«et» »ut. «,»«. Eben war das schönste Wetter. Wie ich auf die Straß« komm«, beginnt «S zu tröpseln eS tröpfelt und et tropft, wie ich weitergehe. Ziellos fetz« ich meinen Gang fort und gelange, ohne daß ich eS eigentlich beabsichtige, in den Park. Tresflich geborgen in der bunten Allee, schreite ich auf und nieder. Da ich bemerke, daß dl« Sonne sich wieder Bahn gebrochen, nehme ich eine andere Nichtnng und bin plötzlich in dem gro ßen Rondel, in dessen Mitte, von Blu men umkränzt, auf grünschwarzem Syenitpostament die marmorne VenuS steht. Ein Zittern überfällt mich ich habe das Gefühl, als sei sie in der Stimmung, niederzusteigen, auf mich zuzuschreiten und in ihren Armen zu zerdrücken. Es muß ein elender Tod sein, huscht eS mir durch den Sinn.... der kalte Leib drängt sich an dich und du kannst nicht widerstehen. So heftig überwältigt mich diese Empfindung, daß ich fliehen möchte aber eine un sichtbare Gewalt zieht mich langsam Vorwärts. Erst wie meine Füße fast an das Gitterchen stoßen, welches das Beet um schlerßt, weicht der Bann. Ermatte! durch die Aufregung weniger Augen blicke, lasse ich mich aus eine der Ruhe bänke nieder, schelte mich aus und ver suche, über mich zu lachen. Noch habe ich nicht lange gesessen, als ein junges Paar des WegeS kommt; die mit einfa cher Eleganz gekleidete Dame lehnt sich matt ans den Arm ihres Begleiters .... ihre Augen sind voll Thränen .... und jetzt, wenige Schritte von mir, bricht sie zusammen. Ich springe auf.... helfe sie unterstützen halb getragen von uns, gelangt sie zur Bank, auf der ich eben gesessen. Wir nehmen neben ihr Platz ... sie schluchzt .... fröstelt greift mit den Armen um sich, wobei eS geschieht, daß mir der Hut vom Kopfv sällt. Fortwährend wimmert sie dabei: „O Louis LouiS LouiS." Und der Arme, wie er sie so leiden sieht, wimmert dagegen: „O Anita meine Anita." Ruhig wird sie >etzt .... ihr Lockenköpschen schwankt nach rechts, schwankt nach links jetzt fällt eS auf die rechte Schul ter ihres Begleiters .... jetzt auf meine linke Schulter .... taumelnd wechselt eS dreimal, viermal auf meiner linken Schulter bleibt es liegen. Anita ist eingeschlafen .... Ihr Begleiter steht aus und schüttelt sich, als ob er sriere. Einen Bruchtheil meiner Se ligkeit würde ich hingeben, könnte auch ich mich erheben. Er ringt die Händ« .... als freier Mann kann er du Hände ringen. „Ich freue mich, Ihre werthe Be kanntschast zu machen," wendet er sich zu mir mit einer Stimme, die vor Auf regung zittert. „Mein Name ist Po panzki, Graf Popanzki." Um die holde Schläferin nicht zu stö ren, verbeuge ich mich nur in Gedan ken. „Sie müssen wissen, daß wir seil neun Monaten auf der Hochzeitsreise sind. Am Vormittag des siebzehnten OctoberS vorigen Jahres, um elf Uhr dreiunddreißig Minuten, verließen wir auf der?)acht meines Schwiegervaters, des Präsidenten von Guatemala, Kings ton»» und durchquerten... .ich hoffe, ein ander Mal Gelegenheit zu haben, Jh> nen von unserer in jeder Beziehung interessanten Reise zu erzählen, deren Beschreibung also ein anderes Mal davon. Wir haben wahrhaftig keine Abenteuer gesucht; vielmehr waren o,e Abenleuer so ausdringlich, uns zu suchen. In Ealisornien, unweit von El Ro sario, begegnete uns—durch romantische Laune angelockt, waren wir in den Ur wald gerathen begegnete uns ein« junge Löwin eine Löwin, mein Herr! Kurzum seit diesem Augen blicke verfällt meine Frau, und stets zur unrechten Zeit, in Krämpfe, die genS, trotzdem sie mich sehr ausregen, nichts weiter auf sich haben. In der Regel gehen sie schnell vorüber; sünf, sechs Stunden Schlaf...." „Wollen Sie gütigst auf kurze Zeit der Frau Gräfin als Stütze dienen, Während welcher ich eine Droschke hole? Heute Abend müssen Sie im „Englischen Hos" unser Gast sein. Aus Wiedersehnl Ich bin gleich wieder hier." Um die Ruhende nicht zu wecken, wage ich kaum zu athmen Sie regt fich ganz leise Ich glaube, daß ich meinen Gedanken Schweigen gebieten muß mein Denken kann sie erwek ken. So sitze ich denn gedankenlos stumm da, vor mir die blendende Eypria ruhend, auf meiner schmerzen den Schulter das Köpfchen der Tochter des Präsidenten von Guatemala. Auf meinem unbedeckten Scheitel brennt die Sonne eine Stechfliege sitzt auf meiner Nafe, ohne daß ich mich getraue, sie fortzujagen.... .deutlich hörte ich hinter mir Kichern und kann mich nicht ei»m l umwenden. Ein zerlump ter Junge kommt aus einer der Seiten alleen geradeaus unS zu la chend bleibt er vor uns stehen. Wenn ich ihm ein Wörtlein sage, wird meine Schutzbefohlene ja nicht gleich auswachen schließlich ,st Jeder sich selbst der Nächste. »Sei so gut, mein Sohn," flüstere ich, „mir den Hut auszulangen den da ich danke dir.... setze ihn mir auf." WaS thut die Teufelsrange? Si, liiuft fort mit meinem Hut. Wahrhaf tig, Herr Gras Popanzki, ich habe da? Abenteuer nicht gesucht, Gott ist mein Sie waren so außerordentlich gütig, eS mir aufzudrängen. WaS soll jetzt aus mir werden ? Mein Hut, mein Kleinod Wie die Sonne brennt! Mich durstet. Aus den Poren rinnt d«r Schweiß. Ich bin gesotten. Und die Schulter erlahmt mir. Qualen er dulde ick, wie di« Schaaren Moses in der Wüste. Menschen kommen sie gehenvor über, sehen mich so sonderbar an, halb hrrauSforbemd und halb mitleidig, v «ott! Elf Uhr schlug e» vom Dom be stätigend, daß e» elf Uhr sei, fallen die Glocken der anderen Kirchen ein .... jeder Schlag, wie er brummend in mein Ohr fällt, dringt mir durch Mark und Bein. Es ist sonderbar: ich wcrde angefleht, den Mund zuhalten; aber das dnmpfdröhnende Durcheinander so vieler mächtiger Rufer, stSrt nicht, im Geringsten ihren Bärenschlaf. Langmülhig war ich, wie nur ein Engel des Himmels sein kann mit einer Geduld, über die ich selbst staune, trug ich meine Last. Die Fremde ist jung, ist schön, ihr unschuldsvolles Ge sicht hat etwas wundervoll Rührendes. So herzlich bat mich der Graf. Wes halb aber nahm er nicht meine Stelle ein, wie es ihm zukam? Leichter ist es, eine Droschke zu holen, als solche Pein zu ertragen.. .Verzweiflungsvoll, ohne zu bedenken, daß dadurch ein Unheil geschehen könnte, schüttle ich mich. Die Schöne schlägt die Augen auf.. .welche Augen! Aus dem blassen Gesichtchen, über welches ein Lächeln voll Huld und Reiz sich breitet, leuchten sie in merk würdigem Glanz und sehen mich bang verwundert an. Wie sie sich aufrichtet, wie sie zu mir spricht, vergehen mir fast die Sinne. Verloren in ihrem Anblick, höre ich kaum, was sie spricht. Ich entsinne mich nur, daß eS nicht die üblichen Wortewaren: Wo bin ich? Aengstlich forscht sie nach ihrem Gemahl. „Besorgt um Sie, ich kann wohl sagen, erschüttert, machte er sich auf, eine Droschke zu holen. Es ist etwas lange her " »Seine Sorge um mich grenzt an das Wunderbare. Ein Unfall, der mich be trifft, geht ihm so außerordentlich nahe, daß er sich seiner selbst nicht mehr mäch' tig fühlt. Auf unserer Hochzeitsreise begegneten wir einmal, es war in der Nähe von Singapore, wo wir meine Schwester besuchten einem Tiger " „Habe ich den Herrn Gemahl recht verstanden, so war eS im Urwald un weit von El Rosario eine junge Löwin verursachte Ihnen solche Unruhe, daß Sie in Krämpfe verfielen " „Bei Singapore, mein Herr Die Hitze peinigte uns fürchterlich... .und ich schwöre, daß es ein Tiger gewesen er fletschte die Zähne und war gräßlich anzusehen die Haare seines getigerten Felles sträubten sich auch uns sträubten sich die Haare. Aus die sen Verwechslungen meines Gemahles können Sie entnehmen, daß mein Un fall, der sonst nichts weiter auf sich hätte, ihm außerordentlich nahe ging. Haben Sie die große Güte, mein Herr, mich ein Stück Weges zu begleiten, da mit ich mich aus dem Park herausfinde, Sie sind so liebenswürdig... .und so höflich. Aber bitte bedecken Sie sich d»ch." x Ich erzählte, weshalb ich gerade dies, Forderung zu erfüllen außer Stande sei. Sie dedauert und lacht dabei. „Gestatten müssen Sie mir, aus mei nen Händen einen neuen Hut anzuneh men einen hellbraunen, wenn ich bit ten darf... .hellbraun ist meine Lieb lingssarbe. Heut Abend gegen 8 Uhr erwarten wir Sie im Hotel „Zu den vier Jahteszeiten" ich bitte um Ihre Adresse, damit wir Nachricht ge ben können, um welche Zeit wir Sie empfangen und ich schmücke Sie mit dem Hut, den Sie zum Andenken an unser heutiges Abenteuer tragen sollen. Freilich mud ich Ihr Maß haben .... erlauben Sie." Aus der Tasche nimmt sie eine kleine Schnur... .ehe ich abwehren kann, hat sie sich an mich gedrängt mich über riefelts sie nestelt so lange ich höre dabei ihr Helles Lachen. „Vergessen Sie nicht heut Abend Sie hängt sich an meinen Arm. Auf einem einsamen Wege, wenige Schritte von der Hauptallee bleibt sie stehen. „Bon hier ab kann ich allein mich zu recht finden. Ich an Ihrem Arm und Sie ohne Hut was würden die Leute dazu sagen? Unserer ewigen Erkennt lichkeit seien Sie versichert. Ihnen zu danken nach der Sitte meines Heimath landes, sühle ich mich gedrungen." Bei diesen verheißenden Worten um> schlingt sie mich küßt mich.... eS waren selige Augenblicke.... Wie ein Träumender stehe ich da. Als ich mich endlich umschaue, bin ich allein. Mein erster Gedanke ist: wie komme ich, ohne mich lächerlich zu machen, nach Hause? Nahe am Aus gange des Parkes ist ein kleiner Mützen laden. ... sür meine letzten paar Gro schen ersteht ich wohl einen Ladenhüter. Um zwölf Uhr pflegt der Besitzer für kurze Zeit abzuschließen. Wenn ich mich beeile.... Ich greife nach der Uhr richtiger gesagt: ich greise in die Westentasche, wo sonst meine Uhr gewesen. Fort ist die Uhr....fort die schöne Kette, das Andenken an meinen seligen Vater meinen einzigen Rettungsanker, wenn ich gar nichts mehr hatte und trüben Sinnes euch in das Pfanßhau» trug. Sollte die Tochter des Präsidenten pfui! Das ist ein häßlicher Gedanke. Ich betaste mich, ob sonst noch Alles in Ordnung ist. Freilich, meine Glieder sind ganz....«der mir fehlt außer Hut, Uhr, Kette mein Portemon naie! Wer hat mir das gelhan? Darüber bin ich mir noch nicht einig. Die vornehme Dame das süße Ge schöpf, in dessen Armen ich eben gele gen das mir dankte für meine Qua len nach der lieblichen Weise von Gua temala von vorn herein ist das ausgeschlossen! Die Range, welche meinen Hut stahl .... die kann eS nicht gewesen sein, ich würde es ja gemerkt haben. Aber hin ter mir hörte ich Gelicher.... hinter mir lauerte der Dieb.... während ich meinen Schatz bewachte.... nur an ihn dachte... .weder nach vorn noch nach hinten sah von hinten feiger Dieb! Heut Abend im Hotel wcrde ich treu und wahr dem Grafen berichte», was ich seinetwegen erduldet. Selbst verständlich erbietet er sich, wie eS dem Cavalier ziemt, mir das Meine zu er setzen, so weit dies möglich ist. Wie aber komme ich jetzt nach Hause... .Hut los und der Weg ist so weit. ' Damit eS den Anschein habe, al» hätte ich der Hitze wegen den Hut abge nommen, verschränke ich meine Hände auf dem Rücken. So gehe ich durch die belebten Straßen. Endlich bin ich in meinem Zimmer. Tiesaufathmend schreite ich lange auf und nieder. Da tritt die Wirthin und übergibt mir einen Brief, welcher eben abgegeben worden. Derselbe lau tet: Mein liebenswürdiger Herr! Ihre Liebenswürdigkeit ist in der That außerordentlich. Sie in unserem Hotel zu empfangen, fehlt uns leider die Zeit, weil eben ein Telegramm aus Guatemala eingetroffen ist, welches mei nen Mann in daS Ministerium beruft. Da wir sofort abreisen, bin ich außer Stande, Ihnen einen Hut zu besorgen. Sie sollen aber ein reizendes Exemplar erhallen —hellbraun mit einer Stranß feder wie bei uns die galanten jun gen Herren tragen. Der Minister grüßt. Ich werde Sie nie vergessen. Vergessen auch Sie nicht Ihre ergebenste Anita Popanzka. »rcslaner «ertchlSyalle. Das Likörgenie. „Ich bin Sie, Herr KerichtSrath, der kemiethlichste Mensch, den's haben thut!" versicherte der Destillateur Karl Drei fuß dem Richter. „In Leiwzig, wo ich kewäje bin sieben Jahr, Hot der Princi pal gesagt: „Dreifuß," Hot er kesagt, „drinke Sie, wenn Sie wolle, drinke Sie, soviel Sie wolle, 's kehört zn's Keschäst; die Leite solle sehn, daß sich'S drinke läßt, was wir braue." „Sie waren also," nimmt der Rich ter das Wort, „bei dem beklagten Bren irereibefitzer als Destillateur beschäftigt und bezogen nebst freier Kost und Woh nung ein Monatsgehalt von hundert Mark?" „Stimmt Sie genau, Herr KerichtS rath!" „Sie behaupten," fährt der Richter fort, „der Beklagte habe Ihnen sür den letzten Monat, an dem Sie bei ihm ge arbeitet haben, statt hundert, nur siebzig Mark gezahlt, und beantragen deshalb, daß er zur Zahlung des Restbetrages verurtheilt wird?" „So ist's, Herr KerichtSrath," ent gegnet der Kläger. „Ich beantrage Nähmlich, daß eS so kemacht wird, wie bei'S Kewerbtkericht. DaS Keiverbeke richt hat nähmlich kesagt, daß 'n Destil „DaS Gewerbegericht hat mich ver urtheilt, weil ich keine Zeugen dasür hatte, daß Sie fortwährend bei der Ar beit betrunken waren und mir eine Menge Schaden angerichtet haben," fällt der Beklagte ihm in'S Wort. „Sie Haben's aber selber zugegeben, daß Sie die Hälfte von dem, was Sie fabriei ren, durch die Binde gießen. Deshalb hab' ich Einspruch erhoben. Einen Säufer kann ich nicht gebrauchen." „WaS hab' ich Sie? Zukegeben hab' ich Sie? Nichts hab' ich Sie zukege ben! Sie reiht das bische Schnaps, »as man " „Bitte, lassen Sie mich jetzt sprechen; ich werde Ihnen dann das Wort erthei en," ruft der Richter. „Nein, erlaube Sie mal, Herr Ke richtSrath, erlaube Sie emal; er hat ke sagt, die Hälfte...." „Ich erlaube Ihnen jetzt nicht zu sprechen! Bitte, unterbrechen Sie mich nicht mehr! Sie, Beklagter, haben twei Einwände erhoben. Sie behaup ten, daß Sie dem Kläger im vorletzten Monat gejagt hätten, seine Leistungen seien keine hundert Mark, höchstens sieb zig Mark werth? Der Kläger be freitet es Nicht, nur ist er der Meinung, daß dies eine bloße Redensart, aber keine Lohnabmachung gewesen sei. Für den Fall nun, daß das Gericht in diesem Punkte zu Gunsten des Klägers ent scheidet, haben Sie serner ge'.tend ge macht, daß der Kläger sich eines TageS bei der Arbeit stark betrunken und dabei sür mindestens dreißig Mark Schaden angerichtet hat. Ich ertheile Ihnen das !Lort." Beklagter: Ich bleibe eben dabei, daß ich ihn» gesagt habe, er verdiene nur siebzig Mark. Ich werde ihm dich nicht mehr Lohn geben, al» er verdient. Und dann bin ich der Meinung, wenn ein Mensch sich dermaßen betrinkt, daß er einem eine Menge Schaden anrichtet, so dars er sich nicht beklagen, wenn er veniger Loh» kriegt, wie ein nüchterner »nd »üchtiger Mensch. Richter; K önnen Sie nachweisen, daß der Kläger Ihnen in seiner Trunkenheit Schade» angerichtet hat? Haben Sie Zeugen dafür? Oder können Sie eS beeiden? Sie sagten vorhin, der Scha den habe mehr als dreißig Mark betra ten? Beklagter: Das läßt sich leider bei unserer Branche nicht so genau feststel len. Es ist doch aber erklärlich, daß lm betrunleper Mensch Schaden anrich tet. Material wird vermantscht und die Waare geräth nicht so, wie sie gerathen 1011. Kläger: Bei mir geräth Sie die Waare immer. Wenn Sie mal, Herr KerichtSrath, so um die züiifunvachtzig »der SechSundachtjig herum in Leiwzig »der Dräsen kewäse sind und Sie haben nen Lindenauer kedrunke, so wer'n Sie zespürt habe, daß Sie wo anders sowas »icht kriege. In mein Fach, Herr Ke richtSrath, geht mir Keener nicht drü» ber; da gibt's nichts! WaS will denn der Herr davon kenne er ist Sie doch tloS Premier! Wenn er dem Destilla leur fchon das bische Drinke bereden vill, na, da schlägt's schon Drei t-ha! Beklagter: Ich berede keinem Men schen das Trinken. Nur bei der Arbeit Kläger: Kewiß habe Sie mir'» be redet! Sie hebe kesagt, die Hälfte ließ ich under diePinde. Me> Principal in Leiw zig hat kesagt: „Leite, wenn Ihr nicht dringt, daugt das Kesöff nischt!" Und wir Howe kedrunke l Ich schmeichle mir nicht, aber dös kaun ich sage, daß di« Preslauer sowas noch nicht kehabt habe, wie ich e» sabricirt. Namendlich die Pfeffermünze! Ich kann Sie fage, Herr KerichtSrath, solange PreSlau exisstirt, habe Sie nicht so 'ne srine Pseffer münze kehabt! Beklagter (verächtlich): Das sind ja Redensarten. Ich habe sehr tüchtige Destillateure gehabt, die ihre Sache besser machten, als Herr Dreifuß. Kläger: Dös versteh' ich Sie besser. Die Preslauer sind etwas Kudes za, nicht werth. ErschtenS habe sie keinVer ständniß und keinen Geschmack; zweitens verstehe die Principale nichts von's Ge schäft. Mein Principal in Leiwzig sagte: „Leite, ein bedrunkener Destilla teur ist die pesle Reklame! Kinner, hier habt Ihr Keld, und nu keht in di» Wirthschaft und dringt, was Ihr wollt. Sagt awer wer Ihr seid!" Beklagter: Außer der Arbeit kön nen meine Leute trinken, so viel sie wol len, aber nicht bei der Arbeit. Richter: Nun haben Sie sich aus gesprochen, meine Herren. Wollen Sit Ihre Anträge kurz wiederholen- Kläger: Kestatte Sie, Herr KerichtS rath, ich sahre Nach>..iddag nach Dräsen, wo ich Stellung habe, und ich möcht« die Kejchichte aus der Welt haben. Der Herr Principal soll mir gewe noch zwanzig Mark oder meinetwege noch sünszehn Mark oder sage wir, zwölf Mark, da will ich zufriede sein. Beklag,er (das Portemonnaie zie hend): Hier haben Sie zehn Marl und reisen Sie glücklich. Wenn ich Ihnen zehn Mark schenke und noch die Terminslosten zahle, können Sie, dächl' ich, zufrieden fern. „Na, meinetwege," erklärte Dreifuß nach einigem Zögern und steckte die zehn Mark em. „In Likören bin ich'S nähmlich ein Genie, das laß ich mir nicht nehme. Nach PreSlau awer komm' ich nicht mehr wieder, denn hier ist kein Verständniß. Lewe Sie wohl, Herr Meesler!" Mit einer höflichen Verbeugung schied er von bannen. Der Brennereibesitzer, der das Genie des lungen Mannes nicht zu würdigen gewußt halte, zog feine Klage zurück. Wa» ein« Schwicgermnlter denk». 1) Wenn sie die M utter des Mannes ist. Daß ihr Sohn mit ihrem Einver ständniß eine ganz andere Wahl hätte treffen müssen; daß ihre Schwieger tochter ohne jede Berechtigung ihre Augen bis zu ihm erhoben; daß ihr Sohn nicht nur eine bessere Partie sicherlich verdient, sondern unzählige Male auch hätte machen kennen; daß es unbegreiflich, was er an der gefunden; daß es für eine Mutier sehr krankend ist, wenn sie im Hause des eigenen Soh nes kaum irgend etwas zu be>ehlen habe; daß die Schwiegertochter den Sohn der Mutter entfremdet; daß ihre Muiter sie schlecht erzogen; daß ihre eigenen Töch ter in ihrerßlldung weit über derlchwie gertochier stehen, und diese eine Ver schwenderin ist; daß ihr armer Sohn feit seiner Aerheirathung lange nicht mehr so gut aussieht, weit in seinemHauje nicht an>iandig gekocht werde; daß sie nach dreißigiayriger Ehe doch im Stande sein durfte, einer solch' Uner fahrenen mit guten Rathschlägen an die Hand zu gehen; daß ihre Schwieger tochter durch ihren rafenden Putz den Sohn in Kürze ruiniren werde; daß sie ihrem Kind nicht genügende Aufmerk samkeit schenkt und auch von der Pflege nichts versteht; daß die Frau ihres Sohnes ihn nicht glücklich macht, wie er es zu seiu verdient; daß er viel zu gut mülhig sei sür eine solche Perfon, und fchtieizlich, daß sie selbstverständlich die nachsichtigste, duldsamste, liebenswür digiie, gro>j»iülyigsle, beste Schwieger mutter auf der Welt ist. ?) Wenn sie die Mutter der Frau ist. Daß sie ihrem Schwiegersohn eine Perle zur Frau gegebe» hat, und er ihr nicht genug dankbar sein kaun sür sein unverdientes Glück; daß sie ihr Kind gegen die Tyrannei des Mannes schützen muß; daß Alles schief geht, wenn sie nicht die HäuSlichteit ihrer Tochter überwacht und derselben in den ehelichen Angelegenheiten mit ihren Veteranen-Erfahrungen zur Seite steht; daß ihre Familie eine ungleich vorneh mere und gebildetere ist, als die des Schwiegersohnes; daß derselbe die große Ehre und all' die Vortheile, welche ihm die eingegangene Vervindung bringt« nicht gehörig zu würdigen weiß; daß das Kind, Gott sei Dank, ihrer schönen Tochler ähnlich jähe, überhaupt ihren FanulientypuS habe, und nicht den viel plebejischeren des Schwiegersohnes; daß diese Menschen überhaupt nur ein noihwendiges Uebel sind, aber immer ein Uebel bleiben; daß ihr Schwieger sohn eine» besonders unlenkfamen, un angenehmen Cliarakter hat; daß ihre eigenen Sohne sich als Ehemänner ganz anders benehmen wcrde», und daß er schließlich froh fei» kann, ein folches Lamm, ein solches Ideal einer Schwie germutter zu besitzen, während die andern zänkisch, launich, rechthaberisch, rücksichtslos, kurzum eine wahre Plage sind. Im Allerweltsbazar. Herr (nachdem er seine Einkäufe ge macht): Ich möchte mich jetzt rasiren lassen. CommiS: Zum Barbier bitte, eine Treppe links. Herr: Schneidet der auch nicht? CommiS: Nein, der, der schneidet, wohnt rech:s. Zwei Treppen hoch wohnt der Hunde scheerer. Herr: Was! Ich werde Sie wegen Injurien verklagen.—CommiS: Immer geradeaus den Gang entlang da kommen Sie zum Rechtsanwalt. Da» Testament. Dir Testamente gehören jedenfalls zu den angenehmsten Erfindungen; nicht nur vom Standpunkte der lachenden Erben, sondern auch von dem der Ro manschreiber und Lustspieldichter. Ein gtites Testament ist zu vielen Dingen nütze. Den Erben tröstet es und dem Autor dient eS als Rückendeckung, wenn man ihm der UnWahrscheinlichkeit seiner Fabel wegen aus den Leib rücken wollte. Was kann er dasür? DaS gewisse Te stament, das zu so wundersamen Ver wicklungen geführt hat, war einmal so ab gefaßt. Man mache de» Verstorbenen dasür verantwortlich, nicht aber den un glücklichen Dichter! Sie sehen mich so gewiß argwöhnisch an und möchten wissen, wo ich da hin auswolle und meinen, daß ich mich nicht ohne Grund über die große Nützlichkeit der Testamente zu verbreiten begonnen habe, daß ich am End« gar selbst einer solchen Rückendeckung bedürftig sein könnte. O, ein solcher Verdacht ist kränkend, ein solcher Verdacht thut weh, aber er ist begründet. Ich möchte in der That von einem Testament erzählen, aber es soll wedei ein Roman noch Lustspiel werden, son dern nur ein Fragment, das aber na mentlich einem französischen Lustspiel dichter vielleicht hinreichenden Anlaß bieten würde, förmlich Fangball zu spielen mit allen aus dem Testamente sich ergebenden Möglichkeiten. Ich denke nickt daran, das wirklich Ge gebene zu einer Dichtung auszuweiten. Ich erzähle, was ich weiß, und das ist ein Bruchstück, so weit es die Wirklich keit eben selbst gedichtet hat. Ich kann nicht wissen, welchen Schluß sie noch dazu dich« eil wird, und es bleibt daher der Phantasie eines jeden Lesers unbe nommen, sich ganz nach Belieben in Vermuthungen über das mehr oder minder wahrscheinliche Ende zu ergehen. Die Geschichte hat den einen Vorzug, ungeheuer einfach zu sein. Herr Peter von Schaffer hatte Glüä gehabt im Leben. Er hatle klein ange sangen und als er kam zu sterben, ge hörie er zu den Größten und Reichsten im Lande. Das Testament, an dessen Eröffnung man schritt, nachdem sie ihn im Friedhofe zur ewigen Ruhe gebettet hatten und nachdem alle ernsten Todten, feierlichkeiten zu Ehren des Verstorbe nen erledigt waren, zeichnete sich dnrh Kürze und Klarheit aus. Er hatle es schon mehrere Jahre vor seinem Tod, in kräftigstem Alter und bei bestem Wohlsein errichtet. Es waren in dem Testamente Legate ausgesetzt und erheb liche Summen wohlthätigen Zwecken zu gewendet. Nach Abzug der dafür er forderlichen Capitalien hatte er noch zu testiren über seine großartige Fabril und über ein Baarvermögen von drei Millionen Gulden. Darüber war in wenigen Zeilen vollkommen klar ver fügt. Die Fabrik sollte dem älteren seiner zwei Söhne, der nach dem Valei den Namen Peter erhalten hatte, zufal len. Von dem Baarvermögen sollte Peter ein Drittel erhalten, der jüngere Sohn Philipp ebenfalls ein Drittel und daS letzte Drittel sanimt Zinsen und Zinieszinfen der erste Enkel des Verstorbenen. Man sieht, ein ganz klares Testa mcnt! Als eS versaßt wurde, wa» noch keiner der beiden Söhne verhei rathet und der Testator wollte es dem Zufalle überlassen, welchem seiner bei den Söhne das letzte Drittel mittelbar zukommen sollte; also demjenigen, dem vom Schicksal zuerst ein Sohn beschie den werden soll!«. Peler und Philipp waren bis zur Eröffnung des Testa ments in völliger Unkenntniß über diese immerhin wichtige Bestimmung desselben. Peler war sogar schon seit einigen Jahren verheirathet, hatte aber bisher nur zwei Töchter. Philipp hatte, trotz der bereits bedenklichen Lichtung auf feinem Haupte, ans Hei rathen noch gar nicht gedacht. Er hatte sein Leben auf Reisen und sonst in an genehmem und verfeinertem Leben? ge nufse verbracht, wobei auch der Pflege der Künste und Wissenschaften eine Rolle zugedacht war. DaS Junggesellenda sein in solcher Form bot ihm hinrei chende Befriedigung, und nun wurden durch dieses Testament plötzlich Gedan ken in ihm angeregt, die ihm sonst wohl nie zn Linn gekommen wären; Gedan ken an eine Frau, an eine Familie und an Fainilienscrgen. Die beiden Brüder saßen nun beiein ander, um über das Testament, dessen Inhalt sie eben kennen gelernt hatten, zu berathen. Sie hatten bislang im besten Einvernehmen mit einander ge lebt und sie waren entschlossen, es auch sürderhin zu thun, aber eS war doch ein Schatten zwischen ihnen aufgetaucht, der Schatten einer Million. » „Was ist nun zu thun?" fragte Phi „Die Bestimmung des Testamentes muß eben erfüllt werden," meinte Peter, der im Ganzen die Sache etwas ruhiger in'S Auge faßte, als Philipp, denn er war doch wenigstens verbeiraihct. Mit Bezug darauf meinte auch Philipp nicht ganz ohne Bitterkeit: „Tu hast gut reden!" „Wiejo denn?" fragte Peter unschul big. „Du bist verheirathet!" „Allerdings, das bin ich." „Nun atso!" „Ja, kann ich etwas dasür?" „Wer sonst? Am Ende gar ich?" Die Brüder waren im Begriffe, sich zu ereisern, aber sie begannen bei Zei ten. sich auf sich selbst zu besinnen, und beide lenklen ein. Sie liebten sich ja wirklich und zudem waren ste wirklich beide reich genug, um auch im ungün stigsten Falle sich bescheiden zu können. Sie waren schließlich auch nicht allzu „Weißt Du, Peter," nahm Philipp nach einer Weile wieder das Wort, „ich möchte ja gerne zu Deinen Gunsten ver zichten, aber man hat doch Verpflichtun gen gegen seine Kinder!" Tu hast ja gar keine Kinderl" »Ich werde welche haben!" „DaS könnte j«d«r sagen! Uebrigen» ! bist Du ja noch gar nicht verheirathet, dagegen ich —" „DaS ist auch Unrecht genug!" „Oho!" „Unser Vater hatte nicht die Absicht, Einen von uns besonders zu bevor zugen." „Er hatte mich auch nicht bevor zugt. Hätte ich vielleicht nicht Heirathen sollen?" „DaS sage ich gerade nicht, aber Thatsache ist eS, daß Du im Vortheil bist." „Du kannst ja auch Heirathen!" „Datist leicht gesagt!" „Dann steht die Partie wenigstens wieder gleich." „Nicht so ganz. DaS gibt ein Wett rennen, bei dem ich zu viel vorgeben muß. Wie komme ich dazu, Dir so viel vorzugeben? Das ist ein ungerechte» Handicap; ich kann Dich gar nicht ein holen!" „DaS kann man noch gar nicht wissen. Uebrigen»— ich bin nun einmal ver heirathet ; ich kann nichts dafür, eS ge schah ohne böse Absicht. Du wirst von mir nicht verlangen, daß ich meine Frau Deinem »ohne zuliebe, den Du noch gar nicht hast, todtschlagen soll." Philipp ging in der That nicht so weit, das zu verlangen, aber er ließ durchschimmern, daß eS sür Peter ein Gebot der Gerechtigkeit wäre, sich in solange einer Scheidung von Tisch und Bett zu unterwerfen, bis auch er, Philipp, verheirathet sein und die Par tie zwischen ihnen wieder gleich stehen würde. Peter wies diese Zumuthung mit Entrüstung von sich und konnte nicht umhin, zu bemerken, daß er sehr überrascht sei, seinen Bruder Philipp von so niedrigen egoistischen Regungen erfüllt zu sehen. Dieser gab den Vor wurf zurück und die Brüder waren nahf >aran in Hitze zu gerathen. „Philipp!" „Peter!" Abermals zeigte sich Philipp als der Besonnenere; er sammelte sich wieder zuerst und lenkte wieder ein. „Weißt Du. Peter", sagte er nach einiger Selbstüberwindung, „ich möchte Dir ja nicht wehe thun, aber eine Million ist eine Million." „Hm, richtig! Eine Million ist eine Million!" Die Richtigkeit dieser Thatsache wurde von keiner Seite bestritten, und schließ lich blieb sür Philipp nichts Anderes übrig, als das Match trotz des sür ihn so ungünstigen Handicaps auszuneh men. Er ging also hin und verheirathet« fich. Leicht war ihm der Entschluß nicht geworden. Denn bevcr er noch gebun den war, gelangte ihm die betrübende Kunde zur Kenntniß, daß die Gattin Peter's sich schon wieder in anderen, in gesegneten Umständen befinde.Was sollte er nun thun? Würde «S ein Bub wer den, so wäre das Opfer von seiner Seite ganz umsonst gebracht worden. ES könnte aber auch ein Mädchen werden! Dann aber könnte er bei weiser Aus nützung der Zeit selbst zu ein.m nicht zu unterschätzenden Vorsprung gelangen. Die Erwägung gab den Ausschlag, und er heiratheie. Vorher machten aber die beiden Brüder unter einander ab, ihre beiderseitigen Damen in den verhäng nißvollen Testaments - Paragraphen nicht einzuweihen, um nicht von vorne herein den Samen der Zwietracht zwischen beiden Familien auszustreuen. Nie hatten sich Schwägerinnen von Seite ihrer Schwäger einer so liebe vollen Theilnahme für ihr Wohlbe finden zu erfreuen, wie in diesem Falle. Das geringste Symptom einer Störung im Allgemeinbefinden der Damen wurde oon dem betreffenden Ehemann mit heroischem Gleichmuth, dagegen von dem Schwager mit wahrhast rührender B»- kümmerniß beobachtet. Insbesondere war es Philipp, der auS der Belorgniß sür seine geliebte Schwägerin gar nicht mehr herauskam. Denn der arme Peter ward von seiner Gattin mit einer Tochter nach der anderen beschenkt. Peter hatte nun schon fünf Töchter, während Philipp's Bemühungen, die unbequeme Testamentsbestimmung zu seinen Gunsten zu wenden, vollkommen erfolglos blieben. Er setzte nun sein« Hoffnungen auf eine Luftveränderung und reiste mit seiner Frau nach Rom. nach Paris, nach der Schweiz, aber e» hals Alle» nichts. Einmal erhielt er von seinem Bru der ein Telegramm von wahrhast grau samer Unllarbeit. ES lautete: „Frau glücklich niedergekommen, Mutter und Kind wohl." ES »nag ja nun sehr tröst lich gewesen sein, zu wissen, daß Mutter and Kind wohl seien, ader «S war jeden falls ein unzarter Scherz, ihn über da» Geschlecht des KindeS im Unklaren zu lassen. Wollte der Bruder ihn hänseln oder war «S rücksichtsvoll« Schonung ge wesen und die edle Absicht, ihm nicht gleich mit der vollen Wahrheit «iner be trübenden Nachricht in'S Haus zu fal len? Philipp langte von seinem Bücher regal ein dickleibiges mathematisches Werk herunter und begann, sich in un geheuer -wmplicirte Rechnungen zu ver tiefen. Die Wahrscheinlichkeitsrechnun gen sind nicht so einfach und leider durchaus nicht verläßlich. Wenn Einer schon sünf Töchter hat, so sollte man allerdings meinen, daß die Wahrschein lichkeit, daß daS Sechste ein Sohn werde, eine ziemlich hohe sei. Allerdings. Aber eS gab da auch physiologische Mo mente zu berücksichtigen, uud man lonntc denn doch wirklich nicht wissen, ob nicht, was sechsmal hintereinander möglich war, auch noch ein siebentes Mal eintreffen könne. Philipp rech nete, daß ihm dabei der Kops rauchte, »der es kam nichts dabei heraus übrigens war eS wieder ein Mädchen gewesen. Um diese Zeit begab sich nun etwa», was den Fall leicht noch verwickelter hätte machen können. Frau Friederik:, die Gattin Peter'S, erklärte kategorisch, Strike machen und nicht mehr mitspielen p» wollen. S>e habe ihre Pflicht nun zur Genüge gethan. Im Verlaufe einer zehnjährigen Ehe seien sieben Töchter gerade genug. Sie sei ei« junge, reiche, und wie vielfach behauptet wird, eine schöne Frau, sie wolle und Wnne sich nicht ganz vom gesellschaftlichen Le ben sür alle Folgen so abdrängen lassen, wie bisher. WaS zuviel ist.ist zuviel! behauptete sie mit großer Energie, und gegen die logische Stichhaltigkeit dieser Argumen- tation war nicht viel vorzubringen; den» sie war thatsächlich unanfechtbar. Peter verlegte sich auf's Bitten. „Nicht um eine Million!" erklärt« Frau Friederike bestimmt. Nicht um eine Million! Hm I Peter wollte es doch auf einen Versuch ankom men lassen und gab nun daS Geheimniß preis. Aber auch Philipp hatte da» Geheimniß nicht treu gehütet. In der dunklen, unklaren Hoffnung, daß eS doch vielleicht etwas nütze» könnte, hat auch er seiner Frau von dem Testamente er zählt. Genützt hat eS zwar nicht, da gegen wurde daS erreicht, daß dir bei den Damen sich nun wie Todfeindinnen gegenüberstehen, ohne daß sie wüßten, was sie sich eigentlich gegenseitig vorzu werfen hätten. Ter Fall steht nun heute so, daß Pe ter sich acht blühenderTöchter zu erfreuen hat, während die Ehe Philipp's bis auf den heutigen Tag kinderlos geblieben ist. Wie die Ge'chichte noch ausgehe» wird, das kann kein Mensch wissen. Balduin Groller Ein» originelle Eh«. Eine der originellsten Ehrenbeleidi gungsklagen, über die je ein Richter zu verhandeln hatte, lag lüngst dem Straf richter des Bezirksgerichts Leopoldstadt in Wien vor. Der Privaikläger war der Hausbesitzer Jakob Sch. auS der Wallensteinstraße in der Brigittenau, und die von ihm gegen seine eigene Gat tin angestrengte Ehrenbeleidigungsklage lautete wörtlich folgendermanen: „Löb liches k. k. Bezirksgericht in Strafsachen! Ich bin mit meiner Gattin Julie seit 11 Jahren verheiratdet, ein Zeitraum, der wohl hinreichend zu sein scheint, um einer Frau, wenn diese überdies Mutter zweier Kinder ist, die Lust zn jenen „kleinen Thorheiten", die aber daS Un glück der Ehe auszumachen pflogen, zu benehmen. Meine Gattin scheint aber in den Johannistrieb gelangt zu sein, denn sie vernachlässigt ihre Pflicht als Gattin und Muiter und besucht unter dem epikuräisch angehauchten Verwände, man müsse sein Leben genießen, Restau rationen ohne mich, Tanzlokalitäten ohne mich und sogar des NackM Kaffee häuser ohne mich. Es gibt allerdings Persönlichkeiten, bei denen derlei Exkur sionen zu den Berussgeschästen gehören und daher nicht sonderlich auffallen, allein jene Personen sind in dr» selten sten Fällen Gattinnen und Mütter. Am IS. Februar d. I. besuchte mein« Galtin wieder die Tanzschule, natürlich ohne mich, denn ich bin kein Tanzschulen mehr und auch meine Gattiu ist dem Flügelkleide, welches sonst die Toilette der Tanzschule bildet, seit geraumer Zeit entwachsen. Sehr spät Nachts kam sie von der Tanzschule heim und auf meine, wie ich als Ehemann glaube, vollkommen berechtigte Frage, wo sie gewesen, sagte sie lakonisch: I» Re sidenzcase! Ich legte mich ruhig zu Beite und schwieg. Am anderen Tag« früh richtete ich einige sanfte Vorstellun gen an meine Gattin. Statt diese reuig anzuhören und Besserung zu geloben, ergriff sie als Antwort den Pantaffel von ihrem Fuße und prügelte mich durch. Sie versetzte mir unter Andern» auch einen Schlag ins Auge, wodurch ich eine Verletzung davontrug und werd« ich das ärztliche Parere beibringen. Ich bitte um Beftrasung meiner Gattin wegen Ehrenbeleidignng und körper licher Mißhandlung." Die Verlesung dieser interessanten Klage wurde stellen weise von wahren Lachsalven begleitet. Bei der Verhandlung waltete auch der staatSanwaltscha'tliche Funktionär, Kommissär BydowSky, seines Amtes, welcher gegen die „epikuräisch ange bauchte" Hausbesitzerin wegen ihrer gesundheitsgefährlichen Hantirung mit dem Pantoffel die Anklage erhob. Frau Sch. bezeichnete über Befragen de« Richters die ganze Anklage als „un wahre phantasievolle Uebertreibungen" ihres Gemahls, mit dem sie sich inzwi schen, wie sie mit einem unheilvollen Seitenblick aus den „Privatkläger" hin zusetzte, vollkommen ausgesöhnt habe. „Ich habe ihm AäeS verziehen!" schloß sie sodann. Der öffentliche Ankläger richtete an Herrn Sch. die Frage, ob er gegen seine Gattin wegen jener Verlet zung mit dem Pantoffel ein« Aussage ablegen wollte. „Ich danke," entgeg nete der Gefragte ganz kleinlaut, „ich mache von der RechtSivohlthat des Ge setzes, mich der Aussage zu entschlagen, Gebrauch. Wir sind ja wieder ausge söhnt." Frau Julie Sch wurde nun von beiden Anklagen freigesprochen und verließ mit dem sichtbar zur Schau ge tragenen Triumphe einer Siegerin den Äerichtssaal. Ihr Herr Gemahl öffnete ihr galant die Thür. Ein Korb. Barm: „Lieder Herr Kommerzienrath, ich bitte Sie um die Hand Ihrer Fräulein Tochter. Glauben Sie nicht, daß ich diesen Engel des Geldes wegen erstrebe, ich will sie nur Heirathen, weil sie so schön ist." —> Kommerzienrath: „DaS freut mich, endlich einmal einen jungen Mann z» finden, der nicht auf Geld, sondern mir auf Schönheit sieht. Sie find der rich tige Mann für meine Nichte Clara, die ist noch viel schöner, al» meine Tochter und sie hat gar kein Geld. Die müssen Sie Heirathen." Vertheidiger: „ Ms ganz besonders mildernden Umstand möchte ich sür meinen Klienten anfüh ren, daß er äußerst schwerhörig, und. wie alle diese Leute, surchtdar leicht ge-> reizt ist " Mörder (bricht in Thränen aus) : „Ich danke Ihnen, Herr Rechtsanwalt!"
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