s Et» Wetk»ach!«at»«»d. ES war bitter kalt, dunkles, grauet Gewölk bed ckte schon den ganzen Tilg daS Firmament; gegen Abend sing «S an zu schneien, immer dichter und dich ter wirbelten die Flocken auf die Erde nieder zur großen Belustigung der fröhlichen Jugend, welche sich trotzdem munter in den Straßen umbertrieb. um all die hübschen Dinge sür den Christabend in den Schaufenstern zu be wundern. An eit>er Straßenecke, vor einem be sonders reichlich mit Christgeschenken «ausgestatteten Schaufenster, stand ein «twa sechsjähriger Knabe und betrach tete mit großer Aufmerksamkeit die herrlichen Sachen, die hier so geschmack voll geordnet seine Bewunderung erreg ten. Er war so im Anschauen versun ken, daß er gar nicht bemerkte, wie die hellen Flocken eifrig aus ihn niedersan ken, als müßten sie die kleine, zarte Ge stalt einhüllen, um sie zu schützen vor der grimmigen Kälte. Plötzlich packte ihn Jemand am Arme und ries: ,Knabe, warum gehst Du nicht nach Hause? Du bist ja schon ganz erbärm lich erfroren." Der Kleine blickte sich scheu um, zog sein dünnes Mäntelchen fröstelnd zu sammen und begab sich auf den Heim weg. Lange mußte er noch an all das Schöne denken, «r hatte sich ja noch im mer nicht satt gesehen an dem Wunder werk. Da schlug eS am Thurme fünf. ES war schon ganz dunkel geworden und das Schneegestöber wurde immer hefti ger. Dem Kleinen war schon bange.er fing on zu laufen, endlich mäßigte er seine Schritte und trat leise und vorsichtig in ein ärmliches Häuschen. Als er in die Stube trat, war zu feiner großen Ver wunderung dieselbe leer. „Mama, wo bist Du?" rief er, und da er Niemanden erblickte, fing er zu weinen an. In demselben Augenblick flog aber schon die Thür auf und eine zarte, schöne Frauengestalt kam aus ihn zu, umschlang ihn mit beiden Armen, küßte ihn heftig und rief: „Gott fei Dank! da bist Du ja, mein Herzenssöhnchen, wie konntest Du Deiner Mama das anthun und so lange wegbleiben? Du bist ja von der Pathin schon um drei Uhr weggegan gen, und jetzt ist es sechs." „Ach, verzeih, liebe Mama," erwi derte betroffen der Knabe; „ich habe in einem Schaufenster so schöne Sachen erblickt und konnte mich daran nicht satt sehen. Wenn mir das liebe Christ kind nur etwas von diesen schönen Din gen bescheeren würde, ich will es heute noch recht sehr darum bitten, vielleicht hat es mich doch ein wenig lieb. Ma ma! glaubst Du, daß ich dann etwas bekomme?" „Wenn Du auch nichts bekommst, Fredi," sagte die Mutter indem sie zärtlich die bellen Locken des Kleinen streichelte, „das Christkind hat Dich doch auch lieb, wenn Du nur gut und brav bleibst." Der Kleine setzte sich stumm zu den Füßen der Mutter aus einen Schemel nieder und schaute lange sinnend vor sich hin. Endlich hub er wieder an: „Ach, wie schön war eS doch voriges Jahr am Weihnachtsabend, als Papa noch bei uns war, da hat das Christkind auch mich nicht vergessen! Liebe Mama, sage mir, wird Papa nicht wiederkom men?" Dabei warf sich der Kleine schluchzend an die Brust der Mutter, welche den Knaben zärtlich umschlang und in heftiges Weinen ausbrach. „Nein, Fredi, Dein Papa kommt nicht wieder, er ist ja im Himmel oben bei den Engclein." „Aber er kann ja dem Christkind sagen, wo wir wohnen, damit es zu mir kommt; oder glaubst Du, darf man das Christkind ansprechen und selbst bitten, wenn es Einem auf der Straße begegnet und feine Einkäufe besorgt?" Die Mutter lächelte wehmüthig und küßte, ohne diese Frage zu beantworten, den Kleinen innig auf sein liebes Ge sichtchen. „Komm' schlafen, mein Söhn chen, es ist schon sehr spät," sagte sie und begann den kleinen Liebling zu entkleiden. Hieraus begab auch sie sich mit schwerem Herzen zur Ruhe. Am Anderen Tage war der heilige Abend. Auf den Straßen war es un gemein belebt. ES wurden noch die letzten Einkäufe für das wichtige Fest besorgt. ES war bereits gegen fünf Uhr Abends. In einem vornehmen Hause des großen Platzes saß im sehr clegan ten Salon eine alte Dame. Im Kamin loderte ein Helles Feuer aus und manch mal suhr heulend der Wind dazwischen, daß sich die Flammen hoch ausbäumten, und an den Fenstern rüttelte es gewalt sam. als ob der ungestüme Gast Einlaß begehrte in dies friedliche Heim. Die Dame, welche mit Stricken be schäftigt war, legte ihre Arbeit nun fort, faltete die fein gepflegten Hände und blickte wie träumend in den soeben Plötzlich erhob sie sich, klingelte dem Diener und befahl den Wagen. Hierauf hüllte sie sich mit Hilfe ihres Kammer mädchens in einen kostbaren Velz und stieg, von einem Diener begleitet, die Freitreppe hinab. Einige Minuten später rollte das elegante Gefährt durch die Straßen aus den Weihnachtsmarkt. Vor einem der ersten Verkausslocale hielt der Wagen. Die Dame trat, von ihrem Diener be gleitet, in das Geschäft. Als sie wieder herauskam, stand vor ihr ein bildschöner, etwa sechsjähriger Knabe. Er blickte treuherzig zu der fremden Dame aus und sagte mit wei nerlicher Stimme: „Bitte, bring' mich zu meiner Mama, ich finde nicht nach Hause l" War es die süßklingende Stimme, oder die reizende Gestalt des Knaben, was die Dame bewog, den kleinen Bitt steller an sich zu ziehen und zu sraaen. »d er also mit ihr im Wagen zur Mam« fahren wolle. Er neigte bejahend das Köpschen. Einem Wink der Herrin folgeleistend, hob nun der Diener den Kleinen in den Wagen. Derselbe betrachtete verwun dert den ihn umgebenden, so vornehm ausgestatteten engenßaum. Er schmiegte sein goldblondes Lockenköpfchen dicht an die grauen Atlaspolster und blickte scheu auf di« ihm gegenübersitzende vor nehme Dame. „Wie heißt Du denn, mein liebe? Kind?" fragte sie den Kleinen. „Alfred", antwortete er. „Wer ist Dein Papa?" forschte sie weiter. „Mein Papa ist im Himmel bei des Engelein, sagt Mama". „Wo wohnt Deine Mama?" „Das weiß ich nicht". „Wie kommst Du denn zu so später Stunde allein aus die Straße?" „Ich wollte daS Christkind suchen, wenn eS seine Einkäuse macht, und wollte «s bitten, auch zu mir zu kom men". „Deine Mama wird sich aber schon sehr ängstigen um Dich", sagte die Dame freundlich und strich mit ihren schlanken, feinen Fingern zärtlich über das helle Gelocke des Knaben. Der Kleine wurde zutraulich. Er schmiegte sich herzhaft in den weichen Pelz und schlang zärtlich seine kleinen Arme um den Hals der Dame, welche sich wohlwollend über ihn herabneigie. Dabei flüsterte er ihr in'S Ohr: „Meine Mama ist auch so schön wie Du, weißt Du, sie hat mich fortgeschickt zur Frau Pathin, ich war auch dort, hielt mich aber nicht lange auf, weil ich das Christ kind suchen wollte". „Ja, wie werden wir aber nun Deine Mama finden", sagte die Dame. „Kannst Du mir nichts Näheres von ihr sagen, oder vielleicht etwas zeigen, wonach wir sie dann sinken könnten?" Der Kleine schien sich zu besinnen, dann zog er hastig ein an seinem Halse hängendes Schnürchen hervor, an dem ein Medaillen befestigt war. Die Dame öffnete eS, sank aber dann, tief erschüt tert, in die Polster zurück. „Mein Enkel, welch' wunderbare Fü gung !" kam es von ihren plötzlich todeS bleichen Lippen. Als sie sich wieder erholt hatte, bedeckte sie das liebliche, staunende Gesichtchen des KindeS mit heißen Küssen und benetzte eS mit ihren Thränen. „Ja, warum weinst D» denn jetzt so sehr, weil Du das Bild von meiner Mama siehst ?" fragte der Kleine. In demselben Augenblick hielt der Wagen. Der Diener öffnete den Schlag, um der Dame beim Aussteigen zu hel fen. Diese reichte ihm aber, bevor sie den Wagen verließ, vorsichtig zuerst den Knaben; dann nahm sie die.kleine Hand in die ihre und führt« so den kleinen Gast die Freitreppe hinan. Die Dienerschaft sah virwundert auf das schöne, sremde Kind, welches so sicher und stolz neben ihrer Herrin ein herschritt, als gebühre ihm der Platz von rechtswegen. Nun schritt man zur großen Verwunderung des Kleinen durch hellerlenchtete Corridors und ge langte zuletzt in einen wundervoll aus gestatteten Salon. Die schweren Portieren aus blauem Sammt und die mit ebensolchem Stoff« bezogene» FauteutlS und SofaS, wie auch die weichen Teppiche, die jeden Schritt unhörbar machten: Alles dies fesselte die Aufmerksamkeit des Kleinen in hohem Grade. „Bist Du hier zu Hause?" fragte er treuherzig die Dame. „Bei Dir ist es über sehr schön!" „Möchtest Du bei mir bleiben?" fragte die Dame, indem sie oen Knaben schmei chelnd an sich zog. Er schüttelte energisch sein Köpfchen und erwiderte: „Ach nein, bring' mich doch lieber zu meiner Mama." „Deine Mama kommt ja auch hierher, mein liebes Kind, ich werde sie holen; aber nicht wahr, Du versprichst mir, einstweilen recht brav zu sein?" „Gewiß!" antwortete der Kleine. „Aber sag' mir noch etwas: Kommt das Christlind auch zu Dir?" „Ich werde jetzt das Christkind auf suchen und zu Dir bringen, ich werde ihm sagen, daß eS Dir viel Schönes bringen soll." „Das willst Du thun?" entgegnete der Kleine sreudig erregt; „dann werde ich Dich aber auch sehr lieb haben,so lieb wie meine Mama." Dabei schlang er zärtlich sein Aermchen um den Hals der Dame. „Jetzt muß ich fort, mein Liebling," sagte diese, während ?.« sich erhob, den Kleinen ihrem Kammermädchen übergab mit der Weisung, auf denselben recht Acht zu geben und ihn einstweilen zu unterhalten. Abermals stieg sie in den Wagen. „Zum Polizeipräsidenten", ries der Diener dem Kutscher zu, während er sich auf den Bock fchwang. Nach einigen Minuten hielt die vornehme Equipage vor der Wohnung des Präsi denten. „Frau Baronin von Stein," meldete der Diener dem Polizeichef, welcher mit unendlicher Liebenswürdigkeit auf die Baronin zukam und sie herzlich willkom men hieß. Die Unterredung mochte wohl eine halbe Stunde gedauert haben. Der Präsident, ein gar fein gebildeter Mann, begleitete die Baronin bis zum Wagen; diese reichte ihm herzlich dankend die Hand, während sich der Präsident tief verneigte. „Elisabethstraße Nummer 43!" ries nun der Diener dem Kutscher zu. Bald daraus hielt der Wagen vor einem un scheinbaren Häuschen. Die Dame stieg rasch aus, trat dann in ein Stübchen, welches wohl von gro ber Reinlichkeit zeugte, aber nur mit den nöthigsten Möbeln versehen war. Ihr Blick durchflog mit Blitzesschnelle den kleinen Raum und blieb forschend auf einem blaffen Gesichte hangen, aus welches Kummer und Sorge ihren Stempel gedrückt. Ein heftiges Zittern befiel die sonst so stark« und mit vor Thränen erstickter Stimme rief sie: „Helene, mein arme», arme» Kind!"— Ein mark«rschütt«rnder Schrei war die Antwort und in ihren Armen lag laut aufschluchzend ihr hart geprüfte», verstoßenes Kind. „Helene, mein Liebling!" sagte die Baronin mit bebender Stimme, indem sie sanft die verschlungenen Hände der Tochter von ihrem Halse löste. „Ich habe 'vir längst verziehen und «S ti«s bereut, daß ich gegen Dich und Deinen Gatten so hart gewesen; aber nun will ich Alles wieder gut machen an Dir und Deinem Kinde. Alfred ist bei mir. Wie die» zugegangen, werde ich Dir später erzählen. Jetzt mußt Du aber gleich fort mit mir; ich dulde eS nicht, daß Du noch länger in dieser ärmlichen Kammer weilest. Du fährst nun mit mir aus den Weihnachtsmarkt, sür un seren kleinen Liebling den Weihnachts baum zu besorgen. Ick habe ihm ja versprochen, seine liebe Mama und das Christkind mitzubringen." Glückselig küßte die junge Frau die Hände ihrer Mutter; und nachdem sie rasch Hut und Mantel nahm, bestieg sie an der Seite der Baronin den Wagen. In kurzer Zeit waren die Einkäuse be sorgt, und die Equipage bog nun in die Hauptstraße ein. wo sich das stattliche HauS der Baronin v. Stein befand. Wieder ging es über hell erleuchtete Corridors. aber die junge Dame an der S-ite der Baronin fchauie nicht so ver i u dert umher, wie ihr kleiner Sohn, es waren längst bekannte Räume, welche sie jetzt betrat und welche sie an ihrem TrauungStage am Arme ihres Gatten sür immer verließ, weil sie, der Stimme ihres Herzens folgend, einen schlichten, einsachen Toctor zum Galten nahm, welcher nicht einmäl daS bedeutungs volle Wörtchen „von" vor seinen Namen setzen durste, anstatt die Hand des be güterten Reichsgrafen v. Sturm, wel chen die Eltern sür sie gewählt, anzu nehmen. Man hatte ihr bedeutet, sich mit dem Grafen zu vermählen, aber falls sie durchaus die Gattin des Doc tors werden wolle, muffe sie auf ihr Erbe verzichten und dürfe das Vater haus nicht wieder betreten. Sie ent schloß sich zu Letzterem. Einige Jahre des Glücks hatte sie an der Seite des heißgeliebten Mannes im fernen Lande verlebt, bis Kiefen eine unheilbare Krankheit an daS Lager fesselte und der Tod dem kurzen Liebe», träum ein Ende machte. Die ties er schüttelte junge Frau «ilte nun mit ihrem Knaben der Heimath zu, um, wenn auch in beschränkten Verhältnissen, da ihr Gatte ein sehr geringes Vermö gen hinterließ, in der Nähe der Mutter zu leben; der Vater war schon lange gestorben. Sie hoffte, in der Rtsidenz unerkannt zu bleiben und zog deshalb auch in einen Stadttheil, welcher meist von mittellosen Leuten bewohnt wurde. Einmal war sie schon nahe daran, ihre Mutter auszusuchen, ihre traurige Lage zu schildern und ihr den Tod ihres Gatten anzuzeigen; aber das strenge, ernste Gesicht der Mutler, welche sie -inst in der Kirche aus der Ferne beobachtete, ließ sie erkennen, daß sie aus sein Ver zeihen hoffen dürfe! Sie wußte ja, daß die strenge Frau unter allen Umständen ihr Wort hielt und den Ungehorsam der Tochter nie verzeihen würde. Darum ergab sie sich in ihr Schicksal und be schloß. nui- keine Annäherung mehr zu versuchen. Alles dies mag nun beim Durch schreiten der bekannten Räume klar vor ihre Seele getreten sein, denn ein schmerzlicher Seuszer entrang sich ihrer Brust, und die schönen Augen, die ganz denen Alfreds glichen, füllten sich mit Tbränen. Als sie nun am Arme der Baronin in den Salon trat, sprang ihr jubelnd ihr Söhnchen ent gegen. „Mama, ach meine liebe, liebe Ma ma!" ries er, indem er sich zärtlich an die Mutter schmiegte. Die Baronin betrachtete mit Entzücken da» reizend« Bild, welches Mutter und Sohn ihr boten. „Und zur Großmama kommst Du nicht?" sagte sie, indem sieden Knaben aus den Armen der Mutter nahm und mit Küssen bedeckte. Der Kleine horchte hoch aus und blickte bald aussein« Mutter, bald aus die neue Großmama. „Du bist meine Großmama?" sagte er, „o, dann will ich Dich noch viel, viel lieber haben." Dabei drückte er sein Köpschen fest an die Wangen der Baronin und schlang seine kleinen Arme um ihren Hals. Plötzlich körte man läuten. „Freai! jetzt kommt das Christkind! sagte die Baronin und entließ den Klei nen aus ihren Armen. Die Flügelthür des anstoßenden Ge maches war weit zurückgeschlagen. In der Mitte desselben prangte ein herr- und sagte: „Ich bin zu Dir gekommen, weil Du ein braves, solgsanits Kind bist; bleibe nur so, dann komme ich nächstes Jahr wieder." flimmernden Gewandes. Der Kleine schaute ganz verblüfft der seltsamen Erscheinung nach, dann erst wagte er mit sreudestrahlendem Gesicht chen sich dem Weihnachtsbaume zu nähern und die reichlichen Geschenke zu besehen. Er war ganz entzückt von dem Licht' meer, welche» den reichgeschmückten Tannenbaum umflog und so viele herr liche Dinge bestrahlte. Ein solches Weibnachten hatte der goldlstckige Junge freilich noch nie erlebt. Nachdem das von Glückseligkeit strah lende Kind in das einstige vergoldete Bettchen seiner Mutter in seidene Kiffen gebettet und der Schutzengel des Klei- nen behütend an daS Bettchen gekom men, entfernten sich Mutter und Toch ter. Lange noch saßen sie im Salon bei sammen und sprachen von der Vergan genheit,bis das feierlicheGlockengeläüte, die Geburt des Herrn verkündend, an ihr Ohr schlug und aus dem nahe gele genen Dome, wi« von Geisterschwingen getragen die feierlichsten Töne herüber klangen : „Ehre sei Gott in der Höh« und Friede den Menschen aus Erdeu." Weihnachtsabend. Am Weihnachtsabend war eS, Beim strahlenden Tannenbaum, Da sprach ich zum erstenmale Von meiner Liebe Traum Zu ihr, die schöner, bolder. Als all' der Glanz mir war. Viel Heller, als die Kerzen, Erstrahlte das Augenpaar. Am Weihnachtsabend war es, Da standen wir am Altar. Es theilte uns der Priester Des Himmels Segen dar. Ach. wonnetrunken küßt' ich In süßer Liebesqual Die Theure, ewig Meine Nicht ein, nein tausendmal. Am Weihnachtsabend war es. Da glänzten im Kerzenschein Zwei frohe Kinderaugen Ins tiefste Herz hinein. Am Weihnachtsabend war «Z. Da war ich so allein! Erloschen war sür immer Mir Deiner Augen Schein. LciS fiel der Schnee herniede» In dunller Winternacht, Hat über den stillen Hügel Die zarte Decke gen,acht. Auch heut' ist's Weihnachtsabend Ringsum ist bunter Schein, Doch keine warme Flamme Schlägt mir in's Herz hinein. Seit man mein Kind gebettet Im kalten Winterschnee. Ist einsam mir das Leben, So bitter mir das Weh. Am weiß bedeckten Hügel Knie ich im Mondenschein. Und bet um Ruh' und Frieden So ganz, so ganz allein. Di« Arau iu» Roma». Die Frau im Durchschnittsroman ivird uns von einer boShasten Feder so geschildert: „Sie wird nicht geboren, sondern sie erblickte das Licht der Welt". Ihre Wiege, an der ihr Manches nicht ge sungen wird, was sie später erlebt, steht mit Vorliebe beim Landpsarrer oder im Forsthaus. Hier ist sie nicht etwa Sprößling, welcher wächst und gedeiht, sondern eine holde McnschenknoSpe, welche ihre Blätter dem Licht entfaltet. Als Schulkind ist sie ein meist blondlockiges Mägdlein, der Liebling von Alt und Jung und der Sonnen schein des HauseS. Wird auch nicht weggeleugnet, daß sie zur Zeit der Ein segnung lang au'geschossen.eckig und un erträglich ist, so treffen wir sie doch meist schon nach einem Jahre wieder als vollendete Schönheit, was gewöhn lich der in die Ferien heimkehrende Vetter zuerst entdeckt. Von nun an geht sie nicht mehr, sondern „schreitet"; setzt sich nicht, sondern „sinkt" aus eine Sitzgelecftndeit. — Sie spielt nicht Kla vier, sondern ihre Finger gleiten über »i« Tasten. Sie schläst nicht, sondern sie ruht in Morpheus Armen. Sie wacht nicht aus, sondern sie erschließt ihre Augen dem Tageslicht; sie steht nicht auf, son dern erhebt sich. Sie srisirt sich nicht, sondern sie schlingt ihr Haar in einen losen Knoten, von dem sich meist eine goldene Strähne loslöst, wenn der ge liebte Mann in Sicht ist. Sie ist auch nicht angezogen, sondern die Kleider umfließen in weiche» Falten ihren Leib. Mit Vorliebe verschiebt sich das „Bu sentuch" und läß: blendende Reize sehen, obwohl zu keiner Zeit und ik keiner Ge gend ein solches aus der blanken Haut getragen wurde. Die Frau im Roman berührt nin eben die Speisen, schlürst die Getränke und saugt den berauschenden Dust der angebettelt, so gießt sie den Inhalt ih rer Börse in den Schooß der Armen oder wirst ihnen die wohlgefüllte Börse ahnungslose Maschen ist zum Weib er blüht. Nun heirathet sie nicht etwa, sondern „sie folgt dem geliebten Manne zum Traualtar." Später flüstert sie ihm ein süßes Geheimniß in's Ohr: ihre Hände nähen winzige Sächlein und über Jahr und Tag unispielt ein lieb liches Knäblein ihre Kniee. Nachdem ihre Lausbahn vollendet, stirbt sie nicht, sondern sie „schläft hinüber"; ebenso wenig wird sie beerdigt, sondern man bettet sie in'S kühle Grab. Abgeblitzt. Altes Fräulein, in einem Nichtrauch-Coupe Matz genommen und sich durch das Geschrei eines kleinen Kindes belästigt fühlt): „Herr (sonduct«ur, dürsen denn solche »linder im Nichtrauch Coupee fahren?" Eonducteur: „Wenn sie nicht rau chen, warum denn nicht!" Sonderbare Anschauung. „Den Anzug will ich Ihnen schon machen, aber auf Credit...." .Oho! Einer, der tausend Thaler Schulden hat, wird Ihnen doch für lumpige fünfzig Mark gut sein!" »er «ntt.We»l>»achtS.«lu». Natürlich waren eS Junggesellen, di, eines Tages aus den sublimen Einsall kamen, einen „Anti-WeihnachtS Club" zu begründen einen Verein, der nichts Geringeres anstrebte, als die Abschas f»ng des „WeihnachtSunfugs". „Nichts Lächerlicheres, als dieser un sinnige Schenkrummel," meinte Herr Bankbuchhalter Ziesow zu seinen Freun den. „Ich will gar nicht davon reden, daß Unsereinem nie Jemand etwas schenkt; aber selbst Diejenigen, die das zweiielhaste Glück genießen, einer söge nanntengamili« anzugehören, bekommen nur in den seltensten Fällen das ge schenkt, was sie sich gerade wünschen oder was ihnen eine ungetrübte Freud« dreifach muß man jede noch so über flüssige Lappalie zurückerstatten, mit der man uns beschenkt. Aber auch das wär« noch nicht das Schlimmste man braucht ja nicht über seine Kräfte zu gehen, und jever Menfch hat dafür zu forgen, daß sich Einnahmen und Aus gaben bei ihm das Gegengewicht halten. Was mich am meisten wurmt, das ist di« unverickänite Forderung der zu Be den Kops darüber zerbrechen, womit man Dem oder Jenem ein besonderes Vergnügen bereiten könnte! Ist daS nicht der Gipset der Rücksichtslosigkeit? W«e komme ich dazu, darüber nachzu denken, was sich wohl meine Aufwärte riu gewünscht haben mag? Und was gehl es mich an, ob die Tochter meiner Wirthin Handschuhe lieber hätte, c>ls einen Fächer? Das ist Alles Unsinn! Nur eriuiiden, um Einem Geld aus der Tasche zu locken, um Einem ganz zweck lose Sorge auszuhalsen und schließlich um die Un,usriedenbeit zu nähren, die deute ohnevie» schon das gesellschast liche Leben vergütet!" „Bravo! Bravo!" riefen die Herren der Tafclrunde, während der Buchhalter sich durch einen Trunk aus dem Stamm glase stärkte. „Vollkommen richtig, lieber Ziesow," meinte der rundliche, ein wenig kahl köpfige Herr ihm gegenüber, „beson ders, was die Unzusriedenheit betrifft, so habc ich in diesem Punkt« die aller-- traurigsten Erfahrungen gemacht. Den ken Sie sich, meine Herren, im vorigen Jahre fchenlte ich unserem Hausdiener eine Kiste von meinen Cigarren ge wiß «in nobles Geschenk! Und was erfahre ich? Geht nicht der unver schämte Mensch hin und verkaust die Trabucos, um, wie er sagt, sür seine Kinder Psesserkuchen dasür einzuhan deln! Was geben mich seine Bälger an? Er, der Friedrich, bedient mich, besorgt mir ab und zu einen Privatweg ihn wollt« ich beschenke», nicht aber die Rangen, die sich den Magen an Kuchen verderben wollen!" „Stimmt," erdröhnte jetzt die Stimme eines großen, bärtigen ManneS, der bisher schweigend zugehört batte. „Stimmt die „Jähren" sind eigent lich an dem ganzen WeihnachtSschwindel schuld. Nur ihretwegen diese maßlose Verschwendung, dieses unsinnige Pack eielthum, das u.n diese Zeit zu grassiren pflegt! Ich bin dasür, daß von Staats wegen...." „Hal», Herr Borstig", wars ein Vier ter ein, ein Mann mit auffallend gro ßen Händen, „lassen Sie mir den Staat aus dem Spiele! Erstens, weil ich überhaupt nicht gerne von Politik am Biertisch spreche zweitens, weil der Staat selber Weihnachtsgratifikationen vertheilt, und endlich drittens, weil man doch nicht aus uns hören würde. Ich bin Allem uud Jedem sür Selbithülse! iHier schlug er mit seiner mächtigen Rechten aus den Tisch, daß es klatschte.) Fangen wir bei uns an, das Uebel aus zurotten! Nicht nur, daß wir grund sätzlich Niemandem ein Weihnachtsge schenk verabfolgen —" „Dann wird man uns sür schmutzig halten," meinte der Dicke. Herr Ziesow nahm wieder das Wort. „Das würde auch die Nothwendigkeit nach sich ziehen, das wir unsererseits auf jedes Weihnachtsgeschenk verzichten", sagte er. „Im vorigen Jahre Habs ich von meiner Bank zweihundert Mari bekommen diesmal dürste ich sie also nicht annehmen wie?" lungsvorschlag, meine Herren," erhob sich jetzt, ein Fünster, anscheinend der Jüngste unter ihnen. „Da wir ja nicht mit einem Schlage die ganze „Unsitte" abschaffen können, so erscheint es »>ir rathsam, wir nähmen in diesem Jahre »och, was man uns be scheeit, hüten uns aber wohl, irgendwem etwas zu g«ben; im nächsten Jabre wird dann die Zahl derer, die uns beschenken, schon viel geringer sein und aus diese Weise schassen wir in unsern» Kreise den Weihnachtsrummel ab. Damit nian uns aber nicht den Vorwurf ma chen kann, als Märe es uns »ur um eine Ersparniß zu thun, wollen wir Alles, was uns an Weihnachtsgeschenken zufließt, zu Geld« machen und einen ge meinsamen Fond sür wirllich wohl thätige Zwecke begründen!" Der Vorschlag des Herrn Dr. Lamp reckt sand merkwürdigerweise unbedingte Zustimmung. Vielleicht genirie man sich auch, zu widersprechen. Gleichviel, Herr Ziesow wurde zum Kassirer er nannt. Was jeder der süns Herren an baorem Gelde erhielte, sollte sogleich an ihn abgeliefert werden: anderes aber wollte man noch am Weihnachtsabend untereinander versteigern, um so den Fond zu mehren. Soweit war man einig, als plötzlich der Herr mit dem starken Organ ein Wasscrbanmeister die Frage aufmars, was denn mit Jenem zu geschehen habe, der sich trotz der hier getroffenen Vereinbarung soweit vergessen sollte, doch irgendwem ein Weihnachtsgeschenk zukommen zu lassen ? Herr Ziesow machte ein bedenkliches Ge sicht. Ihm war inzwischen sei» Schwe sterchen enigesallen, die nun schon seit dem Tode der Mutter ihm den Haus halt iübrt« und die er doch unm glich leer ausgehen lassen konnte. Der klein, dicke Herr war schnell mit einer Beant wortung der baumeisterliche» Jnter pcllation zur Hand. „Zwanzig Mark in die Kasse!" schlug er vor. Und Alle stimmten mehr oder minder erleichtert zu. So war denn der Klub begründet. Bis Weihnachten sollte Herr Dr. Lam precht sich bemühen, ausfindig zu ma chen, wem wohl der diesjährige Fond zufallen follte. Dabei war man selbst verständlich von der Bedingung abge gangen, daß nur solche Fälle zu berück sichtige» würden, wo für daS Weih nachtsfest keinerlei Ausgaben gemacht Stande sei, bedürfe natürlich keiner Un terstützung. Der WeihnachtS - Heiligabend war herangekommen. Freund Ziesow hatte längst in aller Heimlichkeit seine Dop pelkrone in die Clubkasse gelegt, weil es ihm denn doch gar zu sehr wider den Strich lies, sein Schwesterchen so ganz leer ausgehen zu lassen. Auch der Dicke gerieth in eine» eigenthümlichen Con heute A!.end mit einigen freundlichen Worten überreicht hatte, fiel ihm wohl nicht schwer ersparte er doch das Schenken dafür. Aber mit dem Packet aus feiner Heimath war'S denn doch rein lächerlich, was ihm die greise Mut ter heute noch, wie vor fünfzehn Jahren zu senden pflegte: einige Paar „selbst gestrickter" Pulswärmer, denen diesmal man denke! eine wollene Leib binde beigefügt war. Er mußte sich ja schämen, oieie inlimen Toiletlenstücke wenn sie etwa durch einen Zusall er führe, wie lieblos ihr Sohn die so müh fam zufammengekniebelten Gaben der Greisin behandle. Den „selbstgebacke nen" Kuchen, den das Packet noch enthielt, den wollte er allensalls dem Prinzip zum Opfer bringe»; die Stul pen aber nebst der Binde unterschlug «l und auch er steckte heimlich eine Krone in den Einwurf der Klubkasse. Der grobe Baumeister Borstig blieb einsach aus; vergeblich erwarteten ihn seine Mitstreber —er kam nicht. Statt sei ner lies ein unwirscher Brief von ihm ein: er habe sich verspätet und send« hier eine pönale. Der Nlubsond wuchs zu ungeahnter Höhe. Es war halb sieben Uhr, als sich du übrigen vier Mitglieder des Clubs an ihrem Stammtisch zusammen fanden. Nachdem die Baargefchenke abzelie-erl waren ein kleines Vermögen be gann der VersteigerungSaci —, dem es nicht völlig an Humor gebrach. So war z. B. der Heimathliche Kuchen des „Dicken" anfangs gar uicht an den Mann zu bringen. Hierüber gekränkt, begann der Spender felbst zu bieten; andere boten mehr er gerieth in Hitze und bald batte die angebröckelte Torte einen Preis erreicht, um welchen sich zehn starke Kuchenesser den Magen überladen konnten aber der „Dicke" blieb im Meistgebot; er hatte seinen Kuchen sür ein enormes Geld erstanden. Nicht minder lustig verlies die Verstei gerung eines Geschenks, das dem Herrn mit den großen Händen anonym zuge gangen war: ein eleganter, verklebter Karton mit der gedruckten Ausschriit: „Drei Paar Handschuhe No. V 4." Herr Ziesow, der aus seine überaus zier lichen Hänvi nicht wenig stolz war. er warb den Kasten für einen Verhältniß mäßig hohen Preis; al« er ihn neugie rig öffnete, ergab sich als Inhalt «in Bierteldutzen) riesiger, wollener Socken, würdig, einen Pferdefuß zu erwärmen. »Nur der Doktor Lamprecht hatte der Kasse nichts zuzuführen. Niemand hatte seiner mit einem Geschenk gedacht. Um so mehr war er bestrebt gew.'jen, aus findig zu »lache», wer wohl werth wäre, vom Anti WelhnachtSklub beschenkt zu werden. Fragend hatte er im Kreise seiner Patienten Umschau gehalten; un wendungen sür das eben beginnende Fest zu inachen. Allein eS war ihm schlimm ergangen. Elend und Armuth hatt« er reichlich in Hülle und Fülle ge funden; so viel, daß er in Verlegenheit gewesen wäre, wo zuerst helfen. Ader nie und nirgend war er in den letzten Tagen in ein Zimmer getreten, in dem nicht unverkennbare Beweise dasür sich ihm ausgedräugt hätten, daß man der Weihnacht gedenk« wenn auch mit noch so bescheidenen Mitteln. Ein Bäunichkn, irgend eine Handar beit, die schnell verschwinden sollte, wenn Jemand eintrat, «>n halb verbor genes Packet und zum Mindesten eine Art von unerklärlicher pannung in den Mienen, elwaS ivie der Dust des nahenden Festes weht« ihm überall ent gegen. Wo nicht die Eltern sür ihre «'.einen geheimnißvoll zusammengetra gen halten, ivas das Bischen Armuth zuließ, da sah eS der aufmerksame daß sie etwas planen —Großes, Wich tiges, Wunderbare». Und kurz und gut: er sand nicht, was er suchte. Beschämt stellte er sich gegen Mittag bei seinem Freund? und Clienten, dem Buchhalter Ziesow ein, um seine Mis sion in dessen Hände niederzulegen. Aber der Clubkassirer war nicht daheim er besorgte Weihnachtseinkäuse sür das Schwesterchen. Dieses Letzter« empfing den Doctor nicht ohne mit ra>ch»r al» er einlrat. Also auch hier? sagte er sich. DaS ging ihm über den Spaß. „Bemühen Sie sich nicht, Fräulein Ella," meinte er mit überlegener Mi«l>«, „ich weiß ohnehin genau, wa» Sie da verstecken." „Schwerlich. Herr Doctor." sagte si«. .Aber, wenn Sic neugierig sind hier sehen S>e!" Sie zeigt« ihm ei« alltrliebsteS, klei ne« Kinderjäckchen, welches ihre geschick ten Hände eben mit einer zierlichen Hä kelspitze besetzten. Dem Doctor blieb der AuSrus des Erstaunens im Halse stecken. Mit unglaublich dummer Miene schaute er drein, bald daS niedliche Jäck chen, bald Fräulein Ella ungläubig be trachtend. Und in diesem Augenblick ging etwa» Sonderbares in dem guten Doctor vor. Mit einer Schnelligkeit, die er selbst nicht begriffen hätte, fügten sich in sei nem logisch geichulten Hirn Schlüsse aneinander—Schlüsse, deren Richtigkeit sich ihm gebieterisch aufzwang und an die er doch nicht zu glauben wagte. Dieses winzige Wäschestück war offenbar nicht sür eine Puppe eS war sür ein lebendes Wesen bestimmt. Wie kam Fräulein Ella dazu, derlei zu verferti gen? Und wie kam er, der Doctor, der nun schon sei« sast süns Jahren hier ver kehrte Ella war kaum dem KindeS alter entwachsen, als er seine Praxis hier begann wie kam er dazu, zu er schrecken bei den Folgerungen, zu wel chen ihn das Vorhandensein der Jacke zwang? Wenn er aber erschrak was ergab sich aus dieser Thatsache? Heim lich streifte sein Blick den Spiegel. Wai er denn nicht bald vierzig Jahre? Und war er nicht trotzdem noch ein sehr hüb scher. ein stattlicher Mann? Aber—das Jäckchen! O— es war ja nicht denk bar klaren Kinderaugen an, als wolle sie sein Innerstes durchforschen Auch nicht die leiieste Ahnung von dein, was hatte, seit sie den Doctor zum erste» Male gesehen. Und all' der Jubel in ihrer Brust klang in der Frage aus: „Wollen Sie wirklich wissen, Herr Dsc tor. sür wen dieses Jäckchen bestimmt ist? Ja? So seien Sie heute Abend in der Schwerinstraße It)4, im Hofe drei Treppen rechts! Und fürchten Sie nicht, in Unkosten gesetzt zu werden dort hat Niemand auch nur einen Helle" sür die Chrtstbescheerung aufgewendet!" „Heureka!" rief jubelnd der Toctor und stürmte davon." ' d* ld ' noch uneröffnelen Kassette in der Schw« rinstraße. Gerade, als sie droben die Glocke zogen, ein mehrstimmiges Aufjauchzen aus der Wohnung sie mußten zweimal klingeln. Nun öffnete man: durch die Küche traten sie in ein kleines Zimmer, in dessen Mitte ein reich geschmücktes Bäumchen seine bun ten Lichter hell erstrahlen ließ Drei Kinder sprangen glückselig um den mit allerlei lustigem und nützlichem Nram belegten Tisch-jedes von ihnen schwang in einem Händchen, einer Trophäe gleich, ei» Spielzeug, während es die Chocolad». einer Nuß, zum Munde führte. Dort an der Längswand lag, sauber gebettet, eine noch junge Frau, in den Arme» dns wenige Tage alte Wesen, das mit Fräulein Ellas Jäckchen festlich geschmückt war. Einen Augenblick noch wollte Herr Z. das Clubprincip reiten. „Wir sind w-chl fehlgegangen, Toc tor," sagte er. „hier haben ja die Leute Geld mit vollen Händen ausgestreut! Lassen Sie uns gehen!" Da trat hinter dem Weihnachtsbaum hervor Fräulein — sprachlos blieb Herr Ziesow stehen glückselig lachte chn der Toctor an. „Wir sind hier bei dem Klempner Hartwig.' sagte Ella, „bei demselben, der vor einigen Wochen das Unglück hatte, vom Baugerüst zu stürzen und der nun, glücklicherweise schon in der Genesung, im »rankenhause sich befindet. Geld aber hat von den Leuten hier Nie mand ausgegeben!" „Das war der Weihnachtsbaum!" ries lustig ein kleiner Bursche. Und zu Herrn Ziesnw gewendet, fragte er auf Slla deutend: „Was bekommt den» die gute Tante hier aufgebaut?" „Einen Weihnachtsmann," antivor lete statt des Gefragten der Doctor. Und er drückte Ella verständnißinnig die Hand. Die Clubkasse wurde zu Gunsten ver Familie gesprengt, und voi» dem sonderbaren Verein meldet heute nur noch diese kleine, aber wahre Ge schichte. Sächsische «legte. Erschossen durch ä Mordgewehr: Ach, gestern nocu schbrang er im Grase Mit seinen Bridern hin und her! Uns zieht mer wegen en Babdierchen Ost 's Fell lebendig überf'ch Ohr. In der Kunstausstellung. Die Kunst ist lang, sagte der Be schauer, da besah er ein dreiinctcr lan ges Bild. Ein Kerl, der fpekulirt! fagte der Maler, da bot ihm ein Käufer für sein Bild die Halste des geforderten Preise?. Mein schönes Fräulein, dars ich wa gen? fragte der Kritiler, da riß er das Bild einer Malerin grausam herunter. Ich bin jeder Ordnung Freund ge wesen! sagte der Arrangeur, da hing er die kleine» Bilder oben, die großeu un ten auf. Willst Du immer weiter schweifen, sieh, das Gute liegt fo nah! sagte der Maler, da ärgerte er sich, daß die Zu schauer sein Bild übergingen.
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