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Mein Geschäft als Schi-irrdecker führe ich «ie bisher fort. «ruft Renz. In einem Alter von siebenundsieben zig Jahren, nach einem so arbeiterfüll ten und erfolggekrönten Leben kann man schon die Hände in den Schooß le gen. In einem Oertchen bei Bruchsal in Baden ist Ernst Renz im Jahre IBIS geboren. Brauchen wir es erst unseren Lesern zu verrathen, daß sich in ihm eine der markantesten und interessantesten Persönlichkeiten der europäischen Cir kujw«lt darstellt? Welch' eine Fülle von romantischen und abenteuerlichen Erlebnissen in dem Dasein dieses Cir» kusgewaltigen, welcher den Namen Renz zu einem so berühmten gemacht hat. Wenn eS dem „alten Renz" im Lause der Jahre gelungen ist, aus einem ur sprünglichen bescheidenen Wander-Cir« kuS eines der ausgezeichnetsten und vor nehmsten Artisten-Etablissements der Welt zu machen, so liegt das zum gro ßen Theil daran, daß er mit allen Fä chern seiner Kunst so wohlvertraut und in vielen ein erprobter Meister war. Renz hat als Athlet, als Springer auf dem Panneciufattel, als Pferdedresseur und auf manchem anderen artistischen Gebiet „gearbeitet". Als Springer ist er der erste gewesen, welcher den sogen. „Bahonnettensprung" ausführte, das heißt, den Sprung über eine Anzahl Soldaten hinweg, welche die Bayonnette aus ihre Gewehre gepflanzt haben. Mit Bewunderung wird es die heutige Ge neration vernehmen, daß Ernst Renz auch ein berühmter Seiltänzer gewesen ist. Anfang der vierziger Jahre ist Renz wiederholt auf dem Königsplatz über das Thurmseil gegangen und bei diesen Vorstellungen wurde in der Mitte des Platzes du;ch da» zur Verfügung gestellte königliche „Jagdnetz" eine mächtige Schutzhülle, so eine Art flie gender Circus hergestellt. Im Jahre 1846 dürfte Renz das letzte Mal in Berlin seine Seiltänzerkünste gezeigt haben. Es geschah das auf dem Dönhoffsplatz, in dem damaligen Circus von Geran und Brillhoff. Auch einer der verwegensten und brillantesten Rei ter ist Direktor Renz gewesen. Bis vor wenigen Jahren saß er noch im Sattel wie ein Jüngling. Eine Seh nenzerreißung, die er sich zugezogen, hat ihn erst seit dieser Zeit verhindert, noch zu Pserde zu steigen. Die Gemahlin Direktor Renz' war einst eine Panneau-Reiterin von aus gezeichneter Schönheit. Von seinen d.rei Söhnen, Franz, Adolph und Ernst Renz, ist Ernst, wie man sich erinnern wird, schon vor längerer Zeit verstor ben. Von seinen beiden Töchtern ist Amanda die Gattin des unvergessenen Schulreiters Hager geworden, der vor wenigen Jahren in Hamburg starb, während Jeannette einen Berliner Kauf mann zum Manne hat. In seinem Hause, Markgrafenstraße No. 11, be wohnte Direktor Renz das erste Stock werk mit seiner Gattin und seinen En keln Ernst und Ocena Renz, seinen Lieblingen. Die Wohnung ist sehr be haglich und gediegen, aber durchaus nicht luxuriös eingerichtet, wie denn überhaupt der millionenreiche Mann in Bezug auf seine Person von der denkbar größten Anspruchslosigkeit war. Ab gesehen von der Jagd, die er stets mit Leidenschaft gepflegt hat, bestand seine einzige Passion in dem Rauchen von sehr theuren Cigarren. Eine Sehenswür digkeit in seiner Wohnung bildet der Jagdschrank. An den Wänden hängen Bildnisse der Lieblingspferde des Di rektors, der edelsten Thiere seines Mar stalles, von Künstlerhand. Deutsche in Amerika. Vor einem Jahre faßte der Germania Männerchor, der vornehmste, unter der Leitung des Herrn Harry Rubens zu seltener Blüthe gelangte deutsche Ver ein Chicago's, den Plan, eine deutsch amerikanische Bibliothek zu gründen, die Alles enthalten sollte, was hierzulande von dem ersten deutschen Bibeldruck durch Christ, Sauer an bis hinauf in die neueste Zeit in Buch- oder Brochüren- Form von Deutschamerikanern geschrie ben ist. Der Plan wurde in die Wirk lichkeit umgesetzt und ein aus Bibliothe karen und Schriftstellern bestehendes sachverständiges Bidliothek-Kommittee ging, unterstützt durch die ausgiebigsten finanziellen Mittel, an die Arbeit. Heute zählt die einzig im Lande daste hende Bibliothek mehrere hundert Bände, darunter Werke der seltensten Art. Nunmehr aber, gewissermaßen am Jah restag der Bibliothek, ist ein Werk unter den Auspizien des Germania-VereinS erschienen, das die Chicagoer deutsche Press« «ine deutsche That nennt. „Deutsch« in Amerika" lautet der Tit«l „ein poetisches Geschichtsbild de« Deutsch-Amerikanerthums" nennt es das Vorwort. Es ist eine Geschichte der deutschamerikanischen Litteratur, dessen Herausgabe die „Germania" übernommen und zu dessen Zweck sie die Sammlung des Dr. Zimmermann, Direkiors des deutschen Unterrichts in den hiesigen öffentlichen Schulen, eiwor b«n hat. Das Werk, oder vielmehr d«r «rste Band dieses in aller Stille vorbereit«ten, dem Deutsch-Amerikaner thum als Ostergabe bescheerten Pracht werks, ist mit zahlreichen Portraits und Biographieen geschmückt und enthält Proben aus den Werken von I6S deutsch amerikanischen Dichtern. Es ist einge theilt in: die religiöse Periode von IK7Z bis 1326, politische Periode von 1826 bis 1860, die Vorachtundvierziger, die achlundvierziger und die Gegenwart. „Nicht Wenige", sagt da« Vorwort, „werd«n staunen über die stattliche An zahl dichterisch veranlagter und vielfach hochbegabter Männer und Frauen". Daneben befindet sich auch manches un schöne und minderwerthige darin, da es die Absicht war, von jedem etwas zu bringen. „Aber auch", heißt es weiter, „in dem alten Vaterlande wird man mit Staunen und Bewunderung auf d»e Fülle und Güte dieser poetischen Er güsse der versprengt«» Kinder blicken und sich fragen, wie es denn eigentlich gekommen sei, daß so viel Liebe und id«aleS Streben dem Vaterlande ver loren gehen konnte." Findet das Werk, dessen Herausgabe der Germania große finanzielle Opfer auferlegt hat. Anklang, so ist es dessen Absicht, einen dritten Band über die Leistungen der Deutsch-Amerikaner auf dem Gebiete der-Tonkunst, einen vierten —jene aus dem der Malerei, Bildhaue rei und Baukunst zu veröffentlichen. Zu gleicher Zeit arbeitet die Germania an dem Ausbau ihrer Gallerie berühm ter Deutsch.Amerikaner. Die Bilder von Schurz und Raster sind die ersten und in diesen Tagen wird das Portrait des Generals Von Steuben, gemalt von Michailowsli in New Aork, ein Geschenk des Brauereibesitzers Dewes, enthüllt werden. Ueber eine Maschine, welche bei der Wahl erstaunliche Dienste geleistet, wird aus Lockport, N. A., unterm 12. April berichtet: Bei der heutigen Townwahl kam die Meyers'sche „Stimm - Ma schine", welche eine viel schnellere Ab fertigung der Wähler möglich macht und thatsächlich einen neuen Reform- Wahl-Modus bedeutet, hier zum ersten Mal in Anwendung. Sie war in einem leerstehenden großen Laden in Main St. ausgestellt und bewährte sich trotz vieler schlechten Witze, die anfänglich darüber gemacht wurden, sehr gut. Ob gleich drei Tickets im Felde waren und zugleich über mehrere städtische Verwil ligungen getrennt abgestimmt wurde, ging die Avgabe der Stimmen mit einer Schnelligkeit von höchstens 20, in sehr vielen Fällen von 8 bis 12 Sekunden per einzelnen Wähler vor sich. Der Zeiger der Maschine stand beim Beginn der Stimmabgabe aus Null und dann begann die Maschine die Stimmen für jeden einzelnen Kandidaten zu registri ren. Als der Wahlplatz geschloffen wurde, öffnete man die verschlossenen und versiegelten Seitenthüren der Ma schine und schon fünf Minuten später konnte das Gesammtvotum für jeden Kandidaten fix und fertig in die Kon trolbogen eingetragen werden. Es be darf bei diesem neuen Wahlmodus nur zweier Inspektoren: einer sungirt als Wächter der Maschine, der andere kon trollirt die Wählerliste. Die Abstimm ung ist im vollsten Maße eine geheime, Irrthümer im Zählen und Mogeleien können nicht vorkommon. Einer von den Wählern, der ein Krüppel ist und seit Jahren nicht gestimmt hat, fand es mit Hülfe der Maschine sehr leicht, dies Mal sein Stimmrecht auszuüben. Endlich ist einmal Hoffnung vorhan den, daß die Straßeneisenbahnen genö thigt werden, ihrer Verpflichtung, die von ihnen befahrenen Straßen mit einem anständigen Pflaster zu versehen, nach zukommen. Das Obergericht hatte sich bereits mit dieser Angelegenheit besaßt und entschieden, daß jede einzelne Bahn gesellschaft jährlich eine Meile verbes sertes Pflaster legen muß. Der Mayor hatte deshalb mit den Bahn Präsidenten mehrere Konferen zen. Da diese aber keinen Erfolg hat ten, verlor der Mayor die Geduld und sandte Donnerstag Nachmittag dem Stadtrathe eine Botschaft zu, worin er mittheilt, daß die Stadt Philadelphia in den Jahren 1890 bis 1891 für Pfla sterung der von Straßeneisenbahnen be fahrenen Straßen 8445,000 ausgegeben habe und worin er dem Stadtrathe ein sehr energisches Vorgehen anempfiehlt. Gleichzeitig sandte das Union Bürger- Comnilttee dem unteren Zweige des Staatsrathes eine im gleichen Sinne gehaltene Petition zu.—Es wurde im Stadtrathe ein Antrag gestellt, ein Kommittee zu ernennen, das diese An gelegenheit untersuchen soll. Die Thiere von Forepaugh's Cirkus überwintern in Philadelphia in den al ten Ställen an der East Lehigh Avenue. Der Thierbändiger Arstingstall hatte im voriges Jahre von Hagenbeck eine 18 Monate alte Tigerin, ein wahres' Prachtexemplar, für die Menagerie ge kauft und sie in einem Käfig unterge bracht. Ihre Nachbarn waren die bei den bengalischen Tiger, welche bereits seit Jahren zu den Hauptzierden der Menagerie gehörten. Der eine dersel ben hatte bald mit der Nachbarin ein freundschaftliches Verhältniß angebän delt und dies schien die Eifersucht des andern Tigers erregt zu haben. Neu lich Morgens öffnete nun Hr. Arsting stall die Thür, welche die Käfige trenn te, um den bevorzugten Tiger zu der Tigerin einzulassen ; in demselben Au genblick sprang aber der andere Tiger über seinen Gefährten hinweg, stürzte sich auf die Tigerin und tödtete sie mit einem einzigen Bisse in den Kopf. Die Wärter konnten nur mit Mühe die beiden Thieren trennen und nachdem dies endlich geschehen war, verendete dir Tigerin nach wenigen Minuten. Es stellte sich heraus, daß die Zähne den Schädel der Tigerin zerbrochen hat ten und in das Gehirn eingedrungen waren. Viele Menschen ertrunken. Aus Nashville, Tennessee, wird ge schrieben : Die furchtbare Verwüstung, welche Überschwemmungen im nörd lichen Mississippi angerichtet haben, wird jetzt erst >n ihrer ganzen Größe ermessen. Es sind Hunderte von Men schen umgekommen. Das Hochwasser kam so furchtbar schnell heran, daß die Einwohner keinen Augenblick Zeit hat ten, sich daraus vorzubereiten. Sech, zehn kleine Flüsse im nördlichen Missis sippi schwollen zu furchtbaren reißenden Strömen an und verwandelten durch ihre Wassermassen den bereits hochgeh enden Coosa- und den Tombigbee River in riesige Binnenseen. Man requirirte schnellstens Fahrzeuge, um die Hülflosen zu retten, die sich auf die höchsten Hügel geflüchtet hatten, aber dort ohne Obdach und ohne Nahrung waren. Der Ver lust an Vieh, Feldfrüchten und anderem Eigenthum ist ganz unberechenbar. Die Bürger von Lowndes County, Miss., haben an ihren Vertreter im Congreß, Herrn Allen, das Ersuchen gerichtet, auf Bewilligung von Bundeshülfe hin zuwirken, da sie ohne Mittel sind, um den Obdachlosen und Hungernden zu helfen. Allen hat im Repräsentantenhause sogleich eine Resolution für sofortige Bewilligung von SSV,VOV für die Ue berschwemmten eingebracht und KriegS sekreiär Elkins hat das Quartiermeister Departement in St. Louis angewiesen, sofort 30V Zelte als Obdach für die Ueberschwemmten nach Eolumbus, Miss., abzusenden, wo die Noth am größten ist. Dort allein sind !20l> Personen, größ» tentheils Neger, obdachlos. Der Tombigbee stieg um dieselbe Zeit bei Demopolis, Ala., sechs Zoll per Stunde. Große Strecken niedrig gele gener Felder, die mit Welschkorn und Baumwolle bestellt, standen unter Was ser. Der Verkehr auf allen Bahnen von Mississippi war ganz oder tbeilweise eingestellt. F. I Cheney Co.. Toledo. O. von Apothekern. 7S Cent», Ttadtratb. Common Council, 14. April. Nach Verlesen der Mitgliederliste ward angekündigt, daß der Sheriff von Lackawanna County einige Worte zu sagen habe. Vorsitzer Moir ertheilte ihm das Wort und Sheriff Fahey ver las dann den vom Gericht erlassenen Mandamusbesehl, welcher die Körper schaft ersucht. Gründe anzugeben, wa rum Griswold seines Sitzes verlustig erklärt wurde. Moir wollte dann mit den Geschäften fortfahren, aber aus Antrag von Duhigg wurde mit 9 gegen 8 Stimmen beschlos sen, keine Geschäfte zu thun, bis das Recht von Griswold zu einem Sitze ge richtlich entschieden sei. Der Vorsitzer erklärte die Sitzung bis zum Montag Abend vertagt. Common Council, 18. April. Die Anhäufung von zum Theil un aufschiebbaren Geschäften ließ den Com mon Council feinen vorherige» Beschluß, erst nach Entscheidung der Griswold'» schen Angelegenheit wieder Berathun gen pflegen zu wollen, beiseite setzen. Präsident Moir kündigte seine stehen den Comites an. Folgende Resolutionen wurden ein gereicht und angenommen: Daß der Stadtschreiber zu Angeboten für 3V(X) Fuhßubberfchlauch auffordere; daß der Stadtgeometer Pläne anfertige zur Nivellirung von Von Storch Avenue, von Green Ridge zu Älen Straßen; daß das gemeinschaftliche Straßen- und Brücken-Comite die Thunlichkeit einer Abänderung der Luzerne Straße Ni vellirungslinie erwäge; daß der Stadt geometer Pläne für Seitenwege an William Straße, zwischen Margaret- und Brick-Avenues, mache; dergleichen für einen neuen Sewerdistrikt in der 14. Ward. Neue Verordnungen wurden wie folgt eingebracht: Für den Antauf von sechs Pferden für das Feuerdepartement; zur Ernennung von fünf permanenten Feuer männern und ihre Pflichten und Vergü tung festsetzend; für einen Jndicator in dem Cumberland Schlauchhause; sür Rinnsteine und Seitenwege in der 17. Ward. Erste und zweite Lesung passirten folgende Verordnungen: Die Kosten des Munizipalgebäudes auf KlBo,viXl beschränkend; für Auferlegung einer allgemeinen und speziellen Steuer für 1892 ; daß der Stadtgeometer Assisten ten ernennen und ihre Salaire festseyen darf; daß John A. Collins <440 Ent schädigung sür einen Streife,, Land er halte, den die Stadt bei der Erweite rung von West Lackawanna Avenue in Besitz nahm ! Vergebung des Contrakte« zur Vollendung d«S Munizipalgebäudes an Eonrad Schröder. Pertagt bis Freitag Abend. Die« scheint ein Widerspruch, muß auch auf dt» ersten Blick so erscheinen. Daß e« gleich wohl möglich ist, hat die Erfahrung gelehrt. nehme »um Beispiel den galt «ine» Me«. schen, der in einer von der Malaria heimgesuch ten Gegend wohnt. Eine feste Aorperlonstitu lion ist kein« sichere Gewähr gegen da« gefürch iete gieber. Wo findet man eine solche ? Der Beweis ist in einem Zeitraum von nahezu einem halben Jahrhundert geliefert ««rden, daß Hosteiter'« Magen-Bitter« ein sichere« Schutzmittel ist. Da« geld, auf dem diese Ärznei ihre Wirksamkeit gezeigt Hai, beschrankt sich nicht auf diesen Theil de« llonlinent«. In Siidamenka, auf der Isthmus «on Panama, in Meriko, thatsächlich überall, wo die »on Mi asmen herrührende Krankheit in besonder» ge fobrdrohlndtr Weise auftritt, ist dieses Bitter« in unbegrenzter Nachfrage und als wirtbvolles Heilmittel anerkannt, so daß es «on Aerzten »on Ruf verordnet wird. Es wirkt gleich kräftig bei Unregelmäßigkeiten de« Magen«, der Leber und der BerdauuugSorgane und bei »er schlim men Plage, der Grippe. S« sördert den Appe tit und Schlaf und erweist sich als heilsam bei Rheumatismus und Nierenleiden. »W. DaS „Wochenblatt" enthält de« besten Lokal-Bericht und alle sonstige« Neuigkeiten von Interesse.—Nur >2.00. Musikalien - Handlung, von Eugen Schimpfs, »17 Lackawanna Avenue. 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Infolge des Kentern eines Bootes ertranken bei Glückstadt im preußischen Regierungsbezirk Schleswig fünf Per sonen. Hm Riemen ertranken 26 Men schen. " Friedrich von Bodenstedt, der be kannte Dichter, liegt in seiner Wohnung in Wiesbaden schwer krank darnieder. In dein Dorfe Ehaley im schwei zerischen Kanton Wallis brannten 120 Häuser nieder. Eine Feuersbrunst in Lathen, einem Kirchdorf in der Land drostei Osnabrück, äscherte zwanzig Häu ser ein. Bei einem Brande in Eibau in der sächsischen Kreishanptmannschast Bautzen sand der Färber Güttler sammt seiner Famielie den Flammentod. Kriegsminister von Bauer hat dem österreichischen Reichsrathe eine Vorlage behufs Verstärkung der Armee vorgelegt. Er schlägt vor, jede Compagnie der In fanterie-Regimenter um zehn Mann zu verstärken und zwei neue Kavallerie- Regimenter zu gründen. Man glaubt, daß man weder in Oesterreich noch in Ungarn zögern wird, den Vorschlag an zunehmen. Die Münchener „Allgemeine Zei» tunH" veröffentlichte einen ungemein gehassigen Artikel gegen den amerikani schen Gesandten, Herrn William Wal ter Phelps. Was immer über den Vertreter der großen Republik gesagt werden möge, so setzt das gedachte Blatt auseinander ein Liebling un serer Diplomaten sei er nicht. Unter anderen Vorwürfen wird Herrn Phelps auch der geinacht, daß er für „Europas übertünchte Höflichkeit" kein Verständ niß besitze, und keine Ahnung davon habe, was sich für einen Diplomaten gezieme. Jüngst habe er zum Beispiel bei dem Freiherrn Marschall von Bie berstein, dem Staatssekretär des Aus wartigen Amtes, eine Audienz erbeten, in welcher er auf eigenes Risiko dahin vorstellig geworden sei, es wäre von dem mächtigen Deutschland keineswegs groß müthig, die kleine Dominikanische Re publik zu zwingen, ihm dieselbe Meist begünstigung zu gewähren, welche den Bereinigten Staaten eingeräumt wor den sei. Freiherr Marschall von Bie berstein habe sich den amerikanischen Diplomaten daraufhin einen Moment vcn unten bis oben betrachtet und dann kurz entgegnet: „Ich wußte nicht, daß die Bereinigten Staaten das Protekto rat über ti« Dominikanische Republik ausüben. Deuts bland besteht nur aus einem vorher > nnka '.nten Rechte." Mit langer Nase uno um eine Erfahrung reicher habe sich der amerikanische Ge sandte hiernach zurückgezogen. Ueberall sind sür den ersten Mai, den Arbeitertag, öffentliche Umzüge ver boten worden. In Berlin haben die Sozialdemokraten die größten Lokale gemiethet, in welchen der Maitag gefei ert werden soll. An der Feier kann Zeder tbeilnehinen, der zwanzig Pfen nige Eintritt bezahlt. Die Vorbereitungen für die Feier des Arbeitertages sind vollendet. Ueber all tragt das Programm mehr einen festlichen, als einen politischen Charak ter. Die Berliner Arbeiter werden sich an lebenden Bildern, Konzertmusik usw. ergötzen. In Hamburg. Bremen und anderen Orten außerhalb Preußens ge statten die Behörden öffentliche Umzüge und Versammlungen im Freien. Zwei freudige Familienereignisse stehen dem Kaiserhause bevor. Kronprinz Wilhelm, der künftige Wilhelm 111., wird am 6. Mai 10 Jahre alt und tritt an diesem Tage in die Armee ein, wo es ihm an Protektion und raschem Avance ment nicht fehlen wird. Für Juni ist der kaiserliche Hof- und Kammerstorch angesagt. Was wird er bringen—den siebenten Jungen oder das erste Mädel? Das ist die Frage, sagt Hamlet. Wir wetten auf den Jungen, denn der Storch ist schließlich, wie wir alle, ein Gewohn heitsthier. Dem Besuche des Kaisers in Metz im September zur Enthüllung des Denk mals Kaiser Wilhelms I. werden acht tägige Manöver in der Umgegend von Metz, auf dem historischen Boden, auf welchem im deutsch-sranzösischen Kriege so glänzende Siege errungen wurden, vorausgehen. Vom Landgericht in Oldenburg ist der bekannte Schwindler Pastor Müll>r aus Goldenstadt zu vierzehn Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Müller schwindelte und betrog zehn Jahre hin durch um den Gesainmibetrag von etwa 300,000 Mark. Etwa 100 Knechte und Mägte verloren ihre Ersparnisse, welche sie dein auf größten Fuße leben den Geistlichen anvertrauten. Als Müller schließlich auf der Flucht ver haftet wurde, fand man in seinem Besitz nur noch vier Mark. In Stuttgart, im Harz und in Schlesien wüthen Schneestürme. Der telegraphische Verkehr mit England ist infolge eines furchtbaren Schneesturme» unterbrochen. Für die diesjährigen Festspiele in Bayreuth sind keine Sitze mehr zu ha ben. Das Haus ist bereits für alle Vorstellungen ausverkauft. Am 28. August wird in Mainz ein Congreß der deutschen Katholiken eröffnet werden. 5
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