2 Das Litilachife«» dcr Zukunft. Unter dic>cm Titel beginnt die Wie- Her „Neue "'.c:e cine Ncihc von Artikeln ans der Feder des früheren dsterre!.t.':'>se:i Minister; ">r»r. v. Horsl zu vcr vssentli.t!.::- Wir ciliuehmeii denselben Foi.'.ende-e -„?er K>ieg erfordert unerbittlich scinc Op'er und cS kann darum das mcnfckicu'ieundliche Strcbc» nur so weit reichen, dic Zahl dcr Opfer aus das absolut Unvermeidliche zu verrin gern. Hat diese Pflicht auch immer bcstaudcn, so ist sie jetzt aber cinc. er höhte. da durch dic aUgemeinc Wehr pflicht der Staat alle Elemente seiner Bevölkerung, auch scinc gcistigc Elite dcr StaatSvcrthcidigung dienstbar macht. Bci eincm künftigen Kriege kommen vor Allem folgende Erwägun gen in Betracht: Die enorme, über vier Kilometer in dic Tiefe des Schlachtfeldes reichende Tragweite dcr Gewehre, dic vcnnchrte Rasanz dcr Flugbahn und die geradezu verblüffende PerkussionSkrast der Ge schosse hat znr Folge, daß aus -uiem ebenen Kriegsschauplätze, wic c: inne rer Arince beschicken sein kann, ein sol cher Raum bestrichen uud der im Kriege ohnehin sehr schwer wiegende Faktor der Zusäll-igkeikstreffer bis zu cincm solchen Grade gesteigert werden wird, daß alle bisherigen Bcstimmnngcn über dic bciläusigcn Entfernungen dcr Hüss- und Verbandplätze von der Fcucrliiüe und über die Art ihrer Etabliri.ng, übcr die Thätigkeit der Dlesjirtcnträ ger- und Saiiitäts-Patrouillen, über die Verwendung dcr Sanitäts-Fuhr iverkc n. s. w. größtentheils hinfällig geworden sind: während einer tobende» Schlacht wird an cin Zurückgehen, Zurückgcleitcn oder Zurücktragen dcr Vcrwnndctcn zu dcn Hilfs- nnd Ver bandplätzen oder' gar an cin Entgegen seiiden dcr Blcssirtcnwagcn in dic Nähe der Feuerlinie nicht zu denken sein; die Hilss- und Verbandplätze namentlich abcr die erstere» — werden während de: Schlacht sehr bedeutend weiter z»rückvcr lcgt werde» müssen und auch dort dic für cinc möglichst ungestörte Arbeit der Aerzte erforderliche Deckung nur dann finden, wenn ihre Etabliruug iu oder hinter massiven Gebäuden oder in bc dentcndcn Bodenvertiefungen möglich ist, oder wenn fic sich künstlich eingra ben, was abcr in Anbetracht dcs er sordcrlichcn großenßaumes zwar mit Hilse zahlreicher Arbeitskräfte und eines großen Zeitaufwandes erzielt werden könnte, also in dcn seltenste» Füllen möglich sein wird; es wird sohin die Auflesung und Bergung der Verwunde ten namentlich aus der eigenen Ge fechtslinie, dic einen längs der Front laufcndcn Streifen von mehr als Kilometer Tiefe in sich schließen wird erst dann möglich sein, wenn cine namhaftc Vorrückung der Truppen er zielt, oder die Schlacht überhaupt ent schieden, odcr dcr Kampf durch das Her einbrechen der Nacht unterbrochen fein wird. Die künftigen großen Entscheidungs schlachten, zu welchen jeder Theil so viel als nur möglich Kräfte auf den ent scheidenden Punkt bringen wird uud dcncn vor dcn langen Fronten der sich einander nähernden Armeen Rcncontrcs nnd Einleitungskämpfe von der Timcnsioii früherer kleiner Schlach ten vorausgehen werden, werden sich nicht in einem, vielleicht auch nicht in zwci und drei Tagcn abfpiclcn; cs wird kin furchtbares Ringen um dcn Sicg wcrdcn, wcil jcder TIM dic gräßlichen Folgen dcr Niederlage eines kolossalen Heeres vor Augen haben wird; zudem :rfordcrn alle Manöver mit großen Massen cincn großen Zeitaufwand und wcnn dann endlich die ultima, rsrio auch in dcr Zukunflschlacht trotz der Ncubcwaffnnng und dcr aus ihr hervorgehcnden immcnfcn Stärkc der Vertheidigung doch in einem kühnen und energischen Vorstoße wird bestehen müssen, so kann dieser ebenfalls nur crft nach sehr merkbarer Erschütterung dcs Gcg'-erS also wieder nach beden tclidcm Zeitauswande unternommen wcrdcn." Frhr. von Horsl kommt dann zu dcr Schlußsolg'rung, daß die eigentliche Thätigkeit dcs gesainmtcn Sanitäts- Apparatcs zur Bergung dcr Vcrwundc ten nach einer großen Schlacht odcr nach einer Untclbrcchnng dcrsclbcn nahezu in dcr Regel erst Abends wird beginnen können und während dcr Nacht sich wird vollziehen müssen und daß dazu die elektrische Beleuchtung wird ange wendet werden müssen. Get> a nie nspl i t t e-r. Willst du, daß sie darnach jagcn, Tarsst' dcn Menschen nur versagen. Mnncr. dic die Welt regieren. Missen si' der Fr«u Mriren, MtßglUttte mache. Ein Metzger hat einen Bäcker znm Nachbar, der wegen seiner kleinen Brödchen in dcr ganzen Stadt bekannt ist. Eines Ta ges begegnet cr vor seinem Hause dem Bäcker nnd diescr sragt: „He Nachbar, ,voher kommt Ihr?" ~J' han incr bei Euch e' halb's Dutzcd Brodle 'kauft". - „Ja. wo habt Ihr sie dcun?" „Untcr dcr Kapp' do hcnt fe Platz g'nug!" Der Bäckcr steckt dcu Spott eiu, nimn'.t sich abcr vor, bei p.>fsender Gelegenheit Rache zu üben. -Kurze Zeit daraus fragt der Metzger den Bäckcr auf der Straße: „No, Moischtcr Bäck, wo toiilint Ihr her?" Jctzt glaubt dcr Bäcker dcn giin stigcu Augenblick zur Rache gekommen und sagt: .Ich komm' ans Eurer Mctzgcrei ich hab' mir an' KalbS kopf lauft!" „Ja, wo heut Jhr'n uoh?" fragt dcr Metzger. „Unter dcr Kapp'", sagt lächelnd der Bäck', uud schreite! vergnügt ob seiner Ztliin acnei! Rache von damit». Sin »«»ttstrctch. Es waren einmal zwei' Züricher Stu denten, welche sich nach dem berühmten Muster Max und Moritz nannten, ge nieinsam eine Wohnung inne hatten und gemeinsam an chronischem (Geld mangel und schleichendem Punipsicber litten. An einem naßkalten, trüben Novcm bertage sinden wir sie eifrig in ihrem Zimincr auf und nieder schreitend, um sich warm zu mache» während der lange Moritz einen Schritt thut, muß der kleine lebhaste Max zwei machen nnd findet dennoch Zeit dabei, über diese miserable Welt im Allgemeinen und den Mangel eines flüssigen im Besonderen zn schimpsen, bis end lich der lange Moritz die Hände schwer ans die Schultern des Freundes legt und ihn mit gewaltigem Pathos an donnert: „Schweig, zarter Knabe: laß die Alten reden! Aus dem Gehege ihrer Zähne kranchcn Erfahrung, Weisheit laß Tich denn belehren: Tic Kälte thut den armen Seelen wohl. Wovon dcr Katcr hat Besitz genommen. O Höllenkalcr! Schwarz ist meine Seele; In meines Beutels abgrunddunklcn Ticscn Bermag ein Gott sclbst nichts mehr zu entdecke» Und das Gefühl des Wolleus und Nich tkönnens. Es lastet schwer auf meiner irockcncii Zunge „Ich Hab's, ich Hab's!" schreit Max plötzlich wie verzückt dazwischen. Das veranlaßt Moritz, ihn mit hohler Gra besstimme «nzuschlnchzeii: „Mein armer Frcnnd! Auch Tich hat jene Bestie, Mit schnöder Hinterlist in's Gar» ge lockt O laß nns geh n und nns're bittre Noth Schmul Elkan Levi klagen ; laß uns geh'n! Ein Mittel gibt es noch, sein Herz zu rühren, Sieh' diesen Rock fünf Franken wird er geben, Ter edle Levi komm' denn, las; uns pumpen Und dann im dnnklen Blnt der edlen Reben Zrsäufcn unsren Kater, unsren Schmerz!" „Aber um Himinelswillen!" fährt Max in die Jcrcmiadc, „fei doch einmal einen Augenblick vernünftig und höre mir zu!" Ich—" Vernünftig? Ei, des Knaben möcht' ich lachen Doch sci's—ich höre. Eine blinde Sau Mag auch zuweilen cine Eichel sinden Und —" Hier wurde Moritz abermals unter krochen, da der cmpsindliche Mar ihn ersuchte, sich passenderer Bergleick>e be dienen zn wollen, wtnn einmal vergli chen sein solle. Aber seine Bergleiche seien durchweg an den Haaren herbeige zogen un paßten so genau in den be handelten Gegenstand hinein, wie die Ratte in einen Schwcizerkäs. Das Alles beirrte Moritz indeß durchaus nicht, er kam dem Wunsche um einen andcrcu Berglcich vielmehr pünktlich nach und declamirtc: „Auch das, Geliebter—ein Rhinozeros, Das sich in asrikanischer Einsamkeit Dem stillen Suff ergeben nnd berauscht Born unvcrgohr'ucn Sast des Zucker rohrs Aus kleinen Aeuglcich in die Zukunft schaut Es sieht nicht strahlender, nicht schöner aus Als Du in Deiner " „Jetzt hört's abcr auf. Du gipselsin niger, hirnvcrbranntcr KnoUsiuk!" ent rüstete sich Max. Ich habe eine kapitale Idee, uusere Kasse auszuhelfen „Laß hören dcnn ich will mich drein ergeben Und Deiner Weisheit Redeborne lau schen AnS Mitgefühl und angeborncr Dumm heit!" gab Moritz klein bei. „Na, was hältst Tu von einem Ge niestreich? Gelt, altes Kamcel, daran dciikst Tu nicht!" mcintc der ruhiger gewordene Max mit einem gewissen Ucberlegcnheitsgesicht. „Genic, Geniestreich? Ei, das ließ' sich hören; Toch woher das Genie? Tu haha Tn —" wollte Moritz fortfahren, wurde aber auch dieses Mal rücksichtslos von Max uutcrbrochcn, dcr ihn anschric: „Halte cudlich mal Deinen Mnnd uud höre, was ich sagen will —es ist mir Ernst damit, bittrer Ernst!" „Hahahaha jetzt ist's ihm Ernst ge worden! Ihr Götter schaut das zarte Knäblein an: Ein Fläumchen ziert die ros'ge Ober lippe. Daser vorMaicnlüftlein sorglich hütet. Damit es nicht davonwelst. hört, ihr Götter, Jetzt ist's ihm Ernst geworden Ha hahaha." „Himmelmillion!" brüllte Max und schlug mit dcr Fnnst ans den Tisch, daß der Staub vom Tintensaße flog—„bist Du denn hcnte rein des Teufels?" Darauf uahm Moritz eine wahre Jammcriniene an, fa»k fchwer auf einen Stuhl nicdcr uud feuszte in einem er stcrbcndcn Tone: „Der Menschheit ganzer Jammer saßt mich an O dieser Knabe! Rede dcnn ich höre. Ich höre ach, ich muß wohl rede, rede, Ich höre! Abcr nur Immer toujourS Mit Geist '.inv Grazie Unter den Zweigen der Akazie!" „So kann» denn." polterte Ma», „alleweil losgehen. Tn weißt, in welch' bedeutender Anzahl HcirathSgcsnchc die Spalte» der gclcscnsten Blatter füllen. Aber alle-will Geld, Geld. Geld! Weist! Tn. was wir thun? Wir lassen eine Annonce IoS, etwa in der Art: „Wohlhabende Francnziniiner, Züchter von Millionären, mochte» sich passend verheirathen. 51, 51., postlagernd Zürich." „Ja; aber was soll denn das?" brach Moritz. der bis dahin seinen Freund mit osscnem Munde, wie aus den Wol ken gesallen, angestarrt hatte, IoS. „Ich habe nie gewußt, daß Du ein.' so sidele Waare auf Lager haltst hätte Tir ansonst auch fchou eiu Stück abgenom men! Da hört sich doch Alles aus! Ein so krpstnllisirtcr Blödsinn kann wirklich nur dem Schädel cinctz Rechtsverdrehers entspringen.", „Krpstallisirtcr Blödsinn - Du kannst mir leid thun, Alter! Um auf einen vernünftigen Gedanken zn kommen, mnß man eben Jus treiben und nicht etwa Philosophie!" siel jetzt Max ein. Mir wird von alledem so dumm. Als ging mir cm Mühlrad im Kop' herum! citirte Moritz. „Laß mich nur machen," meint» Max, der angehende Advoeat, „ich ver sichere Dich, daß wir nicht zn Schaden kommen!" „Thu, was Du willst, ich kann Dich nicht begreisen. Nicht Deine Plaue, edler Rechtsver dreher, Die Du im frostverbraiintcn Hirne heckst! Thu, was Du willst!" 'Auf diese Apostrophe seincs Genossen achtete Max lau»», sondern inachte sich derweilen daran, seine Uhr von de» Kette zn lösen, durch den Hausschlüssel zu ersetzen und den befreiten Ehrono meter nebst verschiedenen anderen Ge genständen in einen Handkoffer zu packen, in der Absicht, Alles der treue» Obhut Schwul Eltaii Levis sür einige Zeit anzuvertrauen und aus dem ge lösten Psandgcld die Kosten für sei» seltsames Vorhaben zu bestreiten. Es sind etwa vierzehn Tmzc darüber hingegangen, daß jeitcs Inserat in allen Ländern deutscher Zunge gelesen worden ist, und heute sinken »vir unsere Freunde, wie sie Arm in Arm der Hauptpost zuwandeln, um die einge gangenen Briese in Empfang zu neh men. Moritz kann sich noch immer nicht erklären, was Max mit feinem Einfalle schließlich bezweckt; denn der Frcnnd bewahrt über seine Ansichten ein hart, näckiges Stillschweigen. Aus dein Wege zur Post beaustragie Max eine» an der Ecke stehenden Dicustnianu, ihnen mit einem Handkarren zn solgcii, wozu Moritz den Grund nicht eher einsieht, bis man sie aus ihre Nachsragc hiu am Postschalter belehrt, Briese nnter der Ehissrc M. M. seien einige Ball?» ein gegangen. Und Max lächelt sicgcsgewiß, indeß der Dieilstman» die Ballen keu chend ans den Wagen lädt. Zu Hause angekommen, stapeln die Freund.' die Balle» i» ihrem Zimmer ans, welches dadurch nin die Hälfte an seiueiu freie» Raume einbüßt, und dann beordert Max den Genossen, die Adressen, weiche er ihm vorlese» werde, sänbcrlich aus bereit gehaltene Um schlage zu schreiben, worauf er de» krsteu besten Brief hervorzieht uud öff net. Kanin hatte er hineingeschaut, als er in eiu wahres Freudengehcul ausbricht. „Siehst Du. meine Ahnung hat mich nichi betrogen", sprudelte er end lich hervor. „Jetzt sollst Du auch wissen, woraus die ganze Geschichte ab zielt. An dcr Annahme, daß es eine stattliche Anzahl Inraths- beziehungs weise geldlustigcr Junggesellen gebe, habe ich mir weiter gedacht, daß bei all den Ancrbictniigen dieser Edlen der Köder einer Freimarke für die Rückant wort nicht vergessen werde. Und hier gleich der erste macht meine selige Ah nung wahr, Nach oberflächlicher Schät zung sind etwa zehntausend Briese ein gegangen, das macht rund zweitausend Franken. Davon mögen süushuuderl sür Porto abgehen: denn einem jeden lassen wir eine offene gedruckte Aut wort zukommen, Nie etwa derart lauten mag: „Hochverehrter Herr! Daß es aus dieser weiten GottcSwclt hie und da wohlhabende Francnzimmcr. Töchter von Millionären giebt, die gern passend heirathen möchten das kann von Niemandem angezweiselt werden. Aber wo sie stecken ja. da müssen Sie schon selbst nachsehen. Wir sind auch aus der Suche darnach und em pfehlen nns Ihnen, mit dein freund lichen Rathe, eiu Gleiches thun zu wol len. nnd dcr Bersicherung unserer un begrenzten Hochachtung als Jhrc ergebc 'ltN Max und Moritz". Jetzt war die Reihe an Moritz, seiner Frende an diesem Geniestreich durch eine Art vou indianischem Kriegstanz nnd zugehörigem Geheul de» nöthigen Aus druck zu verleihen. „Da soll einer einen hölzernen Klap perstorch reiten," meinte er endlich. „Als Rechtsverdreher mußt Tu wahr scheinlich auf die Welt gekommen fein. Nee so was!" Kurz nnd gnt, Maxens Calcula tion erwies sich in der Folge als richtig, sünkchiihuudcrt und einige Franlcn dienten dazu, die losen Bögel bis zu», Examen „flott" zn erhalten.. Etwa einen Monat lang war ihre Thätigkeil oollanf dnrch das Vcrscndcn her ge orncktcn Briefe in Ansprach genommen worden. So oder wenigstens ahnlich haben mir die beiden Hauptbcthciliglcn di Geschichte als wohlbestallte Philister bei einem giiicn Schoppen erzählt. Und wen» Jemand etwas Bedenkliches an dem geschilderten Verfahren finden folltc, so wolle cr wieder nicht vergessen, daß cinc dcrbc Leetion solchen Herrchen schon gcbührt, dic das Geld als Haupt-, »»d die zugehörige Frau als Nebending betrachten. I>rc>l>'atuin est! Die Modekrantlieit. Nach cincr schlaflos vcrbrachtcn Nacht erhob sich Fran Lisbeth X. zeitiger als gewöhnlich. Und zwar stand sie mit einem heimlichen, abcr fcstcn Entschlüsse ans. Schon seit zwei Tagen war sie von dem heftigsten Zahnweh beunruhigt worden ein Zustand, dcr sie dcr Verzweiflung nahebrachte, und in dem selbst die Trostworte des liebenswürdig sten Gatten sich als ohnmächtig crwie scn. Abcr hentc sollte dieser Pein ein Ende gemacht werden, dic junge knra girtc Frau zog cs vor, sich cincr kurzen Marter zu unterziehen, als sich noch län ger von dem heimtückischen Feinde ti>- raniiisirc» zu lassen. Herr X. hatte sich kurz nach ncnn Uhr in sein Eomploir begeben, das ein Bicrtclstündchen von dcrPrivntwohnung entfernt lag, und fchou um halb Zehn verließ Fran Lis beth ebenfalls das Hans. Sie wolltc ihren Gcmahl mit der kleine» Helden that überraschen. Der Zahnarzt, den sie zu consultiren beabsichtigte, hatte sein Atelier in einer der nächsten Straßen. Als sie dic Klingel an der Thür dcs gesürchtcten Mannes zog, schienen dic Schmerze» nachzulassen, und als sie drinncii ans dem Opcrationsstiihl saß, waren sie sür cinc» Augenblick gänzlich verschwunden. Die Angst vor dem schmnlcn blinkende» Gegenstände, dcn ei» verbindlich lä chelnder und »ach Creosot dustciidcr Herr in dcr Hand hielt, betäubte voll kommen die Empfindung. Ei» kra chender Ruck, ein Heller Schrei und dann ei» Wonnegefühl ohne Gleiche», dil Operativ» war beendet. Fran Lisbeth freute sich nicht wcnigcr über den Muth, dcn sie bewiese», als übcr dic That sache, daß sie ihre muntere Laune zu rückgewonnen halte. Sie beschloß, ihrem Manne sogleich von der großen Begebenheit Mittheilung zu machen, und ging nach dem Eomptoir. Ueber diese Schwelle pflegte sie nur in ganz außergewöhnlichen Füllen de» Fuß zu sctzcn, aber das heutige Erlebnis', zählte ja auch in die Kategorie der außerge wöhnlichen Fälle. >i?ie gelangt durch eine Seitcnthür direct in das Arbeits zimmer ihres Gattcn. Herr X. ist ge rade vollaus beschästigt, cr stcht im Be griff, sich in den Kasfenraum dcs Eomp toirs zu begeben, als Lisbeth eintritt. „Ach, mein Frauchen, nun, was machen die Schmerzen?" —„Laß Dir erzählen —" „Einen Augenblick, liebes Kind. Bitte, setze Dich einstwei len. Ich bin sofort zurück!" Und sie setzt sich. Kurz darauf tritt ein junger Mann ein und legt einen Stoß Briefe auf dcn Tisch, der in ihrer uii mittelbarcu Nähc steht. Sie sieht flüch tig darauf. Gleichgiltige Bricsc, dic in kaufmännischer Kalligraphie die Adresse dcs Herrn tragen. Aber zwischen diesen großen, weißen Eouverts, was guckt den» dort hervor? Sie rückt die Post ei» wenig auseinander. vor ihr schimmert ein kleines, schmales, dünnes Briefchcn in rosciirothein Unischlage, welchem ein starker Dust entsteigt. Fran LiSbcth liest die Ausschrift, natürlich ebenfalls an ihrc» Gatten, und wie fei» und zart sind die Linien diescr Hand! Bielleicht eincr wcißcn, schöncii Plötzlich fühlt dic Tamc, wie cin Schlag durch ihrcn Körper zeht. Ein Zittern überfällt sie, aber blitz schnell ist sie niit sich im Reinen. Lan ges Zandern und Schwanken stand ohnehin nicht ans ihrem Programm. Sie sieht sich vorsichtig nm. Ter junge Mann hatte die Thür hinter sich ge schlossen. sie ist ganz allein. Sie nimmt jetzt dcn Bries, wiegt ihn einige Mal hin und her und versenkt ihn dann in ihrc Taschc. Ihrem Gatten, der bald darauf eintritt, entwirft sie in humori stischen Wendungen den Verlaus dcs heutigen Abentciiers beim Dentisten, und nachdem sie noch ein Weilchen ge plaudert hat, iiimmt sie Abschied. Zu Hause angekommen, begibt sich Lisbeth in ihr Allcrheiligstes. Hier i kann sie Niemand belausche». Sie zieht das cstamotirte Briefchcn hcrvor, crbricht dcn Umschlag und beginnt zn lesen. Nachdem sie die Lektüre beendet hat, überfliegt ihr Gesicht ein Lächeln, sie liest noch einmal, und das Lächeln mar kirt sich noch starker in ihren hübschen intelligenten Zügen cs hatte nicht de» Anschein, als ob dcr wackere Herr 5. einer. Schuld überfuhrt worden wäre. Am Nachmittag deffcibeii Tages faßcn dic beiden Gatten tranlich am Kafscetisch. „Was steht dcnn heut' Abend auf unicrcr Vcrgnüguiigstartc?" fragt Frau Lisbeth in eifrigster Laune. „Die Zanbcrflöte. Schatz." „Ausge zeichnet. Und morgen— „Morgen? Ja, für morgen war noch nichts be stimmt. Vielleicht besuchst Du einmal Schwägerin Hedwig? Morgen Abend wird nämlich unser neues Vercinshaus eingeweiht, und da möchtc ich nicht gern schien!" „Natürlich nicht," sagt Madame, „das bist Du Deiner «-tcllnng als zwei ter Porsitzender schuldig. Aber über morgen, nicht wahr, Mannchcn, da sou piren wir gemciniam mit cinigcn gutcn Freunden bei Uhl ? Die kleinen Abende zu vier oder süns Gedecken sind immer so rcizcnd !" Er küßtc zuvorkommend dem nnternchniungslustigeii Frauchen dic Hand, cr war mit allem cinvc»- standen. Durch die wei ten lichtgctränttcn Säle eines rcnom mirtcn Etablissements drängte sich dcr MaSlcntrubel. Wandelnde Parzen mit loehcndcn Federbüschcn, neben sitt samen, züchtig verhüllte» Nonnen; zier liche Fledermäuse mit blitzenden Augen und römische Vestalinnen an der Seite eleganter Kavaliere ein tollcs sinn verwirrcndcs Chaos, und zwischciidrein die schmcttcrndcn Orchesterklänge, welche zum Tanzc riefen. In diesen bunt zusamnicugcwürselten Schaaren bewegt sich auch eiu Herr in elegantem Gesell schaftsanzug. dcm vorläusig noch die Vcglciluug fehlt. Er ist socbcn crst eingctroffcn und läßt nun seine Angcn eathloS umherschweifen. Er stellt ini bürgerlichen Leben einen gutsitnirlen Charactcr vor, dcn Gattcn eincr liebenswürdigen Frau, dessen lpeschniacksrichtung indeß seit mchrcren Monaten ei» wenig von den soliden Anschauungen divcrgirte. Er hatte irgciidwo cinc allcrlicbstc Entdeckung gemacht und nach Art dcr großen Ge lehrte», die mit schwärmerischer Liebc an dcm Resultate ihrcr Forschungen hängen, eben dicfc Entdeckung mit aller Zärtlichkeit jcincS ncucruugSiüchtigeii Gerzens gehegt und gepflegt bis anf dicfc Stiindc- Vor einigen Tage» hatten sich die Glücklichen verabredet, gemeinsam den Maskenball zu besuchen, sie wolltc als Picarde mit goldene n am Arm crschcincn. Mit sol chem Versprechen war sie von ihm ge schieden. Leider müsse» wir hinzufügen, daß dic stärtcre Hälfte dieses glücklichen Paares voii cincni Hcn» rcpräscntirt wnrdc, dcr sür dicfcn Abcnd dic Ein wcihnilg cincs ucucii Pcrciiishanics als Gruud sciucr Abwcscuhcit augcgc bcn hattc. mit cincm Wortc daß cS Hcrr X. war. Er ging cin ige Male dic Säle auf und nicdcr und stand gc radc im Bcgriss, cincn Blick ans die lanzcndcn Rcihcn zu werfe», als ihm dcr Gcgeiistand seiner sehnsüchtigen Aus merlsamkcit cntgcgenschritt. Ihr nied licher Wuchs wurde durch die originelle, eng anliegcndc Tracht zur bcstcn Gcl tnng gcbracht, nnd das klcinc Füßchcn glanbtc Hcrr X. noch nie so zierlich ge scheit zn habcn, als jctzt, da es sich unter dem kurzen französischen Nöckchcn gra ziös vorwärtsbcwcgtc. Das goldene Kreuz am Arm blitzte nun dicht vor scinc» Augcn. cin vcr ständnißvollcr Händedruck wird ge tauscht, uud dann führt cr sic unter cisrigcm Gcplaudcr au dcm Orchcstcr vorbei, wo sich die „heilige Plebs" zum Tanz aufstcllt. Dic „schöuc bla»c Do nau" crgicßt ihre melodischen Wogen über dic FaschingSlnst, nnd das kaxnc valsröhliche Völkchcn gleitct im Walzer takt dahin, Die Beidc» abcr wandeln abscitS. Er wird nicht miidc. ihr hun dcrt Zärttichkcitcn in s Ohr zu flüstcrn, nnd aus ihrcn Augen, dic hintcr dcr scidenmaslc hervorglänze», flicgt als Antwort cinc Sprache zu ihm herüber, die cr vcrstcht. Und wic kvkctt sic das Häubchen trägt, das dcn Kopf vorsichtig verhüllt nnd nur hier und da einer vor witzigen Locke Raum gönnt, sich hervor zustehleii. Herr X ist heute im siebenten Himmel. Zärtlich drückt cr ihrcn Arm fcstcr an sich und begibt sich mit ihr in cine der Seitcnlogen, wo man, ohne von nengicrigen Blicken geniert zu sein, in aller Gemüthlichkeit speisen kann. Er hat dcm Kellner einen diesbezüglichen Austrag crthcilt und will soeben die Handschnhc abthun, als seine Begleite rin sich dicht zn ihm wendet, sodaß ihr Athem a» fei» Ohr weht. „Du hast es mir so oft gesagt, daß Tu mich iibec Alles liebst," flüsterte sic ihm zn, „wiederhole es noch einmal!" Ec hat mit Hilse eines winzigen Kämm chenS seinem Bart nachgeholfen nnd lacht. „Aber herzlich gern. Also holdselige Herrin meines Herzens, dic Du schöner bist als alle Frauen, die ick kenne. Dich, bezaubernde Frou-Frou, Dich liebe ich über Alles!" Ein rasches Ncstclu an den bcidcn Bändchcn nnd von Fron-Frons Gesicht fällt für die Dauer von fünf Secunden dic Seide. Aber die Zuge, die jetzt ans Hcrr» X. schauen, sin) weder außerge wöhnlich schö». noch außcrgewöhnlich pikant, abcr sie sind hübsch uud intelli gent, sie gehören Frau Lisbeth. Der bcdaueruswcrthc Gattc ist so vollkommcn verblüfft von tcm.was vor ihm in die Erscheinung tritt, daß dcr überraschte Laut, den cr ausstoßen will, ihm thatsächlich in dcr Kehle stecke» bleibt. Dann starrt cr seine Fran an, als sähe cr einen Geist. Abcr auf ihrcn Lippc» schwebt cin Lächeln, und wäh rend sie sich schnell, wieder in die MaSkc hüllt, tlopst sie ihm znlraulich aus dic Achsel und sagt: „Ich bin Dir cinc Er klärung schuldig, liebcr Frennd, Wartc noch cinige Minutcu, bis der Tisch gc dcckt ist." Und dann sctzt man sich und sie legt ihrem Gattcn vor, der keinen Bissen hcruntccbringt und beim Einschcnkcn dic Schanmpcrlcn über das Tischlnch streut. So. Bitte, lic- dics hicr!" Sic reicht ihm cin rosa Eouvert hin. das bereits geöffnet ist. Mechanisch zieht er den darin bcsiiidlichcn Bricsbogc» heraus und licst: „lii aller Eilc laß Dir sagen, daß ich von dcr Modckrank hcit, von dicscr unseligen Influenza heimgosncht bin. Anden Maskenball iiide»,... Säle» kann ich natürlich nicht denke». ES wär' so rcizcud ge worden an der Seite Deiner Picardc mit dem goldncn Krcuz am Arm. Wir müssc» »iiS schon ans ei» andercs Mal vertrösten! Lcbcwohl nnd habe Mitleid mit Deiner kranken F.!" Herr X. hat die Zeilen schon lange übcr slogcii, und ihm ist es noch immer, als träume er. Da hört cr wieder die mnntcre Stimme seiner Gattin. „Ich überlasse cs Deinem Scharssinn, zu crinittcl», wie ich iu den Besitz dieses kostbaren Stückes Papier gelangt bin. Sci versichert, daß ich Tir nicht zürne, dcnn Tn hast, cincn Entschiildignngs grnnd sür Tich!" Tcm Gcmahl wird cndlich dic Situation klar. Ein Zufall hat ihn vcrrathcn nnd Li-bclh hat dicscn Zufall bcnutzt. Au ihrcu Lippcu hingt jctzt sein Wohl und Wchc. Er blickt zu ihr hiu, scinc zcr kuirichtc. jammcrvollc Micnc hätte einen Stein erbarmen müsse». „Einen Ent schilldigttngsgrnnd?" murmelte er. „Ja Wohl," uickt Frau ElSbeth. „Auch Tu bist krank. Auch Du leidest au einer Modekrankheit. an der Sucht »ach dem Minderwcrthigen und Unechten, dessen äußere Form besticht nnd übe, die Qualität des Inhalts hinwegtänfcht Toch diese Krankheit ist heilbar, liebe, Freund, man heilt sie allmählich, un merklich. nicht mit Zorn oder Thrä nen. sondern mit Lächeln und Liebe!" Herr 5. ist durch so viel Nachsicht ver nichtct. Einige Minuten später klinge» du Ehampagncriclchc zusammen. ..Zto Ben wir an", rnst Lisbeth, „auf Tcin Wohl, mein geliebter Patient!" „Ich fchmorc," stammelt dieser hinge rissen, schwöre Genesung!" Dcr Schmuck dcr Aegyptcr. Tie Kleidung der alten Aegbpter wai cinsach, ja man könnte sagen, durstig dagegen legten sie cincn großen Wcrtt ans goldenc und silbernc Gcräthe; be sonders abcr hatten sie eine große Bor liebe sür Schmucksachen aller Art, welch« sich nicht nlir ans die höheren Stand, beschränkte, sondern dnrch alle Schich tc» des Volkes ging- Konnten du geringeren Klassen den Zicrralh, Ivel chen sie aus Gold und Edelsteinen ai den Borneh nen glänzen sahen, sich nich ans gleich kostbarem Material vcrschas fcn, so wnßtcn sie ihn geschickt in Bronze. GlaS ec. nachzuahmen und auf diesi Weife eimr Neigung zu fröhneu, vor deren die ans jener Zeil aufbewahrten alten Gemälde ein reden des Zeugniß liefern. Die aus dcuscl bcn dargcslclllcn Pcrsoncn sind stets mi Gürteln. Armbändern, Halsbändern und Aiuulcttrn vou den verschiedenste» Formen uud Größen geschmückt; auck an de» Mumien fand man Schmuck gegtnständc. die in unfcre Museen wanderten. Die gewöhnlich von de» cM'tische» Damen getragenen Ohrringe waren große, einfache Reifen von lj bis Zoll im Dnrchincsser. hänsig auch nack von bedcutcndcrcm Umfange: zuweilen bestände» sie auch aus sechs kleineren aneinaildcr gefügten Ringen. Eine, seltsamen Modelannc zufolge trugen vornchme Personen häufig eine aus Gold gearbeitete und mit Steinen vcr zierte Natter. Ueberhaupt wurde» Fi guren mit phantastischen Thierköpse» häusig angeserligt, welche noch heute so wohl wegen ihrer eigenthümliche» Form als wegen dcr außcrorhcntlichcn Fein hcit der 'Arbeit ein Gegenstand der Be wunderung sind. Spangen an Armen uud Knöcheln waren gleich beliebt bei' Männer» wir bei Franc». Auch sie wareu meisten ans Gold nnd verziert mit edlen Slci nen. Ei» prächtiges Armband von egyplischcr Arbeit wird im Museum zn Lcliden aufbewahrt. ES ist ans seinem Golde in Form ei icr Schlange, hat 3j Zoll im Durch messer und ist besonders deshalb merk würdig, weil es den Namen Thotmcz I». trägt, dcr nach dcr Berechnung dcr Alicrlhumssorschcr dcr aus dcr heiligen Schrift als Frcnnd nnd Beschützer Jo sephs allbcka»»tc Pharao sei» soll. Ein ebenfalls sehr gern nnd viel getragener Schmuck wäre» die Ringe, wclche nici stcijs den hcntigcn a» dcn Uhren getra gene» Petschafte» glichen. Der Stein derselben hatte häufig vier flache, sämmtlich mit Jiischristcn versehene Seiten. Einer dieser Ringe von mas sivem Golde hat ein oblonges Schild von einem Zoll Länge und mehr als einem halben Zoll Breite. Aus dcr einen Scite ist dcr Name dcs Storiis, dcs Nachfolgers von Amunoph 111., eingegraben, die drei ander» zeige» einen Skorpion, ein Krokodil und einen Löwcn. Man ficht aus diesen Beispielen, daß die Neignitg dcr Menschheit für Schmnck und Geichincide uralt ist. Hat sich auch dcr Geschmack nnd die Mode im Lanfc dcr Zeit inannichfach verändert, so ist doch die eigentliche Liebhaberei immer dieselbe geblieben. Liebes-Werbe n. „Almendirnderl, Zuckerbirnderl, Kannst Du mi' dcnn gar nit mög'n? Roscnboschcrl, Kerschciigoschcrl, Muß i' krank wcr'n Dcinetmeg'n? Engclssratzerl, Teufelstatzerl, Gibst mir jetzt net bald mei' Rnah'? Zaubertäuberl, werd'mei' Weibcrl!" ~Na!" hat s' g'sagt, de dumme Knah!" U m schwn n g. Ich hatte sie geherzt, geküßt. Und sanst an mich gedrückt. Sie schmicgtc sich an mcine Driist Bor Wonne ganz entzückt. Da plötzlich ward sie ander'n Siiin's, Schnitt cine falsche Fratz' Und kratzte mir die Wange» wund „Aurora", mcine Katz! Der große Kammer-, diener. Tie Borliebe Friedrich Wil helms I. für große Lcute ist bckannt. allein oft mußte cr sie theuer büßc». Uutcr Andern nahm cr einige Jahre vor seincm Todc in Elcvc cincii jun gcn Menschen als Kamnicrdiciicr in seine» Tieiist. weil er einen Kops lan ger als die Ucbrigcn war. Tic Mut ter dcs neuc» Kammcrdiencrs crössnctc jedoch dem Könige ohne Hehl, daß ihr Sohn dcr Ehre ganz unwürdig, weil er nicht zuverlässig uud unredlich sei. Abcr der König achtete nicht daraus uns sah nur de» großen Borthcil. wclche» dcr junge Mann vor seinen übrigen Tiencr» haltc. Bicr Jahre waren ver gangen nnd der König war mit ihm zn fricden gcwcscn. Da cntdccktc man, daß cr dem Monarchen nach und nach 2WO Thaler gestohlen hatte. Ter Tiencr wurde dem Eriniinalgerichl übergeben und schließlich znm Tode vcr nrtheilt. Nun criiinertc sich dcr König dcr mütterlichen Warnungen und be gnadigte den „großen" Spitzbuben. Tcn Mund! vol l. Amcrj taner: W«s seid Ihr Teutsche gegen uns, wir erfinden alles. Teutscher: Abcr ein Deutscher hat doch die Bnch druckerkunst crsunden. Ueber Tftcodor Körners Tod bringt Psarrcr Jüngst aus Viersen in dcr ..Gladbacher Ztg." eine Enthüllung, wclche im Widerspruch steht mit allen früheren Darstellungen uud dic viel zu spät kommt, als daß man sie ans ihre Richtigkeit hin prüfen könnte. „Mein Gewährsmann," so schreibt dcr Psarrcr. ..ist dcr Superintendent Peter Sticselhagcn, der zn Guininers bach an dcr rcchtcn Rheinscite starb. Mit bcgcisicrtcm Herzen war er als Student cingctrcle» in dic Lützoiv'schc Schaar- Noch hcntc stcht die knorrige Gestalt dcs trcucn Altcu vor »iciiici» Augc. Wic lcucytctc sein Angesicht, wenn wir bci scstlichcr »iclcgcichcit ihm zu Lwbc cin Licd von Körner sangcn und beson ders das von Liitzows wildcr, vcrwege ucr Jagd! Abcr cr sprach fast nie über scinc KricgScrlcbniffc nnd vermied >S besonders, von Körners Tode zu reden. Endlich gelang es mir, ihn in cincr stillen Stunde zu dcr nachstehenden Mittheilung zu bcwcgcu. Ich wiedcr holc sic dcm Inhalte nach. ~Nnr höchst ungern," so begann cr, ..spreche ich über diesen Punkt. Da mals ist glcich in eincr mcckl-.'»burgi schcn Zeitung—es war wohl dic einzige dcs Landes angcgcben wordcn. Kör - ner sci im Gcsccht gefalle». Dicfc Angabe ist imnicr wicdcr nach gedruckt nnd weiter verbreitet worden, während wir auf unseren Kricgsiahrlen rastlos durch das Land hin nnd her schweiften nnd nns um Zeitungen nicht kümmcrn ionntcii. Als wir dies end lich lonnlen, war die Mittheilung von KörnerS Tod im offenen Gefecht fchon allgcnicin als feststehend aiigcnommcn worden, uud feine Kameradcn waren dnrch dic Aiickkchr in dcn lange ver säumte» Lebensberiis wohl alle glcich mir so vollans beschästigt, daß Zeit und Neignng fehlte, cincr nicht bciondeis wichtigen Zeitungsnotiz entgegenzutre ten. Hcnte gar ist die Sache so ost gedruckt, daß ich mich stets übcr diese historische Ungenauigkcit ärgcrc und licber gar nicht daran erinnert »verde. Ten» ich mag mich der mühevollen nnd schließlich wohl doch noch vergeblichen, undankbaren Arbeit nicht unterziehen, die Angabe jctzt noch öffentlich zu be richtigen. Ist doch anch dic Art, wit mcin gclicbtcr Held nach den Zcitunglii und Büchcrii siel, schöner und poeti scher, als der thatsächliche Hergang. Diescr ist freilich anders. Die Fran zosen hatten mecklenburgische Bauern mit Fuhrwerke» gepreßt, ihnen gewal tige Mengen von Zwieback nnd Brannt wein zn traiiSportire». Die Bauern wnrdcn von sranzösischer Bedecknngs niaiiilschast begleitet. Wir aber hatten Nachricht über dcn kostbaren Transport und am A'>. August 1813 brachen wir bci Gadcbusch aus dcm Wald und sielen über dic Feinde her. Die Beglei tung wnrdc rasch überwältigt, bewies sich überhaupt als erbärmliches Volt und wnrde theils zusaminciigehaue», theils gefangengenommen. Die Wagen wnrdcn sofort ningcdrcht, und iu lan ger Reihe bewegten sie sich nach anderer Seite hin durch das Gehölz. Vorn im Zug ging cin klciner Trupp der ge machten Gcsnngcncn, dem einige unse rer Ossicierc mit Mannschaften znr ritlcn. So zogcn wir dahin. Plötzlich siel ein Schuß, dem heftiges Schwertertlirren folgte. Wie cin Lauf feuer giug die Nachricht dcu Zug entlang: „Lieutenant Körner ist gefallen.,, Wic war es gcwcscn? Er halic sich mit andcreii Ossicicrcn über dic Franzosen nntcrhaltcn, und cs ivarcii dabei schr dcrbc Ausdrücke gcsallcn, wahrschcinlich auch über die erbärmliche Haltung, wclchc dic französische EScorlc focbcn -in Kamps an dcn Tag gclcgt hattc. Der zur Seite gehende französische Ossicier hattc dic Wortc vcrstaiidcn, zieht ein« Pistole hervor nnd schießt Körncr vom Pscrdc. Tics war dcr Schuß, dcu wir hörtcn. Tas Schwcrtcrgcklirr abcr kam dadurch, daß nnscrc cmpörtcu Lcutc im crstcu Zorn übcr dcu Mcuchclmord die au jcncr Stcllc gehenden französischen Gcsangciitn sosort zusamnicnhicbcn. Als dcr Zug sich wieder in Bewegung setzte und ich bald darauf an jcm Stelle kam. war kcinc mcnfchliche Gc> statt mehr au ihnen zu erkennen." Soweit der noch ganz gcistesfrischc und rüstigc Snpcrintcndcnt. Ihm ver danke ich auch dic Mittheilung eines bisher ebcnsalls uubckanntcu Zwischcn sallcs, dcr sich an Körncrs srischcm Grabc zutrug und dem cr bciwohnte. Nach beendeter Bcgräbnißscier trat am Grabe Lieutenant Friedrich Ludwig Jahn auf. und im Uebermaß feines Schmerzes nnd dculfchcu Zornes über srauzösischc Hinterlist sordcrtc cr. daß sämmtliche »och Icbciidc französische Gcsaugcnc a» Korucrs Grabc crschosscn würden, zu Ehren dcr Maucii dcs Ge mordete», Vergebens wies ihn Major v. Liitzow ernstlich an, von feiner Forderung ab zustehen, da dcr Gedanke au „Manen" nicht einmal deutsch sei uud das Blut wehrloser Gcsaugcncr eiu Flecke» sci» würde ans dc» unciitweihleu Waffen dcs EorpS. Abcr immcr dliiigcudcr bestand dcr Ungestüme auf feinem Vcr langcn, bis Liitzow cndlich rief: „Lieute nant lah», noch ein Wort nnd ich nchme Jlineii dcn Tegen!" Erst dann gab er sich zusriedcu.' Fiel Kürncr im offenen Gcsccht, so ist Jahns Verlange» unverständlich. Wir können es mir erklären durch dcn Zorn und Schmerz über die hinterlistige Art des Todes seines Kameradcn- Ter Glaubwürdigkcit dicscS Berichts stcht der Umstand im Wege, daß Stie selhagc» nicht dcr einzige Zcnge von KörnerS Zod war. Warum aber foll tcn alle Lutzmver, die dcn gefallene» Sänger forttrugen und zu Grabe gelei teten, dic Wahrheit bis an ihres Lebens Ende verheimlicht haben? Schlau. Gast (zum Wirth): „Bringcu Sie mir ein Bccfstcai —aber ein großes! Wissen Sie, ich bin schreck lich nervös jede Kleinigkeit regt mich auf!"
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