, s« mußte ba!d eine tiefere Erschöpfung nachfolgen. Die schnellere Wirkung der Kohlen hydrate ertlärt sich zum Theil aus dem Umstände, daß kleine Mengen von Wasser und Alkohol sofort durch die feinen Venen der Magenwände aufge sogen werden und schon nach längstens zehn Minuten vollständig aus dem Magen verschwunden sind. Die beige mischten Stoffe der Bouillon, des Wei nes, des Bieres u. s. w. bleiben im Magen zurück und werden wie feste Speisen verdaut. lUTcr mäßige Genuß von Suppen, Wein, Kaffee nnd ähnlichen Genußmit teln ist also entschieden zu empfehlen, denn es ist höchst wichtig für die Ge sundheit, daß dem menschlichen Orga nismus die nöthige Menge Wassers zugeführt werde, von dem nur sehr große Mengen schädlich wirken, während geringe Ueberschüsse mit Leichtigkeit und :iuf mannigfaltige Weife wieder aus xm Körper ausgeschieden werden. Wie viel man essen und trinken sols, dcutct uns das Gefühl an, welches wir vunger oder Durst nennen. Ist dieses Gefühl auch in der heutigen genußsüch tigen Zeit bei Manchen sehr getrübt, so wird es bei den meisten Menschen doch »och eine gMte Richtschnur sein. Vi» Lebenslauf. Schule flüchtig, Bummeln tüchtig, Wesen schneidjg, arbcitsmeidig, Lackschuh', Loge, Mcinc-Tciue, Schulden, Wechsel, Ehrenschcinc, Pater gänzlich ruiuircu, Schauderös sich ennuyiren, Rennbahn, Wetten, Pferd, Scct, Mäd?k, Ende Kugel vor den Schädel. So kurz das Leben ist/ gibt es doch Viele, die es langweilig finden. Ein Held aus den Befreiungs kriegen. ES war Anuo als das Re giment des „corsicanischcu Lindwurms" in's Wanken kam. Das Bolk stand auf, der Sturm brach los. Auch in T mcincr Hcimath, fing eS an zu gährcii. Dunkle Gerüchte von große» Ereignisse» sauden ihren Weg dorthin. Man trat zusammen und bildete eine Bürgerwehr, mau politisirte und schwa dronirtc, —es war eine Lust. Da geschah etwas Unerwartetes, das dem Fasse vollends den Boden ausschlug. Eines Tages nämlich sprengte Herr von Possenwitz vom benachbarten Fin kendorf auf dampfendem Rosse in die Stadt und das sogleich vor's Rathhaus. Der Gcr,ch!sdiener mußte sofort den ganzen verchrlichen Magistrat zusam mentrommeln. Von Possenwitz stellte sich demselben als Kriegsobersten des Bezirks vor und verlangte, man solle die gesammte Bürgerschaft schleunigst auf dem Markte zusammenrufen; Ge fahr sei im Verzuge, eS gelte eine schnelle kühne That. Bald waren alle versammelt. „Kin der!" ries der Herr Oberst, „der Feind steht hinter Rostock. Wir dürfen ihn nicht auf unsere heimathlichen Fluren lassen. Jedermann ist cs seinem Va terlands, seiner Vaterstadt, seiner Fa milie schuldig, daß cr mitzieht in de» heiligen Kampf. Wollt ihr Bürger eure Pflicht und Schuldigkeit thu»?" hieß es zum Schluß der begeisterten An sprache.—„Ja!" scholl es stürmisch von allen Seitcn. „So tretet her, datz wir »ns formiren!" rief der Anführer. Die Bürgerwehr bildete dcn Stamm, »in sie herum gruppirte sich bald ein respektables Häuflein kampfcsmuthigcr Helden. „Nun die Führer!" hieß cs weiter. „Wer commaiidirtc die Bür gcrwchr?" „General Schmidt!" war die vielstimmige Antwort. „Wo steckt er?" sragte der neugebackene Oberst ungeduldig. „Hei is krank," rief eincr, „hei hat'n Podagra!"—„Na, wer com maiidirtc denn sonst?" kollerte dcr aufgeregte Herr von Possenwitz. „Toi Wcbermciftcr Lang'! Lieu tenant Laug'!" scholl es aus de» Rcihcn dcr Bürgcrwehr. Hier trat nnn mein Großvater vor, sich vordem Gewaltigen verneigend. „Ei sieh da, lieber Mei ster," rief jener freundlich, ~es ist mir lieb, Sie an meiner Seite zu wissen, da haben wir ja gleich ein Glied dcr Stadt verwaltung mit a» dcr Spitze." —- Mein Ahn gehörte n m'.ich zum Bür gerausschuß, den ,ugenannicn „Ja- Brüdern". —,. Entschuldige» S', Herr von Possenwitz," erwiderte der Angere dete de- und wehmüthig, ~ik kaun »ich mit; denn seihn S'. aevermorgen kümnit mei Proceß mit der Stadt üm dei Braukwiesch tau» Utplitzen. und denn niöt it doch doa sin, sünst gahn s' mi doarmit dörch'e Lappen." ~Ei was!" donnerte dcr Hcrr Obcrst den armen Sünder an. ~Mann, nen nen Sie das Patriotismus? Mitgeben Sic, sage ich Ihnen!" Bekümmerten Hcrzcns trat mein lie ber Großpap« zurück. Er verwünschte in diesem Augenblicke die ganze heilige Sache. Abends wurde gepackt und gerüstet. Der Säbel wurde geputzt und das Schloß an der Flinte geschmiert. Dann kam die Nacht. Ruhelos wälzte sich mein guter Ahn ans dem Lager. Die Brnchwiese ließ ihn nicht schlafen. Nach einem thränenvollen Abschied am nächsten Morgen setzte sich das ganze Eorps in Bewegung. Alle waren in ge hobener Stimmung, nur mein Acltcr vater schlich unmuthig neben seinen Steinschloßflinte» und Piken einher. Jetzt war der erste Rendezvousplatz erreicht. Da kommt ein Reiter daher getrottelt. „Nahwer," rust er meinem Groß vater zu, „ik woll Di blot Orie briug'n, bat d.'in Adcbahr bi Di inkihrt is! Di» Fru het jo woll bei Upregung aewcr nahmen. Sei lat Di grüßen uu da» wir all gaud abgahn!" Herrje, wie sprang mein Ahnerl ans! ~'N Jung?" rief er.—„Ja!" erwiderte der Andere. „Herr Oberst," bat mein Vorfahr', „laten S' mi gähn. Jk bün jetzt tau Hus nödigcr." Na, da kam er gut an. „Nein nnd abermals nein!" schrie der Herr von Possenwitz erbost. „Dies ist eine abgekartete Sache, um sich auf gute Manier zu drücken. —Sie sind eine Memme! Aber Sie sollen Ihren Willen nicht haben!" Käseweiß wurde mein braver Groß vater bei den harten, beschimpfenden Worten des Gestrengen. War er anch gerade lein Eisenfresser, so war er doch nach viel weniger eine Memme. Er winkte dem diensteisrigen Nachbarn still zu und schritt dann mit dem Haufen weiter. Bald hörte mau Kanonendonner. Das Lied: „Immer langsain voranec." nahm ein jähes Ende. Manchem siel das Herz in die Hosen, und wäre es ge gangen, hätte sich dieser oder jener da von gemacht. Aber der gestrenge Herr von Possenwitz ritt hinter der Front, und es war, als ob sein Blick eines Jeden Herz und Nieren prüfen wollte. So kam der Zug der Befreier in die Gegend Doberan. Da traf die Nachricht ein, daß der Feind geschlagen und flüchtig geworden sei. „Kinder." sprach der hekdenmüthige Oberst miß launig, „wir kommen leider zu spät; die andern haben uns das Feit von der suppe abgeschöpft. Ihr köpnt jetzt wieder nach Hause zu Muttern gehen. Aber Halt! Ihr seid wohl müde. Darum schlage ich vor, wir campiren hier und marschieren morgen in aller Ordnung wieder retour. Das macht einen besseren Eindruck. Holt jetzt eure Freßkober hervor und macht es euch be quem. Für Sie. Lieutenant," wandte er an meinen Aeltervatcr, „habe ich noch einen ganz besonders ehrenden Auftrag —" (hier lächelte er itwaS malitiös) —„Sie sollen das vor ans liegende Schlachtfeld recognosciren und mir genauen Bericht darüber er statten. Wie ich gehört habe, kennen Tie diese Gegend sehr gut. Beglei tung ist nicht nöthig. Da gab dcr Herr Oberst meinem armen abgelaufenen Großvater eine gar bittere Pille zu schlucken. Allein was hals cs, Ordre mußte Harirt werden, dafür war das Ahuerl jitzt Soldat. So »lachte cr sich auf dic Socke» und licf gen Retschow, wo das Gefecht getobt hatte. Das Schlachtfeld lag zerstampft, verlassen und wüst da. Die Verwun deten waren größtenthcils geborgen; nur todte Menschen und Pferde lagen auf dem Gelände nmher. Hastig be ging der Großvater 4ie Gefechtsfläche, raffte im Gehen einen Karabiner »»d ein Reiterschwert auf, und weil die Dämmerung hereinbrach, machte er sich bald auf den Rückweg, denn ihm graute an diesen» Orte des Todes und des Entsetzens. Auf dem Rückwege pafsirte cr ein Gehölz. Mit kurzen Schritten und stockendem Athem war er »»gefähr bis in die Mitte desselben gekommen, da knackte es in den Büschen und heraus sprang ein französischer Soldat. Schnell tauchte mein Großvater in dcn Stra ßengraben. Er konnte kaum noch sein „Halt! Wer da?" herausbringen; die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Der Gegner sprang ebemalls in de» gegen überliegenden Graben, und so lagen sich die beiden eine Weile schweigend gegenüber. Mein Aeltervater wollte schier vor Schrecken und Entsetzen ver gehen. I» welch« Lage hatte ihn dcr lchlimme Obcrst gebracht! Eben wollte der Hcrr Lieutenant iiber dcn Grabcurand spähcn, da ver nahm cr ncben sich cin leises Geräusch. Mit einem Schrcckensruf wandte er sich um, und was sah er? Vor ihm lag dcr Franzose, waffenlos, zerlumpt, die emporgcstrtckt und flehtc um bat cr kläglich, „p-mi, p»in! Jk sein sehr hungrig!" „Won büst Du hicr dörch lamcn?" war die erste Frage. Dcr Franzose, der dcn Sinn der Worte errathcn mochte, wies unter Kauen und Schluk ken seitwärts. Dort gewahrte mein Ah» eine Brücke, über welche eine Ztraße führte. So erklärte sich das Räthsel. „Nu kümmst D» mit mi!" sagte der Herr Lieutenant so energisch er tonnte. „Verstände vu, Monsüre? Wift Du mi aeloers utkniepen, denn fchlach ik Di den Bregen tau Pottkes' Marsch!" So trieb cr seinen Gefangenen vor sich her. „>lo,isisur!" sagte der Franzose nach einer Weile. „Jk wissen ein Ge heimniß. Wenn Klonsisur mir ver fprek, paicioo, will ik sage» zu Sie." Mein Großvater versic!er!e ihm gerne, daß cr kein Kannibale sei, »nd der Franzose erzählte nun auf feine Art, daß sie vor acht Tagen mit dcr Kriegskasse dnrch T geslüchtct seien, von den Feinden verfolgt. Sie hätten sich nicht anders retten könne», die Kasse hätte in ein Wasserloch wandern müssen. Hoch auf horchte mein Ah». Er wußte ja, welchen Weg damals die flie hende» Iranzosen genommen hatten. An der Straße befand sich aber nur ein einziges Wasserloch. Also dort mußte dcr Schatz liegen. Gern versprach cr jetzt dem Fcindc Schutz und Fürsprache, nur sollte der selbe das Geheimniß kcinem andern Menschen offenbaren. Man denke nicht, daß mein Groß vater sich vom Geldteufel verblenden ließ. Nein, er hatte fcine bcsondcrcn Absichten, die wir bald sehen wcrdcn. Spät in dcr Nacht gelangte er mit seinem Gefangenen im Lager dcr Hel den an. Hicr war dcs Stauncus und Fragens kein Endc. Am meiste» freute sich aber dcr tapscre Herr von Possen witz. Er bat seincn Lieutenant viel mals nm Verzeihung, daß cr ihn so verkannt habe, und mein lieber Groß vater ließ ihn gerne bei seinem guten Glaubcn. Warum sollte cr cs auch Je dermann auf die Nase binden, wie er zu scincm Gefangeiicn gckommc» war! Dcr Rückzug des Haufens gcstaltcte sich zu einem wahren Triu»iphzugc. Mcistcr Lange war der Held des TageS. Aus öffentlichem Markte wurde cr be lobt, und ihm zn Ehrcn wurdc cin Fest essen veranstaltet, an dem der Oberst, der Magistrat nnd die Honoratiorcn dcs Städtchens theilnahmen. „Herr Bürgermeister," sprach de Alte vergnügt beim Schmause, „wenn dei Stadt mi nu dei Braakwisch acwer lctt, schcnk ik ehr 'ne franzöf'sch Kriegs tasf', dci up uns Vcrbcit licgt. Jk wcit, wo's is." Allc sprangen empor wic clckrisirt. „Das ist'n Wort!" rief dcr Stadt vatcr erfreut. „Ein solcher Fang thiftc unseren Fi nanzen noth! Finden wir die jtasse, be kommen Sie die Wiese. Hicr ist meine Hand!" Sofort in der Frühe dcs nächsten Morgens wurde nachgesucht. Es kostete nicht wenig Mühe, dem Unkraut, dem Schlamm die eiserne Kassette zu ent reißen. Aber das Resultat war cin glänzen des, die kühnsten Erwartungen übcr trcffcndcs. Meine Vaterstadt war mit eincm Schlage aller Ealamitälen über hoben und das durch meine» tapferen Ahn. Wir behalten diesen Wackeren in giltei» Andenken. Das Holzwerk dcs initgebrachtcn Karabiners ist längst von den Würincrn verfressen, aber das Rei terschwert erbt sich fort von Geschlecht zu Geschlecht und erzählt die Thaten des kühnen Kämpfers der Befreiungs kriege. S ich? r st e A usk u n s t. Frau: „Wann hat doch unser Junge zuletzt geschrieben?" Mann: .Schau' mal m, Cassabuch nach!" Zweimal angefahrt. Wir befinden uns zur Faschingszeit in Köln, der rheinischen Metropole und Hochburg des Prinzen Karneval. Der Rosenmontagszug ist zu Ende, und der Baurath Buchmüller sitzt mit seiner Frau und seinem reizenden jetzt 17 Jah re zählenden Töchterlcin Frieda beim Abendessen, und man uuterhielt sich lebhaft über die Ereignisse des ereigniß reichen Tages. Nach Fug, Regel und Recht hätte man nach allem Erlebten eigentlich ein wenig ermüdet sein und sich rccht bald auf das eigens dazu mit gebrachte Ohr legen müssen, um für den sich am nächsten Tage abspielenden Haupttrubel wohl vorbereitet zu sein. Aber, ich bitte nm Entschuldigung, an den Karnevglstagen fühlt sich der Köl ner überhaupt nicht müde, und so fand die Frau Baurath denn auch noch den Muth zu der Frage: ~Wie wäre es, Alterchen, wenn wir jetzt zusammen in's Theater und dann noch ein Stünd chen zu F gingen, wo wir sicher »och etliche gute Bekannte treffen?" F ist eines der feinsten Restaurants Kölns, wo namentlich an den Karncvalstagcu nur cm gewählte» Publikum zu verkehren pflegt. Das „Alterchen" ist nun durchaus kein Tyrann, vielmehr ein rccht humor voller Herr, der cs verstanden hat, sich trotz seiner sechzig Jahre noch ein jun ges Herz zu bewahren. So hat cr ge gen den Vorschlag seiner besseren Hälfte denn auch nur sehr wenig einzu wenden; doch Theater nein, das ist hcute nichts mehr für ihn. ~Hm!" brnmmte er drum, ~hast nicht so ganz Unrecht, Alte; aber im Theater müßt Ihr Euch schon ohne mich behelfen. Ich werde Euch eine Droschke besorgen lind den, Kutscher sagen, daß er bis zu Ende der Borstellung wartet und Euch dann zu F. bringt wo wir uns später treffen können. Inzwischen trinke ich mit ei nigen gute» Freunde» noch ei» Gläs chen aus Eure und meine Gesundheit." Wie gesagt, so gethan, und indem wir uns zur Feier des TageS einen kleinen Riesensprung erlauben, sehen wir nach stark zwei Stunden Frau Baurath Buchmüller mit ihrem liebli chen Töchterlein inmitten einer lustigen Gesellschaft bekannter Damen und Her ren in bester Unterhaltung im Restau rant F. Eben hat schön Frieda ge äußert, daß jetzt Papa recht wohl kom men könnte, da öffnet sich die Thür, und hereintritt zum Entsetzen aller An wesenden das Urbild eines verlodderten Menschen im zerlumpten Anzüge, einen schäbigen durchlöcherte» Filzhut auf dem Kopfe und das Gesicht mit einer Halbmaste bedeckt. Graden Weges geht er auf schön Frieda zu und nimmt einen kräftigen Schluck aus ihrem Glase. Dergleichen ist zur Faschings zeit in Köln gestattet und wird es Nie manden einfallen, wegen einer solchen Handlung ungehalten zu sein. Aber damit begnügte sich unser Bruder Stromer nicht. Friedchen schien eS ihm angethan zu haben, und bald er laubte cr sich il>r gegenüber derartige Freiheiten, daß sie ängstlich näher an ihre Mama rückt und ihrem sonderba ren Verehrer zuruft: „Wissen Sie, wenn mein Papa hier wäre, würde cr Sie schon längst hin ausgeworfen haben!" „Nun, das können wir ja auch be sorgen !" bemerkt auf diese Weise an geseuert Frieda's Nachbar zur Rechten, cin jungcr Eoinmis, dem zwci blaue Augen auch gar sehr mitgespielt haben. Mit ritterlichem Muthe springt cr ans, doch nur, um iinscrin Brudcr Stromcr seincn Platz cinziiräumcn, dcr kaum de» Stuhl frei sah, als er auch fchon an Frieda'» Seite saß. Blaß vor Wuth über seinen Miß erfolg wintt dcr jnngc Rittcrcinigen Kellnern »nd bcfichlt ihnen, den Kerl an die Luft zu setze». Da der Baga buiid sieht, daß er der Ucbcrmacht nicht wird widerstehen können, so erhebt cr sich freiwillig, geht indessen nicht dem Ausgange, sondern auf den Stuhl der Frau Baurath zu und flüstert ihr i»'s Ohr, jedoch so. daß alle am Tische Sitzenden cs hören können, aber mit verstellter Stimme: „Gnädige Fra», crinncr» Sie sich noch, wie wir zu Hause vertraulich auf dem Sopha zu sammen saßen ?" Ta ergreift ein heiliger Zorn die gute Frau und entrüstet ruft sie aus: „Fürwahr, bisher waren Sie nur auf dringlich, aber jetzt werden Sie sogar gemein. Herr Wirth sofort befreien Sie mich von diesem Subjecte, oder Die Stimme versagte ihr, aber cs war auch nicht nö thig, dyß sie des Himmels Strafge richt über den armen Restaurateur Herabries, denn bereits hatten fechs lräftige Fäuste den Strolch gesaßt, als dieser mit eineiu schnelle» Griff die Larve vom Gesicht reißt und „Papa, nicin lieber Papa, das ist ja unser Papa!" jubelt da schön Frieda und hängt zärtlich am Halse ihres als Bummler verkleidete» Vaters. Taß dcr Herr Baurath nicht an die Luft gesetzt wurde, ist selbstverständlich, und ebenso selbstverständlich ist es, daß ob des gute» Scherzes noch manchem Fläschchen dcr Hals gebrochen wurde und selten eine solche Fröhlichkeit in diesen Räumen geherrscht hatte, wie au diesem Abend. Wieder ist cin Jahr vergangen, wie der führt Prinz Karneval lustige Herr schaft und wieder sitzt Frau Baurath Buchmüller mit ihrem Töchterlcin und fast dcrsclbcn Gesellschaft wie im vori gen Jahre bei F. und erwartctcn den Papa, der wieder versprochen hatte, nach einiger Zeit nachzukommen. Gol dig perlt Vvuvs herrli<her Wein in den Gläsern, und gerade er innert cin Gast an dcn famosen Streich des Herrn Baurath, da ö?nct sich die Thür und cs erscheint die allen so wohl bctannte MaSte vom vorigen Jahre. Herr Buchmüller! geht es von Mund tu Mund. Ter Angekommene verbeugt sich vor der Gesellschaft und setzt sich neben unser Friedchen, wo ihm dieses Mal sofort ein Stuhl eingeräumt wurde. Aber, Papa," meint schön Frieda, die fest überzeugt ist. ihr Vater mache denselben Scherz wie früher, „es ist doch eigentlich garnicht schlau von Dir, uns denselben Hercinfall zweimal bereiten zu wollen. So dumm sind wir noch nicht." Die Maske erwidert nicht viel, be mächtigt sich dagegen Friedchens Glas und schlürft mit Behagen den feurigen Trank. Bald ist das Glas wieder ge füllt, die Maske wird gesprächiger und Friedchen unterhält sich ausgezcichnet. Mehr »nd mehr wirkt der schwere Wein, immer animirter wird die Gesellschaft und besonders schön Frieda schwimmt in einem Meer von Entzücken. Soeben hat sie ihrem Papa für eine besondere Aufmerksamkeit einen Kuß versprochen und den Strolch schon zärtlich um schlungen, als sich herausstellt, daß die Halbmaske der beabsichtigten Procedur, doch zu große Schwierigkeiten entgegen» fetzt. „So nimm denn das dumme Ding doch ab, Papa, wir kennen Dich ja doch alle!" meint Friedchen da, nnd trotz des Sträubens des BnnAnlcrS haben ihre Händchen bald die Schnüre gelöst. Da , ein furchtbarer Schrei, »nd schluchzend flüchtete Fried chen au die Brust ihrer Mutter, rend - Dienstmann Nummer X. sich den erstaunten Anwe senden präsentirt. Chinesisches. Dem ostnsiatischen Lloyd entnehmen wir folgendes in der Pckinger Hofzei tnng veröffentlichte Edikt: „Da in Peking feit Winters Anfang noch kein Schnee gefallen ist, so begaben Wir Uns am December in die Ta kao tien, um Weihrauch zu opfern, auch wir durch den Pei leh Tfai lien und Andere in der Shih ying kung »nd an deren Tempeln opfern und um Schnee beten. Da wir aber bis jetzt, obgleich eS schon ansängt, kalt zu werden, noch keinen glücklichen Schneefall erlangt ha ben und um so sehnlicher danach ver langen, so werden Wir am 8. Januar Uns nochmals persönlich in die Ta kao tien begeben und Weihrauch verbrennen und verordnen hiermit, daß zu dersel ben Zeit der Pei leh Tsai lien in der Aing shih kung, der Pei leh Tsai Tunz in Ehon hsicn miao, der Pei leh Tsai fhu in Hsüan jcn miao und der Herzog Tsai tse in Ning ho miao nochmals opfern. (Anm.: Hing shih kung, Chou hsien miao zc. sind die 4 Tempel des Regens, Blitzes, Windes und der Wol ken). Ueber die uralte chinesische Sitte, „den Frühling einzuholen", die bereits in dem klassischen Werke Li chi („Buch der Riten") erwähnt wird, bringt die in Shanghai erscheinende chinesische Zeitung Shenpao vom 4. Februar d. I. folgende Notiz: „Es ist eine uralte Sitte, nach Osten zu auf den Stadtplan hinauszugehen, um den Frühling einzuholen. Gestern (am 3. Februar) war der Termiit hierzu, und um die Mittagszeit begab sich der Shanghai-Magistrat Man, be gleitet von dem Fluß-Jnspector Wu, i>em Polizei-Direktor Tsai und dein Stildicn-Ausicher Hsüan, sämmtlich in geordnetem Zugc, zur Stadt hinaus. Vorau wurden Flaggen. GongS, Re genschirme »nd Fächer getragen, dann solgton 30, von der Bevölkerung dem Magistrat gewidmete Ehrenschirme, 4 Garnituren von ebensolchen Ehrenklei dern, 80 Paare Ehrcntascln; die Die nerschaft in Paaren z» Pferde, ebenso die sämmtlichen AmtSdiener zu Pferde, sann das Hauptroß (Vörden Sänften), zas Sicgelpscrd (das die Siegel der „Frühlingsbeamteii", das heißt des Magistrats und dergleichen trägt),-u. f. w. Endlich kamen die acht Genien svon Menschen dargestellt) zn Pferde und eine Wache !"itftcmdc» Gewehren. Ter Zug ging zum Ostthore hinaus nach dem „Tempel der Fr»»hlings-Etn holung"; dort wurde der Genius des Jahres (auch „Genius der Saaten" ge nannt, eine gemalte Genie in Kindes gestalt und Schützer der Saat), sowie )ie Frühlingskiih (vou Papier oder Lehm gemacht) feierlich empfangen; dann ging es wieder zum Großen Ost lhore hinein, über die Tai Ping-Straße, zurch den Tempel des Stadtgeniiis und iiif Umwegen zurück zum Hamen. Der Genius des Jahres war unbedeckten Hauptes (ein Zeichen, daß es wenig Regen während des Jahres geben wird, sonst.tragt er einen Strohhut auf dem stopfe) und mit Schuhen bekleidet. Die FrühlingSkuh hatte einen schwarzen Kopf, schwarzen Banch, gelben Rücken, rothen Schwanz. sowie rothe Füße und Hörner. Sie wurde im Heiligthnm der Platzgottheit (im Hamen des Magi strats) ausgestellt, und heute (am 4.) wird sie dem Gebrauch gemäß zerschla gen weiden. (Diese Sitte soll angeb lich bedeuten, daß auch im kommenden Jahre strenge Gerechtigkeit geübt »nl» der Schuldige bestraft wird.) Schwierig. Student: Jetzt weiß ich nicht, war'S der Bäckermeister Fleischer in der Gerbcrstraße, der Flei schermeifter Gerber in der Bäckerstraße, der Gelbermcister Becker in der Flei fcherstraße, der Bäckermeister Gerber in der Flcischerstraße, oder der Fleischer meister Becker in der Gerberstraßc, der mir gestern Abend beim Bier versprach, sich heute Morgen von mir anpumpen zu lassen. Nicht allzu schwer. Sie Weißt Du, Manu, was ich mir heute wünsche'?" Er: „Ein neues Kleid." Sie: „Weiß Gott! Du hast mei nen Gedanken errathen !" Er: „Hä, als ob das so schwer wäre, bei den paar Gedanken, die Du hast!" Gedankensplitter. Bei den Frauen ist jede Liebe Leidenschaft, bei den Männern jede Leidenschaft Liebe.
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