Die Staats-Muilf, Donnerst g, Juni 14, 1877. Diese und in den fol gcndrn Wochen besucht der Herausgeber dieses Btattc seine Freunde und Gönner in Philadelphia—Aufgepaßt! Ein „krummer" Earpctbagger. In Ncw-OrlcanS, La., wurde am Freitag Er-Richtcr H. E. Dibble, einer der Stützen der Kcllogg-Regierung und ein Earpctbagger der ordinärsten Sorte, der bei der Einzahlung der Haycs-Elek torcn beträchtlich die Hand im Spiel hatte, ans die beschworene Anklage dcS Distrikts - Attorney wegen Unterschla gung von 812,500 Staatsgcldcr verhaf tet und vor daS Supcrior Eriminal-Gc richt gebracht. Die Anklage geht dahin, daß Dibble am 29. Dezember zwei Geldanweisungen erhielt zur Ucbcrmit telung an den Staatsschatzmcistcr, und daß er dieselben für seine eigenen Zwecke verwendete. So sind sie. Wenn Einer als niederträchtiger Schuft bekannt ist, und seine Schwinde leien zuzudecken wünscht, so hängt er ge wöhnlich den Mantel der Heuchelei um sich, bekömmt Religion, wie der Ameri kaner sagt, schließt sich einer Kirche oder Gesellschaft an, und donnert dann ge waltig gegen Solche IvS, die nicht so schlecht sind wie er. Da ist z. B. jener Murphy, der be kanntlich daS Land gegenwärtig als gro Bcr Tcmpcrcnz-Apostcl bereist, ud die Leute zu bekehren sucht, resp, um sie „Mnrr-Vichisch" zu machen. Und nun kommt es an s Tageslicht, daß dieser Murphy ein Mörder ist, und frühe eine Wirthschaft in Portland, Maine, hielt! Dort war cS im Jahre 1889, als dieser selbe Murphy, wie schon bemerkt, eine Wirthschaft hatte, wo er mit einem seiner Kostgänger in Streit gericth, und denselben niederschlug, in Folge dessen der Kostgänger starb. Murphy wurde verhaftet, später aber wie cS scheint, wieder freigegeben. Bon Geburt ist Murphy ein Jrlä. der! da er nun aber weiß, daß in Ame rika selbst der schlechteste Mensch im Handumdrehen sich „bekehren," und als frommer Apostel auftreten kaun, trat er zu den Temperenzlern über, und gilt jetzt als ein hclllcuchtcndcS Licht der Wasscrsimpcl! Wie dieser Murphy, so machte es auch cinAbonnent der „StaatSzcitung," näm lich ein gewisser loh Dombarth, der unser Blatt bisher in Middle Lan castcr, Butler Eounty erhielt, auf ein mal aber verduftete, und das letzte waS wir von ihm hörten, war er in Zelieno plc, und hielt in einer der dortigen Kir chen eine—Tcmpcrcnzprcdigt! Der Kerl ist (oder war) ein Erz-Lnmp, und schul det uns och acht Dollars Sub scriptionsgeld! Nicht wahr, das sind saubere Bögcl, diese Tempcrenzlichtcr; aber so sind sie durchweg. Uns wnnderts nicht, daß es so viele solcher Kerle gibt, aber es wun dert uns über Solche, die sich von diesen elenden Schuften betäuben lassen, und ihnen sogar anhänge. Was würde wohl Christus von solchen Heuchlern sa ge, wenn er heute unter ns erschiene? Elende Nachr. Wie ein WcchsclblaN meldet, beging dieser Tage der Bostoner Zweig der "Uranä J,rm? Ok tlio Republio" einen höchst niederträchtigen Akt, da sie einen Vorschlag des Oberst Adrian, am Gräberschmückungstagc auch das Mo nument der südlichen Soldaten welches sich auf dem London Park-Kirchhofe na he Boston befindet, zu bekränzen, mit ei ner großen Mehrheit verwarf! Solche Gemeinheit und Niedertracht hätten wir nicht von Soldaten erwarte, denn ein ächte r Soldat übt kcincjßache über cinen gefallenen Feind aus, nach dem dieser erschlagen vor ihm liegt. Wir bedauern aufs tiefste daS Verfahren dicscrßostoncrrachcschnanbcndcrSchoiil tcrstraps, da wir glauben, daß es endlich einmal Zeit ist, das Vergangene zu ver gessen, scktioncllen Haß zu begraben und eingedenk zu sei, daß die Gefallenen. mochten sie nun das Blau oder das Grau getragen haben, Söhne einer ge meinschaftlichen Mutter waren, wenn ' sie auch damals in blutigezn Ringen sich gegenüberstanden. DcntapfcrenUnions- Soldaten, die ihr Lebe fizr das, was nS allen theuer, Hingaben, ivird das Vaterland stets ein dankbares Andenken bewahren; aber anch die Grauen kämpf tcn und fielen für das, was sie. wenn auch irrthümlicher Weise, für die gerech te Sache erachteten. Der brave Soldat ehrt stet den tapfere Gegner, er ehrt sich selber, wenn er dem besiegten, dem gefallenen Feinde die Anerkennung sei uer Tapferkeit nicht versagt. Und Wci lereS lag doch in obigem Antrage nichts, am wenigsten eine Anerkennung des Rechtes der Rebellion. Schon seit lah rcn werden im Süden gleichzeitig mit den Gräbern der confödcrirtcn Soldaten die der Unionssoldatcn bekränzt, und letzterer wird von dem Festredner stets in ehrendster Weise gedacht. Jetzt ha den auch die Bürger von Chantanooga, Tcnn.. den Präsidenten eingeladen, der Schmückung der Gräber, der föderalen Soldaten durch die früheren Soldaten beider Armeen beizuwohnen, und in verschiedenen Städten der Union, z. B. in Brooklyn, sind am 30. Mai die Fest reden von ehemaligen confödcrirtcn <sol datcn gehalten worden. Wollen etwa die UnionSkämvfcr Boston'S sich von "ihren früheren Gegnern beschämen las sen ? Wir sollten meine, daß es dem Sieger viel leichter werden müßte, die frühere geindschaft zu vergessen, als dem Besiegten. Die bösen Demokraten! Der „Cleveland Anzeiger", ein re publikanisches Blatt, beschäftigt sich mit Spekulationen über die Zukunft der re publikanichcn Partei und setzt haarklein auseinander, wie die „bösen Demokra ten" verfahren werden, um sich im Jah re 1880 die politische Herrschaft de Landes zu sichern. Man höre, wie sich jenes Blatt am Schlüsse seines Leit-, oder besser gesagt Leid-Artikels ansgc legt: „Die demokratische Partei controllirt jetzt daS Repräsentantenhaus und es fällt ihr nicht im Geringsten ein, einen Anhänger von Haycs zum Sprecher zu wählen; diese Hoffnung haben die Freunde des letzteren jetzt wohl schon selbst aufgegeben. Dies ist aber nicht genug; die Demokraten hoffen auch in zwei Jahren die Majorität im Ver. Staaten Senat zu haben und erlange sie diese, so steht nichts mehr ihrem al ten Plan entgegen, Texas in zwei oder drei Staate zu theilen und dadurch ihr Ucbergcwicht gegen alle Eventualitäten zu sichern; ja in Georgia, Alabama und Mississippi sprechen die Demokraten heute schon ganz öffentlich davon, daß der nächste Präsident ein Südländer sein müsse. Dies kann sich Tilden hin ter die Ohre schreiben, der sich schon vor m Jahre den Demokraten als Ean-' didat aufoktroyirtc. Wer kann die Süddcmokraten hin dern, wenn sie ihre Zwecke verfolgen? Sie brauchcm nnr Ncw Bork mit seinen 35 und Indiana mit seinen 15 Elckto ralstimmcn zu haben; sie haben, wenn der Süden einig ist, nicht einmal wie der New Jersey nnd Connecticut nö thig, um über 138 Stimmen zu dispo nircn, ihre ganze Kraft haben sie nur auf jene zwei genannten Staaten zu richten, um zu siegen. Der Staat New Bork ist allerdings republikanisch, allein die Stadt New Bork ist demokratisch; thatsächlich giebt dort der ungebildete, unwissende und für einen Schnaps käufliche Pöbel in den verrufensten Stadtvierteln den Ausschlag. Indiana ist, wen nicht die Grccnbäckler zu den Republikanern übertreten, für die Letz teren so gut wie sicher verloren nd in Ohio brauchen, wie wir alle wisse, nur etwa 3,500 Stimmgcber auf die andere Seite überzutreten, m den Demokra ten die Controlle zu geben. Die republikanische Partei wird da her. selbst wenn 1880 die Tilden-Repub likaner und daS große flottantc Votum sich ihr wieder anschließt, einen sehr schweren Stand haben. Sie hat nur dann eine Aussicht auf Erfolg, wenn sie in zwei Jahren wieder die Mehrheit im Repräsentantenhaus bekömmt und zugleich sich die Mehrheit im Senat sichert, um dann mit Hülfe des Kongresses die Vertretung des Sü dens im Haus und ElectoralcoUcgc zu rcdnciren, nach Befinden auch für die Präsidentenwahl einen ganz anderen WahlmoduS einzuführen. Unmöglich ist es nun allerdings nicht, daß sie die jetzige geringe Majorität, welche die Demokraten im Haus besitzen, beseitigen und selbst wieder eine kleine Mehrheit erlangen. Ebenso ist die Hoffnung auf Erhal tung einer kleinen Mehrheit im Senat ausgeschlossen. Für Ohio erhält die bevorstehende Staatswahl eine ganz besondere Bedeu tung, weil es sich nm die Wahl eines Bttndesscnators für den langen Termin in der nächsten Legislatur handelt." Soweit der republikanische Partci brudcr in Clcvcland. Seine Seiten- Hiebe auf den „unwissenden Pöbel in New Bork" und seine Hcrcinzichung des südlichen Gespenstes muß man ihm ver zeihen. Es ist das eine Angewohnheit, die er noch nicht verlernt hat, und ist nicht der geringste Werth auf solche Redens arten zu lege. Der langen Rede kur zer Sinn bleibt, daß die Zukunft der re publikanischcn Partei sehr trübe ist, die Demokraten aber die gegründetsten Aus sichten haben, nicht blos im Oktober Ohio zu erobern, sondern auch in vier Jahren die Regierung des Landes in ihre Hände zu bekommen. Rur die gröbsten Fehler und Dummheiten könn te sie daran hindern, nnd es ist doch wohl anzunehmen, daß unsere Partei endlich durch Schaden klug geworden ist. Es ist blos einfache Gerechtigkeit, wenn die republikanische Partei au dem colos salen Betrüge, dem Hayes die Präsident schaft verdankt, total zu Grunde ginge. Die Siebzehn- Jahr-Loeust. Die Siebzchn-Jahr-Locust ist wieder da. Sie ist in New Jersey in ungeheu ren Massen erschiene. Sic führt die sen Name, weil ihre Larvcr 17 Jahr, nach Andern auch IS, unter der Erde zubringen, che sie an das Tageslicht kommen. Und zwar erscheinen sie im Frühling als ungeflügcltc hornige Lar vcn, die ans großen tiefen Löchern, die sie durch den bohren, hervor und an den Bäumen in die Höhe kriechen. Dort kralle sie sich an. nach kurzer Zeit platzt die Hornhaut und aus derselben steigt das geflügelte Insekt hervor, da binnen einer Stunde seine weiße Farbe in eine lies braune verwandelt und flügge wird. Diese Thiere gehören allerdings zur Heuschrecken Gattung, bilden aber die Abtheilung der Grab-Hcuschrccken, die sich in die Erde verkriechen, und heißen eigentlich Grillen, oder Cicadcn. Die Siebzchn-Jahr-Locust ist eine besondere Art derselben. Sic sind trotz ihrer Menge ganz unschädlich; nur ihr Zir pcn, da sie durch Bewegung von Bla scn oder Trommeln hervorbringen, die uutcr den Fittingcn am Brustkasten sitzen, macht sie unleidlich. Sie leben nnr ivcnige Tage, paaren sich, legen Eier und sterben. Die aus den Eiern kriechenden Würmer zerfresse die Bau me, namentlich die Akazien (Locusts, nach dem Thier genannt, weil es deren LicblingS-Anfcnihalt ist) lassen sich aber bald ans den Boden herab nd graben sich ein, um 17 Jahre lang ein unterir disches Leben zu führen, oder zu ver schlafe, das von den Naturforschern noch nicht erforscht worden ist. Die neuesten Nachrichten vom Ariegs schauplatze. Der Krieg zwischen den Russen und Türken hat bis jetzt nur km zen Fort schritt gemacht. Wie es scheint, ma chen si: eS wie es im letzten Rebellions krieg in diesem Lande geschah, gehen langsam voran. Wie die letzten Nachrichten lauten, wird ein Zusammenstoß stündlich er wartet ; aber so hieß cS schon vor vier Wochen. Die drei Russischen Heeren sollen sich in Klein-Asien vereinigt, während die Türken die Donau-Teichen durchschnit ten haben, wodurch die Thalebene von Kostendje bis nach Tschcrnawoda unter Wasser gesetzt, und die Höhen an der Bahn entlang zu einer Bertheidi gungslinie gemacht wurden, die sich von der Donau bis zur See erstreckt. Die Russen haben den Versuch ge macht, zwischen Nicopvliö und Sistowa über die Donau zu setzen, wurden aber zurückgeschlagen. Ein Theil des linken Flügels der russischen Armee wurde bei FeranoS detachirt, mit der Absicht, Mukhtar'S starke Position bei KotzruSkoi zu umge hen, denn die Straße von Soghankic durch die in das AraxcS-Thal führen den Gebirgspässe ist steil und steinig, ebenso wie die von dem Kasher Berg rücken nach Kyll! führende Straße, die etwa eine halben Tagesmarsch lang ist. Wenn die Türken ihre Stellung be haupten, was sie nur thun können, wenn sie genügende Streitkräfte haben, um die nördlichen Zugänge zu Erzerum zu besetzen und zu halten, so wird die Ebene von Araxes der Schauplatz einer blutigen Schlacht werden. Die große Länge der russischen Com municationSlinie mit den beiden wohl bcsctzten und verproviantirten Festem gen KarS und Batum im Rücken des russischen Heeres erheischt die größte Vorsicht und Klugheit Seitens der rus sischen Generäle in ihren Operationen, denn wenn die Türken die Energie und die erforderlichen Truppen besitzen, um auf dem Seewege eine Division nach Batum zu wenden und mit dieser den Kreis zu durchbrechen den die Russen um die Stadt herum geschlossen haben, so kann Erzerum noch gerettet werden. Die Türken scheinen diesen Vortheil wahrnehmen zu wollen, denn die Order zur Verstärkung der Besatzung von Batumist bereits erlassen worden. Die Russen haben indeß Zeit und da mit. unter günstigen Umständen, Alles gewonnen. Deutschland. Eine Depesche aus Berlin meldet, daß da deutsche Ge schwader von Panzerschiffen sich augen blicklich auf der Fahrt ach dem Orient befinde und den Befehl erhalten habe, die Fahrt zu beschleunigen. Ein zwei tes UcbungS-Geschwadcr, welches au sieben Schiffen bestehen solle, werde so eben formirt. Der Admiral geht jetzt daran, mehr Matrosen einzustellen. Die zur Marine auSgchobcnen Mann schaften dürfen ihre Bezirke nicht ver lassen. An dem Leben de Bruder Murphy. Der Tcmpcrcnz - Apostel Franc! Murphy, oder „Murrvich", geborener Jrländer, wurde durch folgendes Ercig niß auS seinem Leben vom Schnap' Wirth zum Wasscrheiligen: Er war noch vor wenigen Jahren i Portland im Tcmpercnzstaatc Maine dem Staatsgcsctzc zuwider Vorsteher ei ner verrufenen Schnapskncipe, in wel cher lüderlicheö Gesindel aller Art ver kehrte nnd sich heimisch fühlte, und in welcher auch Spieler und Falschmünzer hausten. Da geschah es, daß eine Abends ein betrunkener Matrose sich sich plötzlich einbildete, sei "olck nommr befinde pch oben, im zweiten Stockwerk der Kneipe, und daß er darauf bestand, sie zu sehen. Er stolperte die Treppe hinauf, gefolgt von dem halbbctrunke nen Murphy. Oben kam es zu einer Rauferei und der Matrose wurde von Murphy mit großer Gewalt die Treppe hinuntergeworfen. Unten angekommen brach er das Genick nd war todt. Murphy wurde als Mörder eingesteckt und ach bestandener Untersuchungshaft! von den Geschworenen freigesprochen, nachdem sein Bertheidigcr mit großer Bcrcdtsamkcit auseinandergesetzt harte, daß der Angeklagte lediglich in dem er habenen Strebe, sein HauSrccht gegen einen schnöden Einbrecher zu wahren, den Matrosen gctödtet habe. Doch während der Haft ging Mur pH'S Kneipe zu Grund. Der schlaue Bursche kam daher noch im Gefängniß zu dem Entschlüsse, fortan nicht mehr als SchnapSwirlh. sondern al Tempe rcnzrcdner „sein Leben zu machen." Zur Uebung hielt er gleich an seine er staunten Mitgefangenen im County-Ge fängniß in Portland salbungSvolleTcm pcrcnzprcdigtcn. Nach seiner Frcisprcch ung begann er mit Nachäffung de per sönlich weit achlungSwcrthercn Bruder MoodygroßeßekchrnngS-Versammlun gen zu halten, ivobci er c jedoch nicht wie Moody auf „Erwcckung", sondern auf Tempcrcnzgclübdc abgesehen hatte. Zuerst machte er in Pittburg Aufse hen und jetzt ist sein Ruhm so verbreitet, daß er 5200 für eine Vorlesung erhält, oder besser für eine Vorstellung. Denn seine größten Leistungen bestehen darin, daß er bekehrte Söffer, oder solche, welche sich dafür ausgeben, dem Pub likum vorführt, nnd sie die Geschäf te ihrer Bekehrung nd ihrer früheren Bestialität vortragen läßt. Bollständi ge Thcatcr-Szenen werde dargestellt, wobei Heulen und Zähncklappern vor kommt, und da Publikum mitspielt. „Murrvich" leugnet, daß er 200 für jede Vorstellung cinsäckclt, obgleich man ihm so viel geboten habe. Nun, so nimmt er etwa Weniger, den er gibt zu, daß „Tempcrcnz Apostel" sein Ge schüft ist. und daß er von demselben lebt - und leben muß —Phil. Dem. Schluß unsrer eise nach Wleghtuy, Butler und veader Tauntie. In unserer letzten Reisebeschreibuug hatten lvir vergessen zu melden, daß wir in Butler auch Hrn. Edward M l zc r, früher in Pitttbnrg wohnhaft,— ein höchst genialer und herzensguter Ka mcrad, aber anch ein tüchtiger Schnei, dermeister, sowie Hin. LohnMeyer welcher früher daS klaole Lear Hote! am Diamond Markt in Pittsburg hielt jetzt aber Besitzer de „Bastian HotelS' in Zelicnople ist, antrafen. Hrn. Mcyci mußten wir versprechen, bei ihm zi übernachten, sobald wir nach Zclieuopl kommen würden, was auch geschah. Nachdem wir EvanSdurg verließen brachte nS Hr. Dambachcr anst nach Zclienople, wo im Bastian Hotel' bei Hrn. Meyer eingekehrt wnrdc. Mar spricht davon, eine neue Eisenbahn vor PittSburg nach Zelienoplc, und von de nach Evansburg zu bauen, ein Borha Ken, daS sehr zu wünschen wäre. Eim solche Eisenbahn würde dem alten Zelie noplc wie auch Evansburg und der gan zen Umgegend einen ungeheuren Auf schwnng geben, und ein ganz neues Le den erwecken. Irren wir nicht, so beab sichtigt die PittSburg und Elevclant Compagnie eine solche Eisenbahn zr bauen. Wir hoffe, daß dies ehe lang geschieht.—Wie überall, so wurden wii auch vonHrn.Meyer inZelienopleauf't gastfreundlichste bewirthet, und könner wir ihn solchen unsrer Freunden welch jencStadt besuchen, auf beste empfehlen Am Samstag kam jener generöse, alter Freund, Hr. Nicolaus Ro scnbergervon Unionville, und brach tc unS mit seinem zweispännigen Fuhr werk nach seiner hübschen Farm, (ein der schönsten im County,) wo wir über achteten. Am nächsten Morgen (et war ein heiterer, froher Sabbath) wohn tcn wir, begleitet von Hrn. Rosenberger einer deutschen SonntagSschulc ir einem Schulhausc nahe der Wohnung der Herren Zinkan und Bott bei, wc sich eine recht schöne Anzahl Lehrer nt Schüler eingefunden hatten. ES wai für unS sehr erfreulich, viele der in bei Nähe wohnenden Farmer anwesend zr sehen, m die Kinder in ihrer schöner deutschen Muttersprache zu unterrichten Ja. cS that unserm Herzen ordentlifl wohl wahrzunehmen, wie diese schlicht deutsche Farmer dieSprachc ihrer Vätei auch den Kindern einzupflanzen suchten Wahrlich, ein nobles Beispiel diutschci Sitte und deutscher Charakterfestigkeit Nicht nur wurde deutsch gelehrt, sondcrr , auch deutsch gesungen! Unter den Anwesenden lieben Freun den, die sich an diesem schönen Unter nehmen beteiligten, befanden sich di Herren Rosenberger, Lötz, Bott, Zinkan , Nittel, Zahn und Andere, deren Namcr unS entfalle sind. Möge der gut Himmel ihre Mühe und Arbeit nich unbelohut lassen. Bon Unionville brachte uns Hr. Ro , senbcrgcr sodann ach Rochestcr, wo be t Hin. Wagner eingekehrt ivard, und wü , frciuidlich aufgenommen wurde. Ir , Aochcster gelang cS uns, folgende frisch , „Rekruten" cinzuninstcrn, nämlich, Hrn Henry Eckel (Schwager dcS Hr Pastor Pfuhl von hier), Hrn. Phil ' WartS, ein tüchtiger Carpetweber > Hrn. Wm. Miller, Lumber-Mer r chant, und Hrn. Joseph Elsoffer , der einen sehr hübschen Klciderstore nah , dem Bahnhof in Rochester besitzt, unt ein zuvorkommender Geschäftsmann ist Die guten Rochesteriancr haben jctzl ' auch einen neuen Pfarrer, nämlich, Hrn - Lcmpkc, welcher gerade abwesend war bei einem Ezamen vor der Synode, nach dessen Beendigung er nach Philadelphia zu reisen hatte, um seine liebe Braul mit welcher er getraut wurde, als „Frau ' Pfarrerin" heimzuholen. Von Rochester ging'S dann ach New ! Brighton, zu unserm Namensvetter, Freund Ripper. dessen famose Wein gekostet wurde, und von dort nach Bcaver Falls. Hier nahm unS jener ' tapferer alter Soldat, Hr. lohnßor- Hauer, unter seine Obhut, d. h. er be herbcrgtc unS nach ächt brüderlicher Art und Weise. In Braver Falls ist cS, wo die be. kannten Schneidewaaren-Fabriken mit ihren Chinesischen Arbeitern sind. Letz, tcrcr sollen jedoch nur noch etwa 40 bis 50 daselbst sein, da die Herren Sklaven. Händler daselbst (anders können wir di< Fabrikanten nicht nennen) schlechten Profit an ihnen hatten. In den übrigen Fabriken zu Beave, Falls arbeite viele Dcntsche. die recht vergnügt zu sei scheinen, da sie den gan. zen Winter Arbeit hatte. Sie haben jetzt auch einen deutschen Gesangverein, von dem wir an einer anderen Stelle mehr zu sagen haben.—Daß wir auch die Volk schcßrauerei besuchten, wo sich beim famosen Gerstensaft ganz gemüth lich ruhen läßt, versteht sich von selbst. In Beaver Fall befindet sich jetzt auck cineMineralwasse und Lottlwx. Fabrik, welche von Hrn. Wm. Tcrst, dem freundlichen Sohn de Col. Georg Gcrst von Allcghcny City, nebst einem jungen Mann aus Sazonburg. Butler County (seinen Namen haben wir ver gessen) betrieben wird. Der zubereitete Stoff ist vortrefflich, und gereicht Hin. Terst und seinem Partner zur größten Ehre. Begleitet von Hrn. Borhauer. ging's dann am nächsten Morgen zu Hrn. I u st n S Schick auf den Berg, zur Lin ken von New Brighton. Auch Hr. S ist ein tapferer Soldat, und weiß ..wie' im Krieg zugeht." aber sehen hätte man sollen, wie schnell eine Flasche Wein vor ihm verschwand, nachdem Hr. Borhauer und unsre Wenigkeit sie „in'S Visir" ge uommcn hatten. Im Nu war sie futsch, und es weih jetzt kaum Einer, wie daS Ding zuging. Der Wein war zwar „sähf," und aber die Flasche? Nun. diese war—leer, wie eine Hand voll Wind. Zuletzt ging's dann nach PittSburg und Allcghcny. In letztererStadt fan den wir, daß unser Agent. Hr. Hof mann, nun eine neuen Salon in Nro. 48 East Straße eröffnet hat. und' Hungrigen wir Durstigen mit stärkenden Ledensessenzen versieht. Es gelang uns, in Allegheny City auch drei frische Rekruten rinzumustern nämlich, Hrn. Joseph Dirrstein' ein scharmanter Kamerad, dessen Salon sich in Nro. 17 Springgarden Avenue befindet; ferner, Hrn. FriedrichKo chendörfer, der eine hübsche Wein- Handlung mit vorzüglichen Getränken in der Ohio Straße, Nro. 249 besitzt, nnd Hrn. John Miller. Auch in Hrn. Tangwischs neuer Brauerei in Lawrenceville (Ostend von Pittsburg) musterten wir einen handfesten Kiefer, nämlich. Hr. Fr. Pflnmm, und jene tüchtigen Waffenbruder, Lieut. F. Rübsamcn, Mitglied der vaguosno (Zr?s als Rekruten ein. Ebenso in dem gegenüberliegenden Süd-Pltlsburg (Birmingham). Hrn. Wm. Kiph? ?, welcher an der ISten Straße. Nro. 78 einen schönell Llhuorstore hat, sowie auch HrN. T o ttl. Sckin ger; und end lich, Hrn. CharlesKappvon Brad docss Field. Alle diese „Rekruten" sind lauter feste Haudegen, auf die wir stolz sind. Zuletzt sei noch bemerkt, daß die Herren Slifcrth sc Walter von Birmingham ihren Liquor-Storc, ver bunden mit einer Wirthschaft, nach dem schöne Lokal in Nro. 2618 an der Car son Straße verlegt haben; ebenso auch die Herren EngelktngK Svhn ihr großes Weinlagcr nach Nro. 1321 Car son Straße. Daß dieses lautcr vor treffliche Geschäftsleute sind, brauchen wir woht hier nicht zu sagen. Wir hätten überhaupt noch sehr Vie le über unsern Besuch zu melden, über die gastfreundliche Bcwirthung welche uns Seitens der lieben Freunde zn theil wurde, allein der Raum und die Zeit erlauben e diesmal nicht. Vielen Dank sind wichndessen Hrn. Agent Ignatz Pflnmm, von PittSburg; unsrern lieben Schwestern Reinemann und Sturm in AUcghcny, Hrn. Weid mann in Eüd-PittSburg; Hrn. Agent Wagner in Rochestcr; Hrn. Bör sianer in Beavcr Fall; Hrn. Ro senberger in Unionville; Hrn. Mcyerin Zclicnople; Hrn. Miller in EvanSville; Hrn. Agent Kc ck und Hrn. Dambach er in Butler; Hrn. Agent Hägelein Natron ; und Hrn. Raumin Sharpsburg für gastfreund liche Bewirthung schuldig; sowie Hrn. Agent Feld vonSüd-PittSburg; Hrn. AgentGclz vonPittsburg; Hrn. Agent Hofmann vonAllegheny.Hrn.Schwitz. gäbcle in SharpSburg, und Hrn. Joh. Zahn von Allegheny City unsern ver bindlichsten Dank für geleisteten Dienste. All den treuen theuren Frcnndrn, die unsrer so nobel gedachten, rufen wir noch ein herzliche Lebewohl zu. Der Vrauer-Eongrrß. Unter den große Geschäftsleuten Amerika's nehmen keine eine ausgedehn tere nd wichtigere Stellung ein, als wie die Brauer. Beseelt von einem un ermüdlichen Unternehmungsgeist, stehen sie so zn sagen an der Spihc der Ge schäftswelt. und gebieten über ein Cnpi tal, wie vielleicht keine andere Klasse unsrer Mitbürger. Weit und breit als Männer von libe ralen Ansichten und gesundem Menschen verstand bekannt. ist cS natürlich, daß die Brauer anch einen höchst bcneidcnS werthen Einfluß ausüben, da die von ihnen beschäftigten Personen nicht Hnn berte, sondern viele Tausende zählen, von denen wieder viele andere Tausende abhängen. Daß deßhalb die Brauer einen großen Einfluß ausüben, und ihre Versamm lungen, woimmer sie stattfinden mögen, stet gerne gesehen, und herzlich bewill kommt werden, ist leicht begreiflich. Die lehte lahreS-Versammlnng, nd zwar die 17le seit der Gründung de Brauer-Verein in den Ber. Staaten, fand vorige Woche in Milwankee, einer höchst anmuthigcn und herrlichen deut schen Stadt in Wisconsin statt. Anwe send waren etwa 150 Brauer, worunter auch unsre geschäht! alten Freunde, dix Herren Laner von Reading, Engel von Philadelphia. Stöckle von Wil -slington li. A, Bei ihrer Ankunft in Milwankee wurden die Brauer mit ei ner herzlichen Rede vom Mayor der Stadt bewillkomm. Bei der Zusammenkunft am ersten Abend, wurden die Herren Fr. Lauer von Reading nd Henry Clausscn von New Kork als Ehren-Präsidenten cm° pfohlen, sowie die Wahl von 34 Vize- Präsidenten, und S Sekretären. Fol gende Herren wurden dann al Beam ten für da laufende Jahr erwählt: Präsident,—H.Aßüter, von Boston. Vize-Präsidenten,—F. Lauer und H. Claussen. Sekretär,—RichardKahcnmaycr, New Kork. Tebülf - Sekretär.—John Flintoff, New Kork. Schahmeister,—Jakob Ahle, New Kork. Folgende Beschlüsse wurden vom Brauer-Congrcß angenommen - Da dt Produktion und der Verlauf on Malz-Getränken ein nothwendiger und nllhli cher Industrie - Zweig ist, welcher >u dem Reichthum und dem Gedeihen de Lande durch die Stnnahmen, welche er dringt, und zur Gesundheit und Zufriedenheit der Bevölke runa beiträgt, Indem er ein gesunde und stärkende Getränk liefert, und da er al wegen de darin ange legtm bedeutenden Kapital on größter Wich tigleitist > Und da deshalb dl Pflicht er Regie runa der Ver. Staaten ist, denselben in solch Weise z förder und zu schuhen, daß da Kapital sicher nd gewinnbringend in dem Geschäft angeleat erden kann, daß die Se sehe und Vorschriften, welch gemacht sind, um den Industriezweig zu reguliren, dazu dienen, denselben z fördern, nicht dessen go-Ischnll zu behindern, und daß alle solche Staat . Gesehe, welche „konstitutioneller Weise die gabrikation und de Verlauf on " Malz-Getränke behindern, abgeschafft wer- ! den, deshalb sel e on dieser Konvention Beschloss, daß Ihr Sreeuti- ! lommitte ersucht werde, die Aufmerksamkeit der Vundes-Regierung auf aewlff nowa- i lien in dem gegenwärtigen Inland Steuer- < Aeseh dttriff der Malz-Getränke zu lenken > and um Modifieirung oder Amendirung der- t elben zu bitten > ' , B d? d f daß dc'schrän/cnd uiid nach dn Ansicht dieser Snetto n -constituttnclle Maßnahmen in aewiffen Thei im der Bereinig Staaten paM pnd zum Gesetz annacht wurden, eiche ernstlich dir Elnkeidung der Steuern seilen der Gene ral-Regierung erschweren. Und sei es feiner Beschlossen, dag eine Petition an die Regierung abgefaßt weide, damit alle Ve setze, Regulationen und Vorschriften abge schafft erden, welche dem Brauer-Interesse nachttzeilig sind. Ebenso wurden folgende Beschlüsse einstimmig passirt. Da in letzter Zeit viel Animrsilät gegen das Brauerei Geschäft von Seiten gewisser, sogenannter philanthropischer, wohlthätiger und Temperenz-Organisationen und von In dividuen bewiesen ist, welche die Ursache ge wesen sind, daß großartige Entstellungen und maliridse Unwahrheiten in da Publilum ge- worden sind und welche die LegiStalu haben, damit sie unser altes ehrwürdiges Ge schäft beeinträchtigen und in Mißcredit brin gen, und Da ein solche Vorgehen nur durch Un kenntniß oder BöSwillialeit eingegeben sein kann, deshalb sei < den her Convention Beschlossen, haß hü Grirutlv-kow wltte glssinnrl sei, diesen Bdrlaumdungen durch esNd ehrliche, unparteiische Erklärung bei jeder Gelegenheit, welche zu seiner Kennt niß gebracht wird, entgegenzutreten, und daß alle öffentlichen Blätter, welche sich weigern, solche Erklärungen in Erwiederung auf die Verläumdnngcn aufzunebmen, gemeldet wer ben sollem Beschlossen, daß gegen alle Perso nen, welche sich um ein öffentliche Amt be werben und von denen es bekannt ist, daß sie gegen unser Gewerbe feindselig sind und die Unterstützung der sogenannten Trmpe renz-Partei zu erlangen suchen, entschiedene Opposition gemacht verde, ohne Rücksicht auf ihre politische Partei. Nachdem auch diese Resolution ein stiMcklg angenommen war, wurden nach stehende Beschlüsse eingebracht und eben falls ohne Debatte passirt: Da trotz der außerordentlichen Bemühun gen unsere Verein, den ahrrn Stand un sereS Gewerbes festzustellen, und diejenigen, welche die währen gesunden Ingredienzien nicht rennen, die zur Fabrikation der Malz- Getränke gehören, davon in Kenntniß zu setzet! und zugleich die unwahre Beschuldi gungen unserer Gegner zu widerlegen, noch immer viel zu thun bleibt, deshalb sei Beschlossen, daß jede Mitglied eine Er klärung unterzeichnen und nach Kräften in Umlauf setzen soll, nach welcher da von ihm fabrieirte Malzgetränk aus unverkälschten Materialien sabricirt ist, und daß keine schädlichen Ingredienzien in seiner Brauerei Beschlossen, daß alle Personen, welche dies Erklärung in Frage oder in Abrede stellen, eingeladen werden, den ganzen Pro zeß der Fabrikation von Malzgetränken in den Etablissements der Mitglieder dieser Association in Augenschein zu nehmen. ES lvlirdcn Beschlüsse passirt, durch welche die Mitglieder gehalten sind, allen Candidatcn für öffentliche Aemter, die sich um die Unterstützung von Tempe renz GescUschaften bemühe, die grüßt möglicheOppositionzu machen. Ferner müssen alle Mitglieder die Deklaration über Echtheit und Unvcrfälschthcit der zum Brau in ihren Geschäften verwen dete Materialien unterzeichnen. DaS AgitationS Commlttcc wurde in struirt, über dir Wahrung der Interessen des Brau-Gewerbes ein wachsames Au ge zu haben und den Verein über jcgli che dieselben schädigende Gesetzgebung und alle TcmpercnzbclvcgilUgcn unter richtet z halten. Nach Schluß der Sitzung fand ein Bankett im Opcrnhausc statt das sehr zahlreich besucht war. Die nächste Brauer-Convention findet am zweiten Mittwoch des Monatö Juni 1878 in Baltimore statt. (Eingesandt.) Der 70-jahrige Schlaf, oder - Da Bedürfniß der Gesellschaft. (Eine talmudtsche Legende.) Uebersctzt nnd bearbeitet von Reo. L. Lötvenberg, Harrisburg, Z?a. In tiefem Gedankenversunken, erging sich Rabbi Chonia ganz allein in den Feldern, nahe bei seiner Gcbnrtsstadt, und dachte bei sich selbst über die großen von dem Herrn vollbrachte Wunder, über dir wunderbaren Gesetze der Vor sehung nach; und mit diesen die Prin zipien der bürgerlichen Ordnung ver gleichend, kamen ihm die menschlichen Gesetze nd Gebräuche sehr kleinlich und lächerlich vor. Inmitten dieser seiner nachdenklichen Wanderung die Auge zufällig umhciwcrfcnd. wurde er von einem, für ihn sonderbaren nd uner klärlichem Schauspiel betroffen. Ein armcrGrcis, dermis dem Gesichte und auf der ganzen Person das Gepräge der langen Jahre trug, stand gebückt und keuchend die Erde nmgtabcnd, und pflanztcrwcn Zohanibrodbaum. Und au der geschäftigen Unruhe des Greisen schien jene Hingebung und jene Liebe hervor, die man einer, von Hoffnungen und Versprechungen lachenden Arbeit widmet. (Die Talmudistcn sagen, daß der Johannisbrodbanm erst nach 70 Jahren Frucht trägt.) Chonia unter bricht sein Nachdenke, und bleibt stehen voll Erstaunen, begleitet von einem ge wissen Spotte. Er betrachtete mit einer gewissen Verachtung da ängstliche Sic habmühen de Landmanne, und redet ihn endlich also an: „Armer Grei! Welch'sonderbare Täuschung treibt dich zu so großer Anstrengung, und giebt dir die Kraft dazu ? Schon so vorgerückt in Jahren, mühst du dich ab. um einen Johannisbrodbaum zu bearbeiten, der seine Früchte erst nach 70 Jahren tragen wird? Hoffst du vielleicht, dein Leben so weit zu verlängern? Hoffst du viel leicht, davon zu genießen?" I „Meister," antwortete unbefangen der Landmann; "als ich geboren wurde, fand ich in den Feldern Johannisbrod bäume, die schon mit Früchten beladen waren; meine Väter haben solche für mich gepflanzt, und ich pflanze sie für meine Kinderl" Für seine Kinder! so miirmcllc fast ärgerlich Chonia bei sich selbst, indem er sich von dem Greise entfernte; für seine Kinder I O blinde Sterbliche! wir le ben eine kurze Stunde auf dieser Erde, und maßen uns an, in dieser kur zen Stunde die Zukunft derer, die nach un kommen werden, zu sichern. Die Kinder! Die Kinder! Die Kinder wer den auch sterben wie wir. Ist denn un ser Lebe für diese Erde? Sorge Jeder für sein himmlische Leben, statt für sich und für Andere um die wenigen Tage, die man hicniedcu verweilt, Gedankenz mache. Wa kümmert uS unser Loo auf der Erde, und da Loa Anderer in der Welt? Unsere Bestimmung ist für den Himmel. Njcht sehr weit von jenem Greise, setz te sich Ehonia in daS Gras, immer in seine Gedanken versunken. Der Tag war schon etwaS vorgerückt, nnd der Gelehrte hatte noch keine Speise ge nossen. Bon Himget gcqäiil, zog er ein Stück Brod auS der Tasche, und fing an cS zu esse; nd inzwischen ließ er sein Nachdenken nicht. Nachdem daS frugale Mahl beendet war, streckte er sich ans dem Grase auS, schloß die Au genliedcr und entschlief sanft. Die Nacht vollbringt ihren ganzen Lauf, und der Tag kehrt zurück; und die Nacht fängt wieder an, nd es ver gehen noch 100 Nächte, aber Ehonia er wacht nicht. Ein hoher KrciS von Stei nen erhebt sich durch ein Wunder ring um ihn hernm nd verdeckt ihn den Augen Anderer und beschützt seinen ei sernen Schlaf. Und die Jahre vergehen und die Generationen folgen sich, nnd tausend verschiedene Wechselfällc drän gen sich in der Welt, und die Dinge ver ändern sich, oder nehmen ein verschiede nes Ansehen an, nd Ehonia schläft. Und der KrciS von Steine schien, als wäre er zu seinem Grabe bestimmt, und er, als wenn er den ewigen Schlaf schliefe. Es waren schon 70 Jahre verflossen, IS wunderbarcrwcise jenes Grab von Steinen daS den Schlafenden verbarg, verschwand. Ehonia fährt auf; reibt sich die Augs, wirft den Blick umher, erhebt sich, und ruft ans: „Was für ei nen langen Schlaf habe ich gethan? ES war och nicht Nacht, als ich ein schlief. nnd jetzt ist die Sonne schon nahe am Mittag." Mit etwaS verrwirrten Gedanken, geht er weiter vorwärts, nd bleibt an der Stelle stehen, wo dcr GrciS d?!l Jo hannisbrodbaum gepflanzt hatte. Die ser Anblick erhellt ihm einigermaßen den Geist und ruft ihm daS Vergangene in die Erinnerung zurück. Aber jenem Lichtschimmer folgt bald ein Gefühl der Ucbcrraschung. das ihn verwirrt nnd be täubt. Er-bemerkt den in seiner gan zen blühenden Vegetation gewachsenen Baum, und ebendemselben cinen Kna be, der die Früchte davon aß. Er nähert sich dem Knaben und sagt: „Mein Freund! Wer hat diesen Jo hannisbrodbanm gepflanzt?" „Ich sicherlich nicht," antwortete der Knabe; "ihr wißt doch wie viele Jahre erforderlich sind, nm davon genießen zu können. Mein Vater versicherte mich, daß er von meinem Großvater gepflanzt wurde." ' Seinem Großvater l wiederholte er schrocken Ehonia bei sich selbst; sein Großvater! Und doch kann ich mich nicht täuschen; dieses ist jener Aller, je ner Ort o. mein Gott! so hätte ich 70 Jahre geschlafen? Dieser furchtbare Gedanke versetzte Ehonia in eine unerklärliche Unruhe; und nachdenklich nnd betrübt lenkt er die Schritte der Gcburtsstadt zn. Aber als er eine kurze Strecke Weges zurück gelegt hatte, verwirren sich seine Sinne nnd er weiß nicht mehr, wohin den Fuß wenden. Der alte Pfad ist verschwunden verschwunden sind die Bäume; die Häuser, die neben dem Wege standen, AlleS hat ein verschiede nes Ansehen angenommen. Vergebens sucht de? arme Ehonia ei nen bekannten Baum, einen bekannten Acker, cinen bekannten Gegenstand, wo rauf der irrende Blick, nd mit dem ir rende Blick der abgemähte Gedanke ausrufen konnte: Alle, waS sich ihm darstellt, war nie von ihm gesehen wor. den; Alle ist neu. Mit der Traurig keit, die sich tiefer in seine Seele einsenkt, sucht er nach dem Zufalle die Straße, die nach der Stadt führt; und nach vie lem Hin- und Hergehen entdeckt er sie endlich, nd geht auf ihr weiter. Sie wimmelte von Leuten, die aus allen Straßen, auS allen Sträßchen heraus kamen, und eilig ihren Geschäften nach gingen. Ehonia schreitet rasch in der Mitte der Menge vorwärts; und sucht begierig einen Bekannten, ein bekanntes Gesicht unter ihnen. Aber unter der ganzen Masse erkennt er keinen der alten Freun de, der alten Bewunderer. Nicht eine freundschaftliche Hand, die ihm gereicht wurde, nicht ein Blick der auf dem sei nigcn haftete, nicht ein Wort. daS an ihn gerichtet wurde. Er ist allein in Mitte der großen Menge, wie wenn er in der Einsamkeit einer Wüste wäre. , Diese Vereinsamung fällt auf das . Herz des armen ManneS wie ein großes Unglück, und vermehrt die Verwirrung . seiner Gedanken. Dann beruhigter sich etwas, nd denkt bei sich 5 Ich habe > weder Bekannte, noch Freunde; aber wenigstens meine Familie bleibt mir. . Im Schooße der Meinige werde ich Stärkung und Frieden finden. So getröstet, erkundigt er sich bei den Vorübergehenden nach der Familie des Chonia, und eS wird ihm eine Straße gezeigt, wo dieselbe wohnte. Mit klop fendem Herzen beschleunigt er den Schritt und geht dem Hause zu, das ihm ange. zeigt worden war. Aber je mehr er sich näherte, desto mehr schwand der Trost, den er schon in der Seele gefaßt hatte. Er kennt seine Mauern, sein Dach, sein Hans, nicht mehr; Alle hatte ein an dercs Aussehen. Und statt sich mit der Eile der Freude dem Hause zu nähern, geht er langsamen Schrittes vorwärt, wie einer, der gegen seinen Willen an einen Ort des Schmcrzcns und de Wei nen gehen soll. Endlich tritt er in das Hau und sieht ein theuere Schauspiel häuslicher Süßigkeiten. Knäbchcn, die scherzten, eine Frau, die liebevoll An theil an ihren Spielen nahm, und einen Mann, in noch kräftigem Alter, mit ei ! ner Arbeit beschäftigt. B.ei seinem Ein treten hören die Scherze nnd da Lachen auf, und die Blicke Aller richten sich auf ihn mit einem gewissen AnSdrnckc de Mißtrauen, hervorgerufen durch gewis se Gcbcrden von Gcbieterschaft, womit ! er vorwärl schritt. Zu dem Manne gewendet, fragt Chonia also: „Möchtet ihr mir den Sohn de Chonia rufen ?" „Den Sohn dcS Ehonia?" antwortete der Andere überrascht. „Er ist schon längere Zeit todt." „Aber bitte, wer seid ihr?" Ich bin der Enkel des Cho nia." Der Arme wirft sich überwäl tigt. mit einem Entzücken der Fkeitde dem Enkel entgegen, und sucht, sich ihn an die Brust zu drücken, indem er rief: „Ich bin Dein Großvater." Aber der Enkel entzieht sich jenen Umarmungen, betrachtet ihn erstaunt, und ruft: „Ihr? Ihr mein Großvater? ich habe euch nie gesehen, ich kenne euch nicht Der Unglückliche fing an, seine ganze Geschichte zu erzähle, und mit warme Bitten und mit Weinen flehte er m die Liebe dcS Enkels; aber dieser schüttelte den Kopf und wiederholte immer: „Bleibt nur hier; Hut, wie c euch bc j ~'vrr ich yavt such nie gesehen, ich kenne euch nicht." öö war wahrlich ei elendes Leben, daS der arme Ehonia im Schooße seiner neuen, durch keine gemeinschaftliche Er innerung mit ihm verbundenen Fami lie führte. Der Ring, der jene zwei ' Generationen verband, War zcrbrpcheß, I und der Unglückliche fand sich von l Neuem in der Einsamkeit inmitten von Personen, die ihn nie gesehen hatten, ' und die er nie gesehen hatte. Die Her ' zen öffneten sich ihm nicht, die Gemüther > zeigten sich lhM fast mißtrauisch; seine Gegenwart war die Gegenwart eines - Fremden. Ehonia suchte einen Trost inmitten jener alten GcsctzeSgclchrtc, ' unter denen er berühmt war. Abel ' keine kannte iyn und er kanutc keine. ' Und als er sich für den, der er ivar, zu erkennen geben wollte, der er war. als - sein Name noch mit großer Ehre genannt " wurde, sahe sie ihn mit Ucbcrraschung ' an, und stießen ihn mit Unwillen zurück, indem sie sagten: „Ehonia ist seit langer " Zeit todt, ihr seid der nicht." So von Allen zurückgestoßen, irrte crslangc ai ' lein, bloS in Gesellschaft seiner tiefen Bc ' trübniß, nnd vergeblich rief er mit der Verzweiflung der Leidenschaft einen ' Verwandten, einen Freund au. Denn ' er konnte sich in der Gesellschaft nicht ' vorstellen, ohne einen Namen, und wenn er sich mit seinem Namen vorstellte, - wurde er als Lügner zurückgewiesen. Eines Tages kam er ans den Gedanke, in die Academie der Gelehrten zu gehen, r in welcher er mit so viel Ehtc aufgcnom e mcn zu werden pflegte. Aus Furcht, i als Betrüger zurückgewiesen zu werden, , sprach er weder von sich, noch von sei t ncm Name, sondern hörte aufmerksam jene gelehrten Diskussionen an. Jeden - Augenblick wurden von den Weisen die i Grundsätze des Ehonia, die Meinungen h des Ehonia, daS Beispiel des Eonia, wie - einer schon lange gestorbenen Person, all- Z geführt. Und der lebendige Ehonia hörte z, und wagte nicht ein Wort zu c spreche, und die Thränen benctzlcn ihm ; schweigend das Gesicht, r Es verließ die Akademie Mit rlntt NM r aussprcchlichcn EmpfindungdcSSchmsk >- zcs, und sich zur Erde niederwerfend; e und die nassen Augen zum Himmel i wendend, betete et also: „Mein Gott, 't mein Gott! entweder die Gesellschaft, c oder den Tod: ich bin allein ans der Erde; ach I rufe mich zu Dir ab. mein > himmlischer Vater!" Und bet Herr fiattc Mitleid mit ihm, . und nach wenigen Tagen verschied er. , (Anmerkung des Einsen ders: Viele Nationen haben solche Lc genden. Die talmudische Legende hat ' einen ganz eigenthümlichen und origi e ncllcn Sinn. In der Ucbcrsctzung i wurde die Erzählung etwas erweitert, aber die Umstände nnd der Schluß der selben sind ganz im Original, und der moralische Sinn derselben ergicbt sich , ganz klar.) ' Die Hundswuth ist eine so entsetzliche , Krankheit, daß man sich gar nicht dct- rüder zu wundern braucht, wenn nach , einzelnen eingetretenen Erkrankungsfäl . ecn, sich eine so übertriebene Furcht da . vor im Publikum zeigt wie hier in Ame rika gerade jetzt. Uebertreibung bleibt aber immerhin Ilebcrtrcibung und b<- , kanntlich ist der Amerikaner sehr dazu t geneigt, zu vergrößern und grell zu ma , len. Unseren Lesern zum Troste dürfen wir sagen, daß die schreckliche Tollwulfi in der That eine sehr seltene Krankheit t ist, und sehr oft andere schwere Leiden . dafür angesehen werdet,. In England , wo genaue statistische Nachweise darüber . vorliegen, werden fast 1j Millionen . Hunde gehalten. Davon wurden im schlimmsten Jahre (1874) 61, also etwa , einer aS 28,000 tollwüthig, durch > schnittlich nur einer auS 100,000. Die Tollwuth zeigt sich am häufigsten untct Kettenhunden, welche nicht gehörig mit . Futter und Wasser verschen werden, nir . gendS aber werden weniger Kettenhun de gehalten, als hier im Osten. Das durch die Zeitungen seit Kurzem ver breitete Vorurthcil gegen die Spitzhnn de ist auch nicht gerechtfertigt. Der Spitz, einer der gelehrigsten nnd beson der als Schäferhund sehr wcrthvollcr Hund ist der Krankheit durchaus nicht mehr unterworfen, als andere Raccn, nur so viel ist wahr, daß er meist nur gegen seinen Herrn zutraulich, gegen alle Fremden aber mißtrauisch, heim tückisch und ei krakehlcrischcr, bissiger Geselle ist. Daß er gern beißt, macht jedoch seinen Biß nicht giftig. verheerendes Feuer in Galveflon. Texas. Am Freitag wurde ein gro ßer Theil der Stadt Galvcston in Texas durch Feuer zerstört. Der Verlust wird auf drei Millionen Dollar ge schätzt. Im ganzen brannten 26 größe re Gebäude nieder. , Schreckliche Unglücksfälle in Europa. London, 6. Juni. Während der landwirthschafllichcn Ausstellung in Bath in England, sturzic die Widcombc Hänge-Brücke über den Avon-Fluß und mit ihr 250 Personen 30 Fuß lief in den Flnß hinab. Etwa 16 bis 20 Per sonen ertranken und 64 wurden verwun det, einige darunter tödtlich. Dießrüc ke brach in der Mitte völlig cnizwei. Wie, 7. Juni. Eine italienische Fregatte mit 250 Mann lief in de Dardanellen gegen einen Torpedo, wo durch das Schiff in die Luft gesprengt und sämtliche Personen gclödtct wur-
Significant historical Pennsylvania newspapers