»eutsche Local^achrichten. Provinz Brandenburg. Berlin: Der kürzlich von hier durch gebrannte „VolkSbankier" Nietschmann, der inzwischen von Hamburg zurück tranSporlirl ist, hat im ganzen sast eine halbe Million Mark veruntreut. Selbst seinen 84 Jahre alten Vater, einen Kantor in Cönnern, hat der Bieder mann beschwindelt. Hier in Berlin sind Hunderte von kleinen Leuten ge schädigt. Die Strafkammer verur theilte den Prokuristen des Bankiers Polte, Namens Hamscher aus Hauen stein. wegen Betruges zu zweijährigem Gefängniß. Dr. Caroer. der be rühmte amerikanische Scharfschütze, ist ein „gesuchter" Mann. Er hat näm lich, als er im vergangenen Jahr von hier abreiste, vergessen, den Hosjuwelie ren Gebr. Friedländer 12,900 M. für Juwelen zu zahlen. Der Kaffirer des „Vereins gewerblicher Hilfsarbei ter", Vogel, wurde, da er bedeutender Unterschlagungen überführt ist, auH der Arbeiterbewegung ausgeschlossen.—lm Monat Juli haben sich in Berlin durch schnittlich drei Personen täglich das Le ben genommen.—Der durch seine Men schensalle delannt gewordene Cigarren händler Bodbe, der wegen Brandstif tung in der Slrasanstalt zu Sonnenburg geiange» sitzt, wohnte f. Z. in Britz in der Rudowerstraße. Beim Abreißen des betr. Hauses ist man nun aus unter irdische Räumlichkeiten gestoßen, in wel chen eine vollständige Einrichtung zur Ansertigung falschen Geldes sowie auch ein von Bobbe geführtes Tagebuch ge funden wurde. Letzteres foll zweifellos ergeben, daß Bobbc Falschmünzerei be trieben hat. Infolge dessen wird gegen ihn ein neues Verfahren wegen Falsch münzerei eingelcitcl werden.—Mit Hin terlassung von Kassendefekten flüchtig geworden ist ein gewisser Schuhmacher, Geschuf:? der Baumaterialen Branche in Charloltenburg. Provinz Ostpreußen. s In Bartenstein Justizrath Podlich. Das größte Dorf in Ostpreußen ist Schmelz, das 4,338 Einwohner hat und 45 Städte an Größe übertrifft; die kleinste Stadt ist Schirwindt mit 1147 Einwohnern. Sellen reich ist in die sem Jahre der Maränensang in Niko laiken, daher sind die Preise auch in dieser Zeil besonders niedrig. Der Versandt dieser beliebten Fische steht jetzt in vollster Blüthe. Die an sich schon mittelmäßigen Ernteaussichten find infolge der andauernd regnerischen Witterung nicbt nur in den Grenzkrei sen, sondern I?s weit in das Innere Rußlands hinein höchst ungünstig ge worden. Die Körner des Roggens sind klein und verschrumpft, die Aehren zei gen viele Lücken und werden meistens kaum die Hälfte einer Mittelernte lie fern. Unter den Kartoffeln zeigt sich die Fäule in bedenklichem Maße. Mit Angst und Bangen sieht daher die Be völkerung dem nächsten Winter ent gegen. Provinz West Preußen. Wie Königsberg, so hat auch Elbing ?roch aus der Zeit des unglücklichen Krieges eine ganz bedeutende Schulden last zu tragen, die zur Zeit noch 418,- 257.53 Mark beträgt. Die letzte Stadtverordnelen - Versammlung be schloß nun, an die Ministerien des In nern und der Finanzen eine Petition zu senden, in welcher um Aushebung der Schuld gebeten wird. Die Feier des 50jährigen Jubelänms der evange li chen üiirche in Kulm wurde in einfacher aber würdiger Weise begangen. Die Zahl der russisch jüdischen Auswande rer, welche in Thorn fast mittellos an kommen und liegen bleiben, hat sich in den letzten Tagen so bedeutend ver mehrt, d>'ß die Polizei-Behörde mit Piioatpersonen dehuss Miethung von Räume» zur Unterbringung der Aus Wanderer in Unterhandlung getreten ist, da säinmlliche versügbare Räume (Ge fängnisse ?c. > übersüllt sind. Der Zu zug wird noch einen größeren Umfang als bisher annehmen, da die russische Regierung neuerdings ihren jüdischen Unterthanen die Auswanderung auf alle mögliche Art, durch Erlaß der Paß gebühr:c., erleichtert hat. Der größte Theil der Auswanderer geht heimlich über die Grenze, da dieselbe preußischer seits nur äußerst schwach besetzt ist; die ten. Provinz Pommern. Kürzlich wurden von dem Forst kassen-Nendanlen Schreckhaafe im Be. reiche des Damin sches SeeS ein bisher in Pommern noch nicht gesehener Vogel, ein Pnrgur Reiher erlegt. Derselbe hat seine Heimath im südlichen Asien und Afrika. Der Magistrat in Col berg hal in seiner letzten Sitzung den Stadtbauineister Brünig aus Plauen im sächsischen Voigtlande zmn Stadt baumeister gewählt. Das Hochwasser hat in Greisenhagen in den letzten Ta gen eine weitere Steigerung erfahren. Die Dampferbrucken sind nunmehr gänz lich unter Wasser. Vielfach wird von den Besitzern, deren Tabakfelder unter Wasser find, der Tabak geblattet, um wenigstens etwas zu retten. Große Flächen Ksrtoffelland und viele Tau send« Torf ii. a. haben durch das Wasser zu leiden, dessen Stand um diese Jah reszeit ein so hoher ist, wie er feit un denklichen Zeiten nicht gewesen. Ein Opfer seines Berufs ist der Assistenz, arzt am pathologischen Institut der Universität Grrisswald, Dr. Josef Lücken au« Dortmund, geworden. Der junge Mann, erst 27 Jahre alt, hatte sich bei einer Operation eine Blutver giftung zugezogen, welche einen tödtli chen Verlauf nahm. Provinz Schleswig-Hol stein. Redakteur Jessen wurde wegen einer in dem „Flensburg Avis" veröffentlich ten Beleidigung des Prinzregenten von Braunschweig und eines Lehrers zu 15 Monaten Gefängniß verurtheilt. Eine besondere Vergütung erhielt ein Maler in Melsdorf sür das Malen ei nes Schlackilerwagens. Er hat näm lich das Recht, sich ein Jahr lang von dein Schlachter soviel Grieben, wie er sür seinen Haushalt verbrauchen und wanderte nach Amccika aus Er wurde u: qeietzmäj-igcr Weise für todt erklärt. Vor einigen Tagen tras nun der gesetzlich Todte aus Amerika hier wieder ein. Provinz Schlesien. -f- In Hayna» die durch den an ihr verübten Rauomordversiich in der Nacht vom !i!. zum 31. Dezember 1889 bekannt gewordene Frau Kaufmann Edmunde Noth mit Hinterlassung eines Vermögens von ca. 300,000 Mark. In Leobschüy slürpe dieser Tage ein Haus ein; 14 Arbeiter wurden ver schultet, niedrere gelödtct. 1° In Schweidnitz Ehrenbürger und srüherer Oberbürgermeister von Schweidnitz. Gustav Glubrecht. —Erheblicher Unter schlaguiigen wegen hat sich der Kassirer Rassettdeiizil ist nicht" unbedeutend DaS Körner Denkmal soll aus dem RatbhauSplatze in Zobten Aufstellung finden und zur Beschaffung der Mittel Provinz Posen. In Benischen wurde letzter Tage das »sie Bundesichießcn des Schützenbun unfähig geniachl werden und wurde in solgedessen schwer verletzt. Die beiden Brüder des R.. die sich an dem Verbre it reis Gneien. der Gräfin, v, Polwo rowska 'ng, und das 1700 Morgen große Rittergut owalew, Kreis Ple angekauft worden. Das Dorf Kier zno bei Louisenhof. welches 524 Ein wohner zählt, verfügt über 137 Ein wohner. welche sämmtlich den Namen Burzali sühren. Da mehrere Haus väter oft gleiche Vornamen haben, so müssen sie nach Nummern bezeichne/ werden. Provinz Sachsen Der jetzt im 77. Lebensjahre stehende Lehrer August Böse aus Neustadt Magdeburg hat dieser Tage ein eigen hat 60 Jahre hindurch alljährlich den Bro/en bestiegen. Bei den unter Lei tung des Oberförsters Koch in den Schweigenbergen vorgenommenen Un- Gchlbergen neue ReblauSheerde von beträchtlicher Ausdehnung aufgefunden. Der Grundstein zum Kyffhäuser- Denkmal, bestehend in einem Kaiser Wilhelm l. gewidmeten Gedächtnißstein, ist dieser Tage westlich von dem alten die Gedäckitnißrebe,—ln dem Merse burger Regierungsbezirk ist in diesem Jahre eine Verminderung der Zahl der Sachsengänger im Vergleich zu den Voriahreu zu bemerken, obwohl die Nachfrage seitens der ländlichen Arbeit geber dieselbe geblieben ist. —Da die Einwohnerzahl der Stadt Quedlinburg jetzt über 20,000 gestiegen ist, beschlo - sen die Stadtverordneten, die Zahl der Mitglieder der Stadtverordnetenver sammlung von Ig aus 36 zu erhöhen Provinz Hannover. Begünstigt vom schönsten Wetter, in Alfeld das Gau-Turnfest des Leine - Weier - Verbandes abgehalten. Negen 1300 Turner waren von 31 Vereinen erschienen, und etwa 200 Turner bctheiligten sich ainWettturnen. In Gegenwart des Staatssekretärs v. Stephan fand an Bord des Kabel dampsers „Faraday" der Firma Sie mens Brothers vor Borkum die Bollea ldung de« neuen Telegraphenkabels zwischen Deutschland und England (Emden und Barton) statt. Die ersten Telegramme auf der neuen Linie wur den an den Deutschen Kaiser und die Königin von England abgesandt. Auf fast allen Dörfern stellen sich Aus läufer ein, welche den Bauern das noch ungedroschene, ja zum Theil noch aus dem Felde siedende und nicht einmal ge schnittene Korn abkaufen. Für den Himpten Roggen wird anstandslo» der hier unerhörte Preis von fünf Mark bewilligt. Durch den hohen Preis ver lockt. verlausen viele selbst kleinere Bauern ihre gesammte Ernte. Die Kartoffeln leiden bei dem sortdauernden Regen täglich mehr. Der Himpten gu ter Kartoffeln wird zur Zeit mit 2,50 Mark bezahlt. Der Staatsanwalt in Göltingen hält fortgesetzt iu den grö ßeren Orten seines Bezirks Haussuchun gen ab. die mit der Welsenfrage in Verbindung stehen. Dieser Tage er schien er auch in den Wohnungen der Vorstandsmitglieder de» in Northeim seit etwa einem Jahr bestehenden .Club Jung - Hannover" und veranstaltet« Haussuchungen, die indeß resultatlos Verliesen. i In Gronau Bürgermei ster und Justizrath August Gericke. Der Verwalter der Postagentur Imbs hausen, Stationsvorsteher a. D. See ger, ist wegen Unterschlagung von Post anweisungsbeträgen in Untersuchungs haft genommen worden. Der früher« Bärgermeister Sleinweden in Sarstedt hat der Armenkasse 10,000 Mark testa- Provinz Westphalen. Ueber die Wirkung der McKinley- Bill während des ersten halben Jahres nach ihrem Inkrafttreten sagt die Han delskammer. Insbesondere sind im Bielefelder Bezirke die Nähmaschinen invustrie. die Plüschweberei, die Wäsche branche und die Conseetion durch die amerikanischen Zollerhöhungen schwer betroffen worden. Aus Furcht, in geistige Störung zu verfallen, hat sich der Ober-Ingenieur Steiger vom Bo chumer Verein erschossen. In Dort mund machte der 11jährige Knabe August Lipke seinem Leben durch Er tränken ein Ende, weil er in der Schule einen Verweis erhallen hatte. Die Leh rer stellen dem Knaben sonst das beste Zeugniß aus. Auch in diesem Jahre ist wieder 400 Familien in Halten, die das Bürgerrecht erworben haben, sog. Bürgergeld ausgezahlt worden. Jede Familie erhält 40 Mark, welches Geld aus den Erträgen der städtischen Wal dungen stammt, und außerdem erhält jeder Bürger jährlich ein Fuder Holz. Es ertranken beim Baden: in Min den der 13 Jahre alte Schüler Wilh. Höltkemeier aus Aulhausen und der l 1- jährige Knabe Wilhelm Steinmeier aus Bölhorst, in Elinenhorst der 17jährige August Wiemann, in Haltern zwei Brüder Nördemann im Alter von 16 iind 17 Jahren, in Löhne zwei Söhne tim Alter von 10 und 12 Jahren) des ssolon Rathe, und in Groß-Recken der Sljähr. Hermann Schaseld. Rheinprovinz. 112 Landtagsabgeordneter Louis Ber ger aus Witten aus seinem Gute in Dorchheim am Rhein. Ferner Confi storial - Präsident Dr. Snethlage in Coblenz. In der Nähe von Kapellen wurde die Leiche des Händlers Peters aus Creseld in einem Teiche gesunden. Man vermuthet einen Mord.— Wäh rend die Zahl d'r im staatlichen Stein -230,105 aus 245,729 gestiegen ist, be trägt die Förderung sür das erste Halb jähr 1890 auf den Kopf des Arbeiters 133,98, für das erste Halbjahr 1891 nur 121,78 Tonnen. —Die Kleineisen iiidllstrie Berufsgenossenschaft zählt im Kreise Solingen 1234 Betriebe mit 7098 Arbeitern. Die Stadt Solingen zllein hat 389 Betriebe mit 3122 Ar- Provinz Hessen-Nassau. Unsere heimische Industrie bat auch bereits in den afrikanischen Colonien ein Absatzgebiet gesunden. So hat jetzt die Firma Georg Wenderoth in Kassel die Einrichtung der ersten deutschen ülpotheke in Dar es Saalam geliefert, lkurze Zeit vorher hatte die Firma eine Einrichtung nach Sansibar mit Filiale in Bagamoyo geliefert. —Die Spinne r i der Firma I. Jüngst in Biedenkopf, w.'lche im Ederthale bei Baltenberg liegt, ist größtentheils ein Raub der F ammen geworden. —An der Spitze der Gemeindesteuerpflichtigen in Frank surt a. M. steht die Familie von Roth stadtischen Steuerzuschlag von Mark zahlen: die Familie v. Erlanger zahlt 38,988 M., eine Familie G. 22,- 256 M.. St. 34,200 M.; ferner eine einzige Dame aus der Familie Gr. i 7,260 M. —lm Monat Juli ist in a. M, die internationale elek r echnische Ausstellung von 167,249 Personen mit Tickets besucht worden. Insgesammt ergibt sich ein Besuch bis ZI. Juli von 416,264 zahlenden Per sonen.— Die »Frks. Ztg." schreibt: Königreich Sachsen. In das Amtsgerichtsgefängniß in Löbau wurde der Maurer und Haus besitzer Liebscher aus Ebersdors einge liefert, weil er angeblich die Brände in Ottenhain und Ebersdorf in letzter Zeit verursacht hat. Man nimmt an, daß L. geistig gestört ist. Von einem au ßerordentlich schadenbringenden Hagel vetter wurde die Röthaer Gegend heim zesucht. Der Verlust an Körnerfrüch ten und Futterpflanzen erstreckt sich auf 14 bis l 6 Gemeinden und beträgt bis zu 80 Procent des gesaminten Ertra ges. Die Bergwirthe und Besitzer der Einkehrhäuser in der sächsischen Schweiz klagen in diesem Jahre über schlechten Geschäftsgang, die Folge der unbeständigen Witterung sowohl als. »uch deZ Umstände», daß der Strom der Schweizreisenden seit Erschließung der Edmundsklamm mehr und mehr Tchveiz zugewiesen wird.— 5s erhäng !en sich: in GeringSwaloe der Stuhl dauer Aug. Stephan, in Reinsdorf der löjähr. Mar Flohr und im Zwickauer Gefängniß der wegen Hehlerei zu einer »ierjährigen Zuchthausstrafe verurtheilte Neslügelhändler Schraps. Den Tod tm Wasser suchten und fanden: in Chemnitz aus Lebensüberdruß der Kopist Trinks, in Löbau einer väter lichen Zurechtweisung wegen die Buch druckereiarb. Barth. Thüringische Staaten. Zu dem Selbstmord de? Landge «ichtSratheS Hauschleck aus dem Kirch jose in Gotha wird mitgetheilt, daß der benannte kurz vor Aussührung der that einem hies. Wucherer ein Schrei ten des Inhalts zugehen ließ: „Von >en vielen in Ihren Händen befind lichen, mich mitbelreffenden Wechseln vird wohl kein einziger eingtlöst wer ten, da ich dieselben gefälscht habe. Verzeihen Sie dies Ihrem ergebenen j Unterschrift). Dr. Otto Devrient, »er Dichter des .Luther" und „Gustav kldols" fiedelt nach Jena über. Dr. devrient ist Ehrenbürger der Stadt und Shrcndirektor der Universität. Die Heroine dec- ehemaligen Meininger E» jembleS, Olga Lein, die mit Amanda Lindner abwechselnd die Jungfrau von Orleans, Agnes Sorel, Porzia und Amalie spielte, ist plötzlich wahnsinnig geworden. Hessen- Darmstadt. Eine ChnstuS-Gemäldegallerie will man in Bingen ins Leben rufen. Die selbe soll alle von Meisterhand herrüh renden Christusbilder in guten Copieen umfassen, serner Oelgemälde, welche hauptsächlich das Leben Jesu und seine Wunder zum Gegenstand haben. In der Nähe der Juchhöhe hat der Alter thumssorscher Gieß Hünengräber ent deckt.—Der Redacteur des „Offenbacher Abendblatt", Max Jahn, wurde wegen Beleidigung des deutschen Kaisers zu vier Monalen Gesängniß verurtheilt. Der Schweinehändler Jacob Eilender gec 2. von Groß Umstadt ist unter dem Verdacht verhaftet worden, unter Bei Hilfe des Gastwirthes Heyl einen Mord' versuch auf zwei bei dem ersteren früher beschäftigte Dienstknechte ausgeübt zv haben. Königreich Bayern Die des Gattenmords bezichtigte Mtlerswittwe Maria Steidl >n Höll schwaige und ihr Zuhälter, der ledige Michael Lehner von Asbach, wurden verhastet, als sie gerade im Begriff waren, nach Amerika zu verduften. Die Untersuchung über das EggolShei mer Bahnunglück richtet sich gegen den Bahnmeister Baster in Forchheim, den Wechselwärier Knorr in Eggolsbeim und den Lokomotivführer Lunder in Bamberg als Führer der (zweiten) entgleisten Maschine. In Riding ge rieten mehrere kaum der Feiertags schule erwachsene Burschen beim Nach hausegehcn in Streit und wurde dabei der Gütlerssohn Seb. Weiß von Fraun berg erstochen. Redakteur Dornbusch vom „Anzeiger" in Nürnberg hat in der Frohnveste die ihm in einer früheren Session des Schwurgerichtes wegen Be leidigung einiger in der GerichtSschrei berei des Amtsgerichtes angestellter Be amter zuerkannte einmonatliche Gesäng nißstrafe angetreten. In Trausnitz im Thal find fechs Wohnhäuser mit den dazu gehörigen Scheunen total nieder gebrannt. In die Frohnveste wurde der Bauer Kellner von Thalmässing hier eingeliefert, der im Verdacht steht, vor unge'ähr einem Vierteljahre seinen Schwiegervater ermordet und vergraben zu haben. Man hat die Leiche im Felde vergraben ausgesunden. Mit Hinterlassung von Mutter, Frau und vier Kindern, sowie zahlreicher Gläubi ger. jedoch unter Mitnahme einer bei ihm bedienstet gewesenen „Kellnerin" nebst 10,000 M., welche er kurz vorher für sein verkauftes Hotel ausbezahlt er hielt, ist der Hotelier Meunier von Schliersee durchgebrannt. Er wird we gen betrügerischen Bankerotts steckbrief lich verfolgt. Wegen unredlicher Kafseiiverwaltung ist der Kassirer des .Kneipverein", der bisherige Badearzt Dr. Hans Zaps in Wörishofen verhaf tet. Wie es jetzt heißt, soll Z. gar keinen Anspruch auf den Doktortitel haben, sondern ein Kurpfuscher und Abenteurer sein. Der Staatsanwalt hatte einen Steckbrief gegen ihn wegen Meineids. Betrugs u. f. w. erlassen. Königreich Württemberg Der in der Nähe von Tuttlingen aus oer Donau gezogene, als Jacob Maier von Winterlingen beerdigte Todte ist Pfleger Oßwald von Lautlingen erkannt worden, der vor einiger Zeit wegen Unregelmäßigkeiten im Amte durch gebrannt war. Unter überaus zahl reicher Betheiligung wurde die irdische Hülle des in dem schweizerischen Bade orte Engelberg beim Besteigen der Arm- Alp verunglückten Geheimen Regie rungsrathes, Stadtdirectors Richard Bensinger in Mannheim zur letzten Ruhe bestattet. —lm sog. „Scheffel- Local" („Pfälzer Hof") in Schwetzin gen wurde diefer Tage eine Scheffel- Bibliothek gegründet. Der Verlags buchhändler Alfred Bonz in Stuttgart hat der'elben sämmtliche Werke Schef fels zum Geschenk gemacht. In GlaS mühl begingen Balthasar Rebmann, Anwalt, und seine Frau ihre diaman tene Hochzeit. Ertränkt haben sich: in Lengersau bei Jsny die geistes schwache Rosalie Zäck und in Sontheim a. Br. die Ehefrau des Müllers un> Wtirhs Rößler. Großherzogthum Baden. 112 In Baden-Baden Stadtpfarrer Ludwig Weingärnter. Die Wieder aufnahme der Erzgrabungen in Baden- Weiler ist nunmehr zur Thatsache ge worden, indem seit kurzer Zeit an zwei Plätzen, wo früher schon Stollen ange legt waren, bei Schalfingen und unweit Haus Boden, gegraben wird. Daselbst sind zwei große Bohrmaschinen ange stellt und sollen Erzstücke mit 2 —3 Procent Silber- oder mit 70—80 Pro cent Eisengehalt befördert worden sein. Der Konkurs der seiner Zeit in Bruchsal bestandenen Sammtsabrik von Gros k Cie. kommt jetzt zum Schluß, das heißt die aus dem Schiffsbruch ge retteten Gelder sollen durch den Kon kursverwalter vertheilt werden Da jedoch den Passiven von 315,429 nur Aktiven von 1072 M. gegenüberstehen, so bekommt der Gläubiger sür jede Mark, die er an Gros <Zc Cie. oder viel mehr an die Konkursmasse zu fordern hat, ungefähr einen DrittelSpfennig. Aus eigenthümliche Weise verunglückte der Fährmann Zipf in HeinSheim. Trotz mehrfachen Abrathens kletterte er auf einen Baum in denGarten des An kerwirths, um einen in Traubenform oben hängenden Bienenschwarm zu fas sen. Dabei wurde er aber an Gesicht und Händen surchtbar zerstochen. Kaum unten angekommen, ergeifs ihn ein hef tiger Schüttelfrost — und nach wenigen Minuten war er eine Leiche. Der her beigerufene Arzt konstatirte den Tod durch Blutvergiftung fn Folge der Bie nenstiche. Ein Sängerve» ein in Kon stanz wollle zum Sängerfest in Bregenz gehen und führte dabei einen Lorbeer irrnz mit sich. Die österreichischen Zollwächter ließen die Herren aber erst passieren, nachdem jener Kranz als „frisches Gemüse" verzollt war. Rheinp s a l z. Den in Dahn wohnenden Acker« Jakob Schreiner hat seine Frau nun schon zum dritte« Mal mit Zwillingen beschenkt. Zuerst mit Mädchen, dann mit Knaben und jetzt mit einem Mäd chen und einem Knaben. Der Stand der Weinberge zwischen Neustadt und Dürkheim ist ein ungünstiger. In den Gemeinden Dürkheim, Ellerstadt, Gönn heim und Friedelsheim muß ein großer Theil der Wingerts ausgehackt worden. DaS Herbstergebniß schwankt zwischen j und H Normalherbst. In einer eigenthümlichen Lage befindet sich ein in Edenkoben weilender junger Mann, der 1871 in Metz als der Sohn eines preußischen Feldwebels geboren wurde. Sein Name ist nämlich im Metz-r Ge burtsregister nicht aufzufinden: des halb kann er weder Soldat werden, noch wählen, noch irgend etwas thun, wozu ein Geburtsschein erforderlich ist.—Zur Enthüllung des Kriegerdenkmals in Hettenleidelsheim waren 19 auswärtig« Vereine erschienen. Böllerschießen und großer Zapfenstreich am Vorabend lei teten die Festlichte'ten ein. Am Fest tage bewegte sich ein imposanter Fest zug durch die beflaggten OrtSstraßen. —Die für die Vereinigung der Gemein den Neustadt-Winzingen erforderlich« Stimmenzahl ist nunmehr erreicht. Erhängt haben sich: in Eschbach der Ackerer N. Küpper, in Ilbesheim der wegen Mißhandlung seines Hausgenos sen Käth vorgeladene 72 Jahre alte Christ. Röder, in LudwigShasen der Restaurateur Paul und in Neustadt der Winzer Philipp Zinckgras von Haardt. Im Wasser suchten und fanden den Tod: in Mundenheim die geistes schwache Marg. Scheller und in Wald fischbach der Uhrmacher Jos. Lieser. Mecklenburg. Der Viehhandel von Malchin aus nimmt von Jahr zu Jahr größere Aus dehnungen an. Die Eröffnung der nächsten mecklenburgischen LandeSge werbeausstellung findet in Rostock defi nitiv am 1. Juli 1892 statt. Die Ausstellung wird 14 Gruppen um fassen, unter welchen auch eine für chemische Industrie eingerichtet werde» wird. Schweiz. Aussehen erregen Nachrichten über Zahlungsschwierigkeiten der Baseler Jndustriegesellschast—Looivt« Asnsr-Us I'ixlustrio, wie die französische Firma lautet. Die Gesellschaft besitzt ein Aktiencapilal von 25 Millionen Frcs., auf das, wie sich jetzt herausstellt, nur 5 Millionen Frcs. eingezahlt sind. In dem bei Mönchenstein verunglückten Eisenbahnzuze befanden sich, wie nun festgestellt, gegen 500 Reisende. Davon verunglückten 203, und zwar erlitten 73 den Tod, 130 Verwundungen. Die wurden, einhielten rund 260 Personen; von diesen blieben etwa 60 unbeschädigt. Die Aussuhr aus dem Konsulatsbezirk St. Gallen nach den Ver. Staaten von Nordamerika im Monat Juli beziffert sich total ans 2,069,360 Frcs. oder 664,310 Frcs. weniger als »i dem ent sprechenden Monat des Vorjahrs. Das jüngste eidgenössische Turnfest in Genf schließt mit einem Deficit von 10,- 000 Frs. Die elektrisch beleuchteten Springbrunnen im Hafen von Genf sind effectvoll. Die farbigen Strahlen steigen 92 Meter hoch in die Luft und lassen den See auf eine Distanz von 2 Kilometer hell erglänzen. Ein jun ger Schwede, der mit drei Kameraden den Dole bestieg, ist verunglückt, indem er vom Wege abwich und einen Abhang von zweihundert Metern hinunter stürzte. In der Umgebung Ehur'S stehen die Kulturen z. Zt außerordent lich schön und wird eine sehr ergiebige Emdernle erwartet. Ein förmlicher Bergsturz bedroht die Gemeinde Zillich im Schainserlhale. Die Gefahr des Bergsturzes kann durch Felssprengun gen und Ableitung des Wassers mögli cherweise beseitigt werden. Ein neuer Sport macht die prächtigen Gärten der Schlösser un sicher, mit denen die Bannmeile von Pari« übersät ist. Seine Erfinderin: die Herrin des Schlosses von Roilly Riviere, das neulich eine auserlesene Gesellschaft sah. Nach der Tasel gab die liebenswürdige Wirthin Jedem der Anwesenden schweigend eine kleine rei zende Armbrust. So ausgerüstet, führte die Gräfin die Herren und Da men in den Park ihres Schlosses hin aus, der nach englischem Geschmack den Lauf eines kleinen Flusses der Ovotte, in den Rahmen seiner Anlagen schloß. Endlich, am Rand eines SeeS machte die Herrin Halt, gab da» Zei chen zum Beginn der Jagd, und als einige ihrer Gäste sich verwundert um sahen nach dem Wild, dem der uner wartete Pürschgang gelten sollte, da deutele sie mit einer reizenden Handbe wegung auf die Frösche, die eben, bei der Annäherung der Gesellschaft, in ihr heimisches Element flüchteten. Damen und Herren ergötzten sich nun an der gräslichen Jagd, und nach Verlaus einer Stunde gab es bereits verschiedene Meister in dem jüngsten Zweige des Sport«. Sicherlich wird alsbald durch diese geniale Neuerung auch die Phan tasie der großen Magazine befruchtet werden; man wird sich beeilen, den Liebhabern des Frosch - Sportes eine sinnreiche und angemessene Kleidung zur Verfügung zu stellen. Infolge einer Auffor derung des in Venezuela erscheinenden spanischen Blattes .El Bolan" haben die Fraücn in den verschiedenen Städten Südamerikas eine Subskription unter sich eröffnet, um anläßlich der Cen tennarseier der Entdeckung Amerika« der Königin-Regentin von Spanien am 12. Oktober 1892 eine goldene Krone überreichen zu können Eine eigene Frauen Teputation wird dieje Krone nach Europa bringen. Der „Wiener Allg.Ztg.", wird von Marienbad, 12. August, be richtet : Ein peinliches Aussehen erre gender Selbstmord ereignete sich hierin vergangener Nacht. Gestern Früh wurde während der Morgenpromenade am Kreuzdrunnen der seit drei Wochen zur Kur hier anwesende Kandilensabrikant Julius Haberseld aus Biala in Gali zien in dem Augenblicke von Detectives verhaftet, als er einer Dame die Geld börse aus der Tasche zog. Da in der letzten Zeit im Lesezimmer des Kur salons und an anderen öffentlichen Or ten häufig Diebstähle vorkamen, wurde Haberfeld's Wohnzimmer durchsucht, wobei thatsächlich zahlreiche gestohlene Gegenstände gesunden worden sind. Im Arreste schrieb Haberseld eine Postkarte an seine Gattin in Biala, worin er der der Geistesabwesenheit gehandelt zu ha ben. Heute Morgen wurde Haberseld vom Gerichtsdiener am Fensterkreuz des Arrestzimmers mittel« eine's Taschen tuches erhängt aufgesunden. Der Selbst besitzer und Vater von acht Kindern. Ueber die Person des Selbstmörders erfährt die Wiener „A.Z.": Julius Haberseld entstammt einer angesehenen Familie in Galizien. Als junger Mann ging Haberseld nach Deutsch land, wo er mehrere Jahre studirte, und kehrte sodann in seine Heimath zu rück, um sich dem KausmannSstande zu widmen. Er gründete ein SpeditionS- und Commissionsgeschäft und betrieb außerdem einen ausgedehnten Kohlen handel sn xros. Vor mehreren Jahren übersiedelte Haberseld nach Biala und errichtete dort eine Kanditensabrik. Ha berseld, der ungefähr 50 Jahre alt ist, war zum zweiten Male verheirathet. In einem der im Cen trum belegenen höheren Bazare, so berichten Berliner Blätter, sungirt Herr Collins als Verkäufer. Im ver gangenen Winter hatte er sich mit einem und feit jener Zeit gab es keinen glück kicheren Menschen als ihn. Als er vor einigen Tagen im „Pschorr" saß, sah er plötzlich seine Braut an der Seite eines eleganten Herrn in das Etablissement treten. DaS Pärchen schritt, ohne ihn zu bemerken, dicht an ihm vorüber und machte sich alsdann draußen in dem Hofgarten des .Pschorr" bequem. C. bezahlte sofort seine Zeche und verließ das Restaurant. Er eilte in die Woh nung eines Freundes, welcher in der W.straße ein Droguengeschäst besitzt. Dieseni fiel das verstörte Wesen C.'S aus und als dieser mit unsicherer Stim me um etwas Arsenik „für die Ratten" bat, ging der Droguist anscheinend aus den Wunfch ein, gab ihm aber anstatt des Arseniks ein Pulver, das eine an dere, weniger gefährliche Wirkung aus den menschlichen Organismus ausübt. Am anderen Tage erhielten mehrere Geschäftskollegen C.'S und auch feine Braut Abschiedsbriefe von ihm, in wel chem er ihnen mittheille, daß er des Le bens überdrüssig sei und sich mit Arse nik vergisten wolle. „Wenn dieser Brief in Eure Hände gelangt," so Schreiben,„weil ich nicht mehr unter den Lebenden." Bestürzt eilte die Braut mit demselben Herrn, der sie am Abend vorher ins. Restaurant Pschorr begleitet hatte, nämlich mit ihrem kurz vorher aus der Provinz ein getroffenen Bruder, in C.'S Wohnung. Der öffnenden Wirthin war nichts von kinem Selbstmord ihres Miethers be kannt. Sie theilte den Erstaunten auf Befragen mit, daß Herr E. in vergan gener Nacht an schrecklichen Leibweh ge litten habe und sich schon wieder sür ei nen Moment Fntsernt" hätte. Daß die Geschichte die Heiterkeit Aller erregte, die darum wußten, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Die Versöhnung des Brautpaares hat bereits stattgefun den. Eine entsetzliche Fami lientragödie spielte sich in Twickenham in der englischen Grasschaft Middlesex ab. Die Frau des dortigen Arbeiter klubwirthes Beresford durchschnitt in einem Ansall von Verzweiflung ihrem kleinen Knaben »iit einem Rasirmesser in Abwesenheit ihres Mannes den Hals. Auch den älteren Knaben hätte sie er mordet, wenn er nicht stärker gewesen wäre, als sein Bruder, so daß er sich losreißen konnte. Der jüngere Bruder lies trotz seiner tiefen Wunde, während die Mutter dem älteren nachsetzte, aus die Straße und flüchtete sich in eine nahe Conditorei. Durch das Geschrei aufmerksam geworden, liefen die Nach, barn sofort zusammen. Der Mann war mittlerweile zum Arzt gegangen, um für feine kranke Frau Medizin zu holen. Als er nach Haufe kam, fand er seine Frau und einen seiner Knaben als Leichen vor. Der Knabe war fast un mittelbar nachdem er mit Anstrengung aller Kraft bis zur Conditorei gekom inen war, gestorben und die Mutter hatte mit dem Rasirmesser ihrem Leben ein Ende gemacht. Der Arzt bezeugle, daß die Frau in der letzten Zeit an starken hysterischen Anfällen und an Verfolgungswahn gelitten hatte. Sil glaubte, von tolle» Hunden verfolgt zu werden. Zur Warnung theilt der Cour." folgenden Fall einer Blutvergiftung mit: Der zur Zeit in Hannover beschäftigte Sohn de» Hof besitzers T. im nahen Langenholzen kaufte vor einiger Zeit von einem Hau sirer Unterhemden, welche dieser als Jäger'sche b-' »chnete. Bald nach dem Gebrauche bemerkte der Käu fer einige kleine unbedeutende Stippen am K örper, die in Folge Kratzens zu bluten anfingen und eine Blutvergif tung zur Folge hatten. Nach Aussage der Aerzte ist diese Blutvergiftung le diglich eine Folge des mit gniigen Substanzen gefärbten Unterhemdes. Der Zustand des Bedauernswerthen ist ein derartiger, daß Gesahr für das Le hen desselben vorhanden sein soll. Man gute sich also vor dem Kausen derarti der Kleidungsstücke von Hausirern. Aufzeichnungen «ine» alte« «ol« daten. In vieler Hinsicht anziehend sind die Bemerkungen über Land und Leute, die Coignet, ein Soldat unter Napoleon I. und späterer Rentntr, in seinen „Erin nerungen" über seine kriegerischen Wan derungen verzeichnet. Seinen Besuch in Berlin nach der Schlacht bei Jena erzählt er folgendermaßen: „Am 25. October kamen wir in Potsdam an, am 26. und 27. hatten wir Ruhelag in Charloltenburg, einem schönen Palast des Königs von Preußen. Die Um gegend ist bewaldet bis zum EinzugS thor Berlins, das eine schöne Stadt ist; man kann nichts Hübscheres sehen. DaS Thor wird überragt von einem schönen Triumphbogen und die Straßen sind nach der Schnur gezogen. Vom Char lottenburger Thor sührt zum Schloß eine Allee, „in der Mitte mit Bänken sür die Neugierigen". Nicht nur die Stadt, auch die Einwohner gefallen ihm: „Friede und Eintracht herrschten zwischen Bürgern und Soldaten, eS konnte uns gar nicht besser gehen." Selbst das von Fremden so oft ver lästerte Weißbier mundet ihm trefflich: „das Bier in Kruken wurde nicht ge schont, man kann kein besseres trinken." Von den wenig freigebigen Italienern heißt eS: „Sie taugen nur zum Plün dern und zum Spielen. Man muß bei diesem eifersüchtigen Volke immer auf der Hut sein." Noch schlimmere Erfahrungen macht er mit dem „fanatifäMn" Volk der Spa nier: „Man mußte sich verrammeln, um nicht in der Nacht abgeschlachtet zu werden." Die Russen flößen ihm durch ihren Muth Achtung ein, doch findet er sie unsauber, roh und gesräßig. Am besten aber gefallen ihm die Deutschen. Die Sauberkeit, die er in Königsberg i. Pr. antrifft, „könnten sich unsere Da men zum Muster nehmen." Die Freund lichkeit und Hilfsbereitschaft der Deut schen entlocken ihm ein begeistertes: „ES leben unsere guten Deutschen!" Als Lützener Bauern die verwundeten Franzosen freiwillig mit auflesen helfen, ruft er bewundernd aus: .Die Deut schen sind die Menschenfreundlichkeit selbst!" Wenn eS noch eine« neuen Zeugen bedürfe für den unwidersteh lichen Zauber, den die Königin Luis, auf Alle ausübte, die in ihre Nähe ka men, so könnte Coignet dieser Zeug« sein. Er sah die unglückliche Fürstin in Tilsit und ward von ihrer Schönheit so hingerissen, daß er sich glücklich schätzte, an einer Thür Posten stehen zu dürfen, durch die sie kommen mußte, und daß er seinen Kaiser beneidete, »weil er mit ihr sprechen konnte." Humor in der engttschcn Justiz. In der sranzSsischen Akademie der moralischen Wissenschaften wurde kürz lich ein Vortrag über englisches Justiz. Wesen gehalten. Der Herzog von Aumale, der diesem Vortrag anwohnte, ist bekanntlich ein gründlicher Kenner der englischen Verhältnisse, mit denen er sich durch jahrelange Erfahrungen vertraut gemacht hat. Aus Anlaß die ses Vortrages gab nun der Herzog einige Anekdoten zum Besten, welche gewisse Charakterzüge englischer Justiz pflege in ergötzlicher Weise beleuchten. Die beste dieser Anekdoten war die fol gende, welche für die Beziehungen zwi schen Richterstand und Advocaten be zeichnend ist: Zur Zeit der Assisen bereiste ein Richter die verschiedenen Städte seines Kreises, um daselbst die schwebenden Strafsachen vor den Geschworenen ver handeln zu lassen; mit ihm zog der ob igate Heerbann von Advokaten, welch« ie Geschäfte der Vertheidigung besor gen. Unter den Anwälten befand sich einer, der mit dem Richter gut befreun det war. Man kam in eine klein« Stadt und verhandelte dort einen Pro ceß. Der dem Richter befreundete Ad vokat sprach gerade die Vertheidigungs rede, als plötzlich im Hofe ein Esel zu schreien anfing. Der Richter fiel dem Advokaten in s Wort: „Nur wenn ich bitten darf. Wenn zwei Her ren aus einmal sprechen, so kann ich nichts verstehen." Der Anwalt nahm diese mit großem Ernst gesprochenen Worte in Ruhe hin, wartete bis der „Andere" im Hofe sich ausgcschriecn hatte und beendete dann seine Rede. Nun hielt der Richter seinen Vortrag an die Geschworenen. Aber gerade mitten in dieser Rechtsbelehrung ertönt« vom Hose her da» erneute Schreien de« Esel«. Der Advokat sah nun die Zeit des Heimzahlen« gekommen. Er erhob sich und sprach feierlich: .Ich bitte Ew. Ehrwürden nicht so laut zu sprechen; Sie hören ja, daß der Widerhall Ihrer Stimme da! Verständniß stört." Sprach'S und setzte sich. Der Richter schmunzelte verstohlen und fuhr in sei ner Rede erst fort, bi» das Echo im Hose verstummte. Uiizelmann, einst ein berühm ter Komiker des Berliner Thealers, hatte die Gewohnheit, in seinen Rollen hie und da einige Witzworte zuzusetzen. Dies wurde verboten und für jeden EontraventionSfall eine Geldstrafe fest gesetzt. Einst gab man da« Schauspiel „Richard Löwenherz'. Die Prinzessin kommt in diesem Stück hereingeritten. Da« Pferd, welche« nun hier auch eint Rolle hat, war bei dem ungewohnten Anblick de« Lichlei und der Umgebung etwa« scheu und machte einige Seiten sprünge nach dem Orchester hin. U»> zelmann, der im Stücke auch mitwirkte, erfaßte eS beim Zügel und sagte, indem er drohend den Zeigefinger hob: .Du, weißt du nicht, daß es verboten ist, sei ner Rolle etwas zuzufügen!" Allge meines Bravo belohnte dieses Witzwort und Unzelmann bezahlte gern seine Strafe. Liebe und Svort. .O, theuerste Emma, dürste ich Sie durch den Strom des Lebens rudern!?" .Wenn Ich da» Steuer führen darf, ia!" 7
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