.Deutsche Loea»««»chrichte». P»ovinz Brandenburg. Bodelsberg war dieser Tage der Schauplatz eines blutigen Dramas. Der Major a. D. Hermann Becker, welcher im September v. I. zum Bür germeister hierorts einstimmig wieder gewählt war, hat sich von dem ca. S Meter hohen, von einer metallenen Gallerie eingefaßten Dache unseres Rathhauses auf die Straße gestürzt, sc daß der Tod infolge Zerschmetterung »es Kopfes sofort eingetreten ist. Ein, »nvermuthcte, aus Grund einer De nunziation am gleichen Tage erfolgt« Revision der Gemeindekasse hatte ei« Deficit von 24,000 M. ergeben. 112 In Gassen Conimerzienrath Flöther. 112 In Königsberg Bürgermeiste, Stirius. —Zu 6 Jahren Zuchthaut verurtheilte die Strafkammer den Leh rer Aloys Scholz aus Driesen, der be schuldigt war, Sittlichkeitsverbreche» begangen zu haben. Provinz Ostpreußen. Der verstorbene Rentier Wcrning bat der Stadt Pillkallen ein Legat in Höhe von 7800 Mark zur Unterstützung armer hilfsbedürftiger Personen ver macht. —Dem Ausschuß für die in Til sit abzuhaltende Provinzial - Gewerbe ausstellung ist behuss Deckung der Ko stcn vcm Oberpräsidenten v. Schlieck mann die Genehmigung zur Veranstal tung einer Lotterie ertheilt worden. 's In B'ormditl der bekannte Buch druckcreibesitzer Oskar Striese. Provinz Westpreußen. Der Maler Reich in Dirschau würd« von der Strafkammer wegen Majestäts' beleidigung zu drei Monaten Festung verurtheilt. Die Renovirung de» Marienburg betreffend, sollen die Fen> ster mosaikartig und, um die reiche Ver zierung des Saales wirkungsvoller zu gestalten, in hellen Farben verglast wer. den: die oberen Scheiben sollen farbig, Darstellungen der Hochmeister des Or dens enthalten, an den Wänden des Berathungssaales werden 64 Rittersitz« in reichem Schnitzwerk ausgebaut, de, Hochineisterstuhl wird durch Reichthum an Schnitzerei besonders hervortreten, —-f In Thorn: Oberbürgermeister und Geh. Regierungsrath Körner. Durch Erschießen gaben sich den Tod de» SchissSkapitän Beyer in Danzig (Mo tiv: Gram über den Tod seiner Frau) und in St. Eylan der Unterofsizie» Meinke (Furcht vor Strafe wegev Diebstahls). Provinz Pommern. i In Pafewalk Kaufmann F. West phal. Der Lehrer Hollmichel in Ro senselde, verheirathet und Vater mehre rer Kinder, ist geflüchtet. Wege» unsiüttch-r Handlungen, verübt an Schulkindern, stand seine Verhaftung bevor. In Ueckermünde wird für den Kreis ein Gewerdegericht errichtet. Provinz Schleswig-Hol stein. 's In Altona Dr. med. Christian Henop.—Aussehen erregte in Marne die Jnsolvcn>,erklärung des Groß- Kavsmanns k lopp. Die Passiva sollen über H Million Mark betragen. Viele kleineGeschüftSleule sind geschädigt. Provinz Schlesien. Großes Aussehen erregt in Breslau die Verhaftung des Inspektors des Bo tanischen Gartens, B. Stein. Derselbe soll sich Wechselsälschungen in großarti gem Umsange schuldig gemacht haben. 5 In Görlitz der General Karl Dietrich von Rantzau. Wegen betrü gerischen Bankerotts erfolgte in Grün berg die plötzliche Verhaftung des Kauf manns August Förster. Im Zorn erschlug der WirthschaftSbesitzer Franz Buchta in Landeshut seinen Knecht mit «inem großen Holzschlägel. Der Knecht hatte ein krankes Pferd bewachen sollen und war dabei eingeschlafen. Um den Verdacht von sich abzulenken, hatte Buchta den Erschlagenen mit einem Lederriemen ausgehängt. Es feier ten: die goldene Hochzeit die Eheleute Forstverwalter Hönisch in Hohlstein; das SOjähr. Bürgerjubiläum der Huf- und Wappenschmiedemeister Carl Gütt ler in Hirschberg i das SVjähr. Amts jubilänm der Postdirector Tischer in Lissa! das 50jähr. Meisterjubiläuw der Tischler Wilh. Krug in Lübeu. Provinz Posen. Wcgen schweren Sittlichkeitsverbre chens wurde in Posen der Cigarren- Händler Cajetan Andrzejewski zu 7 Jahren Zuchthaus verurtheilt. E« feierten: die goldene Hochzeit die Ehe leute Moses Collomon in Ostrowo; das 50-änrige Dienstjudiläum der Propst Powlowski in Usch. Provinz Sachsen. Der verstorbene Kausm. Wilh. Porse hat der Stadt Magdeburg 100,000 M. zur Ausschmückung des zu erbauenden Museums und 50,000 M. zum Besten der Arme» letztwillig hinterlassen. Ein weiteres Legat von 0000 M. wendete die verstorbene Rentiere Julie Schal lehn einer hiesigen Kirchengemeinde zur Ausschmückung des Gotteshauses zu. Anläßlich der Hochzeit des Lieutenants Rauchsuß in Halle kam es zwischen die sem und dem Stud. jur. Rauchsuß, dem Bruder der Braut zu einem Wortwech sel, in dessen Verlaufe der Lieutenant seinen Schwager durch mehrere Säbel hiebe auf den Kops tödtlich verletz-ie. Bäckermeister Kranich in Ilversgehofen ist unter Mitnahme von 2,200 M. unterschlagenen Geldern und der Ehe frau des Tischlers Müller, sowie Hin lerlassung seiner Ehesrau mit 11 Kin dern durchgebrannt. Wegen Unter schlagung einer Summe von 000 M. ist ler Kausm. Hugo Pflocksch aus Köt tichau zu 6 Mon. Gefängniß verurtheilt worden. In der Nähe von Hohengeiß wurde eine Höhle mit reinen Trops steinbildunge» entdeckt. Dieselbe soll gleich der HermannShöhle bei Rübeland elektrisch beleuchtet werden. Die weit bekannte über IVO Jahre in Quedlin burg bestandene Ernst'sche Verlags buchhandlung wurde in diesen Tagen ilach Halberstadt verlegt. Provinz H«nn »ver. 112 In Hannover der Nestor der han noverschen Maler, Prof. Dr. Karl Oester!«). 112 In Cell» Justizrath Dr. jur. Moritz Naumann. 112 In Ringelheim Majoratsherr in Alt-Wall moden, Freiherr Thedel von Wallmo den. Bei einer Hochzeit in Stade tam eS zwischen dem Bräutigam, Na mens Ehlers, und einem frühere» An beter der Braut, Namens Bohren, zu einem Streite, in dessen Verlause Ehlers von Bohren erstochen wurde. Die Hochzeitsgesellschaft wurde in Hast genommen. Der Auktionator Schacht in Westen, welcher nach Unterschlagung von 80,000 M. nach Amerika geflüchtet war, bei seiner Ankunst in New Aort jedoch verhaftet wurde, ist nach Bremen zurückgebracht und von dort in das hi» sige Gesängniß eingeliefert worden. Provinz Westfalen. Gymnasiallehrer Dr. Tobien würd aus Anlaß seines 25jähr. Berussiubi läums von der Stadt Schwelm bat Ehrenbürgerrecht verliehen. Kausm. Büsche, bisheriger Concursverwalter der Caron'schen Masse in Langerfeld, sowie der Brasselmann'schen Masse in Schwelm, ist nach Unterschlagung enor mer Summen geflüchtet. In den bei den Concurssachen handelt eS sich um mehrere Millionen Mark. —Der Sohn des KleinschmiedS Lüsebrink aus Heu siepen wurde aus Fahrlässigkeit von dem Baiidwirker Robert Schmidt dort selbst erschossen; unglücklichem Sturze erlag der Maurer Bäwing in Lipp stadt. Rheinpro»inz. Die verstorbene Wittwe Smitz i» Arnsberg hat der Gemeinde ihr gesamm-- tes Vermögen in Höhe von 10,000 M. zu Armenzwecken testamentarisch hinter lassen. Die Zahl der Studirenden in Bonn stellt sich in diesem Semester auf 1438. Unter dem Verdachte, sein eigene? Anwesen in Brand gesetzt zu wurde der Besitzer der „Rheini schen Porzellan-Manusaktur" in Ober rassel, Herrmann, verhaftet. Wegen Meineids ist die Wittwe Gobiet in Düsseldorf zu 9 Jahren Zuchthaus ver urtheilt worden. —Der Kaufmann Lö »enthal in Lennep, Inhaber einer Ma nusakturwaarenhandlnng, hat sich we gen bedeutender Wechselsälschungen frei willig der Staatsanwaltschaft gestellt. Provinz Hessen-Nassau. Die Grundsteinlegung zum Blücher denkmal in Caub soll am 13. Juni die ses, und die Enthüllung am SV. August eines noch zu bestimmenden Jahres stattfinden. Am 18. Juni ISIS war die Schlacht bei Waterloo und am 26. August 1813 die an der Katzbach. Aussehen erregt m Eschwege der Selbst mord des Regierungsraths von Dahl stroem. Derselbe hat sich durch Gist in's Jenseits besördert. Terangirte Lermögensverhältnisse sollen das Motiv gewesen sein. In Rodenberg wurde aer wegen eines Sittlichkeitsverbrechens j. Zt. aus Wien geflüchtete österreichische Oberlieutenant R. Lörrach verhaftet. — 112 In Wiesbaden der frühere Rectorder höheren Töchterschule, Dr. Äilh. Fricke, zer sich als Pädagoge und Begründer einer neuen Orthographie in Teutsch land einen bekannten und geachteten Ziainen erworben hat. Königreich Sachsen. 112 In Leipzig Dr. Fleischauer, Se< »atspräsident beim Reichsgericht. Lerechtigtes Aufsehen erregt in Leipzig ?ie Verurtheilung des Rentiers und Sörsenspeculanten F. Boigtsberger, -er vom Landgericht wegen schwerer llrkundewälschung mit einer einjährigen Zuchthausstrafe und 1500 Mk. Geld itrafe belegt wu»he. Der Verurtheilte latte nachträglich ohne Mitwissen des stressenden Pächters in einen Pacht vertrag eine Klausel betreffs der Ungil iigkeit des Eontractes eingesügt. Der n Frage kommende Vertrag bezieht sich ms die Räume des am Löhrsplatz ge legenen Fürstenhoses, dessen Besitzer )er Verurtheilte ist, und in welchem bis ietzt die hierselbst studirenden Prinzen Zohann Georg und Max von Sachsen Wohnung genommen hatten. Der Lesitzer des Johannisbades i» Limbach, >es größten und unstreitig schönsten ÄesellschastS-Etablissements der Stadt, dat seine Zahlungen eingestellt. Die !öpsersachschule zu Altstadt - Walden burg »st aus Ansuchen der Tipserinnung »nd zu schwachen Besuches wegen, vom Ministerium des Innern ausgelist wor )en. Die Schule trat 1880 in's Leben »nd hat mithin 11 Jahre bestanden. Thüringische Staate«. Rechtsanwalt Arno Siegen in Wei mar ist verschwunden. Es liegt eine Anklage wegen Urlundenfälschung gegen ihn vor. Wegen betrügerischen Ban krotts wurden die Besitzer der Bank -irnia PH. Recknagel <K Co., Philipp liccknagel und Paul Wohlsarth in Eis ieben verhastet. Als Nachwirkung de» io viel Aussehen erregenden ConcurseS vird die Jnsolven.zerklärung der Fir nen Heß Schlegel (Eisenwaaren zandlung > dahier und Edwin Schmidt m Fahrenbach (Kistenfabrik) gemeldet. Die Stadt ist mit ca. 380,000 Mark »«heiligt. Unter dem Verdacht der tlrkundensälschung wurde in Gößnitz >er Handelsmann A. Weise plötzlich zerhastet. Eine heftige Feuersbrunst zat am Marliplatz in Römhild binnen venig Stunden 30 Häuser in Asche ge egt. —E? ertranken: der Einwohner liicol Bufs in Harras und der Flößer Noritz Fischer in Wernshausen. Hessen-Darm st adt. Die verstorbene Wittwe Möller i» Offenbach hat dem Alice-Frauenverein ür Krankenpflege 5,000 M. vermacht. Es feierten: die goldene Hochzeit die kheleute Schulz in Dornberg, Kauf- mann Huber in Friedberg and Eibman» in Stockhausen; da» Svjährige Dienst jubiläum der Obergärtner Pechler in Darmstadt, der Gerichtsschreiber KlöS in Hungen und der AmtSgerichtsdiener Waldschmidt in Ofienbach ; das 50jähr. Doktorjubiläum der Geh. Hosrath Pro fessor Dr. Hoffmann in Gießen. Den Tod durch Erschießen gab sich der Koh lenhändler Demuth in Gießen (Motiv: Furcht vor Strafe wegen Betrugs); der Schlosser Heine in Offenbach erhängte sich- Königreich Bayern. Die Eröffnung der Localbahn Forch heim —Ebermannstadt ist sür den 1. Juni 1891 in Aussicht genommen.— Der Metzger Jos. Obermaier in Er goldsbach, der aus dem Fleisch einer lungenkranken Kuh Würste gemacht und an seine Gäste verkaust hat, wurde zu vier Monaten Gesängniß verurtheilt.— DaS diesjährige Bundesschießen der mittelsränklschen Schützenvereine wird in Erlangen und das Verbaudsschießen der Zimmerstutzenschützenvereine Fran kens in Forchheim abgehalten werden. Ein seltenes Fest wurde in Hagenau gefeiert, indem 65 Personen dortiger Gemeinde, welche über 60 Jahre alt geworden sind und insgesammt 4488 Jahre zählen und zwar 38 Personen 60—70 Jahre. 19 Personen 70—80 Jahre und 8 Personen 80—90 Jahre —unter sich ein Dank- und Freudenfest abhielten. —Nach 1j Jahren ist nun ein erstes Endurtheil in den von bayerischen Beschädigten wegen des Röhrmooser Eisenbahnunfalles gegen den Fiskus geiührten Processes gefällt worden, und zwar sind der Wittwe und der Tochter des dabei getödteten Architecten Gg. Stoll von Ingolstadt jährliche Renten im Betrage von 2100 resp. 1400 M. zugestanden worden. Der Fiskus hatte im Vergleichswege nur 1000 M. jährlich sür Frau Stoll und 666 M. für Georgine Stoll gewähren wollen In Diespeck geriethen am 9. Febr. d. I. L. und Gg. Scherzer, Vater und Sohn, vor ihrem Hause in Wortwechsel, worauf der Vater aus dem Hause ein scharfes kleines Handbeil holte und damit dem Sohne den Schädel zertrüm merte. Sodann lief er in's Haus zu rück und erschoß sich mit einem bereitge stellten Gewehr. Der Sohn lebte, der Rede beraubt, da der Hieb das Sprach centrum verletzt hatte und aus der einen Körperhälfte gelähmt, noch 10 Wochen, und wurde jetzt Berst »ou Lei den erlöst. 1° In Etterzhausen de» k. b. Kommerzieurath, vormalige Gene raldirektor der Eisenwerkgesellschast „Maximilianshütte," Ernst Fromm. Der in München verstorbene,in SchamS ried beheimathete Rechtsanwalt Rückerl hat letztwillig seine Heimathgemeinde zur Universalerbin feines Vermögens im Betrage von 700,000 M. mit der Bestimmung eingesetzt, daß die eine Hälfte dieses Betrages zu Wohlthätig keits-, die andere zu Erziehungs- und Unterrichtszwecken zu verwenden sei. Die Bäckerinnung kündigt eine Preiser höhung sür das Roggenbrod an, so daß von nun an der Sechspsuudlaib um 3 Pfennig theurer ist. Den Rechtsanwalt Weber in Schweinfurt verurtheilte das Landgericht wegen Unterschlagung im Amt zu 2 Monaten Gefängniß Zwischen dem Sekonde lieutenant Ableitner des 11. Inf.-Reg. und dem Rechtspraktikanten Runk faud in Straubing ein Pistolenduell mit zweimaligem Kugelwechsel statt. Re sultat: Vier Löcher in die Lust. Die beiden Duellanten waren früher Freun de, waren aber auf der Straße in einen Wortwechsel gerathen, wobei Lieute nant Ableitner den Rechtspraktikanten durch Säbelhiebe verwundete. Das ge richtliche Verfahren gegen den Officier wegen Körperverletzung wurde vom Gericht eingestellt. Die Strafkammer hat den Buchdruckereibesitzer Ferd. Röhr in Würzburg wegen Herstellung unsitt licher Druckwerke zu 3 Monaten Gefäng niß verurtheilt. Derselbe wollte nach Amerika flüchten, wurde aber bei Mainz verhastet. Königreich Württemberg. Es ist nun endgiltig beschlossen, daß das Festschießen des mittelschwäbischen Schiitzenverbandes Ende Mai in Hei denheim stattfindet. Die Stadt gibt einen silbernen Pokal als Ehrengabe.— Vor der Straikammer in Ravensburg wurde der frühere Armenfondsverwal ter Rummele wegen erschwerter Unter schlagung und Büchersälschnng zu drei Jahren Gefängniß und fünf Jahren Ehrverlust vernrtheilt. Der vor malige Eifenbahnpraktitant Georg Braig von Frankenhofen wurde wegen Unterschlagung von 140 M. zu 7 Mo naten Gesängaiß verurtheilt. Zur Abhilfe des Mangels an kleineren Wohnungen in Ulm, namentlich sür Ar beiterfamilien, haben sich zwei größere Etablissements, die Metallwarenfabrik von Wieland u. Cie und di» Feuerwehr geräthfchaften - Fabrik von Mazirus, entfchtossen, eine größere Anzahl Ar beiterwohnnngeil zu bauen. Auch die Stadtverwaltung wird demnächst in dieser Richtung vorgehen. Großherzogth umßaden. Die Altbürgernieister Schimps'schen Eheleute inDittigheim begingen dasFest ihrer goldenen Hochzeit, gleichzeitig trat ein Sohn des Jubelpaares in den Ehe stand. —Die Klagen über den ungünsti gen Stand der Winterfrüchte sind all gemein. Im sog. kleinen Baulande steht die Frucht sehr dünn, und auch im Winterhauch stellt dieselbe nur eine geringe Ernte in Aussicht. Der Raps istsast vollständig ersroren.—Den Bier brauer Fey schen Eheleuten in külsheim wurden von 5 Kindern während weni ger Wochen 4 durch die DiphtheritiS entrissen. Die bisherigen 14 Auffüh rungen deS Lutherfestspiels in Lahr wurden von annähernd 10,000 Personer besucht.—Der srühere Redacteur der ir Mannheim erscheinenden socialdemokra tischen „Bolksstimme", Ferdinant Thies, der bekanntlich nach der Schwei, flüchtig gegangen war, sich aber späte» freiwillig der Staatsanwaltschaft wurde vom Schwurgericht wegen Preß- Vergehens zu einer Geldstrafe von 100 M. vernrtheilt. DaS Vergehen bezog sich auf einen in der „VolkSstimine" er schienenen, mit „Haß" üverschriebenen Artikel, den Thies einer anderen social demokratischen Zeitung entnommen hatte. —Wegen Wuchers wurde in Os senburg der Handelsmann Jak. Boden heimer zu 9 Mon. Gefängniß verur theilt; vergeblich suchte er alle Schult auf feinen nach Amerika geflüchteten Schwiegervater, Samuel Auerbach« von Lichtenau, abzuwälzen. Auch der Vater des B. wurde im Jahre 1889 flüchtig. Aus der Rheinpfalz. sln Alberweiler Bürgermeiste, Val. Juncker. Der erst vor wenigen Wochen nach Dürkheim a. H. versetzt« Amtsanwalt Frentzel ist spurlos ver schwunden. In Darmstadt erschoß sich ein Fremder, der sich als Werk meister I. Schäfer aus Grünstadt ins Fremdenbuch eingetragen hatte. Aus einem von ihm hinterlassenen Briese geht hervor, daß seine Frau ebenfalls durch Selbstmord (Ertränken! ihrem Leben ein Ende bereitete. Eine neue Sekte hat sich in Kusel gebildet, deren Glieder sich „Benedisten" nennen, zum größten Theile dem Protestantismus, aber auch den, Katholicismus und den Israeliten entnommen sind nnd sich bis jetzt hauptsächlich nur aus den Dienst boten und Arbeiterstand erstrecken. Di« öffentlichen Versammlungen sollen regelmäßig gut besucht sem, dieselben werden gewöhnlich von einem Schuh macher geleitet, wobei Bibelstellen zu» Verlesung kommen, Erklärungen gege be» und Lieder gesungen werden. Die Vereinigung der Stadtgemeindt Ludwigshafen a. Rh. mit der über 4000 Einwohner zählenden Gemeind« Friesenheim wurde einstimmig vom Stadtrarh beschlossen. Selbstmord durch Erhängen begingen: in Dürk heim der Winzer I. F. 11., in Hirsch that der Tagner Wacher; aus Furcht vor Strafe, Unterschlagungen wegen, hat sich der Steuereinnehmer Gars von Niederauerbach erschossen. Unglück lichein Tturze erlag der Ackerer Lan, in Hirschthal, der Arb. Frz. Kiel in Nie fernheim ist ertrunken. Elsaß-Lothringen. Straßburg: 112 Der Nestor der Uni versität, Professor Reuß. Ferne» starb der Bureaudirektor des Landes ausschusses, Ministerialsekretär Otto. Zur Zeit werden in Beblenheim Nachgrabungen gemacht, um die Spu> ren einer Schlacht zu entdecken, die Julius Cäsar hier geliefert haben soll 112 In Brnmath Bürgermeister Zim mer. Ertränkt haben sich: in Col mar, im Irrsinn, die Frau des Büch senmachers Güth und in Rcichenweier. aus Furcht vor Strafe, die Tochter des Tagners Maurer. Aus gleichem Mo tiv hat sich in Sargemünd der Muske tier Strzizow erschossen. Ja Ars a. M. brach der Maurer Guillaume im Sturze das Genick; der Schiffer Barthei von Lisdorf ist ertrunken. Braunschweig. Anhalt. Lippe. Waldeck. Die verstorbene unverehelichte Jean nette Wilberg hat ihr Vermögen in Höhe von 30,000 Mark der Stadl Braunschweig zu Wohlihäligkeitszwek ken hinterlassen. -f Gymuasialdirek tor Pros. Albrecht in Braunschweig. Letzter Tage wurde der erste Spatenstich für den Bau der Bahnlinie Harzburg. Jlsenburg gethan. Dem Kaufmann Frick in Helmstedt, der sich der Wechsel fälschung in sieben Fällen schuldig ge macht, wutde vier Jahr Gesängniß zu erkannt. Unter dem dringenden Ver dachte, sein eigenes Wohnanwesen in Brand gesetzt zu haben, wurde der Kaus. maun Keitmann in Tellnau verhaftet. Der in Sieden verstorbene Alten theiler Garbers hat der evangelischen Kirche in Borstel ein Vermächtnis von 6 000 Mark lctztwillig hinterlassen. Der wcgen Unterschlagung geflüchtet« Steinbrnchsausseher Gericke in Zerbst wurde in Halle a. S. verhastet. 112 Bürgermeister a. D. Louis v. Hanx leben in Corbach. Es feierten: di« goldene Hochzeit die Eheleute Leibzüch ter Fiefeler in Berutrup; das fünszig jährige Dieiistjubiläum der Betriebs werkmeister der kgl. Eisenbahn-Betriebs werkstätte in Cöthen, Heinrich Grüne- Wald. Mecklenburg. 112 In Grabow der Senator Bibelje, ES feierten: die goldene Hochzeit die Eheleute Erbpächter Porthu» in Gothmann, Händler Feldmann in Kra kow und Steinsetzer Reimer in Schwerin; das 50jährige Dienstjubiläum der Kut scher Kasten in Kl.-Belitz; das 50,ähr. Toktorjublläum der Medi;inalrath Dr. Meyer in Rostock; das 50jährige Be russjubiläum der Schriftsetzer Kählerl dortselbst; das 50,äürige Bürgerjubi läum der Tischler Müller in Schwaan und das 50jährige Jubiläum der Ange Hörigkeit zur Freimaurerloge der Kauf manu Eduard Marcus in Schwer,». OlAenburg. Aus der Karl Grosse weiland Stisi tung für bedürftige und unbescholten, Personen kaufte die Stadt Barel das Köhne'sche Grundstück an der Ächtern striße als Bauplatz zur Errichtung dreier Häuser im Sinne des Erblassers. —Feuer zerstörte: in Avdernhauseu das Wohnhaus des Landhäuslings Kaper, in Emsteck das de» Eigners D. Heimann und in Nellinghof das Gewese des Co lonen Arnd Torbecke. Unangebracht. Dr. A.: „Nun, haben Sie Ihrer Frau von dem Madeira eingeflößt, den ich ihr verord net habe?" Krautsepp: „Nein, Herr Doctor. sie ist den ganzen Tag nicht beim Bewußtsein gewesen und da hab' ich halt dacht, 's wär' schade, wenn sie so theures Zeug trinken würd' und wüßt'S net; nachher hab' i's lieber sel ber trunken!" DerGewtrtkrSmtrßa- celet in Paris wollte an einem der letz ten Abende seinen Laden schließen, als ein fremder Mann eintrat und H Pfund Kaffee verlangte. Vacelet wog das gewünschte Quantum ab und bückte sich, um eine Düte hervorzuholen. In die sem Momente zog der Fremde aus sei nem Ueberrock eine Hacke, um nach dem Krämer zu schlagen. Glücklicher Weise hatte jedoch, von dem Attentäter unbe merkt, in einem Winkel des Ladens Frau Vacelet gesessen, welche in diesem Momente laut aufschrie. Der Gatt« wurde dadurch aufmerksam, hob den Kopf rasch in die Höhe und das mörde rische Instrument fügte ihm nur eine leichte Streifwunde bei. Der Atten täter ergriff rasch die Flucht, der Ge würzkiämer und dessen Frau mit lautem Geschrei hinter ihm. Ein Nachbar, der Weinhäudler Maillan, schloß sich der Verfolgung an, als sich plötzlich der Flüchtling umdrehte, die Hacke salleu ließ, einen Revolver aus der Tasche zog und aus demselben drei Schüsse auf seine Verfolger abfeuerte. Eine Kugel traf Maillan, einen früheren Schutz mann, in die Brust, und während Herr und Frau Vacelet und die Nachbarn sich mit dem Verwundeten beschäftigte», gelang es dem unbekannten Angreifer, zu entfliehen, wobei er seinen Revolver verlor. Man brachte den Verwundeten nach dem Hospitdl und der Gewürz krämer begab sich sodann auf das Po lizeicommissariat, um Anzeige von dem Vorfall zu machen und den Revolver dort zu hinterlegen. Man erkannte in der Waffe einen Polizeirevolver, mit welcher die Pariser Schutzmannschast ausgerüstet ist. Die Nummer des Re volvers ermöglichte die baldige Fest stellung des Thäters in der Person des Schutzmanns Anteran, welcher festge nommen wurde und gestand, den Mord versuch wegen Geldmangels ausgeführt zu haben. Anteran war zwölf Jahre bei der Polizei thätig. Von einer großen Feilers brunst ist am 24. April das Städtchen Römhild in Sachsen-Meiningen heim gesucht worden. Die Stadt bietet jetzt ein trauriges Bild der Verwüstung dar, der schöne und hochinteressante Marktplatz mit seinen originellen Gebäuden ist nach drei Seiten hin in einen rauchende» Trümmerhaufen verwandelt, begrenzt von im Zusammensturz begriffenen, noch brennenden Häusern. Aus der rechte» Seite des Marktes sind sämmt liche Wohnhäuser und Hintergebäude, Scheunen, Ställe u. s. w. ein Raub der Flammen geworden. Aus der linken Seite standen einige dreißig Wohn hauser und eine noch größere Anzahl Nebengebäude, die vollständig zerstört und nun rauchende Schutthaufen find. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist nichts bekannt geworden; Feuer ist in einer Scheune ausge brochen und hat sich infolge des herr schenden Sturmwindes mit rasender Eile und Gewalt auf daS ganze Häuser viertel ausgedehnt. Leider hat der Brand auch ein Menschenleben gefor dert. Das 77 Jahre alte Fräulein Johanna Höfling hatte sich in ein bren nendes Haus hineinbegeben, um ihre „Papiere" zu retten. Sie kam be, diesem Versuche in den Flammen um, am Samstag Abend wurde ihre start verkohlre Leiche aus de» Trümmer» ausgegraben. Anläßlich der Pulver- Explosion, vo» der Rom heinigesucht worden, erinnert daS Neue Wiener Tag blatt an ähnliche Kargstrophen, die sich bisher ereignet. Seit dem Schreckens tage von Mainz, welches am 18. No vember 1857 gleichfalls durch Aufflie gen eines Pulverthurms in Trauer und Bestürzung versetzt wurde, hat sich aus dem alten Conlinent keine in ihrer Wir kung so furchtbare Katastrophe ereignet. Wohl wurden seither das englische Reichsarsenal Woolwich und Antwerpen von Pulver- oder Dynamitexplosionen heimgesucht, wohl flogen in den ersten Zanuartagen des Jahres 1878 der Pulverthurm von Antioari, 1881 die Zitadelle von Scutari in die Lust. Antivari wurde durch montenegrinische Brandbomben, der Pulverthurm zu Scutari durch einen Blitzschlag in die Lust gesprengt. Bei diesen Fällen lag die Ursache klar zu Tage, während man bei der Katastrophe von Rom sich au genblicklich nur in Muthmas» igen er gehe» kann. Auch Wien hat am Aus gange des vorigen Jahrhunderts eine Pulverkatastrophe in seinem schwarzen Buche zu verzeichnen gehabt. De» Pulverthurm nächst Nußdorf flog in die Lust und heute erinnert noch eine Ge denksäule daran, daß der die UnglückS stelle in seinem Wage« passirende Prälat von Klosternenburg wie durch ein Wun der vom sicheren Tode errettet wurde. Von höchst eigenthüm lichen Meldungen aus dem Jenseits erzählt eine Berliner Correspondenz F»lgendes: An einem der letzten Sonn abende, Morgens gegen 4 Uhr, wurde der Bursche des Hauptmanns B. vom 64. Infanterie-Regiment, Richard Zie sowsky, in feinem in dem Hause Worm ferstraße 2 belegenen Zimmer todt auf einem Stuhle sitzend aufgefunden. Z. sollte von seinem Posten abgelöst und zum Truppentbeil zurückgelchickt wer den. Die Veranlassung hierzu suchte er nu» aber nicht in seiner Person, son dern maß außer einem Portier noch zwei weiblichen Persönlichkeiten die Schuld hieran bei »nd fühlte sich dadurch so ge kränlt, daß er sich in der Lützowstraße einen Revolver kaufte und eine Kugel in die rechte Schläfe jagte. Am Tage nach der That trafen bei verschiedenen Militärpersonen Postkarten ein, in denen Z. kurz vor Ausführung des Selbst mordes ihnen Folgendes mitgetheilt hatte: „Melde gehorsamst, daß ich mir -rfchosse» habe, Schuld an die That haben die" es folgen drei Namen.— Gleichzeitig ging auch der Polizei eine Karte zu. welche die Worte enthielt: „Erlaube mir ergebenst mitzutheilen, daß ich mir selbst erschossen habe", und auf welcher ebenfalls den drei Personen die Schuld an dem Selbstmord beige messen wurde. Die„Wien«rAllgemeine Zeitung" berichtet über folgende selt same Affaire: Auch König Milan wußte, wie jeder ungekrönte Sterbliche die schmerzliche Ersahrung machen, daß „jede Schuld sich rächt auf Erden". Es handelte sich aber dabei für ihn durch 'us nicht um heikle Gewifsenssragen, so idern erfreulicher- oder betrübender weise um jene Schulden, für die schon im Diesseits die Vergeltung sich ein itellt. Milan, der „abgefertigte König", war guter Dinge nach Wien gekommen, um jenen Theil seiner Abfertigung, welcher ihm bei der Länderbauk ange wiesen war, zu erheben, ersuhr jedoch dort zu seinem Leidwesen, daß die Bank ein besseres Gedächtniß, als ihr souveräner Kommittent besitze. Diesem scheint im Drange der Regierungssorgen vollständig entfallen zu sein, daß er der Länderbauk noch von früher drei Mil lionen Francs schulde und war daher unangenchm überrascht, als man ihm von seinen Checks auf 600,000 Francs blos die Hälfte honoriren und den Rest als Abschlagszahlung gutbuchen wollte. Gegen solche Güte remonstrirte anfäng lich der König im Exil sehr energisch, schließlich wollte er sich schon einen Ab zug von 100,000 Frcs. gefallen lassen. Allein die Bank besteht auf ihrem Schein und die serbische Ex-Majestät weiß sich nun nicht zu Helsen. So rächt sich icde Schuld aus Erden, insbesondere wenn sie „gebucht" ist. Wieb wir „Science" ent nehmen, belief sich der Weinertrag in Frankreich für das Jahr IBVO auf an nähernd 27,41«,000 Hektoliter oder 603 Mill. Gallonen, fo daß auf jeden Hektar Weinland 330 Gallonen kom men. Dies zeigt eine Zunahme um !»2 Mill. Gallonen gegenüber dem Vor jahre und einen Minderbetrag von 50 Millionen gegenüber dem durch schnittlichen Ertrage der letzten zehn Jahre. Die Zunahme ist in 45 De partements wahrnehmbar, während in 31 Departements sich eine Abnahme zeigte. Im Vergleich mit dem Vor jahre scheinen die Winzer viel größere Mengen geringer Zuckersorten benutzt zu haben, um ihre Erzeugnisse zu ver bessern oder den Ertrag zu erhöhen. Auch mußte, wie gewöhnlich, viel frem der Wein eingeführt werden. Seine Menge betrug während der ersten elf Monate des Jahies 21S Mill. Gal lonen. Davon stammen aus Spanien 150 Mill., aus Algier 38 Mill., aus Portugal 4,180,000, aus Italien 3Sö -000, aus Tunis 198,404. In Algier macht der Weinbau große Fortschritte Das mit Wein bebaute Land hat sich 1890 um 3V99 Hektar vergrößert, und der Ertrag belies sich in diesem Jahre auf «!L,568,000 Gallonen gegen 55- Gallonen im Vorjahre. WaS den Fruchtwein anbetrifft, so überschritt der Ertrag in Frankreich 1890 den deS Vorjahres um 162 Mill. Gallonen, steht dagegen um 24 Mill. gegen den durchschnittlichen Ertrag der letzten zehn Jahre zurück. In Meran so schreibt die „M. A. Z." befindet sich eine geschichtlich denkwürdige Stätte, an wel cher Tausende achtlos vorüberschreiten. In der engen, mit „Lauben" versehenen Postgasse, die in ziemlicher Steigung vom Pfarrplatz hinan führt und eine Hauptverkehrsader Me rans bildet, liegt rechts (vom Sand platz gerechnet) eine fchmale, gewölbte Einfahrt, durch welche man in einen engen. Hinterhof des großen Gasthofes „Erzherzog Johann" gelangt. In die sem Hof, welcher jetzt einem Tischler zur Aufbewahrung von Holzvorrätyen dient, gewahrt man in einer Ecke ein altes Portal, zu dem einige Stufen hinanführen, darüber das in Steip ge meißelte Wappen der Tiroler Adels familie der Lachardinger und die Jah reszahl 1697. Dieses Portal ist der letzte Ueberrest des alten Meraner Pfarrhofs, der an dieser Stelle stand und im Lause der sechziger Jahre gänz lich umgebaut wurde. Im alten Me raner Widuin aber wurden in den Jahren 1807—1809 die ersten Fäden zum Widerstand gegen die bayerische Regierung gesponnen und in seinen Räumen versammelte sich zu wiederhol ten Malen in jenen Jahren der Klerus des Burggrasenamtes, vom Passeie, und Vinstgau, um diesen zunächst pas siven Widerstand zu organisiren. Es kann somit der alte Psarrhos zu Meran, von dem nur noch oben erwähntes Por tal vorhanden ist, als die Wiege de» Ereignisse von 1809 gelten, und somit ist der enge, von hohen Gebäuden um gebene Hof des „Erzherzog Johann" eine der denkwürdigsten Glitten Tirols. Dem wiedergekehrten Frühling zum Grnß feiern die Züricher alljährlich ein großes Volksfest, das „Sechseläuten" genannt: weil die Stadtglocken jetzt, wo die Tage länge, geworden, wieder Abends um Sechs geläutet werden. An jenem Festtag ar beitet in Zürich Nachmittags kein Mensch; Alles opfert dem neu erstan denen Lenz. Seit Jahren werden ihm sogar große, geschichtliche Umzüge ge bracht, so auch diesmal und die Theil nahme des Volkes war äußerst lebhaft: über 30,000 Menschen strömten am 22. April nach Zürich zusammen. Das Eigenartigste an der Feier aber war und ist die Verbrennung des „Bögg". In der Nähe des Blauen Sees wird ein runder, mit Petroleum getränkter Reisighaufen errichtet und darüber auf einer Stange ein ans Baumwolle an gefertigter Schneemann, den schnee bedeckten Regenschirm in der Hand. Sobald die Glocken Abends 6 Uhr zu läuten anheben, wird der Holzhausen in Brand gesteckt. Schon brennt es unten ringS, doch gleichmüthig und kalt thront oben der Schneemann. Jetzt aber leckt die Flamme bis zu einer Zündschnur, nnd diese entzündet das im Kopse des Schneemanns verborgene Feuerwerk. In diesem Augenblick, da der „Bögg" Feuer fängt, erfüllt riefiger Jubel die Menge. Der Winter ist todt, die sprühende, leuchtende Krast de-z Frühlings rafft ihn hinweg. 7 A«r Bom Nachtwächter alter und neuer Zeit und verschiedener Länder weiß Fr. Regensberg in den „Münch. R. N." Ansprechendes mitzutheilen. Dem alte», frommen, väterlich ermahnenden Ruf der nächtlichen Wächter wurde bald ei» Ende gesetzt: entweder wurde er z»e bloßen Angabe der Stundenzeit oder er hörte ganz aus oder aber die neue» praktische Zeit machte seine Poesie Bch dienstbar. So sind von einem Wächter zu Wohle» im Aargau in der Schweiz folgende Rufe überliefert: „Wer jetzt prächtiges Fletsch will kaufen Soll zum Chappeli-MoseS lause, Der gibt'S Pfund ohne Strapaze Gut gewoge um fünf neue Batze.' Am nächsten Abend aber lautete de? Spruch deS nächtlichen Barden, jeden falls auf Veranlassung eines Concur -enten deS „Chappeli-MoseS": »Laufet hin zum Metzger Seiler, Der gibt AlleS viel wohlfeiler, Fleisch vom Ochse, dicke Rieme, Gibt er um fünfzig Centime." Die Angabe der Stunden lag dem Nachtwächter noch bis in unsere Zeit hinein sast überall ob und ist vielfach noch heute seine Pflicht. Schon zu sei» ner besseren Controlle seitens des be wachten Bürgers. Aus Salouichi be richtet ein Oricntreisender von einem türkischen „Nachtrath": „Von Zeit zu Zeit hörte ich ein merkwürdiges Ge räusch .- ein Ausklopfen aus das Pflaster mit einer metallenen Keule. Ich hörte e» in regelmäßigen Zwischenräumen wieder und wieder und merkte nun, daß es der orientalische Nachtwächter war, der durch das Ausschlagen mit seinem metallbeschlagenen Stocke schallend ver kündete. wie gewissenhast er seines Am tes walte." Erwähnt sei hier, daß in der deut schen Reichshauptstadt noch bis vor Kurzem die vollen Stunden der Nacht durch Pseiseu angegeben wurden, wa» erst am 3. Januar 1778 ausgegeben ward. In der „guten alten Zeit" ging dort der Sommer offiziell mit dem Tage des einstmals berühmten „Stralauer Fischzuges" am 24. August zu Ende und vom 25. August ab schlössen die Wächter nicht mehr um 11, sonder» schon um 10 Uhr die Hausthüren. Der Nachtwächter des Schloßreviers aber erschien noch unter Friedrich Wilhelm IV. in der Sylvesternacht regelmäßig im Schlosse und kündete der dort ver sammelten Hofgesellschaft um Mitter nacht den Anbruch deS neuen Jahre» durch lii Hornstöße und Absingung eines Chorals an, wofür er vom Kö nige j des Mal einen blinkenden Frie» drichso'or erhielt. D»e Nachtwächter von London hatten noch im vergangenen Jahrhundert die Aufgabe, nach Mitternacht den Bewoh nern der englischen Hauptstadt die Be schaffenheit deS Wetters zu verkünden. Indem sie durch die Straßen gingen, riefen sie mit lauter Stimme ihr: oder morninH", und wer die Ankündigungen dieser eigen artigen Wetterpropheten hörte und be achtete, wußte beim Ausstehen, ob er wasserdichte Stieseln anziehen oder sich wärmer kleiden mußte. Ebenso rief der Wächter in italienischen Städten neben der Stunde auch das Wetter auS: je nachdem es regnete, schönes Wetter oder bedeckter Himmel war. In Spa nien besteht dieser Brauch noch heutigen Tages. Die Wächter rufen dort die Stunden von 11 Uhr Nachts bis Morgens srüh um 4 Uhr in hohem, halbsingendem Tone aus und fügen jedesmal eme An gabe über das Wetter bei. So z. B.: „Sei gegrüßet, heilige Jungfrau! Elf bat'S geschlagen! Heiterer Himmel!" Da nun in dem „schönen Land de» Weins und der Gesänge" der Himmel selten etwas Anderes aiS „(Ziels 8orviio!" (heiterer Himmel) zu rusen haben, so hat ihnen das Volt schon in alter Zeit den Spottnamen „Lorooo»" gegeben, dessen Entstehung und eigent liche Bedeutung aber längst »n Verges senheit gerathen ist. Nein Nachtwäch ter »n Spanien erwartet heute, wenn seine Dienstleistung irgendwo begehrt wird, eine andere Anrede, als »Lsooo? Eine wichtige Entdeckung wurde in der Oase El-Goleah der Sa hara gemacht. Man fand in der ge ringen Tiefe von 35 Metern einen na türlichen Wasserbehälter. Bisher kön nen demselben 180 Liter in der Minute entnommen werden, ma» hofft aber, noch größere Wassermengen erzielen zi» können. Es ist dies der erste gall, daß in der Sahara be» so geringer Tiese Wasser gefunden wurde. ES fcheint sich diesmal um ein bedeutendes unterirdi sches Wasserreservoir zu handeln, wa» mit Rücksicht auf seine große Ergiebig keit nicht nur für die Entwickelung der Oase selbst, sondern auch für die später hin herzustellenden artesischen Brunnen, die den Verkehr in der Wüste erleich tern sollen, v»» großer Bedeutung wäre. Bei'mWort genommen. Principal (zum Gehilsen): „Hier ha ben Sie eine ausgezeichnete Eigarr»; vorzügliches Kraut, echte Waare —darf eigentlich nur nach einem guten Souper geraucht werden!" Gehilse: „Herr Principal sind sehr gütig und wann dars ich mich dazu einfinden?" Eine gure Ausrede. Vater: Nanu, Du kommst jetzt schon aus der Schule? Der kleine Paul: Ja, wir haben Hitzserien bekommen! Vater: Was? Im April? Paul: Ja, unser Schuldiener hatte zu stark eingeheizt! Sehr zerstreut. A.: „Was hat doch dem puder gefehlt?!" B:. „Nix, nur a Bissel an verdorbene» Magen hat er g'yabt!" A.: „Nun, daran stirbt man doch nicht gleich!" B.: „Der schon der zerstreute con suse Menjch!"
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