s "»»««scheüithnUche «ffe». Veränderungen im Knochenskelett, sie nicht das Wachsthum bedingt, son dern die Folge äußerer Einwirkunge» »der KrankheitSvorgänge sind, die sich am Knochen abgespielt haben, hinter lassen für immer mehr oder weniger deutliche Merkmale, aus denen sich die Natur des Leidens später noch erkennen läßt. Diese Kenntniß benutzte Etienne Rollet, wie man nach der „Revue Scientifique" schreibt, um aus solchen Veränderungen an den Skeletten men schenähnlicher Affen auf KrankheitS vorgänge zu schließen, denen diese Thiere im wilden Zustande und unter ihren na türlichen Lebensbedingungen am mei sten unterworfen sind. Von den 79 Skeletten menschenählicher Affen, di« die Sammlungen und Museen Frank reich» beherbergen, und die Rollet sür feine Zwecke zu Rathe zog, stammten 42 »on Schimpansen, 26 vom Gorilla und 11 vom Orang-Utang. Tie Verände rungen, die wahrgenommen wurden, befanden sich meist an den Skeletten von älteren Thieren, während 24 Skelette von jungen nichts Auffälliges erkennen ließen. Bezüglich de» Knochenwach»- thumS ließ sich feststellen, daß eS sich unter denselben Gesetzen vollzi»ht, wi« dein» Menschen. BemerkenSwerth ist aber, daß die Merkmale von Knochen brüchen, die allerdings gut und ohne die Gebrauchssähigkeit der Glieder zu be schränken, geheilt waren, sich nur beim Schimpansen und Orang-Utang sanden, während der Gorilla wieder auffallend häufig deutlich ausgesprochene Erschei» NU ge l rheumatischer Knochenerkran kungen zeigte, die deim Schimpanse» und Orang-Utang sehlen. Diese auf fällige Thatsache ließe sich vielleicht aus der verschiedenen Lebensweise der Thier« erkläre». Nach den Berichten der Reisenden hält sich der Gorilla meist an dem Erd boden auf, verbringt die Nächte nieder« gvhockt am Fuße eines Baumstumvses. bewohnt mit Vorliebe dichte feucht« Wälder und zieht das Halbdunkel dem hellen TcgiSlicht vor, während der Schimpanse als gewandter Kletterer im lichten Gehölz auf dem Gebirge, und der Orang von Baum zu Baum wech selt, ohne jemals auf den Boden zu tommen; beide leben also in den Gi pfeln der WaldeSriesen in einem Ueber fluß schönster Luft, und der Orang be deckt sich, wenn er schläft, mit Zweigen und abgerissenen Blättern, wie man be hauptet, um sich gegen die Nachtkühle zu schützen. In dieser verschiedenen LebenSweis« könnte wohl die auffallende Verschieden heit der Knochenleiden bergründet sein; bei den auf Bäumen lebenden Brüche und ausschließlich bei dem meist auf d»i ?rde lebenden Gorilla ( die rheumatischen Knochener krankungen, an denen ja der vorge schichtliche, Höhlen bewohnende Mensch ten Haben soll. Auch die Knochenvcr- Änderungen infolge entzündlicher Vor gänge (Knochenhautentzündung, Kno chenfraß n. s. w.) zeigten dieselbe Er scheinungsform wie beim Menschen; allerdings ließ sich die Frage nach der veranlassenden Ursache naturgemäß nur unsicher beantworten; in zwei Fällen lagen jedoch mit Bestimmtheit tuberk». löse Knochenerkrankungen vor. Das Vaterland dieser großen Affen (Schimpansen und Gorilla), die unge heuren Wälder des westlichen Afrika, beherbergen also dieselben Krankheits erreger, die uns umgeben, und wenn alle jungen menschenähnlichen Affen in unseriln Klima an Lungenschwindsucht l« Grunde gehen, so darf man hiernach »nnehmtn, daß dasselbe ebenso oft in ihrer eigenen Heimath vorkommt. Die Sbrigen Fälle von Veränderungen durch Knochenhautentzündung u. f. w. schienen ihre Veranlassung in alten eiternden Geschwüren zu haben, besonders das Schienbein war, wie beim Menschen, auffällig als LieblingSort bevorzugt. Lassen überhaupt die beobachteten Fälle einen Vergleich auf die Häufigkeit des Borkommen» der verschiedenen Knochen leiden beim menschenähnlichen Affen zu, so müßten allerdings die Affen außer ordentlich häusig von solchen Leide» heimgesucht werden. Scheiden und Meioen. Nicht nur Bücher haben ihre Schicksale. Eine ganz eigenartige Fülle dramati scher Berwickelungen und Zufälle hat, so wird aus der Rheinpsalz geich icben, ein Briestaubenpaar zu verzeichnen, das sich dieser Tage auf einer delanntcn pfälzischen Briestaubenstativn nach mehr al» jadrelanger Abwesenheit wieder eingestellt hat. Im Monat Mai des vorigen JahreS wurde dieses Paar in Bremerhaven ausgelassen. Durch starke Winde, Höhenrauch und sonstige widrige Umstände verschlagen, wurde die Taube am Strande der Ostsee einge fangen, während der Täuberich bis zum Januar bei Uälte und Schnee umher irrte und schließlich in Belgien ausge sangen wurde. Der Besitzer der Taube ließ sich einige Monate später aus Bel gien eisen Täuberich gleicher Rasse und Farbe kommen und erstaunte nicht wenig, al» er beim Zusammensparen der beiden Thiere ganz ausfallende Freudeäußerungen an ihnen wahrnahm. Er versah nun die beiden TaubK mit keinem Firmenstempel und ließ si« tan«, u» der Hoffnung, daß sie sich zusammen halten würden, ausfliegen. Zu seiner großen Betrübniß kehrte da» Tauben paar jedoch nicht zurück, dafür langte nach Einigen Tagen au» der Rheinpfalz ein Brief an, in welchem ihm der alt» Besitzer mittheilte, daß seine beiden Tauben, die ihm schon lange gefehlt Hittten, mit seinem Firmenstempel ver sehen, wohlbehalten aus ihrem heimath lichen Schlage wieder angekommen seien; er danke bestens für die gute Ver pflegung. DaS auffallende Benehmen der Thiere bei ihrem Wiedersehen war dem Norddeutichen hiernach kein Räth sel mehr. Das erstaunlich« Gedächtniß der Tauben in der Aussindung der Hei math hatte ihn aber um den ihm liebge- Dordeueu Besitz gebracht. »ovpelled««. Erzählung -u» dem ameri laqischen Leben. „Wa» sür ein grauenhafte» Wetter!" rief Mr. George Walkott, ein kräftiger Herr in der Mitte der vierziger Jahre, und wandte sich von dem Fenster, an welchem er mehrere Minuten gestanden, dem Tisch zu, in dessen Nähe seine Frau in einem Wiegenstuhle saß. „Ich bin nur froh, daß ich nicht nöthig habe, heute noch da» Hau» zu verlassen. Hörst Du, wie es regnet, Frances? Und der Wind ist so stark, daß er einen krästigen Mann umwerfen kann!" „Ich zweifle nicht daran, denn frlten «arbeitet der Sturm so mit den Fenstern, wie heute Abend," erwiderte die Ange redete, während sie da» Buch, in dem sie bis dahin gelesen, in den Schooß sinken ließ. „Es liegt doch ei« sehr angenehmes Gesühl in dem Bewußtsein, daß das schlechte Wetter un» wenig anhaben kann; ich würde jedem Sturm Trotz bieten, der den Frieden diese» Hansei stören wollte! Mit Dir, Frances, und einem guten Feuer im Kamin kann ich mich nicht anders, al» ganz gemüthlich sühlen," suhr Mr. Walkott sort und warf einen zufriedenen Blick auf da» elegant eingerichtete Gemach. MrS. Walkott öffnete die Lippen zu einer Antwort. Bevor sie jedoch spre chen konnte, trat eine Dienerin in'S Ge mach und meldete: „Unten im Haus flur ist ein Knabe, der mit Ihnen, Herr, zu sprechen wünscht." „Führe ihn herauf," befahl Mr. Walkott. Doch schon im nächsten Mo ment rief er, die soeben ertheilte Wei sung zurücknehmend: „Nein, er mag unten bleiben; ich werde zu ihm gehen und hören, was er will." Er hatt« sich während der letzten Worte erhoben und verließ das Zimmer. Dem im Grunde seines Herzens wohlwollenden und mitleidigen Manne war der Ge danke gekommen, der Knabe möge seine Hilfe in irgend welcher Art in Anspruch nehmen wollen, und er hatte überlegt, daß e» gerathener sei, seine Frau d«n Bericht über Elend und Noth nicht hören zu lassen. Obgleich der Laut der Stimmen Mr». Walkott's Ohr durch di» offen ge bliebene Thüre erreichte, zeigte sie keine Neugierde zu wissen, wer der fremde Knabe sei und was er wolle. In dem Augenblick, al» ihr Gatte das Gemach verließ, fielen ihre Arme schlaff zur Seite herab, und ihr Kops sa«k an die Rücklehne des Stuhle», während ein tieser Seufzer ihrem Munde entströmte: ihre großen, grauen Augen starrten auf de» Teppich unter ihren Fußen, und ihre breite weiße Stirne lag in tie fen Falten. So sah sie, bis das Ge räusch der sich schließenden Hansthüre sie aus ihrer Versunkenheit riß; fie er griff hastig das Buch und schien in das selbe völlig vertieft zu sein, als ihr Ge mahl eine Minute später eintrat. „Wer war es," fragte sie, ohne aufzublicken. „Das ist eine höchst sonderbare Ge schichte!" antwortete George kopfschüt telnd. „Ein Knabe, noch ein halbes Kind, kam hierher, um sich nach seiner Mutter zu erkundigen. Er behauptete, daß ich der Berather derselben in allen 'ihren Geschäftsangelegenheiten sei, und ich bin dessen sicher, daß ich in meinem ganzen Leben »och nie von einer Frau gehört habe, die sich MrS. Wardrop nennt!" In dem Augenblick, in welchem die ser Name über seine Lippen kam, sprang FranceS von ihrem Sitze aus und sprach heftig: „Warum verlangte der Knabe nach seiner Mutter?" „Er erzählte mir, seine kleine Schwe ster sei Plötzlich krank geworden aber was ist Dir, Liebchen?" Mr. Walkott blickte erschrocken auf seine Frau, die, leichenblaß im Gesicht, ihn mit Augen ansah, aus welchen die Angst sprach. „Es ist nichts! entgegn-te sie und machte die'lgrößte Anstrengung, ihr» Rühe wiederzugewinnen; „ich fühle mich ganz wohl! Aber ich mnß zu dem kranken Mädchen, um nach demselben „Was? Du beabsichtigst, Dich zu ganz fremden Leuten zu begeben? Und noch dazu in solch' fürchterlichem Wet ter?" rief der Gatte kopfschüttelnd. „France?, ich sanze an, zu fürchten, daß Du Deinen Verstand verloren hast." „MrS. Wardrop und ihre Kinder sind keine Fremden für mich! Ich kenn« dieselben schon seit langer Zelt." „Aber, FranceS, ich habe Dich nie von dieser Dame sprechen hören; wo hast Du sie kennen gelernt und wer ist sie?" „MrS. Wardrop ist «ine alte Freun din von mir; ich habe als Mädchen mit ihr lange dasselbe Zimmer bewohnt, und es ist meine Pflicht, ihre Kinder auszusuchen, wenn sie krank sind." „Ich sehe es nicht gern, daß Du in diesem Sturme das Hau» verläßt!" „O, ich mache mir nichts aus dem schlechten Wetter," erwiderte MrS. Walkott, mit ihren zitternden Fingern an der Uhrkette spielend. „Ich bitte Dich, George, widersetze Dich nicht mei nem Vorhaben! Ich weiß, sie werden mich erwarten l die Kinder betracht«» mich wie ihre Mutter." „Wo wohnt denn diese Mr». War drop?" fragte der Gemahl. „Draußen in Hartem, antwortete France», während sie bereit» da» Lim mer verließ, um Weisung zu geben, daß der Kutscher anspanne. AIS sie eine Biertelstunde später, i» einen weiten Regenmantel eingehüllt, die Treppe herabkam, stand ihr Gatt« an der Hausthüre im Korridor, mit dem Hut auf dem Kops und dem Ueber »ieher ans dem Arme. .Ich denke, daß ich Dich begleiten muß, France?/ sagte er, ihren erstaunten Blick bemerkend. .Nein! Ich wrrdt dazu n'.än ,n-in« Einwilligung geben!'' entgegnete sie i» sehr bestimmter Weise; „Deine Beglei tung würde ganz zwecklos sei«. Und dann, die Fahrt bei diesen, Wetter wär« für Deine Gesundheit schädlich »nd würde Dich leicht einem neue« Sichtan fall aussetzen.' Si» hatte h«stig ge sproch«n, und devor ihr Gemahl noch «inen Widerspruch laut werden lassen konnte, hatte sie die HauSthür geössnkt und wi«der hinter sich geschlossen. In der nächsten Minute hörte man, wie der Wagen schnell davonfuhr. „Das sieht France» ganz ähnlich!" sprach Mr. Walkott vor sich hin, al» er wieder nach dem Wohnzimmer schritt; „in keine» WeibeS Brust schlägt ein liebevolleres und gütigeres Herz, als da« ihre. Ich darf den Tag segnen, an dem ich sie geheirathet habe." Nichtsdestoweniger war George Wal kott» Berehelichung in den Augen seiner Freunde der gewagteste Schritt seines Lebens gewesen. Er war Ingenieur und der Inhaber eine» angesehenen Brückenbau-Geschäftes in New Aork. Al» solcher hatte er vielfach in selbst entfernten Theilen des Landes zu thun und mußte sich ost ta gelang an Orten aufhalten, die sonst wenig Anziehungskraft sür ihn besaßen. Eine» Abends, während er sich in einer der größeren westlichen Städte Ohio» befand, ging er, um die Zeit hinzubrin gen, nach einer Musikhalle, in welcher daS erste von drei Concerten, die eine reifende Sängergesellschaft dort geben wollte, stattfinden sollte. Die erste Sopranistin erregte sofort bei ihrem Auftreten sein ganzes Interesse; er hielt sie sür das weitaus schönste Weib, das er jemals gesehen, und ein gewisser leidender Ausdruck in ihrem Auge rührte sein Herz. Er besucht« auch daS zweit« Concert, aber nur, um FranceS Robin wieder fingen zu hören und sich an ihrem An blick zu erfreuen. Nach Beendigung der Vorträge veranlaßte er den Kapell meister, dessen Bekanntschast er inzwi schen gemacht, ihn der jungen Dame vorzustellen. Ihr von einer gnlen Erziehung zeugendes Benehmen und ihre geistreichen, w nn auch in be scheidener Weise gegebenen Antworten verstärkten den günstigen Eindruck, den ihr schönes Gesicht und ihre klangvolle Stimme schon vorher auf ihn gemacht hatten. Er bedauerte, daß seine ge schäftlichen Pflichten ihn schon am näch sten Tage zwangen, von jenem Orte ab zureisen. Zwei Monate später mußte Mr. Walkott nach einer der nördlich gelegenen Städte des Staates New Aork reisen, und der Zufall wollte eS, daß gerade in dem Augenblick, als er vom Bahnhof nach einem nahen Hctel s hritt, ein Zet tel an die hierzu bestimmte Fläche eines Hanfes geklebt wurde, in welchem das Auftreten FranceS RobinS in einem Concert angekündigt wurde, das an demselben Abend stattfinden sollte. Es war ganz selbstverständlich, daß er hin ging; aber statt des erhofften Vergnügens brachte ihm der Abend nur Schmerz, denn in dem Moment, als die Sängerin ihren Vortrag beginnen wollte, versagte ihr die Stimme. Fran ceS war erbleicht; aber nach wenigen Secunden machte sie einen zweiten Ver such, zu singen, der jedoch in einem Schrei so voll Schmerz und Verzweif lung endete, daß die Augen Aller, die denselben hörten, sich mit Thränen füll ten. Tann fchritt sie nach rückwärts, aber sie wankte und wäre niedergestürzt, wenn der Hinzufpringende Jmpressario der Gesellschaft sie nicht in seinen Armen aufgefangen hätte. Ohne das mindeste Vorzeichen hatte sie die Fähigkeit, zu fingen, verloren. Am nächsten Tage suchte George' die Sängerin in ihrer Wohnung auf, und obgleich sie sich anfangs ganz entschieden weigerte, ihn zu empfangen, gelang es. ihm durch seine Beharrlichkeit, sie zu sehen. Er verweilte eine ganze Stunde bei ihr und suchte sie nach Möglichkeit zu trösten; aber ihre Verzweiflung schien, statt sich zu vermindern, noch zrößer zu werden. Tage vergingen, während deren FranceS stundenlang bleich und bewe gungslos auf dem Sopha in ihrem Zimmer im Hotel lag; die Thränen canncn dabei unnnterbrochen an ihren Wangen herab und ein Ausdruck der gröhlen Qual lagerte auf ihrem Antlitz. Mr. Walkott fürchtete, sie würde den Verstand verlieren, und sein Mitgefühl für die Unglückliche halte schließlich die Wirkung, daß er ihr einen HeirathS anlrag machte. Frances bat zwar um drei Tage Bedenkzeit; nach Ablauf derselben beglückte sie aber ihren An beter dadurch, da s sie seine Hand an nahm. Mr. Walkott hatte den hastigen Zchritt bisher während der zweijähri gen Ehe nie bereut, denn Frances war eine vorzügliche Hausfrau, bescheiden in ihren Ansprüchen und stets liebenswür dig; er lielte sie auch, wie es Männer thun, die ihr Herz nur einmal im Leben verlieren können. Aber er wünschte ost, sie wäre lebhafter und aufgeräun-- ler; eS bekümmerte ihn, ihr Gesicht so oft bewölkt zu sehen und in ihren Au zen eine nicht zu verscheuchende Schwer muth zu lesen. „Sie kann den Verlust ihrer Stimme nicht verwinden," sprach er häufig zu sich selbst; „ich würde mein halbes Vermögen dem Heilkünstler ge ben, der ihr wied«r zu ihrer Stimme verHelsen könnte!"' Jedesmal, wenn er verreisen mußte, erfaßte ihn ein Bedauern über dies« Nothwendigkeit, und während seiner ost mehrere Wochen dauernden Abwesenheit erfüllte ihn die Sehnsucht nach seinem geliebten Weibe. Sein Geschäft hatte aber ln den letzten zwei Jahren bedeu tend an Ausdehnung gewönne» und hielt ihn sehr ost von Hause fern. Aber auch France» weilte zu diesen Zeiten nicht in der Stadt; am Tage »ach seiner Abreise theilte sie ihm jedes mal mit, daß sie beabsichtige, sich bis zu seiner Rückkehr bei einer Freundin, einer MrZ. k>enstall, die in Greeirville in New Jersey wohnte, auszuhalten. Sie schien eine außerordentliche Rei nting kür diese Dame zu empfinden, ob gl:ich ihr Ga'.te diese Freundschaft nicht verstehen konnte, denn obzwar er Mr». Tunftall nur ein einzige» Mal gesehen, konnte er doch beurtheilen, daß sie in leiner Weise zu France« passe. Wäb rend die Letztere Bildung vesaß und sich elegant bewegte, war die Erstere ein äußerst gewöhnliches, schwatzhaftes und langweiliges Weib mit ungebilde ten Manieren; dieselbe konnte nur ab stoßend wirken, und er wunderte sich, daß seine Frau si: so ost besuchte. Bis her hatte er sich >edoch ihrem Vorhaben noch nie widersetzt: er liebte sie zu sehr, um ihr die Erfüllung ihrer Wunsche zu versagen. Der Wagen, mit welchem Frances sortgesahren war, kam allein zurück, und der Kutscher meldete seinem Herrn, Mr«. Walkott würde erst am nächsten Tage zurückkehre». Des Morgens mußte George sein Frühstück allein einnehmen ; dann begab tr sich nach seinem Geschäfte in der un tern Stadt. Als er jedoch gegen Abend nach Hause kam, sand er FranceS seiner im Wohnzimmer wartend. „Nun", fragte er, nachdem er sie begrüßt hatte, „warst Du bei dem kranken Kinde von irgend welchem Nutzen?" „Ich bin überzeugt, daß dies der Fall war," antwortete die Gattin." Ich hosfe, daß Du mich nicht allzusehr ver mißt hast." „Ich entbehre Dich stets ungern, Frances! Offen gestanden, ich wundre mich jetzt oft, wie ich bis z» unserer Verheirathung obne Dich zufrieden leben konnte!" versetzte George, feine Frau küssend. „Wie besand sich das Kind, als Du es verließest?" „Es geht dem Mädchen besser; sie schlief, als ich fortging." „Und hat der Knabe seine Muttsr gefunden?" fuhr Mr. Walkott fort. „Es erscheint mir so sonderbar, daß er nicht wußte, wo er sie zu suchen hat." „Sie ist gezwungen, meistens von den Kindern entfernt zu sein," antwor tete Frances in ruhigem Tone. „Eine geheimniß olle Frau, diese Mr». Wardrop!" rief George. „Also Du kanntest sie bereits vor unserer Ver heirathung?" „Ich sagte Dir bereits gestern, daß dem so ist und daß wir seit viele», vie len Jahren auf's Engste befreundet sind!" „War oder ist sie eine Coiicertsänge rin, wie Du es gewesen, meine geliebte Frances?" „Ja, ihr Loos war ein sehr hartes," antwortete Mrs. Walkott. Aber frage mich nicht mehr über sie. George; eines TageS wirst Du AllcS, was sie trifft erfahren." „Nun, ich bin überzeugt, daß sie Deiner Achtung und Zuneigung würdig ist," versetzte der Gatte ernst. „Du weßt, daß ich Deine Mildthätigkeit nicht beschränke; hilf ihr, wenn sie in Noth ist, so weit, wie es Dir passend erscheint, mein Liebchen!" „Ich weiß, daß Du die Güte selbst bist," erwiderte FranceS, an ihn heran tretend und ihn küssend ; „keine Frau aus der Welt kann einen besseren Gatten haben!" Am nächsten Tage, als Mr. Walkott von der Hochbahnstation a»S seinem Geschäftslokal zuschritt, begegnete er dem Knaben, welcher zu ihm gekommen war, um noch Mrs. Wardrop zu fra gen. Derselbe würde an ihm vorüber geschritten sein, ohne ihn wiederzuerken nen ; aber George legte seine Hand aus dessen Schuller und sagte: „Hallo Klei ner! Wie befindet sich Deine Schwe ster?" „Ich danke, Herr; Josie ist beinahe wieder ganz gesund," antwortete das Bürschchen. „Ich bedaure übrigens sehr, Sie belästigt zu haben! Die Mut ter hat mich dafür ausgeschalten, daß zu Ihnen gegangen bin; aber ich wußte wirklich nicht, wo ich sie suchen sollte, und dachte, Sie könnten mir dar über Auskunft geben, wo sie singe. Si« ist eine Coiicertsängerin, mein Herr, ind reist als solche von Stadt zu Stadt so daß wir nie genau wissen, wo fie g>ride weilt; sie kommt auch nie mals nach Hause, außer wenn sie kein Engagement hat." „Unter welcher Obhut befindet Ihr Kuch denn in Eurer Mutter Abwesen heit?" „Sie hat eine alte Frau gemiethet, die bei uns ist," war die Antwort, und seinen Hut ziehend, eilte das Bürschchen fort. .Diese geheimnißvolle MrS. Ward eop!" murmelte der Brückeningenieur vor sich hin, während er seine Office betrat. „Ich bin eigentlich neugierig su Wissen, wie der Kleine dazu kam, vorgestern Abend zu behaupten, ich be sorge die GeschästSangelegenheiten sei ller Mutter." An demselben Abend, al» er mit sei i»er Frau bei der Mahlzeit saß, sagte er: „Ich begegnete heute jenem Knaben, Frances." „Welchem Knaben?" „Demjenigen Deiner besten Freun »in, der Mrs. Wardrop. Er ist ein »ettrZ und lluges Bürschchen; «r er zählte mir, daß seine Schwester beinahe vieder gesund sei." „Ich sreue mich dessen sehr," versetzte KranceS ru >ig. „Doch um am etwas KndereS zu tommen, Georg«, darf ich nir die Frage erlauben, wann Du wie »er zu reisen gedenkst?" „Bist Du so begierig, mich auf einige läge lo» zu sein?" entgegnete Mr. Waltott lächelnd. „Ich bedaure sehr, Vir mittheilen zu müssen, daß ich bereits morgen fort fahren muß; ich erhielt nne Depesche, die jeden längeren Aus schub verbietet." „Du wirst doch nicht lange vom Hause »bwesend sein, George?" „Bis zum nächsten Sonnabend, und ich hoffe, Du wirst während dieser Zeit Nich nicht zu einsam fühlen, France». Nach GreenviS« wirst Du doch in der jetzigen JahreSjeit nicht gehen wollen; i« ist draußen schon langweilig genug im Sommer, im Winter muß es ge radezu schrecklich sein!" „Nicht für mich!" „Du mußt ein außerordentliches In teresse für Mr?. Tunstall haben, um sie im Winter zu besuchen; ladest Du sie nicht ein, einige Zeit bei Dir hier in dek Sladt zu verbringen? Ich denke, dies würde für Euch Beide viel angenehmer sein, und außerdem schul dest Du ihr doch die Erwiderung sür ihre vielfach Dir erwiesene Gastsreund scha't während der verflossenen zwei Jahre, die wir verheirathet sind." „Ich will sie sür später zu mir ein lade», aber nicht jetzt." entgegnete FranceS; „bitte, laß mir meinen Wil len !" Mr. Walkott lächelte und sagte: „Thue. n»S Du willst, Liebcken." - Am nächsten Morgen reiste er ab, nachdem er seiner Frau nochmals ver svrochen hatte, den kommenden Sonn abend wieder zu Hause zu sein. Am Ziel seiner Reise angelangt, fand er. daß sich seine Geschäfte glatter und schneller abwickelten, als er erwartet hatte, »nd daß er bereits am Freitag wieder in New Aork sein konnte. Wäh rend der Rückfahrt bedauerte er beinahe sein verfrühtes Eintreffen, denn e» schien ihm, daß sein Heim ohne France», die noch bei Mrs. Tunstall wohnte, ihm recht einsam vorkommen würde. Als er in Jersey City anlangte, kam ihm plötzlich «in eigenthümlicher Gedanke; warum sollte er nicht direkt nach Green ville fahren und sie abholen? Dies würde sür seine Frau jedenfalls eine sehr angenehme Ueberraschung sein, zu mal er glaubte, sich überzeugt halten zu dürfen, daß sie ihres Aufenthalts in dem kleinen Orte bereits überdrüssig sein müsse. Fünf Minuten, nachdem ihm dieser Gedanke gekommen, saß er bereits in einem nach jenem Dorfe ge hend,m Straßenbabn-Wagen. Zn Greenville ging er die völlig mit Schnee bedeckte Hauvtstraße hinaus, ohne einer einzigen Person zu begeg nen, bei der er nach der Wohnung der Mrs. Tunstall hätte forschen können, und er fragte sich kopfschüttelnd, wie seine Frau es hier beinahe eine ganze Woche aushalten könne. Endlich stieß er auf ein paar Knaben, die sich mit Schneeballwersen belustigten; bei diesen erkundigte er sich nach dem Hauc, in welchem tue Freundin seiner Gattin lebte. Einer der Kleinen führte ihn in eine schmutzige Nebenstraße, und wies nach einem sich in schlechtem baulichen Zustande befindlichen, hölzernen Häus chen; dann eilte derselbe zu seinen Spielkameraden zurück. Zu seinem Erstaunen fand George das HauS vollständig geschlossen, und ein Mädchen, das aus dem Nachbarge bäude trat, theilte ihm mit, daß Mrs. Tunstall bereits seit einem ganzen Mo nat verreist sei; dieselbe halte sich bei Freunden in New Aork auf. „Das war ein Reinfall!" sprach er vor sich hin, als er zur Pferdebahnstation zu rückschritt; wie wird FranceS über mich lachen, wenn sie von meiner verfehlten Fahrt hört! Aber es ist doch sonder bar, daß sie nichts davon wußte, daß ihre Freundin in der Stadt ist!" Als Mr. Walkott jedoch zu Hause ankam, fand er die Zimmer dunkel und kalt; seine Frau war noch abwesend und die Dienstmädchen konnten ihm keine Auskunft über sie geben. „Es ist recht eigenthümlich," dachte er, „daß FranceS nicht nach Hause zurückgekehrt ist, nach dem sie MrS. Tunstall nicht angetroffen. Vielleicht hat sie sich zu den Kinder« der Wardrop begeben. Er hatte seinen Aerger beinahe ver gessen, als ihm am Nachmittag des nächsten Tages in seiner Privatosfice eine Dam« gemeldet wurde. Die in der nächsten Minute Eintre tretende war Mrs. Tunstall. „Ich ging soeben durch diese Straße und sehe zu fällig Ihr Firmenschild, Mr. Walkott," begann sie; „da dachte ich, ich wollte einmal bei Ihnen vorsprechen, um mich nach dem Befinden Ihrer Frau Gemah lin zu erkundigen. Es ist schon lange her, daß ich sie nicht gesehen habe." „Warum besuchen Sie nicht mein« Frau? FranceS würde erfreut sein, Sie bei sich zu sehen," erwiederte der Ingenieur. „Wenn ich noch di« nöthige Zeit hierzu finde, will ich eS thun. Sie müssen nämlich wissen, daß ich mich beeilen muß, wenn ich mit dem Ordnen meiner Angelegenheiten bis zu meiner in drei Tagen stattfindenden Abreise nach Omaha fertig werden will. Mein Sohn, zu dem ich gehe, kommt mir bis Chicago entgegen und aus diesem Grunde muß ich zur bestimmten Zeit abfahren." „Gedenken Sie für immer dort zo bleiben?" .Ja." „Dann beabsichtigen Sie wohl, Ihr Haus in Greenville aufzugeben?" „Sicherlich, e» steht bereits seit einem Monat zum Verkauf, aber ich glaube, es wird recht lange dauern, bis es an den Manu gebracht ist, denn es liegt leider in einem ziemlich vernachlässigten Theile des Dorfes." „Ich muß gestehen," sagte Mr. Wal kott, „daß schon der ganzeOrtan und sür sich aus mich niemals einen günstigen Eindruck gemacht hat, und ich wunderte mich deSbalb auch oft, wie meine Frau so häufig nach dort zum Besuch fahren konnte; aber natürlich ihre Zuneigung für Sie —" „Sollte Ihre Gattin mindesten» ver anlaßt haben, bei mir auf einige Minu len vorzusprechen," fiel ihm die Dame erregt in's Wort. „Können Sie nnr sagen, wen Mr». Walkott in Greenville besucht hat?" „Ich versteh» Sie nicht Mr». Tn«- ßall," versetzte George, dessen Ant litz das größt« Erstaun«» z«>gt«; „ich dachte immer, meine Frau fahre zu Ih nen." „Dann waren Sie in einem großen Irrtlium besangen; ich habe Ihre Frau feit länger als einem Jahre nicht ,«sehen." sie sich denn nicht im letzten hervst drei Wochen bei Ihnen aufge hallen?" „Nein," antwortete die Dame; „Sie müssen m-iien Namen mit einem an der-' i i-r,t>>ch ,-ln " Mr. o:t iprang «>>>f ein svderst Thema üöer, aber seine Geoanke» blie be» an dem soeben besprochenen hasten, und nachdem sich der Besuch entfernt, verschloß er die Thür hinter demselben, um ungestört Überlegen zu können, wa? er nunmehr zu thun habe. Erst spät begab er sich nach.pause. Frances war inzwischen zurückgekehrt und eilte dem Galten in den Hausflur entgegen, um ihn zu begrüßen. Als sie ihr Antlitz seinem Munde näher brachte, um den üblichen Kuß zu empfangen, drängte er sie jedoch beinahe mit Ge walt zurück; er schritt daraus, ohne ein Wort zu sprechen, mit finsterem Gesicht nach seinem Arbeitszimmer und machte die Thüre hinter sich zu. Jeder Schimmer von Farbe wich aus dem Gesicht der Frau; eine Minute lang stand fie wie zu Stein erstarrt da. dann schlug sie mit einem lauten Auf schrei die Hände über dem Kopfe zu sammen, und in klagendem Tone kam es über ihre Lippen: „ES ist gekom men! Es ist endlich eingetreten, WaS ich so lange befürchtet habe! Was soll ich thun?." Nach einer geraumen Weile hatte sie sich einigermaßen gesaßt und schritt, wenn auch noch immer mit leichenblas sem Antlitz, zu der Thür des Arbeits zimmers. Als sie dieselbe öffnete, sah sie ihren Mann bewegungslos, die Arme auf den Tisch gestützt und daZ Gesicht in den Händen vergraben, da sitzen ; er rührte sich auch nicht, als sie an ihn herantrat und die and aus seine Schulter legte. „Ist etwas Besonderes vorgefallen, George?" fragte sie mit sonderbar ruhi ger Stimme. „Ja," erwiderte der Angeredete, in dem er ausspranz und sie mit vor Zorn glühenden Augen anblickte, „ja e» ist etwas Besondere» vorgefallen. Ich habe auSgefunden, daß die Frau, welche ich wie mein Leben liebte, eine wan delnde Lüge ist! Du hast mich grausam getäuscht; ich weiß zwar nicht, welche» Deine Beweggründe dafür waren, aber ich bin mir dessen bewußt, eine derar tige Behandlung von Deiner Seite nicht verdient zu haben!" Etwa eine Viertelstunde herrschte im Zimmer vollständiges Schweigen, bis dasselbe schließlich durch Mr. Wal ko» unterbrochen wurde. „Ich sehe, Tu hast nicht einmal eine Entschuldi gung für Deine Aufführung," kam es in bitterem Tone aus seinem Munde. „Du machtest mich zu Deinem Narren und fühlst nicht einmal Reue über den Schmerz, den Du mir durch Dein« Täuschung verursacht hast!" In diesem Momente wandte sie sich ihm wieder zu mit einem Gesicht, das so verstört und entstellt anSsah, daß er erschrocken zurückfuhr: „So höre denn!" sprach sie, „ich werde Dir Alles erzählen, und dann, wenn es Dir beliebt, weise mich für immer aus dem Hause. Ich werde mich über den Urteilsspruch, den Du über mich fällst, nicht beschweren, so streng derselbe auch sein möge, denn ich weiß, daß ich nicht nur Deinen Zorn, sondern auch Deine Verachtung dasür verdiene, daß ich seige genug war, ein Geheimniß mit mir her um zu schleppen, statt den Muth zu ha ben, cs Dir vertrauensvoll zu beichten. Der Himmel weiß, daß ich keine böse Absicht dabei hatte, und wenn Du dar unter leide» mußt, so geschah es gegen meinen Willen. Als ich sechszehn Jahre alt war, star ben mir kurz hintereinander Vater und Mutter und ließen mich arm und freund loS zurück; schließlich nahm mich eine entfernte Verwandte zu sich, die aber über jeden Cent, den sie für mich aus geben mußte, jammerte und mich stund lich sühlen ließ, daß ich ihr eine Last sei. Unglücklich, wie ich mich sühlte, war es ein Leichtes, mich zu eiuer Heirath mit einem ganz alten Man« zu über reden, den ich erst seit ganz kurzer Zeit gekannt. Zu spät erkannte ich seinen wahren Charakter, »nd es ist mir unmöglich zu beschreiben, was ich während der fünf Jahre, die ich mit ihm gelebt, gelitten habe. Nach Ablauf jener Zeit fand ich aus, daß er noch eine andere Frau Halle, de ren Rechte an ihn, den meinigen vor gingen. Selbstverständlich verließ ich ihn augenblicklich, und eine gütige Vor sehung bewahrte mich vor weiterem Elend durch ihn, denn einige Monate später wurde er bei einer Rauferei in einer ordinären Schenke durch einen Revolverschuß getvdtet. Zwei Jahre lang erhielt ich mich und meine beiden Kinder durch meine Stimme, bis mir dieselbe, wie Du weißt, in Deiner Ge genwart versagte. Ich habe nicht nöthig zu erwähnen, wie ich durch das zuletzt eingetretene Unglück in die größte Ver zweiflung gerieth; ich glaubte irrsinnig werden zu müssen, als Du mich aussuch test. Einige Tage später trugst Du mir Deine Hand an, und ich sah darin, daß ich Deine Frau wurde, den einzigen Ausweg aus meiner traurigen Lage." „Unter diesen Umständen hast Du mich niemals geliebt, Frances. War es nur die Sorge um Deine Kinder, die Dich meine Frau werden ließ?" ver setzte Mr. Walcott mit verhaltenem Athem. „ES ist wahr, als ich Dich beirathete, liebte ich Dich noch nicht George", ant worte>e sie, die Augen mit einem zärt lichen Blick zu ihm aufschlagend, „und wie hätte dies auch der Fall sein kön nen, kannte ich Dich doch nur höchst oberflächl.ch. Aber Deine sich nie wan delnde Freundlichkeit. Deine selbstlose Liebe, die sich mir in tausend kleinen Dingen zeigte, gewannen Dir mein gan zes Herz, bevor wir noch ein Jahr ver ehelich. waren. O, wenn Tu wüßtest, wie ich di« ganze Zeit über dai Ver langen in mir getragen habe, Dir mein Gehe»»»»', zu beichten I Mehr als hundert Mal lagen bereits die Worte mir auf meiner Zunge, aber ich ver mochte ditselbcn nicht über meine Lip pen zu bringen." „Du iürchtetest wohl den Unterhalt für Deine Kinder zu verlieren?" fragte der Gatte mit einem Anflug von Hohn. N'iii!" schrie FranceS, sich - :i die Knie werfend und ihr l Aesich: !'.i, cn Händen bedeckend, „ich hatte nur ..ugst, ich würde Deine tinbüße», die ich über Alles in tw j Welt »u schävtn aelerut Habel" „France», ist die» wahr?" rief Mr. Walkott, sie aushebend und in sei«» Arme ziehend. „Ja, es ist die lauterste Wahrheit, so wahr mir Gott helfe!" erwiderte sie. Dabei sah sie ihn mit Blicken an, die mehr fagten, als tausende von Wor ten hätten ausdrücken können. Mit einem Schrei, in dem sich sein Glück kundgab, preßte George sie noch enger an sein Herz. „Mein," sprach er dann, „mein für immer und ohne ein solch' fürchterliches Geheimniß zwi schen uns!" „Und meine Kinder?" kam eS zögernd au» ihrem Munde. „Ich werde dieselben nun al» meine eigenen betrachten, und Deine beste Freundin, die Mrs. Wardrop, soll ebenfall» einen nicht zu kleinen Theil meines Herzens besitzen," versetzte er mit einem schalkhaften Lächeln um den Mund. „Erwähne diesen Namen nicht wie der, George!" bat sie, zusammenschau dernd. „Warum denn nicht, mein Lieb» chen?" „ES ist der Namen jenes ManneS, dessen Andenken sür mich so bitter ist. Robin war mein Vatername; diesen nahm ich wieder sür mein Austreten aIK Concert-Sängerin an. Meine Kinder wissen mcht von meiner zweiten Verhei rathung mit D>r und daß ich meine Stimme verloren habe; während Dei ner jedesmaligen Abwesenheit verweilte ich bei denselben, und Richard, der für sein Alter von noch nicht neun Jahre» ungemein geweckt ist, glaubt, ich ruht« mich bei Jhiktn von den Anstrengungen meines Berufes au». Dem Himmel sei Dank, daß die Qual dieses Doppelleben» sür immer zu Ende ist!" In dem Herzen George Wallkott'» hallten die letzten Worte seiner innig geliebten Frau lebhaft wieder und er zog sie von Neuem an seine Brust, er preßte einen herzlichen Kuß aus ihre Lippen, als ein Zeichen seiner vollstän dige» Verzeihung und seines wiedcrher» gestellten, unendlichen Vertrauens. Am nächsten Tage fuhr er mit Fran» ce» nach Harlem hinaus, um deren Kin der zu sich iu'S Haus zu holen, wo sie fortan unter der ständigen Aufsicht der Mutter erzogen werden sollten, al» sie die seinigen wären. Verey»i«ler Schmerz. „WaS heulst so Peppi?" ,J» woaßt, Onkel, der Batcr hat mi ge schimpft und hat g'sagt, i sei so an sau dummer Aua!" „Weiter nix?" „Doch und des kränkt mi z'meist; er hat g'sagt, i hätt' grad so 'n Charakter wie Du I" Er hat «»«»ine. Gauner (nachdem er im (Aasthau» «ach Gesallen gegessen und getrunken)». „Zählkellner 'ilaiiSwerfen l" Ter ehrlich« Finder. Schusterjunge: „Herr Ihre Danie oder Zhr Fuch» hat wa» verloren !" O b er-B a y r i»f che Sprüche ES gibt nur nn böfeS Weib auf der Welt, aber Jeder glaubt er Hat'S. Wer dem Teufel den Schwanz, ausreißen will, muß grob zufafs'n! Er ein Hund, wenn er nur einen Schweif zun« Wedel» Eheliche Disharmonie. Aber Weibchen, wa» ist denn mit dir lo»? Du hast mir heute Abend noch keinen Kuß gegeben und nicht ein freundliche» Wort mit mir gesprochen? Laß mich, Emil, ich bin verstimmt. Verstimmt? Hab' ich vielleicht ein Klavier geheirathet? Aufrichtig. Hau»fran: Leug nen Sie eS nicht, Sie haben mit mei nem Manne heimlich Rendezvous? Dame: >l»i> Oi«u! In der ehrlichsten Absicht von der Welt er hat mir die Ehe versprochen, wenn er erst Wittwer sein wird. Au» der Reitschule. Un« terofficier: „He, Strohhobel, Sie sitzen mit einem Selbstgefühl auf dem Gaul, «l» ob Sie der einzige dumme Kerl in ganz Europa waren!" Umschreibung. A.: „Wo hast Du henn Deinen Brillantring?"— B.: „Ich trage ihn jetzt am Mittelfinger der kleinen Tänzerin."
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