6 Tante AinchenS Rosenmontag» Wie an jedem Morgen kurz nach acht Uhr, trat das Dienstmädchen in's Zim mer und überreichte dem am Frühstücks tische sitzenden Hausherrn die soeben eingetroffene Post —Briefe und Zei tungen. Fritz Heusing, ein geborener West seite, war seit zwei Jahren in Köln als Regierungsassessor thätig uud hatte sich vor seiner Uebcrsiedelung mit einer hübschen uud wohlhabenden Lands männin verheirathet. Das jnnge Paar fai:d in der rheinischen Metropole meh rere Verwandte nnd genanere Bekannte vor, was sehr dazn beitrug, sie in dem nenen Aufenthaltsorte rasch heimisch zu machen. Zudem sagte auch das un gezwungene und entgegenkommende rheinländische Wesen Beiden gleich sehr zn, nnd so pflegten sie um so unge hinderter eine angenehme uud ziemlich ausgedehnte Geselligkeit, da sich bisher noch kein Kindersegen eingestellt hatte. „Hier, Klärchen," sagte der Regie rungsassessor, indem er seiner Frau eine» an sie adressirten Brief über reichte. „Ich müßte mich sehr irren, wenn das nicht Tante FinchenS alt jüngserlich-zimperlichc Schriftzüge wä re». Sie wird uns doch uicht schon wieder über den Hals kommen wol len?" „Wer wird so respektwidrig von einer Erbtante reden, Fritz!" lachte die junge Frau, erbrach den Brief, entfaltete ihn und las Folgendes vor: „Geliebtes Klärchen! Zunächst taufend Küsse für Dich und meine herzlichsten Grüße für Deinen lieben Gatten! Wie geht es Euch, Ihr Theuren, deren ich stets mit so inniger Antheilnahme gedenke. Wie freundlich nahmt Ihr mich auf, als ich im vori gen Frühjahr wie Schillers „Mädchen aus der Fremde" bei Euch erschien nnd wie herzlich ludet Ihr mich ein, bald wieder bei Euch vorzusprechen. Da ich weiß, wie aufrichtig das ge meint war" hier konnte Fritz einen leichten Hustenanfall nicht zurückhalten „so kann ich ohne lange Umschweife zn dem Hauptzweck meines heutigen Schreibens übergehen. Aus den Zeitungen ersehe ich, wie glänzend der diesjährige Earneval bei Euch werden soll, und namentlich die Beschreibung des geplanten Rosenmon tag-Znges hat mich begierig gemacht, endlich einmal mit eigenen Auge» das berühmte Fest zu sehen falls Euer Fremdenzimmer nicht schon anderweitig in Anspruch genommen sein sollte. In diesem Falle bitte ich den lieben Fritz, mir sofort zu tclegraphiren, sonst reise ich am Vormittage des Fastnachts- Sonntags hier ab nnd treffe Abends um «> Uhr 15 Minuten in Köln ein. Wie freudig klopft bereits mein Herz Tu weißt, Klärchen, es ist jung ge blieben wenn ich an das Wiedersehen mit Euch denke, wie gespannt bin ich, den rheinischen Fasching mit seinem ori ginellen Treiben kennen zn . lernen! Hat nicht selbst Goethe von ihm gesun gen: „Löblich ist ein tolles Streben, Wenn es kurz ist und mit Sinn." Ich innß schließen, liebes Klärchen indem ich Dich im Geiste nochmals an» Herz drücke. Viele Grüße einstweilen von Eurer treuen Tante Finchen Wehrmann." „Ja, eine größere Freude konnt» uns allerdings so nicht zu Theil wer den," brummte der Regierungsasses sor, indem er zögernd hinzufügte: „Wie wär's, Schatz, wenn ich tclegraphire, der Onkel Martin aus Essen habe sich bereits bei uns angemeldet?" „Um GotteSwillen, Fritz." entgeg nete seine Frau ängstlich, wenn diese Kriegslist herauskäme! Tame würde uns das nie verzeihen nnd Mama eben falls sehr böse sein, wenn sie davon er führe. Das geht nicht; wir müssen mit Fassung iu den sauren Apfel beißen und Tante am Sonntag Abend in Em pfang nehmen." „Du weißt doch aber, daß wir mit Albers nnd seiner Frau verabredet haben, aus den Gürzenichball zu gehen!" „Dahin nehmen wir Tante mit. Ich halte für sie einen Domino in Bereit schaft, das wird ihr Spaß machen; sie scheint ja ganz nnd gar sür den Kölner Karneval eingenommen zu sein." „Und was fangen wir Montag mit der alten Schraube an?" „Nun, das ist auch nicht so schlimm", begütigte Frau Klara. „Du weißt, daß uns Schwager Wilhelm eingeladen hat, bei ihm zn frühstücken nnd den Zug anzusehen; dahin kann Tante Finchen ohne Weiteres mitgehen. Nachher wollen wir ja Alle, wie schon verabredet ist, im Hotel dn Nord spei sen. Tu brauchst also dort nur ein Ge deck mehr zn belegen. Abends nehmen wir die Tante wieder mit ans den Gnrzenich, dann wird sie am Dienstag so müde nnd matt sein, daß sie gern da heim bleibt." Fritz telegraphirte also nicht nnd so saß denn Tante Finchen am Fastnachts- Sonntag richtig in dem nach Köln dampfenden Zuge. Bei einer Station, wo Wageuwechse! war, traf die lebhafte kleine Dame eine Jugendfreundin, was sie derartig in Anspruch nahm, daß sie darüber den Zng versäumte. Hensings waren natürlich sehr er staunt, das alte Fräulein nicht unter den in Köln aussteigenden Passagieren zu sind.'N. „Was sollen wir denn nnn aber ma chen?" fragte Fra» Klara rathlos. „Natürlich gehen wir ans de;« Gür zenich",entschied der Assessor. „Wenn die Tante nicht pünktlich ist, kann sie doch unmöglich verlangen, daß wir ihretwegen den ganzen Abend hier Po sten stehen oder zu Hause warten. Auguste ist ja daheim und das Frem denzimmer ist anch bereit vielleicht aber hat sie sich inzwischen anders be sonnen und ist daheim geblieben."— ES war neun Uhr Abends, als Tante Finchen endlich an ihrem Ziel anlangte. Sie nahm eine Droschke und ließ sich mit ihrer rothen Reisetasche in HensingS Wohnung fahren. Da aber Auguste, „des Hauses red liche Hüterin", nicht mehr zu Hause, wie der Assessor voraussetzte, sondern, als die Herrschaft nicht heimkam, kecklich ihrem Deutzer Kürassier aus 'einige Stunden zu einem Tanzvergnü gen gefolgt war, so klingelte die Tante längere Zeit, ohne daß ihr geöff net wurde. Zum Glück kam endlich ein junger Kaufmann, der im Erdge schoß ein Zimmer innehatte und sich ein Vergnüg:» daraus machte, die fremde Dame einzulassen. Hcnsings bewohnten den ganzen zwei ten Stock, im dritte» befanden sich au ßer den Gelaffen der Mägde des Hauses einige Rumpelkammern und ein großes freundliches Gemach, das Hcnsings ge miethet hatten und als Fremdenzimmer benutzten. Tante Finchen ka-nnte es von ihrem ersten Besuche her. Sil stieg, als sie im zweiten Stock Niemand daheim fand, mit ihrem angezündeten Taschenlaternchcn, sie auf Reifen stets bei sich führte, zu jenem Gemach empor. Draußen steckte der Schlü,sel nnd innen war, wie sie mit Genng thilung bemerkte. Alles zu ihrer Auf nahme hergerichtet. Sie schob nur der Riegel vor und legte sich dann, ermü det von der langen Reise nnd einem in Düsseldorf genossenen Glase Punsch, gleich zn Bett, um wie die klassisch angehauchte Taute dachte, einen langen Schlaf zn thun. Am cn eren Morgen meldete Ar» guste, da» sich gestern Abend Niemand habe blicken lassen, und das Ehepaar zerbrach sich vergeblich den Kopf, Wi dos Ausbleiben der Tante zu erklären sei. Schon bei Zeiten rüstete sich Fritz nnd Klärchen, um zum Schwager Wil helm zu gehen. Da man nicht zu Hause speiste, so bekam Augnste eben falls Urlaub. Vorsichtshalber schloß Klara alle Zimmer ab und meinte dann: „Ich will auch noch das Frem denzimmer abschließen und den Schlüs sel abziehen, den ich gestern Abend stecken ließ." Hieraus verließ der Assessor mit sei ner Frau das Haus und in dem lusti gen Treiben, daß sie draußen alsbald umfing, dachten beide nicht ziichr an Tante Finchen. Sie bewunderten in froher Gesellschaft den Zng mit feinen prächtigen Wagen nnd humoristischen Gruppen, speisten dann an der 'l'aKls ll'li»t>z und gingen erst, als es bereits dämmerte, noch einmal nach Hause, von wo sie sich auf den Gürzenichball zu be geben gedachten. Auguste war noch immer nicht wie der daheim, tiefe' Stille herrschte im Hanse nur von dem oberen Stockwerk her, aus dem Hensing'schen Fremden zimmer, kamen schaurig?, schwer zu enträthselnde Töne. Von banger Ahnung befallen, eilten Fritz nnd Klara die Treppe hinauf zu dem Fremdenzimmer, schloffen dessen Thüre auf und sahen »un Tante Fin chen in Thräne» schwimmend vor sich. Sie stöhnte, schluchzte uud war ganz außer sich über die erduldete länge Haft. Sie war am Morgen erst gegen zehn Uhr von ihrem tiefen Schlummer er wacht, hatte mit gewohnter Sorgfalt Toilette gemacht, dann aber zu ihrer peinlichen Ueberrafchuug gewahrt, daß sie eingeschlossen fei. All' ihr Rufen, Klopfen und Lärmen war ohne Erfolg geblieben, da Auguste gleich nach ihrer Herrschaft das Haus verlasse» hatte uud die Bewohner der unteren Stockwerke entweder ebenfalls schon fort waren oder nichts von dem Geräusche vernah men, welches die arme Tante von sich gab. Sie hatte znletzt getobt und ge schrieen, um dann nur noch zu wim mern nnd in eine tiefe Abspannung zu verfallen. Ans der Ferne vernahm sie den Jubel, mit dem man überall das Nahen des Zuges begrüßte, auf den sie sich so gefreut hatte und nun faß sie hier eingesperrt durch irgend einen tük kischen Zufall, wie eine Verbrecherin. ES war entsetzlich ! Welch ein Rosen moytag! Während Frau Klara die Aermste vergeblich zn beruhigen suchte, berichtete Tante Finchen nnter Thränen il/re Abenteuer, was so komisch wirkte, daß Fritz sich endlich nicht mehr halten konnte und herausplatzte. Es steht zu befürchten, daß die alte Dame ihm diese Jmpietät nie verzeihen wird. Ungeachtet aller Entschuldigun gen nnd Versuche, sie zum Bleiben zu bewegen, reiste sie gleich am folgenden Morgen ab und ihre letzten Worte beim Scheiden waren : „Die Tante geht und nimmer kehrt sie wieder !" k?i>« Paar „SltpperS". Ein Paar ganz knopflose, lange schwarze „Kids". Vom HandelSmartt. Das Genie findet neue Gedanken, das Talent neue Normen. Eine neue SchwSrmersecte. „Und um jene Zeit soll Michael auf stehen, der große Fürst, der vor den Kindern des Volts steht; und es wird sein eine Zeit großer Trübsal, wie sie »immer vorher unter den Völkern der Erde gewesen ist, und nm jene Zeit soll dein Volk erlöst werden, ein Jeglicher, dessen Namen in dein großen Buch ge schrieben steht." „Nimm eine Rolle ans dem Buch und schreibe darauf alle Worte, die ich zu dir gesprochen habe." „Und ich wandte mich und hob meine Augen auf, und siehe! ich schaute eine fliegende Rolle!" So ungefähr lauten die Worte aus den Propheten des Allen TestamenlS, welche einer neuen Secte im Staate Michigan ihre Entstehung gegeben hat. An ihrer Spitze steht der Prophet, wel cher sich nach jenen Schristworten den Namen „Fürst Michael" beigelegt hat. „Fürst Michael." Nach seiner Lehre ist er auserwählt, um die Führung der Auserwählten zu überwachen, welche vor dem bevorste henden Unheil, das der Welt den Un tergang droht, errettet werden sollen. Nach der Schrift ist die Zahl der Aus erwählten auf zwölf mal zwölftaufeud angesetzt, je zwölstausend aus den zwölf Stämmen Jlrael. Also diese Auserwähite will Fürst Michael zusam menbringen nnd nach Detroit führen, der Stadt der Erlösung. Dort sind seine bisherigen Anhänger, einige hun dert an Zahl, bereils einqnartirt und harren erwartungsvoll der Dinge, die da kommen sollen. Zur leichteren Un terscheidung vor den Andersgläubigen, die dem Verderben geweiht erscheinen, lassen sie Haar >md Part lang wachsen oder, um mit Fürst Michael zu reden, „darf kein schccrmcsser über das Haupt der Gerechten kommen". Doch sind Tausend.' von diesen Michaeliten auch in anderen Theilen von Michigan, Ca nada, Indiana nnd Illinois zerstreut. Wenn der Tag des Unheils herannaht, werden sie sich auf einen Wink ihres Propheten um diesen in Detroit schaa ren. Ein Michaelite. Noch vor wenigen Jahren war Fürst Michael ein einsacher ungebildeter Me tallgießer zu Elgin in Ontario. mit dem bürgerlichen Namen Michael Mills. Die Aniunst derMormonenapostcl uud ihre Predigten in Elgin brachten bei MllS, der bis dahin ein sleißiger Ar beiter nnd Familienvater war, sonst aber nie ein Zeichen von religiöser Schwärmerei gezeigt hatte, einen Um schwung in seinen Ansichten und seiner Lebensweise hervor. Er wurde zwar kein Mormone uud wanderte auch nicht nach Utah aus, aber er gründete dafür eine neue Secte. Von den „Heiligen der letzten Tage" bis zn dem „Haufe Israel des jüngsten Tages" war nur ein Schritt. Die Idee der „fliegenden Rolle" ist nicht zum ersten Mat im Dienste des Mysticismus verwendet. Der Engländer Jamcs Jczreel hat bereits im Jahre I K! 7 eine Übersetzung der angeblich von ihm ans wunderbare Weife aufgefundenen fliegenden Rolle veröffentlicht, uud zwar in Gestalt eines Buches von etwa 600 Seite». Das selbe sollte als Schlüssel zur Bibel die nen. Er sammelte eine gläubige Ge meinde um sich, nnd im Laufe der Zeit kamen auch einige Mitglieder nach Elgin in Ontario. Beide Einflüsse die der Mormonen nnd der Jczrccliten wirkten mächtig auf Michael MillS. Er brütete über den Offenbarungen, deren er sich rühmte, sing an zu predi ge», sammelte Anhänger und zog mit ihnen erst nach Sarnia, später nach Port Huron und schließlich nach De troit. Fürst Michael wohnt mit seiner Frau in einem Hause für sich, umgeben von de» „neun Engeln", d. h. neun Frauen, genanut Liebe, Freude, Frieden, Ge duld, Sanstmnth, Güte, Glaube, Friedfertigkeit und Mäßigkeit. Unweit davon ist die Wohnung des „Täufers Johanne»", wie sich D. W. Taylor nennen läßt. Das einflußreichste Mit glied der Kolonie ist ein gewisser Durand, augenscheinlich ein Hypnoti seur ersten Ranges, der „Verzückungen" bei den Mitgliedern hervorruft. Die Michaeliten leben in Gütergemeinschaft. Ihre Gefchlechtsverbindungen entspre chen nach ihrer Versicherung dem gelten den Staatsbegriff der Ehe; sie sind so gar so streng, daß sie die Scheidung verpönen. Was sie unter ihrer „spi rituellen Ehe" verstehen, ist noch nicht aufgeklärt. Sie lehren die äußerste Reinlichkeit. Fürst Michael behauptet, die Gabe zu besitze», Krankheiten zn heilen und Teufel auszutreiben durch bloßes Auflegen der Hände. In Gefahr, gelyncht zu werden. Verfolgungen, nnd Anfeindungen blieben dem neuen Propheten nicht er spart und bei einem Haar hätte Fürst Michael das Schicksal seines Geistesver wandten Joe Smith getheilt. Er hatte es nämlich für gerathen erachtet, mit seinen neun Engeln eine Bekehrnngs reise nach England zu unternehmen. Nachdem er zurückgekehrt, bereitete sich ein Sturm gegen ihn vor. Zahlreiche Frauen hallen ihre Männer uudKin-, der verlassen und sich der neuen Sekte angeschlossen. Die entrüsteten Ehemän ner organisirtcn einen Putsch gegen Fürst Michael. Nur durch rechtzeitige Flucht vermochte er sich vor den Fäusten seiner Gegner zu retten. Historisch merkwürdige Ringe. Ter Fingerring war bei den alten Völkern nicht nur ein Schmnckgegen stand, sondern als Siegelring ein un entbehrlicher Besitz jedes sreien Mannes. In Ron« war e; Gebrauch, dem Namen auch den Ringabdruck auf Urkunden bei zufügen, wovon das letzte, heute natür lich sinnlos gewordene Ucbcrblcibfel die bekannte im Gebiete des englischen Rechts allgemeine Sitte ist, auf Urkun den kleine rothe Papierscheibchen neben den Zeugen- und Parteienuntcrschrif ten aufzukleben. In Rom diente derSicgelabdruck zur Verhütung von Namensfälfchungen. Denn jeder Römer bediente sich zum Siegeln eines mit einer aus mehr oder minder kostbarem Edelstein, häusig nur aus Achat, geschnittenen Gemmen, deren vertiefte Arbeit von bcmundernswcrther Feinheit war, fodaß sich namentlich auf einem Gipsabdruck das feine Detail in ganzer Schönheit erkennen läßt. Ge wöhnlich wählte sich der vornehme Rö mer das Brustbild seines Schutzgottes als Symbol. Vei wichtigen Anlässen verfehlte er deshalb niemals, seiner Uu-, terfchrift sein Siegel hinzu zufügen. Wie allgemein der Gebrauch der Sie. gelringe im alten Rom war, kann man aus der Erzählung des Livius über die Schlacht bei Cannae ersehen, wo die Blüthe der römischen Ritterschaft im Kampfe gegen die Pnnier und deren siegreichen Feldherrn Hannibal fiel. Letzterer soll drei Scheffel Siegelringe, die er den Rittern abziehen ließ, an den Senat von Karthago als Beweis des erkämpften Sieges geschickt haben. Bekannt ist auch die Vorschrift des römischen Rechts über die seit Au gustus Zeiten allmählich vorherschend werdende Form des Privattestaments, wonach die Urkunde „von den sieben Zeugen mit unterschrieben und gesiegelt werden sollte." Das unwissende Mit telalter verstand das "Bsptsm »Willis falsch und glaubte, das Testament sollte mit sieben Siegeln verschlossen werden, während doch die römische Porschrist nur bedeutet, daß jeder Zeuge seiner Unterschrist auch sein Siegel zur Verhütung von Fäl schungen beifügen sollte. Im Mittelalter der Gebrauch des Ringes als persönliches Erkennungs zeichen jedes freien Mannes allmählich in Vergessenheit, namentlich weil die Slcinschncidckuust in Verfall gcrieth. Nur noch fürstliche Personen, sowohl weltlichen wie geistlichen Standes, be dienten sich desselben, ebenso Behörden. Bekanntlich wurde das Deutsche Reichs grnndgesetz Kaiser Karls V.. in welche.» die Befugnisse der kaiserlichen Gewalt uud der Kurfürsten abgegrenzt wurden, deshalb goldene Bnlle genannt, weil .as derselben beigefügte große Reichs- Fitgel in einer goldenen Kapsel (bulla) eingeschlossen war. A- K-) I "»IM V-L. Schlag- >;nd Wappenrinze. Der Ninz des Papste» Piu? l. Diese Signal waren natürlich ge trennt von der Urknnde und hingen an seidenen Schnüren oder Bändern, mit welchen die Urkunde zusammengeheftet war, herab. Berühmt waren auch die „Fischerringe" der Päpste, so genannt nach vcm Mischer Petrus, den sie dar stellten. den die katholische Kirche als den Begründer der römischen Hier archie ansieht. Doch wurdeder Fischer ring des jeweiligen Papstes nach dessen Tod durch eine besonder- KardinalSdc legation zerstört, sodaf; keine Originale dieser Ringe, sondern nur Abbildungen auf die Nachwelt gekommen sind. Jüdische Eheringe. Ring des Präsidenten Pleree. Tie Kirche hat bekanntlich die Sitte des RingwechselS bei der 'Eheschließung eingeführt, welche wahrscheinlich sehr alt ist nnd als Symbol des Austausches der Persönlichkeit nach dem römischen Begriff von der Bedeutung des Ringes zu erklären. Andere wollenes als Ent lehnung eines hebräischen Brauchs aus fassen. Tie Sitte des Austauschs der Ringe bei der Trauung ist bei den Hebräern sehr alt. Aus neuester Zeit fügen wir noch das konterfei eines Rin ges bei, welchen der Staat Kalifornien dem Präsidenten Pierce bei dessen Be such i. I. 1852 verehrte. <?i» verzweifelter Fall. Schee«: Aber, bestes Nadelkissen, Tu siehst ja ganz verzweifelt ans! Was ist denn nur los? Nadelkissen: Entsetzliches Schicksal! Mir ist eine Nadel ohne Kopf in die Gedärme gedrungen, und der Arzt kann sie nicht finden! Ist daö noch kein Grund? Warnm haben denn die Beiden ihre Verlobung noch in zwölfter Stunde aufgehoben? Ach, denk doch nur: sein Haar hat ja eine so entsetzliche Farbe, daß es den ganzen Effect von ihrer ganzen Aus stattung vecderben müßte! lknttäuschung. Frl. Spitzig: Wissen Sie wohl, Herr Tnllear, wesh-ilb Sie mich so ost an den berühmten Jsaac Newton erin nern? Tnllear lächelnd): Sie sind zn gütig, mein Fräulein, aber ich vermag wirklich nicht zu errathen Frl. Spitzig: Nun, deshalb, weil Sie ebenso zerstreut sind. Zarter Wink. Miß Woodbee: Ach, mein lieber Herr Hardheart. ob es sich wohl der Mühe verlohnt, in meine neuen Spitzentücher meinen Mädchennamen zu sticken? (Sofortige Verlobung). «in Wih. Anton Heinrich Radziwill, Fürst von NieSmieSz und Llyka (geb. 1775> zu Wilna, s 1833 zu Berlin) hatte seiner vielen tollen Streiche wegen den Bei namen „der Tolle" erhallen. Am ge lungensten ist die Art. wie er einem kleinen Edelmann seine Besitzung ab kaufte. Dieser besaß ein Gut in einem ausgedehnten Besitzthnm des Fürsten. Dem Fürsten p»ßte dieser Staat im Staate nicht und er setzte dem Edelmann beständig zu, ihm doch sein Gut"zu ver taufen. Doch dieser wollte nicht. Der Besitzer hing eben wie alle Polen sehr au dem Erbe seiner Väter. Da verfiel der Fürst auf eine glorreiche Idee. Als er feinen Namenstag feierte, hatte er die Gutsbesitzer der Umgegend zur Tafel geladen, u. A. mich den Edelmann, der ihm sein Gut nicht ver kaufen wollte. Es wurde nun bis tief in die Nacht hinein wacker gezecht, bis sich sämmtliche Gäste niit einein tüchti gen Haarbeutel auf den Heimweg mach ten. So auch unser Edelmann. Sein Kutscher suhr darauf IoS iu die finstere Nacht hinein aber nach mehrstündi ger Fahrt wollte sich das Dörfchen noch immer nicht zeigen. Der Edelmann schimpfte schon weidlich, daß das Fahren kein Ende nehmen wolle. Da drehte sich der Kutscher plötzlich um lind sagte: „Wir haben uns verirrt, wir sind schon über unser Torf hinaus wir müssen umkehren." Ter Edelmann fluchte daS Schwarze vom Himmel herunter, doch mußt- er gute Miene zum bösen Spiel machen und wenden lassen. Abermals verfloß eine Stunde, ohne daß der Wagen sein Ziel erreicht hatte. „Herr", sägte der Kutscher, „wir sind schon wieder zu weit gefahren, wir müssen behext sei»!" „Tu bist ein betrunkener Esel!" schrie sein Herr wüthend, hieß den Kutscher Inntcn aussteige» und nahm selbst Peitsche und Zügel in die Hand. „In einer halben Stunde sind wir zu Hause", murrte er und suhr in rasendem Galopp darauf los. Nach einer Stunde befand er sich in dem Torfe, wo sein Rutscher zum erste» Mal Kehrt gemacht hatte. Der Edel mann erschöpfte sich in Flüchen, die natürlich an der Sachlage nichts änder te». Sei» Kutscher freute sich inner lich, als der Gebieter wieder nmlehrte und eine andere Richtung einschlug. Nach wieder einer Stunde befanden sich die Beiden in dein Dorfe, wo zum zwei tenniale umgekehrt worden war. Als dies der Edelmann beincrkle. war er ganz bestürzt. „Nun Herr?" ließ sich derDicner schüchtern vernehmen. „Kerl!" sagte Jener keuchend zu seinem Rosse lenker „Du kannst recht haben, wir müssen vou Jemand behext sein!" Und nun begann eine Ldysse kreuz und quer. Endlich graute der Tag. „Herr", sagte plötzlich der Kutscher, auf den Bo den deutend „gerade so wie hier la gen unsere Felder". „Ja", entgegnete der Edelmann „und da liegt nnser Wald. Wenn es mit rechten Timzen zuginge, müßte dort unser Torf lie gen". Ter Kutscher machte den Borschlag, es zn suchen; sie stiegen Beide ab, san den aber nur die Stelle, wo sonst ihr Torf lag, umgepflügtes Ackerland. Ter Edelmann war nicht Herr seiner selbst mehr, der Kutscher uickte melan cholisch. Nach einigen Stunden indeß erfuhren Beide, daß Alles mit natür lichen Dingen zugegangen war. Der Fürst hatte ganz einfach die Bewohner aus dem Dorfe aus- in ein anderes einquartirt, was diese sich auch ganz ruhig gefallen ließen. Widerspruch hätte keinen Zweck gehabt sie waren polnische Banern, und was solche zu be deuten haben, war dem Fürsten genüg sam bekannt. Sodann ließ er die Häu ser nnd den Edelhof abr.ißen, was ebenfalls leine Schwierigkeilen machte »nd nicht viel Zeit crsordcrte, da es meist Holzbauten waren. Als Alles abrasirt war, wurde der Boden umge pflügt. Wohl klagte der Edelmann, doch halte er kein Glück. Fürst Radzi will bezahlte den „Witz", wie er es nannte nnd blieb Eigenthümer des ver 'chwnndenen Torfes. Hnndeg e sp r ä ch. Aber Fido, Hnnd. was füllt dir ein, du trägst ja noch die alte Sleuermarke! Ja, weißt du. die neue ist so schön blank, und da trägt sie mein Herr vor läufig noch als Brelocque au der Uhr lette. Doppeldeutig. „....Nun, hat der Pepi die Anna jetzt geheira lhet?" „Nein!" „Aber warum deun nicht?" „Sie hat sich im letzten Moment eines Anderen besonnen!" . Dem Morgenroth einer neuen Idee geht es wie dem Morgen roth überhaupt die meisten Menden findet es schlascnd. Große Menschen nutzen ihrer Zeit praktische nützen sie aus. Ist das Tanzen Sit,»de „der Arbeit? Beim Beginn der Winter - Saison stellte die Redaction des „Echo" die Preisfrage: „Ob das Tanzen ein sünd haftes Vergnügen,oder eine ehrliche Ar beit sei?" Die ursprüngliche Anregung zu der Frage Hing vom Leserkreise aus. Ein Ehrensold von 20 Mark wurde von der Redaktion siir die beste gereimte Antwort ausgesetzt, die nicht länger als acht Zeilen sein sollte. Es gingen 347 Antworten ein und zwei grobe Briese in Prosa, worin bezweifelt wurde, daß der Redakteur dieses Blattes überhaupt tan zen könne. Die Entscheidung hat sich etwas lan ger hinausgeschoben, weil im Schoße der Prüfungs-Eommissioii ein grui.d sätzlicher Meinungsstreit entbrannte, ob die Frage ernst oder spaßig zu nehmen sei. Ferner hegten einige Mitglieder den Wunsch,durch iängere praktische Uebung während der Hauptbälle der Saison erst ein auf neueste Erfahrungen gestilltes Urtheil zu erwerben. Nachdem diese Schwierigkeiten glück lich besiegt waren, stellte sich heraus.daß die PrüfungS-Eommission über die Ber theilung des Preises nicht völlig einig werden konnte. Schließlich kamen folgende drei Ein sendungen in engsten Beiverb: I. Frau M. S eyd e l, g g I ->. Do die Jttsicnd In fröhlichem Reigen Zeil und Kummer und Sorge vergißt, Hader, Zwieiracht und Neid müssen schweigen. Tanzen ein ehrlich Vergnüge» ist Abrr der Jugend Beweglichkeit schwindet, Träger rullt durch die Adern daS Blut, Sündhafte Arbeit das Tanzen man findet. Fehlt uns der Jugend p.ÄiUchcr Muth. W. Helml>. l d, Pso Wolocsprlnt O. F. S. South Afrika. 111. Zur endgiltigen Entscheidung w»rdc das Loos geworfen, und dasselbe f.' zu Gunsten der Frau M. Seydcl, To Minium Ludwigsdorf, an deren Adresse inzwischen die Erpedition des „Echo" den gewonnenen Goldfuchs abschickte. Folgende poetische Beitrüge verdienen ebenfalls Beachtung: Im Rausch eines einzigen Walzers vergan» II d lb B sch 'd^"'l Ob eS .lrbul, vb . an S cwiz- Adele Billiger in Pola. bleibt Ech-ll^dlrl« Zu drehen sich im Neih'u, Ist Arbeil bitterböse, Zlniin kein Vergnügen sein! Erde Frau I. Valtmann in Konsianunvpel. Wer um ein geliebtes Mädchen Blickt, in sroher Augen Licht, Fühlt's, da« Tanzen ist Vergnügen, Aber sündhaft ist es nicht. M l V cht l „Atccrumschluugene Land". Ehrliche Arbc't ist'S sich qualsam abzu» S. R. Das dumme Fragen. 1. Student: Glaubst Du, daß Du durch's Examen kommst? 2. Stu dent: Gewiß, wenn die Professoren daZ dumme Fragen sein lassen. Beleidigung. Warum weinst Tu denn, Junge? Wir haben „Räuber" gespielt, und da hat der Ltto gesagt, ich hatte nicht das geringste Ta lent zu einem Spitzbuben. - ,
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