2 Dcr Wittwenfreund. Es ist eine ganz eigenartige Spezics t>on Geschäftsleuten, die der Wittwen freunde, und sie gcdciht nur in de: Großstadt. Auf dem Laude uud in kleineren Städten würde sie elend ver kommen. Der Wittwenfreund muß viele Menschen kennen, ohne selbst ge kannt zu sei»; er muß jede» Augenblick in der Masse verschwinden können. Dcr Schilhmachcrnicister N. ist ge storben. Am folgenden Tage erscheint bei der trostlosen Wittwe ein würdiger Herr mit überaus feierlicher und kum mervoller Miene: „Ich komme, liebe Frau, um Ihnen mein herzliches Bei leed auszudrücken," sagt er bewegt. „Es ist ein furchtbarer Schlag, dcn Sie durch deu Verlust des Theuren erlitten hoben." —„Sie haben ihn gekannt?"— „Gekannt? Ach, du lieber Himmel! .... Hat er nicht bei den Franzern ge dient? Und ich etwa nicht? Freilich, es ist schon lange her, aber wir haben uns immer gern dcr schönen Zeiten er innert."—„Ach ja," schluchzt die Frau, „von scincr Soldatcnzcit hat cr gcrn gcsprochcn. Schcn Sie, da ist noch scin Bild von dazumal." Mit ticscr Rührung bctrachtet del Herr das Ncu-Rnppincr Kunstwerk mit dem aufgcklcbtcn pholographirten Kopf und sagt: „Wie lebenswahr, wie na türlich!.. Ja, so hat er ausgesehen in dcr schmlickcn Uniform!.. Ach Frau N., wie solche Erinnerungcn angrcifcn! Und wie müssen Sie sich erst erschüttert fühlen, meine gute, arme Frau!.. Ja, iu solchen Tagen bedarf man eines Freundes, cincr schaffenden Hand, die für uns aebcitet. Und das bin ich ihm schuldig, dem alten Kameraden, daß ich Ihnen znr Scitc stehe nnd Sie nicht im Stich lasse.. Ich habe gehört, Sie wollcn das Geschäft verkanscn!.. Nun ja, das ist am Ende wohl das Bcstc, was Sie thun können. Ich werde die Sache in die Hand nehmen, Frau N., darum sollen Sie sich gar nicht küm mern .." „Ach, das wäre ja sehr schön von Ihnen," sagt die Wittwe erfreut. „Ei nem fremden Mann überträgt man ja eine solche Commission nicht gern.." „Nein, nm Gotteswillen nicht," füllt der Würdige lebhaft ein; „in solchen Dingen hält man sich an vertrauens würdige Freunde, die auch etwas von der Sache verstehen." „Abcr wie kann ich das annehmen? Sie versäu men doch Ihre Zeit...." Der Herr macht eine abwehrende Handbewegnng: »Lassen Sie das nur, darüber werden wir schon einig werden. Und schließ lich kann der Käufer nicht eine kleine Provision zahlen? Damit werde ich Sie doch nicht behelligen...." Von diese»! Augenblicke an ist der Wittwenfreund Herr der Situation. Er ordnet den Nachlaß, nimmt das Ge schäftsinventar anf, besorgt allr Gänge und weiß in dcn schwierigsten Dingen guten Rath. In wenigen Tagen ist Alles geordnet, das Geschäft verkauft, die Garderobe des Verstorbenen ver äußert. Das Portemonnaie mit einer wohlverdienten Provision beschwert, verläßt cr den Schauplatz seiner Thä tigkeit, um alsbald an cincr anderen Stelle seines Amtes zu walten. Der Wittwenfreund ist in der Regel ein gewandter Geschäftsmann, der sich in der That nützlich zn machen weiß und bestrebt ist, sein Geld redlich zu verdie nen. Daß er unter der Maske eines Freundes des Verstorbenen auftritt, bedrückt sein Gewissen nicht sonderlich ' — das gehört nun einmal nothwendig znin „Geschäft", denn dem fremden Agenten würde man mit Mißtrauen entgegentreten. Alles in Alle»! der Wittwenfreund ist eine jener selt samen Erscheinungen, die der Kampf um s Dasein in der Großstadt hervor gebracht hat. Ein Geschäftsmann, der seine Kunden duzt. Man be richtet aus Wien: Ein Fräulein, das sich als Schriftstellerin bezeichnet, Ma thilde Streinsdorfer, erschien als Pri vatklägerin vor dem Jnjnricnrichter des Bezirksgerichts Alsergrund, um Sühne für ihre verletzte Ehre zu fordern. Sie erzählte dem Richter in norddeutscher Mundart, wie sie in das Handschuhge schäft der Firma Paul Schrebenski ge kommen sei, wie viele Paare Hand schuhe sie dort anprobirt habe, ohne ein passendes zu finden, und wie sie deshalb von Herrn Schrebensti nngalant be handelt wurde, als sie, ohne gekaust zu habe», das Gewölbe verlassen wollte. Am meisten entrüstet war Fräulein Steinsdorfer darüber, daß sich Herr Schrebenski herausnahm, siezn „du zen". Der Angeklagte gab zu, viel leicht unhöflich gewesen zu sei», er bemerkte aber zugleich, er Halle es für ganz unmöglich, daß ein Geschäftsmann seine Rnhe bewahren könne, wenn eine Kundschaft zwanzig bis dreißig Paare Handschuhe nachein ander verderbe und sich sodann noncha lant uiit deu Worte» empfiehlt: „Ich kaufe heut' nicht und komme eiu ander mal wieder." Die Gattin des Ange klagten wurde sodann als Zeugin aus gerufen, und der Richter beschloß, sie zu beeiden. Angekl.: Ich verbiete meiner Frau, einen Eid abzulegen!— Richter: Die Entscheidung hierüber steht mir zu, nichtJhnen. —Angekl.: Nicht einmal in der Kirche darf meine Frau ohne »lei nen Willen schwören. Richter: Im Gerichtssaale entscheide ich! —Die Zeu gin sagte unter Eid aus, daß sie wohl das „Duzen" gehört habe, aber nicht die incriminirtcn beleidigenden Worte. Ter Richter erkannte Herrn Schrebenski der Ueberd-etung bn Ehreiibclcidiguiig schuldig, d« sich aus der cidlicy bestätig ten Ansprache „Du" mit Rücksicht auf den ganzen Borgang und die Aussage der Klägerin unzweifelhaft ergebe, es seien die beleidigenden Ausdrücke gefal len. Das Urtheil lautete auf eine Geld strafe von ü Gnlden. Zu dir sagt man Herl Esel, hinter dir der Esel. Zum hundertjährigen GeburtS» tage John HerschelS. Wissenschaftlichen Dynastien ist es erfreulich oft beschicken, ihre Frische zn bewahren, dcr Art, daß die Lebenskraft und geistige Bedeutung ihrer Mitglie der durch Generationen sich auf gleicher Höhe hält, und das allwaltcnde Schick sal cS ihncn uud dcr Welt erspart, gro ßen Ahnen, die mit d«: Stirn de>n Himmel berühren dursten, unendlich kleine Engel folgen zn sehen. Im Jahre 1757 wanderte dcr Hoboist der churfürstlich hannöverfchen Fuß» garde, Friedrich Wilhelm Herfchel, nach England aus, um sich, nach kurzem Auscuthalt in London, in LcedS als Musiklehrcr niederzulassen. Anf frem dem Boden erstand dem Manne das Glück, das er in dcr Heiinath wohl ver geblich wiirdc erstrebt haben. Schon nach nenn Jahren.ist er Musikmeister iu Bath, uud cS wird ihm möglich, scincm Hange zur wisseuschnftlichcii Erfassung fcincs speciellen Berufes und des Wclt gaiizcn nachzulcbcn. Das Studium dcr mathematischen Theorie der Musik führte ihn zur nia lhcinathischen Wissenschaft überhaupt, und dicse öffneten ihm den Eingang in das Gebiet der Astronomie, auf dem ihm bestimmt war, ein Heros zu wer deu, dessen Namen dnrch alle Zeit un vergessen bleiben wird. Ihm ivar a»ch das Glück beschiede». einen Fürsten zn sind.'n, dcr Verständniß uud ein war mcS Herz dcr Erhabensten dcr Wissen schaften entgegcnbrachtc. König Georg 111. dem zn Ehrcn dcr am 13. März 1781 von W. Herschel entdeckte Planet Uranus eine Zeit lang die Bezeichnung «iä»s, Georgstern, führte fetzte dem Forscher ein Jahresgchalt aus, um cs ihm zu ermöglichen, sich ganz frei der Wissenschaft widmen zu können. Herschel zog nach Slough bei Windsor, von wo ans cr dann die großartigen Resultate seiucr Arbeiten in die Welt sandte, die seinen Namen zn dem machten, was cr in der Ge schichte der menschlichen Geistcsentwicke lniig ist. Und. wie dem Meister in seiner Schwcstcr Lncrctia Earoltne ein trcncr gclchrtcr Kamerad in Slongh zur Seite stand, der reichen Antheil nahm an des Bruders Schaffen, so er blühte ihm dort auch noch anders das Glück dcr Familie. Am 7. März 1792 wurde ihm scin Sohn John Frcderik William geboren. Nachdem derselbe eine ausgezeichnete Vorbildung gmosscn, bezog er die Uni versität Cambridge, um dort den ma thematischen und physikalischen Wissen schaften, vornehmlich der Astronomie, obzuliegen. Nach Beendigung seiner Studien ging er zunächst nach Slongh zurück, um dem Vater bei dessen astro nomischen Beobachtungen zu assisti ren. Bald aber wandte er sich voll ständig einem Forschungsgebiete zu, welches allerdings erst von William Herschel so recht eigentlich erst geschaf fen worden ist. Bei seinen unablässi gen Durchforschungen des Himmels mit mächtigen, von ihm selbst hergestellten Nicscnfpiegeltelcskopen hatte dcr ältere Herschel eine Menge von Sternen ge sunden, die zu zweien oder mehreren so dicht Zusammenstehen, daß das un bewaffnete Auge und schwächere Instru mente an den betreffenden Stellen über haupt nur einen einzigen Sternzu scheu vermögen. Namentlich fand er eine große Zahl von Sternpaaren, die die genannte Eigenschaft zeigten. Es könnle ja nun freilich möglich scin, daß die beiden Stcrnc cinc solche Stellung im Weltenrauni hätten, daß die voii dcr Erdc nach ihnen führenden Gesichts linien so ganz außerordentlich nahe nebeneinander herlaufen, daß uns jene Sternpaare nebeneinander zu stehen scheinen, während sie in Wirklichkeit durch gewaltige Fernen von einander getrennt sind. Ein solcher „Doppelstern" würde uns aber nur zufallig, in Folge der Stel lung der Erde zu seinen Componenten, als solcher erscheinen, und nach Jahr miUionctl, wenn das ganze Sonnensy stem und mit diesem die Erde, in eine andere Gegend des Raumes gelangt sein wird, würde uns der Sonnenschein lehren, daß die beiden Componenten je nes DoppelsternS um mächtige Entfer nungen von einander stehen, daß jener aber nur ein optischer Doppelstern ge wesen. Aber der Forschergeist Her fchels sagte sich, daß es doch wahrlich ein recht großer Zufall sein müsse, wenn die hunderte von Doppelsinnen, die er nach allen Richinngcn hin am Himmels gewölbe wahrnehmen tonnte, alte nur optisch sein würden. W. Herrschet hatte in der That zuerst geglaubt, daß die Doppelsterne nur optisch wären, und darauf die Hoffnung gegründet, durch ihre Beschattung zu einem Urtheil zu gelangen über die Ent fernungen der Fixsterne von der Erde. Deshalb hatte er sie aufgesucht; und dabei war er durch ihre große Menge überrascht worden. Die Thatsache drängte ihm den Ge danken auf, daß zwischen den Kompo nenten eines Doppelsternes wohl ein Physischer Zusammenhang bestehe. Als ihm diese Erkenntniß über die wahre Natur der Doppelsterne aufgegangen war. verbargen sich ihm die nothwendi gen Folgen derselben nicht. Er »rußte fich sage», daß zwei Sonnen (wenn wir diesen Ausdruck für die leuchtenden Fixsterne gebrauchen wollen), die ein ander so nahe stehen, sich gegenseitig anziehen müssen, daß sie längst aufein ander gestürzt sein würden, wenn nicht eine Umlaufsbcwcgung um ihren ge meinschaftlichen Schwerpunkt sie davor geschützt hätte. Nun war die Hoffnung des Forschers darauf gefetzt, dürch stete über längere Zeiträume ausgedehnte Beobachtungen solche Umlaufsbewc gungen in konkreten Fällen sestzu stel len. Er hatte das Glück, daß ihm dies bald gelang. Und von dem Augenblick der ersten Feststellung dieser Art an war das neue Gebiet eröffnet, auf dcm die spätere Astronomie zu intensiver Bethä tigung reichlich Raum fand. Vor allem sollte dcr Sohn John Her schel hier glänzende Lorbeeren ernicn. Seit 1816 hatte dieser in Gemeinschaft mit seinem Frennde JameS South sich vornehmlich dcr Beobachtung dcr Dop pclstcriic gcwidmct. Als crstcS Resul tat dicscr Forschungen ließ cr 1825 cinc ciiigchcnde Zusammeiistcllnng der Beobachtungen von 380 Doppelsternen mit Beschreibung uud Angabe dcr Po sitionen cineS jcdcu einzelnen derselben erscheinen. Diesem ersten „Doppel steriikatalog" folgten noch zwei weitere, einer von 205 Sternen im Jahre 1827 und einer über 324 Sterne im Jahre 1320. Aber diese fleißwen nnd bedeutsamen A.b iten snd doch « ht tns was John HerjchelS hohes Verdienst begründete. Als die Bewegung in jenen scrnen Him nielsräumen erkannt war, da trat an dcn menschlichen Geist eine ernste Frage und eine scharfc Probe seiner Erkennt nißsähigkeit heran. In unserem Son nensystem sehen wn al'e > n geordneter gesetzmäßiger Beivegnng sicu vollziehe», nnd kommt wirklich einmal ein fremdes Element, ein Komct herein, so ist der scharfe nnd gewaltige Wächter Jupiter da, welcher den Eindringling abfängt und ihn entweder zwingt, in kurzer elliptischer Bahn gewissermaßen als neu crworbcncs Glied unseres Systems mit uns weiter zn ziehen, oder aber cr drängt ihn in eine hyperbolisch.' Bahn, die ihn anf Nimmerwiedersehen hinaus führt iu die unendliche Ferne des Alls. Also im Sonnensystem im Allgemeinen, wie ans de» einzelnen Planeten, auf unserer Erde im besonderen, wirkt eine Kraft, deren Gesetz uns Newton ent schleierte. Gilt dies Gesetz allgemein, im ganzen All, anch an jenen Grenzen, wohin uns die mächtige» Fernrohre führen, in den Systemen der mehrfachen und der Dop pelsterne? Die Frage war nur zu beantworten, indem man unter Voraussetzung der Giltigkeit jenes Gesetzes die Bahnen der beiden Componenten eines Doppel sternS um den gemeinschaftlichen Schwer punkt berechnete und die Ergebnisse die ser Berechnung mit der beobachtete» Bewegung verglich. Es ist mm leicht gesagt: man muß das berechnen. Ein Anderes war es, eine Methode dazu an zugeben. Und es hat sich Uebereinstimmung der Rechnung mit der Beobachtung er geben, so daß wir also seit damals und erst seit damals mit allem Rechte von der „universellen Gravitation" sprechen können. Neben dcn Beobachtungen der Dop pelsterne nach den theoretischen Unter suchungen über sie hatte sich John Hcr schel in jenen Jahren (1825—1833) namentlich auch der gleichfalls von seinem Vater begonnenen Beobachtung der Nebelflecken und Sternhaufen ge widmet, aus welchen Studien der im Jahre 1833 veröffentlichte Katalog von 2207 solcher Gebilde hervorgegangen ist. Im nächsten Jahre (1834) ging cr nach dem Vorgebirge der guten Hoff nung, wo er in der sorgfältigen, durch vier Jahre unausgesetzt durchgeführten Durchmnsterung des südlichen Stern himmels ein denkwürdiges, für die Wissenschaft unschätzbar wcrthvolles Stück Arbeit gethan hat. So oft Alexander von Humboldt, in seinem „Kosmos" das Werk erwähnt, in dem JohnHerschcl dicErgebnisje fcincs Wirkens am Kap niedergelegt hat. die „Resultate aus am Kap der guten Hoff nung angestellten astronomischen Be obachtungen" (London 1847), hört man die Bewunderung durchkliugcii, die um dieses Werkes willen der große deO.sche Polyhistor dem großen britischen Steriiknndigc» entgegenbringt. Jenes große Werk mit dem so gar nüchterne» und bescheidenm Titel wird seinen hohen Werth für die Wissenschast immer behalten. Bei der Heimkehr nach de» britischen Inseln wurde dem großen Sohne eines großen Vaters hohe Ehre zu Theil. Er wurde zum Baronet ernannt, seit dem Sir John Herschet. Und viele wissenschaftliche Gesellschaften der alten und neuen Welt ernannten ihn zu ih rem Mitglied?. Im Jahre 1842 wählte ihn dann das Marcchal-College zu sei nem Lord Rektor. Endlich bekleidete er 1850 V—135.', das Amt eines Direc tors des königlichen Münzwefeus, das vor ihm einst anch der große Jfaac Newton innegehabt hatte. Wenn Sir John in der Astronomie hervorragend thätig gewesen ist, so hat er dort, wie clle unsere großen Geister- Helden, sich nicht mit seinem fruchtbaren Wirken auf ein einziges Gebiet be schränkt. Schon im Jahre 1828 hatte er ein höchst bemerkenswerthes Buch über die „Theorie des Lichtes" erschei nen lassen und, treu der Tradition vom Vater her, sich auch mit Musik uud Akustik beschäftigt und die Ergebnisse dieser Studien als „Theorie des Schalls" 1830 veröffentlicht. Schm>ll folgte im Jahre 1831 eine „Einlei tung die theoretische Physik" <oder !änder sagen) und ein „Lehrbuch der Astronomie." Das letztere Werk ist der Vorläufer desjenigen gewesen, welches, auch ohne feine anderen Arbeiten, den Namcn John HerfchelS unsterblich ge macht hätte. Ich meine die 1840 er schienene» „Outlinss c>k ein herrliches Werk, dessen Leltürc ein wahrhaft edler Genuß ist, und welches die schwierigsten Fragen, zum Beispiel in der Störungstheorie, mit überra schender Klarheit behandelt. Noch eine große Reihe werthvoller Arbeiten wäre zu nennen. Es möge nur erinnert sein an sein zum Vorbild aller anderen Werke dieser Art gewor denes Buch übcr.'physikalisctieGcographic und endlich an feine Meteorologie. Hierbei fei auch erwähnt, daß John Hörschel ler erste war. der regelmäßige gleichzeitige meteorologische Ncobachtuil- gen in derganzcncivilisirtcnWclt bcfür wortctc, und zwar geschah dies schon während fcincs AnfcnthaltcS am Kap, also 20 Jahre cher, als Lcverricr, im Hinblick ans cine Vervollkommnung des Tclcgrnphcnnetzcs, dcn modernen Wet terdienst inaugurircu konntc. Tcm großc» Gelchrten ist ein rnhi geS, sviiileiibeschieiiciiesAltcr vergönnt gewesen. Er starb zu London nm 12. August 1871, im neunzigsten Lebens jahre. Und dcr Anfang knüpft sich an's Ende: wie John Verschcl dcr würdige Erbc seines glanzvollen Baters war, so ist cs auch ihm beschicken, in zwei Söh nen fortzuleben, von denen der eine ans einem WirkungSgcbicte, welche» dcm dcs Baters freilich ferne liegt, eine maßgebende Stellung erklommen, wäh rend dcr andere als hoher Officier in dcr britischen j>l, t e zu deu cifrigstcn bcrn fcncn Fördcrcrn dcr wissenschaftlicher Astronomie in England zählt. Ciii gutes Geschäft. Frnn Kommerziciirath Draller pflegl seit einigen Jahren, wenn sie einmal um die Herbstzcit den Bahnhof ihrer Stadt betritt, von dcm dort ausstehen den Zeitungshändler Preller für ihre» Gatten einen neuen „Lahrcr hiiikcude» Bote»" z» kaufen. Sobald dcr Kalcn dcr hcraus ist nnd die Frau Kommcr zienrath sich auf dcm Bahnhof blicken läßt, eilt denn anch Preller pflichtfchnl digst anf sie zu: „Der neue Lahrcr Ka lender, gnädige Fran, soeben erschie nt»!" So gings auch in diesem Herbst, als die Iran Kommcrzienralh zu eine, Gesellschaft in die Nachbarstadt reisen wollte. „Dcr ncucste Lahrcr gefällig?" „Ja, nicinctwegcn," sagtc sie, „hier is> Geld; 50 Pf., nicht wahr?" „Ja wohl, danke bestens!" Am selben Nach mittag kommt dcr Herr Kvmmcrzien rath ans den Bahnhof, um einem Ge fchäftsfrennd das Geleit zn geben. Kam» ist der Zug fort, so stürzt Preller aus deu Kommerziciirath zu „Herr Kommerziciirath, soeben ist de> neueste Lahrcr angekommen; Frau Ge mahlin kauft jedes Jahr einen bei mir! wollen Sie ihn gleich mitnehmen?" „Gewiß, waruni nicht? Was tostet er?" —„so Pfennig." „Hier." „Dank« bestens!" Als am Abend Herr und Frau Draller sich gegenseitig mit einem Kalender überraschten, sagt der Haus herr lachend: „Du, Agnes, der Lüm mel hat nns überlistet, aber warte nur, Preller!" Am nächsten Morgen sitzen Herr nnd Frau Draller am Kaffcctisch, als Preller mit seinem ZcituugSkorl vorbei geht. Sofort springt der Kom merziciirath auf: „Da geht der Schlin gel!" nnd in's Kontor hincinrufcnt fügt cr hinzu: „Mcier, laufen Sie ein mal schnell hinter Preller her; cr soll einmal hereinkommen!" Der Komniis eilt dem Zeitungshändler nach. „Su möchten doch einen Augenblick zum Herrn Kommerziciirath hereinkommen!'' „Gewiß, gern," sagt Preller freund lich, „aber hören Sie, ich habe so we nig Zeit, ich iveiß auch schon, was ei will; er kaust nämlich alle Jahre einen Lahrer Kalender von mir; habe» Sit wohl 50 Pfennig bei sich?" „Ge wiß," sagt der Kommis. „Ach, dann thun Sie mir den Gefallen und nehme!! den Kalender mit?" Und in dem Bewnßtfcin erfüllter Pflicht tritt nun der jnnge Mann vor das kalenderge segncte Ehepaar. Franz Lint-Rcliquicn. Franz Lißt-Ncliquien werden von Ungarn aus, und namentlich vom dor tige» La»dcsm»fcum. wie aus dem Lißt'fche» Nachlasse auf der internatio nale» Ausstellung für Musik inidThea terweseu i» Wie» in reicher Fülle z» sehen sein. Besonders hervorzuheben find eine Reihe von prachtvollen Krän zen aus massivem Edelmetall; ein Di rigentenftab, aus Holz getrieben, mit Pslanzenornamenten geziert, mit zwölf kleineren uud an: Kopfende mit einer große» Perle geschmückt! um den Stab windet sich ein Zweig, dessen neunzehn Blätter vollständig aus Smaragden ge bildet sind. Ferner ein großer Notenpult-Aufsatz aus Silber mit fignraler Ornamentik! vorne in der Mitte Lißts Relief-Porträt, darunter eingegraben in eine Silber fläche die Ansicht von Wien und Buda pest. Außerdem sind an diesem Noten pult noch drei Silberbüsten angebracht, welche Beethoven, Ehopin und Schubert zeigen. Seitlich sind zwci doppclarmige Silberleuchter befestigt. Dieses herr liche Kunstwerk wurde gelegentlich der Eomposition der Graner Pcrsse vonf einer Anzahl österreichisch-nngarischer Kunstfreunde dem Künstler gewidmet. Weiter enthält diese Reliqniensamni lung den Prnnksäbel, welcher im Jahre 1840 dem großen Künstler in Würdigung seiner künstlerische» uud patriotische» Verdienste von seinen Landslentcn gewidmet wnrde. Dieser Säbel, welcher znm größte» Theile ans vergoldete»? Silber mit damaseirten Goldornamenten besteht, ist mit 214 Edelsteine» geschmückt,»», zw. beträgt die Anzahl der Rubine 80, die Anzahl der Smaragde 131. Bou interessanten Kleinigkeiten fei noch erwähnt: Ehopin Hand in Marmor nachgebildet, desglei chen die Hand Lißts, schließlich die Zumbusch'ichc Beethoven-Statue, in kleinerem Maßstabe ans Erz gegossen. Der materielle Werth dieser Ausstel lungS-Objelte allein beträgt weit mehr als fl. Unschuldig. Angeklagter: „Ganz ttnschiildig bin i, mich hat's LooS 'troffen unter nns Burschen, daß ich den Seppel verhanen muß. weil er eine von »ufern Mädeln ang'führt hat!" Richter: „Damit könnt Ihr Euch nicht entschuldige». Ihr hättet Euch weiger» müsse», diese Rohheit auszu führen!" Angesagter: „Des war net mögli'! So gnt wie ich hätt' die Prügel Niemand besorgt!" Der Korv. Die Sonne brannte schon sehr heiß in dem schattenlosen Garten. In de» frisch geharkten Beeten erhoben Aurikel, CrocuS, Tulpen und Narzissen ihre bunten Köpschcn. Die Pfirsichbäume am Staket drüben zeigte» sich schon rosig überhaucht; das Gesträuch im Garten war sonst noch kahl. Doch waren die Knospen schon zum Platzen, hie und da guckten schon ganz winzige blaß-grüne Blattspitzen aus dcn auf springenden braune» Hüllen. Die ersten Lerchen trillerten in den blauen Lüften und die ersten, eben vom Win terschlaf erwachten Insekten taumelten im Sonnenschein hin nnd her. Es war, wie gesagt, schon recht ordentlich heiß; die Kinder, welche hier und da in die Lanbc gestürzt kamen, hatten hochrothe Backen. Freilich, sie suchten mit Feuereifer die Ostereier, die „der Hase" im Garten gelegt haben sollte. Dicscs furchtsamc Thier hat nämlich, allcr Naturwissenschaft zum Trotz, die sonderbare Gewohnheit, un mittelbar vor Ostern Eier zn legen, welche wieder gegen alle vcrnllnstige Tradition buntfarbig und hartgesotten sind. Papa, bevor er heute Nachmittags fortging, hatte dcn Kleinen gesagt, cr hätte dcn Ostcrhasen gesehen, sie sollten nur suchen. Und nun klangcn ihre lauten, hellen, jnbelndcn Stimmcn ans allen Ecken und Enden des Gartens, als n»äre cs dcr Frühling selbst, der eine lante, jauchzende Stimme ange nommen. „Nicht so laut, Kinder," mahnte Herinine, die in der Laube saß, „nicht so laut, Großmutter hält ihr Mittags schläfchen." Aber die kleine Bande war heute nicht so leicht im Zaume zu halten. Hatte eines von ihnen ein Ei gefunden, solch' ein wunderbares rothes Osterei, so brach ein solcher Jubel aus, daß die Lerchen oben am Himmelsgewölbe zu verstummen schienen. Richard hatte ein Ei unter der Bank nächst dem Springbrunnen aufge spürt und Hans eines unter dem Buchsbaum; Dorchen hatte noch keines, dafür abcr wollte der große verständige Richard jetzt für sie suchen; einstweilen trippelte sie ihm nach nnd krähte recht laut, wenn die Anderen schrien und lärmten. „Da sich, Tante Hermine, o sieh' doch her! Nein wirklich, das mußt Du sehen!" Richard hatte ein ganz bunt gestecktes Ei entdeckt, in der alten zer brochenen Gießkanne, ganz hinten im Schuppen. Aber Tante Hermine mnßte kommeil und sehen, wie es da drinnen zwischen einigen Kohlblättern lag. Und Hermine schritt zum so und so vielten Male aus der Laube heraus und durch den sonnigen Garten, um den Kleinen ihren Willen zu thun. Sie trug keinen Hut und neigte leicht ihr schönes, stolzes Haupt gegen die Sonne vielleicht auch zu den drei Kleinen, welche an ihren Rockfalten hingen. Sie war eine sehr schöne Figur von anmu thiger Haltung, und sie sah vornehm ans, selbst in dem einfachen Hauskleide uud der weißen kleinen Schürze. Das mochte auch der Mann empfin den, welchen die Kinder jetzt mit dem lauten, jubelnden Ausruf „Papa" be grüßten. Er war über die erste Jugend hinaus, aber immerhin eine stattliche Erscheinung, groß, blond, ernst, mit hellen grauen, durchdringenden Angen. Seine stramme Haltung, sein wettcrge bräuntcr Teint verrieth den geborene» uud erzogenen Landwirth, abcr in dem ernsten Blick, in dem fcstgcschlossenen Munde erkannte man eine Denkerna tur. Jetzt grüßte cr das schöne Mäd chen respektvoll, fast ehrfürchtig nnd in feinen Augen blitzte es dabei auf. „Wie gütig Sie gegen die Kinder sind, Hermine," sagte er, und dann: „Ich komme eben von Doras Grab." Er verstummte. „Ich habe Kinder sehr gern," sagte sie, Sie wissen das ja." „Ja ich weiß das" und er ver stummte wieder. Hatte sie ihm sagen wollen, daß sie Kinder überhaupt gern habe, somit die feinen nicht weiter auszeichne, oder daß sie die Kinder ihrer verstorbenen Schwe ster wie die eigenen halten wolle? „Beim Treibhanse haben wir noch nicht gesucht?" ries der kleine Richard jetzt und die Kinder rasten in der Richtung des Treibhauses fort. Albert und Hermine blieben allein. Und sie waren wieder ganz stumm. „Wie stehen die Sammtveitchc» a»f Dora's Grab? frug jetzt Hermiuc. Sie hatte ja auf seine letzte Bemerkung noch nicht geantwortet. „O ganz gnt." versetzte er. „Das war ja auch so günstig." „Ja das Wetter ist herrlich," ent gegnete Hermine ein wenig malitiöS. Du sprach cr wieder einmal vom Wetter, j Ganz langsam qingcn sie der Lande zu, ganz, ganz lckigsani, als wartete jedes vou ihnen auf irgend etwas. Und was sagte er nun?" „Es ist auch ein wahres Glück, daß das Wetter so günstig ist." „Wegen Ihrer Frühlingssaat, Schwa ger. nicht wahr?" „Pein—nicht doch," meinte er, sicht lich ein wenig verwirrt durch ihren Ton, „sondern weil Ste sich sonst doch gar zn sehr langweilen würden. So aber hoffe ich, daß das erste Erwachen der Natur hier aus dem Lande vielleicht nicht ganz ohne Reiz für Sie ist, die Sie in der Hauptstadt Heraugewachsen sind. Was mich betrifft, so habe ich ja den größten Theil meines Lebens anf dem Lande zugebracht." Er sprach jetzt freier. „Und ich gestehe das froh, denn der Vorfrühling hat mich noch immer mit innerer Frende erfüllt. Ich freue mich wie ein Kind, über jedes Knöpfchen, jedes Heimchen und Blatt spitzchen, das ich fel>e." Sie blickte ihn jetzt voll und dert an. Vielleicht hatte sie eine solch, Ncguug in ihm nicht gesucht. Er er widerte ihren Blick und sagte mit einer Zaghaftigkeit, die etwas Rührendes hatte: „Man lernt wieder hoffen" sit wurde der Antwort enthoben, weil die Kinder eben wieder hernnstürmen. Sie hatten hinter dem GlaShame Eier ge funden nnd Haus sagte jetzt: „Sag' dach, Papa, gibt es wirklich einen Osterhasen?" „Nun, weun ich Dir doch sage, Häuschen, ich habe ihn ja selber gcschen, wie er die Eier für Euch versteckte es ist eiu guter, lieber, rcizcnder Kerl, dicscr Osterhase, und ich wünsche nur, es wäre immer Oster» sür u»S." Er war roth geworden und aihinete tief auf, als wäre ihm etwas von der Seele gesprochen. Hermine lächelte. „Habt Ihr schon in der anderen Laube nachgesehen, am Ende hat der Osterhase dort auch etwas versteckt." Richard aber mußte, bevor cr mit den Anderen davourannte, noch bemclkciu „Wie Mama noch lebte, kam der Oster hase immer, voriges Jahr aber nicht. Wie schön, daß cr dicscs Jahr wieder gekonimcn ist!" und dcr klcine Knabc lief davon. Nun mochtc cS für dcn Vater dci Kindcr und Freund des „Osterhasen" wohl an der Zeit sein, zn sprechen. Ei mochtc es fühlen, wurde sehr roth und schwieg. Hermine sah auch so un nahbar majestätisch aus, wie sie jetzt im volle» So:i»c»lichtc dastand, leise lächelnd, den Kindern nachblickend. Wie jung, wie schön sie war, gewiß, sie hatte ein ganzes Königreich von Glück zu vergeben. „Wie könnte man sich langweilen mit so lieben Kindern," sagte sie, „machen Sie sich also keine Sorge, Schwager, auch wenn Regenwetter ein treten sollte." „Sie sind sehr gütig, Hermine, sehi gütig. Ein Wesen wie Sie, geschaffen zu glänzen, und zu beglücken, und Sic haben Silin für diese armen, inutter losen Würmer. Auch find Kindcr nicht immer niedlich und unterhaltend; um sich bei ihueu dauernd wohl zn fühlen, muß man " sie sah ihn jctzt erwar tungsvoll an uud er cr verstummte wieder. Vielleicht hätte sie abermals das Wort ergrisfcn. Aber HcrminenS Mut ter, die Großmama der Kinder, kam so eben vom Hanse her. Sie hatte ihr Mittagsschläfchen beendet. „Am Ende können wir gar im Gar ten Kaffee trinken," meinte die alte Dame. „Ach, sieh' doch mal, Hcrmin chcn, ob der Kaffee fertig ist." Wen» Mama von ihrem Mittags schläfchen erwachte, war der Kaffee ihr erster Gedanke. Hermine ging nach dem Hause und AlbertS verzehrender Blick folgte ihr. Wie reizend das war, wenn sie Haus frau spielte in seinem Hause. Mau trank den Kaffee wirklich im Garten. Albert ließ das Brödchen, das ihm Mama mit Butter und Honig bestrich, unberührt. „So essen Sic doch Sie waren ja aus Sie müs sen Appetit haben," mahnte Mama. „Er war anf dem Friedhof." sprach Hermine mit einem so sanften Tone, daß ein ganzes Heer darin auszuklin gen schien. Albert ging nach seinem Arbeitszim mer, »I» »och vor den Festtagen einige Briefe z» erledigen. Da stand er vor seine»! Pulte stutzend still; ans demsel ben gewahrte er ein Körbchen voll wil der Frühlingsblumen, gelbe Himmel schlüssel, grünlich - weiße Schneeglöck chen, dunkelblaue Veilchen und hell violette Leberblümchen, rothen Seidel bast, tiefgelbe Dotterblumen und rosig weiße Osterblumen. Die Blumen wa ren in ein flaches Körbchen lose und flüchtig hineiugepackt. Was konnte diese kleine Ueber raschung bedeuten? Auf einmal wurde er dunkelroth und zornig blitzte es auf iu seinen Angen. „Ein Korb ein Korb kein Zwei fel! — Wer hat das Körbchen in meine Stube gestellt?" frug er das Haus mädchen. „Das Fräulein," erwiderte diese lä chelnd. O, es bedurfte ja gar nicht der Hermine hatte ihm dies Ofter gcscheiik auf sei» Pult gestellt, um die zwischen ihncn schwebende Frage zu beantworten. Er schlug sich vor die Stirne. Als er Dora, seine erste Frau, vor acht Jahren heiniführte, war Hermine ein zwölf bis dreizehnjähriges, aller liebstes, ein wenig vorlautes Kind. Ernst, wie er war, wußte er mit dem Wildfang wenig anzufangen, erst spä ter, an seinen eigenen Kindern, lernte er es, sich mit diesen kleinen Wesen zn beschäftige». Henuiue blieb lauge ein Wildfang. Seit drei, vier Jahren hatte er sie nicht gesehen. Die letzte Entbindnng Doras, ihre Krankheit, ihr Tod, hatten die Mutter veranlaßt, das jnnge Madchen dem heinigesuchlen Hanse fern zu halten. Nun zum ersten Male wieder hatte Hermine die Mama bei dem alljährlichen Besuche begleitet. Eine stolze Schönheit stand anf einmal vor Albert, der noch den Wildfang von einst im Sinne hatte. llnd Plötzlich, beinahe anf den ersten Blick, erfaßte die das»»bewachte Herz des Bereinfamten. Dora, dereu sanftes, unscheinbares Ge fichtch.ii dort drüben aus dein Rahmen grüßte, war seine Jugendliebe gewesen. In der Tanzstunde hatte er sie ken nen gelernt, wahrend er die landivirth fchaftliche Hochschule besuchte. Sie wa ren Beide noch halbe Kinder, als sie sich verlobten, noch sehr jung, als .sie hei rathcten. Ihre Ehe ward eine ruhig glückliche, beide Theile befriedigeude. Zwei Jahre lang Hatto Albert die Dahingeschiedene tief nnd aufrichtig be trauert. «ein Haus wurde durch eine alte von seinen Eltern ererbte Wirth schaftcrin so leidlich im Stande geHal len. aber sein Her; tonnte durch die kleinen Kinder denn doch nicht ganz ausgefüllt werden. Da erschien Hermine auf der Bild fläche und die Sehnsucht nach einem neuen, ja nach einem ungeahnten Glücke b.'gann an ihm zu zehren. Durfte er es sich aber in den Sinn kommen lassen, dies blntjuuge und blendend schöne Mädchen heimzuführen? Zwar Her mine ivar ohne nenncnswertheMitgift. Zweifellos jedoch konnte eS ihr an an sehnlichen Bewerbern nicht fehlen. Seine wenig bestechende Persönlich keit konnte Dora fesseln, aber nicht Hermine. Diese aber zeigte sich so freundlich gegen die Kleinen, half auch gerne ein wenig im Haufe, daß bei nahe gegen seinen Willen die Hoff nnng sich in sein Herz schlich. Dennoch wagte cr nicht z» sprechen, bevor sie ihm nicht irgend ein Zeichen der Ermuthigung gab. So oft schon hatte cr gcglaubt, dicS Zeichen zn empfangen, aber immer mußte cr sich sagen: „Diese Freundlichkeit gilt nicht mir, sondern den Kindern ihrer ver storbenen Schwester. Sie ist ein gutes Mädchen, aber sie wird mich darum nicht lieben". Hent? wären sie doch bis unmittelbar vor eine Erklärung gekommen, wenn nicht Maina dazwischen kam. Wieder war Heruiinc so sehr stcuiidlich gcgcn die Kiudcr gewesen und er Thor der cr war Sie aber, sie hatte Mitleid mit ihm sie wollte ihn von weiteren Versuchen abhalten und sie zab ihm cincn Rebus auf. In der Eile hatte sie irgend ein Körbchcn erfaßt und die Blumen hin eingesteckt, welche die Kinder vorhin von der Wiese gebracht hatten. Er mußte den Rebus ja lösen ein verblümter Korb. Ein unbeschreiblich heißer, schmerz licher Zorn erfüllte ihn. Neben der vernichtenden Euttauschung wühlte in ihm die empfangene Demüthigung. Hatte er sie verdient? Nein. Er hatte nicht um sie geworben. Sie hatte also auch nicht das Recht, ihm einen Korb zn geben! llnd wie er jetzt ihre Stimme im Garten hörte, faßte cr nach de»! Korbe nni) lief hinans, gerade auf sie zu, die jetzt allein zwischen den Früh lingsblumen-Rabatten einherging. Die Sonne war jetzt aus dem Garten ge wichen; es wehte kühl von Westen her. Die Lerchen waren verstninmt, die In sekten verschwunden. Abcr von ferne her tönten feierliche Abcndglocken, die das Fest einläuteten. Mit zornspriihen aer Miene hielt er dem schönen Mäd chen das Blnmenkörbchen hin. „Hermine," sagte er leidenschaftlich, „ich frage nicht, warnm Sie nichts von mir wissen wollen. Ich will, ich muß begreife», daß ich nicht d.'r Mann Ih rer Liebe bin. Aber ich habe mir das selbst gesagt, habe mich beschieden, habe es nicht versucht, die Hand nach Ihnen auszustrecken.... Nur Gott weiß, was ich dabei gelitten habe. Jedensails abcr hatten Sie keinen Grund, mich auch noch zu demüthigen, zu verhöhnen. Da bitte, nehmen sie Ihren Korb zu rück Sie hatten keinen Anlaß, mir ihn zu geben!" Hermine starrte den Erregten an, bald roth, bald blaß werdend. „Sie haben mich salsch verstanden. Ein Scherz von mir abcr ich will nur gleich das Körbchen den Kindern geben sie werden es richtig verstehen!" sie schob die Blumen ein wcnig zurück. Der Grund des Körbchens war mit bunten Ostereiern gefüllt. „Nichts weiter, als ein Einfall des „Osterhasen", sagte sie lächelnd. „Es ist mir ja im Traum nicht einge fallen, Ihnen einen Korb zn geben." „Hermine," rief cr, wie im Tniimel. „Bewahre, es ist lein Korb," sagte sie nochmals. „Wenn Sie aber gar nicht zu überzeugen wären ihn durchaus dafür nehmen wollen, so schlage ich vor. wir werfen das kleine Mißverständnis; zum Feusler hinaus." Uud sie hob mit graziöser Bewegnng dcn Arm das Körbchen strcnte fci»e dliftige» Blüthe» über sie ans, die nun, wie die Früh lingsgöttin selbst, zu ihm hinüberlä chcitc, ihm einen neuen Lenz verhei ßend „Nicht doch," bat er heiß und stür misch. „geben Sie mir ihn wieder, Her mine!" Wie ein Jauchzen war es aus seiner Brust gekommen. Und die Hände, der Beiden fanden sich auf dem kleinen, aus Binien ge flochtenen Geräth, welches durchaus lein Kord sein sollte. Die (Stocken läuten. von Adolf Böltger. Die Gloken lä-uten das Ostern ein In allen Ecke» und Landen, llnd fromme Herzen jubeln darein : Ter Lenz ist wieder erstanden. Es athmet der Wald, die Erd.' treibt llnd lleidet fich lachend mit Mosfe, lind aus den fchöiien Augen reibt Ten Schlaf fich erwachend die Rose. Das schaffend.' Licht, e>Z flammt nnd kreist Und sprengt die fesselnde Hülle, llnd über den Waffern schwebt der Geist Unendlicher Liebesfülle. Er bietet ihr etwas. Rei cher Kaufmann (zu einem jungen Manne, der um die Hand einer feiner Töchter anhält»: Was bieten Sie mei ner Tochter denn wohl? Nichts? —O doch! Ich biete ihr immer einen guten Tag, wenn ich ihr begegne! Ihr Bergiiüge». Daß Ihr Euch nicht schämen thut, einander fortwährend zu prügeln?!— Aber lie ber Herr Richter, warum sollt' m'r nur nicht a bisset Vergnügen auf dieser Welt vergönnen? All Heil! „Warum grüßen sich nur die Radfahrer mit „All Heil?" „Na, das ist doch einfach, daß sie sich bei ihrem halsbrechenden Fahren fra gen, ob noch Alles heil ist!"
Significant historical Pennsylvania newspapers