Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 17, 1891, Page 7, Image 7

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    »eutsche Local^achrichten.
Provinz Brandenburg.
Berlin: Der kürzlich von hier durch
gebrannte „VolkSbankier" Nietschmann,
der inzwischen von Hamburg zurück
tranSporlirl ist, hat im ganzen sast eine
halbe Million Mark veruntreut. Selbst
seinen 84 Jahre alten Vater, einen
Kantor in Cönnern, hat der Bieder
mann beschwindelt. Hier in Berlin
sind Hunderte von kleinen Leuten ge
schädigt. Die Strafkammer verur
theilte den Prokuristen des Bankiers
Polte, Namens Hamscher aus Hauen
stein. wegen Betruges zu zweijährigem
Gefängniß. Dr. Caroer. der be
rühmte amerikanische Scharfschütze, ist
ein „gesuchter" Mann. Er hat näm
lich, als er im vergangenen Jahr von
hier abreiste, vergessen, den Hosjuwelie
ren Gebr. Friedländer 12,900 M. für
Juwelen zu zahlen. Der Kaffirer
des „Vereins gewerblicher Hilfsarbei
ter", Vogel, wurde, da er bedeutender
Unterschlagungen überführt ist, auH der
Arbeiterbewegung ausgeschlossen.—lm
Monat Juli haben sich in Berlin durch
schnittlich drei Personen täglich das Le
ben genommen.—Der durch seine Men
schensalle delannt gewordene Cigarren
händler Bodbe, der wegen Brandstif
tung in der Slrasanstalt zu Sonnenburg
geiange» sitzt, wohnte f. Z. in Britz in
der Rudowerstraße. Beim Abreißen
des betr. Hauses ist man nun aus unter
irdische Räumlichkeiten gestoßen, in wel
chen eine vollständige Einrichtung zur
Ansertigung falschen Geldes sowie auch
ein von Bobbe geführtes Tagebuch ge
funden wurde. Letzteres foll zweifellos
ergeben, daß Bobbc Falschmünzerei be
trieben hat. Infolge dessen wird gegen
ihn ein neues Verfahren wegen Falsch
münzerei eingelcitcl werden.—Mit Hin
terlassung von Kassendefekten flüchtig
geworden ist ein gewisser Schuhmacher,
Geschuf:? der Baumaterialen Branche
in Charloltenburg.
Provinz Ostpreußen.
s In Bartenstein Justizrath Podlich.
Das größte Dorf in Ostpreußen ist
Schmelz, das 4,338 Einwohner hat und
45 Städte an Größe übertrifft; die
kleinste Stadt ist Schirwindt mit 1147
Einwohnern. Sellen reich ist in die
sem Jahre der Maränensang in Niko
laiken, daher sind die Preise auch in
dieser Zeil besonders niedrig. Der
Versandt dieser beliebten Fische steht
jetzt in vollster Blüthe. Die an sich
schon mittelmäßigen Ernteaussichten
find infolge der andauernd regnerischen
Witterung nicbt nur in den Grenzkrei
sen, sondern I?s weit in das Innere
Rußlands hinein höchst ungünstig ge
worden. Die Körner des Roggens sind
klein und verschrumpft, die Aehren zei
gen viele Lücken und werden meistens
kaum die Hälfte einer Mittelernte lie
fern. Unter den Kartoffeln zeigt sich
die Fäule in bedenklichem Maße. Mit
Angst und Bangen sieht daher die Be
völkerung dem nächsten Winter ent
gegen.
Provinz West Preußen.
Wie Königsberg, so hat auch Elbing
?roch aus der Zeit des unglücklichen
Krieges eine ganz bedeutende Schulden
last zu tragen, die zur Zeit noch 418,-
257.53 Mark beträgt. Die letzte
Stadtverordnelen - Versammlung be
schloß nun, an die Ministerien des In
nern und der Finanzen eine Petition
zu senden, in welcher um Aushebung
der Schuld gebeten wird. Die Feier
des 50jährigen Jubelänms der evange
li chen üiirche in Kulm wurde in einfacher
aber würdiger Weise begangen. Die
Zahl der russisch jüdischen Auswande
rer, welche in Thorn fast mittellos an
kommen und liegen bleiben, hat sich in
den letzten Tagen so bedeutend ver
mehrt, d>'ß die Polizei-Behörde mit
Piioatpersonen dehuss Miethung von
Räume» zur Unterbringung der Aus
Wanderer in Unterhandlung getreten ist,
da säinmlliche versügbare Räume (Ge
fängnisse ?c. > übersüllt sind. Der Zu
zug wird noch einen größeren Umfang
als bisher annehmen, da die russische
Regierung neuerdings ihren jüdischen
Unterthanen die Auswanderung auf
alle mögliche Art, durch Erlaß der Paß
gebühr:c., erleichtert hat. Der größte
Theil der Auswanderer geht heimlich
über die Grenze, da dieselbe preußischer
seits nur äußerst schwach besetzt ist; die
ten.
Provinz Pommern.
Kürzlich wurden von dem Forst
kassen-Nendanlen Schreckhaafe im Be.
reiche des Damin sches SeeS ein bisher
in Pommern noch nicht gesehener Vogel,
ein Pnrgur Reiher erlegt. Derselbe
hat seine Heimath im südlichen Asien
und Afrika. Der Magistrat in Col
berg hal in seiner letzten Sitzung den
Stadtbauineister Brünig aus Plauen
im sächsischen Voigtlande zmn Stadt
baumeister gewählt. Das Hochwasser
hat in Greisenhagen in den letzten Ta
gen eine weitere Steigerung erfahren.
Die Dampferbrucken sind nunmehr gänz
lich unter Wasser. Vielfach wird von
den Besitzern, deren Tabakfelder unter
Wasser find, der Tabak geblattet, um
wenigstens etwas zu retten. Große
Flächen Ksrtoffelland und viele Tau
send« Torf ii. a. haben durch das Wasser
zu leiden, dessen Stand um diese Jah
reszeit ein so hoher ist, wie er feit un
denklichen Zeiten nicht gewesen. Ein
Opfer seines Berufs ist der Assistenz,
arzt am pathologischen Institut der
Universität Grrisswald, Dr. Josef
Lücken au« Dortmund, geworden. Der
junge Mann, erst 27 Jahre alt, hatte
sich bei einer Operation eine Blutver
giftung zugezogen, welche einen tödtli
chen Verlauf nahm.
Provinz Schleswig-Hol
stein.
Redakteur Jessen wurde wegen einer
in dem „Flensburg Avis" veröffentlich
ten Beleidigung des Prinzregenten von
Braunschweig und eines Lehrers zu 15
Monaten Gefängniß verurtheilt.
Eine besondere Vergütung erhielt ein
Maler in Melsdorf sür das Malen ei
nes Schlackilerwagens. Er hat näm
lich das Recht, sich ein Jahr lang von
dein Schlachter soviel Grieben, wie
er sür seinen Haushalt verbrauchen
und wanderte nach Amccika aus Er
wurde u: qeietzmäj-igcr Weise für todt
erklärt. Vor einigen Tagen tras nun
der gesetzlich Todte aus Amerika hier
wieder ein.
Provinz Schlesien.
-f- In Hayna» die durch den an ihr
verübten Rauomordversiich in der
Nacht vom !i!. zum 31. Dezember 1889
bekannt gewordene Frau Kaufmann
Edmunde Noth mit Hinterlassung eines
Vermögens von ca. 300,000 Mark.
In Leobschüy slürpe dieser Tage ein
Haus ein; 14 Arbeiter wurden ver
schultet, niedrere gelödtct. 1° In
Schweidnitz Ehrenbürger und srüherer
Oberbürgermeister von Schweidnitz.
Gustav Glubrecht. —Erheblicher Unter
schlaguiigen wegen hat sich der Kassirer
Rassettdeiizil ist nicht" unbedeutend
DaS Körner Denkmal soll aus dem
RatbhauSplatze in Zobten Aufstellung
finden und zur Beschaffung der Mittel
Provinz Posen.
In Benischen wurde letzter Tage das
»sie Bundesichießcn des Schützenbun
unfähig geniachl werden und wurde in
solgedessen schwer verletzt. Die beiden
Brüder des R.. die sich an dem Verbre
it reis Gneien. der Gräfin, v, Polwo
rowska 'ng, und das 1700 Morgen
große Rittergut owalew, Kreis Ple
angekauft worden. Das Dorf Kier
zno bei Louisenhof. welches 524 Ein
wohner zählt, verfügt über 137 Ein
wohner. welche sämmtlich den Namen
Burzali sühren. Da mehrere Haus
väter oft gleiche Vornamen haben, so
müssen sie nach Nummern bezeichne/
werden.
Provinz Sachsen
Der jetzt im 77. Lebensjahre stehende
Lehrer August Böse aus Neustadt
Magdeburg hat dieser Tage ein eigen
hat 60 Jahre hindurch alljährlich den
Bro/en bestiegen. Bei den unter Lei
tung des Oberförsters Koch in den
Schweigenbergen vorgenommenen Un-
Gchlbergen neue ReblauSheerde von
beträchtlicher Ausdehnung aufgefunden.
Der Grundstein zum Kyffhäuser-
Denkmal, bestehend in einem Kaiser
Wilhelm l. gewidmeten Gedächtnißstein,
ist dieser Tage westlich von dem alten
die Gedäckitnißrebe,—ln dem Merse
burger Regierungsbezirk ist in diesem
Jahre eine Verminderung der Zahl der
Sachsengänger im Vergleich zu den
Voriahreu zu bemerken, obwohl die
Nachfrage seitens der ländlichen Arbeit
geber dieselbe geblieben ist. —Da die
Einwohnerzahl der Stadt Quedlinburg
jetzt über 20,000 gestiegen ist, beschlo -
sen die Stadtverordneten, die Zahl der
Mitglieder der Stadtverordnetenver
sammlung von Ig aus 36 zu erhöhen
Provinz Hannover.
Begünstigt vom schönsten Wetter,
in Alfeld das Gau-Turnfest des
Leine - Weier - Verbandes abgehalten.
Negen 1300 Turner waren von 31
Vereinen erschienen, und etwa 200
Turner bctheiligten sich ainWettturnen.
In Gegenwart des Staatssekretärs
v. Stephan fand an Bord des Kabel
dampsers „Faraday" der Firma Sie
mens Brothers vor Borkum die Bollea
ldung de« neuen Telegraphenkabels
zwischen Deutschland und England
(Emden und Barton) statt. Die ersten
Telegramme auf der neuen Linie wur
den an den Deutschen Kaiser und die
Königin von England abgesandt.
Auf fast allen Dörfern stellen sich Aus
läufer ein, welche den Bauern das noch
ungedroschene, ja zum Theil noch aus
dem Felde siedende und nicht einmal ge
schnittene Korn abkaufen. Für den
Himpten Roggen wird anstandslo» der
hier unerhörte Preis von fünf Mark
bewilligt. Durch den hohen Preis ver
lockt. verlausen viele selbst kleinere
Bauern ihre gesammte Ernte. Die
Kartoffeln leiden bei dem sortdauernden
Regen täglich mehr. Der Himpten gu
ter Kartoffeln wird zur Zeit mit 2,50
Mark bezahlt. Der Staatsanwalt
in Göltingen hält fortgesetzt iu den grö
ßeren Orten seines Bezirks Haussuchun
gen ab. die mit der Welsenfrage in
Verbindung stehen. Dieser Tage er
schien er auch in den Wohnungen der
Vorstandsmitglieder de» in Northeim
seit etwa einem Jahr bestehenden .Club
Jung - Hannover" und veranstaltet«
Haussuchungen, die indeß resultatlos
Verliesen. i In Gronau Bürgermei
ster und Justizrath August Gericke.
Der Verwalter der Postagentur Imbs
hausen, Stationsvorsteher a. D. See
ger, ist wegen Unterschlagung von Post
anweisungsbeträgen in Untersuchungs
haft genommen worden. Der früher«
Bärgermeister Sleinweden in Sarstedt
hat der Armenkasse 10,000 Mark testa-
Provinz Westphalen.
Ueber die Wirkung der McKinley-
Bill während des ersten halben Jahres
nach ihrem Inkrafttreten sagt die Han
delskammer. Insbesondere sind im
Bielefelder Bezirke die Nähmaschinen
invustrie. die Plüschweberei, die Wäsche
branche und die Conseetion durch die
amerikanischen Zollerhöhungen schwer
betroffen worden. Aus Furcht, in
geistige Störung zu verfallen, hat sich
der Ober-Ingenieur Steiger vom Bo
chumer Verein erschossen. In Dort
mund machte der 11jährige Knabe
August Lipke seinem Leben durch Er
tränken ein Ende, weil er in der Schule
einen Verweis erhallen hatte. Die Leh
rer stellen dem Knaben sonst das beste
Zeugniß aus. Auch in diesem Jahre
ist wieder 400 Familien in Halten, die
das Bürgerrecht erworben haben, sog.
Bürgergeld ausgezahlt worden. Jede
Familie erhält 40 Mark, welches Geld
aus den Erträgen der städtischen Wal
dungen stammt, und außerdem erhält
jeder Bürger jährlich ein Fuder Holz.
Es ertranken beim Baden: in Min
den der 13 Jahre alte Schüler Wilh.
Höltkemeier aus Aulhausen und der l 1-
jährige Knabe Wilhelm Steinmeier aus
Bölhorst, in Elinenhorst der 17jährige
August Wiemann, in Haltern zwei
Brüder Nördemann im Alter von 16
iind 17 Jahren, in Löhne zwei Söhne
tim Alter von 10 und 12 Jahren) des
ssolon Rathe, und in Groß-Recken der
Sljähr. Hermann Schaseld.
Rheinprovinz.
112 Landtagsabgeordneter Louis Ber
ger aus Witten aus seinem Gute in
Dorchheim am Rhein. Ferner Confi
storial - Präsident Dr. Snethlage in
Coblenz. In der Nähe von Kapellen
wurde die Leiche des Händlers Peters
aus Creseld in einem Teiche gesunden.
Man vermuthet einen Mord.— Wäh
rend die Zahl d'r im staatlichen Stein
-230,105 aus 245,729 gestiegen ist, be
trägt die Förderung sür das erste Halb
jähr 1890 auf den Kopf des Arbeiters
133,98, für das erste Halbjahr 1891
nur 121,78 Tonnen. —Die Kleineisen
iiidllstrie Berufsgenossenschaft zählt im
Kreise Solingen 1234 Betriebe mit
7098 Arbeitern. Die Stadt Solingen
zllein hat 389 Betriebe mit 3122 Ar-
Provinz Hessen-Nassau.
Unsere heimische Industrie bat auch
bereits in den afrikanischen Colonien
ein Absatzgebiet gesunden. So hat jetzt
die Firma Georg Wenderoth in Kassel
die Einrichtung der ersten deutschen
ülpotheke in Dar es Saalam geliefert,
lkurze Zeit vorher hatte die Firma eine
Einrichtung nach Sansibar mit Filiale
in Bagamoyo geliefert. —Die Spinne
r i der Firma I. Jüngst in Biedenkopf,
w.'lche im Ederthale bei Baltenberg
liegt, ist größtentheils ein Raub der
F ammen geworden. —An der Spitze
der Gemeindesteuerpflichtigen in Frank
surt a. M. steht die Familie von Roth
stadtischen Steuerzuschlag von
Mark zahlen: die Familie v. Erlanger
zahlt 38,988 M., eine Familie G. 22,-
256 M.. St. 34,200 M.; ferner eine
einzige Dame aus der Familie Gr.
i 7,260 M. —lm Monat Juli ist in
a. M, die internationale elek
r echnische Ausstellung von 167,249
Personen mit Tickets besucht worden.
Insgesammt ergibt sich ein Besuch bis
ZI. Juli von 416,264 zahlenden Per
sonen.— Die »Frks. Ztg." schreibt:
Königreich Sachsen.
In das Amtsgerichtsgefängniß in
Löbau wurde der Maurer und Haus
besitzer Liebscher aus Ebersdors einge
liefert, weil er angeblich die Brände in
Ottenhain und Ebersdorf in letzter Zeit
verursacht hat. Man nimmt an, daß
L. geistig gestört ist. Von einem au
ßerordentlich schadenbringenden Hagel
vetter wurde die Röthaer Gegend heim
zesucht. Der Verlust an Körnerfrüch
ten und Futterpflanzen erstreckt sich auf
14 bis l 6 Gemeinden und beträgt bis
zu 80 Procent des gesaminten Ertra
ges. Die Bergwirthe und Besitzer
der Einkehrhäuser in der sächsischen
Schweiz klagen in diesem Jahre über
schlechten Geschäftsgang, die Folge der
unbeständigen Witterung sowohl als.
»uch deZ Umstände», daß der Strom
der Schweizreisenden seit Erschließung
der Edmundsklamm mehr und mehr
Tchveiz zugewiesen wird.— 5s erhäng
!en sich: in GeringSwaloe der Stuhl
dauer Aug. Stephan, in Reinsdorf der
löjähr. Mar Flohr und im Zwickauer
Gefängniß der wegen Hehlerei zu einer
»ierjährigen Zuchthausstrafe verurtheilte
Neslügelhändler Schraps. Den Tod
tm Wasser suchten und fanden: in
Chemnitz aus Lebensüberdruß der
Kopist Trinks, in Löbau einer väter
lichen Zurechtweisung wegen die Buch
druckereiarb. Barth.
Thüringische Staaten.
Zu dem Selbstmord de? Landge
«ichtSratheS Hauschleck aus dem Kirch
jose in Gotha wird mitgetheilt, daß der
benannte kurz vor Aussührung der
that einem hies. Wucherer ein Schrei
ten des Inhalts zugehen ließ: „Von
>en vielen in Ihren Händen befind
lichen, mich mitbelreffenden Wechseln
vird wohl kein einziger eingtlöst wer
ten, da ich dieselben gefälscht habe.
Verzeihen Sie dies Ihrem ergebenen
j Unterschrift). Dr. Otto Devrient,
»er Dichter des .Luther" und „Gustav
kldols" fiedelt nach Jena über. Dr.
devrient ist Ehrenbürger der Stadt und
Shrcndirektor der Universität. Die
Heroine dec- ehemaligen Meininger E»
jembleS, Olga Lein, die mit Amanda
Lindner abwechselnd die Jungfrau von
Orleans, Agnes Sorel, Porzia und
Amalie spielte, ist plötzlich wahnsinnig
geworden.
Hessen- Darmstadt.
Eine ChnstuS-Gemäldegallerie will
man in Bingen ins Leben rufen. Die
selbe soll alle von Meisterhand herrüh
renden Christusbilder in guten Copieen
umfassen, serner Oelgemälde, welche
hauptsächlich das Leben Jesu und seine
Wunder zum Gegenstand haben. In
der Nähe der Juchhöhe hat der Alter
thumssorscher Gieß Hünengräber ent
deckt.—Der Redacteur des „Offenbacher
Abendblatt", Max Jahn, wurde wegen
Beleidigung des deutschen Kaisers zu
vier Monalen Gesängniß verurtheilt.
Der Schweinehändler Jacob Eilender
gec 2. von Groß Umstadt ist unter dem
Verdacht verhaftet worden, unter Bei
Hilfe des Gastwirthes Heyl einen Mord'
versuch auf zwei bei dem ersteren früher
beschäftigte Dienstknechte ausgeübt zv
haben.
Königreich Bayern
Die des Gattenmords bezichtigte
Mtlerswittwe Maria Steidl >n Höll
schwaige und ihr Zuhälter, der ledige
Michael Lehner von Asbach, wurden
verhastet, als sie gerade im Begriff
waren, nach Amerika zu verduften.
Die Untersuchung über das EggolShei
mer Bahnunglück richtet sich gegen den
Bahnmeister Baster in Forchheim, den
Wechselwärier Knorr in Eggolsbeim
und den Lokomotivführer Lunder in
Bamberg als Führer der (zweiten)
entgleisten Maschine. In Riding ge
rieten mehrere kaum der Feiertags
schule erwachsene Burschen beim Nach
hausegehcn in Streit und wurde dabei
der Gütlerssohn Seb. Weiß von Fraun
berg erstochen. Redakteur Dornbusch
vom „Anzeiger" in Nürnberg hat in
der Frohnveste die ihm in einer früheren
Session des Schwurgerichtes wegen Be
leidigung einiger in der GerichtSschrei
berei des Amtsgerichtes angestellter Be
amter zuerkannte einmonatliche Gesäng
nißstrafe angetreten. In Trausnitz
im Thal find fechs Wohnhäuser mit den
dazu gehörigen Scheunen total nieder
gebrannt. In die Frohnveste wurde
der Bauer Kellner von Thalmässing hier
eingeliefert, der im Verdacht steht, vor
unge'ähr einem Vierteljahre seinen
Schwiegervater ermordet und vergraben
zu haben. Man hat die Leiche im
Felde vergraben ausgesunden. Mit
Hinterlassung von Mutter, Frau und
vier Kindern, sowie zahlreicher Gläubi
ger. jedoch unter Mitnahme einer bei
ihm bedienstet gewesenen „Kellnerin"
nebst 10,000 M., welche er kurz vorher
für sein verkauftes Hotel ausbezahlt er
hielt, ist der Hotelier Meunier von
Schliersee durchgebrannt. Er wird we
gen betrügerischen Bankerotts steckbrief
lich verfolgt. Wegen unredlicher
Kafseiiverwaltung ist der Kassirer des
.Kneipverein", der bisherige Badearzt
Dr. Hans Zaps in Wörishofen verhaf
tet. Wie es jetzt heißt, soll Z. gar
keinen Anspruch auf den Doktortitel
haben, sondern ein Kurpfuscher und
Abenteurer sein. Der Staatsanwalt
hatte einen Steckbrief gegen ihn wegen
Meineids. Betrugs u. f. w. erlassen.
Königreich Württemberg
Der in der Nähe von Tuttlingen aus
oer Donau gezogene, als Jacob Maier
von Winterlingen beerdigte Todte ist
Pfleger Oßwald von Lautlingen erkannt
worden, der vor einiger Zeit wegen
Unregelmäßigkeiten im Amte durch
gebrannt war. Unter überaus zahl
reicher Betheiligung wurde die irdische
Hülle des in dem schweizerischen Bade
orte Engelberg beim Besteigen der Arm-
Alp verunglückten Geheimen Regie
rungsrathes, Stadtdirectors Richard
Bensinger in Mannheim zur letzten
Ruhe bestattet. —lm sog. „Scheffel-
Local" („Pfälzer Hof") in Schwetzin
gen wurde diefer Tage eine Scheffel-
Bibliothek gegründet. Der Verlags
buchhändler Alfred Bonz in Stuttgart
hat der'elben sämmtliche Werke Schef
fels zum Geschenk gemacht. In GlaS
mühl begingen Balthasar Rebmann,
Anwalt, und seine Frau ihre diaman
tene Hochzeit. Ertränkt haben sich:
in Lengersau bei Jsny die geistes
schwache Rosalie Zäck und in Sontheim
a. Br. die Ehefrau des Müllers un>
Wtirhs Rößler.
Großherzogthum Baden.
112 In Baden-Baden Stadtpfarrer
Ludwig Weingärnter. Die Wieder
aufnahme der Erzgrabungen in Baden-
Weiler ist nunmehr zur Thatsache ge
worden, indem seit kurzer Zeit an zwei
Plätzen, wo früher schon Stollen ange
legt waren, bei Schalfingen und unweit
Haus Boden, gegraben wird. Daselbst
sind zwei große Bohrmaschinen ange
stellt und sollen Erzstücke mit 2 —3
Procent Silber- oder mit 70—80 Pro
cent Eisengehalt befördert worden sein.
Der Konkurs der seiner Zeit in
Bruchsal bestandenen Sammtsabrik von
Gros k Cie. kommt jetzt zum Schluß,
das heißt die aus dem Schiffsbruch ge
retteten Gelder sollen durch den Kon
kursverwalter vertheilt werden Da
jedoch den Passiven von 315,429 nur
Aktiven von 1072 M. gegenüberstehen,
so bekommt der Gläubiger sür jede
Mark, die er an Gros <Zc Cie. oder viel
mehr an die Konkursmasse zu fordern
hat, ungefähr einen DrittelSpfennig.
Aus eigenthümliche Weise verunglückte
der Fährmann Zipf in HeinSheim.
Trotz mehrfachen Abrathens kletterte er
auf einen Baum in denGarten des An
kerwirths, um einen in Traubenform
oben hängenden Bienenschwarm zu fas
sen. Dabei wurde er aber an Gesicht
und Händen surchtbar zerstochen. Kaum
unten angekommen, ergeifs ihn ein hef
tiger Schüttelfrost — und nach wenigen
Minuten war er eine Leiche. Der her
beigerufene Arzt konstatirte den Tod
durch Blutvergiftung fn Folge der Bie
nenstiche. Ein Sängerve» ein in Kon
stanz wollle zum Sängerfest in Bregenz
gehen und führte dabei einen Lorbeer
irrnz mit sich. Die österreichischen
Zollwächter ließen die Herren aber erst
passieren, nachdem jener Kranz als
„frisches Gemüse" verzollt war.
Rheinp s a l z.
Den in Dahn wohnenden Acker«
Jakob Schreiner hat seine Frau nun
schon zum dritte« Mal mit Zwillingen
beschenkt. Zuerst mit Mädchen, dann
mit Knaben und jetzt mit einem Mäd
chen und einem Knaben. Der Stand
der Weinberge zwischen Neustadt und
Dürkheim ist ein ungünstiger. In den
Gemeinden Dürkheim, Ellerstadt, Gönn
heim und Friedelsheim muß ein großer
Theil der Wingerts ausgehackt worden.
DaS Herbstergebniß schwankt zwischen
j und H Normalherbst. In einer
eigenthümlichen Lage befindet sich ein
in Edenkoben weilender junger Mann,
der 1871 in Metz als der Sohn eines
preußischen Feldwebels geboren wurde.
Sein Name ist nämlich im Metz-r Ge
burtsregister nicht aufzufinden: des
halb kann er weder Soldat werden, noch
wählen, noch irgend etwas thun, wozu
ein Geburtsschein erforderlich ist.—Zur
Enthüllung des Kriegerdenkmals in
Hettenleidelsheim waren 19 auswärtig«
Vereine erschienen. Böllerschießen und
großer Zapfenstreich am Vorabend lei
teten die Festlichte'ten ein. Am Fest
tage bewegte sich ein imposanter Fest
zug durch die beflaggten OrtSstraßen.
—Die für die Vereinigung der Gemein
den Neustadt-Winzingen erforderlich«
Stimmenzahl ist nunmehr erreicht.
Erhängt haben sich: in Eschbach der
Ackerer N. Küpper, in Ilbesheim der
wegen Mißhandlung seines Hausgenos
sen Käth vorgeladene 72 Jahre alte
Christ. Röder, in LudwigShasen der
Restaurateur Paul und in Neustadt der
Winzer Philipp Zinckgras von Haardt.
Im Wasser suchten und fanden den
Tod: in Mundenheim die geistes
schwache Marg. Scheller und in Wald
fischbach der Uhrmacher Jos. Lieser.
Mecklenburg.
Der Viehhandel von Malchin aus
nimmt von Jahr zu Jahr größere Aus
dehnungen an. Die Eröffnung der
nächsten mecklenburgischen LandeSge
werbeausstellung findet in Rostock defi
nitiv am 1. Juli 1892 statt. Die
Ausstellung wird 14 Gruppen um
fassen, unter welchen auch eine für
chemische Industrie eingerichtet werde»
wird.
Schweiz.
Aussehen erregen Nachrichten über
Zahlungsschwierigkeiten der Baseler
Jndustriegesellschast—Looivt« Asnsr-Us
I'ixlustrio, wie die französische Firma
lautet. Die Gesellschaft besitzt ein
Aktiencapilal von 25 Millionen Frcs.,
auf das, wie sich jetzt herausstellt, nur
5 Millionen Frcs. eingezahlt sind.
In dem bei Mönchenstein verunglückten
Eisenbahnzuze befanden sich, wie nun
festgestellt, gegen 500 Reisende. Davon
verunglückten 203, und zwar erlitten
73 den Tod, 130 Verwundungen. Die
wurden, einhielten rund 260 Personen;
von diesen blieben etwa 60 unbeschädigt.
Die Aussuhr aus dem Konsulatsbezirk
St. Gallen nach den Ver. Staaten von
Nordamerika im Monat Juli beziffert
sich total ans 2,069,360 Frcs. oder
664,310 Frcs. weniger als »i dem ent
sprechenden Monat des Vorjahrs.
Das jüngste eidgenössische Turnfest in
Genf schließt mit einem Deficit von 10,-
000 Frs. Die elektrisch beleuchteten
Springbrunnen im Hafen von Genf
sind effectvoll. Die farbigen Strahlen
steigen 92 Meter hoch in die Luft und
lassen den See auf eine Distanz von 2
Kilometer hell erglänzen. Ein jun
ger Schwede, der mit drei Kameraden
den Dole bestieg, ist verunglückt, indem
er vom Wege abwich und einen Abhang
von zweihundert Metern hinunter
stürzte. In der Umgebung Ehur'S
stehen die Kulturen z. Zt außerordent
lich schön und wird eine sehr ergiebige
Emdernle erwartet. Ein förmlicher
Bergsturz bedroht die Gemeinde Zillich
im Schainserlhale. Die Gefahr des
Bergsturzes kann durch Felssprengun
gen und Ableitung des Wassers mögli
cherweise beseitigt werden.
Ein neuer Sport macht
die prächtigen Gärten der Schlösser un
sicher, mit denen die Bannmeile von
Pari« übersät ist. Seine Erfinderin:
die Herrin des Schlosses von Roilly
Riviere, das neulich eine auserlesene
Gesellschaft sah. Nach der Tasel gab
die liebenswürdige Wirthin Jedem der
Anwesenden schweigend eine kleine rei
zende Armbrust. So ausgerüstet,
führte die Gräfin die Herren und Da
men in den Park ihres Schlosses hin
aus, der nach englischem Geschmack
den Lauf eines kleinen Flusses der
Ovotte, in den Rahmen seiner Anlagen
schloß. Endlich, am Rand eines SeeS
machte die Herrin Halt, gab da» Zei
chen zum Beginn der Jagd, und als
einige ihrer Gäste sich verwundert um
sahen nach dem Wild, dem der uner
wartete Pürschgang gelten sollte, da
deutele sie mit einer reizenden Handbe
wegung auf die Frösche, die eben, bei
der Annäherung der Gesellschaft, in ihr
heimisches Element flüchteten. Damen
und Herren ergötzten sich nun an der
gräslichen Jagd, und nach Verlaus einer
Stunde gab es bereits verschiedene
Meister in dem jüngsten Zweige des
Sport«. Sicherlich wird alsbald durch
diese geniale Neuerung auch die Phan
tasie der großen Magazine befruchtet
werden; man wird sich beeilen, den
Liebhabern des Frosch - Sportes eine
sinnreiche und angemessene Kleidung zur
Verfügung zu stellen.
Infolge einer Auffor
derung des in Venezuela erscheinenden
spanischen Blattes .El Bolan" haben
die Fraücn in den verschiedenen Städten
Südamerikas eine Subskription unter
sich eröffnet, um anläßlich der Cen
tennarseier der Entdeckung Amerika«
der Königin-Regentin von Spanien am
12. Oktober 1892 eine goldene Krone
überreichen zu können Eine eigene
Frauen Teputation wird dieje Krone
nach Europa bringen.
Der „Wiener Allg.Ztg.",
wird von Marienbad, 12. August, be
richtet : Ein peinliches Aussehen erre
gender Selbstmord ereignete sich hierin
vergangener Nacht. Gestern Früh wurde
während der Morgenpromenade am
Kreuzdrunnen der seit drei Wochen zur
Kur hier anwesende Kandilensabrikant
Julius Haberseld aus Biala in Gali
zien in dem Augenblicke von Detectives
verhaftet, als er einer Dame die Geld
börse aus der Tasche zog. Da in der
letzten Zeit im Lesezimmer des Kur
salons und an anderen öffentlichen Or
ten häufig Diebstähle vorkamen, wurde
Haberfeld's Wohnzimmer durchsucht,
wobei thatsächlich zahlreiche gestohlene
Gegenstände gesunden worden sind. Im
Arreste schrieb Haberseld eine Postkarte
an seine Gattin in Biala, worin er der
der Geistesabwesenheit gehandelt zu ha
ben. Heute Morgen wurde Haberseld
vom Gerichtsdiener am Fensterkreuz des
Arrestzimmers mittel« eine's Taschen
tuches erhängt aufgesunden. Der Selbst
besitzer und Vater von acht Kindern.
Ueber die Person des Selbstmörders
erfährt die Wiener „A.Z.": Julius
Haberseld entstammt einer angesehenen
Familie in Galizien. Als junger
Mann ging Haberseld nach Deutsch
land, wo er mehrere Jahre studirte,
und kehrte sodann in seine Heimath zu
rück, um sich dem KausmannSstande zu
widmen. Er gründete ein SpeditionS-
und Commissionsgeschäft und betrieb
außerdem einen ausgedehnten Kohlen
handel sn xros. Vor mehreren Jahren
übersiedelte Haberseld nach Biala und
errichtete dort eine Kanditensabrik. Ha
berseld, der ungefähr 50 Jahre alt ist,
war zum zweiten Male verheirathet.
In einem der im Cen
trum belegenen höheren Bazare, so
berichten Berliner Blätter, sungirt
Herr Collins als Verkäufer. Im ver
gangenen Winter hatte er sich mit einem
und feit jener Zeit gab es keinen glück
kicheren Menschen als ihn. Als er vor
einigen Tagen im „Pschorr" saß, sah er
plötzlich seine Braut an der Seite eines
eleganten Herrn in das Etablissement
treten. DaS Pärchen schritt, ohne ihn
zu bemerken, dicht an ihm vorüber und
machte sich alsdann draußen in dem
Hofgarten des .Pschorr" bequem. C.
bezahlte sofort seine Zeche und verließ
das Restaurant. Er eilte in die Woh
nung eines Freundes, welcher in der
W.straße ein Droguengeschäst besitzt.
Dieseni fiel das verstörte Wesen C.'S
aus und als dieser mit unsicherer Stim
me um etwas Arsenik „für die Ratten"
bat, ging der Droguist anscheinend aus
den Wunfch ein, gab ihm aber anstatt
des Arseniks ein Pulver, das eine an
dere, weniger gefährliche Wirkung aus
den menschlichen Organismus ausübt.
Am anderen Tage erhielten mehrere
Geschäftskollegen C.'S und auch feine
Braut Abschiedsbriefe von ihm, in wel
chem er ihnen mittheille, daß er des Le
bens überdrüssig sei und sich mit Arse
nik vergisten wolle. „Wenn dieser
Brief in Eure Hände gelangt," so
Schreiben,„weil ich nicht mehr
unter den Lebenden." Bestürzt eilte
die Braut mit demselben Herrn, der
sie am Abend vorher ins. Restaurant
Pschorr begleitet hatte, nämlich mit
ihrem kurz vorher aus der Provinz ein
getroffenen Bruder, in C.'S Wohnung.
Der öffnenden Wirthin war nichts von
kinem Selbstmord ihres Miethers be
kannt. Sie theilte den Erstaunten auf
Befragen mit, daß Herr E. in vergan
gener Nacht an schrecklichen Leibweh ge
litten habe und sich schon wieder sür ei
nen Moment Fntsernt" hätte. Daß die
Geschichte die Heiterkeit Aller erregte,
die darum wußten, braucht wohl kaum
erwähnt zu werden. Die Versöhnung
des Brautpaares hat bereits stattgefun
den.
Eine entsetzliche Fami
lientragödie spielte sich in Twickenham
in der englischen Grasschaft Middlesex
ab. Die Frau des dortigen Arbeiter
klubwirthes Beresford durchschnitt in
einem Ansall von Verzweiflung ihrem
kleinen Knaben »iit einem Rasirmesser
in Abwesenheit ihres Mannes den Hals.
Auch den älteren Knaben hätte sie er
mordet, wenn er nicht stärker gewesen
wäre, als sein Bruder, so daß er sich
losreißen konnte. Der jüngere Bruder
lies trotz seiner tiefen Wunde, während
die Mutter dem älteren nachsetzte, aus
die Straße und flüchtete sich in eine
nahe Conditorei. Durch das Geschrei
aufmerksam geworden, liefen die Nach,
barn sofort zusammen. Der Mann
war mittlerweile zum Arzt gegangen,
um für feine kranke Frau Medizin zu
holen. Als er nach Haufe kam, fand er
seine Frau und einen seiner Knaben als
Leichen vor. Der Knabe war fast un
mittelbar nachdem er mit Anstrengung
aller Kraft bis zur Conditorei gekom
inen war, gestorben und die Mutter
hatte mit dem Rasirmesser ihrem Leben
ein Ende gemacht. Der Arzt bezeugle,
daß die Frau in der letzten Zeit an
starken hysterischen Anfällen und an
Verfolgungswahn gelitten hatte. Sil
glaubte, von tolle» Hunden verfolgt zu
werden.
Zur Warnung theilt der
Cour." folgenden Fall einer
Blutvergiftung mit: Der zur Zeit in
Hannover beschäftigte Sohn de» Hof
besitzers T. im nahen Langenholzen
kaufte vor einiger Zeit von einem Hau
sirer Unterhemden, welche dieser als
Jäger'sche b-' »chnete. Bald nach dem
Gebrauche bemerkte der Käu
fer einige kleine unbedeutende Stippen
am K örper, die in Folge Kratzens zu
bluten anfingen und eine Blutvergif
tung zur Folge hatten. Nach Aussage
der Aerzte ist diese Blutvergiftung le
diglich eine Folge des mit gniigen
Substanzen gefärbten Unterhemdes.
Der Zustand des Bedauernswerthen ist
ein derartiger, daß Gesahr für das Le
hen desselben vorhanden sein soll. Man
gute sich also vor dem Kausen derarti
der Kleidungsstücke von Hausirern.
Aufzeichnungen «ine» alte« «ol«
daten.
In vieler Hinsicht anziehend sind die
Bemerkungen über Land und Leute, die
Coignet, ein Soldat unter Napoleon I.
und späterer Rentntr, in seinen „Erin
nerungen" über seine kriegerischen Wan
derungen verzeichnet. Seinen Besuch
in Berlin nach der Schlacht bei Jena
erzählt er folgendermaßen: „Am 25.
October kamen wir in Potsdam an, am
26. und 27. hatten wir Ruhelag in
Charloltenburg, einem schönen Palast
des Königs von Preußen. Die Um
gegend ist bewaldet bis zum EinzugS
thor Berlins, das eine schöne Stadt ist;
man kann nichts Hübscheres sehen. DaS
Thor wird überragt von einem schönen
Triumphbogen und die Straßen sind
nach der Schnur gezogen. Vom Char
lottenburger Thor sührt zum Schloß
eine Allee, „in der Mitte mit Bänken
sür die Neugierigen". Nicht nur die
Stadt, auch die Einwohner gefallen
ihm: „Friede und Eintracht herrschten
zwischen Bürgern und Soldaten, eS
konnte uns gar nicht besser gehen."
Selbst das von Fremden so oft ver
lästerte Weißbier mundet ihm trefflich:
„das Bier in Kruken wurde nicht ge
schont, man kann kein besseres trinken."
Von den wenig freigebigen Italienern
heißt eS: „Sie taugen nur zum Plün
dern und zum Spielen. Man muß bei
diesem eifersüchtigen Volke immer auf
der Hut sein."
Noch schlimmere Erfahrungen macht
er mit dem „fanatifäMn" Volk der Spa
nier: „Man mußte sich verrammeln,
um nicht in der Nacht abgeschlachtet zu
werden." Die Russen flößen ihm durch
ihren Muth Achtung ein, doch findet er
sie unsauber, roh und gesräßig. Am
besten aber gefallen ihm die Deutschen.
Die Sauberkeit, die er in Königsberg
i. Pr. antrifft, „könnten sich unsere Da
men zum Muster nehmen." Die Freund
lichkeit und Hilfsbereitschaft der Deut
schen entlocken ihm ein begeistertes:
„ES leben unsere guten Deutschen!"
Als Lützener Bauern die verwundeten
Franzosen freiwillig mit auflesen helfen,
ruft er bewundernd aus: .Die Deut
schen sind die Menschenfreundlichkeit
selbst!" Wenn eS noch eine« neuen
Zeugen bedürfe für den unwidersteh
lichen Zauber, den die Königin Luis,
auf Alle ausübte, die in ihre Nähe ka
men, so könnte Coignet dieser Zeug«
sein. Er sah die unglückliche Fürstin
in Tilsit und ward von ihrer Schönheit
so hingerissen, daß er sich glücklich
schätzte, an einer Thür Posten stehen zu
dürfen, durch die sie kommen mußte,
und daß er seinen Kaiser beneidete,
»weil er mit ihr sprechen konnte."
Humor in der engttschcn Justiz.
In der sranzSsischen Akademie der
moralischen Wissenschaften wurde kürz
lich ein Vortrag über englisches Justiz.
Wesen gehalten. Der Herzog von
Aumale, der diesem Vortrag anwohnte,
ist bekanntlich ein gründlicher Kenner
der englischen Verhältnisse, mit denen
er sich durch jahrelange Erfahrungen
vertraut gemacht hat. Aus Anlaß die
ses Vortrages gab nun der Herzog
einige Anekdoten zum Besten, welche
gewisse Charakterzüge englischer Justiz
pflege in ergötzlicher Weise beleuchten.
Die beste dieser Anekdoten war die fol
gende, welche für die Beziehungen zwi
schen Richterstand und Advocaten be
zeichnend ist:
Zur Zeit der Assisen bereiste ein
Richter die verschiedenen Städte seines
Kreises, um daselbst die schwebenden
Strafsachen vor den Geschworenen ver
handeln zu lassen; mit ihm zog der ob
igate Heerbann von Advokaten, welch«
ie Geschäfte der Vertheidigung besor
gen. Unter den Anwälten befand sich
einer, der mit dem Richter gut befreun
det war. Man kam in eine klein«
Stadt und verhandelte dort einen Pro
ceß. Der dem Richter befreundete Ad
vokat sprach gerade die Vertheidigungs
rede, als plötzlich im Hofe ein Esel zu
schreien anfing. Der Richter fiel dem
Advokaten in s Wort: „Nur
wenn ich bitten darf. Wenn zwei Her
ren aus einmal sprechen, so kann ich
nichts verstehen." Der Anwalt nahm
diese mit großem Ernst gesprochenen
Worte in Ruhe hin, wartete bis der
„Andere" im Hofe sich ausgcschriecn
hatte und beendete dann seine Rede.
Nun hielt der Richter seinen Vortrag
an die Geschworenen. Aber gerade
mitten in dieser Rechtsbelehrung ertönt«
vom Hose her da» erneute Schreien de«
Esel«. Der Advokat sah nun die Zeit
des Heimzahlen« gekommen. Er erhob
sich und sprach feierlich: .Ich bitte Ew.
Ehrwürden nicht so laut zu sprechen;
Sie hören ja, daß der Widerhall Ihrer
Stimme da! Verständniß stört."
Sprach'S und setzte sich. Der Richter
schmunzelte verstohlen und fuhr in sei
ner Rede erst fort, bi» das Echo im
Hose verstummte.
Uiizelmann, einst ein berühm
ter Komiker des Berliner Thealers,
hatte die Gewohnheit, in seinen Rollen
hie und da einige Witzworte zuzusetzen.
Dies wurde verboten und für jeden
EontraventionSfall eine Geldstrafe fest
gesetzt. Einst gab man da« Schauspiel
„Richard Löwenherz'. Die Prinzessin
kommt in diesem Stück hereingeritten.
Da« Pferd, welche« nun hier auch eint
Rolle hat, war bei dem ungewohnten
Anblick de« Lichlei und der Umgebung
etwa« scheu und machte einige Seiten
sprünge nach dem Orchester hin. U»>
zelmann, der im Stücke auch mitwirkte,
erfaßte eS beim Zügel und sagte, indem
er drohend den Zeigefinger hob: .Du,
weißt du nicht, daß es verboten ist, sei
ner Rolle etwas zuzufügen!" Allge
meines Bravo belohnte dieses Witzwort
und Unzelmann bezahlte gern seine
Strafe.
Liebe und Svort. .O,
theuerste Emma, dürste ich Sie durch
den Strom des Lebens rudern!?"
.Wenn Ich da» Steuer führen darf,
ia!"
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