Deutsche Loealnachrtchtcn. Provinz Brandend ntg. In Folge einer Wette wurde kürzlich festgestellt, daß die Friedrichstraße iu Berlin sechs Wirthschaften mehr zählt, al« sie Häuser hat. In einer Ver sammlung Berliner Bauhandwerker gob ein Redner, Fabrikant Schellcu berg, cin Bild dcr Berliner Banzu stände. Von 442 Neubauten, die in Berlin im vorige» Jahre errichtet wur den, sind das sind 00 Proeent, subhastirt worden, wobei 80 Millionen Werthe ausfielen, welchen Berlust we nigstens zur Hälfte die Handwerker ge tragen haben. In Magdeburg, in Hamburg uud audercu Siädten sei es ebeuso schlimm. Der zehnte Knabe wurde kürzlich dem Schmicdemcister Schmidt in Brielow geboren; dcr sie bente hatte Kaiser Wilhelm 1.. dcr achte Kaiser Friedrich 111. und der nennte Kaiser Withelm 11. zum Pa then. —In dem Proceß gegen den ban kerotten Bankier Maaß in Eharlokken bnrg ist die Boruntersuchung von Neuem eröffnet und ans betrügerische» Bankrott ausgedehnt worden. Das Verfahre» richtet sich uicht nnr gegen den verhafteten Bankier, sondern auch gegen einen langjährigen Prokuristen. —Fürsteuwaldc. dcr am weitesten nach Osten von Berlin entfernte Vorort soll in einen „Luftkurort" umgewandelt, mit großem Kurhaus und Kurpark, mit großstädtischen Anlagen und Ver tehrscinrichtungen versehe» und in be quemerer Weise, wie bisher, mit Berlin Verbindung gefetzt werden. Provinz Oftprenßen. In dcr Allensteiner Vorschußbaut, deren Kassirer durch einen Flintenschuß den Tod fand, solle» gefälschte Wechsel übcr 100,000 M. vorhanden scin. In der infolge dieser Vorgänge einbe rufenen Generalversammlung wurde dem Porschußverein mitgetheilt, daß das Vcrlnstkouto sich auf 112,452 M. bc läuft, dic mit Ausnahme von 4402 M. von dcni verstorbenen Kassirer Baron v. Knobelsdorf (einer der „Edelsten dcr Nation") unterschlagen wordcu sind nnd von deu Mitgliedern durch Nachschüsse aufgebracht werden müssen. Der Be sitzer PetrikowSli in Hermsdorf verun glückte auf dcr Jagd; scin Gewehr ging zur Unzeit los. Der ganze Schuß fuhr ihm in den Unterleib, sodaß P. nach einigen Stunden starb. Das Wohn- und Fabrikgebäude dcr Lcmmer'scheu Osensabrik in Bartcnstein ist total nic dcrgcbrannt. Die Flamme» hatten so schnell um sich gegriffen, daß in einer Dachwohnung eine Frau mit ihren füns Kinder» rettungslos verloren schien. Da drang im letzten Augen blick Fräulein Julia Lemmcr mnthig übcr die schon brennende Treppe bis in die Wohnung und rettete die Fran uud vier Kinder. Auf dem Rückwege, brach fic selbst a»s de» untersten Treppen stnscn, mit einem geretteten Kinde im Arm, zusanlnic» nnd wurde nne Beute der Flammen. Provinz West Preußen. Danzig: -s Infolge eincr Operativ:, im Diakonissenhause dcr Oberpostsecre lär Julius Wischuer. Ueber das Ver mögen des Schncidemeistcrs Ad. Boitze ist der gerichtliche KcmknrS eröffnet wor den. Dcr Gastwirth Schröter wnrde wegen betrügerischen Bankerotts zn l i Jahren Gefängniß vernrtheilt. —Kauf- mann Emil Osk. Leimkeh in Lange suhr hat den Konturs angemeldet. In der Ortschaft Weslintcn brannte das Harder'sche Gasthaus uebst Wirth schasisgcbäudeii nieder. s Der Ober mcistcr der Fleischerin neu Schöu in Elbing. Die Fchmeister'schcn Ehe leute aus Mittel Jodupp, welche vor einigen Jahren das Fest der goldenen Hochzeit seierten, starben kürzlich au ei nem Tage, sast zn derselben Stunde, und wurden gemeinschaftlich zn Grabe getragen. s In Dt. Eylan Kauf mann Kardinal. t In Flotow Brauereibesitzer Franz Welsch. 112 In Grandenz dcr frühere Laudtagsabgeord 'icte, Stadtrath Engel. Provinz Pommern. s Dcr Dorfschulze Slrutz iu Gotzlow s In Bahn der Kaufmann H. Während auf dem Gute Birtholz mit der Dampf-Dreschmaschine Weizcn ansgedroschen wurde, flog plötz lich eine Leiste aus der Trommel und zerschmetterte der Frau Johanna Ratze Dic Hirnschale. 112 In Kolberg Gcnc rallientenant a. D. v. Kamcckc. 112 Ans seinem Gntc Strellentin der Rit tergutsbesitzer und LandjchastSrath v. Osterrolh. Der ElcmentarschuUchrer M. von Laucuburg hat unter Hinter lassung vieler Schulden die Flucht er griffen. nachdem cr auch mch die Kasse des MänncrturnvereinS, dessen Kassirer cr war, unterschlagen hatte. Derselbe soll bereits in Berlin verhaftet worden sein. Wegen betrüge.ischen Ban kerotts wurde dcr Glasermeistcr Her. Greiseiiberg vouNeustettiu zu einer Ge fängnißstrase von einem Jahre vcrur urtheilt. Pro vi nzSch le sw i g-H olstein. Schleswig: s Graf BrockenhanS- Schack, Eigenthümer der Güter Gram und Nübel in Nordschleswig in Kopen hagen. Kammerhcrr v. Wimpsscn, seinerzeit Oberförster in Schleswig, zu Rocskilde.—Der frühere Premierlieut-e -naiit August v. Ladiges, bis zum vor: gen Herbst Besitzer des Gutes Borghor stcrhüttcn bei Gettors, aus Bissings inliide bei Kolbing.—Ober-RegierungS rath Jonas. —s In Apenrade Gutsbe sitzer H. Ohlsen auf Laygaard. Der seit vielen Jahren peiisiouirte ehemalige dänische Eapitän (Hauptmann dcr Landarmee) Jaspcr v. Hahn in Fricd richsstcidt. In Hohenwcstedt beabsich tigt man die Ausstellung eines Moltte- Denkmals. Ein Kaiser-Wilhelm- und ein Kaiser - Friedrich - Denkmal haben bereits Aufstellung gesunden. 112 I» Kappeln der Rektor der Rektorschule, Heinrich. 112 In Kiel Vice-Lonsul ?l. K. Amtruo. Provinz Schlesien. Das Oberlaudesgericht in Breslau öeging sein IsojährigeS Jubiläum. — s Kommerzienrath Rosenbauiu in Bres lau. 112 Oberamtiilami Friedx. Hein rich; NechnungScath Karl Kudzielka; OberlandesgerichkSraih Friedr. Hassen pflng; Kirchcnkassen-Rendant zu St. Salvator Hcrni. Hegenwald. —Der Sparkassen - Controleur Erich Jaehiie in Freystadt. welcher rund 10,000 ?Nk. unterschlug, wurde von dem Glogauer Schwurgericht zu 4 Jahren Gefängniß verurtheilt. Ten Kauf mann Karl Mar Weniger in Friedrichs berg a. 0.. welcher sein Hans in Brand zu stecken versucht hatte, um die Ver sicherungssumme zu erlangen, verur theilte das Hirschberger Schwurgericht zu 2 Jahren 0 Monaten Gefüiig'niß. 112 Komnicrzienrath iltenner in Friede berg. 112 In Glatz Geh. RegierungS rath uud Landrath a. D. Frhr. van Scherr-Thoß. s- In Gleiivitz der Geh. RegiernngSralh Karl Wieberding. Provinz Posen. Wegen betrügerischen Bankerotts ist der Kaufmann Siegfried Pmkus in Posen zu 9 Monaten Gefängniß ver urtheilt worden—Auf dem Gute Witos law ist die erst vor 2 Jahren nach sran zösischem Muster neu eingerichtete Bren nerei niedergebrannt. Man schätzt den Schaden aus 400,000 M.— Der jetzige Privat - Jrreuaustalts - Besitzer Jos. Lausch aus Bojanowo, welcher als Oberwärter in der Provinzial-Jrren anstalt Owinsk gegen die Direktoren Dr. v. KarczewSki nnd Dr. Kayser eine wissentlich salsche Denunciation beim Obcrprüsidenten einreichte, ist zu drei Monaten Gefängnis; verurtheilt wor den. —Ten Borsteher der Präparanden- Anstalt in Rogasen Karl Bergmann, welcher im Laufe des vorigen Jahres zusammen etwa 3980 M. aus der Kasse der Präparanden-Anstalt unterschlagen uud in Beziehung auf diese Unterschla gung die zur Eintragung und Controlc der Einnahmen und Ausgaben bestimm ten Bücher unrichtig geführt hatte, ver urtheilte das Schwurgericht zu zehn Monaten Gefängnis!.—Der Gattin des Rentners in Schroda, frühere» Guts besitzers Doelleii, Alwine geb. Hüne rasky, welche am 24. Februar 1891 den lojührigen «ohn des Maurergesell len Lesniewsti in Pudewitz, der durch das Eis gebrochen war, ist jetzt die Ret tungsmedaille am Bande verliehen nnd vom OberrcgierungSrath Gedile in einer besonders veranstalteten Feier überreicht worden. Der Wirth und frühere Schulze Przbylki aus Zielinice, der, weil er seine Frau im Schlafe erwürgt hat, Anfangs Octvber v. I. vom Schwurgericht zu Gnefen zum Tode verurtheilt wurde, ist vom Konig zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begna digt worden. Provinz Sachsen. In Delitzsch übte der Tischler Becker, ein gewandter Radfahrer, mit einem Sportsgenossen in der Stadt Leipzig ein wagehalsiges Kunststück, Radsahren auf zusammengestellten.Tische», wobei er herabstürzte und so unglücklich auf eine Stuhllehne fiel, daß der Tod sofort eintrat. Die Deutsche Eetlnlvidsabcik in Eilenburg wurde durch Feuer, das im Fabeikeaum ausbrach, zerstört. Der Schaden au Maschinen uud Vorrakheii wird auf 100,000 Mark geschätzt. t Ju Ersurt der Direktor des Gymna siums G. Heß und Professor Otto Schlapp, Oberlehrer am Realgymna sium. Der Borsteher der Erfurter Filiale der Gotha'er Privatbank, Sic king. hat Selbstmord begangen. Sämmtliche Werthgegcuständc der Fi liale, sowie die sremdeu Depots sandeii sich vollständig vor, auch sonst war ge schäftlich Altes i» bester Ordnung. Bei dem Todten suud man eine Notiz, dass er ohne seine verstorbene Fran nicht leben tonne. An derselben Stelle ans dem Felsenkeller, an welcher vor etwa einem halben Jahre sein Sohn sich erschossen, wurde der Stadtverord nete uud Brauereibesitzer Brandis in Ersnrt als Leiche ausgesnndeii. Der Direclor der Znckersabrik in Gommern Dr. Tiemann ist nach Unterschlagung von 53,000 Mk. flüchtig geworden und wird steckbrieflich versolgt. Die 100,000 Ml. betragende Mitgift seiner Frau hatte er schon früher vcrspekulirt. In einem besonderen Zimmer der Fulbe schen Restauration in Halberstadt hat der E-mdilor Gustav Petsch seine Braut Anna Schultz durch zwei Revolverschlisse zu todten versucht und dann durch eine dritte Kugel seinem eigenen Leben ein Ende gemacht. Die Schultz scheint nicht lebensgesährlich verletzt zu sein. s In Halle der Direetor der Franke'schen Stillungen Frick. Der Former Ru dolf Zorn in Halle ist, nachdem er einen Theil des KasscnbestandeS der Former unterschlagen und zahlreiche andere Unredlichkeiten begangen, geflüchtet. Provinz Hannover. In Barsinghanse» brannte das von vier Familien bewohnte Gebäude des KuhrwerkSbesitzerS Busche, dessen Hab und Gut vor etwa einem Jahre schon einmal ein Raub der Flammen gewor den war, total nieder, wobei 5 Perso nen im Rauch erstickten. Es waren dies sämmtlich Mitglieder einer Fami lie, Schwiegermutter, Frau nnd drei Knaben im 'Atter von 8, 0, und 8 Jah ren. Der Besitzer des verbrannten Hauses nebst seiner Frau wurden unter Sem Verdachte der Brandstistnng ver haftet.- Znm Senatsprüsideiiten beim Berliner Kamiiiergcricht ist der Ober staatsanwalt Groschnss in Eelle ernannt worden. Einer „Kameradin" erwies zum ersten Male ,eit seinem Bestehen der Kricgcrvcrein in Emden dieser Tage die letzte Ehre, nämlich der verstorbenen Ehefran des Kupferschmicdcmeisiers Dinkeln hierselbst, die im Jahre 1870 als Pflegerin bei Berwundeteu nnd Kranken in Feindesland sich um das Vaterland verdient gemacht hat. —Das von der Gemeinde Geestemünd mit ei nem Kostenaufwand? von 700,000 M. errichtete neue Wasserwerk wurde unter entsprechenden Feierlichkeiten in Betrieb gesetzt. Die Wassergewinnnng ersolgt in der über eine Meile entfernten Feld mark von Bexhövede an der Gcestemün der-Bevcrstcdter Ehanssee. Die Ta bak- und Eigarrensabrik S. H. Delius ck Sohn in Harburg beging ihr 50jäh riges GeschäflSjubitäuin. Aussehen mach! iu Lage der Eoucurs des Ge trcidehändlerS Ricke. Den Passive» von 75.00 V M. stehen nnr 25,000 M. Aktiven gegenüber. Provinz Westfalen. s Domvikar Dr. theol. Aloysius Rolfs in Münster. —Nach lange»! Lei den starb hicr der Glasmaler Victor v. d. Forst. Der siebzehnte Knabe wurde dieser Tage den EarlTöusmauu schen Eheleuten in Bielefeld geboren. Sämmtliche siebzehn Jungen sind am Leben. Das Urtheil iu dem vor dem Schwurgericht zu Münster verhandelten Bner'schen Proceß lautet wie folgt: Nick wurde als Rädelsführer wegen LandfriedenSbrnchs, Todtschlags, Töd tnngsversuchs zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt, Nolle wcgcu LaiidsricdeuS bruchs zu 10-5 Jahreu Zuchthaus, Eon rad Lang wegen Landsriedensbruchs, Todtschlags und Tödtuugsversuchs zn 15 Jahren Zuchthaus, Ludwig Lang wegen Landsriedensbruchs zu Jah ren Zuchthaus, Adortensohn wegen LandfriedenSbrnchs und zweifachen Tödtuugsversuchs zn 14 Jahreu Zucht haus, Hartmann wegen Landsriedcus brnchs zn Jahren Zuchthaus. Zwiener und Bückemeyer wurden frei gesprochen. Den Geschworenen waren 58 Fragen vorgelegt. —ln Dortmund sind das Pctroleumlager der Gebr. Schoppmann nnd das F'aschciilagcr von Hcllhackc völlig abgebrannt. Rhcinpr o v i n z. s Der Jubilarpriester, Tomvikar Herrig in Köln. Domkapitular Du belmauu beging daselbst sein goldenes Pricsterjubiläum. Der König verlieh dem Jubilar den Kronenorden. —Die Angelegenheit des früher in Köln ange stellten, später nach Kassel versetzten RegicrungS-AssessorS v. Rhode, der kürzlich in Berlin verhaftet, dann frei gelassen nnd in Köln, wohin er sich so fort begab, wieder festgenommen wurde, erregt ungeheueres Aufsehen, zumal uachiragtich iu dieser Sache ein hiesiger junger Kölner Arzt, Dr. G., ebenfalls verhaftet worden ist. Herr v. Rlpde hatte, während er Jahre lang in dem Hanse des Schreiners uud Möbelhäud ters Fr. in der Langgasse wohnte, mit dessen damals erst sechzehnjähriger Toch ter ein Verhältniß angeknüpft, das nicht ohne Folgen geblieben war. Ju sotge dieser Affaire mußte er aus dem Ofsicicrsstande ausscheiden und wurde nach Kassel versetzt. Bou dort aus war er dann, auf Anweisung seiner Vor gesetzten, gegen die Familie des ver führten Mädchens wegen verlenmde rischer Beleidigung vorgegangen. Bei dieser Gelegenheit kam es nuu zur Sprache, daß seiner Zeit dem Mädchen von dem Verhafteten Medicamente zu einem bestimmten Zweck verabreicht wurden. Der gleichfalls verhaftete Dr. G. soll die Medicamente verschrieben haben. 112 Stadtphysikus, Geh. Sa uitätSrath Dr. Gerhard Schervier in Aachen; serner Oberpfarrer Real von der Pfarrkirche zum heil. Paulus, päpstlicher Geheimkäminerer, sowie dcr LandgerichlScath a. D. Longard. Der Bildhauer Kaltenheuscr von Bar men hat sich in Paris wegen mißlicher VerMögenSverhältnisse vergiftet. Der große Eapitelshof in Eleve ist vollstän dig niedergebrannt. s In Eobleuz Gymuasiatdirector Dr. Binsfeld uud der Gerbereibesitzer Nik. Willuecker, früher Vertrauensmann dcr Kaiserin Angnsta für die Vertheiluyg von Al mosen au die Arme» dcr Stadt Eob lenz. Mühlenbesitzer Göbel, Vater von 7 Kindern, geriet!) in das Mahl werk seiner Mühle nnd wnrde von den Räder» buchstäblich zermalmt. Königreich Sachsen. Die Inhaber der Firma E. E. Grotz mann, welche bereits vor drei Jahren 100,000 Mk. zur Erbannng eines Krankenhauses geipeudet, scheutteu der vierllassigen Scletta 10,000 Mk. zur Unterhaltung derselben und zur Ein richtung von Freistellen, ferner der Ar beits- und Versorgnngs-Anstalt des Ortes, sowie dem Militärvereiu je 1000 Mk.—Eine halbe Stunde vou Wolkeustein unterhalb des sogen. Wolfs berges wurde die Frau Eusewig von Großrückerswalde erfroren gefunden.— Zn Großschirma erbängte sich der vier zehnjährige Schnlknabe Einert, angeb lich weil ihm sein Lehrer mit .ein Jahr sitzen bleiben" gedroht hatte. —Böse Zeiten sind gekommen für eine große Anzahl der Bewohner des oberen Vogt landes; Georgthal, Untersachsenbcrg, Klingenthal, Obersachsenberg. Die Mnsikwaarenbraiiche liegt angenblicktich schwer darnieder, weshalb viele Fabri kanten miuscstens die Hälfte ihrer Ar beiter entlassen haben; die in der Ar beit verblieben, arbeiten zumeist ans Lager. Die Leute kämpfen bereits mit dem Hniigcr. Der Privatmann Aurich in Klotzsche erschien im Wahn sinnsansalle plötzlich, mit Säbel und Revolver bewaffnet, in dcr Wohnung seiner Nachbarin, einer Wittwe Barth, verwundete deren Tochter, die Wittwe Ragel, gefährlich nnd hieb dem herbei kommenden Wirth einen Finger ab. Dann sloh er aus dem Hause uud töd 'ete sich durch einen Schuß in'S Herz.- Königreich Bayern. Bei einem Zusammeusioß mit Wil derern wurde der Nechtspractikank Eis uer iu Müniicrstcidt durch eine» Schuß i» de» rechten Arm schwer verwundet. Dem bedanernswcrlhen Opfer dcr Röhrmoofer Eisenbahn - Katastrophe, Kunstmüllcr Ladenburger von Ren nertshofen. sind vom Landgericht in München 7.000 Mark Schmerzensgeld zugesprochen worden. 112 In Nenöt ting, durch ihren Wohlthütigkeitssinn b.k.'.nnle RentierSwittwe Fanny Rechl. s Scharrer in Nürn. b.'rg. Ucbcr das Bcrmögen de, Dr.ihtfabrik in Allersberg (Jnhabe, Karl Siegert), welche 180 Arbeiter be schäftigt, ist dcr Eonenrs eröffnet wor den. s In Iquique (Ehili) der von Nürnberg gebürtig.- Minenbesitzer Wilh. Stumps. Oekonomieverwaltcr Fal> kenhauscn, scit acht Jahren beim Gra sen v. Prcysing in Moos in Dicnstcn. ist wcgen Unterschlagung in die Frohn seste eingeliefert worden. In Pafsau wurde Kausmaiin Lndwig Pummercr. seit 1883 Prokurist dcr vcrkrachtc» Firma PH. Notbaucrs Erbcn, Inhaber Anton Pummercr, we gen fortgesetzten Betrugs zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt. -» Königreich Württemberg. In Bcriieck feierte alt Waldhorn Wirth Stephan Graf mit feiner Frau die goldene Hochzeit. Wegen Gift mordversuchs, verübt an scincr Ehc srau wurde dcr Bauer I. Friesinger iu Bötting n vom Ulmcr Schwurgericht zu Jahren Zuchthaus verurtheilt. Seine Mitschuldige und Geliebte, die Dienstmagd Kath. Weiler von Hniider singen, tras die gleiche Strafe. Dcr 04jährige Bürger Martin Faigle von Winterlingen fiel, auf dem Wege aus gleileud, bei Straßburg in die Schmiechci und ertrank. Die Filiale der be kannten Seideufabrik Henneberq in Zürich ist von Friedrichshafen nach Konstanz verlegt worden. 112 In Göppingen der frühere Redakteur uud 'Verleger dcs „Hohenstaufen", Priva tier Ad. Ricber. —s In Hcitbronn Theaterdirckkor Johann Stenz. Zu zwei Jahren uud neun Monaten Ge fängniß ist der Fruchthändler David Sautter in Laichingen verurtheilt wor den. Er hatte aus Rache am 13. November n. I. dahier eine Doppel scheuer in Brand gesteckt. Der Schade» betrug 0000 Mk. Gr oßh erz ogt h u m Baden. Bei der Aktiengesellschaft „Ereditbant Kehl," deren Direktor Emil Durain Selbstmord beging, hat sich cin großes Deficit herausgestellt. 'Nach den bishe rigen Resultaten dcr Untersuchung be lüust sich der Fehlbetrag auf ca. 800,- 000 M. ES ist festgestellt, daß die Fa milie Durain nnhezn eine Million schuldet; nebstdcm fanden sich dnrch de» Tirector cigciimächtig, ohne die erfor derliche Zustliiimnlig des Vcrwaltilngs rathes gewährte Ereditbewilligiiugeu verzeichnet, welche weit über dic gebotene Sicherheit Hinansgingen nnd den Baar bcstand der Bank erschöpfen, mußten. Ucbcr das Bermögc» der Ercdub.iiik, sowie übcr daSjcnigc dcr Firma E. Du rain jr., Robert Durain nnd Friedrich Walther ist u»»mehr der EoucurS er öffnet worden. Der frühere Besitzer der Eouvertsabrik in Eonstan',, A. Rus ist iu Berlin, wo cr eine Anstellung ge sunden. verhaftet und hierher eingelie fert worden. 112 Dr. jur. Theodor Berthea iu Mannheim. —-Der Rohta bakhändler Hirsch in Mannheim mit dessen Sohn Ludwig wurden wcgen Verdachts der Wechselsälschung verhaf tet.—Der an der Deutschen Unionban! in Mannheim angestellt gewesene Kaus maiin Jean Lang ist nach Fälschuno eines Wechsels in der Höhe von 25,00 V M. zum Nachtheil der Köster'schen Bank flüchtig geworden. Er wurde iu Mün chen festgenommen. In Marzell ist cin Steinkohlenlager entdeckt worden: vorerst befassen sich vier bemittelte Bür ger mit dcr AuSbcutnng aus eigen« Rechnnng. Im Domänenwald bei Hendoes wnrde dcr Landwirth Leander Aner beim Holzfällen von einem fallen den Baum getroffen und so schwer ver letzt, daß er schon aus dem Transport nach seiner Wohnung verschied. Landwirth Schmitt aus «chwetzinge» kaufte vor eiuiger Zeit die Wirthschaft zum „Grünen Laub" dahier. Diese» Kauf hat cr später schwcr bereut, uud jetzt hat er sich aus Kummer darüber erhängt. Aus der Rheinpfalz. Ueber das Vermögen der Tuchhänd lerfirma Jof. Acker Eo. in Franken thal ist dee gerichtliche Konkurs eröffnet worden.—Dic beiden Knaben von Hein rich Denzboru in Grethen im Atter von 1 nnd 4 Jahren, fanden während der Abwesenheit ihrer Eltern den Eestik- UlngStod. Dic Mnttcr haltc crst kurz zuvor dic Wohnung vcrlasscn, als das Bctt Fcncr sing. Sofortige ärztliche Hilfe tonnte nnr den Tod der Kinder tonstatiren. 112 In Grünstadt Frau Adelheid Blum, geb. Schwab. 112 In Kaiserslautern Buchdruckcreibesitzer PH. Mohr scn., Verleger der „Psälzjschen Volkszeitung". Der Kansmann Karl Tryndler, cin Schweizer von Gebnrt, Theilhaber eines MühlensteingeschästeS in Kaiserslautern und früherer Theil haber eines Guinmiwaarsngeschästes, der in letzterer Zeit stark in Heirathsge schisten „machte" nnd dabei zahlreiche Schwindeleien verüble, ist wcgen Be trugs verhastet worden. s In Kusel dic Tochter des Forstmeisters Bay. Schweiz. s In Stcrncnberg Conrad Wagner. Krämer in Tiesmoos. Zwischen Psositon und Ilster hat Herr Antiquar Messitomer eine römische Badeanstalt ansgegraben. Der Gcmeindeweibcl Büchi von Elgg hat nntcr Mitnahme von öfscntlichcn Geldern sich davon ge macht. Znm Verwalter dcr Eolo nialbank-Filiatc in Wintcrthur ist dcr bisherige Juspector uud Proeurist der Eantoiialbank, Hr. Wintsch von Opsi kon, ernannt worden. Die verstor bene Fran Förster in Glattselden testirte zn Gunsten des EantonSspitalS, des Armen- nnd S ulguts Glattfeidcn. des Schulguts Zwcidlen und au ver schiedene Privatpersonen 3800 Franks. Die „Wochenzcitung" theilt mit. daß sie als energische Person crst in ihrcm 30. Lebcnsjahr durch Selbststudinin noch lesen nnd schreiben gelernt habe. Ter Hanptfesttag der sünfhundertjah- rkgen Gedenkfeier der Vereinigung Klein- und Großbasels wurde mit Rück> ficht auf die Sempacher Schlacht auj Samstag, den 9. Juli, festgesetzt. Wüest uud Kliug von Basel, die ver krachten Bankiers, wnrden in Richmoni bei London verhaftet. Dcr freiwilli gen Schulfyuodc in Basel sind bis jejll im ganzen 214 Lehrer und 38 rinnen als Mitglieder beigetreten. In Schwyz hat Herr Präsident Anton Real die goldene Hochzeit geseiert. 112 In Steinen der Schmied- und Schlos scrmeister Franz Schorn». In Gel singen hatte Pater Edmund Dürr. Beichtiger im Fraueukloster zu Escheu bach. bei dem tränklichen Herrn AmtS statthalter Schniid einen Besuch abge stattet. Auf dem Wege zur Station sank cr, von einem Herzschlage ge troffen, zusammen uud war sofort todt. Italic» bewilligte die 'Aus lieferung des flüchtigen Gemeiiide schreiberS Winiger von Eich. Tic Auslieferung findet in Ehiasso statt. O este rr e i ch. Wien: Der Besitzer einer Metall gießerei nndMaschinenwerkstätte, Franz Rath, verübte in seiner Wohnnng. Her nals, Karlsgasse No. 8, einen Selbst mordversuch in Gegenwart seiner Fa milie. Rath, dcr einst bessere Tage gesehen, aber zuletzt in bescheidensten Verhältnissen lebte, war in der letzten Zeit trübsinnig geworden. Kürzlich weckte Rath im Lanse der Nacht seine Kinder nnd sagte zn ihnen: „Lebt wohl, Kinder; blickt Euren Vater noch einmal an, Ihr werdet ihn bald nicht mehr sehen. Euer Vater nimmt sich das Leben." Hieraus nahm er rasch ein Gewehr von dcr Wand und schoß sich dic Schrotladung in den Kops. Durch den Schnß erst erwachte die Frau, dic den Mann schwerverletzt auf das Sofa zurückgesunken fand, während die Kinder um ihn her kauerten. —Dic Sclbstmordc aus Noth habcn sich in letzter Zeit vermehrt, in dem Maße, wie die Noth unter der ärmlichen Bevölke rung zugenommen hat. Letzthin erst stürzte eine arme Frau, die mit sechs Kindern vor der Delogirnng stand, bei der Votivkirche vor Hunger ohnmächtig zusammen, nnd ähnliche Fälle werden aus den westlichen Bezirken gemeldet. Hn Währing. Weinberggasse, erhängte sich dcr Tienstmann Ludwig Trzil, weil er uicht im Staude war, seine Fran uud sechs Kiuder zu ernähren. Der Mann >var längere Zeit krank, nnd dcr Ber dicnst dcr Frau reichte nicht hin, so daß die Kinder in den letzten Tageu frieren und hungern mußten. Die Frau hatte das Haus verlassen, weil der Man» ihr den Anfenthalt daselbst unmöglich gemacht l>atte. Neulich hörten dic Nachbarn des Dienstmannes die Kinder desselben..Vater! Vater!" rufen und pochen. Sie öffneten die Wohnungs thür und fanden die Kinder in der kal ten Küche zusammengekauert sitzen und zeitweilig an die Zimmerthür schlagen, die versperrt war. Als man anch diese öffnete, entdeckte man die Leiche des Tienstinattnes, der sich erhängt hatte.— 112 Georg Wilhelm Graf zur Lippe- Bistcrfcld'Wcißcnfeld, Legationsrath; Jnlius Giuzel, Bauingenieur; Johaun Jurka, Miuisteralrathi Leopold Fisch hof Edler v. Osthof, Oberstlieutenant d. R.; Joses Ritter von Laßnigg, Hos rath und isenatSpräsident beim Ober ste» GcrichtShosc; Joha»» Tschägl, Privatier. Die von dem Beamten der EScompte-Baiik i» Graz Erilst Bannert dcsrandirte Summe wurde definitiv mit 111ti,355 fl. festgestellt. In Adnioni wurde eine iu dcr Nähe dcs Licbl'fchen Scnfeiiwertes liegende Köh lerhütte sammt dem Köhler von einer abstürzenden Lawine verschüttet, doch gelang eS dcr Znsammenhülfe wackerer Leute, des dortigen Insassen Baminger, dcs Bürgermeisters Schell, des Gen darmeriewachtmeisterS nnd zweier an derer Personen, den einem entsetzlich?» Tode Geweihten, nachdem dieser dnrch 70 Stunden ohne Nahrung unter den vier Meter hohen «chneemassen begra ben lag. mit Aufgebot aller Kräfte zu befreien. —ln den Akademische» Monatsheften veröffentlicht Dr. Th Unruh iu Grcifswald eine Reihe Briese, die grade vor hundert Jahren ein Stn diosus dcr Thcologic in Hallc an scincn Bater richtete. Von allgemeiner Be deutung ist dcr Bericht über einen Be such in Jena, dein eine Schilderung über eine Vorlesung dcs damals 32 Jahre alten Professors Schiller eingc flochtrii. ist: ..In Jena hatte ich das Glück, den Vorlesungen von zwei be rühmten Professoren beiwohnen zu dür fen. Dcr eine heißt Reiuhold und ist ein Schwiegersohn von Wieland; cr las übcr dic Geschichte dee griechischen Philo sophie sehr anregend. Das Andito riuin war sehr besucht. Weit interes santer war mir eine Vorlesung des be rühmten Proscssors Schiller, der sich, wie Sie ja auch wissen, durch seine für trefflichen Gedichte einen weithin be rühmten Namen erworben hat. Er ist auch ein fürtrefflicher Docent. O, mit welchem Feuer dcr Begeisterung uud in welch' schöner dichterischer Spra che docirte er ganz frei, was man so sel ten findet, über den fchmalkaldischen Krieg, und wie hingen Aller Augen an seinen beredten Lippen! Kaum tonnten wir noch einen Platz finden. Denken Siesich einen schlanken, hochgewachsenen Mann mit einem interessanten Kopf und mit begeistert leuchteilde» Augeu. Ich muß Jhuen gestehe», solchen hin reißenden Vortrag habe ich noch nie ge hört; dieser Einbruch ivird mir bleiben, so lange ich lebe. Ich schätze mich glück lich. diesen hochangeschenen uud schon so berühmten Mann gesehen und geyört zu habcn. Mit welcher Ehrfurcht stan den alle llnhörer auf, als cr das Audi torium verließ!. Studenten aus allen Fakultäten und das will in Jena viel sagen besuchen seine Vorlesun gen. Nur schade, daß der herrliche Mann nicht die beste Gesundheit be liden und oft kränkeln soll!... Ueber den Noth st and im Comitate Arva in Ungarn meldet ein Berichterstatter des „Neuen Pester Jour nal": Die obersten Beamte» des Eomi tates schildern die Situation als sehr ernst, wenngleich manche Nachrichten übertriebe» sind. Der Obergespaii sen dete dem Minister-Präsidenten cin Te legramm. demznsolge dic Meldung, daß 70 Personen HuugerS gestorben seien, unwahr ist, doch sei das Elend l thatsächlich sehr groß. Der Oberge span meldete serner, daß unter die Nothleidenden Mais und Haser uud unter die Kinder Reis und Gries ver theilt wnrden. Auch das Nothstands- Eomite arbeitet eifrig, doch fei all dies ungenügend dem für das Frühjahr zu gcw.irtigenden Nothstände gegen über, dessen Fotgcn sehr traurige scin dürsten. Die Auswanderung nimmt täglich zu. Vom Nothstände am härtcsteu betroffen ist der Stuhlbe zirk Neuieszto, besonders fünf bis scchs Ortschaften in demselben. In dem kaum 1500 Einwohner zählenden Erdödke fanden nm Weihnachten herum täglich vier bis fünf Begräbnisse statt. Dic Erwachscucn wurden durch dic Jnflucnza, dic Kinder durch dic Ruhr dcciinirt. Diefc Krankheiten nahmen in Folge schlechter Nahrung»- und Woh nungSvcrhälmisse einen töbtlichen Ver laus. Der NemeSztoer Stuhlrichtcr be richtet, daß dic Einwohner der erwähn ten Ortschaften von Kräutern, Baum rinde und Haferstrohbeod sich nähren. Halbwüchsige Kinder werden von den Eltern ans dic Straße gestoßen, da man sie zu Hause nicht erhalten kann. Die Landstraße wimmelt von kleinen Bett lern, denen gegeuiiber dic Bchördc die durch die Verhältnisse gebotene Milde übt. In Dubova sind vor drei Tagen sechs, vorgestern drei Kinder gestorben. Der Senior dcs Arvaer Koniita t.'s, Graf Edmund Zichy, uud das Ziothstands-Eomite leisten sehr viel sür die Unglücklichen, doch ist Alles unge nügend. Von der Regierung sind bis her blos ÜOOO fl. gekommen. Der Obergespaii erzählt, daß die Hungern den bereits das Saatgetreide aufgezehrt haben, für das Nächste Jahr also noch größere 'Noth in Aussicht steht. Uebri zeus erstreckt sich die traurige Situation anch auf einzelne Gegenden der Eomi tale Trencsin, Tnroez nnd Saros. Zin ähnlicher Nothstand ist. wie dcr Viccgcspan crwähnte, seit dem Jahre 1840 nicht dagewesen. Man erwartet schleunigste nnd ausgiebige Hilfe von der Regierung und von der Gesellschaft. Man schreibt aus Bens heim a. d. Bergstraße: Ein Psychologich interessanter Fall hat sich kürzlich hier ereignet. In dcr Frühe wurde dcr iu der Nähc dcr Stadt an einem Wegüber gang Postirte Bahnwärter Schanibach daselbst mit einem Schuß im Kops le bensgefährlich verletzt anfgefnnden. Da man keine Waffe bei ihm fand, vermnthete man einen Mordanfall, und als nach einiger Zeit der Schwer verletzte etwas zum Bewußtsein kam, gab cr an, daß cin von hier gebürtiger junger Mann Namens Schnman», mit dem er Streit gehabt, auf ihn geschossen habe. Nun sollte der also Beschuldigte sofort verhaftet werden, doch tonnte derselbe auf das Uebcrzcngeudste fei» Alibi nachweisen. Der katholische Geistliche, welcher zu dem mit dem Tode ringenden Sch.imbach gerufen worden war, um demselben das Stcrbefacra mcnt zu fpcuden, sprach ihm nnn in eindringlichster Weise zn, die Wahrheit zu osseiibare», worauf dieser dann eingestand, daß cr sich selbst aus Lebensüberdruß habe erschießen wollen. Der dazu benutzte Revolver wurde uach seiner Angabe in einer Man teltasche gesunden. Wie der Mann, der Wittwer und Vater cr oachsencr Kinvcr ist, ans den cntsctzlichcn Gedan ken kam, angesichts des TodeS denn er dürste kanm mit dem Leben davon kommen einen völlig Uiischnldigcn >eS Mordes zu bezichtige», ist um so chwerer zn erklären, als der Anlläger .sher allgemein als braver, durchaus uverlässiger Mann galt, dem von sei en Vorgesetzten das beste Zeugniß aus gestellt wird, da er sich niemals das ge iiigste Versehen hatte zu Schulden kom me» lassen. 'Nachträglich wurde ermit telt, daß Sch. bereits seit einiger Zeit Verwandten gegenüber Scibstmordge danken gcänßcrt nnd erst vor Knizcm den Rcvolvcr gctanft hat. Man schreibt aus London: Archibald Fordes, der bekannte Kriegs- Correspondent, führt uns im „Nine tcenth Eeutury" einige Erinnerungen ins den Tagen von Sedan vor. Der selbe schlief in demselben Hanse, dem Chatean Bcllevnc, ja in demselben Bette, in wclchcm Napolcon vor scincr Ucbersührnng nach WilhclmShöhe in der vorhergehenden Nacht geruht hatte. Zn diesem Schlosse schrieb cr an cinem großen Eßtisch auch seine so viel Anf lehen erregenden Berichte für dic „Daily Ziews". „ES gab nichts nichr zu .'sseu," berichtet Mr. Fordes und fährt dann fort: „Mein Begleiter nagte trostlos an cinem Schintcnknochen, dcm armseligen Ueberbleibfel unseres Proviants; abcr es war schlecht Pudeln, und mit einem unterdrückten Fluch wars :r schließlich den Knochen zornig aus den Tisch, indem er zugleich mein Tiiilensaß umwarf, dessen Inhalt übcr den Tisch rusgegosscii wnrde. Als ich einige Monate fpätcr das Schloß wicdcr be suchte, zeigte man mir allen Ernstes aus dcm Eßtisch cincn großen Tinlcn lecken, dcr, wie mein Führer seierlichst uittheilte, durch das Umstoßen des Tiu .ensasseS verursacht worden, welches man bei dcr Unterzeichnung der Kapi tulation von Sedau gebraucht hatte. Wimpsscn, versicherte mich der Mauu, hatte es umgestoüeii in seiner Ausre zung. in welcher ihu Scham und Zraucr versetzt hatten. Der Führer fügte hin !». daß große Summen sür diesen Tilch mit dem historischen Tintenllex gebo !en seien, aber daß kein Geld den Eigen tümer veranlassen würde, denselben zu Di-- Hex». König Koloman von Ungarn war, wie die Geschichte lehrt, nicht nur einer dcr mächtigsten, sondern anch einer der weisesten und aufgeklärtesten Könige. >weine hohen Geistesanlagen brachten ihn jedoch mit dem Zeitbewußtsein sei nes Jahrhunderts in Eonflict, denn in dcr Periode dcr Hexenverbrennungen und Ketzcrricchercicn war er wohl der einzige, welcher an leine Hexen geglaubt und die Lehre gepredigt, daß es keine Hexen gebe. Er war ein großer, aber kein volls thümlicher Monarch, denn die Welt tonnte ihm nicht vergeben, daß er ihr das Schauspiel einer Hexenvcrbrennung nicht gewährte. Besonders grollten ihm die Damen. War es nicht uner hört, daß, trotz dcr damals herrschenden Monotonie des gesellschaftlichen Lebens, dem schönen Geschlecht das bischen Ver gnügen, welches ihm sonst das Schau spiel dcr Hexenverbrennungen verur sachte, entzogen wurde? Der ungalautc Herrscher. Heutzutage glaubt noch selten jemand an Hexen und man kommt in den Ge ruch eines wüsten Kopses, wenn man solch barbarische Anschauungen hegt nnd doch, selbst aus die Gesahr hin, für einen solchen ConfnsioiiariiiS gehalten zu werden, wage ich doch zu behaupten, daß es derartige höllische Geister den noch gibt, wenigstens habe ich eine weibliche Teufelin, welche verdient hätte, daß sie vevbrannt worden wäre, mit leibhaftigen Augen gesehen.... Leider! Ich rede hicr von Frau Maria Stein, gcb. Pospischl, der Wittwe eines Fi nanzraths, deren Wiege einst im Böh merlande stand. Mein Pcch wolltc es, daß ich vor einigen Jahren dasselbe Haus bezog, worin diese Hexe schon seit langem wohnte. Es war im wunderschönen Monat Mai, als ich, in heiterster Stimmung, in fröhlicher Erwartung, in mein neues Heim übersiedelte, welches mir alle Be quemlichkeit bot und überdies verhält nißmäßig billig war. Was die genannte Tochter des heili gen Nepomnk nur immer entsinnen tonnte, um die übrigen Hausbewohner als auch mich, zu ärgern uud ihnen Un annehmlichkeiten zu bereiten, das that sie mit wahrer Wollust. Sobald eiil neues Opfer eingezrg'n und bevor es noch recht warm geworden war, erschien sofort die famose Wittwe, um ihre Aufwartung zn »lachen und ihre Ränke zu spinnen. Anch ihr AeußereS war hcxenhast: eine lange hagere Gestalt von ab schreckender Häßlichkeit; rothe Nase, runzelige Wangen und stechende Augen all' das war nichts weniger als einla» dend. Ihre Toilette erinnerte an die jenige einer Zigeunermutter und einer „komischen Alten". Und nun erst die ses gellende, kreischende Organ! Auch ich erkannte in ihr sofort die Hexe natürlich besuchte sie mich schon am ersten Tage —, denn kaum hatte sie auf dem Sofa Platz genommen, so ließ sie sofort ihrer spitzen Zunge srcien Lauf. Bollc zwei Stunden hindurch durchhe chelte sie die Eharakter aller Hausbewoh ner uud sprach die entsetzlichste» Beschul digungen gegen sie aus. Ich dachte mir, wenn nur die Hälfte von dem Ge hörte» wahr fei» sollte, so mußte ich in eine Verbrecherhöhle gerathen sein. Meiner Frau und mir wnrde die Woh nung bald verleidet, und meine bessere Halste »lachte mir bittere Vorwürfe da rüber, daß ich das alte, so angcnch ue Logis vcrlasscn habe, um nur etwas Geld zu sparen. Zum Glück stellte sich, durch die di rekte Jntcrvcntion meiner Nachbarn, bald heraus, daß uns Frau Marie PoS pischl vcrlcnmdet habe; denn wie sie an dere Lculc vor uns schlecht machte, hetzte sie natürlich bei den übrigen Hausbe wohnern auch aegen uns. Vergebens Mite ich dcr Hcxc ihr schändliches Gebahren vor und verbot mir auf's Entschiedenste ihre Verdächti gungen sie lacht höhnisch auf und bemerkte hochtrabend, daß fic mir so viel Bildung zutraue, nicht zu verges sen, daß ich es mit einer Dame zu thun habe. Was ich seitdem in jenem Hanse von den Ehikanen dieses Weibes zu leiden hatte, das spottet aller Beschreibung als unser Gednldsaden endlich gerissen war, bcllaglcn tvir uns in corp»rv bei unserem HanShcrrn. Aber dieser er widerte achselznckend, daß er die Vor kommnisse allerdings lebhaft bedauere und cutschiedcu mißbillige, aber leider! könne cr in dieser Angelegenheit nicht-Z thun,denn Frau PoSpischl sei eine Hexe. Auf unfere Drohung, dann sn auszuziehen, erwiderte er, daß ihm dies zwar leid thu» würde, aber cr wolle uud dürfe dcr Hcxc uicht kündigen. Was fesselte dc-i Hansherrn an die ses Weib 6 Bon Liebe und Sympathie tonnte süglich keine Rede sein, denn, wie gesagt, der Megäre fehlten atle weiblichen Reize nnd der Mann halte do.h Augen im Kopfe. ES war also klar, sie hatte ihn be heri! Worin bestand aber diese Here rci? Sie hatte auf feinem Hause eine Hypothek stehen, welche der alte Herr nicht zurückzahlen konnte. Das war des Pudels Kern! Der HauSbesißer hatte von ihr das Geld zn mäßigen Zinsen erhalten; denn trotz ihres Geizes war sie doch klar darüber, daß sie doch irgendwo wohne» nnd es verhüte» miisje, wegen ihrer bösen Zunge an die Lnst geatzt zu werden und so lieh sie ihm das Geld, ihn da durch stets am Gängelbande leitend. Natürlich zogen ivir nnd alle übrigen Mether ans. Doch bald kamen andere nnd das .i!te Spiel ging von Neuem los, indem )ie Hexe ihre Nachbarn quälte, hetzte and verleumdete. Ich bin wirklich nicht rachgierig, aber ich g.ib' was d rum, wenn ich die Furie ans eine», Scheiterhaufen bren nend erblicken könnte. 7
Significant historical Pennsylvania newspapers