»eutsche »»,«l»»chr«qt»n. Provinz Brandenburg. Ueber die Veranlassung zu dem Selbstmord des Kaufmanns I. Dann in Berlin ist berichtet worden, daß Dann bei den steigenden Verlegenhei ten, in denen er sich befunden hat, auch Wechselsälschiingen beganzen habe, de ren Entdeckung er befürchten mußte. ES steht jedoch fest, daß diefe Annahme «ine durchaus irrige ist, daß vielmehr lediglich der Verlust seine» Vermögen« eS war, der Tann zum Selbstmord ge trieben. In Schöneberg betreibt der Uausinann König ein Kolonialwaaren geschüst. Der Genannte war unvei hei rathet, als solid und fleißig bekannt und bei seiner Kundschaft sehr beliebt. An einem Vormittag um 10 Uhr trat der Geldbriefträger in den Laden, um dem Geschäftsinhaber eine Postanwei sung auszuzahlen. Da Niemand im Laden war, rief der Geldbole in das Privatkomtor hinein; König öfsnele die Thür und, im Rahmen derselben ste hend, setzte er einen Revolver an die linke Schläfe und ein Schuß fiel, ehe der Briefträger hinzuspringen und den Lebensmüden von der «nl setzlichen tzThat abhalten konnte. Emen grausigen Tod hat in Berlin der neunjährige Paul Seiffert erlitten. Im Hause 48 Wilhelmstraße befinden sich die Lagerräume der Aachener GlaS- und Spiegelmannlaktur. Im zweiten Hofe des Grundstücks war mau mit dem Auspacken großer Glaskiste» beschäf tigt, eine der schmalen, leeren Kisten, die mit ihren starken Eisenbeschlägen 6 Centner wiegt, war bereits bei Seite gestellt und an die Wand des nach dem zweiten Hos führenden Thorwegs ge lehnt. Die Arbeit hatte eine Schaar Kinder angelockt und eines dieser Kin der, der oben genannte Seiffert, der vierte von den fünf Kindern des im Hause SO Wilhelmstraße wohnende» Kutscher» S., hatte sich in einem unbe wachten Augenblick an die schmale, aber Hobe, leere Kiste herangemacht und hatte versucht, aus den Deckelleisten entlang zu lausen. Dadurch halte sich das Schwer gewicht der hochkantig angelehnten Kiste verändert. Die Kiste war umgestürzt und hatte den unglücklichen Knaben unter sich begraben. Aus daS Geschrei' der Spielgenossen eilte der im Hause wohnende Herr F. herbei, dem sich, als «r die schwere Kiste emporhob, ein schrecklicher Anblick darbot. Der arme Junge bildete eine plattge drücki«, unkennllich« Mass«. Ein riser ver Bolzen der Kist« hatte den Schädel und die Gesichtsknochen eingedrückt. Martin Luth«c heißt ein Aastwirlh in Berlin. Sei»«« große» MmeuS veiter zu Ehre» »M»t ür sein Bierhau» Wartburg". I« Ochtnifenster hat er «ine 300 JaM alte, lebensgroße Büste des Reforma tors ausgestellt und dieselbe mit dem Panorama der Wartburg und einer großen, a'.terthümlichen Bibel um geben. Eine Skandalaffaire aus der Geselljchast führte in Berlin zur Kata strophe. Aus den Privatdozenten der Jurisprudenz Dr. Prager wurde vo» se», ni Schwager geschossen. Dr. Pra ger erhielt eine Verwundung im Nacken, ist aber außer Gesahr. Das Attentat peschah im Schlafzimmer Prager'S. Ter Angefallene lebt seit Jahren im mit seiner Frau, der Schwester des Attentäters. Frau Prager ist eine bekannte Schönheit; ihr Mann war soeben von einer achlnionat lichen Reise um die Welt zurückgekehrt. Prager ist in Juristenlreisen als einer der ersolgreichsten Repetitoren zum Staatsexamen geschätzt. Provinz West Preußen. -f In Elbing der Schriftsteller Fritz Wernick.—Der durch salsche Buchungen verdeckte Fehlbetrag in der Kasse des Vorschußvereins in Flatow beträgt L 6,563 M. Der Kassenverwalter Ouandt hat durch Selbstmord sich seiner Strafe entzogen. — sln Berlin die in Grandenz geboren« Schriftstellerin Therese A. Toinbrowski. Der Post bote Peter T. in Heubade erschoß au» Unachtsamkeit seinen sünsjährigen Sohn Franz. —ln Marienwerder ist der Rechtsanwalt und Notar Radtke nach Unterschlagung großer Summen verduf tet. In Schwetz hat sich der Secre tär am Amtsgericht, Manteufsel, er schossen. Provinz Ostpreußen. In Bartenstein hieß es unlängst,daß Justizrath Podlech sich 'in KönigShütt» vergijtet haben soll; jetzt wird gemel det, daß er nach Amerika ausgewandert ist. Sein Begräbniß sei ein Scheinbe gräbniß gewesen. s In Jnsterburg die berühmte Blumenmalerin Fräulein Therese Laudien, sie befand sich hier aus einer BesuchSreif« bei ihren Gv» chwistern. Provinz Pommern. Der frühere Buchhalter Anton Hu b«rt PavverS in Bredow, wurde wegen Unterschlagung von ca. 60,000 M. zu 4 Jahren Ges. verurtheilt. In Grei» senberg ist daS Gymnasium in den Be sitz des Staates übergegangen. Di« Ernte in der Gützkower Gegend wird als eine Mittelernte bezeichnet. In Pyritz wurden sechs Gehöfte einge ht schert. Provinz Schl«si«n. In Schönewald ist di« 20jähr. Toch ter des Bauerngut»b«sitzerS Peuker, welche ans eben geerntetem, noch nicht vollständig getrocknetem Heu geschlaftn hatte, insolge Einathmen« der giftige» Heudünst« gestorben. Wegen eine« vor 24 Jahren in Fellendorf verübten schweren EinbruchSdiebstahl» wurde in Liegnitz Schuhmacher Karl Thon auS Kühnern zu 5 Jahren Zuchthau» verur theilt. Er war erst kürzlich von Oester reich, nach Verbüßung einer wegen Raubmorde» daselbst üv«r ihn verhäng ten 20jähr. Zuchthau»strase, auSgelie jert worden. Der flüchtige Bankier Scholz aus Lüben ist in Berlin gesehen worden. Bei Oeffnung de» Geldschran le» faud sich ein Depot in unbedeutender höhe, und auch diese» hatte der Betru Ger nur deshalb zurückgelassen, wril e» für ihn nicht zu verwerthen gewesen. Einzelne Familien werden durch di« Scholz'schen Wechselsälschungen gerad«- zu ruinirt. Aus Nahrungisorgen hat in Militsch die verwittwete Böttcher meister Gerber ihrem Leben und dem ihrer ältesten Tochter durch Ertränken «in Ende gemacht. Di« Frau hint«r läßt noch sechs unversorgte Kinder. Als weitere Gpser der Trichinose sind in Mühlräditz der frühere Sattel fabrikant Penser und im Steinauer Krankenhaus die Wirthin des Arzte» sowie der Kantor eines Nachbardorfes verstorben. Provinz Posen. Im See bei Zielin wurde beim Ba» den der Pferde der Dragoner Scharf von seinem Pferde abgeworfen und er trank. Zwischen dem LandtagSnb geordneten v. Brodnieki und dem Rit tergutsbesitzer ParuSzewSki aus Obudna sand ein Pistolenduell statt. Ersterer blieb unverletzt, während sein Gegner verwundet worden ist, sich aber bereits auf dem Wege der Besserung befindet. Es feierten: das SOjähr. Dienst lubiläum der Postpackmeister Wittiq in Posen, die Wirthschaften» Auguste Waßner in Markowitz bei Jnowrazlaw, in Diensten des Oberpräsidente» Frhrn. v. Wilamowitz-Möllendorfs, und in Trlong bei MogilnoS der Lehrer Bohl mann; die goldene Hochzeit die Ehe leute Tischler Mendel in Fordon und AuSzügler Prüfer in Sontop. Provinz Sachsen. Zwischen Kindelbrück und Kanna wurf hat sich der Unterhändler Kayser au« Kindelbrück Nahrungssorgen hal ber ertriwkt. Mit dem 1. October scheidet Halberstadt aus dem bisherigen Kreisverbande aus und bildet einen eigenen Stadtkreis. Die Strafkam mer in Naun i verurtheille einen Uhrmacher aus Weißenfels wegen Be leidigung des jüngsten SohneS des Kaisers zu drei Monaten Gefängniß.— Die beiden einzigen Kinder des Spedi teurs Rennicke in Wippen waren auf einige Zeit in der Schlafstube einge schossen Ivorden. Während dieser Zeit entstand in der Stube Feuer, und bevor Hilse kam, waren die Kinder erstickt. Die Schuhfabrikation in WeißenfelS lei det sortgesetzt unter ungünstiger Ge schäftslage. Die meisten Fabriken lassen nur Z Tag arbeiten, einige nur j Tag; dazu kommt jetzt der ConcurS eines Schuhfabrikanten, der eine große Anzadl Arbeiter beschäftigte. In der Zeit vom 12. bis 27. September fand in Zeitz eine Gewerbe- und Industrie Susstellung, verbunden mit Erzeug nissen der Landwirthschast, deS Obst» N«d Gartenbaues, statt, l Provinz Hannover. Von den 17 Mann d«r 6. Compagnie des 78. Regiment», die im vorigen Jahre in Osnabrück wegen Verweige rung des Gehorsams zu 3 bis g Jah ren Festung verurtheilt wurden, sind jetzt IS Mann begnadigt worden. Die gemeldete Zahlungseinstellung des inzwischen nach Brasilien verreisten Pa stors a. D. Stutzer von Goslar stellt sich viel bedeutender heraus, als anfangs angenommen wurde. Die Schulden sollen eiwa eine halbe Million Mark betragen und in der Masse nur fünf IZrocenl liegen. Provinz Hessen-Nassau. 112 In Hanau Handelskammer-PrSst deut, Herr Karl Levan, Chef der alten Firma Oldentott ör Cie. Die fiskali schen Mineralbrunne» in Nassau haben im Etatsjahr 1890j91 im Ganzen 1,510,461 Mark brutto getragen. Da von entfallen auf NiederselterS 793,697 Mark, auf Fachingen 108,049 Mark, aus EmS 622,867 Mark, aus Geilnau 373 Mark, auf Schwalbach 19,132 Mark und aus Weilbach 6,341 Mark.— Der Sohn des ObermüllerS wurde in Ulsen erschossen ausgesunden. Er soll die That begangen haben, weil er von der Tochter des Bürgermeisters al» Freier abgewiesen wurde. Die Quan tität der diesjährigen Weinernte im Rheingau wird aus ein Viertel bis ein Siebentel eines vollen Ertrages ge schätzt. Rheinprovinz. In Winningen hat eine FeuerSbrunst 14 Häuser in Asche gelegt.—Ein furcht barer Orkan hat die Gemeinde Alten dorf und insbesondere die Krupp'sche Arbeitercolonie Kronenberg heimge sucht. Fast sämmtliche Häuser wurden abgedeckt und die meisten Obstbäume abgeknickt. Der Schaden ist ein ganz enormer. In der Gemarkung Lohrs dorf an der Ahr sind neue Reblau»- herde entdeckt worden. Der Ackerer Carl Zeiife» au» Speliberg ist in der Nähe von Grund erstochen worden. Den Entwurf zu einem Denkmal Kaiser Wilhelms I. beabsichtigt die Stadt Ruhrort durch einePreiSbewerdung un ter den deutschen Künstlern zu gewin nen. Die Ausgabe ist insofern eigen artig, als da» Denkmal gleichzeitig dem Zürsten Bismarck gelten soll. Zur Ausführung sind 100,000 Mark be stimmt und für den Wettbewerb Preise von 3000, 2000 und 1000 M. ausge setzt. —In Saarbrücken würd« «in Feld webel im Streite mit zwei Soldaten erstochen. Ein furchtbare» Unwetter mit schwerem Hagelschlag vernichtete an der Saar die Ernte zum größeren Theil. Hagelstücke bi» zu zwei Psund siele«. In der Gegend vo» Kreuzweiler, Beu ren, Pfalzen», Besch, Remich, Arpelt, Neuenkirchen und Saarholzbach sind Obst, Getreide und Trauben halb ver loren. Ter Kieser Tannenwald bei Kollerleucken ist fast ganz niedergewor fen. Eine Masse Vögel und Hasen sind durch den Hagel erschlagen. Viel» Bäume sind entwurzelt. Der Schaden beläuft sich auf Millionen. Die Trier Kommandit Gesellschaft Gebrü der Löser hat sallirt. Die Schulden betragen weit über 500,000 Mark und e» befinden sich unter den Gläubigern eine große Anzahl hiesiger kleiner Handwerker mit namhaften Beträgen. Der persönlich hastende Gesellschajte: Simon Lvser ist flüchtig geworben. Derselbe hat vor kaum fünf Jahre» hier fchon einmal ähnliche Betrügereien verübt. Der Schiffsbesitzer Vahlhau sen und sein« Frau in Trier wurden von ihrem Schifstknecht ermordet. Der Mörder raubte 600 Mark und eine goldene Uhr und entfloh. D» Ermor deten hinterlassen zehn Kinder. In folge unvorsichtiger Handhabung explo dirte auf der Spellnerhaide bei Wesel eine Granate. Ein Unterofficier und zwei Mann wurden schwer, ein Mann leicht verletzt. Die große Weberei von Joh. Hompel in Wesel ist nieder gebrannt. Fast sämmtliche Ledervor räthe u. s. w. sind ein Ra»b der Flam men geworden. < Provinz Westfalen. Beim Brande de» Wohnhauses de» ZimmermeisterS Lückenkämper in dem Kirchdorf Flierich ist dessen 83jährige Mutter nebst seinem 4jähr. Söhnchen in den Flammen umgekommen.—Da» Gerücht von Verlegung de» Sitzes der Königl. Negierung ,n Arnsberg soll sich bestätigen. Hagen soll als künftiger Sitz der Regierung die meisten Chancen haben. In Lüdenscheid brannten die Fabrikgebäude der Britannia - Metall waaren Fabrik von Gerhardt vollstän dig nieder. ProvinzSchlrswi g-H o l st ein. In der Vacanzanzeig« sür die Leh rer- von Süd - Ockholm heißt eS u. A.: »Für Heizen der Schulstube und für Reinigen derselben und der Aborte zahlt die Gemeinde dem Lehrer jährlich 60 M. Dafür hat derselbe unentgelt lich die Orgel zu spielen." Der in NntersnchungShast befindliche frühere Cassierer des Spar- und Vorschußver eins, Aug. Stapelseldt in Raßeburg, hat jetzt eingestanden, die unterschlage nen Gelder sür sich verausgabt zu ha ben. Aus der langen Strecke des Nord-Ostsee - Kanals sind gegenwärtig die Arbeiten auf der Baustätte bei Grünthal, zwischen Hanerau und Al bersdorf, die sehenSwerthesten. Bei Grünthal wird z. Zt. zur Ueberführung der Eisenbahn Heide-Neumünster eine Riesenbrücke geschlagen, die nach ihrer Fertigstellung einen großartigen Anblick darbieten wird. Sie ist unter den fünf projectirten Brücken über den Nord Ostsee-Kanal die einzige seste (die vier anderen werden als Drehbrücken construirt) und soll außer der Eisen bahn auch dem Straßenverkehr dienen. Durch Explosion einer Petroleum lampe und dabei erhaltene schwere Brandwunden hat der Mitinhaber der Firma Thygo Jngversen in Niebüll, Kaufmann Hermanns«», das Leben ein gebüßt. Auf die Anklage, sich gegen eine ganze Reihe von Kindern un tüchtiger Handlungen sich schuldig ge macht zu haben, wurde der Butterhänd ler Ernst Th. Bohl von Tonndors zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Thüringische Staaten. Die Einverleibung Jüdeweins in den Stadtbezirk Pößneck ist in der letzten GemeinderathSsitzung genehmigt wor den. Der kürzlich verstorbene Sani tätSrath Weißer in Pößn-ck vermachte sein Vermögen von 25,000 M. zu einer Stillung sür unbemittelte Waisenkinder. In Zeulenroda macht der Gemeinde- Vorstand bekannt, daß wegen Mangels an Wasser die Wasserleitung bis auf Weiteres an den ersten drei Wochenta gen geschlossen ist. Königreich Bayern. Nach amtlicher Ermittelung beläuft sich der Schaden, welchen das letzte Hoch waffer im Monat Juli in 21 Ortschaf ten resp. Gemeindesluren des schwäbi schen DonauthaleS verursacht hat, auf 330,000 M. Wegen acht Vergehen des Betruges wurde der Bankier Anton Ullrim in Augsburg zu g Monaten Ge sängniß, 2,500 M. Geldstrafe und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Bei den Kavallerie-Manövern in der Ge gend von Erding stürzte ein großer Theil der Reiter. ES gab Armbrüche, Kopfwunden und Verrenkungen. Zahl reiche Mannschaften befinden sich in ärztlicher Behandlung. Das ein« Stunde westlich von Ingolstadt liegende Dorf Friedrichshofen feierte letzter Tage sein Gründungsfest. Der Ort verdankt seine Entstehung vor bald KV Jahren einer Actiengesellschaft, die im Jahre 1832 durch den königl. OberkriegS- Commiffär.Friedrich Schultheiß in kul tur- und menschenfreundlicher Absicht und unter eifriger Förderung seitens König Ludwigs I. in S Leben gerufen ward. s Bürgermeister Frhr. von Bremer in Nürnberg. Einen trauri gen Anblick bietet der Wald von Grün wald bis Oberdill. Die Zahl der von dm Nonnenraupen zerstörten Bäume ist so groß, daß die zur Zeit beschäftigten Holzschläger nach der Meinung Sach kundiger »och 3 Jahre Arbeit haben werden. Der Waldboden ist durch die Holzarbeit aufgewühlt, da» MooS ver schwunden. Todesstille brütet in den dürren Zweigen, kein Singvogel, nicht einmal der heisere Schrei eines Raub vogels ist zu hören. Die neue Lokal bahn Traunstein-Frostberg wurde die ser Tage dem Verkehr übergeben. Königreich Württemberg. In dem kleinen Orte Rsk>ngen bei Horb wüthete eine heftige Feuersbrunst, lv Wohngebäude und etliche Scheunen find niedergebrannt. Nach amtlicher Schätzung ist in den Stuttgarter Wein bergen der heurige Ertrag aus rund 1 Hektoliter sür den Morgen zu beziffern, während fönst in mittleren Jahren S 0 -36 Hektoliter geerntet werden. Die Qualität verspricht dagegen sehr zut zu werden, wenn nicht allzusrüher Frost sich einstellt. In Aldingen sind die rothen Flecken und Keuchhusten epi demisch aufgetreten und haben dies« Krankheiten schon etwa 12 Opfer gefor dert. ES waren dies Kinder im Alter von I—61 —6 Jahren. In den Bezirken Rottweil, Tübingen, Eßlingen, Rotten burg und Balingen siel schwerer Hagel. In Balingen wird allein der Schaden »uf 300,000 M. geschätzt, letztes Jahr aus 70,0v0 M.; im Bezirk aus 480,V0N v!., letztes Jahr ebenso hoch. Großherzogthum Bade». Ein beiter«» Vorkommniß erzählt man sich von einer Fahnenweihe in d«r G«g«nd von Odenwald. Ein Verein, der da» Fest besuchen wollte, hatt« die Fahne vergessen, und da» Versehen wurde erst aus d«m Bahnhos« bemerkt. Eiligst wurde, so schreibt die Bad. LandeSztg. ein Mitglied abgesendet, um da» vergessen« Symbol zu hole», daß man noch im letzten Augenblick« vor der Absahrt glücklich herbeibrachte, Stange und Fahne jedes extra, da da« Tuch gut und vorsichtig in Wachstuch verpackt war. Als man auf dem Bahn! Hofe feierlich empfangen, das Wachstuch aufrollte, um die Fahne an der Stande zu befestigen. Hellte eS sich zur allgemn n«n Verblüffung heraus, daß daS Wachstuch ein hübsche» Sommerkleid der Frau de» Präsidenten barg. Wer den Schabernack verübt hat, blieb uner mittelt, aber da» Gelächter soll riefig gewesen sein. s- Der Generallieute nant z. D. Gebhard von Colomb, wel cher bei der preußisch ni Armee von 1835 bi» 187 S Dienste gethan hat; i» Heidelberg. Die Bodenseegürtel- Bah» soll wenigstens am Untersee in nächster Zeit in Angriff genommen werden und zwar soll sie zunächst vo» Ludwigshafen nach Stahringen al» Normalbahn erbaut werden. Aufse hen erregte die zu Messing erfolgt« Verhaftung des aus einer Geschäftsreise begriffenen Inhaber« der Pforzh«imr» Goldwaarensobrik Friedrich Rotacker, der außer mit deutschen Firmen und den hies. Juwelieren vornehmlich mit Ita lien einen nach Millionen zählende« Umsatz machte. D»e Verhaftung er folgte auf Anzeige der Firma Carl« Visconti in Neapel; die ihr von R. im Werth von 60,000 Fr. gelieferten Schmucksachen beständen nicht aus 12-, sondern aus 7-karätigem Gold, manche wären sogar nur vergoldete» Blech. Königreich Sachsen. Aus der Realschul - Bibliothek in Zwickau wurden kürzlich süns bisher unbekannte Kupferstiche von Dürer, Madonnenbilder darstellend, welche di« Jahreszahlen 1508, 1513, 1519 und IS2O tragen, sowie 4 Kranach'sch« Holzschnitte und 3 Kupserstiche vo« HanS Sebald in Nürnberg (1544) vorgefunden. Gelegentlich deS Fest z»geS der Einweihung der neuen Turn- Halle in Deuben wurden durch di« Musik die vor den Wagen de» Gut»be fitzer» Schumann ans Obernaundorf g«> spannten Pferd« scheu. Dieselben gingen durch und durchbrachen den Zug. Sieben Personen, darunter drei Er wachsene und vier Kinder wurden mei stens schwer verletzt. Eins von den Kindern ist schon seinen Wunden erle gen. Bei einem Vogelschießen in dem Gasthofe zu Kalkreuth erschoß der 18- jährige Dienstbursche Kretzschmar in folge leichtfertiger Handhabung eine» Gewehres die 16jährige Tochter de» Gasthofbesitzrr» Seidel. AuS der Rheinpfalz. In Deidesheim herrscht freudige Aufregung. ES hat sich herausgestellt, daß sämmtliche Steuerzahler der Stadt irrthümlicherweise in den letzten Jah ren zu viel Steuern gezahlt haben. Die überschüssigen Beträge werden in diesen Tagen den Bürgern kapitalisirt wieder eingehändigt. Die höchste Summe, die aus einen Steuerzahlei «ntfällt, beträgt drei Pjennige. Ueber das Vermögen deS Bierbrauer meisterS Johann Georg Fuchs in Gernsheim wurde da» KoncurSversah ren eröffnet. -s-Aus Kirchbachermühle der langjährige Schriftführer de» land wirfchaftlichen BezirkScomiteS Zwei brücken, Joseph Hauter. Braunschweig. Anhalt. Lipp«. Wald-ck. Wegen Unterschlagung, die allem An schein nach von ziemlich bedeutendem Umsang sein muß, ist der StationS asfistent Max Fechner von Braun schweig flüchtig geworden. Der jung« Mann lebte ziemlich flott und machte Ausgaben, die zu seinem Gehalt in kei nem Verhältniß standen. Auch den Vorgesetzten war diese Thatsache auf gefallen, und eS stand eine Revision de» von F. verwalteten Kasse bevor. Durch gute Freunde hatte derselbe aber Kennt niß hiervon erhalten und entzog sich der ihm drohenden Verhaftung durch die schleunige Flucht nach Holland. Auf sehen erregte in Boffzen die Verhaftung des jüdischen Kaufmanns B Marien thal in Höxter, wegen Meineides und Wechselfälschung. In einem Anfall« von Schwermuth erhängte sich der Sohn de» Nutzholzarbeiter» Chr. Liesenberg in Stiege. Der Zuzug Fremder be hufs dauernder Niederlassung in Det mold ist im Wachsen begriffen, trotz der regen Baulust z. Zt. herrscht sogar ei» Mangel an Wohnungen. Mecklenburg. Eine neue Industrie, die Fabrikation ! künstlichen Sandstein», will man in Ro- ! stock einbürgern, und bereit» hat eine hiesige Firma ein Patent auf Herstellung ' dieses Materials erworben. Im Be sitz einer Familie in Stavenhazen, di« dieselbe al» Geschenk vom Vater de» l Dichter» bekommen hat, befindet sich j noch die Wiege Fritz Reuter», wie sich ! durch die noch lebenden Angehörigen ! de» Letzteren nachweisen läßt. In ! Warnemünde verließ da» sür die Ham- l burger Rh«d«rrifirma M. G. Amsieck ! erbaut« Stahlvollschiff „Ariadne" den j Hafen, um s«in« «rst« Seereise anzutre- j ten. l Schweiz. In vafrl ist da» Denkmal Jsaat > Jselin'», d«S Begründer» der Gemein- > nützigen Gesellschaft, in Schiniedenhos j ausgestellt worden. Bei schönstem Wttter nahm in Basel daS St. Jakobs- j fest einen erhebenden Verlauf. Di« > Betheiligung seitens der Bevölkerung , war enorm. Beim Denkmal hielt der > Festzug an und Rathsherr Jmhos hielt l eine erhebende Red« zum Andenken - SchlöthS. Die Helvetiastntue erhielt ! einen umflorten Lorbeerkranz. Aus dem Schlachtfeld sprach Dr. Huber, auf da» Münchensteiner Unglück an spitlrnd. Am Abend versammelten sich die Vereine in ihren Lokalen zur Nach feier. —In den Geißflühen ob Lommi»- wyl bei Solothurn wurde eiue große Höhle entdeckt, welch« nach d«n vorge nommenen Messungen und Ausnahmen keinen Zweifel zuläßt, daß man e» da mit einer sogenannten und zwar mit einer der interessantesten Wohnungen von Höhlenbewohnern zu thun hat. In Greuchen erschoß sich Rudolf Schilt von Schangau, Kt. Bern, Holzer. —Zu Schönenwerd erhängte sich der ledige Schreiner Ed.Riederer, einAppen zeller.- 1- In Solothurn Herr Ur» Schneider, feit dem Jahre 1887 Oberförster deS KantonS Solothurn und vorher wäh rend einer Reihe von Jahren KreiSsör ster. Er war ein kenntnißreicher und gewissenhafter Beamter. -f Den 1. Heptember in Romour der Advokat Hr. Robadey. Er gehörte der alten radi kalen Schule an, ging aber zeitweise seine eigenen Wege, ohne auf die Par teiparole zu achten. Er war in der ganzen romanischen Schweiz bekannt durch seine hinr«iß»nde B«r«dtsamkeit. Die Gerüchte über Unterschlagungen eines Angestellten auf einer öffentliche» Bank in Freiburg bestätigen sich. Die selben belaufen sich auf ca. 40,000 Fr. Letzthin feierte die vor ca. 10 Jahren in Altdorf entstandene Sectio« deS schweiz. Grütliverein» ihre Fahnen weihe, wobei verschiedene Nachbarver eine ihre Delegirten nebst Fahnen abge schickt hatten, so unter anderen Bellin zona, Luzern, Perlen, Brunnen -c.; Immenser - Küßnacht fungirte al» Pathin. Bei den Bergbauarbei ten am Gangbach in Schattdorf ereig nete sich ein bedauernSwerther Unglücks fall. Der Werkführer, Rathsherr Jo seph Zwissig von Schattdorf, wurde von einem Steine, der in'S Rollen kam, so unglücklich getroffen, daß er augenblick lich todt blieb. In der Nähe von Jnterlaken wurde der seit dem 12. Au gust vermißte Schneider Christian Mo ser von Aarmühle als Leichnam aus der Aare gezogen. 112 In Brienzwyler Joh. Schildt Sooder, gewesener Amts richter (1846—50), Großrath (1854 bi» 62) Gemeindepräsident. Adel boden hat einhellig beschlossen, die ver langte Subvention von 20,000 Fr. an den Bau einer Frntigthalbahn zu be zahlen. Den ganzen Monat August >st in der Gemeinde Saanen Niemand »erstorben. Oesterreich. Unlängst traf in einem Stadthotel in Wien der Richter am Gerichtshofe erster Instanz in Pest, Mitglied de» Magna tenhanse» Franz Baron SzentkereSztY mit seiner Schwester, der Gutsbesitzerin Anna Gräfin Raday. au» Klausenburg hier ein, um Aerzte zu befragen. Die Gräfin Raday bewohnte ein Zimmer im ersten, ihr Bruder im zweiten Stockwerk. Baron SzentkereSztY blieb Abend bei seiner Schwester und schrieb, ohne daß man ihm irgendwelche 'Aufregung an merkte, mehrere Briefe. Kurz nachdem der Baron sich auf sein Zimmer be geben hatte, hörte da» Gasthospersonal einen Schuß. Man drang ein und fand Baron SzentkereSztY mit durch schossener Schläfe,sterbend auf dem Bo den. Neben dem Regungslosen lag ein noch dreifach geladener vierläufizrr Re volver. Der Tod trat durch Verblu tung im Gehirn sofort ein. Baron SzentkereSztY, ein Mann von etwa fünfzig Jahren, begründete in einem ungarisch geschriebenen offenen Zettel, den er nebst Abschiedsbrwsen hinterließ, seine That damit, daß er keine Aussicht mehr auf Heilung habe. In Linz wurde in dem Hause, wo zu Anfang de» Jahrhunderts der berüchtigte Bank notenfälscher Peter Ritter v. Boor wohnte, bei der eben stattfindenden Nie derlegung unter einer Steinplatte die bei der Verhaftung BoorS seinerzeit vergebens gesuchte Banknotenpresse auf gefunden. An der Stelle, wo v. Boor vor nahezu einem Jahrhundert feine Finanzkünste betrieb, erhebt sich bald der Prachtbau der Allgemeinen Spar kasse, der bedeutendsten Geldmacht Oberösterreichs. —Am 4. October wird in Melk «in schönes Denkmrl zum An denken an eine größere Zahl russischer Soldaten enthüllt werden, welche vor S 6 Jahren ,n Melk aus schreckliche Weise ihren Tod fanden. ES war im Jahre 180 S, als russische Soldaten in der südlichen Bastei de» StisleS einquar tiert waren. Ein großer Theil demsel ben erstickte eine» Tage» durch eigene Schuld, indem die Soldaten unvorsich iigerweise daS Lagerstroh in Brand setzten. Die russische Regierung hat jich nun an die Gemeinde Melk mit der Anfrage gewandt, ob die Begräb liißstatte der russischen Soldaten be kannt sei und ob der Einrichtung eiueS Denkmals auf derselben Hindernisse entgegenständen. Die Gemeinde Melk hat bereitwillig Auskunft gegeben und die Förderung des Unternehmens zuge sagt. Da» auS Granit hergestellte Denkmal wird eine russische und rück wärts eine deutsche Inschrift tragen. Vom ungarischen Finanz minister Wekerle erzählt Pesti Hirlap folgendes Wort: „Der Minister reist öfter aus sein Gut DanoS. Die Lei tung der Eisenbahn, der Linie er so häufig befährt, wollte nun vor Kurzem dem Minist» «in« zarte Aufmerksam leit erweisen, und stellte ihm einen prachtvollen Salonwagen zur Verfü gung. Der Finanjminister lehnte j«. »och die Aufmerksamkeit ab, bestieg ein zewöhnlicheS Coupe erster Klasse und sagte einem Bekannten: „Ich richte mein« Lebensführung so ein, daß eS mir nicht allzuschwer sallen soll, wenn ich einmal aufhöre, Minister zu fein." In Dänemark werden die selbstständigen Mitglieder de» Kö »ig»hause« gleich anderen Sterblichen zur Einkommensteuer herangezogen. Nach der dietjährigen Steuerfeststel lung hat der Kronprinz 600 Kronen, Prinz Waldemar 300 Kronen Einkom mensteuer zu zahlen. Au» Tirol wird berich tet: In den Tagen vom 28. August bi» S. September durchforschten die Fräu lein Frieda und Tilde Tewe» aus Graz die Stubaier GebirgSgruppe und haben dabei nach Versicherung der Führer steirifcher Kletterkunst Ehre gemacht. Nachdem sich die Damen in der Mitte des August von ihrem Standorte „Wllldrast" auS unter Assistenz des Führers Kapferer aus VulpmeS auf der SerloS, der Rockspitze, Patscherkofel und vor Allem auf dem Habicht (10,362 Fuß) bei Nebel und Neuschnee trainirt hatten, erstiegen sie unter he» günstigsten Witterungsverhältnissen am 1. September nach einer nächtlichen Wanderung von der Dresdener Hütte auS unter Leitung deS Führers Rann alter au» Neustist die höchste Spitze der Stubaier Gletscher, daS zum Wilden Psaff gehörige „Zuckerhütl" (11,100 Fuß), zuerst bestiegen von Specht aus Wien 1862 und 186 S von dem engli schen Alpenwanderer Mr. Tuckett. Die Damen nahmen sodann noch die „Psas fenspitze" (10,969 Fuß), die „Schau felfpitze" (11,125 Fuß) und gelangten »ach sechstägiger Wanderung über den „Bildstöckelgletscher" (9,904 Fuß) nach Sulde». Abgesehen vo» einer Entglei sung in eine Gletscherspalte des „Bild stöcke!", die bei gehöriger Anfeilung gefahrlos verlief, ging die Excursion vei wunderbarem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel fröhlich von Stat ten. Allerdings waren die Schnee verhältniffe äußerst günstige und die Aussichten grandios, wie sie der Führer Während seiner 19jährigen Führerschaft nicht erlebt hatte. AuS Budapest wird vom 16. Sept. gemeldet: Hier hat gestern die Schlußverhandlung im Diebstakls proceffe des Blumenmädchens Josefine Baldieri stattgefunden. Das leicht sinnige junge Mädchen hatte ihren eigenen Großeltern einen Betrag von circa 900 fl. gestohlen und das Geld in Gesellschaft von jungen Herren ver praßt. Josefine Baldieri steht gegen wärtig im 19. Lebensjahre und ist eine auffallende Schönheit. Sie durch schwärmte ganze Nächte in Casehäusern zweideutigen RuseS; manchmal unter nahm sie sogar, als Mann verkleidet, ihre Exkursionen. Ihren Hang zu Absonderlichkeiten legte sie auch im Ge fängnisse nicht ab: wegen eines gering fügige» Knochenleiden» ließ sie sich d«n rechten Arm amputiren, und so erschien denn da» durch die zehn Monate lang« Untersuchungs haft ohnedies stark angegriffene Mäd chen als Krüppel vor den Richtern. In der Verhandlung wurde unter An derem festgestellt, daß sie in einer Nacht als Mann verkleidet, im „Kronen"- Casehause 117 fl. auf Champagner ver ausgabte. Vertheidiger (zur Ange klagten): Weshalb hatten Sie damals Männerkleider angelegt? Angekl.: Ich hatte einer Frau ein Rendezvous gegeben. Vertheidiger: Wie soll ich das verstehen? Angekl.: Ich wollte ihr rächen. Vertheidiger: Was für Grund hatten Sie denn zur Rache? Angekl.: Ich vernahm, daß sie mir meinen Geliebten abwendig ge-' macht hatte, obzwar sie eine verhei rathete Frau war. —Vertheidiger: Ist jene Frau zum Rendezvous erschienen? Angeklagte: Jawohl, und ich ver schaffte mir Genugthuung, indem ich sie durchprügeln ließ. Staatsanwalt: Nachdem Sie aber diese Ihrem Ge schmacke entsprechende Genugthuung sich bereits verschafft hatten^. warum besuch ten Sie auch dann nvch in Männertlei der» Unterhaltungslokale? Angekl.: Weil es zur Nachtzeit war und ich nicht nach Hause gehen wollte. Staats anwalt: Vielleicht verfolgte» Sie auch einen andern Zweck? Angekl.: Nun ich wollte mir auch einen kleinen Jux machen. —Nach Anhörung der Anklage- und Vertheidiguugsreden fällt der Ge richtshof daS Urtheil. Laut demselben wird Josefine Baldieri de» Diebstahl» schuldig befunden und zu zwei Jahren Zuchthaus verurtheilt, wovon sechs Mo nate durch die bestandene Untersuchungs haft abgebüßt erscheinen. Im Madrider Provin eial-Krankenhause befindet sich augen blicklich ein« Frau, au» Leon gebürtig, welche am 15. August 1788 geboren wurde und al» ein Beispiel erblicher Langlebigkeit gelten kann. Ihr Vater erreichte nämlich ein Alter von 110 Jahren; der Großvater väterlicherseits wurde 63. die Großmutter aber 105, der Großvater mütterlicherseits 110 und die Großmutter 102 Jahre alt. Die Frau leidet übrigens nur an einer Erkältung, sonst ist sie körperlich wie geistig vollkommen gesund und besitzt ein sehr gutes Gedächtniß, sodaß sie sich mit alle» Einzelheiten der Begebenhei ten aus dem Anfang unseres Jahr- Hunderts erinnert, wie z. B. die Er eignisse des 2. Mai 1808 in Madrid, ein Tag, der dort als Nationalsest ge feiert wird. Sie war in ihrer Jugend Die nerin, dann Wäscherin und ist bis her niemals krank gewesen. Au» Budapest wird g e meldet: I« Frühling dieses Jahres wurden Marqui» Seffevale, Güter direktor Jobinot u.id dessen Gattin auf dem Wege vom Bahnhof« nach ihr«m Gute Vok»zeg im Araber Komital meuchlings angeschossen und schwer verwundet. Nun stellt sich heraus, daß der Mordgeselle von der Förstersgattin Hirsch gedungen wurde, damit ihr Mann di« Stelle deS Güt«rdir«ktorS nach Jobinots Tod« «rhalte. Frau Hirsch hat noch andere Verbrechen aus dem Gewissen. Im letzten Herbst« wollte sie auf den Verwalter de» Mar quis, Namen» Wendling, ein Mord attentat verüben lassen, und al» eine, der für dies« schändliche That gedun genen Banern seine „Mithilfe" verwei gerte, erschoß sie ih». damit er k«in« AuSsag« machen könne. Man fleht noch weiteren sensationellen Enthüllun gen entgegen. Da» entmenschte Weib wurde in Ketten nach Arad gebracht und hat bereit» ein Gestandniß abge legt. 7 »er »tnfl«k de« AettunaO» w«f««». KlauS Groth fagt in der „Deut» sehen Schrift sür Literatur und Kunst-: „Zeitungen find ein nothwendiges Uebel. Mit diesen Worten könvte ich alles aussprechen, was ich aus di« Frage, welche die Ueberschrift ausstellt, aus langjähriger Erfahrung zu ant worten habe. Und dennoch verdanke ich den „Zei tungen" für meinen abnormen Bil dungsgang mehr, als irgend einem Menschen. Lehrer habe ich nicht ge habt, wa» ich lernen und wie ich eS ler nen sollte, daS mußte ich allein heraus finden. Aus Zeitungen, oder sagen wir lieber Zeitschriften, lernte ich, was da mals in den dreißiger Jahren die lite rarische Welt bewegte, denn ein politi sches Interesse gab e» nicht als die Be lagerung der Citadelle von Antwerpen und den Türkenkrieg. Ich war als Fünfzehnjähriger, ge nau wie Friedrich Hebbel, Schreiber in einer Kirchspielvogtei. Kein Mensch kümmerte sich um meine Bildung. Mein Principal sprach, außer Geschäft lichem, kein Wort mit mir. In vielen biographischen Mittheilungen über mich beißt es: in der Bibliothek seines Kirch spielvogts fand der junge Schreiber, wa» er suchte, die Klassiker deutscher Dichtung, Schiller und Goethe. Da» war keineswegs der Fall, nur Lessing'» Nathan und Wielands Agathon fand ich. Nein, diese, Shakespeare, Richard en u. A. suchte und sand ich. nachdem ich aus den Zeitungen gelesen hatte, was ich suchen mußte. Mein Principal war nämlich Abon nent in einem Journalzirkel, und mit und ohne seine Erlaubniß war ich ein ebenso eifriger Leser, wie er. Da» Morgenblatt, die Abendzeitung, Gutz kow'», Laube'S, Kühne'S Zeitschriften waren meine tägliche Lectüre. Goethe'» Tod siel in die Zeit; vielleicht wurde davon in ganz Dithmarschen Niemand so erschüttert, wie der unbekannte klein« Schreiber in der Kirchspielvogtei de» Fleckens Heide. WaS wurde nicht da malS über Goethe geschrieben, sür und wider ihn? Mochte e» recht sein ode, falsch, man lrrntr ihn kennen. Ver. gleiche mit Schiller spannen den Faden weiter, eS war von subjectiver und ob jectiv«« Dichtung die Rede und Streit über Eharakter und verhältnißmäßig« Größe beider Herren, und man lernt, sie lesen mit erneutem Interesse. Aber auch die neue Zeit drängt, herein. Ich las zum ersten Mal etwa» von Heine, e» war seine Phantasie übe, Paganini » Spiel, ich war wie trunkin von dieser berauschenden Prosa. Doch genug. Man steht, daß ich Ur fache hübe, den Zeitschrift«» dankbar zu sein. Nicht blo» al» späterer Poet, denn auch sür wissenschaftliche Studien fand ich hier Anstoß und Richtung, nnd mehr bedurfte ich nicht, ich verstand auf eigene Faust zu lernen. Und nun? Und jetzt? —lch habe allerdings, als ich in fünfjähriger Einsamkeit aus de» Insel Fehmarn meinen Quickborn aus arbeitete, wohl Hunderle von Büchern, aber nie eine Zeitschrift gelesen, auch später noch manche Jahre nicht. Jetzt lese ich täglich, wie ich Brot «sf«, Kaffee, Vier oder Wein trinke, meine Zeitungen, möchte sie so wenig entbehren wie das Andere, aber trotz dem hat sich »ach und nach und immer fester die Ueberzeugung ausgedrängt: „Zeitungen sind ein nothwendige» Uebel." Nachdem der Dichter deS „Ouickborn" sich auch noch über die nicht hinweg zu leugnenden Schäden des ZeitungS wesen» äußert, als deren gewichtigste er die Verslachung deS Geschmackes und die Verschlechterung deS Stils, sowohl bei den Zeitungsschreibern wie bei den ZeitungSlesern bezeichnet, kommt er zu dem folgenden Schlüsse: „Entbehren können wir die Zeitun gen nicht. Wer nicht liest, der lebt nicht. Er ist nicht mit in der Welt und »b er in den Himmel kommt, ist eine Frage. Ehemals stank das freilich an ders wie jetzt." So schrieb mein be rühmter Landsmann KlauS Harm» 1803 in seinem h»rrlichen Volks und Schullehrbuch, dem nun auch schon an tiquirten „Gnamen". ehemals kann ich wiederum gegenwärtig sagen, denn eS ist seitdem doppelt und dreifach wahr geworden: „Wer nicht liest, der lebt nicht. Niemand kann eS hindern, daß gut und schlecht durcheinander gelesen wird. Hoffen wir, daß daS Gute als daS Stärkere zuletzt di« Oberhand be hält." Jägerlatein. Förster: Wa» Sie mir da von dem Maler erzähle«, »er auf einen GlaSteller «in«n Käfer so täuschend gemalt hätte, daß man »laubte, er wackelt« mit dem Schwan», 'st noch gar nicht». Da kannte ich so »inen Allerweltskerl, der malte mir hier nne Fliege aus dem Deckel von meinem Schoppen Allgemeine Frage: Wo »,nn? Förster: Si« ist davongefl»- >en! Eingegangen. Zwei Ge schäftsreisende wohnen in einem Hotel >»nd machen t» gleicher Zeit »n entgegen ß«s«tzt«r Richtung einen Abstecher. Der Hausknecht, mit dem Expediren d«r bei beii Musterkoffer beaustragt, v«rwechs«lt dits«lbi»; d«rjenige de» » geht in der Richtung dt» B und umgekehrt. Der hau»knecht merkt d«n Irrthum nach Abgang d«r bridrn Züge und da er fürchlet, daß solche Nachlässigkeit seine Entlassung z»r Filg« hab»» könnt«, b«- fchli«ßt «r, die betreffend«» Reisenden d«i ihrer Rückkunft höflichst z» ersuch««, km Hotelier nicht« bo» de« «ersehen Mitzutheilen. Nachdem die beiden Her ten Abend» wi«d«r retour gekommen tnd sich begrüßt batten, renommiren sie «egenseitig von dem großen Geschäft, da» sie heute erzielten da gesellt sich zu ihnen der Hautknecht und trägt ihnen »ein Leid vor. Beide Reisende sehen sich erstaunt an e» hatte bi»her kei ,«r d«n Irrthum gemerkt.
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