»er »««ft«. Den Schauplatz einer für alle Be iheiligten höchst peinlichen Scene bildete an einem Abend eines der größten Re staurant» der Friedrichstraße in Berlin. Die Vorgeschichte de» Drama» läßt sich nur andeuten, zumal da» Personenver« zeichniß stadtbekannte Namen ausweist. Der sehr angesehene Ches eine» Berli ner Bankhauses, da» durch seine Hausse spekulation in „Russen" eine schwindel haste Höhe de» Glücke» erklommen hat, hatte von seiner jüngsten Reise nach Rußland, die zu Anfang diefe» Jahre» unternommen wurde, zwei schöne Er rungenschaften nach Hause gebracht: da» Bewußtsein, daß der Rubel noch steigen werde, und eine—bildschöne junge Frau. Vor drei Jahren etwa wagte sie in einem Theater de» Osten» —nicht Ruß land», fondern Berlin» den ersten Schritt auf die Bretter, die in Berlin O. schon damals nicht mehr die Welt bedeuteten. Die jnnge Dame trat unter einem Pseudonym auf und gefiel einem SportSman, der auf den Renn plätzen in Westend und Hoppegarten eine bekannte Persönlichkeit war, bis er durch den Totalisator so ruinirt wurde, daß er unter Kuratel gestellt werden mußte; vor drei Jahren stand er jedoch »och auf der Höhe der Situation, und wo er erschien, machte er die Herzen der jungen Mädchen höher schlagen. Auch Fräulein nennen wir sie Ella - lernte seine brillanten Eigenschaften nach ihrem reellen Wertli schätzen, und eS entspann sich eine jener kleinen Liai lons, wie sie Boccaccio so reizend schil fert. Die junge Dame konnte schon kach kurzer Zeit ihr Verhältniß zur Kunst lösen, das ohnehin ein sehr pla tonisches geblieben war. Besondere Umstände erforderten eS, dag sie sich »on Welt und Scheinwelt zurückzog. Zn ein Kloster ging sie nicht. Fräulein Ulla, die damals 19 Jahre alt war, jaßte da»» den Entschluß, nach St. Pe tersburg zu gehen, wo sie in dem Hause tiner deutschen Familie als Erzieherin lin Unterkommen fand. Kurz vorher dar auch der glückliche Liebhaber von »er Bildfläche verschwunden, denn die Bturmfluth war hereingebrochen und Me viele Tausendmarkscheine fortge chwemmt. In Rußland führte Fräu ein Ella ein sehr zufriedenes Leben, bi» ie jener russophile Berliner Bankier ennen lernte und heirathete. Der Herr Bankier, der über das Schwaben »lter längst hinaus ist, trat seinen Ber liner Verwandten mit dem kait »ecom »li gegenüber. Er ist nämlich ein freund von Ueberraschungen. Eine solche sollte nun unlängst ihm selbst zu Theil werden. Im Kroll schen Garten traf die junge Frau zu fällig ihren einstigen Liebhaber, der sich setzt damit beschäftigt, bedrängten Ka balieren Geld nichj unter SOO M. zu beschaffen. Vor einigen Wochen erst tvar er als einer der wenigen Menschen, sie in diesem Sommer aus der Schweiz lebendig nach Hause kommen, aus Genf tiach Berlin gekommen. Das Wieder sehen war ein sehr herzliche». Die alte Liebe sann auf neue Mittel, sich wieder zeltend zu machen. Am Sonnabend boriger Woche stelle Frau Ella ihrem Natten einen Cousin aus Rußland vor, der sich einige Tage in Berlin aushal fen, stwlle. Der Bankier luh den neuen Russischen Vetter ein, sich im trauten Familienkreise den Berliner Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Der Vetter, der natürlich kein ande rer war, al» Frau Ellas Liebhaber, ließ sich das nicht zweimal sagen und so tntspann sich in der Villa der Bellevue straße eine liebliche ' » troi«!', »i» der Bankier dahinter kam. Als vorsichtiger Geschäftsmann wollte er !edoch seine Frau nicht ohne zwingende veweise der Untreue bezichtigen. Un längst Abends befand sich der „Drei ound"im Bräu; einigeFreunde des vankierS waren gleichfalls zugegen. Als pan gegen 12 Uhr ausbrach, blieb der Herr Bankier etwaS zurück, um sich eine Tigarre anzuzünden. Seine Frau ging »m Arme des Cousins voran. „Also morgen Abend, mein Engel! Einen Kuß könntest Du mir noch rasch geben, tr ist noch drin." Zärtlich flüsternd Katte der Cousin seiner Geliebten diese Worte ins Ohr geflüstert, als er plötz lich eine schallende Ohrfeige erhielt. Dann sauste ein Stock erst auf den Cy linder und dann auf den Schädel de« .Stockrussen" nieder. Die Freunde wußten den „Kampf um die Frau", der diele Neugierige angelockt hatte, schlich ten; dann drückten sie dem Freunde ihr» Theilnahme aus und gingen nachdenk lich zu dem heimischen Penaten. Wie vir hören, ist ein EhescheidungSprozeß lind ein Duell daS Resultat des „ge müthlichen Abends". (Berliner Kl. Jurnal.) Die Ehe und der Beruf. Der Arzt nennt die Ehe ein verkehrtes Lieber, das mit Hitze ansängt und mit Bälte endigt. Der Chemiker: eine ein lache Wahlverwandtschaft. Der Apothe ler: ein niederschlagendes Pulver. Der Mathematiker: kine Gleichung, wo bei twei gegebenen Größen sich leicht eine iritte findet. Der Jurist: einen Con tract. Der Kaufmann: eine Speku lation, die ebenso sallirt, als glückt. Ver Dichter: einen Roman, der manch mal mehrere Auflagen erlebt. Der Schauspieler: eine Tragikomödie, die stets vom Publikum beklatscht wird. Der Theaterdirector: ein Abonnement: theliche Untreue ist ein »boniismsnt »uspsnclu. Der Musiker: ein Concert, in welchem die Liebe die Flöte bläst, die Kinderchen die Querpfeife, die Nach darn die Trompete und der Mann zu« deilen ein Hornsolo. Der Soldat: einen Feldzug. der sich bald zum sieben jährigen, bald zum dreißigjährigen krieg ausdehnt. Der Reporter: ein breigniß, das vielleicht später viel Stoff M Berichten gibt. Der betrogene Ehe mann meint, daß er im siebenten Him im Anfange den Eh- za sein glaubte. Ab er aber rur eine bös« Bieben bekommen hc?. «dr»«««» «rSuttgam. Si« hieß Adriana und war weder jung noch schön, auch fehlten ihr ein paar was, so zahnärztliche Hilfe nicht gleich zur Hand ist, immer hin ein Mißgeschick genannt werden muß. Aber Alles in Allem war sie doch nicht übel. Der Mund war sonst hübsch, die Augen waren schwarz wie die Erde der fruchtbaren Aecker ihres Heimathslandes zwischen dem Golf von Tarant und der Bucht von Bajä und ein liebebedürftiges Herz besaß sie oben drein, das sie gleich Epheu überall fest nestelte. Der Kampf des Leben» halte früh für sie begonnen; sie zählte noch keine acht Jahre, so stand sie schon in fremder Leute Dienst, denn ihre Mut ter, eine stille Näherin, war in jugend lichem Alter geworben und ihr Vater, ein Landglaser und Dudelsackpfeifer, wurde eines Tages, als er mit etwas Geld in seinem Lederbeutelchen vo» seiner Fastenconcerttournee heimkehrte, auf offener Landstraße erschlagen. Ad rianas zierliche» Figürchen öffnete ihr das Haus eines kalabresifchen Edkn, der eine schöne Tochter besaß. Adriana aß nun Orangen früh und spät, kleidete ihre hübsche junge Herrin an und aus und hütete sie mit einer Näharbeit beschäftigt vor den Liebeserklärungen ihrer Sing- und Clavierlehrer. Sechzehnjährig verliebte sich die Toch ter des Edelmannes in einen schmucken Karabinierelieutenant, heirathete ihn und zog sammt Adriana aus dem El ternhause. Für Letztere brach nun eine harte Zeit an; sie wusch und plättete, kochte und fegte, trotzte den Zoritesan fällen ihres kriegerischen Herrn mit Un erschrockenheit und zog dem jungen Paare drei Kinder auf, die sich mit er staunlicher Schnelligkeit nach einander eingestellt hatten und nebst einem Heiden lärm auch eine große Geldknappheit in ihrem Gesolge führten. Adriana, welche mit großer Liebe an ihrer Gebieterin hing, die sie nach Landesbrauch mit Excellenz ansprach und im weiteren Verlaufe jedes Gespräches regelmäßig dutzte, sparte sich den Bissen vom Munde ab, um ihn der jungen Mutter zuzustecken. Das Ei, welches ihr die Herrschaft zum Nachtessen bewilligte, prakticierte die Dienerin bei Seite, um eS am anderen Morgen der Herrin in den Kaffee zu quirlen. Dessenungeach tet setzte man sie nach Jahren auf die Straße, weil sie sich geweigert hatte, zu ihren hundert Beschästigungen, die Hun dertundeinste zu übernehmen. Sie ging ohne Groll, mit Thränen im Auge und miethete sich im gegenüberliegenden Hause ein, um die Kinder, welche sie groß gezogen, wenigstens aus der Ferne zu sehen. Sie nähte damals Weißzeug für den Verkauf und läutete Nachts am HauSthor des Karabinier officierS lui, wenn die Kinder schrien und die neue Wärterin sie nicht hörte. Eines Tages hatte auch das ein Ende und von da ab wurde Adriana härter. Sie diente nacheinander bei vielen Familien, welche alle mehr oder weniger mit ihr zufrieden waren, aber sie vergaß darüber ihr eigene» Interesse nicht länger. So kam es, daß sie nicht allein an Jahren, sondern auch an Bar geld und allerlei Geschmeide, salschem wie echtem; sür das sie eine ganz sondere Vorliebe hegte, zunahm. Zur Zeit, von der hier die Rede ist, war sie das Faktotum im Hause einer Beamten familie. Sie sah mehr auf gute Be handlung, als auf Gehalt, insbesondere wollte sie in Alles dreinreden. Die Familie Pansecco kam allen diesen Wünschen getreulich nach, sie räuinte ihr das große Wort im Hause ein, zahlte ihr den Lohn höchst unregelmäßig und verabreichte ihr die denkbarst frugalsten Mahlzeiten. An Sonn- und Festtagen, wenn Ad riana Ausgang hatte, gmg ein Glitzern und Funkeln von ihrer Erscheinung aus, das im Vereine mit der Fama ihrer Ersparnisse die Blicke Vieler auf sie lenkte und Adriana selbst über ihre zunehmenden Jahre und Runzeln hin wegtäuschte. Ihre eigene Herrschaft, die doch den Tand aus nächster Nähe kannte, ward geblendet, wenn sie nnt all' ihren Jnsignien angethan, vor der prasselnden Flamme des offenen Feuert Herdes stand oder die niedrigsten Ar beiten im Hause, also geschmückt, ver richlele. In dem nock immer üppigen Schwarzhaar funkelten neben einem silbernen Löwen zwei blanke Thaler, die zu Zitternadeln adaptirt worden, überdies aber auch noch einige ausge sucht glänzende Glasknöpfe, welche Adriana mittels Haarnadeln an ihrem Kopse zu befestigen wußte. In den Ohren sunkelten ein paar falsche Dwmanten, am Halse zwei echte Goldketten. Von der einen Hand hing ein großes Prälatenlreuz aus Halbedelsteinen herab da» Ber mächtniß eines Dienstherr» voki der zweiten baumelten unterschiedliche Hör ner au» Korallen und Perlmutter gegen die Jettatura, denn al» Süditalienerin sürchtete Adriana, die weder lesen noch schreiben konnte, nicht» so sehr, als den dösen Blick. Die Finger beider Hände endlich waren theils mit echten, theils mit falschen Ringen bis an die Knöchel hinauf besteckt. Eben saß die Familie patriarchalisch in der geräumigen Küche um den eiche nen Tisch und wartete auf den Abend imbiß, ein ausgesottenes Stück Rind fleisch, dem Adriana auf dem Roste das Ansehen cine» Bratens zu geben suchte. Sie schien in gehobener Stimmung und sie war gerade erst von ihrem Au» gange nach Hause gekommen und stand jetzt funkelnd und glitzernd wie eine Thcaterkönigin, über die rothe Glulh gebeugt da, welche ihre Talmipracht zur vollsten Geltung kommen ließ, machte derselben, ganz unbekümmert um ihre nur einige Schritte entkernt sitzende Herrschaft, in lauten Worten Lust. „Meinetwegen ein Stück harten Brodes, aber nur für sich, u«r sür sich sein!" Signora Pansecco, an derglei chen Ausfälle gewöhnt, legt ktip G» l 'Licht daravs rad «atz;« janft: „Adriana, sieh' zu, da» Flesch wird zur Kohle!" „Es hat Dir wohl heute wieder Je mand einen Heirathsantrag gemacht, weil Du so aus dem Häuschen bist?" „Das Fleisch, Avriana!" ruft der Herr des Hauses, der es nun gerade satt hat, kategorisch. „Gleich, Sig nor, gleich!" Oh, in diesem Hause ist ein Appetit, eine Eile mit dem Essen da, Signor, wünsch' wohl zu spei sen!" Die Frau will Adriana ihr Theil geben, diese protestirt heftig: „Mir nichts, mir nichts! Ich habe schon zu Nacht gegessen, geben Sie eS Bino." Signora Pansecco schneidet das von oer Magd verschmähte Stückchen Jüngsten zurecht und- sagt ärgerlich: „Wußt ich s doch, es angelt wieder Einer nach Deinem bischen Gelde!" „(Zignora, Jeder ist gxrn sein eigener Herr, übrigens so weil ist es noch gar nicht. Ich war mit meiner Freundin Pepa, ihrem Manne und einem artigen Herrn, den ich bisher noch nicht kannte, ein Glas Cipro trinken, das ist Alles." „Genug, um Dir den Kopf zu ver drehen." „Ja, ein artiger Mann, das muß ich sagen, auch trägt er vier goldene Uhren aus sich, daraus können Sie schon ersehen, wer er ist." „Biel leicht einTaschendieb?" scherzt der Herr, grimmig ob des zähen Rindfleisches. „Nein, Signor, ein Uhrmacher. Ich habe ihn auf morgen hierher bestellt, da Sie ja doch lmmer die Uhr im Vorsäl rben repariren lassen wollen uns dieser sie uns umsonst macht." „Urav», l>e-tvit!" rufen diesmal die Gatte» ein stimmig. Als Frau Pansecco am folgenden Tag von einem Gange heimkehrt, findet sie einen kurzen, dicken Mann, welcher auf ihrem Gartensopha in der Weinlaube sitzt und einen vor ihm auf dem Tische liegenden Gegenstand mit Aengstlichkeit prüft. Er schnellt in die Höhe und stellt sich als Ninolo, der Uhrmacher vor." „Ich bin eben im Begriffe, Ihre Uhr zu repariren, Signora. Adriana wird Ihnen wohl schon mitgetheilt haben, vaß ich sie gestern kennen gelernt und alsogleich den Entschluß gesaßt habe, 5ie...." „Ja, ja —Adriana. schnell, man läutet." „O Signora Caterina, wie mich das freut!" Der Uhrmacher flüchtet mit seiner Pendeluhr in die Küche, während die Damen auf dem Bartensopha Platz nehmen. Doch es währt nicht lange, so wälzt sich der kurze Mann auch schon wieder mit einem artigen Knix «y dem Tische vorbei und zu der gegenüber liegenden Hausthür hinaus. Obgleich in eifrigem Gespräche, zerbricht sich Signora Pansecco doch im Stillen über das Päckchen den Kopf, welches der Uhrmacher unterm Arm fortgetragen: „Die Uhr kann es nicht fein, es war zu lang und zu schmal. Sollte ihm Adriana etwas zugesteckt haben? Nein, sie ist dessen unfähig und überdies sie wollte hinzudenken ist ja im ganzen Hause nichts, das des Weglragens werth ist" aber sie unterließ es. Als der Besuch sortist, ruft Adriana triumphirend: „Signora, unsere Uhr geht! Und keinen Soldo wollt' er nehmen. O ein Galantuomo!" „Es scheint so, aber was trug er denn unter dem Arm davon?" Adriana wird seuerroth und will nicht mit der Sprache heraus. Abends, als die Gat ten sich zur Ruhe begeben, sagt Frau Pansecco: „Ich fürchte wir verlieren diesmal Adriana allen Ernstes, ein Gnom von einem Uhrmacher spekulirt auf ihre Hand." „Schade," sagt der Ehemann, „eL war cine große Bequem lichkeit." „Das glaub' ich," entgeg net seine Halste. „Oä sie den Lohn heute oder über'» Jahr bekommt, gilt ihr gleich." Der Mann seuszt und sagt bekümmerten Tones: „Wo wird man in Znkunfr im Nothfalle schnelle!» bis chen Geld zu leihen bekommen?" —- „Adriana hatte stets welches!" bestätigt die Signora mit Rührung. Bon der Küche herauf tönt das Lied, welches eben die Runde durch Italien macht: z>>oi-ü»!" „Da hastDu'S, die Person ivird ganz verrückt aus ihre allen Tage." „A bah, doch nicht, weil sie singt: Die Liebe ist eine Kette, die nicht zu spren gen ist?" Samstag bügelt Adriana srisch drauf IoS, damit ihre Herrschaft für Sonntag Wäsche zum wechseln vorfindet. Da wird heftig geschellt und gleich darauf oernimmt die Frau ein lebhastes Ge spräch zwischen ihrer Magd und einem anderen Frauenzimmer. „Signora! Signora!" kommt Adriana in's Zim mer gestürzt, „der Uhrmacher Ninolo schickt mir durch seine Verwandte denn sie heißt auch Ninolo— ein nagel neues Kleid, sehen Sie, deshalb ent wendete er mir den Leib und trug ihn Sie nur, diese Liebe! Ich soll's mor gen anziehen, denn er denkt mir eine große Ehre zu sagt die Schneiderin die es gebracht hat und bei der er auch zu scheint." - „Du kennst ja den Menschen noch gar nicht." dämpft Signora Pansecco „und biß gi: alt sür ihn." Adriana überhört diesen Einwand und sagt: „Sehen Sie aber daß sich die Sache so schnell machen würde, kälte ich —" „Laß die Per son nicht so lange allein." „Ich geh' schon darf ich sie Ihnen nicht herein schicken? sie scheint eine sehr geschickte Schneiderin zu sein. Signora Pan secco erwägt sofort, daß eine Schneide rin, der man noch kein Geld schuldet, unter Umständen nützlich werden kann und eilt hinau?. Auf der Gartenbank sitzt ein hübsches junges, Weib, ein grü nes Einbindtuch über dem Arm. Sie entschuldigt ihr Sitzen mit ihrem Zustande. Adriana hat letzteren in ihrem Hei rathseiser gar nicht bemerkt. „Ich hab' schon sünfKinder" erUSrt die Schnei derin „aber allemal, Wenn'S zu End' geht" —Adriana hört tkeilnehmend zu '>nd schlägt ihrer Fra'a >r Sckm.»'> scsvttt tt'.j.- »Ss dn Laube herabzuschneiden, denn manch mal man wisse nicht —. Diese nimmt die süße Frucht freudig an und hinterläßt als Gegenleistung ihre Adresse, welche zugleich die des Uhr machers ist. Noch am Thore ruft sie Adriana zu: „Wir erwarten Sie also morgen bestimmt, denn ich sehe schon, es wird Ernst!" —'und sie drücken ein ander verständnißinnig die Hand. . „Es wird Ernst, es wird Ernst!" jubelt es in Adrianas Brust. Tags darauf um drei Uhr keucht sie die drei Stockwerke zu ihrer neuen Freundin Ninolo hinauf, wo sie ja auch ihn fin den soll. Ehe sie noch den letzten Trep penabsatz erklommen bat, beugt sich eine alte Frau über da» Geländer und rust. Adriana zu: „Machen Sie schnell, die Anderen sind schon alle voraus zu San Eustachis gegangen!" „Zu San Eustachis?" „Nun ja, in die Kirche hinüber." „In die Kirche ?" frägt Adriana erstaunt „ist es denn jetzt Mode, daß man sich in der Kirche ver lobt?" Aber sie wertet die Antwort nicht ab und hastet die Treppe hinunter, über den Weg hinüber und in die Kirche hinein. Diese ist leer bis aus eine kleine Gruppe Leute, welche, vor dem ersten Seitenaltarc stehend, aus etwas zu warten scheinen. Soeben kommt auch ein Pciester im Chorhemd, das viereckige Käppchen auf dem Haupte, aus der Sakristei und fragt die Umste henden, mit dem Zeigesinger aus Adri ana deutend, barsch: „Ist das die Per son, welche erwartet wurde?" Anstatt aller Antwort erfaßt der Uhrmacher Adrianas Arm und zieht diese gegen den Altar, ihr mit gewohnter Liebenswür digkeit in's Ohr slüsiernd: „Nicht wahr, das ist schnell gegan gen?" Dabei läßt er seinen Blick lieb kosend aus ihrem Kleide ruhen. „Sitzt Ihnen vortrefflich!" Adriana will fragen sprechen eS flimmerte ihr vor den Augen da tritt eine bejahrte Frau auf sie zu und legt ihr einen schreienden Säugling in den Arm. Der schreckliche Uhrmacher aber spricht froh lockend: „Die kleine Adriana, Frau Gevatterin, unser Sechstes!" Sie will Reißaus nehmen, fliehen, zu Boden Wersen, aber sie thut nichts von alledem und läßt das Unvermeidliche mit glühendrothen Wan gen über sich ergehen, und kaust der kleinen Adriana tagsdarauf ein Paar Ohrgehänge mit erbsengroßen Kapdia iianten. Henrn Verl. Seltsame Hausthiere scheint man ir, Rußland zu halten und frei herumlau fen zu lassen. Ein sogenannter „ge zähmter" Bär hat kürzlich bei Wilna unsägliches Unglück angerichtet. Bor zwei Jahren wurde, wie ein baltisches Blatt erzählt, auf einer Bärenjagd in den grvdnoschin Wäldern ein junger Bär eingefangen, den Herr 0., der Be sitzer des Gutes Juchanowschtschina, auf zuziehen beschloß. „Mimi", so nannti man den Zögling, wurde bald ein allge meiner Liebling, trotz der Streiche, di« er nach und nach loszulassen begann und die oit mit bedeutendem Schaden ver knüpft waren. So zertrümmerte „Mimi" eines TazeS einen großen Pfeilerlviegel im Saal, eifersüchtig aus den Bencr, der ihm aus dem Glase ent gegensah. Ein anderes Mal stand d.e mit zwei Pferden bespannte elegante Equipage des Gutsherrn vor der Treppe, in Erwartung des Besitzers. EtwaS am Geschirr in Ordnung zu bringen, war der Kutscher Bock gestiegen. In demselben Augenblick schwang sich „Mimi" stellvertretend aus den Bock. Die erschreckten Pferde rissen aus. Man fand später den vollständig zertrümmerten Wagen und eins de» schönen Pferde, schrecklich entstellt, ver endet. Die Bedienung hatte „Mimi" des Spaßes halber an Branntwein ge wöhnt. Bor einigen Tagen trollte ein Arbei ter des Gutes in den nahegelegenen Krug und nahm „Mimi" mit. Er traktirte de» Bären mit einem Schnaps und kehrte dann wieser heim ' Zwei Tage später begab sich „Mimi" schon aus eigene Faust in den Krug. Ohne sich weiter um die dort anwesenden Bauern zu kümmern, schritt er gemäch lich direkt auf das Fäßchen zu, aus wel chem seinem Begleiter und ihm vor zwei Tagen eingeschenkt worden war. Eme Wendung der Tatze und das Fäßchen lag am Boden. 'Nun aber sprangen der Krüger, Jtza Rabinowitsch, ebenso dessen ISjähriger Sohn, dann auch die Frau und Tochter h«nzu, um den Branntwein zu retten, denn „Mimi" schlug immer ungeduldiger aus da» Fäßchen IoS, so daß die Vernichtung desselben vorauszusehen war. Der Bär jedoch wollte die Einmischung nicht dul den. Ein wüthender Hieb mit der Tatze streckte den Krüger zu Boden, ein zweiter Schlag traf den Sohn, so daß Beide gleich daran», schrecklich zugerich tet, den Geist ausgaben. Schwer ver letzt wurden dab.i auch die Frau und die Tochter des Krüger. Ali der Kamps um da? Branntwein fäßchen zwischen den Wirthsleuten und den Bärem begann, lachten die anwe senden Bauern und freuten sich der an genehmen Unterhaltung, doch bald er kannten sie den Ernst der Lage und lie fen davon, auf dem Gute von dem Bor gefallenen Meldung zu machen. Herr O. nebst einigen Leuten war sofort zur Stelle, doch das gräßliche Unglück war nicht mehr abzuwenden. In dem mit Branntwein vermischten Blute lagen der Krüger und dessen Sohn todt, die Frau und deren Tochter sehr schwer ver wundet, der „zahme" Bär aber ein paar Schritte davon, völlig betrunken. Er wurde auf die Straße hinausgeschleist und dort von Herrn O. erschossen. Die Tochter des ZtrügerS erlag auch noch ihren Wunden, nur die Krügerin blieb am Leben. Für deren Existenz wird der Gutsherr D. nun wohl sorgen müssen. Diejenigen, die selbst kein« Ebr? besitzen, können auch der Wahrbr» Jngenverinnerunge«. A.: Halloh! alte» Takel, wie geht»? Mich freut immer, wenn ich Einen sehe, mit dem ich alte Erinnerungen au»tau schen kann!" B.: „Ja, weißt Du noch, wie ich Dir Einen unter die Gamaschen gab? So! von unten herauf!" R.: „Ganz richtig; und ich gab Dir einen auf's Nasenbein; weißt Du noch? To! von oben herunter!" B.: „Na. und ob! Wie wenn'S heute gewesen wäre!" A.: „Ja ja, es waren doch schöne Zeiten! Prost, ake Thrantonne!" «am an die Unrechte. Er (im Tone der Verzweiflung): .Nur Dich mein Engel, dich allein bete ich an!" Sie (viel ruhiger): „Wenn da» wahr ist, so bin ich aber nicht die Ein» iqe, die Sie anlügen!" Dann muh eS wahr sein! Besucher: Nicht wahr, liebe Ne te, Du bist auch immer ein artiges kleine« Mädchen? Neltie: O ja, gewiß, denn Papa sagt i» »er, ich sei ein entsetzlicher Tollkopf! Zatte Andeutung. Der Kaufmann Lilienthal ist mit seinem Buchkaller beschäftigt, die Bücher ab zuschließen und findet, daß ein sonst pünktlich zahlender Kunde nicht regulirt hat. „schreiben Sie 'mal dem Man» sofort eine Postkarte!" forderte er den Suchhalter auf. „Aber Herr Lilien thal", wendet dieser ein, „man darf doch eine Mahnung nicht auf eine offene karte schreiben!" „W eso nicht," er widert Lilientbal, „schreiben Sie nur »ie Adresse werd' ich S Ihnen zei zen!' —Der Buchhalter thut es, und L>lienthal schreib: auf die Rückseite der Karte nur das cine bedeutungsvolle Wort: „Nu?! Ergebenst Jakob Lilien that." Raffinirte Eitelkeit. Mein Fräulein, wo» darf ich Ihnen einschenken, wünscheü Sie Rheinwein .-'.e? Kzr!)tarx? - Ich um Sitzen .Aordessz »»'.bedingt id rnnnr Toilette. Der SteSdrtrf. junger, unverheiratheter Man«, mit vorzüglicher Handichrist, zuverläs sig, nüchtern und bescheiden, der über seine bisherige Stellung die besten Zeugnisse aufzuweisen hat, wird für eine verantwortliche Stellung, acf sofort ge sucht. Persönliche Vorstellung erfor derlich. Gehalt anfänglich IM Mark monatlich. Meldung Aldertstraße 7» im Büreau, Vormittags 1t)—11 Uhr." Ja, da stand es wirklich mit deutli chen Lettern groß gedruckt! Zwanzig Mal hatte er die Annonce nun schon durchstudirt, sich in die Ohren gekniffen, um zu erproben ob er auch wache und das Ganze nicht etwa ein schöner Traum sei, aber nein, es zerfloß njcht wie ein Truggebilde in Dunst und Nebel, son dern blieb bombenfest vor seinen strah lenden Augen stehen. Besagte strah lende Augen, die noch vor einer halbe» Stunde recht trübselig und hoffnungs los in die Welt, respektive in das vor ihm stehende mit Dünnbier gefüllte Glas gesehen halten, gehörten nämlich erb- und eigenthümlich einem arme» Schlucker mit dem Clownnamen August und dem Sammelnamen Müller an. Zu seiner Naturgeschichte gehört, daß er alias Buchhalter eines kleinen Kauf manns war, der vor acht Tagen einen redlichen Bankrott gemacht hatte. So war er stellenlos geworden und hatt« sich mit Beharrlichkeit und schies hän genden Magen schon em Paar Stiesel sohlen nach einem anderen Unterkommen abgelaufen. Unverheirathet, Gott sei Dank, daZ konnte er beschwören, kein weibliches Wesen härmte sich um ihn; vorzügliche Handschrift: er schmunzelte selbstbe wußt, und Besitzer der übrigen Eigen schasten war er in hohem Grade, beson ders was Nüchternheit und Bescheiden heit anbelangte, da ihm zum Gegentheil von Beiden stets unerlässigen Mittel gemangelt hatten. Ach, wenn es ihm doch gelänge, diese herrliche, reich dotirte Stelle zu erringen! Doch, wie nun die Zeit bis morgen hinbringen? Der Zeiger seiner llhr wies unerbittlich erst auf fünf Uhr Nachmittags und das Local mußte er nun auch räumen, da der Wirth sich be reits mehrere Male sehr auffällig nach seinen weiteren Wünschen erkundigt hatte und das kranke Beutelchen partout keinen Wunsch mehr bewilligen konnte und durste. Nun also schnell Notiz buch und Stist hervor und die kostbar« Adresse genau aufgeschrieben. Als auch dies Geschäft mit der größten Umständ lichkeit bewirkt worden, fiel ihm unwill kürlich die nächste Rubrik der Zeitung in die Augen, die in gesperrten Lettern einen Steckbrief enthielt, daneben im schlechten Holzschnitt das Portrait des Betreffenden, sür dessen Auslieferung dem „ehrlichen Finder" cine Belohnung von fünfhundert Mark zugesichert wurde. August Müllers Blut gerieth in Wal lung. O, wer doch solch ein horrender Glückspilz sein könnte! Da soll man nun nicht sagen, daß das Geld aus der Straße liegt! Uebrigens mußte der Ge suchte, der Beschreibung nach, ein ganz hübscher Kerl sein, hohe, sreie Stirn, brauzie Augen, dunkler wohlgepflezler Schsurrbart, elegant angezogen und wie obligat: Besondere Merkmale keine. Nun rüstete er sich zum Heimweg, nach seiner, im fernsten Osten der Stadt gelegenen kleinen Dachkammer, schlen derte aber vorerst noch, da es ein herr licher Sonntag war, planlos an der Promenade umher. Plötzlich würd« seine Aufmerksamkeit erregt durch einen hocheleganten Herrn, der einen Augen blick mil einem zweiten Herrn sprach, diesem hinter der vorgehaltenen Hand etwas zuraunte und dann schnell in die Anlagen hineinschritt. August Müller, der neben dem Pferdebahngeleise einher schritt, schaute ihm plötzlich befremdet nach. Der hochgewachsene Herr schleu-' derte plötzlich etwas in die Büsche. DaZ hatte entschieoen etwas zu bedeuten! Wa» halte der Elegante weggeworsen, warum das sichtliche Erschrecken und die Angst? Der hat entschieden lein gutes Gewissen! Herr Gott im Himmel, Au gust, wo hast du denn de ne Augen und deine Gedanken! Hohe sreie Stirn, braune Augen, wi- scheu hatten sie ihn angeblickt! Dunkler Schnurrbart, na türlich hatte er den, elegant angezogen, na und wie! Dazu alle die verdächtigen Umstände, Wegwerfen, geirnß kost- Erschrecken und das rasche Vorbeihasten, außer allem Zweisel wird es der ge suchte Verbrecher sein! Beinahe hätte August Müller laut aufgeschrien vor innerlichem Jubel, Fortuna» Sonne lächelte ihm. Wie elektrisirt sprang er auf, holte mit langen, unhörbaren Schritten den ahnungslos Dahinschreitenden ein und schob mit einem kühnen, energischen >»tuck seinen Arm in den des zusammen fahrenden Verbrechers. Langsam und niederschmetternd raunte er ihm zu: „Mein Herr, Sie sind verhaftet, folgen Sie mir!" Mehr belustigt als wie er schrocken sah der Angeredete ihn von oden bis unten an, erlaubte sich die be scheidene Frage, ob sein Angreiser viel leicht verrückt wäre und verlangte so fortige Freilassung. Eine solche un verschämte Zumuthung versetzte unseren August nun aber in leicht begreifliche Empörung. „Nein, mein Lieber, davon ist vor läufig keine Rede, machen Sie keine Flsematenten, sondern kommen Sie gutwillig mit mir, ich habe Riesen träsre!" Dabei umspannte er allerdings den Arm seine» unglücklichen Opfers wie mit einem Schraubstock. Maßloses Staunen und Aerger kämpsten in dem Gesicht des Fremden, vergebens ließ er seine Blicke umherschweisen, weit und breit war kein lebendes Wesen zu sehen, von dem er hätte Hikse erwarten kön nen. Unumstößlich drängt sich ihm die Gewißheit aus. daß er es mit einem .ir??« Irrsinnigen;>i »ki-u hätt? w-d die unheimlich suulel'ive.i Blicke,! mit denen der Wahnsinnige ihn ! musterte. Er hielt es nach Ueberlegung daher sür das Beste, sich in sein Schick- , sal scheinbar zu ergeben, um die Wuth " des Unglücklichen nicht zu reizen und j weiteres Unheil zu verhüten. Arm in Arm wandert er daher mit seinem son derbaren, jetzt ganz schweigsamen Be gleiter der nächsten Polizeiwache zu, dl« sie nach einer kleinen Viertelstunde I glücklich ohne Unfall erreichen. Beim Erblicken des dienstthuenden Schutzmannes ließ aber der Fremde jede Rücksicht fahren, befreite sich mit hastigem Ruck von seinem unheimlichen Kameraden, faßte ihn wuchtig am Rock kragen und übergab den verdutzten August Müller dem herbeieilenden Diener der heiligen Hermandad mit den Worten- „Da Meyer, nehmen Sie sich mal dieses jungen Mannes an und be obachten Sie ihn auf seine Gesundheit im Oberstübchen!" „Zu Befehl, Herr Justizrath," lau tete die prompte Entgegnung und wi« der Blitz wurde August Mülter, kreide bleich wie ein Gespenst und vollständig niedergedonnert von diesem, himmelweit von seinem Programm abweichender Vorgang, mit nervigen Fäusten ergris sen und in das innere der Wachtstubi besördert. Ihm wurde schwarz vor den kugen! Schwindel ersaßle sein armes Gehirn! Großer Gott, was hatte er angerichtet! „Herr Justizrath" hatt« der Schutzmann ehrfurchtsvoll seinen eingesangenen Verbrecher angeredet, bei also eine bekannte und angesehene Per sönlichkeit z» sein schien! Ein derbei Rippenstoß des ihn bewachenden Schutz manns brachte ihn wieder zu sich und durchbohrend sah er die verhängniß vollen braunen Augen des von ihm maßlos beleidigten Herrn aus sich ge richtet. „Nun sagen Sie mal gefälligst, mein lieber Mann, welchem Umstände hab« ich dean eigentlich meine Verhaftung zu danken und wosür haben Sie mich ge halten?" fragte er lächelnd, aber in einem so wohlwollenden Tone, daß August Müllers vor Angst laut pochen des Herz wieder in etwas ruhigerem ! Tempo zu schlagen begann. In tiefste, Reu« und ganz zerknirscht, ein Bild dei höchsten JammerS, begann er nun zu berichten, wie er zu der Kenntniß des fatalen Steckbrieses gekommen, wi« alles so prachtvoll auf den feinen ele ganten Herrn gepaßt hätte und zögernd und zaghaft kam es über sein« Lippen wie er gesehen, daß der Her, etwas heimlich in die Büsche geschleu dert hätte, wodurch hauptsächlich seir Argwohn rege geworden sei.— Bei die sem letzten Passus war es mit der, bis jetzt mühsam behaupteten Fassung des Herrn Justizraths vorbei und er lachte aus vollem Halse, in welche» Gelächtei Alle, außer August Müller, dröhnend einsiimmten, als er erzählte, daß er allerdings etwas sortgeworfen hätte und daß dieses schauerliche Etwas ein Cigarrenstummel gewesen wäre! Einer strafbaren Handlung hätte er sich insofern schuldig gemacht, als es ver boten sei in den herzoglicyen Parkanla gen zu rauchen und opfere er hiermit nachträglich auf dem Altar der heiligen - Hermandad die auf dies Vergehe» stehenden drei Mark. Demüthig bat August Müller de? Herrn Justizrath um Vergebung seines unbegreiflichen Irrthums und als ihm diese mit einigen ernsten ermahnenden Worten gewährt worden war, wollte e, sich eiligst aus dem Staube machen, um der peinlichen Situation endlich zu entrinnen. So leicht ging die Sach« aber doch nicht, denn mit ihm zusam men verließ der Justizrath das Wacht local und legte draußen, als sie außer Hörweite der höchlichst amüsirten Schutz leule waren, seine Hand auf August Müllers Schulter, ihn am Weitergehen „Nun, mein Herr Haltefest, gestatten Sie mir 'mal eine offene Frage! Was hat Sie bewogen, sich an einem Harm losen Spaziergänger zu vergreisen, um in Besitz der ausgesetzten fünfhundert Mark zu kommen ? War es wirklich nur der eitle Glanz des Geldes, der Ihre Sinne so verwirrte?" Mit Thränen in den Augen gestand August Müller nun dem freundlichen Herrn seine traurige Lage und seine au genblickliche Stellenlosigleit. Nach einiger Ueberlegung meint« dieser: „So, also eine vorzügliche Handschrist glauben Sle zu besinn?" »Ja-" „Verheirathet sind Si« nicht?" „Nein." „Sind Sie zu verlässig, nüchtern und bescheiden ?" Augusts Augen bekamen einen eigen thümlichen Glanz. „Ja, in vollstem Umfange" erwiderte er schnell.—„Nun, ich brauche nämlich Jemand sür eine verantwortliche Stellung, der die besten Zeugnisse über seine bisherige Thätig keit aufzuweisen hat, monatlicher Ge halt IÄO Mark" Nun konnte e» August Müller nicht länger aushalten! „Ach bester, hochverehrtester Herr Ju stizrath" jubelte er herau». „Darf ich mich morgen melden, Albertpraße 7l> im Bureau, Vormittags 10—11 Uhr, darf ich wirklich?" Jetzt war die Reihe de» Erstaunen» an den Jnstizrath gekommen! „Aber Mensch, woher wissen Sie denn plötz lich meine Adresse so genau ?" „Ach, Herr Justizrath, Ihre Annonce in der Zeitung", hier zog er sein abgerissenes Notizbuch vor „war es ja, die mir in meiner Hoffnungslosigkeit als leuchten der Stern ausging und die mir meine ganze Vernunft benahm! „So. so," schmunzelte der Angeredete schelmisch, „da bin ich ja eigentlich selber schuld an vem ganzen Malheur! Nun gute Nacht, Herr August Müller, aus wiedersehen morgen in meinem Bureau, wir wollen es mal zusammen probiren!" In der Hitze. Frau: „Wie können Sie nur so dumm sein und auf den-neu angestrichenen Tisch etwas stellen! ?"—Magd: „Der. gnädige Herr bat vorhin auch schon 'was d'rauf ge stellt!" — Frau (in höchster Wuth)- mein Mann e ». Eie! 'st, i". wenigsten» ein. Recht duzn, «te «'.HI, Sie dumme Person l"
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